Die Zeugen Jehovas
Ein kurzer Überblick über ihre Ursprünge und ihre wesentlichen Lehren

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 14.10.2008, aktualisiert: 13.11.2023

Hinweis der Redaktion:
Dieser Artikel soll einen kurzen Überblick über die Ursprünge der Zeugen Jehovas (ZJ) geben und einige ihrer wesentlichen Lehren beleuchten und sie zum Teil anhand des Wortes Gottes bewerten. Er ist ausdrücklich kein Instrument, um sich ausreichend gewappnet in ein Gespräch mit den Zeugen Jehovas zu begeben. Es hat sich in vielen Diskussionen herausgestellt, dass die meisten ZJ gut geschult sind und auf jede Entgegnung eine Antwort haben. Um diesem Bollwerk angemessen entgegenzutreten, müsste man zu jedem Punkt viel weiter ausholen. Das wiederum würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Ursprung und Ausdehnung der Zeugen Jehovas[1]

Die Zeugen Jehovas haben ihren Ursprung in einer kleinen Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts um Charles Taze Russell. 1879 wurde die erste Ausgabe der Zeitschrift Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi veröffentlicht. Heute heißt die Zeitschrift Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich. Die Ausbreitung dieser Zeitschrift ist wirklich erstaunlich. Sie wird in 140 Sprachen übersetzt und die Auflage beträgt heute über 22 Millionen Exemplare. Zusätzlich erscheint noch eine weitere Schrift mit dem Namen Erwacht mit ähnlich hoher Auflage. Waren es im Jahr 1888 noch 50 Männer und Frauen, die vollzeitlich von Haus zu Haus gingen, um die Wachtturm-Schriften weiterzugeben, so sind es heute über 800.000 Männer und Frauen in über 213 Ländern. Ihr Internetangebot kann man in 314 Sprachen lesen und über 6 Millionen Menschen sind Mitglied bei den ZJ, die sich in über 90.000 Versammlungen (Stand 2000) weltweit treffen.

Das Jahr 1914 ist bei den ZJ ein wichtiges Datum, denn in diesem Jahr sollen die „sieben Zeiten“, wie sie es nennen, oder auch die „Heidenzeiten“ zu Ende gegangen sein.[2] Sie verweisen dabei auf den Ausdruck „die Zeiten der Nationen“ in Lukas 21,24. Seit dem Jahr 1914 hat sich die Welt kolossal verändert (bis 1989 sind so viele Menschen durch Kriege gestorben, wie vorher nicht in der Weltgeschichte), so sagen sie. Diese Auslegung gehört so sehr zu den ZJ, dass sie behaupten, die Endzeitreden des Herrn aus Matthäus 24,3-14 würden sich seit diesem Jahr erfüllen. Aus diesem Grunde würden sie auch das Königreich Gottes verkündigen.

Der Name „Zeugen Jehovas“[3]

Es ist interessant, festzustellen, dass der Name „Zeugen Jehovas“ erst seit 1931 angenommen wurde, und zwar in Abgrenzung zur allgemeinen Christenheit. Zuvor waren sie unter den Namen „Christen“, „Urchristen“, „Ernste Bibelforscher“ und der anfänglichen Selbsttitulierung „Millennial Dawnists“ (Anhänger der Morgenröte des Tausendjährigen Reiches) bekannt.[4]

Der Name „Zeugen Jehovas“ ist aus Jesaja 43,10.11 entlehnt:

  • Jes 43,10.11: Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR [Jehova], und mein Knecht, den ich erwählt habe: damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich derselbe bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner sein. Ich, ich bin der HERR [Jehova], und außer mir ist kein Erretter.

Auch Jesaja 42,8 wird in diesem Zusammenhang genannt:

  • Jes 42,8: Ich bin der HERR [Jehova], das ist mein Name; und meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch meinen Ruhm den geschnitzten Bildern.

Es wird gesagt, dass es schon immer Glaubenszeugen gegeben habe, von denen einige in Hebräer 11 genannt werden und von denen der Herr Jesus der wahre und treue Zeuge war (Heb 12). Aus der Sicht der ZJ sind sie diejenigen, die nach Apostelgeschichte 1,8 diese Linie der Zeugen fortführen:

  • Apg 1,8: Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.

Verbreitung

Die Verbreitung ihrer Botschaft geschieht vor allem durch Schriften, durch Haus-zu-Haus-Besuche und umfangreiche Schulungsprogramme, aber auch durch alle modernen Medien, die unsere Zeit bietet. Zeugen Jehovas legen großen Wert auf ein vorbildliches Leben. Die ZJ machen sich die Welt als sie zu Gebrauchende zunutze (1Kor 7,31). Es gibt hier keine Berührungsängste. Das heißt nicht, dass sie nicht auch vor falschem Gebrauch von zum Beispiel Internet und Fernsehen eindringlich warnen.[5]

Weltsicht der ZJ[6]

Zeugen Jehovas glauben, dass wir in der Zeit des Endes leben, und demnach verkündigen sie das Königreich Gottes. Es wird das große Endgericht erwartet und dann würde die Erde erneuert oder „verschönert“, wie sie es nennen. Sie erwarten, dass es auf einer verschönerten Erde dann zu den Segnungen käme, die im Alten Testament vorhergesagt wurden (Jes 65). Sie sprechen in diesem Zusammenhang auch von einem Tausendjährigem Reich. Dabei glauben ZJ nicht daran, dass es eine buchstäblich neue Erde und einen neuen Himmel geben wird. Obwohl sie die Bibel in der Regel buchstäblich verstehen wollen, nehmen sie diese Buchstäblichkeit nicht für die neue Erde und den neuen Himmel in Anspruch.[7] Während die gläubig gestorbenen Toten also auf die erneuerte oder verschönerte Erde kommen würden, wäre der Himmel nur für 144.000 Gläubige (in der Regel aus ihren Reihen) reserviert, die mit Christus herrschen würden – hier ginge es meist um besonders treue Gläubige.[8] Wer ungläubig stirbt, dessen Seeleiwürde vernichtet, die Hölle wäre das allgemeine Grab der Menschheit.

