Wozu die vielen Vorschriften im dritten Buch Mose?
3. Mose 11,45-47

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 30.08.2004, aktualisiert: 03.12.2023

Leitverse: 3. Mose 11,45-47

3Mo 11,45-47: Ich bin der HERR, der euch aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat, um euer Gott zu sein: So sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig! Das ist das Gesetz vom Vieh und von den Vögeln und von jedem lebendigen Wesen, das sich im Wasser regt, und von jedem Wesen, das auf der Erde wimmelt; um zu unterscheiden zwischen dem Unreinen und dem Reinen und zwischen den Tieren, die gegessen werden, und den Tieren, die nicht gegessen werden sollen.

Viele Christen verändern ihre guten Absichten, die Bibel der Reihe nach von vorne nach hinten zu lesen, wenn sie zu 3. Mose kommen. Bevor sie sich in den levitischen Gesetzen verlieren und dadurch entmutigt werden, überfliegen sie den Text, um zu einem „bedeutsameren“ Abschnitt zu kommen. Schließlich scheint sich das Lesen der einst gültigen Details, die „Leviten und Priester, Opfer und Fasten“ betreffend, für das heutige christliche Leben kaum zu lohnen. Und natürlich ist es auch nicht so spannend wie die Geschichten von 1. Mose oder 2. Mose. Warum also nicht 3. Mose überspringen und gleich bei 4. Mose weiterlesen?

Gott hat die Details von 3. Mose in den Kanon der Bibel nicht als Lückenfüller oder als Herausforderung aufgenommen, um zu sehen, ob wir unseren Bibelleseplan auch durchhalten! Alle Einzelheiten in 3. Mose sind wichtig und haben als Teil der Heiligen Schrift auch uns heute noch etwas zu sagen (vgl. 2Tim 3,16.17). Wir müssen zugeben, dass es sehr mühsam und ermüdend sein kann, 3. Mose zu lesen. Ein hilfreiches Konzept, um 3. Mose zu verstehen, ist: „Strebe nach dem Gesamtbild.“ Denke, dass jede Einzelheit wie der winzige Punkt in einem Kupferstich ist. Wenn du jeden Punkt einzeln betrachtest, ist es oft schwierig, eine Bedeutung darin zu erkennen. Aber wenn du das gesamte Bild betrachtest, dann siehst du, dass jeder Punkt hineinpasst und zum Gesamtbild dazugehört. Das „Gesamtbild“ von 3. Mose könnte den Titel „Gottes heiliges Wesen und heiliger Ruf“ tragen. Jedes Detail des Buches beinhaltet in verschiedener Weise dieses Thema. All die verschiedenen Opfer zum Beispiel unterstreichen immer und immer wieder, dass Gott unendlich heilig ist und etwas in Bezug auf die Sünde getan werden musste. Obwohl der Herr gnädig und reich an Vergebung ist, kann Sünde nicht unter den Teppich gekehrt werden. Des Weiteren weist die detaillierte Beschreibung der Opfer auf die vielen Aspekte des vollkommenen Opfers in Christus hin. Durch das Opfer Jesu Christi hat Gott für den sündigen Menschen einen Weg bereitet, um seinem Ruf nach Heiligkeit zu folgen. Die Betrachtung der Einzelheiten vom Gesamtbild aus gibt uns Verständnis für Gottes Heiligkeit.

Was ist aber mit den Details in 3. Mose 11? Welchen Nutzen oder Segen können wir aus dem Studium der Speisegesetze oder der Unterscheidung zwischen reinem und unreinem Getier erhalten? Was kann diese Schriftstelle für uns heute bedeuten? Um die Gründe und Bedeutungen für alle Einzelheiten, die in diesem Kapitel stecken, zu erfahren, werden wir wohl warten müssen, bis wir im Himmel sind. Allerdings ist kein allzu gründliches Bibelstudium nötig, um zu erkennen, dass die Einzelheiten bezüglich der reinen und unreinen Tiere ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtbildes sind.

