Wenn die Seifenblase zerplatzt
Psalm 42 und 43

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 29.01.2009, aktualisiert: 04.12.2023

Leitverse: Psalm 42,6.12; 43,5

Ps 43,5: Was beugst du dich nieder, meine Seele, und was bist du unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, der die Rettung meines Angesichts und mein Gott ist.

Einleitung

Was tun wir, wenn „die Seifenblase platzt“? Wenn wir nach Jahren unsere Arbeitsstelle verlieren und ein neuer Job schwer zu finden ist? Wenn unser Teenager sich von unserer elterlichen Führung abwendet? Wenn ein Familienmitglied oder ein enger Freund plötzlich stirbt? Wenn ein Leiter in unserer Gemeinde verborgene Schwächen hat? Wenn eine langersehnte Schwangerschaft nicht zustande kommt? Wenn ein Dienst, der uns eine Herzensangelegenheit war, kläglich scheitert und wir ihn aufgegeben müssen? Es gibt viele Gründe, warum Gläubige heutzutage mit dem Kummer der Enttäuschung, Entmutigung und Ernüchterung konfrontiert werden.

Die Bibel lehrt nicht, dass Gläubige nie Enttäuschung erleiden werden. Tatsächlich ist die Bibel voll von Beispielen von Gläubigen, die Enttäuschung erlebt haben, Enttäuschung aufgrund von

  • Widerstand
  • Not wegen Mangel
  • Ablehnung
  • Verlust
  • Einsamkeit

Die Bibel behandelt das Problem der Enttäuschung, wenn man Enttäuschung erfährt, nicht falls man sie erfährt! Obwohl die Bibel dem Gläubigen nicht garantiert, dass er nie Entmutigung und Enttäuschung erleben wird, garantiert sie jedoch ein Heilmittel für jegliche Form der Enttäuschung.

Der Schreiber von Psalm 42 und Psalm 43 erlebte schwerste Enttäuschungen, aber sie führten ihn nie zur Verzweiflung, weil er sich zu dem Heilmittel wendete: dem HERRN selbst. Auch wir können Entmutigung und Enttäuschung ertragen, wenn wir nicht mehr versuchen, sie aus eigener Kraft zu bewältigen, und wenn wir die Situation dem Herrn überlassen. Lasst uns diese Wahrheit in Psalm 42 und Psalm 43 untersuchen.

Hintergrundinformationen

Psalm 42 und Psalm 43 gehören ursprünglich zusammen. Manche alte hebräische Manuskripte fassen diese beiden Psalmen sogar zusammen. Der Psalmist, der sich offenbar im Exil befand, sehnte sich danach, wieder in Jerusalem zu sein, wo er den HERRN in seinem heiligen Tempel anbeten konnte, frei von dem Widerstand des Feindes. In diesen Psalmen finden wir drei Strophen mit je vier Versen (Ps 42,2-6; 42,8-12; 43,1-5), wobei nach jeder Strophe derselbe Refrain wiederholt wird: „Was beugst du dich nieder, meine Seele, und was bist du unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, der die Rettung meines Angesichts und mein Gott ist.“

Der Titel „Ein Maskil von den Söhnen Korahs“ verrät uns, dass dies ein Lied über Weisheit und Einsicht ist. Die Weisheit resultierte daraus, dass der Schreiber Leid und Verlust ertragen hatte, und die Erkenntnis lag darin, zu lernen, dem HERRN vollkommen zu vertrauen. Wahrscheinlich schrieb ein Nachkomme Korahs diesen Psalm. Den Festzug zum Haus Gottes zu führen (Ps 42,5) und zum Altar Gottes zu kommen (Ps 43,4), sind Tätigkeiten eines Priesters oder Leviten, nicht die eines gewöhnlichen Juden.

Korah war ein Levit, der eine große Rebellion gegen Mose angeführt hatte (4Mo 16). Obwohl Korah und sein Gefolge auf aufsehenerregende Weise bestraft wurden, schlossen sich die Söhne Korahs augenscheinlich der Rebellion ihres Vaters nicht an und starben nicht (4Mo 26,11). Nachkommen in der Linie der Söhne Korahs wurden von David in den Musikdienst berufen, um den HERRN im Tempel zu preisen (1Chr 6,16.17). Sie dienten treu und leiteten den Lobgesang für den HERRN.

Viele Jahre herrschte der gute König Josaphat von Juda: „Da neigte sich Josaphat mit dem Gesicht zur Erde; und ganz Juda und die Bewohner von Jerusalem fielen nieder vor dem HERRN, um den HERRN anzubeten. Und die Leviten, von den Söhnen der Kehatiter und von den Söhnen der Korhiter, standen auf, um den HERRN, den Gott Israels, mit überaus lauter Stimme zu loben“ (2Chr 20,18.19). Aus Psalm 42,7 geht hervor, dass sich der Schreiber im Exil oder in Gefangenschaft irgendwo weit im Norden Israels befand, vielleicht in der Nähe der Quelle des Jordan am Fuß des Berges Hermon. Vielleicht war er von den Syrern gefangen genommen worden, als die Syrer den Norden Israels während der Regierungszeit von Ahab und Josaphat kontrollierten. Es ist ebenfalls gut möglich, dass die Assyrer ihn gefangen nahmen, als als Sanherib im Jahr 701 v.Chr. in Judäa einfiel. Wir wissen, dass Gott Jerusalem zu jener Zeit wunderbar errettete, jedoch wurden aus anderen Städten in Judäa viele Juden gefangen genommen und deportiert.

