Verschließe dein Haus vor dem Bösen
2. Johannes 10

John Thomas Mawson

© SoundWords, online seit: 07.05.2003, aktualisiert: 12.10.2022

Leitvers: 2. Johannes 10

2Joh 10: Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht.

Ein inspirierter Brief an eine Frau und ihre Kinder?! Das verdient doch unsere Aufmerksamkeit und sollte uns veranlassen, nach dem Grund dafür zu forschen, denn dieser kurze Brief steht in dieser Hinsicht im Neuen Testament allein.

Als einer der letzten inspirierten Briefe betont er am Schluss der Heiligen Schrift das, was so beständig in ihr gelehrt wird: dass Gott in der Schwachheit seine Kraft offenbart [2Kor 12,9] und aus dem Mund der Kinder und Säuglinge Macht gründet (Ps 8,3). Als in vergangenen Zeiten Männer die Wahrheit aufgaben und wegen ihrer Feigheit oder Selbstgefälligkeit den Herrn verleugneten, standen Frauen für die Rechte Gottes ein. Dies sehen wir zur Zeit des ersten Kommens des Herrn, als gottesfürchtige Frauen beständig und treu auf die Ankunft des Erlösers Israels warteten und als Maria von Bethanien, Verwerfung und den Tod Christi voraussehend, in heiliger Selbstverleugnung ihr teures Salböl über Ihn ausschüttete, während seine Jünger sich darum stritten, wer wohl der Größte im Reich der Himmel sei. Und auch, als Maria Magdalene weinend und allein am leeren Grab stand, während die Übrigen das Dach und die Bequemlichkeit ihres eigenen Zuhauses aufsuchten. Dies sind Beispiele von Hingabe, die nie in Vergessenheit geraten werden, und in gleicher Weise soll auch der Treue einer nicht mit Namen genannten Frau gedacht werden, die sich selbst und ihren Haushalt für den Herrn bewahrte.

Wahrscheinlich lebte sie in einer großen heidnischen Stadt, in der vielleicht eine christliche Gemeinde war wie die, die in dem Brief des Johannes an Gajus beschrieben ist, aus der gottselige Männer ausgeschlossen worden waren und in der weder der Apostel noch seine inspirierten Schriften aufgenommen wurden.

Sehr bald ist in der Geschichte der Kirche die Burg dem Feind übergeben und die Flagge der Wahrheit eingeholt und in den Staub gelegt worden. War dem wirklich so? Ja, soweit es die Mehrheit betraf, die sich einer anderen Autorität als dem Herrn unterworfen und die Wahrheit bloßgestellt hatte; aber diese Frau und ihre Kinder hatten sich nicht dem Widersacher übergeben. Sie ließen die Flagge der Wahrheit wehen. Als die Gemeinde fehlte, trat der christliche Haushalt in die Bresche. Er übergab sich dem Feind nicht, sondern hielt die Burg für den Herrn und die Wahrheit.

Du sagst, es sei ein Tag kleiner Dinge und voller Schwachheit. Gewiss, und doch, obwohl klein, sicherlich nicht kraftlos.

Es ist für einen einzelnen Gläubigen keine kleine oder unbedeutende Sache, vom Abfall von der Wahrheit umgeben zu sein und selbst sich zu Christus zu halten. Wenn eine Gemeinschaft von Christen auf ihrem Weg dieses Ziel erstrebt, der Herr sei der Mittelpunkt und sein Wort die Richtschnur, so ist dies sehr gut und zum Segen, aber in dem Fall, der uns beschäftigt, war es nur eine einzige Familie, die in der Wahrheit wandelte, und dies erfreute das Herz des inspirierten Apostels in so hohem Maß.

Diese Belehrung darf von keiner Gemeinschaft von Christen, ob sie nun groß oder klein ist, unbeachtet gelassen werden, wenn sie wünscht, treu bei dem Herrn zu verharren, denn ohne den kompromisslosen Ausschluss von fundamentaler böser Lehre, von der hier geredet wird, ist es unmöglich, göttliche Grundsätze festzuhalten. In der Tat, eine Gemeinde, die ihre Türen einem Menschen öffnet, der den Glauben verleugnet, ist bereits mit Sack und Pack zum Feind übergegangen; sie hat Teil an seinen bösen Werken (2Joh 11). An dieser Feststellung ist nicht zu deuteln, noch können hier Kompromisse eingegangen werden. Es mag Umstände geben, wo wir parteilos sein können; hier geht dies nicht. Doch dieser Brief war nicht an eine Gemeinschaft von Christen geschrieben, in der christliche Männer waren, stark und wohlunterwiesen, sondern an eine Frau – wahrscheinlich eine Witwe – und an ihre Kinder. Wie wir schon gesagt haben: Als die Gemeinde versagte, trat die christliche Familie in die Bresche und ließ die Flagge der Wahrheit im Wind wehen. Das sollte eine große Ermutigung für uns sein, denn es zeigt uns, was die Gnade und Macht Gottes für solche tun kann, die sich an Ihn klammern.

Die Versuchungen des Feindes, die Treue dieser Frau gegen Christus zum Zusammenbruch zu bringen, gingen fehl; er war nicht imstande gewesen, ihr Haus einzunehmen. Es hatte gleich einer unüberwindlichen Festung seinen Angriffen widerstanden, und deshalb änderte er seine Kampfesweise und beschloss, durch List herbeizuführen, was er durch Gewalt nicht vermocht hatte. Weil der Apostel dies wusste, schrieb er ihr, sie zu warnen, wenn jemand in der Gestalt eines christlichen Dieners in ihr Haus kommen würde und doch die Lehre des Christus nicht brächte, die Türen vor ihm schnell zu schließen.

Doch es gab noch eine andere Gefahr, die von innen drohte, und es war deshalb nötig, sie an das Gebot des Herrn zu erinnern. Johannes hatte es oft betont, als er bei ihnen gewesen war, doch jetzt, als abwesend, schreibt er ihnen dasselbe, „dass sie einander lieben sollen“ (2Joh 5). Liebe ist die göttliche Natur; sie ist auch die Luft, in der wahre Kinder Gottes leben und gedeihen; sie ist die Macht, die alle wirksame Tätigkeit hervorruft; und sie kann nicht lässig sein; wo sie ist, wird sich allezeit ein sich selbstvergessender Dienst zeigen. Getrennt davon ist der Mensch nichts, auch wenn er sehr eifrig für Reinheit der Lehre eintritt. Könnte der Herr Jesus wohl seine Freude an einem Christen finden, der, obwohl er alle Teilhaberschaft mit einem Irrlehrer verweigert, aber seine Mitgläubigen nicht liebt? Sicher nicht, denn wer seinen Bruder nicht liebt, hält die Gebote des Herrn nicht, und wer dies nicht tut, liebt Ihn nicht (Joh 14,21-24). Solch ein Mensch würde ein bloßer Pharisäer sein, trotz seines Eifers für die Reinheit der Lehre.

Wo des Herrn Gebot bewahrt wird, ob in der Gemeinde oder in der Familie, da ist Er der Erste, doch hier handelt es sich nicht allein um das Gebot des Herrn, sondern auch um das des Vaters. Wie groß, dass die Gnade den Christen auf den Weg des Gehorsams gegenüber dem Willen des Vaters bringt, auf einen Weg also, den der Herr in Vollkommenheit ging, als Er hier war, und auf dem wir seine Nachfolger sein sollen. In seinem vollkommenen Gehorsam gegenüber den Geboten des Vaters wurde Er durch die Hand des Vaters aufrechterhalten und blieb jederzeit in der Liebe des Vaters. So ist es aber auch bei uns; wenn unsere Herzen auf diesem Weg zu gehen wünschen, empfangen wir aus derselben Quelle gewaltige Unterstützung, denn beachten wir, wie der Gruß lautet: „Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe“ (2Joh 3).

Die Unterstützung kommt von oben, aus dem Himmel, sie kommt von der Ewigkeit, und zwar gemäß der vollen Offenbarung der Wahrheit von Gott, dem Vater, und seinem Sohn, unserm Herrn Jesus Christus. Angesichts der Feindseligkeit des Teufels genügt es völlig für uns, in der Wahrheit zu wandeln und mit der Macht und Freude an ihr erfüllt zu sein.

Dieser Gruß ist einer der schönsten in den Briefen im Neuen Testament, und Bände würden nicht genügen, seinen Segen zu beschreiben. Er spricht von großen Wirklichkeiten, die der Schwächste von uns in Anspruch nehmen kann. Er redet von all den mächtigen Hilfsquellen des Vaters, die in dem Herrn Jesus enthüllt sind – Gnade, Erbarmen und Friede –, und sagt uns, dass diese zur Verfügung derer sind, die von Herzen in der Wahrheit wandeln möchten. Lasst uns dies in der Gegenwart Gottes, unseres Vaters, betrachten und weder die Macht noch die List des Feindes fürchten, denn der Gruß lehrt uns, dass die Gemeinde, die Familie oder der einzelne Glaubende, der in der Wahrheit wandeln will, der Gegenstand der besonderen Fürsorge des Vaters sind.

„In der Wahrheit wandeln“ bedeutet nicht, dass wir die Lehren des Christentums unversehrt erhalten – es schließt dies mit ein, gewiss, doch es ist mehr: Es ist Gehorsam gegen den Vater und Liebe zueinander und ferner, wie der Brief enthüllt, der Widerstand gegen alle Versuche, eine Lehre einzuführen, die dem entgegen ist, was wir vom Anfang gelernt haben.

Gehorsam gegen die Gebote des Vaters wird Liebe zueinander hervorbringen und uns stark für die Wahrheit machen. Wahre Liebe verschließt das Auge nicht gegenüber dem Bösen. Sie ist nicht jene schwache und fälschlich sogenannte Liebe, die eine allgemeine Ökumene predigt und die mit jedem Menschen geht, der ein einnehmendes Wesen hat und beliebt ist, ganz abgesehen davon, was er glaubt und welcher Lehre er dient. Solche Liebe ist Teufelslaich, der in dem schamvollen Bett gleichgültiger Duldsamkeit entsteht. Welch eine erstaunliche Sache ist es doch, dass in der Christenheit jede Verunehrung Gottes und jede Verleugnung Christi, die je durch falsche Lehren unter der Sonne verbreitet wurde, ein Heim finden konnte. Doch dies ist ja die Erfüllung des Gleichnisses von dem großen Baum, in dessen Zweigen sich die Vögel des Himmels niederlassen (Mt 13,31.32). Es braucht uns also nicht zu überraschen, wenn wir die Dinge heute so finden.

Wahre Liebe ist aufrichtig und ernst besorgt für die Wahrheit; sie wird dem Irrlehrer keinen Gruß entbieten; sie wird sich von ihm zurückziehen und jene Gemeinschaften meiden, wo man ihn duldet, denn der, der die Wahrheit verleugnet, ist ein Verführer und ein Antichrist, und Verbindung mit ihm aufrechtzuerhalten, hieße, den Verräter des Herrn zu spielen. Wahre Liebe schließt die Tür gegenüber dem falschen Lehrer, denn sie weiß: Wenn Christus innerhalb sein soll, muss der Verführer und Antichrist draußen bleiben. Sie weiß auch: Wenn böse Lehre zugelassen wird, werden die wahren Quellen des Lebens vergiftet und alle wahre Frömmigkeit (Gottseligkeit) wird verdorren und aussterben, denn „wer nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht“ (2Joh 9), und wenn Gott von uns genommen wird, welch Leben haben wir dann? Möchten wir den Vater und den Sohn aufgeben? Wie eine Mutter sich weigern würde, verunreinigte oder vergiftete Speise in ihr Haus oder auf ihren Tisch kommen zu lassen, an dem ihre Kinder essen, so hält wahre Liebe alles das weit weg, was nicht der Wahrheit entspricht. Und wenn dies im Großen nicht in der Gemeinde geschehen kann, dann muss es im christlichen Haus geschehen. Es ist das Vorrecht und die Verantwortlichkeit des Hauptes sowie auch jedes Gliedes der Familie, stark und eifrig in dieser Hinsicht zu sein. Möchte die Gnade und das Erbarmen Gottes, des Vaters, und des Herrn Jesus Christus, des Sohnes des Vaters, viele in der Wahrheit aufrechterhalten, bis wir den Heiland von Angesicht zu Angesicht sehen, wenn unsere Freude völlig sein wird.


Originaltitel: „Die beiden letzten Briefe. Verschließe dein Haus dem Bösen“
aus Der Dienst des Wortes Jg. 8, 1930, S. 181–187.
Von SoundWords sprachlich leicht bearbeitet.

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