Bereit für den wiederkommenden Herrn
Lukas 12,35-40

David Roderick Reid

© SoundWords, online seit: 05.08.2023, aktualisiert: 08.08.2023

Leitverse: Lukas 12,35-40

Besonders um die Osterzeit herum sind sich Christen der kirchlichen Festtage besonders bewusst. An Palmsonntag, Gründonnerstag und Karfreitag gedenken wir der Ereignisse, die zur Kreuzigung Christi führten. An Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten feiern wir die Auferstehung unseres Herrn, seine Himmelfahrt und das Kommen des Heiligen Geistes auf die Gemeinde. Der christliche Kalender kennt jedoch keinen besonderen Tag, an dem wir uns auf die Wiederkunft des Herrn besinnen. Das ist natürlich verständlich, denn die Festtage des Kirchenkalenders blicken auf historische Ereignisse zurück, während die Wiederkunft Christi noch in der Zukunft liegt.

In gewisser Weise ist es jedoch bedauerlich, dass die Kirche nicht wenigstens einen besonderen Tag festgelegt hat, um die Aufmerksamkeit auf das zweite Kommen Christi zu lenken – besonders, wenn man bedenkt, dass die meisten von uns Christen es versäumt haben, die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft des Herrn in unser Alltagsdenken einzubeziehen. Jedes Mal, wenn wir das Abendmahl feiern, „bis er kommt“ (1Kor 11,26), könnte eigentlich eine besondere Zeit sein, uns der Wiederkunft des Herrn zu besinnen, aber die meisten Christen verlieren diesen Aspekt des Abendmahls oft aus den Augen. Vielleicht könnte uns ein bestimmter Tag im Kalender wenigstens einmal im Jahr eindringlich daran erinnern, dass das zweite Christi bevorsteht.

Das gesamte Neue Testament betont, dass der Herr Jesus persönlich wiederkommen wird. Die frühen Christen erwarteten die Wiederkunft des Herrn allezeit. Sie glaubten, dass der Herr Jesus noch zu ihren Lebzeiten wiederkommen könnte, denn genau das lehrt die Heilige Schrift. In 1. Thessalonicher 4,13-18 verwendet der Apostel Paulus in den Versen 15 und 17 die Formulierung „wir, die Lebenden“, anstatt zu schreiben: „die, die leben“. Dies scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass Paulus die Wiederkunft Christi noch zu seinen Lebzeiten für möglich hielt.

Dass der Herr Jesus nach fast zweitausend Jahren immer noch nicht wiedergekommen ist, nimmt nichts davon weg, dass sein Kommen unmittelbar bevorsteht – im Gegenteil! Er könnte jederzeit wiederkommen! Es müssen keine Prophezeiungen erfüllt werden, bevor der Herr für seine Gemeinde wiederkommt. Er könnte heute wiederkommen! Angenommen, der Herr kommt heute wieder – sind wir bereit für seine Wiederkunft?

Während des letzten Teils seines irdischen Dienstes sprach unser Herr viel über sein zweites Kommen. Einiges von dem, was Er über seine Wiederkunft zu sagen hatte, finden wir in seinen Gleichnissen. In Lukas 12,35-40 finden wir einige wichtige Lehren über die Wiederkunft Christi in zwei kurzen Gleichnissen.

Lk 12,35-38: Eure Lenden seien umgürtet und die Lampen brennend; und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann irgend er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen. Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen. Und wenn er in der zweiten und wenn er in der dritten Wache kommt und sie so findet – glückselig sind sie!

Diese Verse sind ein Gleichnis über einen Gutsbesitzer, der von einer Hochzeitsfeier nach Hause kam. Er erwartete, dass seine Knechte auf ihn warteten, egal, wann er zurückkäme – selbst wenn es zwei oder drei Uhr morgens wäre! Für jene Knechte, die noch nicht eingeschlafen waren und die ängstlich auf seine Ankunft warteten, tat der Herr etwas sehr Ungewöhnliches: Er diente ihnen, anstatt sich von ihnen bedienen zu lassen. Diese interessante Wendung der Geschichte wird für die Menschen, die von Jesus dieses Gleichnis hörten, ungewöhnlich gewesen sein – vor allem, wenn der Meister gerade von seiner eigenen Hochzeit zurückkehrte. Man stelle sich vor: Der Herr wartet bereitwillig auf die Diener, während sie sich ausruhten und in aller Ruhe speisten!

