Wir wollen tanzen und fröhlich sein ...
Ist Tanzen Sünde?

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 19.04.2002, aktualisiert: 17.11.2022

Leitverse: Markus 6,21.22; Lukas 15,25; 2. Samuel 6,14-16

Mk 6,21.22: Und als ein geeigneter Tag kam, als Herodes an seinem Geburtstage seinen Großen und den Obersten und den Vornehmsten von Galiläa ein Gastmahl machte, und ihre, der Herodias, Tochter hereinkam und tanzte, gefiel sie dem Herodes und denen, die mit zu Tische lagen. Und der König sprach zu dem Mägdlein: Bitte von mir, was irgend du willst, und ich werde es dir geben.

Lk 15,25: Es war aber sein älterer Sohn auf dem Felde; und als er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Reigen.

2Sam 6,14-16: Und David tanzte mit aller Kraft vor dem HERRN, und David war mit einem leinenen Ephod {eig. einem Ephod von Weißzeug} umgürtet. … Und es geschah, als die Lade Jehovas in die Stadt Davids kam, da schaute Michal, die Tochter Sauls, durchs Fenster; und sie sah den König David vor dem HERRN hüpfen und tanzen, und sie verachtete ihn in ihrem Herzen.

Einleitung

Ist Tanzen Sünde? Sollen wir dem biblischen Vorbild folgen und wie David vor Gott tanzen (2Sam 6,14)? Was sagt die Bibel zu diesem Thema?

Wie bei allen Themen wollen wir uns zuerst fragen – und wir wollen dabei für einen kurzen Augenblick unsere vorgefassten Meinungen und Traditionen ausblenden –: Herr, was sagt Dein Wort uns zu diesem Thema? Herr, bitte rede Du durch Dein Wort zu uns. Wir wollen gerne die Bibel als Dein Wort für uns, für jetzt und hier ernst nehmen.

Das Wort „tanzen“ in der Schrift

Das Wort „tanzen“ oder „den Reigen tanzen“ kommt in der Bibel nicht allzu oft vor. Zusammengenommen sind es ca. 22-mal (davon nur 7-mal im Neuen Testament) – mit einer Computerkonkordanz berechnet. Wenn man diese Stellen dann genau untersucht, stellt man fest, dass dieses Wort einerseits im Zusammenhang mit negativen Anlässen gebraucht wurde, zum Beispiel beim Tanzen um das goldene Kalb, andererseits aber auch mit einem sehr positiven Sinn, zum Beispiel als David mit dem Volk vor dem HERRN tanzte (2Sam 6,14) oder als das Volk durch Reigentanz seine Wertschätzung für Gott zum Ausdruck brachte (Ps 87,7).

Auch kann man feststellen, dass in keiner Stelle die Rede davon ist, dass Mann und Frau miteinander, also in irgendeiner Weise umschlungen, getanzt hätten. Es waren entweder Einzelpersonen, das ganze Volk oder viele Frauen, und dies auch lediglich im Alten Testament. Natürlich ist das Fehlen dieser Dinge noch kein Beleg dafür, dass diese Dinge „gesetzlich“ verboten wären.

Der Prediger sagt uns: „Klagen hat seine Zeit und Tanzen hat seine Zeit.“ Und wenn wir das Tanzen einmal von der positiven Seite aus betrachten, dann bedeutet es so viel wie: Wir wollen uns freuen! Tanzen ist ein Ausdruck der Freude, zumindest im Alten Testament. Und wer einmal die fröhliche Ausgelassenheit der Israeliten gesehen hat, ist sicher auch fasziniert von dem starken Ausdruck der Freude. 

Im Neuen Testament finden wir jedoch eine sehr interessante Stelle, wo es in Jakobus 5 heißt: „Ist jemand guten Mutes [also: freut sich jemand]? Er singe Psalmen.“ Dort steht interessanterweise nicht: „Er tanze und singe dabei Psalmen“, so wie es in Psalm 87,7 heißt: „Und singend und den Reigen tanzend werden sie sagen: Alle meine Quellen sind in dir!“ Bedeutet das jetzt, weil es hier in Jakobus 5 nicht steht, dass es deshalb verboten wäre, zu tanzen?

Wir müssen objektiverweise sagen, dass es für den Herrn Jesus selbstverständlich war, in einem Gleichnis Folgendes zu erzählen: „Und als er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Reigen.“ Es war zur damaligen Zeit ganz normal, dass man seine Freude durch Reigentänze zum Ausdruck brachte. Jedoch müssen wir auch bedenken, dass der Herr Jesus Beispiele aus jener Zeit brachte, die die Menschen verstehen konnten, so wie wir auch heute Beispiele bringen können, die die Menschen verstehen. Dies bedeutet aber nun nicht, dass wir diese Dinge zur Nachahmung empfehlen. Wir lassen diese Stelle also eher wertneutral dort stehen, wo sie steht, und wollen den Inhalt dieser Musik und des Reigens nicht aus dem Auge verlieren: nämlich dass der Vater sich freute, seinen Sohn wiederbekommen zu haben.

