Henoch – ein Vorbild im Glauben
1. Mose 5,22; Hebräer 11,5

Paul Wilson

© SoundWords, online seit: 01.01.2018, aktualisiert: 04.01.2022

Leitverse: 1. Mose 5,22; Hebräer 11,5

Am Beginn eines neuen Jahres ist es gut, wenn wir einmal lesen, was das Wort Gottes über einen Gläubigen aus einem längst vergangenen Zeitalter berichtet: über Henoch. Dieser vorsintflutliche Patriarch lebte in einer sehr bösen, gottlosen Welt. Er lebte in einer Zeit, als Gott den sündigen Menschen sich selbst überließ, denn damals hatte Gott noch keine Regierungen – Gesetz und Ordnung – eingesetzt, die die Ausbrüche der gefallenen Natur des Menschen eindämmen sollten. Da der Mensch nicht zurückgehalten wurde, wurde er zügellos und füllte die Erde mit Verderben und Gewalt. Aber was sagt die Schrift über Henoch?

1Mo 5,22: Henoch wandelte mit Gott … 300 Jahre.

Das ist ein wunderschönes Zeugnis über einen Menschen „von gleichen Empfindungen wie wir“ (Jak 5,17)!

Was bedeutet es, mit Gott zu „wandeln“? Damit zwei miteinander „wandeln“ können, müssen sie „übereingekommen“ sein (Amos 3,3). Ihre Gedanken müssen eins sein; sie müssen in der Lage sein, frei, ungehindert und vertraut Umgang miteinander zu haben. Man kann nicht mit Gott wandeln und Dinge im eigenen Leben zulassen, die Gott hasst, denn Gott kann nicht mit Bösem Umgang haben. Doch zur Zeit Henochs war Böses überall; deshalb musste Henoch abgesondert sein. Seine Nachbarn hielten ihn vielleicht für überspannt oder sogar für töricht; aber was machte das schon? Henoch wandelte mit Gott! Er war ein glücklicher Mann!

Wenn jemand mit Gott wandelt, bedeutet das nicht nur, dass er sich (negativ gesprochen) von Sündern absondert; wer mit Gott wandelt, wird (positiv gesprochen) solche Dinge erwählen, an denen Gott Wohlgefallen hat – und diese Dinge werden dann auch seine eigene Freude sein. (Beachten wir: Gott verurteilt Israel, weil sie Dinge erwählt hatten, an denen Er kein Wohlgefallen hatte; Jes 65,12.) Vielleicht wurde Henoch von allen verachtet als jemand, der sich Visionen und Einbildungen hingab; aber welchen Wert hatten ihre Überlegungen schon? Henoch wandelte mit Gott!

Und wie lange wandelte Henoch mit Gott? Wie lange wurde er missverstanden, verleumdet und verschmäht? Dreihundert Jahre! Das ist eine lange Zeit, um Schmach zu tragen – zu ertragen. Es gab manche Gläubige, deren Zeugnis in Zeiten der Verfolgung hell strahlte: Sie gingen um Christi willen auf den Scheiterhaufen oder litten auf tausend andere Weisen; aber beständig und Tag für Tag abgesondert zu sein von der Welt und ihren Wegen, ihren Plänen und Hoffnungen, ihren Freuden (und all das um den Preis, falsch verstanden zu werden) – das ist es, was den Glauben und die Treue prüft. Das eigene Kreuz täglich auf sich zu nehmen (Lk 9,23) – das ist es, was die Seele prüft. Nur das Wissen, dass wir Gott wohlgefallen, und die Gemeinschaft seiner Gegenwart werden uns fähig machen, Schmach und Schande zu ertragen. Menschliche Entschlossenheit allein ist nicht genug.

Wie schaffte Henoch all das dreihundert Jahre lang? Einen Tag nach dem anderen. Er brauchte nicht sofort, nicht auf einmal Mut oder Kraft für einen Monat, eine Woche oder auch nur für zwei Tage – nein, keineswegs. Er ging in aller Ruhe seinen Weg in Gemeinschaft mit Gott und in Absonderung von der Welt weiter, und zwar Tag für Tag, bis dreihundert Jahre vorüber waren. Und dieser Mann des Glaubens wurde belohnt, indem er in den Himmel entrückt wurde. Doch vorher hatte er die Freude, zu wissen, dass er Gott wohlgefiel:

Heb 11,5: Vor der Entrückung hat Henoch das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe.

Wenn wir auf das kommende Jahr vorausblicken und all die Bosheit um uns herum sehen – wollen wir in Wahrheit „mit Gott wandeln“, so wie Henoch mit Gott wandelte? Das wird uns einiges kosten, aber ist das Lob Gottes nicht Belohnung genug für jedes Leid oder für jeden Verlust?

Wir schauen nicht voraus auf die nächsten dreihundert Jahre; vielleicht kommt unser Herr schon dieses Jahr wieder. Alles, was wir tun müssen, ist, heute mit Gott zu wandeln. Und wenn wir das Tag für Tag tun, dann wird die Reise bald vorbei sein, und dann werden wir seine Stimme hören, die wir so gut kennen und die uns sagt: „Wohl, du guter und treuer Knecht! … Geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21.23).

Welche Gnade, heute mit Gott zu wandeln!

„Im Übrigen nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in welcher Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, dass ihr reichlicher zunehmt“ (1Thes 4,1).


Originaltitel: „Enoch walked with God“
aus Christian Truth for the Household of Faith, Jg. 27, 1974, S. 1–3

Übersetzung: Gabriele Naujoks

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