Auf der Straße des Versagens
1. Mose 13,12; 14,12; 19,1

David Roderick Reid

© SoundWords, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 05.12.2023

Leitverse: 1. Mose 13,12; 14,12; 19,1

1Mo 13,12: Abram wohnte im Land Kanaan, und Lot wohnte in den Städten der Ebene und schlug Zelte auf bis nach Sodom.

1Mo 14,12: Sie nahmen Lot, Abrams Bruders Sohn, und seine Habe und zogen davon; denn er wohnte in Sodom.

1Mo 19,1: Die beiden Engel kamen am Abend nach Sodom; und Lot saß im Tor Sodoms.

Einleitung

Studenten versagen aus vielerlei Gründen. Aber eins haben sie alle gemeinsam: Sie versagen nicht urplötzlich und unvermittelt; Versagen ist immer ein Prozess. Das gilt genauso, wenn ein Christ versagt. Wachsende Christen versagen nicht plötzlich, sondern immer geht es schrittweise weiter auf der Straße des Versagens.

In der Geschichte von Lot im ersten Buch Mose finden wir den traurigen Fall eines Gläubigen, der versagte. Lot war ganz klar ein Gläubiger. In 2. Petrus 2,7.8 wird Lot dreimal „gerecht“ genannt. Aber der „gerechte“ Lot versagte darin, sein Leben für Gott zu führen. Er reiste auf der Straße des Versagens. Jeder Christ kann heute genau dasselbe tun. Er führt entweder ein Leben, das für Gott zählt, oder er erleidet Schiffbruch in seinem Leben, was die ewigen Werte betrifft (s. 1Kor 3,11-15). Wie tragisch und beschämend wird es für ihn sein, wenn er vor dem Herrn steht und Rechenschaft für ein leeres und vergeudetes Leben ablegen muss (s. 2Kor 5,10). Obwohl diese Art des Versagens bei einem wahren Christen sein ewiges Schicksal nicht berührt – ob er in den Himmel oder in die Hölle kommt –, gibt es doch einige warnende Abschnitte der Schrift. Sie möchten den ungehorsamen Gläubigen sehr ernst dahin führen, dass er sein Bekenntnis zu Christus prüft und sich vergewissert, dass er wirklich errettet ist (s. Joh 15,4-6; Kol 1,23). Wir wollen uns als wachsende Christen sehr darum bemühen, die Straße des Versagens zu meiden.

Die falsche Perspektive – Lot

Den ersten Schritt in Richtung Versagen tat Lot, als er die Dinge aus einer falschen Perspektive betrachtete. Er machte eine selbstsüchtige Wahl: Er „erwählte sich …“ (1Mo 13,11). Seine Wahl stützte sich nur auf das, was wie das Beste aussah: Er sah „die bewässerte Ebene des Jordan“ (1Mo 13,10). Seine Perspektive berücksichtigte nicht, dass den bösen Städten des Tals die Zerstörung bevorstand: „Das war, bevor der HERR Sodom und Gomorra zerstörte“ (1Mo 13,10). Lot hatte die falsche Perspektive, weil er nicht in Gemeinschaft mit Gott war. Der Blickpunkt eines Christen, der außerhalb der Gemeinschaft mit dem Herrn lebt, ist derselbe wie bei Lot: selbstsüchtig, weltlich und kurzsichtig.

Wie Lot beginnt für viele Christen die Straße des Versagens damit, dass sie „ihre Augen aufheben“ (1Mo 13,10) und all die Möglichkeiten und Gelegenheiten sehen, die diese Welt zu bieten hat. Es ist nur ganz natürlich, wenn ich das wähle, was mir das meiste Vergnügen und die meisten Besitztümer und die meiste Macht bietet. Aber das ist die falsche Perspektive. Gottes Wort sagt ganz klar, dass diese Welt und alles, was sie bietet, dem Verderben entgegengeht (s. 1Kor 7,31; 1Joh 2,17). Wie Sodom und Gomorra ist diese Welt für das Gericht Gottes bestimmt. Es ist nur eine Sache der Zeit, bis die Erde zerstört und ersetzt wird durch „neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (s. 2Pet 3,10-13).

Kein Christ, der bei klarem Verstand ist, würde in diesem gegenwärtigen Weltsystem Aktien anlegen. Würdest du Geld auf eine Bank bringen, von der du ganz klar weißt, dass sie morgen zusammenbricht? Würdest du ein Haus unterhalb eines Dammes kaufen, der den Behörden zufolgen höchst unsicher ist? Natürlich nicht! Aber das veranschaulicht sehr gut, was einige Christen mit ihrem Leben tun, weil sie eine weltliche und natürliche Perspektive haben: Sie investieren ihre Zeit und Energie in etwas, was völlig ausgewischt werden wird und keinen Ewigkeitswert hat. Ein Christ mit einer falschen Perspektive hat begonnen, in seinem Leben auf einem Weg des Versagens zu gehen.

