Leuchtende Lichter
Matthäus 5,14-16

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 25.08.2021, aktualisiert: 14.09.2022

Leitverse: Matthäus 5,14-16

Mt 5,14-16: 14 Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht eine Lampe an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Lampenständer, und sie leuchtet allen, die im Haus sind. 16 Ebenso lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.

In einer klaren Nacht sind die Lichter einer weit entfernten Stadt kilometerweit zu sehen, und wenn die Stadt auf einem Berg liegt, kann nichts ihr Licht verdecken. Schon zu biblischen Zeiten, lange bevor es Elektrizität gab, strahlten die nächtlichen Feuer einer Stadt, die auf einem Berg lag, Licht aus, das weithin sichtbar war. Der See Genezareth ist von hohen Hügeln umgeben, und auf einigen von ihnen lagen zur Zeit Jesu Städte, deren Lichter am nächtlichen Horizont deutlich sichtbar waren. Die Menschen, zu denen Jesus sprach, waren mit diesen Lichtern vermutlich sehr vertraut. Safed, eine Stadt auf einem der hohen Hügel in Galiläa, war besonders auffällig, und vielleicht hatte Jesus genau diese Stadt im Sinn, als Er in Vers 14 von der Stadt auf dem Berg sprach.

Lichter in einem Haus und auf einem Berg

Die Lampen, die im 1. Jahrhundert verwendet wurden, um die Häuser zu erleuchten, waren kleine Keramikgefäße, die mit Olivenöl gefüllt waren und einen schwimmenden Docht enthielten. Wenn die Lampe angezündet war, wurde sie entweder auf ein passendes Regal oder auf einen gut positionierten Lampenständer gestellt, wo sie „allen, die im Haus sind, leuchten“ konnte. Diese Lampe war zwar nicht so hell und bequem wie unsere modernen Lampen, aber sie spendete ausreichend Licht, solange der Docht gepflegt wurde und der Leuchter an einem zentralen Ort stand. Da die Lampe zum Anzünden Feuer benötigte, wurde sie nicht gelöscht, wenn die Familie zu Bett ging. Stattdessen dämpfte man ihre Helligkeit, indem man sie mit einer Schale oder einem Scheffel, das heißt einem Messgefäß, abdeckte. Genau das hatte unser Herr im Sinn, als Er in Vers 15 von dem Lampenständer und dem Scheffel sprach.

Was will Jesus damit sagen, dass eine Stadt auf einem Berg sichtbar ist und dass eine Lampe in einem Haus Licht spendet? Das geht aus dem Zusammenhang ganz klar hervor: Seine Nachfolger und ihre Botschaft der Wahrheit sollen nicht verborgen sein. Seine Lichtträger sollen ihre Botschaft hell erstrahlen lassen, damit es in der Welt keine Verwirrung darüber gibt, was die Wahrheit ist und wo sie zu finden ist.

Der Zweck des Lichts

Der Zweck des Lichts ist es, die Dunkelheit zu erhellen (die Funktion einer Lampe) und Orientierung zu geben (die Funktion eines Leuchtfeuers oder eines Lichts auf einem Berg). Als das Licht der Welt haben wir Christen eine doppelte Verantwortung:

  • Wir sollen hell leuchtende Lampen sein, die die Wahrheit sichtbar machen, die von geistlicher Finsternis verborgen ist.
  • Zugleich sollen wir klare Leuchtfeuer sein, die vor geistlichen Gefahren warnen und allen, die darauf achten, den Weg weisen: „Seid untadelig und lauter, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt“ (Phil 2,15).

Als Licht der Welt haben wir Christen also eine zweifache Aufgabe:

  • Wir sollen Recht und Unrecht aufdecken.
  • Ebenso sollen wir ein Bezugspunkt sein, der Recht und Unrecht definiert. Es ist unser Auftrag, die Wahrheit zu offenbaren (Mt 5,15).

So wie Menschen in einem dunklen Haus nicht sehen können, wo sie sicher und gefahrlos gehen können und ob es Spinnweben in den Ecken gibt, so können Menschen ohne geistliches Licht nicht klar Wahrheit von Irrtum oder Recht von Unrecht unterscheiden. Unser Zeugnis soll ein Orientierungspunkt in dieser finsteren Welt sein (Mt 5,14). So wie Städte, die auf einem Hügel liegen, zu nächtlichen Leuchtfeuern werden, die kilometerweit zu sehen sind und als Kompass dienen, so sollte auch unsere christliche Botschaft (mit Worten und ohne Worte) leuchten: Sie sollte nicht zu übersehen und so deutlich sein, dass Menschen, die in geistlicher und moralischer Finsternis tappen, eine Orientierung bekommen, was richtig und falsch ist, und damit sie in die richtige Richtung gewiesen werden.

