Eine Hauptursache für Versagen im Dienst
Vernachlässige nicht dein geistliches Wachstum!

Miles Joseph Stanford

© SoundWords, online seit: 08.07.2020, aktualisiert: 14.02.2024

Leitvers: 2. Petrus 3,18

2Pet 3,18: Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.

Die meisten von uns sind schon einmal vor der „Unfruchtbarkeit eines geschäftigen Lebens“ gewarnt worden. So gut gemeint die Mahnung auch sein mag, Geschäftigkeit bringt nicht unbedingt ein unfruchtbares Leben hervor. Vielmehr erzeugt die Unfruchtbarkeit des Lebens Geschäftigkeit!

Die Mehrheit der aktiven Mitglieder in unseren gesunden Kirchen sind heute in erster Linie Macher; ihr Hauptanliegen ist es, für den Herrn zu arbeiten. Doch weil der Schwerpunkt ihres Lebens auf dem Dienst liegt, sind sie zum größten Teil durch sich selbst motiviert. Wir alle müssen früher oder später lernen, dass das Ergebnis jeder Form von Selbstbemühungen nichts als eine unfruchtbare Verschwendung ist, ein geistliches Todestal. Unser Wachstum wird zwangsläufig ins Stocken geraten und vertrocknen, wenn in unserem Leben der Dienst vorherrscht, insbesondere in den geistlichen Entwicklungsjahren. Umgekehrt wird der Dienst nie leiden, wenn das Wachstum in Christus an erster Stelle steht. Darüber hinaus wird unser Lebenswerk erfüllt werden, wann und wie Christus es will – und zwar ohne körperlichen, geistigen oder geistlichen Zusammenbruch.

Die Tragödie der Kirche besteht darin, dass der Gläubige, der seinen Schwerpunkt auf den Dienst legt, sich wenig oder gar nicht um sein geistliches Wachstum kümmert, sondern nur um ausreichend Entwicklung und Ausbildung für das, was er als fruchtbaren Dienst betrachtet. Von Natur aus selbstlos, ist er entsetzt über den Gedanken, Wachstum vor Einsatz zu stellen. Der aktive Christ scheint sich nur selten der Sünde des Selbst bewusst zu werden oder dass in seinem Leben das Kreuz notwendig ist oder dass es der Plan Gottes ist, dass er dem Bild Christi gleichförmig werden soll: „Er hat sie auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein“ (Röm 8,29).

Viele Gläubige sind der Meinung, das Hauptproblem in unseren Gemeinden sei, dass es so viele Kirchenstuhlparasiten gibt. Auf der anderen Seite stellt jedoch das riesige Heer von bienenfleißigen Arbeitern in unserer Mitte ein vergleichbares Problem dar. Sowohl das Nichtstun als auch das Zuviel an Arbeit sind ein Hindernis für Gottes Vorsatz. Sein Wille für den Christen drückt sich im Wort „sein“ aus [s. Röm 8,29], was wiederum zu wirksamem Tun führt.

Der Grund für diese Umkehrung der Ordnung Gottes ist klar ersichtlich. Beim durchschnittlich gesunden Dienst liegt die Betonung auf Errettung und Dienst: Werdet gerettet und fangt an zu arbeiten! Das macht die neue Geburt zur Hauptsache, und der Dienst ist ihr Nebenprodukt. Bei diesem Grundgedanken hat der Einzelne sein Ziel praktisch von Anfang an erreicht. Er ist errettet, schließt sich der Versammlung Gottes an und lässt sich dann ruhig nieder, um auf seinen ewigen Lohn zu warten. Er besucht hin und wieder die Gemeindestunden, muss aber ständig „betreut“ werden. Auf der anderen Seite sind diejenigen, die die ganze Arbeit tun und wenig Zeit oder Hunger haben, um „in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus zu wachsen“ (2Pet 3,18).

Der höchste Vorsatz unseres Vaters bei unserer Errettung besteht darin, dass wir dem Bild seines Sohnes gleichförmig werden, nicht einfach nur darin, uns vor der Hölle zu bewahren und uns in den Himmel zu bringen. Wir sind in Christus geboren worden, damit Er unser Leben ist, nicht nur unser Retter. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein“ (Röm 8,28.29).

Wenn wir erkennen, dass wir in den Herrn Jesus hineingeboren worden sind, damit „das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde“ (2Kor 4,11), wird das sehnliche Verlangen unseres Herzens in Einklang gebracht mit dem des Geistes für uns: dass wir „verwandelt werden nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den Herrn, den Geist“ (2Kor 3,18). „Gehen wohl zwei miteinander, außer wenn sie übereingekommen sind?“ (Amos 3,3). Unsere Last für uns selbst und für andere wird dieselbe sein, die der Heilige Geist auf das Herz des Paulus gelegt hatte: „Meine Kinder, um die ich abermals Geburtswehen habe, bis Christus in euch Gestalt gewinnt“ (Gal 4,19). Der Schwerpunkt unseres Lebens wird das Wachstum in Christus sein; und das Ergebnis dieses Wachstums wird ein fruchtbarer und beständiger Dienst zu seiner Ehre sein.

