Vertrauen und gehorchen
1. Mose 25–35

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 30.09.2013, aktualisiert: 07.02.2024

Leitverse: 1. Mose 35,1-3

1Mo 35,1-3: Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, zieh hinauf nach Bethel und wohne dort, und mache dort einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist, als du vor deinem Bruder Esau flohst! Da sagte Jakob zu seinem Haus und zu allen, die bei ihm waren: Schafft die fremden Götter weg, die in eurer Mitte sind, reinigt euch, und wechselt eure Kleider! Dann wollen wir uns aufmachen und nach Bethel hinaufziehen, dort werde ich dem Gott einen Altar machen, der mir am Tag meiner Not geantwortet hat und der mit mir gewesen ist auf dem Weg, den ich gegangen bin.

Lies 1. Mose 25 bis 35, um den Gesamtzusammenhang zu erfassen.

Einleitung

Vertrauen und gehorchen –
denn da ist kein and’rer Weg,
um glücklich zu sein in Jesus:
vertrauen und gehorchen.[1]

Allzu oft singen wir die Worte dieses bekannten christlichen Liedes einfach so dahin, ohne uns viele Gedanken darüber zu machen. Diese wichtigen Worte vermitteln genau das, was die Bibel lehrt: Das Geheimnis geistlicher Freude und geistlichen Segens liegt einfach darin, dem Herrn zu vertrauen und zu gehorchen.

Häufig denken wachsende Christen, dass das Geheimnis, „glücklich in Jesus“ zu sein, mit irgendeiner anderen Methode zu finden wäre – wie zum Beispiel mit „geistlichen Erfahrungen“! Nein! Die göttliche Methode, die zu Freude und Segen führt, ist volles Vertrauen auf Gott und vollständiger Gehorsam seinem Wort gegenüber. Ein Mangel an Glauben und unvollständiger Gehorsam führen nicht nur zu Traurigkeit und dem Verlust von Segen, sie haben schwerwiegende Folgen für das Leben des Gläubigen.

Vertrauen und gehorchen – Jakob

Die Bibel enthält viele Passagen, die den „Vertraue-und-gehorche-zur-Freude“-Grundsatz lehren (siehe z.B. Ps 119). Überdies veranschaulichen viele Charakterstudien aus der Schrift genau diese Wahrheit. Jakob ist so ein Beispiel.

Jakob war ein Glaubender, der im Lauf seines gesamten Lebens immer wieder lernen musste, dass halbes Vertrauen und halber Gehorsam keine Freude und Segen bringen. Erleben einige von uns möglicherweise Zeiten, wo wir „down“ sind, weil es uns an Glauben mangelt und wir nur teilweise gehorsam sind?

In 1. Mose 31 treffen wir auf Jakob, wie er nach Bethel zurückkehrt. Er hatte gerade zwanzig harte Jahre fern seiner Heimat verbracht und darauf gewartet, dass der Groll seines Bruders Esau sich abkühlte. Jakob hatte sich den Zorn Esaus zugezogen, weil er ihn um gewisse Familienrechte und Segnungen betrogen hatte (1Mo 25–27). Die Tatsache, dass Jakob das Gefühl hatte, er müsse betrügen, um diese Segnungen zu bekommen, könnte das erste Anzeichen eines Mangels an Glauben bei Jakob sein. Gott hatte zuvor bereits verheißen, dass Esau Jakob dienen würde (1Mo 25,23). Jakob hätte keinen „Frühstart hinlegen“ und Esau um den Segen austricksen müssen. Er hätte einfach „im Glauben ruhen“ und darauf warten können, dass Gott die Verheißung zu seiner Zeit und auf seine Weise erfüllen würde. 

Gott hat auch uns viele Verheißungen  gegeben. Er hat verheißen, uns Freude und Zufriedenheit in Christus zu geben und alle unsere leiblichen Bedürfnisse zu stillen (siehe z.B. Mt 6,33 und Phil 4,19). Wir müssen nicht selbstsüchtig andere manipulieren oder Gott „zum Handeln zwingen“. Auf Gottes Timing zu warten (wenn es z.B. um die Ehe oder um einen Ferienjob geht), ist oft schwierig, aber auf lange Sicht ist es der beste Weg.

