Wie überwinde ich die Welt?
Lukas 4,1-13

John Thomas Mawson

© SoundWords, online seit: 25.06.2003, aktualisiert: 04.08.2022

Leitverse: Lukas 4,1-13

Einleitung

Es gab nur einen vollkommenen Menschen auf der Erde, der in Abhängigkeit von Gott einen stets sieghaften Weg voranging: der Mensch Jesus Christus. Er hat uns ein Beispiel hinterlassen, damit wir seinen Fußstapfen nachfolgen sollen. Wenn wir Ihn lieben, dann wird es unsere Freude sein, Ihm zu folgen, und auf diese Weise werden wir erfahren, dass sein Joch sanft und seine Last leicht ist. Das Evangelium nach Lukas stellt uns den Herrn in dem besonders anziehenden Charakter des von Gott abhängigen Menschen vor, und hier wird uns auch berichtet, dass der Teufel Ihn auf jene dreifache Weise versuchte, wie er es in Eden zum Unglück der Menschheit getan hatte.

Die Versuchung in der Wüste bezog sich auf:

  1. die Lust des Fleisches: „Mache diese Steine zu Brot.“
  2. die Lust der Augen: „Alle Reiche des Erdkreises“.
  3. den Hochmut des Lebens: „Wirf dich von hier hinab.“

Die erste Versuchung

Lk 4,3.4: Der Teufel aber sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich zu diesem Stein, dass er zu Brot werde. Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes.“

Der erste Angriff wurde durch die vollkommene Antwort abgewiesen: „Es steht geschrieben: ‚Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes.‘“ Gewiss konnte der Herr aus Steinen Brot machen, aber Er war hier, um ausschließlich den Willen Gottes zu tun. Nie gebrauchte Er seine Macht zu seinen Gunsten. Auch wollte Er betreffs Erfüllung seiner Bedürfnisse nicht auf die Erde blicken, sondern auf Gott. Er suchte seinen Unterhalt nicht von unten, sondern von oben.

Gott füllte sein Herz und war seine Antwort auf die Versuchung des Teufels. Gott würde für jedes seiner Bedürfnisse sorgen, und Er wollte seine Macht nicht für sich gebrauchen, da Er sonst den Platz völliger Abhängigkeit von Gott aufgegeben hätte. Er war nicht hier, um sich selbst zu gefallen, sondern um den Willen Gottes zu tun; die Lust des Fleisches hatte keinen Raum in seinem Herzen. Adam und Eva versagten an dieser Stelle: Sie stellten das Ich vor Gott, doch wo sie überwunden wurden, stand Jesus fest, und der Teufel wurde zuschanden.

Die zweite Versuchung

Lk 4,6-8: Und der Teufel sprach zu ihm: Dir will ich diese ganze Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie. Wenn du nun vor mir anbetest, soll sie ganz dein sein. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es steht geschrieben: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.“

Darauf wurde der Angriff von einer anderen Seite erneuert. All der Glanz der Reiche der Erde entfaltete sich vor seinem Auge. Aber diese Macht und dieser Pomp und diese Größe, die die Menschen blenden und fesseln und wofür sie ihre Seelen verkaufen und ihren Gott verleugnen, hatten keinen Reiz für Jesus. Der große Staatsmann und Menschenkenner Palmerston sagte einst: „Jeder Mensch hat seinen Preis“, aber hier war Einer, den nichts von seinem Ziel abwenden konnte. Sein Auge war auf Gott gerichtet, und so begegnete Er der Versuchung mit der entscheidenden Antwort: „Es steht geschrieben: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.‘“ Ein wahrhaftiger Anbeter Gottes ist einer, dessen Herz mit Gottes Herrlichkeit erfüllt ist. So war es immer bei dem Herrn Jesus auf dieser Erde, und in seinem mit Gott erfüllten Herzen war kein Raum für die Welt. Ihr leerer Glanz zog Ihn nicht an. Gott war deshalb auch seine Antwort auf die zweite Versuchung.