Was glauben die ZJ?

Sie glauben …

  • an die Bibel als inspiriertes Wort Gottes
  • dass der Name Gottes Jehova ist
  • dass Christus der Sohn Gottes ist und Gott untergeordnet ist
  • dass Christus Gottes Sohn ist, aber nicht Gott gleich ist
  • dass Christus der Anfang der Schöpfung Gottes war
  • dass Christus nicht an einem Kreuz, sondern an einem Pfahl starb
  • dass Christus sein menschliches Leben als Lösegeld für die gehorsamen Menschen dahingab
  • dass Christi Opfer genügt
  • dass Christus als unsterbliche Geistperson von den Toten auferweckt wurde
  • dass die Gegenwart Christi im Geist ist
  • dass wir in der Zeit des Endes leben
  • dass Christus eine gerechte und friedliche Herrschaft über die Erde ausüben wird
  • dass das Königreich ideale Lebensbedingungen auf der Erde herbeiführt und heutige Zeugen Jehovas auf diese erneuerte oder verschönerte Erde kommen
  • dass Gott das gegenwärtige System der Dinge in der Schlacht von Harmagedon beseitigen wird
  • dass die Bösen für immer vernichtet werden
  • dass der Mensch wegen der Sünde Adams stirbt
  • dass, wenn der Tod eintritt, die Menschenseele aufhört zu existieren
  • dass die Hölle das allgemeine Grab der Menschheit ist
  • dass die Auferstehung die Hoffnung für die Toten ist
  • dass 144.000 als „kleine Herde“ (Lk 12,32) in den Himmel kommen und mit Christus regieren
  • dass die 144.000 als geistige Söhne Gottes wieder geboren werden
  • dass der Neue Bund mit dem geistigen Israel geschlossen wurde (also mit den ZJ)
  • dass Gebete nur durch Christus an Jehova gerichtet werden
  • dass Satan der unsichtbare Herrscher der Welt ist
  • dass ein Christ sich nicht an interkonfessionellen Bewegungen beteiligen sollte
  • dass sich ein Christ von der Welt getrennt halten sollte
  • dass orale oder intravenöse Blutaufnahmen das Gesetz Gottes verletzen
  • dass biblische Sittengesetze eingehalten werden müssen
  • dass das Feiern des Sabbats nur dem Volk Israel geboten wurde und zusammen mit dem mosaischen Gesetz endete
  • dass es keine Klasse von Geistlichen und besondere Titel geben sollte
  • dass Christus uns vorlebte, wie man Gott dienen muss
  • dass die Taufe durch völliges Untertauchen im Wasser die Hingabe an Gott symbolisiert
  • dass die Trinitätslehre falsch und eine Erfindung der Kirche ist
  • u.v.m.

Die Botschaft der ZJ

Die Zeugen Jehovas verkündigen als Botschaft ihre oben aufgezeigte Weltsicht und ihre Lehren. Sie machen deutlich, dass seit 1914 genau das eingetreten wäre, was Christus in Matthäus 24,3-14 verkündigt hat, nämlich dass Kriege, Seuchen und Hungersnöte überhandnehmen würden. Christus weist seine Jünger in diesen Versen an, dass Evangelium des Königreiches zu verkündigen. Und genau darin finden die ZJ sich wieder und verkündigen das Herannahen der Gerichte, aber mit der Aussicht des Königreiches auf einer Erde mit optimalen Lebensbedingungen. Alle Erwartungen richten sich auf eine gute irdische Zukunft. Deshalb gibt es in ihren Schriften auch so viele „schöne“ Bilder von paradiesischen Zuständen.

Bewertung

Bis hierhin haben wir einige Fakten zu den ZJ beschrieben, ohne sie zu bewerten oder zu kommentieren. Es geht uns um die Lehren, die dort verkündigt werden, nicht um die Menschen. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. Es besteht die Gefahr, dass sich hinter der Lehre, die jemand bringt, böse geistliche Mächte verbergen (Eph 6). Deshalb ist es für jeden Christen Pflicht, sich mit dem, was er glaubt, ernstlich auseinanderzusetzen und nicht jedem Wind der Lehre nachzulaufen. Oft nimmt man eine Lehre nur deshalb so leichtfertig an, weil sie uns so lieblich und vielleicht sogar mit den besten Beweggründen überbracht wurde. Deshalb möchten wir vorausschicken, dass wir jeden Menschen, der sich den Zeugen Jehovas zugehörig fühlt, von Herzen lieb haben und uns wünschen, dass jeder Leser alles anhand der Bibel überprüft und Gott bittet, ihn durch die Kraft des Heiligen Geistes zu erleuchten.

Es sollen nun nicht alle Lehren der ZJ beleuchtet werden, die oben bereits angedeutet wurden, dazu ist hier einfach nicht der Platz. Wir beschränken uns auf einige Aspekte.