Die meisten von uns räumen in den ersten Jahren ihres Glaubens dem Dienst einen weit höheren Stellenwert ein als dem Wachstum. Es stimmt, dass es in dieser Zeit gewisse „Ergebnisse“ gibt, aber die wichtigste Lektion, die wir bei all diesen eifrigen Aktivitäten lernen, ist, wie man Dinge nicht tut. Der Geist benutzt unser Versagen, um uns in aller Stille zu lehren und zu erziehen. Mit der Zeit wird es für uns schwieriger, Seelen zu gewinnen; es gibt nicht mehr so viele „Entscheidungen“ wie früher. Schlimmer noch: Die meisten dieser Entscheidungen entpuppen sich als genau das und nichts weiter. Unsere natürliche Reaktion ist es, die Schuld auf diejenigen zu schieben, mit denen wir zu tun haben, aber der Heilige Geist ist langmütig und befähigt uns schließlich, dass wir uns der Tatsache stellen, dass wir selbst das Hindernis sind. Wir sind letzten Endes Versager; wir können nicht angemessen dienen.

Im Allgemeinen führt uns dieses Versagen im Dienst – das der Geist beabsichtigt hat – zu der Erkenntnis, dass wir Wachstum und Reife nötig haben. Dann wünschen wir uns von Herzen, in das Bild Jesu verwandelt zu werden und Ihn sein Werk durch uns tun zu lassen. Das umfassende Versagen in Römer 7 in diesem Bereich ist auch das Mittel des Geistes, uns dahin zu bringen, dass wir uns den Glaubenstatsachen stellen: [Wir sind der Sünde und dem Gesetz gestorben und nun wirkt das neue Leben in Christus in uns.] Anstatt zu kämpfen und zu arbeiten, was zu Versagen führt, wird das Modell, nach dem wir handeln: von Glaubenstatsachen ausgehen und [in Gott] ruhen. Das allein führt zu Wachstum.

Natürlich versuchen wir, die Verlorenen davor zu bewahren, in die Hölle zu fahren, indem wir sie für den Erlöser gewinnen. Unsere Verantwortung im Dienst besteht jedoch nicht darin, Entscheidungen zu erzwingen, sondern dem Heiligen Geist zu erlauben, durch das Wort und das Zeugnis unseres Lebens gesunde Seelen zu zeugen. Wir müssen zuerst Zeugen sein, dann Seelengewinner. Wenn der Herr Jesus regiert und sich in uns offenbart, werden andere nach Ihm hungern: „Herr, wir möchten Jesus sehen“ (Joh 12,21). Wenn der Heilige Geist andere davon überzeugt hat, dass sie den Erlöser brauchen, werden sie aus freien Stücken „Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus“ (Apg 20,21) üben. So werden sie nicht zu einer Entscheidung gezwungen, sich retten zu lassen, bevor sie überhaupt davon überführt sind, dass sie verloren sind; sie werden auch nicht zu Ihm kommen, um etwas zu erhalten, sondern um etwas zu geben. Paulus fragte bei seiner Bekehrung „mit Zittern und Schrecken: Herr, was willst du, dass ich tun soll?“ (Apg 9,6; Schlachter-Übersetzung).

Dieses Muster des Dienstes zeigt uns das Wort Gottes. In Apostelgeschichte 2,32 sagt Petrus: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind.“ Der Heilige Geist benutzte Zeugen, um die Herzen in Bezug auf Christus zu überführen: „Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?“ (Apg 2,37). Als die Herzen durch die liebevolle Kühnheit der Gläubigen und das Zeugnis des Wortes der Sünde überführt wurden, „drang es ihnen durchs Herz … Petrus aber spricht zu ihnen: Tut Buße“ (Apg 2,37.38). Erst als das Zeugnis des Petrus die Herzen wirksam vorbereitet hatte, versuchte er, die Seelen zu gewinnen; und dann „fügte der Herr täglich hinzu, die gerettet werden sollten“ (Apg 2,47).

Wenn unser Zeugnis und unsere persönliche Arbeit unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen, wird die Last und das Ziel unseres Einsatzes nicht nur darin bestehen, dass andere zum Herrn Jesus gebracht werden, sondern dass sie in Ihm aufgebaut werden: „Gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt in dem Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmend darin mit Danksagung“ (Kol 2,7). Zum einen wird so ein Großteil des Herzschmerzes und der Verzweiflung vermieden, die dadurch entstehen, dass so viele auf der Strecke bleiben. Wenn wir von Beginn unseres Zeugnisses an das Endziel des Vaters für jeden Einzelnen im Auge haben, werden wir – motiviert durch den Geist – die Herzen durch Gebet sorgfältig vorbereiten, sowohl vor als auch nach der Bekehrung.

Der Herr Jesus möge sich in uns offenbaren, damit wir wirksam Zeugnis geben können; Er muss frei sein, um durch uns für eine fruchtbare Seelengewinnung zu wirken. Verantwortungsvoller Dienst kann nicht auf einer geringeren Grundlage erfolgen. Andere haben jedes Recht, ein Zeugnis von Ihm zu erhalten, bevor sie über Ihn entscheiden. „Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort durch uns offenbart!“ (2Kor 2,14).


Originaltitel: „Service and Reckoning“ aus Teil 4: „The Realization of Spiritual Growth“ in The Complete Green Letters, Grand Rapids (Zondervan) 1983, S. 199–203

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