Zuerst stellen wir uns vor, dass wir Kinder Israels sind, die Mose und Aaron zuhörten, als sie diese Gesetze verkündeten. Wir würden wissen, dass diese Gesetze nicht von unseren Führern stammen, sondern direkt aus dem Mund Gottes (3Mo 11,1). Die Tatsache, dass Gott selbst wiederholt den Ausdruck „rein und unrein“ benutzt (36-mal in diesem Kapitel und über 200-mal in 3. Mose), wird uns sicher Gottes Heiligkeit unterstreichen. Wir könnten vielleicht nicht verstehen, warum bestimmte Tiere, Vögel, Fische und auch Insekten als rein oder unrein gelten, aber wir würden wissen, dass auf eine bestimmte Weise dadurch Gottes Heiligkeit und Reinheit symbolisch dargestellt wird. Wir würden ebenfalls verstehen, dass unser Gott keine Fragen offenließ, was an eigener Phantasie, Intuition und menschlicher Vorteile akzeptabel war. Unser Gott war um unsere Heiligkeit besorgt, sogar darum, was wir berührten! Wir würden außerdem verstehen, dass das Ausüben dieser Rein-/Unrein-Gebote, gemeinsam mit allen anderen Geboten, die unser Leben bestimmen, zweifellos die Heiligkeit Gottes für die Völker rundherum widerspiegeln würde. Wir würden in der Tat zu der Erkenntnis kommen, dass das ein sehr guter Grund für die Unterscheidung zwischen reinem und unreinem Getier wäre (vgl. 3Mo 20,24-26) und warum alle anderen Praktiken für unseren Gott nicht akzeptabel wären. Wir würden verstehen, dass es sich in vielen Fällen nicht unbedingt um die Sünde einer Gewohnheit handelt, sondern eher darum, eine klar umrissene Unterscheidung vorzunehmen zwischen unserem Lebensstil und heidnischen Praktiken, die immer mit den heidnischen Religionen in Verbindung gebracht werden. (Vergleiche dazu die Gebote bezüglich der Kleidung in 3. Mose 19,19 und der Bärte in 3. Mose 19,27.)

In jedem Fall sollten die Heiden mit ihren unterschiedlichen unmoralischen Praktiken dazu gebracht werden, zuzugeben, dass unser Gott sich eindeutig von ihren Göttern unterscheidet. Mit der großen Betonung der Unreinheit und Reinheit verschiedener Tiere und Praktiken betonte Gott seine Überlegenheit und Heiligkeit über alles Leben der Tiere, einschließlich derer, die die religiöse Kunst und Ausübung der Heiden um uns her durchdrangen. Diesen Gesetzen zu gehorchen, die uns direkt von Gott durch Mose gegeben wurden, bedeutet, dafür verantwortlich zu sein, Gottes Heiligkeit in unserem Leben widerzuspiegeln.

Wenn wir heute diese Gesetze über Reines und Unreines lesen, sollte Gottes Forderung nach Heiligkeit in jedem kleinsten Bereich unseres Lebens unauslöschlich in unsere Gedanken und Herzen geprägt sein. Auch wenn die Gesetze aufgrund des Kommens Christi heute nicht mehr praktiziert werden müssen (s. Röm 10,4; Kol 2,16.17), so bleibt die geistliche Wahrheit aller levitischen Gesetze bestehen.

Wenden wir das einmal praktisch an. Unsere Verantwortung als Gottes Volk ist heute immer noch, in unseren Werken und in unserer Haltung die Heiligkeit Gottes darzustellen. Zum Beispiel beim Thema Sexualität. Nicht allein die Handlungen, sondern auch unsere Gespräche und Gedanken bei diesem Thema sollen die Kennzeichen von Gottes Maßstab an Heiligkeit tragen. Wie Israel nicht gänzlich verstand, warum einige Dinge rein oder unrein waren, so verstehen wir vielleicht nicht ganz, warum Gott uns einige Grenzen gesetzt hat in Bezug auf „reine und unreine“ Sexualität. Entsprechend der Heiligen Schrift ist die Sexualität lediglich zwischen Ehemann und Ehefrau „rein“. Homosexualität oder Sexualität außerhalb der Ehe ist „unrein“, ohne Rücksicht auf unser Verständnis, Gefühl oder unsere Meinung. Spiegelst du die Heiligkeit Gottes in deinem Sexualleben wider?