Lk 12,39-40: Dies aber erkennt: Wenn der Hausherr gewusst hätte, zu welcher Stunde der Dieb kommen würde, so hätte er gewacht und nicht zugelassen, dass sein Haus durchgraben würde. Auch ihr, seid bereit! Denn in einer Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.

In den Versen 39 und 40 gibt uns ein anderes kleines Gleichnis einen weiteren Einblick in die Wiederkunft unseres Herrn. In diesem Gleichnis wurde in ein Haus eingebrochen, weil der Besitzer nicht die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte. Der Einbruch hätte nie stattgefunden, wenn der Hausbesitzer gewusst hätte, dass der Dieb kommen würde, aber leider wurde er völlig überrascht.

Schauen wir uns nun diese beiden Gleichnisse etwas genauer an und finden wir heraus, was der Herr über sein Wiederkommen zu sagen hat.

Der Schwerpunkt dieser beiden Gleichnisse ist: Wir sollen für die Wiederkunft des Herrn bereit sein. Besonders wichtig: Der Herr gebietet uns, bereit zu sein. Sowohl in der Einleitung (Lk 12,35) als auch im Schlusswort (Lk 12,40) mahnt Christus uns, dass wir für sein Wiederkommen bereit sein sollen. Der Christ kann es sich nicht aussuchen, ob er bereit sein will!

Gläubige, die so leben, als läge das zweite Kommen des Herrn noch in weiter Ferne, und die meinen, sie bräuchten sich nicht auf seine Wiederkunft vorzubereiten, sind genau genommen ungehorsame Christen. Sind wir gehorsame Christen, die für das Wiederkommen des Herrn bereit sind? Vielleicht sagen wir, dass wir daran glauben, dass Christus bald wiederkommt, und vielleicht stimmen wir einem Glaubensbekenntnis zu, das diese Lehre beinhaltet – aber sind wir wirklich bereit? Die Hauptaussage dieser Gleichnisse ist nicht, was wir glauben sollen, sondern wie wir sein sollen: nämlich bereit!

Was genau meinen wir, wenn wir sagen, dass wir für das Wiederkommen des Herrn bereit sein sollen? Bedeutet es, dass wir sichergehen sollen, errettet zu sein? Errettung ist zweifellos entscheidend, aber um unsere Errettung geht es nicht in diesen beiden Gleichnissen. Unsere Errettung wird hier vorausgesetzt. Das Thema in diesen Gleichnissen ist: Bereit zu sein, bedeutet, auf unseren Herrn zu warten, erwartungsvoll nach Ihm Ausschau zu halten.

  • Die Knechte im ersten Gleichnis sollten nicht am Pool faulenzen, im Spielzimmer spielen oder auf dem Sofa schlafen! Sie sollten ihre langen, wallenden Gewänder umgürten, damit sie ihren Herrn sofort bedienen konnten, wenn er zurückkam. Ihre Öllampen sollten mit Brennmaterial gefüllt sein, und die schwimmenden Dochte in diesen Keramikgefäßen sollten zurechtgestutzt und so gerichtet sein, dass sie hell brannten. Wenn ein Knecht faul oder schläfrig war, würde sein Licht schnell erlöschen.

    Sicherlich könnte man hier eine Anwendung machen, was die geistlichen Lektionen aus diesen Gleichnissen sind: dass wir nämlich „die Lenden unserer Gesinnung … mit Wahrheit umgürten“ sollen (Eph 6,14; 1Pet 1,13) und dass das Licht unseres Zeugnisses angezündet sein und hell leuchten soll (Mt 5,16). Doch der Hauptgedanke ist: Wir sollen erwartungsvoll nach der Wiederkunft des Meisters Ausschau halten. Wir sollen bereit sein, indem wir wachen. Wenn wir Ausschau halten nach dem Herrn, dann erfordert das unsere ganze Aufmerksamkeit. Es ist nicht falsch, […] auf unseren Terminkalender zu achten, aber das kann uns leicht davon ablenken, nach der Wiederkunft unseres Herrn Ausschau zu halten.