Das Neue Testament ist also sehr sparsam, wenn es um das Tanzen geht. Es wird an keiner Stelle verurteilt, aber es wird auch an keiner Stelle empfohlen.

Was ist mit der Disco?

Können wir nun also ungehindert tanzen, weil die Bibel uns das ja nicht verbietet? Was ist nun mit der Disco und den typischen Tanzabenden, wo eher traditionell getanzt wird, wie zum Beispiel Walzer, Tango oder Foxtrott?

Sicher darf man diese beiden heutigen Formen des Tanzes nicht auf eine Stufe stellen. In der Disco ist es ja nicht lediglich der Tanz, sondern auch die völlig überzogene laute Musik, die jemanden in Ekstase versetzen kann (und die zum Teil noch gotteslästerliche Texte hat oder die Unmoral gutheißt). Jeder, der einmal in der Disco war – und nebenbei, wenn ich das so sagen darf, ich spreche da aus Erfahrung –, wird bestätigen, dass es hier oft, wenn nicht immer auch um die Fleischeslust geht. Oder um es anders auszudrücken, damit es unsere jungen Leser verstehen, dass es ums „Anbaggern“ geht. Und es steht auf einer Stufe mit der Tochter der Herodias, die vor dem König Herodes tanzte. Der König wurde von ihrer erotischen Ausstrahlung im Tanz so „benebelt“, dass er bereit war, den Kopf des Johannes des Täufers holen zu lassen. Deshalb möchten wir die jungen Leute dringend vor diesen Dingen warnen. Wer meint, sich dieser Versuchung aussetzen zu können, der muss sich nicht wundern, wenn er dabei in die schlimmsten Sünden fällt, die er vorher überhaupt nicht wollte oder gar für möglich hielt – denn auch Herodes hatte Johannes einst sehr geschätzt: „Herodes fürchtete den Johannes, da er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war, und er verwahrte ihn {and. üb.: gab acht auf ihn}; und wenn er ihn gehört hatte, so tat er vieles, und er hörte ihn gern“ (Mk 6,20). Es war also das Allerletzte, was Herodes eigentlich wollte.

Tanzabende/Tanzclub

Was ist nun aber mit Tanzabenden, wo ich vielleicht lediglich mit meiner Frau tanze und keine sündigen Gedanken und auch keine ekstatischen Dinge eine Rolle spielen? Auch hier wollen wir natürlich nicht weitergehen als die Heilige Schrift und auch nicht dort Gebote aufstellen, wo keine stehen. Außerdem sind wir uns durchaus bewusst, dass diese Art des Tanzes nicht mit einem typischen Discobesuch zu vergleichen ist. Wir wollen aber so viel zu bedenken geben: Es gibt keine einzige Stelle in der Bibel, wo Mann und Frau eng umschlungen miteinander tanzen, wobei es an sich in keinster Weise verwerflich ist, wenn ein verheiratetes Ehepaar dies tut. Aber die Frage ist ja auch: Wo tun sie das? Und ist nicht auch die Geselligkeit mit Ungläubigen schon das, was die Schrift als „Freundschaft mit der Welt“ bezeichnet?

Natürlich kann es Situationen geben, wo jemand zum Glauben kommt und jahrelang in einen Tanzclub oder zu Tanzabenden gegangen ist und wo nun die Möglichkeit besteht, den Freunden und Bekannten das Evangelium zu verkünden. Jedoch werden das sicherlich seltene Ausnahmen sein, die man nicht zu einer Regel erheben sollte. Des Weiteren ist es in jedem Tanzclub oder bei jedem Tanzabend völlig normal und üblich, dass entweder „Damenwahl“ oder „Herrenwahl“ ist, was bedeutet, dass man nicht mit dem eigenen Ehepartner tanzt, sondern mit einem Fremden. Tun wir dies, brauchen wir nicht mit Gottes Bewahrung vor falschen Gedanken zu rechnen, denn schon ein weltliches Sprichwort sagt: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um! Man kann ja auch nicht in ein Freudenhaus gehen und sagen: Herr bewahre mich bitte, ich möchte nur einmal sehen, wie das darin so aussieht. Solche Gebete wird Gott in der Regel nicht erhören. Diese Punkte möchten wir jedem Leser zur Erwägung unter Gebet empfehlen. Wichtig ist bei alledem, dass wir nichts aus gesetzlichem Übereifer tun, sondern aus Liebe zum Herrn.

