Modelle für treue Diener
Woran sich treue Diener orientieren sollten ...

David Roderick Reid

© SoundWords, online seit: 31.10.2001, aktualisiert: 17.03.2024

Leitverse: 2. Timotheus 2,3-6

Einleitung

Der zweite Timotheusbrief ist der letzte Brief des Apostels Paulus. Er schrieb ihn etwa im Jahr 66 n.Chr. an Timotheus. Die Verfolgung der ersten Christen durch die Römer hatte bereits begonnen. Der heidnische Kaiser Nero hatte die Christen beschuldigt, für den großen Brand 64 n.Chr. verantwortlich zu sein, und gebrauchte ihn als Ausrede, um viele von ihnen den wilden Tieren in der römischen Arena vorzuwerfen. Nach Aufzeichnungen benutzte Nero einige Christen sogar als menschliche Fackeln, um einen sportlichen Wettkampf in den kaiserlichen Gärten zu beleuchten. Zu dieser Zeit war Paulus gefangen und wartete auf sein Todesurteil (2Tim 4,6.7). Aus dem Gefängnis in Rom schrieb Paulus seinen letzten Brief an Timotheus, seinen treuen und „geliebten Sohn“ im Glauben (2Tim 1,2; Phil 2,19-22).

Timotheus kam zwanzig Jahre vor dieser Zeit durch den Dienst des Paulus zum Glauben – sehr wahrscheinlich, als Timotheus noch ein Teenager war. Seit dieser Zeit entwickelte sich zwischen Paulus und Timotheus ein wunderbares Vater-Sohn-Verhältnis. Paulus hatte den jungen Timotheus in den großen Lehren des christlichen Glaubens unterrichtet. Timotheus begleitete Paulus auf seinen Missionsreisen. Er zog sich angesichts der Leiden und der Verfolgung nicht zurück. Er gab nicht auf, als Paulus für einige Jahre in Cäsarea (58–60 n.Chr.; Apg 23–26) gefangen genommen wurde. Er kehrte nicht nach Hause zurück, als Paulus mit dem Schiff als Gefangener nach Rom geschickt wurde. Timotheus stand zu seinem geistlichen Vater, während Paulus noch weitere Jahre in Rom (61-63 n.Chr.; Apg 27–28) unter Arrest bleiben musste.

Es ist nahezu sicher, dass Paulus aus seiner ersten römischen Gefangenschaft freigelassen wurde und seine Missionsreisen für einige weitere Jahre (63–65 n.Chr.) fortsetzte. Timotheus ging mit als einer von Paulus’ treuen Dienstgefährten. Einige Zeit bevor Paulus von den römischen Behörden gefangen genommen wurde, hatte der Apostel den Timotheus beauftragt, in Ephesus zu bleiben, damit er dort Hilfe bei der Leitung der Gemeinde leiste. Möglicherweise fällt in diese Zeit die tränenreiche Anteilnahme zwischen Paulus und Timotheus, die in 2. Timotheus 1,4 erwähnt wird. Paulus setzte seine Reisen fort, und als ein treuer Vater schrieb er Timotheus zurück mit Anweisungen und Ermutigung (der erste Timotheusbrief). Paulus setzte die mutige Verkündigung des Evangeliums fort, dass Jesus Christus (nicht Cäsar!) der Herr ist, wo auch immer er das heidnische Römische Reich durchzog. Sicher geschah das, nicht lange bevor Paulus wieder gefangen genommen und zurück nach Rom geschickt wurde. Angekettet wie ein Krimineller wurde er ins Gefängnis gesteckt und wartete dort auf sein Gerichtsverfahren (2Tim 1,16; 2,9). Dort in der kalten und einsamen Zelle sehnte sich Paulus danach, seinen treuen Sohn Timotheus vor seinem Tod wiederzusehen (2Tim 1,4; 4,9). Wir wissen nicht, ob Timotheus es rechtzeitig gelang, in Rom zu sein, bevor Paulus zu Tode gefoltert wurde. Zuverlässige Überlieferungen bezeugen, dass Paulus, bald nachdem er den zweiten Timotheusbrief geschrieben hatte, in Rom hingerichtet wurde – enthauptet für den Glauben an Jesus Christus.

Während jener letzten Tage im Gefängnis dachte Paulus über den gefahrvollen Weg der jungen christlichen Gemeinde nach. Nicht nur die äußere physische Verfolgung nahm zu, sondern auch von innen würde es eine geistliche Abweichung geben (2Tim 3). Es hatten sich schon viele von der vollständigen Botschaft, die Paulus predigte, abgewandt (2Tim 1,15). Mit diesem prophetischen Einblick schrieb Paulus seinen letzten Brief an seinen geistlichen Sohn und ermutigte ihn, standhaft im Glauben zu sein. Ungeachtet der drohenden Verfolgung und Irrlehren war Timotheus bereit, das „Wort zu predigen“ und den „Dienst zu vollbringen“ (2Tim 4,1-5). Paulus war darum besorgt, dass das reine und vollständige Evangelium von Jesus Christus von treuen Christen wie Timotheus weitergetragen wurde, ohne dass es verändert oder verwässert wurde (2Tim 1,13.14; 2,1.2). Um Timotheus seine zwingende Verantwortung klarzumachen, gab Paulus seinem Sohn mehrere Modelle, die er beachten sollte. Diese Modelle eines treuen Christen finden wir in Kapitel 2 des zweiten Timotheusbriefes.

