Einleitung
Erfolg!? Was hat das mit Christsein zu tun? Im Christenleben geht es doch nicht um Erfolg – oder vielleicht doch?
Paulus schreibt in Galater 2,2: „… damit ich nicht etwa vergeblich laufe oder gelaufen wäre“, und in Philipper 2,16: „… dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch auch vergeblich gearbeitet habe.“
Der Herr Jesus gibt in Lukas 19 ein Gleichnis: „Er sprach nun: Ein gewisser hochgeborener Mann zog in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen. Er berief aber seine zehn Knechte und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt, bis ich komme. … Und es geschah, als er zurückkam, nachdem er das Reich empfangen hatte, da hieß er diese Knechte, denen er das Geld gegeben, zu sich rufen, auf dass er wisse, was ein jeder erhandelt hätte. Der erste aber kam herbei und sagte: Herr, dein Pfund hat zehn Pfunde hinzugewonnen. Und er sprach zu ihm: Wohl, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu warst, so habe Gewalt über zehn Städte.“ Dann gibt es in diesem Gleichnis auch jemand, der nichts eingebracht hatte, und der Herr fragte ihn: „Warum hast du mein Geld nicht in eine Bank gegeben, und wenn ich kam, hätte ich es mit Zinsen eingefordert?“
Es ist also wohl doch so, dass der Herr uns Gaben, Fähigkeiten und Mittel geschenkt hat, damit wir mit ihnen etwas für Ihn „erwirtschaften“. Warum aber bleibt der „Erfolg“ bei uns so oft aus? Nun meinen wir vielleicht, der Gedanke, dass ein Gläubiger mit seinen Gaben, Fähigkeiten und Mitteln etwas „erwirtschaften soll“, beziehe sich nur auf Leute wie den Apostel Paulus oder vielleicht auf Brüder und Schwestern, die vollzeitig im Reich Gottes arbeiten. Dabei übersehen wir aber völlig, dass wir alle Diener oder Knechte unseres Herrn sind und dass Er uns errettet und in dieser Welt gelassen hat, damit wir für Ihn arbeiten.
In diesem Artikel wollen wir jedoch einmal voraussetzen, dass wir wirklich alle überzeugt sind, dass wir erfolgreiche Arbeiter für unseren Herrn sein wollen. Wie kommt es aber, dass wir es doch oft nicht sind und dass der Erfolg ausbleibt?
In der Wirtschaft – und das Gleichnis unseres Herrn ist aus der Wirtschaft – macht man sich seit langem vor allem in Personalabteilungen darüber Gedanken, welche Eigenschaften ein Mitarbeiter haben sollte, damit er ein erfolgreicher Mitarbeiter ist, der seinen Beitrag zu den Unternehmenszielen leistet. Es hat sich herausgestellt, dass individuelle Persönlichkeit mit all ihren Eigenschaften und Kompetenzen (sogenannte Soft Skills) oft wichtiger ist als die fachliche Qualifikation. Je nach Branche werden unterschiedliche Fähigkeiten gefordert: Kommunikations- und Teamfähigkeit, Sensibilität, Kontaktfähigkeit oder die Fähigkeit, andere Menschen für ein gemeinsames Ziel zu begeistern. Im Wirtschaftsleben haben sich drei Soft Skills als elementar und entscheidend herauskristallisiert, die auch für den Erfolg im Arbeitsleben für den Herrn von entscheidender Bedeutung sind:
Soft Skills – Eigenschaften
1. Zielklarheit – das Motiv entscheidet