Auf assyrischen Reliefs aus dem Palast Sanheribs in Ninive finden sich unter den Gefangenen auch drei Musiker, die Leiern oder Seiteninstrumente in den Händen halten. Vielleicht sind diese Figuren „Söhne Korahs“. Die Reliefs können heute im Britischen Museum angeschaut werden.

1. Gläubige, die sich nach Gott sehnen, wenn sie dürsten, werden nicht enttäuscht

In der ersten Strophe (Ps 42,2-5) haben wir ein anschauliches Bild von einem Gläubigen, den es geistlich dürstet. Wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt, während Zeiten der Dürre, so fühlen sich auch oft überzeugte Gläubige geistlich ausgetrocknet, wenn sie schwierige und belastende Erfahrungen durchmachen. Sie sehnen sich danach, dass ihr Durst gestillt wird. Die Seele des Psalmisten war aufgelöst und stöhnte während dieser Zeit der schweren Erprobung. Er fühlte sich verlassen und vergessen von Gott und unterdrückt von seinen Feinden (Ps 42,11; 43,2). Vielleicht fragte er sich, wieso Gott diese Katastrophe zuließ, die ihn überkam. Wieso würde ein liebender Gott zulassen, dass mir dies zustößt, mir, seinem treuen Diener? Offenbar verzweifelte der Psalmist an dem Gedanken, nie nach Jerusalem zurückkehren zu können, und seine Kidnapper verstärkten das Gefühl von Verlust und Desillusionierung in Bezug auf Gott, in dem sie ihn verspotteten: „Wo ist dein Gott?“ (Ps 42,4). In diesem Zustand der Mutlosigkeit weinte er Tag und Nacht.

Viele Gläubige können sich auch heutzutage mit den Gefühlen des Psalmisten identifizieren. Wir sind nicht immun gegenüber den Katastrophen des Lebens. Manche von uns haben ähnliche Gefühle von Enttäuschung, Depression und Zweifel erfahren, überwältigt von Verlust und ernsthafter Krankheit. Wir weinen dann Tag und Nacht, das Leben erscheint uns hoffnungslos, und wir sehnen uns danach, dass unsere geistliche Dürre nachlässt. Aber das Wiederholen von Vers 6 zeigt, dass der Psalmist die Hoffnung nicht aufgegeben hatte! Er war nicht in einen Zustand von vollkommener Verzweiflung und Bitterkeit versunken. Seine einzige Quelle der Ermutigung war die Gewissheit, dass der Herr ihm tatsächlich in seiner Zeit der Not antworten würde.

In der zweiten Strophe gibt uns Psalm 42,7 Einsicht darin, wieso der Psalmist Hoffnung hatte, obwohl sich die Situation nicht einmal geändert hatte. Er erinnerte sich an den Herrn! Sich an Gottes Güte und Treue zu erinnern, ist für den Gläubigen wie ein tiefer Schluck geistlichen Wassers, das für den dürstenden Gläubigen vorgesehen ist. Wenn wir Zeiten von Leiden und Enttäuschung ins Gesicht sehen, können wir von der Treue des Herrn in der Vergangenheit ermutigt werden. Wenn wir biblische Berichte lesen, die von Gottes Treue zeugen, kann das unseren durstigen Seelen Trost spenden und Hoffnung geben.

Vers 9 steht im Kontrast zu Vers 4 (Ps 42,4.9). In der ersten Strophe trauert der Psalmist Tag und Nacht, aber in Vers 9 gibt er uns einen tieferen Einblick in die göttliche Antwort auf die Enttäuschung. Er hatte der Liebe Gottes sein Herz geöffnet, und in der Nacht waren ein Lied und ein Gebet auf seinen Lippen. Tränen der Verzweiflung wichen Liedern des Lobes!

Als Gläubige wissen wir, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann (Röm 8,38.39). Selbst in Zeiten des Leidens ist seine liebende Gegenwart da, um uns zu ermutigen. Wenn wir uns an Gottes Güte erinnern, kann die Liebe Gottes unser Herz erfüllen. Es hilft, unsere aufgewühlten und angstvollen Seelen zu beruhigen, und bringt Hoffnung für die Zukunft. Zu wissen, dass Gott uns liebt und mit uns ist, sich an seine Güte mit einem dankbaren Herzen zu erinnern, das zu einem Lied des Lobes anstimmt, wird über einen langen Weg den geistlichen Durst stillen. Gläubige, die sich nach Gott sehnen, wenn sie durstig sind, werden nicht enttäuscht.