Paulus – Ein geistlicher Vater

Bevor wir mit den Modellen fortfahren, lasst uns auf die wertvolle und praktische Lektion des Vater-Sohn-Verhältnisses zwischen Paulus und Timotheus schauen. Wachsende Christen brauchen solche „Paulusse“ und „Timotheusse“. Paulus-Timotheus-Verhältnisse sind hilfreich und biblisch. Gibt es einen „Paulus“ oder sogar zwei in deinem Leben? Falls nicht, versuche einen älteren oder gereifteren Christen zu finden, der dazu bereit ist, ein Paulus für dich zu sein – der dich berät, dich lehrt, dir schreibt und der konsequent für dich betet (2Tim 1,3). Und was ist mit deinen „Timotheussen“? Hast du einen oder zwei jüngere Christen, die du im Glauben weiterführen kannst? Gott hat dir das einzigartige Vorrecht (und eine große Verantwortung!) gegeben, der geistliche Vater oder die geistliche Mutter gegenüber jüngeren Christen im Studentenwohnheim, in der Schule, der Nachbarschaft oder der Gemeinde zu sein.

In 2. Timotheus 2,3-6 finden wir drei Modelle, denen wachsende Christen folgen sollten: Soldat, Athlet und Bauer. Jedes dieser Modelle zeigt uns einzelne Aspekte des Lebens eines treuen Christen, denen wir folgen sollten. Gott hat diese Modelle nicht zufällig als „Lokalkolorit“ in sein Wort aufgenommen. Jedes Modell dort zeigt uns etwas, was Gott von uns erwartet und was im Leben eines wachsenden Christen zu sehen ist.

Das Modell „Soldat“

2Tim 2,3.4: Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Streiter Christi Jesu. Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat.

Der Schlüssel zum Verständnis im Modell des Soldaten (2Tim 2,3.4) ist Verzicht. Der Soldat hier ist kein amerikanischer Soldat, der „in die Armee eintritt, um die Welt zu sehen“; selbst der römische Soldat opferte alles, um dem Kaiser zu gefallen. Ein guter Soldat opferte das lockere Leben (2Tim 2,3), das gesicherte Leben (2Tim 2,4a) und das unabhängige Leben (2Tim 2,4b). Paulus hatte diesen Anforderungen eines aufopfernden Dienstes für den Herrn Jesus während seines Lebens entsprochen. Nun wird der Soldat Timotheus ermuntert, dasselbe zu tun. Und Gott erwartet Opferbereitschaft im Leben jedes wachsenden Christen. Er hat uns dies Modell nicht nur gegeben, damit wir es bewundern, sondern ihm folgen! Wenn wir gute Soldaten Jesu Christi sein wollen, müssen wir ein Leben der Bequemlichkeit, Sicherheit und Unabhängigkeit aufgeben. Treue Christen müssen einen Teil ihrer Freizeit, ihres Freizeitvergnügens und ihrer Zeit des unbeschwerten Lebens opfern. Nicht geopferte große Bankkonten und weltliche Karrieren mögen irdische Sicherheit bringen, aber sie sind das Kennzeichen eines fragwürdigen Soldaten in der Armee des Herrn. Ein guter Soldat macht nicht „seine Sache für sich“, sondern opfert seine Unabhängigkeit und fügt sich im Gehorsam seinem befehlsgebenden Offizier. Sind wir Soldaten, die opferbereit sind?

Das Modell „Athlet“

2Tim 2,5: Wenn aber auch jemand kämpft, so wird er nicht gekrönt, es sei denn, er habe gesetzmäßig gekämpft.

Das Modell des Athleten finden wir in 2. Timotheus 2,5. Der Athlet, der hier in Erscheinung tritt, ist ein griechischer Marathonläufer. Wenn dieser Athlet für die griechischen Spiele (der Vorläufer der heutigen Olympischen Spiele) trainierte, war ein Leben voller Disziplin gefordert. Falls dieser Athlet Sieger werden wollte, verlangte das stundenlanges Laufen und einen disziplinierten Lebensstil. Jeder ernsthafte Athlet heute weiß sehr gut, was diszipliniertes Training bedeutet. Die Anwendung auf einen wachsenden Christen ist offensichtlich. Wir müssen in unserem Training im christlichen Leben diszipliniert sein. Trainingsregeln können dazu beitragen, dass wir jeden Tag früh aus dem Bett kommen, um Gottes Wort zu lesen und zu beten. Entschlossenheit zum Auswendiglernen der Schrift und dazu, unseren Glauben mit Nichtchristen zu teilen, bringt eine gesunde Disziplin mit sich. Viele von uns sind „nicht in Form“, weil wir in unserem Training disziplinlos sind.