Viele Autos besitzen sogenannte Navigationssysteme, die den Fahrer auf dem schnellsten Weg zum Ziel bringen sollen. Um sie zu aktivieren, muss zunächst das gewünschte Ziel eingegeben werden. Satelliten orten nun den Standort, es werden gezielte Anweisungen gegeben, welche Strecke genommen werden muss. Je genauer wir die Zieldaten eingeben (Straße, Hausnummer), desto näher bringt uns das System zum gewünschten Ort. Selbst wenn wir einmal eine Abbiegung versäumen, errechnet der Computer die neue Strecke auf der Grundlage des neuen Standortes. Dabei ist es kein Problem, einmal falsch zu fahren. Nur eines dürfen wir nie vergessen: das Ziel einzugeben. Im richtigen Leben entspricht dieses Navigationssystem dem Herzen und dem Gehirn. Das funktioniert allerdings auch ohne Zieleingabe. Aber Ziele ohne genaue Zieleingabe sind schwer zu erreichen. Ziele wirken wie ein Kompass. Ziele sind ein Erfolgsmagnet. Ziele wirken wie ein Wegweiser. Eine besondere Zielvision sorgt erst für den nötigen „Drive“ zum Anfangen. Und Motivation (aus dem Lateinischen movere = „sich bewegen“) ist bekanntlich diese treibende Kraft im Leben, die unsere Gefühle und Handlungen bestärkt, erfolgreich zu sein. Motivation ist das Motiv für Aktion. Das Motiv ist entscheidend. Wir kennen das alle aus der Kriminologie. Woran orientieren sich Kommissare zuallererst, wenn sie einen Mörder suchen? Und was bringt sie fast immer auf die richtige Spur? Genau, die Antwort auf die Frage: Wer hatte das stärkste Motiv für die Tat? Unsere Motivation hängt also von den Motiven, den klaren Zielen ab.
Wie sieht es nun mit den Zielen bei uns Christen aus? Wenn wir zum Beispiel dafür beten, dass sich doch noch viele bekehren, dann hört sich das vielleicht wie ein Ziel an, aber es wäre so ungefähr, als wenn wir in das Navigationssystem als Ziel eingeben würden: „Wo es schön ist“. Kein Navigationssystem kann so etwas leisten. Und auch wir werden wahrscheinlich nie einen „Erfolg“ dieses Gebetes sehen, weil wir es an gar nichts messen können. Hier fehlt das konkrete Ziel. Ganz anders sieht es aus, wenn wir zum Beispiel beten, dass sich einer in unserer Straße bekehrt. Dann geht es vielleicht um zehn mögliche Personen, und wir wissen, woran wir zu arbeiten haben. Und wenn sich dann jemand bekehrt, dann wissen wir, dass der Herr uns den Erfolg geschenkt hat, und wir können Ihm auch ganz konkret danken.
Wenn es um die Gemeinde geht, welche Ziele haben wir da eigentlich? Dass wir uns in zehn Jahren noch genauso versammeln können wie heute? Diese Antwort bedeutet eigentlich, dass wir gar keine konkreten Ziele haben. Wenn wir aber konkrete Ziele hätten (Beispiele: mit zehn Gläubigen aus anderen Kreisen über unsere christlichen Segnung sprechen, drei Ungläubige mit in die Zusammenkünfte bringen, eine Kinderstunde einrichten, fünfzehn neue Loblieder suchen und einüben usw.), dann wüsste man wenigstens, wofür man sich einsetzen könnte. Weil wir aber oftmals keine Ziele haben, bleibt nicht nur alles, wie es ist, sondern schon nach einigen Jahren wird man so sehr eingeschlafen sein, dass man nicht einmal mehr merkt, dass sich eigentlich schon seit Jahren nichts mehr bewegt. Manchmal merkt man nicht einmal mehr, dass alles stagniert und sogar rückläufig ist – einfach weil man keine Ziele mehr hat. Was wir also brauchen, sind verantwortliche Gemeindeglieder, die sich zusammensetzen und den Herrn bitten: „Herr, uns ist klargeworden, dass Du uns die Verantwortung für Deine Gemeinde anvertraut hast. Bitte, Herr, zeige uns, was Du für Pläne, für Ziele mit dieser Gemeinde hast.“ – Und wir sind überzeugt: Der Herr wird auf dieses Gebet antworten und uns seine Ziele vor unsere Augen und Herzen stellen.