Die richtige Perspektive – Abraham

Welch einen Gegensatz sehen wir zwischen Lot und Abraham! Abraham war ein treuer Gläubiger, der die richtige Perspektive hatte. Er war in Gemeinschaft mit Gott. Obwohl Abraham und Lot dasselbe biologische Erbe hatten, denselben sozialen Hintergrund, dieselbe kulturelle Umgebung (s. 1Mo 11–12), hatte Abraham einen ganz anderen Ausblick auf die Dinge, weil er mit dem HERRN wandelte. Lesen wir 1. Mose 13,3-5, wo Abram (Gott änderte später seinen Namen zu Abraham) den HERRN anbetete, als sie zu dem Altar nach Bethel kamen. Lot war auch ein Gläubiger, aber wir lesen nicht, dass er den HERRN anbetete oder anrief. Wir lesen nur, dass auch er „Kleinvieh und Rinder und Zelte hatte“.

Wie ist es mit uns? Begegnen wir dem Leben mit der Perspektive eines Abraham oder mit der Perspektive eines Lot? In Hebräer 11,10 lesen wir, dass Abraham „die Stadt erwartete, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“. Abraham hatte die richtige Perspektive. Er ruhte durch Glauben auf den Verheißungen des Wortes Gottes an ihn (1Mo 12,1-3). Abraham war nicht interessiert an irdischen und von Menschen gemachten Städten wie Sodom und Gomorra. Er befasste sich mit zuverlässigeren Grundlagen: mit den ewigen Werten Gottes. Nach was für einer Stadt schaust du aus?

Lot liebäugelte mit der Welt

Lots zweiten Schritt auf der Straße des Versagens finden wir in 1. Mose 13,12: Er „schlug Zelte auf bis nach Sodom“. Er zog nicht in Sodom ein, doch er liebäugelte mit der Welt.

Das ist normalerweise der nächste Schritt, wenn ein Christ versagt. An diesem Punkt ist überhaupt nicht die Rede davon, dass so ein Christ in offener Sünde lebt; es ist nur eine Bewegung in die falsche Richtung: Man nimmt eine gut bezahlte Arbeit an, die einen in unmoralische Praktiken verstrickt; man wird in aufregende Freizeitaktivitäten hineingezogen, die einem Zeit und Begabung wegnehmen, die dann der christlichen Gruppe auf dem Unicampus fehlen; man verliebt sich in einen „unwiderstehlichen“ Ungläubigen – all das können „unschuldige“ Bewegungen in die falsche Richtung sein. Es ist nur noch eine Sache der Zeit, bis der versagende Christ in Sodom „einzieht“, so wie Lot es tat. In 1. Mose 14,12 lebt Lot in Sodom.

… und Abraham?

Was für einen Gegensatz sehen wir bei Abraham. In 1. Mose 13,18 sehen wir auch bei ihm, dass er sein Zelt bewegt, aber nicht in die Richtung nach Sodom: Er zog nach Hebron in das Bergland und „baute dort dem HERRN einen Altar“. Es gab keinen Altar bei Sodom! Auch lesen wir, dass der Herr dem Abraham das ganze Land verhieß (1Mo 13,14-18).

Was für eine Lektion! Gottes Wort sagt ganz klar, dass der Herr Jesus eines Tages wiederkommt und sein Reich auf dieser Erde aufrichtet (2Tim 4,1). Jenen Christen, die in diesem Leben treu sind und ausharren, wird ein überfließender Anteil in jenem Reich verheißen (Jak 2,5; 2Pet 1,11; 2Tim 2,12). Lasst uns nicht unsere Belohnung verlieren!

Die Verstrickungen in Sodom

In 1. Mose 14 sehen wir, dass die Probleme Sodoms auch Lots Probleme wurden, weil er mit dieser bösen Stadt verbunden war. Abraham andererseits war frei von all der Unruhe und dem Streit und den Problemen Sodoms. Nicht frei natürlich, um unbekümmert zu sein; nein, Abraham war sehr besorgt über die Probleme der Menschen in Sodom – und ganz besonders über die Lage seines Mitgläubigen und engen Verwandten Lot. Und er tat etwas!

Hier haben wir wieder eine Lektion über die richtige Verbindung des Christen zu dieser Welt. Ein gottesfürchtiger Wandel wird uns von viel Unruhe und Chaos dieses Weltsystems befreien. Aber wir haben eine Verantwortung, den Menschen zu helfen, die in seinen Fängen gefangen sind, und wir sollten alles tun, was in unserer Kraft steht (in Gottes Kraft!), um unsere versagenden Brüder und Schwestern in Christus zu „retten“. Wie Abraham müssen wir nicht Teil des Sodom-Systems werden, um den Menschen dort zu helfen. Wir sind frei, um genau aus dem Grund zu helfen: weil wir eben nicht Teil dieses Systems sind. Unser Herr Jesus sagte, dass wir wohl in der Welt sind, aber nicht Teil dieses bösen Weltsystems (Joh 17,9-23). Beachten wir, dass Abraham sich durch den König von Sodom und die Siegesbeute nicht einwickeln ließ (1Mo 14,21-24). Es war kein Zufall, dass der gottesfürchtige Melchisedek kam, um Abraham zu segnen und zu ermutigen. Gott hat immer Wege, um uns in schwierigen Zeiten zu stärken.

Endstation: Welt (in den Toren Sodoms)

In 1. Mose 19 sehen wir, dass Lot vollkommen in die Geschäfte Sodoms verwickelt ist. Dies ist ein weiterer folgerichtiger Schritt auf der Straße des Versagens. Wir hätten gedacht, dass Lot aus der knappen Flucht in Kapitel 14 seine Lektion gelernt hat oder wenigstens aus der Liebe, die Abraham ihm gegenüber gezeigt hatte. Aber versagende Gläubige werden oft gleichgültig und unempfindlich für Liebe und gesunden Menschenverstand. Wie muss das Abraham entmutigt haben. Viele von uns können hierin mit Abraham mitfühlen. Manchmal ist fast ein weltbewegendes und traumatisches Geschehen nötig, um einen Gläubigen aus Sodom herauszubekommen. Engel und Feuer vom Himmel trieben Lot endlich aus Sodom heraus. Aber selbst dann ging es nicht ohne großen Kampf, Verzögerung und Verlust (1Mo 19,15-29).

Lots Widerwille, Sodom zu verlassen, ist nicht das einzige Anzeichen, dass er in Sodom verwickelt war. Wenn wir die Kapitel näher studieren, finden wir Hinweise, dass Lot wahrscheinlich mit einer Frau aus Sodom verheiratet war. Er verließ sein Zelt und kaufte sich ein Haus in Sodom. Er zog seine Familie in Sodom auf, und Familienwurzeln sind schwer aufzulösen. Darüber hinaus scheint es, dass Lot in die politische Korruption in Sodom verwickelt war. Das „Sitzen im Tor Sodoms“ (1Mo 19,1) kann bedeuten, dass Lot an den Angelegenheiten der Stadtverwaltung in Sodom beteiligt war. Lot versuchte vielleicht, Reformen in der Stadt einzuführen, aber es ist sehr interessant, dass Abraham, der außerhalb der Stadt lebte, ein größeres Zeugnis für den König von Sodom an einem einzigen Tag war als Lot während seines ganzen Lebens in der Stadt.

Wie Lot sind viele Christen nicht unbedingt in die „groben“ Sünden dieser Welt verstrickt wie Homosexualität und Gewalt (1Mo 19,2-9), aber ihr Denken wird verdreht und entstellt (s. 1Mo 19,8), weil sie den Kontakt mit Gott verloren haben. Ihr letzter Rest von Zeugnis ist dann verdreht und verzerrt (1Mo 19,14). Ein versagender Christ auf dieser Stufe ist wirklich ein trauriges Bild.

Die Schlussszene von Lot ist tragisch. Durch die Barmherzigkeit Gottes wurde sein Leben bewahrt, aber er verlor alles: seine Arbeit, sein Haus, seine Besitztümer, seine Frau. Ja, Lot konnte seine zwei Töchter aus der Stadt herausbringen, aber er konnte Sodom nicht mehr aus seinen Töchtern entfernen (1Mo 19,30-38). Aus dieser Inzestverbindung entstanden Moab und Amon – zwei Nationen, die auf Jahre hinaus eine Plage für das Volk Gottes waren.

Lots Versagen, das mit einer Wahl begann, hatte verheerende Folgen für ihn selbst, seine Familie und schließlich für ganz Israel. Seine Geschichte ist eine klare und ernste Warnung für jeden wachsenden Christen. Reise nicht auf der Straße des Versagens!


Originaltitel: „The Road to Failure“
Quelle: www.growingchristians.org

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