Über falsche Lichter

Was der Herr in Bezug auf unser Licht – im Haus oder auf dem Berg – vor allem sagen möchte, ist Folgendes: Wir sollten unser Licht nicht verstecken! Der Herr selbst hat uns auf einen Berg und auf einen Leuchter gestellt – nicht, damit wir verborgen sind oder verdunkelt werden, sondern damit wir leuchten! Das ist deshalb so wichtig, weil nur wahre Christen das Licht der Welt sind. Hindus, Buddhisten, Muslime, Mormonen, Sektierer, New-Ager, religiöse Gurus und Schamanen, sogar „gute“ und aufrichtige Menschen und alle anderen selbsternannten „Licht“-Träger sind nicht das Licht der Welt. Sie sind nicht einmal ein kleiner Teil des Lichts. In Wirklichkeit sind sie Teil der Finsternis! Ihre Philosophien mögen sehr erhellend und erleuchtend klingen, und sie selbst kommen durchaus als gute Vorbilder daher, aber der Heiligen Schrift nach ist das nur eine Illusion, denn „Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen“ (2Kor 11,14.15). Die falschen Lichter können also tatsächlich den Anschein erwecken, sie seien „Christen“, die einen „christlichen“ Dienst leisten. Kein Wunder, dass unsere Lichter hell leuchten müssen und nicht verborgen sein dürfen, auch nicht teilweise. Wie tragisch, wenn Menschen in dieser finsteren Welt von falschem „Licht“ in die Irre geführt werden, weil das wahre Licht zu schwach ist, als dass man es wahrnehmen könnte.

Wer im Dunkeln tappt und nach dem Weg sucht, wendet sich in der Regel dem hellsten Licht zu, das er sieht. Viele, die auf der Suche nach Erleuchtung sind, gehen den falschen Weg, weil sie falschen Führern folgen, die ihr „Licht“ nicht verbergen. Diese falschen Führer nutzen jede Gelegenheit, um mit jedem zu sprechen, der ihnen zuhört und auf ihre Vorstellungen von geistiger und moralischer „Erleuchtung“ eingeht. Viele dieser falschen „Lichter“ glauben wirklich, dass sie anderen helfen und sie verbessern; doch sie sind verblendet.

Was für eine gewaltige Verantwortung haben wir Christen doch als das Licht der Welt! Wir dürfen unser Licht nicht verstecken! Wir müssen alles uns Mögliche tun, um unser Licht zum Leuchten zu bringen, damit das Böse und der Irrtum dieser finsteren Welt aufgedeckt werden und die Menschen wissen, welcher der richtige Weg ist, den sie einschlagen müssen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Vielleicht sagst du: „Sollten wir nicht vorsichtig sein, damit wir nicht zu freimütig und geradeheraus sind? Die Menschen könnten beleidigt sein und sich von uns und von der Wahrheit abwenden. Sollten wir nicht zuerst eine Beziehung zu ihnen aufbauen und die Wahrheiten des Christentums nur dann weitergeben, wenn sie danach fragen oder wenn es nicht gefahrlos für sie ist?“ Vielleicht könnten wir diesen Standpunkt vertreten, wenn der Herr uns nur Vers 15 unseres Textes gegeben hätte, wo es heißt, dass die Lampe „allen leuchtet, die im Haus sind“. Ein evangelistischer Lebensstil oder Evangelisation durch Beziehungen ist in vielerlei Hinsicht wie die Lampe im Haus. Und damit wir „das Licht der Welt“ sind, gehört es sicher dazu, dass wir in eine Beziehung eine freundliche „Lampe“ hineinbringen, die die Wahrheit offenbart.

Nach Vers 14 sind wir „das Licht der Welt und kann eine Stadt auf dem Berg nicht verborgen sein. Diese Aussage zeigt deutlich: Wir sollen die Wahrheit sowohl öffentlich als auch privat weitersagen. Eine Stadt wird nicht auf einem Berg gebaut, damit sie verborgen ist. In Wirklichkeit kann ihr Licht nicht verborgen werden. Der Herr hat uns nicht in diese Welt gesetzt, damit wir uns tarnen! Er hat uns „auf einen Berg“ gestellt und unser Licht soll gesehen werden. Es ist sehr wichtig, Beziehungen aufzubauen und sich das Recht zu verdienen, durch einen evangelistischen Lebensstil gehört zu werden.

Unser Zeugnis sollte nicht durch Feuer- und Schwefelpredigten gekennzeichnet sein; auch sollte unser „Leuchtfeuer“ nicht wie das Fernlicht von Scheinwerfern sein, das andere Autofahrer nervt und ärgert. Doch Gott möchte, dass unser Zeugnis in einer finsteren Welt, in der so viele Menschen verloren sind, leuchtet – nicht nur „im Haus“, sondern auch „auf dem Berg“. Es soll über große Entfernungen und für viele Menschen leuchten.