Die Inspiration

Natürlich ist es erfreulich, dass die ZJ an das inspirierte und historisch genaue Wort Gottes glauben. Deshalb könnte man ja gleich zum nächsten Punkt übergehen. Doch müssen ein paar Punkte wohl bedacht werden. Denn die ZJ haben nicht umsonst ihre eigene Bibelübersetzung, die sogenannte Neue-Welt-Übersetzung. Bis 1950 benutzten die ZJ in Deutschland die Elberfelder Bibel, dann erschien zuerst das Neue Testament der „Neue-Welt-Übersetzung“ und ca. zehn Jahre später auch das Alte Testament, so dass seit 1960 eine komplette Ausgabe der „Neue-Welt-Übersetzung“ vorliegt. Diese Übersetzung wird allseits sehr kritisch betrachtet. Die wohl bekanntesten Änderungen gegenüber den klassischen Übersetzungen sind wohl in Johannes 1,1 und Lukas 23,43[9] zu finden. Statt des Wortes „Kreuz“ wird hier „Pfahl“ benutzt. Außerdem wird der Name „Herr“ auch im Neuen Testament häufig mit „Jehova“ wiedergegeben. Das ist besonders in solchen Zusammenhängen der Fall, wo gerade deutlich gemacht werden sollte, dass der Jehova des Alten Testamentes der Herr Jesus im Neuen Testament ist. Somit glauben die ZJ zwar dem Bekenntnis nach an die Inspiration der Heiligen Schrift, haben jedoch mit ihrer eigenen Übersetzung diese an ihr Lehrkonzept angepasst. Es gibt unter den Gelehrten große Unterschiede, welche Bibelübersetzung nun die beste wäre, doch in der kritischen Beurteilung der „Neue-Welt-Übersetzung“ sind sie sich ziemlich einig.

Die Gottheit des Herrn Jesus

Die Gottheit des Herrn Jesus wird von den ZJ grundsätzlich abgelehnt. Nach ihrer Sicht war der Herr Jesus zwar Sohn Gottes und der Erste der Schöpfung Gottes, auch steht man Ihm zu, „göttlichen Wesens“ zu sein[10], aber nie wäre Er Gott gleich oder selbst Gott gewesen. Deshalb übersetzt die „Neue Welt Übersetzung“ in Johannes 1,1: „Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott.“ Hier wird am Ende noch das Wort „ein“ eingeschoben. Das ist jedoch eine unzulässige Einfügung. Dabei könnten gerade diese Verse in Johannes 1,1.14 nicht deutlicher von der Gottheit des Herrn reden. Denn Er war nicht der Erste der Schöpfung Gottes, wie die ZJ glauben, sondern Er war der Schöpfer selbst, denn alles wurde durch das Wort geschaffen (Joh 1,3). Das Wort wurde eben nicht zu Anfang geschaffen, sondern es war. Ebenso sagt der Herr Jesus später: „Ehe Abraham ward, bin ich“ (Joh 8,58). Der Herr Jesus wurde nicht, wie Abraham, sondern Er war bereits da.

Natürlich wird der Herr Jesus in Kolosser 1,15 „der Erstgeborene aller Schöpfung“ genannt. Aber diese Bezeichnung kennzeichnet nicht seinen Anfang, sondern sein Verhältnis zu dieser Schöpfung. Von Salomo wird gesagt: „So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten der Könige der Erde“ (Ps 89,28). So ist der Schöpfer, wenn Er einen Platz in der Schöpfung einnimmt, notwendigerweise ihr Haupt. Mit dem Wort „Erstgeborener“ wird also die rechtmäßige Stellung des Sohnes des Menschen beschrieben und nicht, wie die ZJ meinen, dass der Herr Jesus der erste und einzig geschaffene Sohn des Vaters ist. Auch Sprüche 8 legt diesen Gedanken keineswegs nahe.[11]

Es ist interessant: Wenn man die Schriften der ZJ liest, dann werden zu diesem Thema lediglich solche Bibelstellen erwähnt, wo der Herr Jesus wirklich vornehmlich in seiner Eigenschaft als Mensch gesehen wird. Gegen all diese Stellen haben wir nichts einzuwenden. Leider beschäftigen sich diese Schriften nur mit dieser Seite der Person des Herrn. Alle Stellen, aus denen deutlich hervorgeht, dass der Herr Jesus Gott ist, werden dabei außer Acht gelassen. Denken wir nur an die schöne Stelle in Kolosser 2,9, dass in dem Herrn Jesus die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt.[12] Es ist ein Jammer, dass diese Stellen durch die Neue-Welt-Übersetzung ebenfalls verwässert werden und dem Herrn Jesus lediglich eine gewisse Göttlichkeit zugestanden wird, aber nicht die Tatsache, dass Er Gott und Mensch in einer Person ist. Hier ist nicht der Platz, auf die vielen Bibelstellen hinzuweisen, aus denen unzweideutig hervorgeht, dass der Herr Jesus Gott und Mensch in einer Person ist. Wir haben das aber an anderer Stelle nachgewiesen.[13]

Trinitätslehre

Da die ZJ den Herrn Jesus nicht als Gott und Mensch anerkennen wollen, lehnen sie natürlich auch die Lehre der Trinität ab. Richtig ist, dass der Ausdruck „Trinitätslehre“ tatsächlich eine Erfindung der Kirche ist. Aber das, was durch diese Lehre zum Ausdruck gebracht werden soll, finden wir an vielen Stellen im Neuen Testament. Auch das haben wir an anderer Stelle ausführlich nachgewiesen.[14]

Die Betonung auf dem Namen Jehova

Der Name Jehova steht vor allen Dingen mit dem Volk Israel in Verbindung. Jehova offenbarte sich dem Mose als der „Ich bin, der ich bin“, und mit dieser Botschaft sollte auch Mose vor das Volk treten (2Mo 3,14). Jehova deutet besonders auf den ewig Seienden hin, auf den, der ohne Anfang und Ende ist. So offenbarte sich Gott dem Volk Israel. Es ist interessant, dass bereits die Septuaginta, die griechische Übersetzung des hebräischen Textes, das Wort Jehova mit kyrios übersetzte und der Herr Jesus des Öfteren aus dieser Übersetzung zitierte, sie demnach auch anerkannte. Deshalb kommt es auch nicht von ungefähr, dass Luther Jehova im Alten Testament durchgängig mit HERR übersetzte. Auch wenn im Neuen Testament eine Stelle aus dem Alten Testament zitiert wird, steht im griechischen Urtext nicht Jehova, sondern Kyrios, also Herr.

Aber der Name „Zeugen Jehovas“ verbindet den Christen zu sehr mit dem Alten Bund. Wie gesagt, hatte sich Gott besonders als Jehova dem Volk Israel offenbart. Dem Christen hat sich Gott jedoch in Christus offenbart. Der Herr Jesus sagte einmal: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,10). In Christus hat Gott sich in einer Intensität und Vertrautheit wie nie zuvor gezeigt. Durch Christus können wir Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn haben (1Joh 1,4). Wir dürfen zu Gott kommen und „Abba, Vater“ sagen (Röm 8). Diese Nähe kannte das Volk Israel nicht, und es wird uns auch nicht gesagt, dass dies im zukünftigen Tausendjährigen Reich so sein wird. Wir sind nun einmal nicht Zeugen Jehovas, sondern Zeugen Jesu Christi (vgl. Off 17,6). Der Herr Jesus sagt ja in Apostelgeschichte 1,8: „Ihr werdet meine Zeugen sein“, nicht: „Ihr werdet Zeugen Jehovas sein.“ Außerdem werden wir „Diener Christi“ genannt (1Kor 4,1) und nicht, wie oft in den Schriften der ZJ, „Diener Jehovas“.

Wenn man das Alte und Neue Testament sorgfältig studiert, dann wird einem nicht verborgen bleiben, dass der Jehova des Alten Testamentes der Herr Jesus des Neuen Testamentes ist. Es heißt zum Beispiel in Sacharja 12,1: „Es spricht Jehova, der den Himmel ausspannt“, und nur 9 Verse weiter sagt Jehova: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10).[15] Das ist nur eine Stelle von vielen, aus denen deutlich hervorgeht, dass der Herr Jesus der Jehova des Alten Testamentes ist.[16] Denn es ist wohl unübersehbar, dass hier eine Anspielung auf den Herrn Jesus gemacht wurde (vgl. Joh 19,34.37).

Überdies betont das Neue Testament eben nicht den Namen „Jehova“, sondern den Namen des Herrn Jesus Christus. Er hat den Namen, der „über jedem Namen ist“ (Phil 2,9). Nur in seinem Namen können wir errettet werden (Apg 4,12). Auf seinen Namen werden wir getauft (Apg 2,38). In seinem Namen versammeln wir uns (Mt 18,20). Wir verkündigen vor allem seinen Namen (Apg 4,18; 5,40; 8,12).

Die 144.000

Immer wieder hört man von den 144.000, die in den Himmel kämen, und man fragt sich dann, ob man wohl noch eine Chance hat, dabei zu sein. Was meinen ZJ also damit, wenn sie von den 144.000 sprechen, die in den Himmel kommen? Zuerst einmal ist die Zahl der 144.000 aus Offenbarung 14 entlehnt, wo wir eine Szene finden, die sich im Land Israel auf dem Berg Zion abspielt und deutlich jüdischen Charakter hat.[17] In einem Artikel auf der Internetseite der ZJ heißt es:

Damals begann er damit, „die Dinge in den Himmeln“ einzusammeln, das heißt diejenigen, die mit Christus in den Himmeln herrschen werden. Dazu zählten auch die Christen in Ephesus (Epheser 2,4-7). In jüngerer Zeit, in unseren Tagen, sammelt Jehova „die Dinge auf der Erde“ ein (Epheser 1,10). Durch einen weltweiten Predigtfeldzug macht er allen Nationen die gute Botschaft über seine Königreichsregierung in den Händen Jesu Christi bekannt.[18]

Demnach wäre die Tür zum Himmel bereits geschlossen und die Hoffnung heutiger ZJ ist auf das kommende irdische Königreich gerichtet. Wie man allerdings auf diese gewagte Auslegung kommt, bleibt schleierhaft. Andererseits können auch heute noch bestimmte Gläubige zu dieser Schar der 144.000 dazukommen, es sind aber verhältnismäßig wenige[19], die jedoch das Recht erhielten, bei dem jährlichen Abendmahl am 14. Nisan von dem Brot zu essen und aus dem Kelch zu trinken. Nichts in der Heiligen Schrift deutet auch nur im Ansatz darauf hin, dass Gott zu Beginn des Christentums die Menschen in den Himmel gesammelt hätte und heute die Menschen auf der Erde einsammelte. Obendrein geht es in Offenbarung 14 überhaupt nicht um die Gläubigen der Gemeindezeit, sondern um das Volk Israel[20]. Dass diese Phantastereien auch noch von Millionen Menschen geglaubt werden, ist wirklich erschreckend.

Das Jahr 1914

Wie oben bereits angemerkt, spielt das Jahr 1914 bei den ZJ eine gewaltige Rolle. Seit diesem Jahr soll sich die Welt kolossal geändert haben, und seit diesem Jahr hätte es angefangen, dass sich die Worte Jesu aus Matthäus 24,3-14 anfingen zu erfüllen. Der Herr Jesus hätte seine Königsherrschaft angetreten und das Königreich Gottes hätte demnach bereits begonnen. Nach Ansicht der ZJ wäre dieses Königreich noch unsichtbar und der König herrschte unsichtbar, aber schon bald, nach der Schlacht von Harmagedon, würde das Königreich Gottes sichtbar in Erscheinung treten – es würde das Paradies auf Erden sein.[21] Nach Ansicht der ZJ leben wir heute in der Übergangszeit zu dem nahe bevorstehenden sichtbaren Königreich, das die Jünger beim Auftreten dieser Zeichen anfangen sollten zu verkündigen. In der Broschüre der ZJ Was lehrt die Bibel wirklich? heißt es auf Seite 87:

In Kapitel 8 haben wir gelesen, dass Jesus Christus im Jahr 1914 im Himmel als König zu regieren begann (Daniel 7,13.14). Kurz nachdem er Königsmacht erhalten hatte, schritt er zur Tat. Die Bibel berichtet: „Krieg brach aus im Himmel: Michael [ein anderer Name für Jesus] und seine Engel kämpften mit dem Drachen [Satan, dem Teufel], und der Drache und seine Engel kämpften.“ Satan und die bösen Engel – die Dämonen – verloren diesen Krieg und wurden vom Himmel zur Erde hinabgeschleudert. Gottes treue Engelsöhne konnten sich freuen, dass Satan und die Dämonen nun fort waren. Aber für die Menschen würde das kein Grund zur Freude sein …

Es ist schon sehr interessant, zu sehen, wie willkürlich hier mit geschichtlichen Daten umgegangen wird und wie aus einem Engel Michael mal schnell der Herr Jesus gemacht wird. Die ZJ glauben also, dass der Teufel bereits nach Offenbarung 12 aus dem Himmel geworfen worden wäre und bereits jenes schlimme Unwesen treiben würde, das in Offenbarung 12 beschrieben wird. Wäre der Teufel bereits 1914 aus dem Himmel geworfen worden, dann stellt sich die Frage, warum die Offenbarung davon spricht, dass der Teufel nicht viel Zeit hat und diese wenige Zeit offensichtlich mit den 42 Monaten bzw. der Zeit, Zeiten und einer halben Zeit in Verbindung steht, in der sich der Zorn Gottes in besonderer Weise über diese Erde ergießt (Off 12,14). Die Frau, die hier erwähnt wird, ist unseres Erachtens ein Bild von Israel, und so wie die Frau auf den Flügeln des Adlers in die Wüste geführt wird, so wird Israel in den Tagen der Drangsal in die Wüste fliehen: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung … stehen seht an heiligem Ort …, dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen“ (Mt 24,15.16). Auch in Hosea 2,16 wird gesagt: „Ich werde sie locken und sie in die Wüste führen und zu ihrem Herzen reden.“ Diese Stellen haben sich noch nicht erfüllt, und so müssen wir davon ausgehen, dass der Teufel noch nicht aus dem Himmel geworfen worden ist und weiterhin sein Unwesen in den himmlischen Örtern (Eph 6,12) treibt.

Ihren Sendungsauftrag entnehmen die ZJ aus der Stelle: „Dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen“ (Mt 24,14). Hierbei übersieht man jedoch, dass diese Verse jüdischen Charakter haben und sich auf die Zeit beziehen, wenn Gott sich wieder um sein irdisches Volk Israel kümmern wird und die Decke von ihren Augen weggenommen wird (2Kor 3,16). Dass Israel die Hoffnung auf Wiederherstellung hat, geht sowohl aus dem Alten Testament hervor – wenn in dem Propheten Hosea davon geschrieben wird, dass Gott das Volk für eine Zeit „lo-ammi“ nennt, also „Nicht-mein-Volk“, und nach einer Zeit dieses Volk wieder annimmt und als „ammi“, also wiederum „Mein-Volk“ anerkennen wird – als auch aus dem Neuen Testament, wenn es in Römer 11 heißt, dass aus Zion der Erretter kommen wird und dann „ganz Israel“ gerettet werden wird (wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird). Das Evangelium, das wir heute zu verkündigen haben, ist auch nicht das Evangelium des Königreiches, sondern es ist das Evangelium, das auch Paulus verkündigt hat; er nennt es „mein Evangelium“ (Röm 16,25), „das Evangelium der Gnade Gottes“ (Apg 20,24) und das „Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes“ (1Tim 1,11).

Wenn die Zeit des Endes gekommen ist, dann werden, nachdem die wahren Christen von der Erde weggenommen sind, gerade die dann gläubig gewordenen Israeliten das Evangelium des Königreiches verkündigen. Der Inhalt dieses Evangelium stimmt dann mit den Verheißungen Gottes an Israel im Alten Testament überein. Die Hoffnung Israels war immer, dass ein Messias und ein König kommen sollte, der das Volk zur Ruhe und zum Frieden und in ein Land voller Gerechtigkeit führen sollte. Jesaja prophezeite diesen König, wenn er schreibt: „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit“ (Jes 32,1). Das war schon immer die Hoffnung Israels. Aber die Hoffnung der Gemeinde oder der Kirche ist nicht dieses Königreich auf der Erde, sondern die Vereinigung mit Christus im Himmel. Die Hoffnung der Kirche ist nicht Christus in ihrer Mitte auf der Erde, sondern als sein Leib die Herrlichkeit Christi mit Ihm zu teilen (Eph 1; 2).

Kommen wir noch einmal auf das Jahr 1914 zurück. Es mag in der Weltgeschichte ein markantes Datum gewesen sein, aber ebenso ließen sich etliche wichtige Daten in der Geschichte der Menschheit nennen. Wenn man den Unterschied zwischen der Kirche oder Gemeinde und dem Volk Israel aufrechterhält, wie es Gottes Wort selbst macht, dann kann man unmöglich auf den Gedanken kommen, dass Matthäus 24 auf die Kirche oder Gemeinde Bezug hätte. Allein aus diesem Grund kann das Jahr 1914 auch nicht der Beginn der Erfüllung von Matthäus 24 gewesen sein. Wie wichtig ist es, die Haushaltungen Gottes sorgfältig auseinanderzuhalten – hätte man das getan, wäre man auf diese Auslegung und die besondere Bedeutung des Jahres 1914 der ZJ nie gekommen.

Die ZJ haben bereits mehrmals den Weltuntergang vorhergesagt und jedes Mal ist nichts passiert. Der Gründer C.T. Russell hatte bereits für das Jahr 1894 den Weltuntergang vorhergesagt. Als dieser nicht eintrat, sagte er ihn für 1914 voraus. Als wiederum nichts geschah, entwickelte man die oben genannte Lehre, nach der 1914 das Königreich begonnen habe. Ein weiterer Weltuntergang wurde für 1925 und später für 1975 vorhergesagt.[22] Die Geschichte hat, wie wir wissen, diese Voraussagen nicht bestätigt. Auch heute wird nicht der Herr Jesus zur Entrückung der Gläubigen erwartet, wie es in 1. Thessalonicher 4 beschrieben wird, sondern es wird das baldige Gericht von Harmagedon erwartet. Eigentlich wäre auch dieses Gericht längst überfällig, da der Teufel ja nach Offenbarung 12 seit 1914 nur noch eine kurze Frist haben sollte. Diese „kurze Frist“, die in Offenbarung 12 mit dreieinhalb Jahren beschrieben wurde, dauert jetzt schon immerhin über neunzig Jahre an.

Die Bibel sagt: „Wenn der Prophet im Namen Jehovas redet, und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das das Wort, das Jehova nicht geredet hat; mit Vermessenheit hat der Prophet es geredet; du sollst dich nicht vor ihm fürchten“ (5Mo 18,22).

Die Erwartung der ZJ

Die Zukunftserwartung der ZJ klingt vielversprechend: eine Welt oder ein Königreich mit Lebensbedingungen, die wir uns alle nur im Traum wünschen. Alle unsere irdischen Wünsche gehen in dieser neuen Welt in Erfüllung. Keine Kriege, Gesundheit, Harmonie in der Familie, Wohlstand etc. Aber zuerst wird noch die große Schlacht in Harmagedon erwartet, wenn Gott mit dem weltlichen System abrechnet und seinen Zorn über diese Welt ausgießt. Erst danach würde es eine erneuerte oder „verschönerte“ Welt, wie es die ZJ nennen, geben.

Diese Auslegung ist aus verschiedenen Gründen nicht haltbar. Das Fatale ist jedoch, dass diese Erwartungshaltung alles umdreht, was uns das Neue Testament für uns Christen vorstellt. Im Gegenteil, man nimmt die alttestamentlichen Segensverheißungen, die deutlich für das Volk Israel bestimmt sind, und überträgt diese auf die christliche Gemeinde, als ob die Gemeinde den Segen ererben würde, den Israel nicht erlangt hat. Man erkennt nicht den deutlichen Unterschied, der zwischen der Gemeinde und dem Volk Israel besteht: dass nämlich das Volk Israel irdische Verheißungen bekommen hat und die Gemeinde himmlische Segensverheißungen (Eph 1,3). An keiner Stelle im Neuen Testament heißt es: „Sinnt auf das, was bald auf der verschönerten Erde kommt“, sondern: „Sinnt auf das, was droben ist, wo der Christus ist“ (Kol 3,2); es heißt nicht: „Euer Bürgertum ist auf der erneuerten Welt“, sondern: „Unser Bürgertum ist in den Himmeln“ (Phil 3,20). Auch heißt es nicht, dass wir gesegnet wurden, „mit jeder geistlichen Segnung auf der erneuerten Erde“, sondern dass wir gesegnet wurden „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“. Unsere Bestimmung ist der Himmel und nicht die Erde. Hingegen hatte die Bestimmung des Israeliten immer mit der Erde zu tun.

Das die ZJ ein zukünftiges Königreich unter optimalen Lebensbedingungen erwarten, ist an sich gar nicht verkehrt. Dass es dieses Reich geben wird, geht aus vielen Stellen im Alten Testament hervor. Aber in diesem Tausendjährigen Friedensreich wird auf der Erde nicht die Gemeinde ihren Platz finden, sondern das wiederhergestellte Israel und die dann lebenden Nationen. Die Gemeinde wird zuvor in den Himmel entrückt, um ewig bei ihrem Herrn zu sein, um zusammen mit Ihm zu leben (1Thes 4,15-18; 5,10).

Noch dramatischer ist jedoch der Punkt, dass auch Christus die Würde und die Ehre genommen wird, die Ihm für sein Werk auf Golgatha zusteht. Der Epheserbrief spricht darüber, was Gottes Wille ist: „Er hat uns kundgetan das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm, in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“ (Eph 1,9-12). Leider liest man in den Schriften der ZJ sehr wenig über diesen Ratschluss Gottes und dann in einer sehr seltsamen Art und Weise.[23] Es geht fortwährend um uns und so wenig um Christus. Dabei ist gerade dies das große Ziel Gottes mit der Weltgeschichte, dass Christus Haupt sein soll über alles im Himmel und über alles auf der Erde. Es geht nicht einmal in erster Linie um das Teil der Christen im Himmel, sondern darum, dass sie zum Preise seiner [Gottes] Herrlichkeit sind. Das Ziel der Weltgeschichte ist gerade nicht, dass wir fröhlich auf einer erneuerten Erde leben, sondern dass alles – sei es im Himmel oder auf der Erde – zum Preise der Herrlichkeit Gottes ist. Die Weltsicht der ZJ macht uns zu irdischen Menschen; die Weltsicht der Bibel macht uns zu himmlischen Christen.

„Wie der von Staub ist, so sind auch die, die von Staub sind; und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen“ (1Kor 15,48).

Das Abendmahl

Das Abendmahl wird bei den ZJ nur einmal im Jahr gefeiert, und zwar am 14. Nisan.[24] Am Abendmahl dürfen nur die „himmlischen“ Gläubigen teilnehmen. Da die himmlische Zahl der Heiligen auf 144.000 beschränkt ist, nehmen heutzutage nur noch sehr wenige von den Symbolen des Abendmahls.[25] Weiter oben haben wir aufgezeigt, dass nach den Schriften der ZJ zu Beginn des Christentums die himmlischen Heiligen gesammelt wurden und heute die Gläubigen für das irdische Königreich gesammelt werden.

Auch diese Lehre ist nicht biblisch. Wenn es auch kein Gebot darüber gibt, wie oft Christen das Abendmahl feiern sollten, so haben wir doch etliche Hinweise, die uns eine Beschränkung auf „einmal im Jahr“ unmöglich macht. In Apostelgeschichte 2 lesen wir, dass die ersten Christen täglich das Brot brachen, und in Apostelgeschichte 20 lesen wir von den Gläubigen in Troas, dass sie sich am ersten Tag der Woche versammelten, um das Brot zu brechen. An keiner Stelle können wir entnehmen, dass nur eine bestimmte Klasse von Menschen an diesem Mahl teilnehmen durfte. Die Botschaft „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ ist ausdrücklich an alle gerichtet worden. In 1. Korinther 11 wird jeder Gläubige aufgerufen, sich selbst zu prüfen und dann das Mahl des Herrn zu nehmen („und so esse er … und trinke“; 1Kor 11,28). Es sollte uns eine Freude sein, den Tod des Herrn so oft wie möglich zu verkündigen, denn es ist eine ganz besondere Gelegenheit, dem Herrn Jesus unsere Wertschätzung seines Todes Ausdruck zu verleihen. In 1. Korinther 10,17 lesen wir: „Wir alle nehmen teil an dem einen Brot.“

Die Schriften der ZJ

Wenn man die Schriften der ZJ liest, dann kann man in ihnen sicher manchen interessanten Denkanstoß finden. Wenn man jedoch beispielsweise einmal einen Wachtturm komplett durchliest, dann wird doch immer wieder deutlich, dass es im Prinzip eine getarnte Werbebroschüre ist. Immer wieder wird erwähnt, was ZJ irgendwo auf der Welt geleistet haben oder wo es wieder Menschen gab, die endlich zur Wahrheit bei den ZJ gefunden hätten. Es geht nicht darum, Menschen für Christus zu gewinnen, sondern Menschen für die ZJ zu gewinnen. Der sektiererische Geist – „Kommt zu den Zeugen“, „Nur hier ist die Wahrheit“ – ist ständig präsent und wird in „nette Geschichten“ schön verpackt. Es ist furchtbar, dass auf diese Weise viele aufrichtige, suchende Menschen irregeleitet werden.

Schluss

Es schockiert, zu sehen, mit welchen Listen der Teufel in das christliche Zeugnis eingedrungen ist. Nach außen stellt diese Gemeinschaft ein Teil des Christentums dar. Doch innen wurden wesentliche Kernwahrheiten des Christentums auf den Kopf gestellt. Im Christentum soll Christus im Mittelpunkt stehen, doch Er führt bei den ZJ ein Schattendasein, zumindest im Verhältnis zu dem Platz, den Ihm das Neue Testament zuweist. Im Christentum nimmt die Wahrheit von der Person Christi als Gott und Mensch in einer Person einen einzigartigen Platz ein, doch bei den ZJ war der Herr Jesus nie Gott, der sich im Fleisch offenbart hat. Im Christentum sollte das Geheimnis, dass von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, erkannt werden und das Leben beeinflussen, so dass wir der Berufung würdig wandeln, doch nach den ZJ haben wir Christen nicht die Verheißung des Christus bekommen (Eph 3), sondern lediglich die Verheißungen von Israel übernommen. Die besondere Stellung, in die Christen hineingebracht wurden, wird überhaupt nicht gesehen. Statt Segnungen im Himmel zu bekommen, müssen wir uns mit den Segnungen auf dieser Erde zufriedengeben. Statt in Ewigkeit bei Christus im Himmel zu sein, werden wir auf einer „verschönerten“ Erde leben, wo Christus weit weg scheint.[26]