  • Auch das zweite Gleichnis betont, dass wir bereit sein und wachen sollen. Wenn der Hausherr erwartungsvoll gewacht hätte, wäre er nicht ausgeraubt worden. Warum wachte er nicht? Glaubte er nicht an Diebe oder daran, dass man ihn berauben könnte? Nein, er wachte nicht, weil er den Einbruch nicht zu dem Zeitpunkt erwartete, als er stattfand.

Sind wir bei der Wiederkunft Christi womöglich unvorbereitet? Bist du gerade mit irgendwelchen Dingen beschäftigt, die du lieber nicht tun würdest, wenn der Herr für uns zurückkommt? Der Herr Jesus wird zu einer Stunde zurückkehren, wenn wir es nicht erwarten (Lk 12,40), und nur wachsame Christen werden nicht überrascht werden.

Ein weiterer Punkt sollte hier erwähnt werden. Es könnte sein, dass dieses Gleichnis eine zusätzliche Dimension erhält, wenn wir daran denken, dass der Dieb das Eigentum des Hausherrn stiehlt. Lesen wir Lukas 12,33 und 34 und beachten wir, was der Herr über unseren „Schatz“ sagt:Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Geldbeutel, die nicht veralten, einen Schatz, unvergänglich, in den Himmeln, wo kein Dieb sich nähert und keine Motte verdirbt. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ Christen, die ihren Schatz im Himmel aufbewahren, indem sie ihre Zeit, ihre Energie und ihr Geld für das Reich Christi einsetzen, bewahren ihren Schatz nicht nur an einem sicheren Ort auf, sondern sie freuen sich auch wahrscheinlich viel eher auf die Wiederkunft des Herrn. Denk daran: Wenn der Herr wiederkommt, werden wir entweder unseren Schatz zurücklassen oder wir werden zu ihm gehen!

In Lukas 12,37 und 38 sehen wir, dass jenen Knechten, die bereit sind und auf die Rückkehr ihres Herrn warten, ein besonderer Segen zugesprochen wird. Ein kurzer Vergleich zwischen diesem Segen und dem Segen in Lukas 12,43 zeigt: Diese beiden Segnungen sind nicht dasselbe. Der Segen in Vers 43 bezieht sich auf treuen christlichen Dienst; doch der Segen in den Versen 37 und 38 bezieht sich nicht auf die Arbeit, sondern auf das Warten auf die Wiederkunft des Herrn.

In diesem Leben können wir nicht alles vollständig verstehen und würdigen, was verbunden ist mit diesem besonderen Segen für den Gläubigen, der bereit ist und wacht. In 2. Timotheus 4,8 ist von der „Krone der Gerechtigkeit“ die Rede, die der Herr „allen, die seine Erscheinung lieben“, geben wird.

Das Bild, das wir im ersten Gleichnis vor uns haben, zeigt uns, dass der Herr uns in seinem Haus bedient. Was für ein Segen! Denk daran, dass der Segen nicht nur dafür ist, dass du Ihm treu dienst, sondern auch dafür, dass du treu nach Ihm Ausschau hältst. Wie viele Christen werden diese besondere Belohnung und diesen Segen verpassen? Vielleicht auch du?

Wie können wir nun ganz praktisch wachen und auf unseren Herrn warten? Wir könnten zum Beispiel jeden Morgen beim Aufstehen sagen: „Vielleicht kommt der Herr heute!“ Du wirst erstaunt sein, wie dieser kleine Satz dein ganzes Leben verändern kann! Ein besserer Weg ist natürlich, unseren wunderbaren Herrn noch mehr zu lieben. Man muss zwei Menschen, die sich lieben, nicht sagen, wie sie nach einer Trennung einander eifrig erwarten sollen.

Obwohl es im christlichen Kalender keinen besonderen Tag gibt, der uns an die Wiederkunft des Herrn erinnert, sollte dies für wachsende Christen keine Rolle spielen. Wenn wir unseren Erlöser mehr und mehr kennen und lieben lernen, werden wir täglich nach Ihm Ausschau halten und so für sein Wiederkommen bereit sein!


Originaltitel: „Ready for his return”
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: Gabriele Naujoks

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