Jakobs Traum

Ziemlich am Anfang seiner langen traurigen Reise von zu Hause weg hielt Jakob eines Abends an, um zu übernachten (1Mo 28). Zu diesem Zeitpunkt hatte er natürlich keine Ahnung davon, dass er lange von zu Hause wegbleiben und seine geliebte Mutter Rebekka nie wieder sehen würde. Während der Nacht gab Gott Jakob einen Traum – den bekannten Traum von der „Jakobsleiter“. In diesem Traum verkündete Gott seine souveränen Absichten für Jakob. Gott erklärte nachdrücklich, dass Er mit Jakob sein, ihn behüten und segnen und ihm all das Land geben würde, auf dem er lag, und dass Er ihn schließlich wieder in seine Heimat zurückbringen würde (1Mo 28,13-15). Welche Gnade! 

Gott erweist uns seine Gnade auf die gleiche Art und Weise. Wir enttäuschen Ihn so oft mit unserem halbherzigen Glauben und Gehorsam, aber Er ist seinen Verheißungen beständig treu. „Ja, die Gnadenerweise des HERRN sind nicht zu Ende, ja, sein Erbarmen hört nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue“ (Klgl 3,22.23). Zwar müssen wir wie Jakob die Folgen unseres Mangels an Glauben und unseres oberflächlichen Gehorsams ernten, doch Gott ist gnädig und wird das gute Werk, das Er in uns angefangen hat, vollenden (Phil 1,6). In diesem Zusammenhang ist es bedeutsam, dass Jakob auch auf der Liste der Glaubenshelden in Hebräer 11 steht – doch beachte, dass dies erst der Jakob am Ende seiner Tage ist (Heb 11,21).

Jakobs Antwort auf den Traum

Jakobs Antwort auf Gottes Ankündigung in dem Traum ist wiederum ein Hinweis auf den „Miniglauben“, den er zu dieser Zeit hatte. Obwohl Jakob einigen Glauben zeigte, indem er den Ort in Bethel (1Mo 28,19) umbenannte, was „Haus Gottes“ bedeutet, weicht er doch aus, indem er schwört: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet und mir Brot und Kleidung gibt und mich sicher wieder zurückbringt, „dann soll der HERR mein Gott sein“ (1Mo 28,20.21). Klingt das wie eins unserer Gebete des „Glaubens“? Was für ein Vertrauen, was für ein Gehorsam ist das? Vielleicht sollte man es eher als selbstsüchtiges Schachern mit Gott denn als Glauben an Gott bezeichnen. Gott hatte seine Verheißungen an Jakob unmissverständlich verkündet, und doch besaß Jakob die Dreistigkeit, sich mit einer Wenn-Sorte des Glaubens und des Gehorsams zurückzuhalten. 

Doch wir wollen nicht auf Jakobs Glauben und Gehorsam einprügeln, bevor wir unseren eigenen Glauben überprüfen. Können wir ohne Vorbehalte sagen, dass wir einfach vertrauen und gehorchen, oder müssen wir bekennen, dass wir selbstsüchtig mit Gott feilschen? „Wenn Du mir hilfst, diese Prüfung zu bestehen, Gott, dann werde ich dem Lesen Deines Wortes mehr Zeit einräumen.“ – „Wenn Du mich bei diesem Anlass gut aussehen lässt, Herr, werde ich Zeugnis für Dich ablegen.“ – „Wenn Du mir aus diesem Schlamassel heraushilfst, Vater, werde ich Dir mehr dienen.“ Diese Art des „Vertrauens“ und „Gehorchens“ bringt keine Freude und keinen Segen. Kein Wunder, dass Jakob nicht überglücklich war mit seiner Erfahrung in der Gegenwart Gottes. Seine Reaktion der Furcht und Ehrfurcht (1Mo 28,17) erweckt nicht gerade den Eindruck von „Freude in Jesus“! Während der nächsten zwanzig Jahre in einem Land namens Paddan-Aram lehrte Gott Jakob, dass Freude nicht von einer selbstsüchtigen Art des Vertrauens und Gehorchens kommt.