2. Selbstverantwortung – Ausreden über Bord
Immer sind die anderen schuld: der Chef, die Mitarbeiter, das Aufgabengebiet, die Politik, das Wetter, die Wirtschaftsflaute oder die Eltern, sprich die Erziehung, die Gene. So ist es in der Wirtschaft. Und bei uns Christen? Die Arbeit, die Familie, die Kinder und – ja, wenn die Brüder nicht wären … Wer immer anderen und den unglücklichen Umständen die Schuld zuweist, macht es sich leicht, zu leicht. So schiebt man die Verantwortung ab. Man verschafft sich ein Alibi und muss sich nicht ändern und vor allem keine Energie aufwenden. Aber dann wird sich auch nichts ändern, alles bleibt beim Alten. Doch Ausreden sind beliebt, bequem und sicher auch menschlich. Denn oft helfen sie, das eigene Gesicht zu wahren, und das ist wichtig. „Eigentlich müsste ich ja …“, „Ich könnte ja mal …“, „Ich sollte vielleicht …“ Könnte, hätte, müsste, sollte. Am Ende eines Lebens können das die traurigen Worte verpasster Chancen sein. Wenn ich genügend Geld hätte, ja dann … Wenn ich doch mehr Zeit hätte, dann … Wenn die Brüder nicht so wären, dann … Wenn, wenn, wenn …
Das „Verantwortung-Abschieben“ ist ein überall beliebtes Spiel. Auch der Knecht im oben erwähnten Gleichnis, der nichts erhandelt hatte, brachte seine Entschuldigungen. Allerdings geben wir damit auch das Werkzeug aus der Hand, wirklich etwas zu verändern. Ausflüchte sind bequeme Hintertürchen, aber auch ganz gemeine Fallen, in die man selbst hineinfällt. Es ist oft unbequem, selbst Verantwortung zu übernehmen. Doch es ist oft die einzige Möglichkeit, etwas zu bewirken. Schmeiß alle Ausreden über Bord! Übernimm die Verantwortung für eine konkrete Aufgabe!
Die gefährlichsten Ausreden sind die frommen Ausreden:
„Wir leben nun mal in der Endzeit, wo sowieso alles schwach ist, und es ist die Zeit der kleinen Kraft. Philadelphia war auch dadurch gekennzeichnet, dass es nur eine kleine Kraft hatte.“
Natürlich haben wir nur eine kleine Kraft, aber das heißt nicht, dass der Herr damit nicht Großes bewirken kann, wenn wir nur wollen. Wie klein war die Kraft eines Gideon, ja, wie wurde sie sogar auch bewusst durch Gott noch immer kleiner gemacht:
- Sein Erbteil ist das kleinste im ganzen Stamm Manasse (Ri 6,15).
- Er ist der Jüngste im Haus seines Vaters (Ri 6,15).
- Er hat Angst vor dem Haus seines Vaters und den Leuten der Stadt (Ri 6,27).
- Er will seine Zweifel durch ein Wunder beseitigt bekommen (Ri 6,36.37).
- Trotz des Wunders bleiben seine Zweifel (Ri 6,39).
- Sein Heer wird von 32.000 auf 10.000 reduziert (Ri 7,3).
- Sein Heer wird von 10.000 noch mal auf 300 reduziert (Ri 7,7).
- Seine Waffen sind zunächst Posaunen, Fackeln und leere Krüge (Ri 7,16).
- Er erlebt Neid und Zank von den Ephraimitern (Ri 8,1).
- Er ist ermattet (Ri 8,5).
- Er bekommt keine Unterstützung, sondern nur Spott aus dem eigenen Volk (Ri 6,15).