Ein weiterer Grund für die Gesetze über Reines und Unreines war die körperliche Hygiene. Ohne Kühlung und ohne die heutigen medizinischen Kenntnisse brauchten die Hebräer damals solche Bestimmungen bezüglich der Nahrung, um gesund zu bleiben. Im heißen Klima der dortigen Gegend verdirbt Fleisch rasend schnell. Diese Tatsache ist auch heute noch hochaktuell beim Besuch eines Fleischmarktes im Mittleren Osten. Ohne strikte Kontrolle wären Krankheiten und der Ausbruch von Seuchen in Israel ganz alltäglich. Unsere derzeitigen Kenntnisse über Bakterien hatten die Hebräer damals nicht. Wir waschen uns und unsere Kleidung, nachdem wir mit einem toten Tier in Berührung gekommen sind (3Mo 11,24.25). Das wäre nicht selbstverständlich, wenn wir nichts über unsichtbare Bakterien wüssten. Wenn wir heute eine tote Maus in der Toilette oder in der Speisekammer finden (3Mo 11,32.34), ist es keine Frage, dass wir alles gründlich reinigen und alles Verunreinigte wegwerfen. Kannst du dir vorstellen, wie kleinlich uns einige dieser Gesetze erscheinen würden, wenn wir schädliche Bakterien nicht kennen würden? Zweifellos ist das eine Lektion dafür, was es bedeutet, zu vertrauen und zu gehorchen. Gott hat in seiner Gnade auch Hygienemaßstäbe in die levitischen Gesetze aufgenommen und erwartet, dass sein Volk ohne viele Erklärungen gehorcht. Zukünftige medizinische Forschungen werden mehr Licht auf die Gründe für Gottes Vorschriften werfen.

Die hygienischen Aspekte dieser levitischen Gesetze sollen uns die Wahrheit einschärfen, dass Gott für sein Volk sorgt. Gott diktierte Israel diese Vorschriften nicht, um es zu schikanieren oder zu frustrieren, sondern zu seinem Wohlergehen. So ist es auch für uns heute gut, Gottes Maßstäben der Heiligkeit zu folgen. Gott ist nicht darauf aus, seine Kinder zu schikanieren. Als unser himmlischer Vater liebt Er uns und möchte das Beste für uns. Wir haben nicht den nötigen Einblick in Gottes Richtlinien der Heiligkeit für den einzelnen Gläubigen und die Gemeinde, aber wir können sicher sein, dass es uns irgendwie zum Guten dient. Die Einzelheiten der eindeutigen Stellung von Mann und Frau in Familie und Gemeinde sind nicht dafür da, um Frauen zu „ersticken“ und Männer „männlicher“ zu machen, aber dafür, dass das Zuhause und die Gemeinde am besten funktioniert. Es ist leider wahr, dass in vielen Fällen die biblisch definierten Rollen von Mann und Frau durch falsche Interpretation und Anwendung in unglaubliche Extreme verdreht wurden. Aber das tut der Tatsache keinen Abbruch, dass die eigentliche biblische Funktion von Mann und Frau in der Familie und Gemeinde in unserem eigenen Interesse auf Dauer Erfolg hat, weil Gott es ist, der es festgesetzt hat.

Des Weiteren können wir durch geistliche Anwendung die Vorschriften über rein und unrein in 3. Mose 11 verstehen. Warum hat Gott in seiner Souveränität beschlossen, die reinen von den unreinen Tieren aufgrund ihrer Essgewohnheiten und Hufe abzugrenzen (3Mo 11,3)? Sollen wir dadurch nicht die entscheidende Wichtigkeit unserer „inneren Verdauung“ und dessen, was wir von uns geben, erkennen? Wie die Kuh wiederkäut, so sollen auch wir das Wort Gottes kontinuierlich „verdauen“. Wir sind, was wir zu uns nehmen. Wenn unsere „Ernährung“ zum Beispiel aus Schundbüchern besteht, dann sind wir „unrein“.