Die Rückkehr Jakobs

In 1. Mose 31 waren die langen Jahre der Erziehung vorbei, und Jakob war bereit dafür, nach Hause zu kommen. Er hatte einige harte Kurse in der „Schule Gottes“ belegt, und es war die Zeit dafür gekommen, dass der HERR ihn wieder zurückschickte nach Bethel – dem Ort des Traums und der Verheißungen und des selbstsüchtigen Gelübdes (1Mo 31,3.13). Man bemerke, dass der HERR in 1. Mose 31,13 selbst den kleinen Glauben honorierte, den Jakob mit seinem selbstsüchtigen Gelübde Jahre zuvor an den Tag gelegt hatte. Wie gnädig lässt sich unser Gott herab! Im Gehorsam gegenüber einem Gebot des HERRN verließ Jakob Paddan-Aram und begab sich auf eine Reise in Richtung Bethel – und Esau! Jakob hatte sich in Bezug auf das Vertrauen und den Gehorsam gebessert!

In 1. Mose 32, am Vorabend der Versöhnung mit Esau, hatte Jakob einen Ringkampf mit dem Engel Gottes. Hier lernte Jakob, dass sein Selbst völlig zerbrochen werden und er sich ganz auf Gott verlassen musste, um gesegnet zu werden. Nach solch einer Erfahrung mit Gott wären wir dazu geneigt, Jakobs Geschichte zu beenden mit den Worten: „Jakob versöhnte sich mit seinem Bruder Esau und lebte glücklich bis an sein Lebensende und diente dem Herrn von ganzem Herzen in gottesfürchtigem Vertrauen und Gehorsam.“ Aber die Bibel gibt uns keine solch märchenhaften Enden, denn sie erzählt die Lebensgeschichten echter Menschen. Gottes Wort sagt es, wie es ist mit Menschen wie dir und mir und Jakob.

Jakob hatte als Folge der zwanzig Jahre der Erziehung, die ihren Höhepunkt in dem Ringkampf fanden, sicherlich dazugelernt und war in seinem Glauben und Gehorsam gereift und gewachsen (vgl. Jakobs Gebete in 1Mo 28,20-22 und 1Mo 32,10-13). Doch all dies war keine Garantie dafür, dass er nicht wieder beim Glauben versagen würde, und genau das sehen wir in 1. Mose 33

Auch wir durchlaufen vielleicht einige lange harte Kurse in Gottes Schule der Erziehung und Zucht. Vielleicht erleben wir sogar einige traumatische Ringkämpfe mit unserem Gott. Er zerbricht unser Selbst, um uns zu segnen. Als Folge davon machen wir vielleicht große Schritte vorwärts in Richtung Vertrauen und Gehorsam – aber das bedeutet nicht, dass wir vor dem Versagen gefeit sind. Hast du jemals auf ebendem Gebiet, das du gerade erst überwunden und Ihm übergeben hattest, versagt und den Herrn enttäuscht?

Umwege und ihre Folgen

Wir wollen schauen, wie Jakob in 1. Mose 33 dem HERRN nicht völlig vertraut und gehorchte. Nach seiner Versöhnung mit Esau, der ihm eine Strecke weit entgegengereist war, setzte Jakob seinen Weg nicht in vollem Gehorsam gegenüber dem Gebot des HERRN nach Bethel fort. Stattdessen ging er in eine andere Richtung und ließ sich in Sukkot nieder (1Mo 33,17). Gott hatte Jakob befohlen, zu seinen Verwandten heimzukehren, und Er würde für ihn sorgen (1Mo 31,3). Es bestand keine Notwendigkeit, aus Angst vor Esau weiter weg zu bleiben. Doch Jakob wich wieder einmal von dem Pfad des Vertrauens und des Gehorsams ab. Anscheinend beschloss er, auf unbestimmte Zeit Bethel fernzubleiben, da er sich in Sukkot ein Haus und Hütten für sein Vieh baute (1Mo 33,17). Als Folge davon erlebte Jakob weitere Jahre der Traurigkeit und des Verlustes von Segen.