Weniger Kraft konnte eigentlich keiner haben, oder? Und doch errang dieser Mann, Gideon – dies „kleine Gerstenbrot“ (Ri 7,13.14) –, mit dieser winzigen Kraft den Sieg über ein Heer, von dem es heißt, dass es war „wie die Heuschrecken an Menge; und ihrer Kamele war keine Zahl, wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist, an Menge“ (Ri 6,5). Kennst du ein größeres Heer in alttestamentlicher Zeit als das Heer, das hier beschrieben wird? Und dieses Riesenheer schlägt nicht der mächtige Simson, wie wir es erwartet hätten, sondern der ganz schwache Gideon! „Kleine Kraft“ ist also nichts als Ausrede! Gerade das will der Herr gebrauchen, damit wir hinterher nicht stolz sind auf uns selbst. Nebenbei zeigt die weitere Geschichte Gideons, dass selbst das oft nicht ausreicht, um uns vor Stolz zu bewahren.
Doch dann kommt die nächste Ausrede: „Das muss mir der Herr erst einmal klarmachen, dass ich nun gerade der bin, der diese Aufgabe übernehmen soll.“
Ja, selbstverständlich müssen wir vom Herrn uns die Aufgabe geben lassen, aber hat Er sie uns nicht oft schon direkt vor die Füße gelegt, und verstecken wir uns nicht dahinter, dass wir es eben halt doch nicht so ganz genau wissen, ob es nun wirklich unsere Aufgabe ist? „Handelt, bis ich komme!“ Danach ist keine Zeit mehr.
Aber es ist noch lange nicht vorbei mit den frommen Ausreden: „Der Heilige Geist muss es bewirken, aus eigener Kraft schaffe ich es sowieso nicht!“
Ja, auch das ist wahr, aber wenn ich die Hände in den Schoß lege, kann der Heilige Geist mich eben nicht gebrauchen. Viel wichtiger ist es, dass ich jede Tätigkeit durch intensives, abhängiges Gebet begleite und mir, nachdem der „Erfolg“ da ist, nicht einbilde, ich hätte es selbst geschafft, sondern einzig dem Herrn dankbar bin, dass Er es durch seinen Geist bewirkt hat und mich dazu benutzt hat.
Oft sind uns Veränderungen einfach auch lästig, und wir sind insgeheim ganz froh, dass wir diese frommen Ausreden haben. Viele haben erkannt, dass mit dem benutzten Liederbuch nicht alle Themen adäquat abgedeckt werden und dass wir uns vor allen Dingen nichts mehr dabei denken, weil wir die Lieder schon hunderte Male gesungen haben, und wünschen sich daher vielleicht einmal eine Erweiterung des Liedgutes in den Gemeindestunden, aber sie wissen genau, was für ein Aufwand betrieben werden müsste, bis diese neuen Lieder auch gesungen werden können. Man müsste vielleicht neue Liederbücher anschaffen: „Ach, das kostet auch noch Geld oder man müsste gar vielleicht neue Lieder schreiben, Gedichte vertonen, Lieder drucken; na, jetzt hört’s aber auf, wir wollen es mal nicht gleich übertreiben.“ Man müsste sich vielleicht mal außerhalb der Gemeindestunden Zeit nehmen und gemeinsam einige Lieder üben. Und weil das allein vielen schon zu lästig ist, hätten sie zwar gern die neuen Lieder, sind aber gleichzeitig froh, dass es manche schöne fromme Ausrede gibt – „Wir haben ja noch die alten Geschwister, auf die müssen wir Rücksicht nehmen“ –, um gar nicht erst damit anzufangen. Und wieder einmal wird es nichts mit der biblischen Aufforderung: „Singt dem Herrn ein neues Lied.“ Da bleiben wir bei den alten Liedern, die tun es ja auch.