Wir sehen auch hier wieder, dass der Teufel der Gott dieser Welt und der Fürst der Gewalt der Luft ist. Es ist dem Teufel ein Leichtes, Millionen von Menschen in die Irre zu führen und ihnen sogar noch vorzugaukeln, dass sie das wahre Leben dann haben, wenn sie an die Lehren der Zeugen Jehovas glauben. Von Heilsgewissheit kann in diesen Kreisen eigentlich keine Rede sein. In den Schriften der ZJ im Internet hält man sich mit der Aussage zurück, dass man nur bei den ZJ das Heil finden könnte, aber es wird doch immer wieder andeutungsweise gesagt.[27]

Es ist erschütternd und fast beängstigend, wenn man sieht, wie Menschen hier verführt werden, und es sollte jedem, der sich irgendwie zu Christus bekennt, sei es, dass er wahres Leben aus Gott hat oder sich nur äußerlich zum Christentum hingezogen fühlt, eine Mahnung sein, das Wort Gottes reichlich in sich wohnen zu lassen und stark zu sein in seiner Stärke, damit er am bösen Tag zu widerstehen vermag (Eph 6,10-18). Hoffentlich sind die „Waffen unseres Kampfes … nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen; indem wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus“ (2Kor 10,4.5). Möge der Herr Jesus jedem Christen bei diesem Kampf beistehen! Unser Gebet gilt den vielen verführten Seelen, die sich in dieser Sekte der Zeugen Jehovas befinden, und unser Wunsch geht dahin, dass noch aus manchem Zeugen Jehova ein Zeuge Jesu Christi wird.

Anmerkungen

[1] http://www.watchtower.org/x/jt/article_02.htm.

[2] http://www.watchtower.org/x/jt/article_02.htm.

[3] http://www.watchtower.org/x/jt/article_01.htm.

[4] Siehe L. Gassmann, Kleines Sekten-Handbuch, S. 193.

[5] Siehe Der Wachtturm, Ausgabe Oktober 2007.

[6] Siehe http://www.watchtower.org/x/jt/article_03.htm.

[7] Man bezieht sich hier auf Stellen aus Jesaja 45,18 und Prediger 1,4.

[8] Es ist nicht klar zu erkennen, was nach den tausend Jahren geschehen wird oder ob die Zahl 1000 nur eine symbolische Zahl ist.

[9] Siehe den Artikel „Interpunktion von entscheidender Bedeutung“ von P. Streitenberger.

[10] http://www.watchtower.org/x/20050422/article_03.htm.

[11] Siehe den Artikel „Der Sohn Gottes von Ewigkeit her“ von W.J. Ouweneel.

[12] „In ihm wohnt die ganze Fülle der göttlichen Wesensart körperlich“ (Kol 2,9; NWÜ).

[13] Siehe den Artikel „Die Gottheit des Herrn Jesus“.

[15] Leider haben die ZJ in ihrer NW-Übersetzung statt „auf mich“ mit „auf den“ übersetzt. Auf diese Art und Weise wurden viele Stellen der Lehre der ZJ angepasst (siehe auch Lk 23,43; Joh 1,1 und Kol 2,9).

[16] Siehe den Artikel „Die Gottheit des Herrn Jesus“ und den Artikel „Ist Jesus Gott?“ von A. Steinmeister.

[17] Die Ausleger sind sich nicht klar darüber, ob nicht sogar die Gruppe der 144.000 aus Offenbarung 7 die gleiche ist wie in Offenbarung 14. Träfe das zu, dann wäre das ein weiterer Grund, dass es sich hier um jüdische Gläubige handelt, denn in Offenbarung 7 geht es um Gläubige aus den zwölf Stämmen Israel.

[18] http://www.watchtower.org/x/20020615/article_02.htm.

[19] Laut der Broschüre der ZJ Was lehrt die Bibel wirklich? wären es weltweit nur noch einige Tausend (siehe S. 208).

[20] Da Offenbarung 14 mit Zion in Verbindung steht, denken viele Ausleger daran, dass es hier vornehmlich um die zwei Stämme geht, die sich zu dieser Zeit in Israel befinden – Juda und Benjamin –, aber manche denken auch an dieselbe Gruppe wie in Offenbarung 7. Es können maximal noch solche Gläubigen sein, die in der Drangsalszeit aus den Nationen zum Glauben kommen, denn die Gemeinde ist ab Offenbarung 4 nicht mehr Gegenstand der Betrachtung (bis einschl. Off 18) und wird in den Ältesten im Himmel gesehen und ab Offenbarung 19 in der Braut, den Kriegsheeren und dem neuen Jerusalem dargestellt.

[21] Siehe Broschüre der ZJ Was lehrt die Bibel wirklich?, S. 76–85.

[22] http://www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm

[23] http://www.watchtower.org/x/20020615/article_02.htm

[24] Dieses Datum ist von der Bestimmung des Mondes, wie sie zur Zeit Jesu üblich war, abhängig. Siehe die Broschüre der ZJ Was lehrt die Bibel wirklich?, S. 206.

[25] http://de.wikipedia.org/wiki/Zeugen_Jehovas und: http://www.remid.de/remid_info_zj.htm

[26] Dazu muss man noch sagen, dass heute das wirkliche Heil angeblich nur in der Lehre der ZJ ergriffen werden kann und die meisten Christen nach Auffassung der ZJ gar nicht dabei sein werden.

[27] Siehe http://www.watchtower.org/x/jt/article_08.htm und hier die Fragen: „Glauben die Zeugen, dass sie allein den wahren Glauben haben?“, und: „Glauben sie, dass sie die Einzigen sind, die gerettet werden?“

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