In Sukkot zu leben brachte viele Probleme mit sich. Nicht allzu weit weg befand sich die heidnische Stadt Sichem. So war es ganz „natürlich“ für Jakob, „aus geschäftlichen Gründen“ mit seiner Familie einige Zeit dort zu verbringen. Vielleicht errichtete er den Altar in der Nähe, um seine Verbindung zu dieser heidnischen Stadt zu „rechtfertigen“ (1Mo 33,18-20). Aber Gläubige können nicht mit oberflächlichem und symbolischem Vertrauen und Gehorsam herumspielen und erwarten, dass sie ungeschoren davonkommen. 1. Mose 34 berichtet von der Tragödie, die in Jakobs Familie geschah, weil er nicht zurück nach Bethel gegangen war: Jakobs Tochter wurde entführt und vergewaltigt, und seine Söhne Levi und Simeon wurden zu Lügnern und Mördern. Welch eine Lektion für uns!

Es gibt immer negative Auswirkungen, wenn es an Glauben und Gehorsam mangelt. Und es betrifft auch andere außer uns selbst! Gott hat uns viele Richtlinien und Grundsätze gegeben, um unser Leben als wachsende Christen zu leiten. Sein Wort deckt alles ab: die Beherrschung der Gedanken, die Beziehung zu den Eltern, Leitung bei der Berufung, das Sexualleben, die Rolle von Männern und Frauen, das Leihen von Geld, die Vergebung für andere – was immer wir brauchen. Gott erwartet nicht von uns, dass wir seine Gebote in Frage stellen, abwandeln oder Kompromisse damit machen. Er erwartet von uns, dass wir Ihm einfach vertrauen und gehorchen. Da „geht es lang“, um zu geistlichem Segen und zur Freude zu kommen.

Schlussendlich

Jakob war schließlich bereit dazu, mit beiden Ohren Gott zuzuhören. In 1. Mose 35,1 sagte Gott zu Jakob: „Mach dich auf, zieh hinauf nach Bethel und wohne dort, und mach dort einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist.“ Und Jakob verstand die Botschaft. Er durchtrennte seine Verbindungen zum Heidentum, und in vollem Vertrauen und Gehorsam kehrte Jakob nach Bethel zurück (1Mo 35,2-6). Hier baute er einen Altar (1Mo 35,7) und hier segnete Gott ihn (1Mo 35,9). Wäre Jakob doch nur früher zurückgekommen! Wirst du in zehn oder fünfzehn Jahren zurückschauen und dasselbe über dein Leben sagen? „Hätte ich Gott doch nur mehr vertraut und mehr gehorcht – von Anfang an!“

Gott arbeitete in Jakobs Leben weiter. Gott arbeitet in unserem Leben weiter. Es gibt keine Abkürzung zum Abschluss in der Schule Gottes! Gott will uns segnen und uns glücklich machen in Jesus, aber das geht nur, wenn wir vertrauen und gehorchen.


Engl. Originaltitel: „Trust and Obey“
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: S. Bauer

Anmerkungen

[1] Übersetzt aus dem Lied „Trust and Obey“ (1887) von John Henry Sammis (1846–1919): Trust and obey, | for there’s no other way | to be happy in Jesus, | but to trust and obey. 1911 erschien das Lied auf Deutsch unter dem Titel „Hoff auf den Herrn“ in dem Liederbuch Gute Botschaft: Eine Liedersammlung für Sonntagsschulen, Jugendvereine, Erbauungsstunden und häuslichen Gebrauch, Dubuquw, Iowa (Western Publishing Co), in der Übersetzung von Wilhelm C. Laube: Hoff auf den Herrn, | trau und folge Ihm gern; | so allein hast du Frieden | und bist selig im Herrn.

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