Leider nehmen immer wieder Menschen an der Wahrheit Anstoß, wollen sie nicht hören und wenden sich von ihr ab. Jesus sagte, dass „die Menschen die Finsternis mehr lieben als das Licht, denn ihre Werke sind böse“ (Joh 3,19). Wenn wir jedoch dem Herrn gehorchen wollen, muss unser evangelistischer Lebensstil beides umfassen: Wir müssen die Wahrheit sowohl öffentlich weitergeben als auch im Privaten in liebevollen Beziehungen. Ist dein persönliches Zeugnis wie das Licht einer Stadt auf einem Berg? Oder ist es wie der kleine, warme Schein einer Lampe zu Hause? Wenn wir dem Gebot unseres Herrn gerecht werden wollen, sollte unser Licht beides sein!

Was ist mit guten Werken?

Wie passen gute Werke zu dem Auftrag, dass wir das Licht der Welt sein sollen? Auf den ersten Blick könnte Vers 16 darauf hindeuten, dass unsere guten Werke das Licht sind, das uns auszeichnen soll. Aber beachte: Dieser Vers unterscheidet zwischen unseren guten Taten und unserem Licht. Beide wirken zusammen, sind aber nicht identisch. Unser Licht sollte die Aufmerksamkeit der Menschen auf unsere guten Werke lenken: „Lasst euer Licht leuchten …, damit sie eure guten Werke sehen.“ Licht bezieht sich in erster Linie darauf, dass wir die Wahrheit mit Worten weitergeben; gute Taten dagegen beziehen sich auf das, was wir in unserem Leben tun.

Weiter heißt es in diesem Vers, dass unser Licht die Aufmerksamkeit der Menschen auf unsere guten Werke lenken soll, so dass sie sich Gott zuwenden. Unser Licht soll nicht unsere guten Werken zur Schau stellen, damit die Leute uns loben. Das Ergebnis unseres mündlichen Zeugnisses soll nicht sein, dass die Menschen von unseren guten Taten hören, sondern dass sie sie sehen und Gott loben. Gute Werke sollten das natürliche, fast automatische Ergebnis unseres Glaubens sein. Wenn unser Licht leuchtet, wird jedes Lob für unser Tun logischerweise nur an Gott gehen.

Wie wird man ein Licht?

Weil Jesus das Licht der Welt ist (Joh 8,12), sind auch Christen das Licht der Welt. Als wir Christen geworden sind, haben wir nicht nur Vergebung der Sünden empfangen, sondern auch neues Licht und Leben in Christus. Wir haben den Herrn Jesus nicht nur als den Weg kennengelernt, sondern auch als die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6). Weil Er die Wahrheit in uns ist, sind wir das Licht der Welt: „Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (2Kor 4,6).

Weil Christus das Leben in uns ist, sind unsere guten Taten mehr als humanistische gute Werke. Die Quelle sowohl unseres Lichts als auch unserer guten Werke ist also das Leben Christi in uns. Die Art und Weise, wie wir die Botschaft in Worten und Taten weitergeben, ist unterschiedlich; doch beides muss zusammengehören. Wenn wir unseren Worten keine Taten folgen lassen, ist unser Licht womöglich nicht mehr als ein bloßes Glaubensbekenntnis – dann stimmen wir der Wahrheit nur mit unserem Verstand zu (2Kor 13,5). Andererseits können gute Werke ohne das Licht des mündlichen Zeugnisses lediglich humanistische gute Taten sein und sogar zur Finsternis beitragen, weil sie es versäumen, das wahre Licht an finstere Orte zu bringen.

Verbirg dein Licht nicht!

Lasst uns dem vollkommenen Vorbild unseres Herrn folgen. Seine guten Taten waren immer mit seinen vollkommenen Worten verbunden. Seine Liebe zu den Menschen veranlasste Ihn nie dazu, Gottes gerechte Maßstäbe zu verwässern. Er verkündete den Menschenmassen mutig die Wahrheit. In persönlichen Gesprächen brachte Er sanft Licht ins finstere Leben. Er leuchtete weiter in einer finsteren Welt, selbst als Er verkannt und verfolgt wurde – und wenn wir unser Licht leuchten lassen, können wir damit rechnen, dass man uns auch so behandelt (Mt 5,10-12).

Aber die gute Nachricht ist: Einige Menschen werden auf das Licht reagieren! Und nicht nur das: Es gibt Segen und Lohn für leuchtende Lichter. Lasst uns also unsere Lampen nicht abdecken, weil wir Kompromisse schließen oder bequem sind. Lasst uns nicht von dem Berg, auf den der Herr uns gestellt hat, heruntersteigen, weil wir Angst haben oder nicht verspottet werden wollen. Und lasst uns das Licht anderer Gläubiger im Leib Christi nicht behindern. Wir sollten uns nach Kräften bemühen, damit das wahre Licht in dieser finsteren Welt hell leuchtet.


Originaltitel: „Shining Lights“
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: Gabriele Naujoks

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