Leitverse: 4. Mose 21,8.9; Johannes 3,14-16; 2. Könige 18,4
Würde Gott jemals jemand ausdrücklich anweisen, ein Götzenbild zu machen?
Eine dumme Frage, oder? Gott würde das niemals tun. Das lesen wir schon in den Zehn Geboten, wo Gott sagt: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild {Götzenbild} machen“ (2Mo 20,4).
In 4. Mose 21 finden wir jedoch eine seltsame Geschichte, die verwirrend und widersprüchlich klingt: Gott weist Mose an, eine Schlange aus Kupfer anzufertigen und sie auf eine Stange zu tun; und das Volk sollte auf die Schlange blicken, um geheilt zu werden. – Wie bitte? Warum sollte der HERR seinem Volk diese seltsame Anweisung erteilen?
Gehen wir ein paar Jahre in der Zeit zurück. Seit ihrem Auszug aus Ägypten vor fast vierzig Jahren waren die Israeliten in einem schlechten Zustand. Sie waren verbittert und missmutig, dass sie in der Wüste umherwandern mussten. Sie waren zornig auf Mose und Gott und beklagten sich über ihre Lage (4Mo 21,5).
Obwohl es verständlich war, dass sie verdrossen und missmutig über ihr Wüstenleben waren, waren sie zu weit gegangen. Als Warnung erlaubte der HERR es, dass giftige Schlangen in das Lager eindrangen und sie plagten. Eine Klapperschlange in der Küche würde auch dich in Alarmbereitschaft versetzen, oder?!
Das Volk kam schnell wieder zur Besinnung und tat Buße für seine üble Gesinnung. Gott vertrieb die Schlangen, doch die Geschichte war noch nicht zu Ende: Viele waren gebissen worden und starben an dem tödlichen Gift. Als das Volk den HERRN um Heilung anflehte, gab Gott Mose eine ungewöhnliche Anweisung:
4Mo 21,8.9: Mache dir eine feurige Schlange und tu sie auf eine Stange; und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ansieht, der wird am Leben bleiben. Und Mose machte eine Schlange aus Kupfer und tat sie auf die Stange; und es geschah, wenn eine Schlange jemand gebissen hatte, und er schaute auf zu der Schlange aus Kupfer, so blieb er am Leben.
Für bare Münze genommen, klingt die ganze Geschichte ziemlich bizarr. Wenn sie Buße taten, warum heilte Gott sie dann nicht einfach? Wozu diese götzengleiche Schlange?
Zunächst ist es wichtig, zu wissen: Gott befahl Mose nicht, ein Götzenbild zu machen, und Er befahl seinem Volk auch nicht, die kupferne Schlange anzubeten. Vielmehr war die Schlange ein Symbol, worauf das Volk im Glauben blicken und Gottes Heilung annehmen konnte.
Wir sehen das größere Bild im Neuen Testament. Diese ungewöhnliche Heilmethode veranschaulicht, dass Gott durch Jesus errettet. In Johannes 3 heißt es:
Joh 3,14-16: Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe. Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe.
Inwiefern veranschaulicht das Schauen auf die kupferne Schlange die Errettung?
- Nur wer auf die Schlange blickte, konnte geheilt zu werden.
- Es waren keine menschlichen Werke erforderlich.
- Heilung war für jeden verfügbar, wirksam jedoch nur für denjenigen, der auch wirklich glaubte und auf die Schlange blickte.
Warum eine Schlange aus Kupfer?
Wenn dieses ganze Geschehen ein Bild für Christus am Kreuz sein sollte, dann fragst du dich vielleicht, warum Mose nicht angewiesen wurde, ein Lamm aus Kupfer zu machen. Wäre ein Lamm nicht ein besseres Bild für Jesus als eine Schlange?
Obwohl Jesus natürlich das Lamm Gottes ist, ist die erhöhte Schlange aus Kupfer ein Bild für die Stellvertretung. Als Jesus am Kreuz hing, nahm Er unsere Sünde auf sich:
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Gal 3,13: Er ist ein Fluch für uns geworden.
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2Kor 5,21: Den, der Sünde nicht kannte, hat Gott für uns zur Sünde gemacht.
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1Pet 2,24: Er selbst hat unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen.
Die Schlange versinnbildlicht die Hässlichkeit der Sünde, die am Kreuz weggenommen wurde.