Anbetungstänze

Eine andere Sache ist noch, dass heute schon mal gesagt wird, dass es auch Anbetungstänze gibt und dass man die Spontaneität des Geistes einschränkt, wenn man das in den Zusammenkünften nicht auch zulassen würde. Diese Gedanken lehnen wir jedoch entschieden ab. Sicherlich fehlt in vielen Zusammenkünfte die Spontaneität des Geistes, und es sind sicherlich viel mehr Dinge möglich als jene, die wir in der Regel nutzen. Aber nun Anbetungstänze einführen zu wollen, geht unseres Erachtens entschieden zu weit und öffnet Tür und Tor für viele ungöttliche und fleischliche Dinge. Dabei wird offenbar vergessen, dass die Anbetung in erster Linie in Geist und Wahrheit zu geschehen hat, also auf eine geistliche Art und Weise, bei der es auf das aufrichtige und durch den Geist Gottes bewegte Herz ankommt und nicht auf eine natürliche oder irdische Art und Weise. Darüber hinaus vergisst man auch: Positive Beispiele dafür fehlen im ganzen Neuen Testament völlig, und außerdem führen uns bestimmte Bibelstellen eigentlich zu der genau entgegengesetzten Annahme, zum Beispiel Epheser 5,19: „redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen“.

Hierbei wollen wir aber auch nicht in das andere Extrem verfallen, als würde die äußere Haltung überhaupt keine Rolle spielen. Im Gegenteil, in der Schrift ließen sich viele Beispiele finden, wo Gläubige eine bestimmte Haltung vor Gott eingenommen und so das Gesagte durch ihre Haltung (kniend, Hände erhebend) unterstützt haben. So ist es nicht verkehrt, wenn man ein geistliches Lied stehend oder auch sogar auch kniend singt, so wie es für uns ja auch ganz normal ist, in der Gebetsstunde auf unsere Knie zu gehen. Aber der eigentliche Wert, der Inhalt oder das, woran der Herr Jesus wirklich seine Freude haben kann, spielt sich in unserem Herzen ab. Dort sieht der Herr, was wirklich an Anbetung und Wertschätzung für Ihn da ist.

Anbetung, die aus dem Herzen kommt

Zum Schluss wollen wir uns die ernste Frage vorlegen: Warum kommt man nun auf solche Ideen, dass sog. Anbetungstänze eingeführt werden sollten? Wir haben ja gesehen, dass Tanz an sich nicht verwerflich ist und ein Ausdruck von spontaner Freude sein kann. Wenn solche Fragen also aufkommen, dann müssen wir das sehr, sehr ernst nehmen. Denn was ist die tiefe Ursache für diese Dinge? Möchte man vielleicht die tief empfundene innere Leere in vielen Zusammenkünften zum Beispiel am Sonntagmorgen übertünchen? Wir können doch am Sonntagmorgen nur das sein und das bringen, was wir in der Woche mit dem Herrn und beim Herrn gelernt und von Ihm gesehen haben. Aber wenn wir in der Woche nur ein flüchtiges Christenleben geführt haben, können wir dann überhaupt die Spontaneität des Geistes am Sonntagmorgen erwarten?

In der Regel wird mich das, was mich am Sonntagmorgen bewegt, schon die Woche über bewegt und beschäftigt haben. Es wäre zum Beispiel eine gute Gewohnheit (ohne dies zum Gesetz machen zu wollen), sich wenigstens einmal die Woche, vorzugsweise vielleicht sogar Samstagabend, in besonderer Weise mit dem zu beschäftigen, was am Sonntagmorgen vor unseren Blicken stehen sollte. Es ist jedoch keine gute Lösung, diese innere Oberflächlichkeit und von vielen empfundene Leere, die sich durch das ständige Wiederholen der gleichen Gebete, der gleichen Bibelstellen und der gleichen Gedanken (ohne dass wir uns noch viel dabei denken) ausdrückt, nun mit Anbetungstänzen oder dergleichen zu kompensieren. Stattdessen sollten wir lieber wieder neu anfangen, unser ganzes Leben als „Gott wohlgefälliges Schlachtopfer“ hinzugeben und ein Leben mit und für den Herrn zu leben.

Wenn unser tiefster Wunsch ist, den Herrn vierundzwanzig Stunden am Tag zu ehren, dann wird uns das auch zum Beispiel am Sonntagmorgen nicht schwerfallen, und das werden dann auch alle merken. Dann werden wir wieder neu erleben, dass wir wie in Matthäus 13,52 „aus unserem Schatz Neues und Altes hervorbringen“. Wir werden dann wie der Israelit in 5. Mose 26 sein, der mit dem Korb seiner Erstlingsfrucht zum Priester ging und den Korb vor dem Altar des HERRN hinstellte. Fehlt jedoch dieses Neue, diese Erstlingsfrucht (wobei dieses Neue nicht bedeutet: eine noch nie da gewesene Erkenntnis, sondern eine frische Sache!), so brauchen wir uns über fade gewordene Anbetungsstunden nicht zu wundern.

Ich wünsche euch und mir eine echte Begeisterung und eine tief empfundene Anbetung für unseren Herrn Jesus Christus. Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat!

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