3. Selbstdisziplin – ein entscheidender Schlüssel
Selbstdisziplin ist, obwohl sie bei den neun Aspekten der Frucht des Geistes an letzter Stelle kommt, einer der wichtigsten Faktoren für Erfolg bei der Arbeit. Selbstdisziplin ist die Fähigkeit, als Frucht des Wirkens des Geistes den eigenen Willen, die Gedanken und das Verhalten zu kontrollieren. Nur mit hinreichender Selbstdisziplin tun wir alles, was für den Erfolg zu tun ist, und tun es dann auch, wenn wir uns mal nicht so danach fühlen. Steffi Graf sagte so treffend: „Viele Mädchen haben das Zeug zu einer großen Tenniskarriere, aber nur wenige haben die Selbstdisziplin, die dazu nötig ist!“ Schon der Apostel Paulus hatte diese Erkenntnis, wenn er schreibt: „Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber einer den Preis empfängt? Lauft also, auf dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, ist selbstdiszipliniert in allem; jene freilich, auf dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche“ (1Kor 9,24).
Mit wie viel anderen Dingen verzetteln wir uns auch oft, ohne beharrlich an unseren Aufgaben für den Herrn, für die Gemeinde, für das Evangelium zu arbeiten. Für unser Fleisch, für unsere natürlichen Empfindungen gibt es vielleicht manche angenehmeren Beschäftigungen, aber „niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat“ (2Tim 2,4).
Sicherlich kann nicht jeder nachts den Schlaf mit einem Eimer kalten Wassers bekämpfen, um weiter die Schrift zu studieren, wie der holländische Bibelausleger H.L. Heijkoop, morgens um halb vier aufstehen wie R.C. Chapman, über tausend Namen im Gebet vor den Herrn bringen wie A. Winterhoff, auf eine Heirat verzichten wie J.N. Darby, mit Verzicht auf jeglichen Komfort in die unwirtlichsten Gegenden der Welt ziehen, wie viele Missionare es getan haben und tun. Aber eins ist absolut sicher: Ohne Einschränkungen im privaten Bereich schenkt der Herr auch keinen Erfolg.
Einer der wichtigsten Aspekte der Selbstdisziplin ist auch Geduld – das „Dranbleiben“ trotz Widerstand. Alles braucht nun einmal seine Zeit. Den richtigen Zeitpunkt abwarten zu können, auf das richtige Timing zu setzen in diesen schnelllebigen Zeiten, das wird gern vergessen oder als „uncool“ abgetan. Ungeduldig sein, das gehört zu den beliebten menschlichen Schwächen. Jetzt etwas tun und sofort das Ergebnis genießen. Weit gefehlt. Lebenserfolg verlangt Beharrlichkeit und Disziplin. Das sieht man vielleicht manchmal von außen nicht so. Wer weiß schon, dass ein Walt Disney dreihundertzwei Banken für seinen ersten Kredit besuchen musste oder dass Stefan Raab zwei Jahre warten musste, um ein O.K. für seine weltlich gesehen erfolgreiche Fernsehproduktion TV Total zu erhalten. Geduld und Selbstdisziplin war immer gefordert. Der Weg zum Lebenserfolg ist nun einmal kein Fahrstuhl, bei dem man nur auf den Knopf zu drücken braucht, sondern eine Treppe, bei der man Stufe für Stufe erklimmen muss. Alles braucht seine Zeit. Dies ist ein Naturgesetz (s. Pred 3). Der Apostel Paulus sagt in 2. Timotheus 2,6: „Der Ackerbauer muss, um die Früchte zu genießen, zuerst arbeiten.“ Und manche Missionare erfuhren, dass sie oft Jahre warten mussten, bis sich endlich die erste Person bekehrte. So wollen auch wir weitermachen und immer daran denken, dass 1. Korinther 15,58 uns ermuntert: „Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werke des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.“
Hard Skills – Wissen
Oben genannte Schlüsseleigenschaften sind im natürlichen Leben nicht viel wert ohne ein Fundament des Wissens, so wie ein stabiles Haus auch ein gutes Fundament braucht. Wissen ist wie Licht ins Dunkel bringen. Wissen heißt, das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden zu können. Wissen macht sicher. Wissen bedeutet auch, in der Lage zu sein, richtige Ziele zu definieren. Daher sagt der Apostel Paulus zu Timotheus: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist“ (2Tim 3,14.15).