Wenn Symbole zu Götzen werden
Die kupferne Schlange ist also ein wunderbares Bild für die Errettung durch Jesus. Doch an dieser Stelle wird es ein bisschen heikel. Nach den Ereignissen in der Wüste bewahrten die Israeliten die Schlange nämlich jahrhundertelang als geistliche und historische Reliquie auf. Nach und nach wurde sie zu einer Art religiösem Symbol und schließlich opferte man ihr. Die Schlange war zu einem Götzenbild geworden – ein Hindernis für die wahre Anbetung Gottes!
Als Hiskia etwa siebenhundert Jahren später in der Wüste zum König von Israel gekrönt wurde, ergriff er radikale Maßnahmen:
2Kön 18,4: Hiskia zertrümmerte die Schlange aus Kupfer, die Mose gemacht hatte; denn bis zu jenen Tagen hatten die Kinder Israel ihr geräuchert.
Hiskia zerschlug die Schlange in Stücke! Stell dir vor, was Hiskia für einen Ärger bekommen haben musste, weil er einen unbezahlbaren Gegenstand zerstörte, der von Gott benutzt worden war. Die kupferne Schlange war eine wertvolle Reliquie. Sie war sogar ein Symbol für den kommenden Erlöser. Doch das Volk nahm etwas Gutes – etwas, was von Gott benutzt worden war – und machte es zu einem Götzen.
Manchmal werden gute Dinge in unserem Leben zu Götzen und müssen entfernt oder zerstört werden. Bestimmte materielle Besitztümer und Lebensgewohnheiten können uns auf unserem geistlichen Weg behindern. Gibt es Bereiche in unserem Leben, die Gott früher als wertvoll erachtet und genutzt hat, die uns aber jetzt von geistlichen Dingen ablenken?
Nehmen wir als Beispiel die sozialen Medien. Stellen wir uns vor, dass Christen mit den besten Absichten in die sozialen Medien einsteigen: Sie kommunizieren freundschaftlich mit anderen Gläubigen, unterstützen örtliche Gemeindeveranstaltungen oder posten sogar inspirierende Zitate oder Andachten. Doch nach und nach nehmen die sozialen Medien einen immer größeren Teil ihrer Zeit und Energie in Anspruch. Ihre Beiträge beziehen sich immer mehr auf sie selbst. Die Suche nach Bestätigung durch Likes wird immer mehr zu einem Schwerpunkt und einem emotionalen Bedürfnis. Schon bald greifen sie in jeder freien Minute zum Smartphone, um ihren Social-Media-Status zu überprüfen bzw. zu pflegen – manchmal sogar während ihrer persönlichen stillen Zeit oder während der Gottesdienste! Die sozialen Medien sind für sie zu einer kupfernen Schlange geworden. Was als gute Sache begonnen hat und das Zeug hatte, von Gott genutzt zu werden, hat sich zu einem Hindernis in ihrem geistlichen Leben entwickelt.
Götzen beseitigen
Wenn wir heute das Alte Testament lesen, neigen wir dazu, geringschätzig auf die Israeliten herabzusehen und uns zu fragen: Warum verfielen diese Leute immer wieder dem Götzendienst? Was war bloß los mit ihnen? – Doch wenn die Israeliten all die „Götzen“ sehen könnten, vor denen wir uns heute verneigen, würden sie wahrscheinlich unser Verhalten kritisieren! Wenn ein Götze etwas ist, was den Platz Gottes in unserem Leben einnimmt, dann sind viele Gläubige heute nicht viel anders als die Israeliten.
Nicht alles, was wir lieben oder genießen, ist ein Götze. Aber wenn wir uns dabei ertappen, dass wir uns mehr auf bestimmte Dinge konzentrieren als auf Gott, dann haben wir vielleicht ein Problem gefunden, das wir angehen müssen. Greg Laurie hat einmal gesagt:
Manchmal können gute Dinge zu schlechten Dingen werden, wenn sie uns von der besten Sache abhalten.
Wie Hiskia müssen wir in unserem Leben drastische Maßnahmen ergreifen: Wir müssen die Götzen identifizieren und unsere kupfernen Schlangen zerstören. Wenn wir das tun, geben wir unser Bestes einem Gott, der den Frieden, die Hoffnung, die Freude und die bleibende Zufriedenheit bietet, die nichts anderes auf dieser Welt je bieten könnte.
Originaltitel: „A Good Thing Gone Bad“
Quelle: www.growingchristians.org