Die dritte Versuchung

Lk 4,9-13: Er führte ihn aber nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, dass sie dich bewahren; und: „Sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einem Stein stoßest.“ Und Jesus antwortete: und sprach zu ihm: Es ist gesagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“

Doch der Teufel kehrte zu einem dritten Angriff zurück und riet Ihm, sich in Gegenwart der Volksmenge von der Zinne des Tempels hinabzuwerfen. Durch eine solche Tat sollte Er sich als der Sohn Gottes erweisen und als der Gegenstand der besonderen Fürsorge Gottes, nach seinem Wort. Doch auch diese Schlinge wurde vergebens gelegt. Jesus wollte für die Offenbarmachung seiner selbst und seiner Herrlichkeit die Zeit Gottes abwarten. Er wollte Gott nicht versuchen, indem Er die Dinge in seine Hand nahm; und indem Er sich davor verwahrte, antwortete Er: „Es ist gesagt: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.‘“

Gott ist wieder die Antwort des wahrhaft abhängigen und so immer siegreichen Menschen. Er war unüberwindlich, denn Er setzte Gott allezeit vor sich. Er blickte auf Gott wegen seiner irdischen Bedürfnisse; Gott füllte sein Herz, so dass nichts anderes neben Ihm Platz hatte; Gott war sein Vertrauen, und darum ließ Er seine Zeiten völlig in dessen Hand und konnte nicht wegbewegt werden.

Die „vierte“ Versuchung

Mt 16,22.23: Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln, indem er sagte: Gotte behüte dich, Herr! Dies wird dir nicht widerfahren! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.

Doch als bereits die dunklen Schatten des Kreuzes auf den Weg des Herrn fielen, kehrte Satan zu seinen Angriffen zurück. Ihn von dem Boden des Gehorsams abzulenken, war stets die Absicht des Feindes. Es war ihm dies nicht gelungen durch das Anziehende und die Gunst der Welt, und nun suchte er es durch ihre Schrecken und ihr Stirnrunzeln zu erreichen. Der Herr begann, seinen Jüngern zu zeigen, was Er unter der Hand des Menschen zu leiden haben würde. Der Schauder davor drückte auf seinen Geist, und Satan ergriff die Gelegenheit und sagte durch Petrus: „Gott behüte dich, Herr, dies wird dir nicht widerfahren!“ Doch der Herr entdeckte den Feind sofort in seiner neuen Gestalt als ein scheinbarer Freund, und Er begegnete seiner Hinterlist mit dem strengen Verweis: „Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes ist“ (Mt 16,21-23).

Gott war stets vor seiner Seele. Ihm allein war sein Leben geweiht. Er wollte sich nicht selbst retten, dazu war Er nicht gekommen, und so war des Teufels schweres Geschütz vergeblich auf Ihn gerichtet worden. Er ging aus jedem Kampf siegreich hervor. Der Fürst dieser Welt kam und fand keine verwundbare Stelle an Ihm, nein, er war völlig geschlagen. Es konnte nicht anders sein, wenn Satan sich mit dem maß, dessen erste Worte, die uns berichtet sind, waren: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,49), der allein um seines Vaters willen lebte und sich nie weder zur Rechten noch zur Linken wandte, bis Er ausrufen konnte: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30).

Er überwand die Welt: Ihre Reize und Schlingen wurden vergeblich vor Ihm ausgebreitet. Sein Herz war damit zufrieden, und jeder Hauch seiner Seele stand unter der Herrschaft Gottes. Er ist unser Vorbild und Führer, und in Ihm ist Gnade und Macht, wie wir sie bedürfen, so dass wir ohne Angst und Furcht in seinen Fußstapfen wandeln können.

Alles verdanken wir der Hingabe und Liebe des Herrn Jesus Christus, und unsere Herzen sind belehrt worden, Ihn zu schätzen, in dem wir jede Herrlichkeit finden. Doch wie behandelte Ihn die Welt, als Er sich ihr kundgab. Sie sahen seine großartigen Werke und waren genötigt, auszurufen: „Er hat alles wohl gemacht“ (Mk 7,37). Sie hörten die Worte seines Mundes und erkannten an: „Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (Joh 7,46). Und doch, am Ende von alledem spuckten sie Ihm ins Gesicht und krönten Ihn mit Dornen und kreuzigten Ihn zwischen zwei Übeltätern. Es war kein Raum in der Welt für den einsamen, aber liebevollen Menschen von Nazareth, Er war von ihr gehasst und hinausgeworfen. Behaltet dies im Gedächtnis, alle, die ihr Ihm angehört. Denkt auch daran, dass die Welt nie in tiefer Zerknirschung vor Gott erschien, um ihren Schmerz über ihre Tat zum Ausdruck zu bringen; bis jetzt ist sie noch schuldig an dem Blut des geliebten Sohnes Gottes. Angesichts dieser Dinge lege dir selbst die Frage vor: Was sollte meine Haltung der Welt gegenüber sein? – Dürfen wir uns wundern, wenn Paulus sagte: „Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt“ (Gal 6,14), oder dass zu unserer Belehrung und Warnung geschrieben wurde: „Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes“ (Jak 4,4)?


Originaltitel: „Wie überwinde ich die Welt? Unser großes Vorbild“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 8, 1930, S. 131–135

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