Leitverse: 1. Könige 17,1; 19,5
1Kön 17,1: Und Elia, der Tisbiter, von den Beisassen Gileads, sprach zu Ahab: So wahr der Herr lebt, der Gott Israels, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn es in diesen Jahren Tau und Regen geben wird, es sei denn auf mein Wort!
Unter den Königen des Nordreichs Israel gab es keinen, der von Herzen nach dem Willen Gottes gelebt und regiert hätte. Ahab jedoch übertraf sie alle. Er tat mehr, um „den Gott Israels zu reizen“, als alle seine Vorgänger.
Dann kommt Elia. Ganz unvermittelt erscheint er vor dem König, ganz unerschrocken ist sein Auftreten. Wir lesen nicht, dass er vor dem König niederfällt oder ihm irgendwie Ehre erweist. Er bittet nicht bescheiden ums Wort. Er gibt kein Zeichen demütiger Unterwerfung und auch nicht die üblichen Floskeln der Ergebenheit.
Woher nimmt Elia diese Kühnheit? Kann er sich das etwa erlauben, weil er zu den Fürsten des Reiches gehört? Nein, die Beschreibung „der Tisbiter, von den Beisassen Gileads“ weist ihn als einen völlig unbedeutenden Mann aus.
Aber Elia „steht“ ja auch gar nicht vor dem König, sondern vor Gott. Das hätte kein Gegensatz sein müssen, doch Ahabs Götzendienst hatte diesen unüberbrückbaren Gegensatz hervorgerufen. Da ist die Botschaft Gottes und das Verhalten seines Propheten durchaus angemessen.
Heute wird kaum jemand mit solch einer Botschaft betraut werden, die so viel Mut erfordert. Und doch, diesen gewaltigen Gegensatz zwischen Gott und den abtrünnigen Menschen erfahren die Kinder Gottes Tag für Tag. Da brauchen auch sie das Herzensbewusstsein: Gott lebt.
Wer dann auch tatsächlich mit Ihm lebt, in ungetrübter Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, der steht auch heute „vor seinem Angesicht“. Und das allein gibt dem Christen den Mut und die Kraft zu einem zeugnishaften und gesegneten Leben – angesichts der feindlichen Welt.
1Kön 19,5: Und siehe da, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf, iss!
Elia hatte Gott gebeten: „Nimm nun, Herr, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter.“ Und dann war er unter dem Ginsterstrauch eingeschlafen. – Wie konnte es dahin kommen? In dem Weckruf des Engels liegt eine Antwort.
Ein Vergleich mag helfen, die Gemütsverfassung Elias zu verstehen: Spitzensportler wie Marathonläufer oder Radfahrer vollbringen über mehrere Stunden hinweg Hochleistungen. Während des Wettkampfs müssen sie – auch wenn sie in der Anstrengung keinen Hunger verspüren! – immer wieder und rechtzeitig Kohlenhydrate zu sich nehmen. Sonst können die Reserven des Körpers plötzlich, ohne Vorwarnung, verbraucht sein. Das Gefühl großer Schwäche ist die Folge. Die Sportler nennen das einen „Hungerast“.
Elia stand jetzt dreieinhalb Jahre im geistlichen Kampf, ohne menschliche Stütze, ohne Familie und ohne Brüder an seiner Seite. Doch Gott hielt ihn aufrecht. Dann der Kampf mit den Götzendienern. Ein stundenlanges Ringen um die Frage „Wer ist der wahre Gott?“, ein Ringen auf Leben und Tod. Und schließlich die Todesdrohung durch Isebel.
Ist es da verwunderlich, dass seine nervlichen und geistlichen Kräfte restlos aufgezehrt waren? Niemand, der in einem vergleichbaren Kampf gestanden hat, würde anklagend auf den Punkt weisen, wo Elia die „Nahrungsaufnahme“, den Blick auf den Herrn, „vergessen“ hat. Und wir übrigen wagen das auch nicht. Aber die Kinder Gottes sollten aus Elias Erleben für sich lernen:
„Steh auf, iss!“ – das ist der gnädige Ansporn Gottes für seinen müden Knecht. Ob mitten im geistlichen Kampf, ob nach einem Sieg in der Kraft Gottes, ob unter der Bedrohung des Feindes – immer wieder neu haben wir frische Nahrung von oben nötig und den Glaubensblick auf den Herrn. Das gilt auch und gerade dann, wenn wir selbst noch „gar keinen Hunger verspüren“.
Aus dem Kalender Der Herr ist nahe vom 18.1.1999 und 1.7.1999
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