Der Athlet muss nicht nur diszipliniert trainieren, sondern ebenso diszipliniert laufen. Er muss an dem Wettkampf gemäß den Regeln des Wettlaufs teilnehmen, genauso wie er auch die Trainingsregeln einhält. Stell dir einen griechischen Läufer vor, der auf dem Weg in das vollbesetzte Stadion ist, um die letzten paar Runden des langen Marathonlaufs dort zu vollenden. Als er die letzte Kurve der letzten Runde erreicht, ist er nur noch 25 Meter hinter dem führenden Läufer. Er erkennt, dass er ihn nicht mehr überholen kann, und nimmt deshalb die Abkürzung quer über das Feld zur Zielgeraden! Doch es gibt keinen Preis! Den Siegeskranz muss der disziplinierte Läufer erhalten. Wie sehr trifft dies auf ein Christenleben zu. Wie gut ist wohl mein Zeugnis als Christ in der Universität, wenn ich in Prüfungen betrüge? Was für ein Christ bin ich, wenn ich einfach „vergesse“, einen Geldbetrag zurückzuzahlen, oder im Geschäft das Geld behalte, das mir versehentlich zu wenig berechnet wurde? Wozu soll mein diszipliniertes Leben auch im täglichen Auswendiglernen eines Bibelverses usw. gut sein, wenn ich nicht diszipliniert darin bin, mich an die Spielregeln zu halten? Gott erwartet von mir, dass ich wie dieser Athlet bin, der den Preis gewinnt – diszipliniert im Training und diszipliniert beim Laufen!

Das Modell „Bauer“

2Tim 2,6: Der Ackerbauer muss, um die Früchte zu genießen, zuerst arbeiten.

Ein weiteres Modell, das Paulus seinem Sohn Timotheus gibt, ist das eines hart arbeitenden Bauern (2Tim 2,6). Der Schlüsselgedanke dieses Modells des Bauern liegt in der Arbeit. Das Leben eines Bauern in den Tagen des Paulus (wie heute auch) war gekennzeichnet durch harte Arbeit. Die Arbeit des Bauern ist besonders bedeutsam, weil sie immer mit Geduld getan werden muss, und sie war immer auf die Ernte gerichtet. Die harte Arbeit, den Boden vorzubereiten, die Saat auszubringen, die zarten Pflanzen zu pflegen und zu bewässern, erforderte viel Geduld. In der Landwirtschaft gibt es keine „sofortigen Ergebnisse“! Und das alleinige Ziel aller geduldigen Arbeit ist die Ernte. Das bedeutet überhaupt Landwirtschaft. Was für eine Lektion für einen wachsenden Christen! Der Herr fordert uns auf, hart in unserem Dienst für ihn zu arbeiten, auch wenn kein „Erfolg über Nacht“ zu sehen ist. Die Arbeit eines Christen auf Gottes Feldern ist manchmal sehr entmutigend. Es erfordert ein hohes Maß an Geduld, die gute Saat des Wortes Gottes auszusäen und die kleinen Kinder in Christus zu pflegen. Aber die Ernte macht alle aufgewendete Zeit wieder wett! Es ist reine Freude für einen hart arbeitenden Christen, zu sehen, dass das Wort, das er gepflanzt hat, in den Herzen und dem Leben eines Menschen Wurzeln schlägt und letztendlich zu einem starken, fruchtbringenden Christen führt. Das heißt es für einen Christen, „seinen Anteil an der Ernte zu erhalten“. Und die Belohnung endet nicht auf dieser Erde!

Paulus gibt dem Timotheus noch andere Modelle im zweiten Kapitel (kannst du sie alle herausfinden?). Sie sind in Gottes Wort enthalten als Muster in der Nachfolge für alle treuen Christen. Wir müssen bekennen, dass wir uns die meiste Zeit wie Soldaten in Friedenszeiten, wie Wochenendathleten und wie Hinterhofbauern verhalten. Gott sucht nach opferbereiten Soldaten, nach disziplinierten Athleten und nach arbeitenden Bauern.


Originaltitel: „Models for the faithful Christian“ 
Quelle: www.growingchristians.org
Hinweis: Der englische Artikel wurde nach der Übersetzung ins Deutsche von R. Reid bearbeitet. Der ursprüngliche englische Artikel ist nur noch im Webarchiv aufrufbar.

Übersetzung: Ralf Türkis

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