2. Gläubige, die sich auf Gott verlassen, werden von Ihm nicht enttäuscht

Die „gnadenlose Nation“ und der „Mann des Betrugs“ (Ps 43,1) sind die Kidnapper, die den Psalmisten gefangen genommen hatten und ihn in seiner Gefangenschaft verspotteten. Beachte, dass er nicht begierig darauf war, persönliche Rache zu nehmen – er sehnte sich nur nach Überwindung und Errettung von der Unterdrückung durch die Feinde. Es ist eine wichtige Sache, sich daran zu erinnern, wenn uns andere Leute während einer schwierigen Situation Leiden zufügen. Lies dazu Römer 12,17-19.

Manchmal lässt Gott zu, dass all die irdischen Dinge, an die wir uns lehnen und die uns Sicherheit geben, verlorengehen, damit wir lernen, uns an Ihn zu lehnen. Viele der Aussagen des Psalmisten erinnern uns an Hiob, als er großen Verlust erlebte und großes Leid erlitt. Hiob konnte nicht verstehen, wieso Gott zugelassen hatte, dass ihn so viele Katastrophen überkamen. Sein Geist war bedrückt und niedergeschlagen.

Hiob musste lernen, dass Gott derjenige ist, der über alle Dinge die Kontrolle hat – und Hiob konnte Ihm vollkommen trauen, sowohl in guten Zeiten als auch in Zeiten von unglaublichem Verlust und Bedrückung. Er musste lernen, abzulassen und zu erkennen, dass er es mit Gott zu tun hatte. „Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin“ (Ps 46,11). Am Ende des Buches sagte Hiob: „Ich habe erkannt, dass du alles vermagst und kein Plan für dich unausführbar ist“ (Hiob 42,2). Er lernte vollkommen, auf Gott allein zu vertrauen, und er wurde nicht enttäuscht!

Leiden und Enttäuschung können uns entweder zur Verzweiflung treiben und uns bitter werden lassen, oder sie können Möglichkeiten für uns sein, zu wachsen und zu reifen. Jakobus 1 sagt uns, dass Gott alle Arten von Erprobungen und Schwierigkeiten benutzt, um unseren Glauben zur Reife zu bringen: „Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt“ (Jak 1,2-4). Auszuharren bedeutet, „am Ball zu bleiben“ trotz des Widerstands, der Entmutigung, des Verlusts oder jeder Art von Unterdrückung.

Aber wo können entmutigte Gläubige Kraft finden, um durchzuhalten? Indem sie sich auf Gott verlassen! Wenn wir noch so schwach sind, wird seine Stärke dafür sorgen, dass wir weiterlaufen.

„Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten“ (Ps 43,3). Hier bittet der Psalmist den Herrn um Wegweisung und Stärkung für den Lebensweg. In Zeiten von Not und Unsicherheit für die Zukunft können wir uns auf den Herrn verlassen. Sein Licht weist uns den Weg, und seine Wahrheit befähigt uns, weiter auf dem rechten Weg voranzuschreiten.

Wie wir im Refrain von Psalm 43 sehen können, vertraute der Psalmist auf Gott. Er war zu der Erkenntnis gekommen, dass er nichts tun konnte, was ihm Befreiung und Rückkehr in sein Vaterland bringen konnte, und dass Gott allein seine Hoffnung auf Errettung war. Gott allein würde sein Retter sein. Er fand Ermutigung und Gewissheit für die Zukunft in dem Glauben, dass Gott ihn auch tatsächlich hindurchbringen würde. „Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, der die Rettung meines Angesichts und mein Gott ist.“ Gläubige, die auf Gott vertrauen, wenn sie unterdrückt werden, werden von Gott nicht enttäuscht.

Praktische Anwendung

Ist es in Ordnung, nach dem Warum zu fragen?

In Psalm 42 und Psalm 43 fragt der Psalmist zehnmal nach dem Warum. War es falsch für den Psalmisten, Gott diese Frage zu stellen? War dies ein Zeichen dafür, dass er den Glauben aufgegeben hatte? Nein!

Es ist in Ordnung, nach dem Warum zu fragen – wenn wir dies mit der richtigen Einstellung tun! Wenn wir zu Gott mit einer solchen Einstellung kommen wie: Gott, du ruinierst mir wirklich mein Leben!, oder: Gott, du weißt nicht, was du mir da antust!, dann können wir mit einer ernsten Zurechtweisung vonseiten Gottes rechnen. Hiob hatte Gottes Zucht erfahren müssen, als seine Einstellung nicht richtig gewesen war. Er fragte sogar allen Ernstes, wer der Richter sei, zu entscheiden, wer richtig stehe – Hiob oder Gott! (Siehe Hiob 9,33.)

Wenn wir als Kinder unseres himmlischen Vaters demütig nach Einsicht und Verständnis fragen bezüglich dem, was in unserem Leben passiert, und wenn wir um seine Kraft bitten, um durchzuhalten, dann ist es nicht falsch, nach dem Warum zu fragen. Mit der richtigen Einstellung ist es in Ordnung, nach dem Warum zu fragen!


Originaltitel: „When the Bubble bursts“
Quelle: www.growingchristians.org

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