Könnte er das auch von uns sagen, dass wir aus der Schrift und von geistlichen Vätern wirklich gelernt haben? Im ersten Kapitel dieses Briefes sagt der Apostel ihm: „Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast, in Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind. Bewahre das schöne anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt“ (2Tim 1,13). Hast du ein solches Bild gesunder Worte, nicht nur ein paar Puzzleteile, ein anvertrautes Gut, das du bewahren kannst? Wie willst du zum Beispiel Ziele für die Gemeinde finden, wenn du gar keine richtige Vorstellung davon hast, was die Gemeinde nach den Gedanken Gottes ist? Wie willst du das Evangelium verkündigen, wenn du dich nicht mal wenigstens mit dem ersten Teil des Römerbriefs beschäftigt hast, wo der Geist Gottes erklärt, was das Evangelium ist?
Unsere Kraftquelle
Wenn wir oben von den Soft Skills gesprochen haben, dann haben wir uns dort auf Soft Skills beschränkt, die auch in der Wirtschaft von Bedeutung sind, und wir haben die eigentliche Kraftquelle nicht erwähnt. Was bringt einen Menschen dazu, Verantwortung zu übernehmen, Selbstdisziplin zu üben oder auch zielstrebig zu sein? Natürlich, es handelt sich da in der Wirtschaft um Anerkennung, Gehaltserhöhungen, Ruhm und Karriere. Das sind meistens die dahinterstehenden Anreize.
Bei einem Christen jedoch ist das ganz anders. Denn die Kraft, für einen unsichtbaren Herrn zu arbeiten und für Ziele, die kein Geld, keinen Ruhm noch Anerkennung seitens der Menschen einbringen, und dabei noch eiserne Selbstdisziplin zu üben und Verantwortung und Initiative zu übernehmen – diese Kraft kann nur die Liebe sein. Der Diener und Mitarbeiter im Reich Gottes handelt aus Liebe zu seinem Herrn, der für ihn gestorben ist und alles für ihn gegeben hat, und er handelt auch aus Liebe zu den Mitgläubigen, für die Christus genauso gestorben ist. Nur Liebe führt mich zu einem geheiligten (disziplinierten) Leben, nur die Liebe lässt mich, das Ziel anschauend, jagen zum Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christi Jesu (Phil 3,14), und nur die Liebe gibt mir Kraft, Verantwortung in der Gemeinde zu übernehmen. Aber „diese Liebe Gottes ist“ auch „ausgegossen in unsere Herzen, durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist“ (Röm 5,5).
Und selbst wenn es noch so wäre, dass wir auch alle Soft Skills hätten, so dass wir selbst bereit wären, alle unsere Habe zur Speisung der Armen auszuteilen und unseren Leib hinzugeben, damit er verbrannt werde, und alle Hard Skills hinzu; wenn wir alle Prophezeiungen hätten und alle Geheimnisse und Erkenntnis wüssten, aber nicht die Liebe hätten, dann wäre uns selbst alles das nichts nütze (s. 1Kor 13,1-3). Wir wollen daran denken, dass die Gnadenzeit ganz kurz vor dem Abschluss steht; die Zeit also, wo wir noch handeln können, ist sehr beschränkt oder wie Paulus es im 1. Korintherbrief bereits ausdrückte: „Die Zeit ist gedrängt.“ Wenn sie damals schon gedrängt war, was ist sie dann wohl erst heute?
„Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten! Sehet nun zu, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse“ (Eph 5,15.16).
Wir empfehlen außerdem den Artikel von C.H. Mackintosh „Der Dienst des Wortes“.
Hier ein Auszug:
Für die Ausbildung eines erfolgreichen Dieners des Wortes Gottes sind zwei Elemente unabdingbar:
a) die genaue Bekanntschaft mit der Bibel und
b) das richtige Gefühl für den Wert der Seele und was die Seele braucht.
Die Kombination dieser beiden Fähigkeiten ist von größter Wichtigkeit für jeden, der berufen ist zum Dienst am Worte und in der Lehre. … [mehr]