Der Zustand unserer geistlichen Füße ist ebenfalls wichtig. Wir müssen „rein“ sein in unserem christlichen Wandel. Beachte, dass in 3. Mose 11,26 ein Tier als rein befunden wird, wenn es wiederkäut und gespaltene Hufe hat. Hat das nicht auch geistliche Aussagekraft? Eine gründliche innere Kenntnis des Wortes Gottes ohne äußeren Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes ist unheilig. Belesene Bibelschüler, die ständig in ihrem Umfeld die Beherrschung verlieren, sind geistlich „unrein“, gemessen an Gottes Maßstab. Und ein äußerlich scheinbar heiliger Lebenswandel ohne innere Motivation durch das Wort Gottes ist gleichermaßen unrein. Eine „Reines-Leben“-Fassade kann unreine oder sogar verdorbene Gedanken verbergen ohne das notwendige eingepflanzte Wort Gottes.

Unreine Tiere durften nicht nur nicht gegessen werden, sie durften nicht einmal berührt werden. Jeder, der unreine Tiere berührte, wurde selbst unrein, und genaue Schritte mussten eingehalten werden, um wieder zeremoniell rein zu werden. Ebenso müssen auch wir als Gottes Volk überaus vorsichtig sein, was wir „berühren“. 2. Korinther 6,17 befiehlt uns, Unreines nicht anzurühren. Das Prinzip der Absonderung ist entscheidend für ein heiliges Leben. Eigentlich bedeutet das Wort „heilig“: „abgesondert für Gottes Verwendung“. Das bedeutet nicht, dass wir alle Mönche oder Eremiten werden und den Kontakt mit den Nichtchristen in der Welt vermeiden sollen. Es bedeutet, dass wir extrem vorsichtig sein müssen, um nicht von dem Bösen, das uns vollkommen umgibt, überwunden zu werden. Geh nicht an Orte, wo du gezwungen wirst, dich den „Unreinen“ gleichzumachen. Bringe dich nicht selbst in „unreine“ Situationen, die mit Versuchungen einhergehen. Freunde dich nicht mit Menschen an, deren „Nahrung“ und „Lebenswandel“ „unrein“ ist.

Was mussten die Israeliten tun, um wieder rein zu werden, nachdem sie Unreines berührt hatten? Wir sehen im ganzen Kapitel von 3. Mose 11 und in den restlichen Kapiteln von 3. Mose, dass die Waschung einen großen Teil der rituellen Reinigung ausmachte. Das ist sicher ein geistliches Bild für die unaufhörliche geistliche Reinigung, die Gott durch sein Wort in unserem Leben bewirkt. Epheser 5,26 deutet darauf hin, dass wir kontinuierlich geheiligt (heilig gemacht) und gereinigt werden durch „das Wasserbad im Wort Gottes“. Wir müssen in dieser unheiligen Welt häufig die Reinigung durch das Wasser des Wortes Gottes beanspruchen, weil wir durch den Kontakt mit Unreinem leicht besudelt werden.

Man kann sicher noch viele andere geistliche Anwendungen in 3. Mose aufzeigen. Dennoch müssen wir vorsichtig sein, wenn wir mehr als gut gestützte geistliche Prinzipien auf biblische Texte ziehen. Wir müssen vermeiden, dass wir in der Auslegung zu abstrus werden und Dinge zu weit herholen und so Dinge herauslesen, die nicht in der Schrift stehen. Auf der anderen Seite möchten wir die „versteckten Schätze“ nicht missen, die da sind. Jeder Christ muss selbst entscheiden, inwieweit er die Einzelheiten von 3. Mose in geistliche Anwendungen überträgt. Diese Lektion, wenn es nicht aufgezwungen ist, kann uns mehr Würdigung der Einzelheiten schenken und uns zu einem heiligeren und reiferen Christenleben anspornen.


Originaltitel: „The Clean and the Unclean“ 
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: SM

Weitere Artikel des Autors David R. Reid (102)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen