Joseph – am Rande der Weihnachtsgeschichte
Matthäus 1,19

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 20.12.2000, aktualisiert: 09.02.2022

Leitvers: Matthäus 1,19

Mt 1,19: Joseph aber, ihr Mann, indem er gerecht war und sie nicht öffentlich zur Schau stellen wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen.

Was weißt du über Joseph, der in der Weihnachtsgeschichte immer im Hintergrund steht? Was für einen Mann wollte Gott als irdischen Vater unseres Herrn wählen? Wir wissen, dass Joseph von Beruf Zimmermann war (Mt 13,55), aber welchen Charakter hatte er? War er nur ein „ganz normaler Gläubiger“ wie die meisten von uns oder war er ein ausgezeichneter Mann Gottes?

Joseph – ein gerechter Mann

Nach Matthäus 1,19 war Joseph ein gerechter Mann. Joseph war nicht vollkommen oder sündlos, aber sein Leben war charakterisiert von dem, was in Gottes Augen gut war. Joseph war nicht nur ein aufrichtiger Zimmermann, er zeigte seine ausgezeichneten moralischen Qualitäten auch in den anderen Bereichen seines Lebens. Auch wenn die Bibel über diesen Mann „im Hintergrund“ nicht viel sagt, so sehen wir in den wenigen Stellen, die Gott uns über Joseph gegeben hat, doch seinen guten Charakter, seine ausgezeichneten moralischen Eigenschaften. Wenn wir studieren, was die Bibel über den „gerechten Joseph“ sagt, dann ist das eine Herausforderung an uns, seinem Beispiel zu folgen.

Joseph – ein Mann, der liebte

Joseph war ein Mann, der liebte. Wir sehen seine Liebe in zärtlicher Sorge und Rücksichtnahme gegenüber Maria in sehr schwierigen Umständen. Können wir uns Josephs schwierige Situation vorstellen, als er herausfand, dass seine Verlobte schwanger war? Marias Erklärung, dass ein Engel ihr angekündigt hatte, sie würde durch den Heiligen Geist ein Kind empfangen, war einfach zu viel für Joseph. Mit tiefem Schmerz und Enttäuschung muss er zu dem Schluss gekommen sein, dass sie ihm während der Zeit des dreimonatigen Besuches bei ihrer Cousine Elizabeth untreu geworden war. Wie konnte sie dem Mann, der sie so aufrichtig liebte, so etwas nur antun? Und dann noch nicht einmal die Schuld einzugestehen und ihm die Wahrheit zu sagen! Sie bestand darauf, dass dies alles von Gott sei und dass er das verstehen müsse. Joseph hatte solch ein Gefühlschaos und solch einen Schmerz noch nicht erlebt!

An diesem Punkt verließ Joseph Maria mit zwei Begründungen: Er liebte Gott, und er wollte tun, was recht war. Nach dem Gesetz (5Mo 22,23.24) hätte Maria hingerichtet werden können. Selbst wenn auf eine öffentliche Steinigung verzichtet würde, wäre sie doch öffentlich beschuldigt worden. (Diese Handlung hätte auch bewirkt, dass Josephs Ehre geschützt wurde!) Aber Joseph liebte Maria, ungeachtet ihrer scheinbaren Treulosigkeit ihm gegenüber. Da war kein Gedanke in seinem Herzen, sich irgendwie zu rächen. Zu Marias Gunsten entschied er sich, die Sache möglichst zu verheimlichen, und löste die Verlobung nichtöffentlich auf. Weil Marias Schuld nicht bewiesen war, hatte er die Möglichkeit, auf seine natürlichen Rechte zu verzichten. Vielleicht überlegte er, dass Maria zu Elisabeth zurückkehren konnte, die nicht in Nazareth wohnte. Maria konnte ihr Baby dort bekommen und einen großen, peinlichen Skandal in Nazareth vermeiden. Joseph war ein Mann der Liebe und wollte das Beste für Maria – obwohl er dachte, dass sie ihn betrogen hatte.

Zeigen wir die gleiche Liebe, die Joseph hier zeigte? Was ist unsere Reaktion, wenn wir glauben müssen, dass ein christlicher Freund uns hintergangen hat, oder wenn jemand, der uns sehr nahestand, uns tief verletzt hat? Suchen wir dann nach einer Gelegenheit, um es ihm heimzuzahlen? Sind wir vielleicht von Zorn und Bitterkeit erfüllt? Gehen wir allem aus dem Weg, damit wir diese Sache vergessen können? Oder lieben wir diesen christlichen Freund weiterhin und versuchen wir, nicht nur danach zu handeln, was nach Gottes Maßstäben gerecht ist, sondern auch das Beste zu suchen für jene Person, die uns weh getan hat? Diese Art der Liebe ist nicht immer einfach, aber sie ist möglich (Joh 17,26).

Joseph – ein Mann des Glaubens

Joseph war auch ein Mann des Glaubens. Damit meinen wir, dass er mehr als nur ein Gläubiger war. Der gerechte Joseph lebte und wandelte durch Glauben an den lebendigen Gott. Der treue Joseph muss sehr lange gebetet haben, als er überlegte, was er mit Maria tun sollte (Mt 1,20). Es war nicht so, dass er ihre Geschichte nicht glauben wollte, aber wie konnte er diese phantastische Geschichte akzeptieren? Diese unglaubliche Geschichte zu glauben, wäre nicht Glauben, sondern Leichtgläubigkeit gewesen! Eine Jungfrauengeburt hatte es noch niemals in der Geschichte der Menschheit gegeben – noch nicht einmal in der Wunderzeit der Propheten!

Schließlich erschien dem Joseph ein Engel des Herrn in einem Traum. Der Engel bestätigte alles, was Maria Joseph mitgeteilt hatte. Sie war treu gewesen! Die Empfängnis war vom Heiligen Geist! Maria war die Jungfrau, von der schon Jesaja prophezeit hatte (Mt 1,23)! Josephs Verlobte sollte die Mutter des langersehnten Messias werden! Und er sollte der irdische Vater dieses Kindes werden und Ihm den Namen Jesus geben! Welch eine unerwartete, gute Botschaft! Was für eine unglaubliche Erleichterung für seine Seele! Joseph musste eine ehrfürchtige Bewunderung und zugleich eine wunderbare Freude erlebt haben. Er zögerte keine Sekunde, Maria zu heiraten (Mt 1,24) – ein konkreter Beweis seines Glaubens an Gott. Kannst du dir die schöne und begeisternde Wiedervereinigung dieses gottesfürchtigen Paares vorstellen?

Der Glaube Josephs sollte uns allen ein Beispiel sein. Beachte, dass Joseph dem Engel keine Fragen stellte oder an der göttlichen Offenbarung zweifelte. Beachte, dass der Engel Joseph nie befragte. Er rügte Joseph nicht wegen seiner Schlussfolgerung, dass Maria wohl nicht treu gewesen sein konnte. Der Herr macht uns nicht verantwortlich dafür, eine unglaubliche Sache ohne eine göttliche Offenbarung zu glauben. Gott sucht nicht blinden Glauben oder Leichtgläubigkeit bei uns. Er ruft uns auf zu einem vernünftigen Glauben – einem Glauben, der auf sein offenbartes Wort gegründet ist. Joseph hatte nun sicher die alttestamentliche Stelle aus dem Propheten verstanden, auf die ihn der Engel hingewiesen hatte (Mt 1,21-23). Er glaubte dem Engel, weil die Botschaft sich auf das Wort Gottes gründete. Auch wir sollten glauben und nicht an dem zweifeln, was Gott uns in seinem Wort klar offenbart hat. Nimm beispielsweise unsere täglichen Bedürfnisse. Haben wir Sorge wegen unserer Sicherheit? Zweifeln wir an Gottes Fähigkeit, uns mit allen nötigen Lebensmitteln zu versorgen? Im vernünftigen Glauben vorwärtszugehen bedeutet, dass wir im Blick auf unsere täglichen Bedürfnisse nicht zweifeln oder ängstlich werden, denn Gott hat klar gesagt, dass Er uns „mit allen Dingen“ versorgen will, wenn wir „zuerst nach dem Reich Gottes trachten“ (Mt 6,25-34).

Joseph – ein Mann des Gehorsams

Joseph war selbstverständlich ein Mann des Gehorsams. Er war dem Auftrag des Engels gehorsam und nahm Maria zur Frau. Vielleicht meinst du, dass es sehr einfach war, diesem Auftrag zu gehorchen! Nun, erinnere dich daran, dass Maria zu dieser Zeit seit mindestens drei Monaten schwanger war (Lk 1,56). Durch seine Heirat mit Maria nahm Joseph alle Anschuldigungen und die Stigmatisierungen, die bald kommen würden, auf sich. In diesem Zusammenhang sollten wir daran denken, was die Juden dreißig Jahre später sagen würden: „Wir sind nicht durch Hurerei geboren“ (Joh 8,41). Aber Joseph gehorchte der Botschaft des Engels, ungeachtet aller Konsequenzen. Ein weiteres Beispiel für Josephs Gehorsam sehen wir in Matthäus 2,13.14. Nach Jesu Geburt wurde Joseph durch den Engel geboten, nach Ägypten zu gehen – und zwar schnell! Obwohl es damals in Ägypten jüdische Gemeinden gab und Gott durch die Geschenke der Weisen aus dem Osten für die Mittel zu dieser Reise gesorgt hatte, war es doch ein ziemlich gewagtes Unternehmen. Mit einem Esel, mit Maria und dem jungen Jesuskind in ein unbekanntes Land zu ziehen, fast fünfhundert Kilometer durch unwegsames Gelände, das war kein Sonntagsspaziergang! Aber Joseph war gehorsam – und zwar sofort (Mt 2,14)! Nachdem sie sich in Ägypten eingelebt hatten, wurde Joseph aufgetragen, wieder nach Israel zurückzukehren! Wieder führte Joseph diesen Auftrag aus, ohne darüber nachzudenken, ob ihm das in den Kram passte, oder gar ohne Gottes Terminkalender in Frage zu stellen!

Sind wir wie Joseph, wenn wir die Befehle des Herrn ausführen? Folgen wir sofort oder sind wir nur teilweise und mit Verzögerung gehorsam? Warum fällt es uns so schwer, dem Befehl des Herrn zu gehorchen, das Evangelium unseren Kollegen, Mitstudenten und Nachbarn zu sagen (Mk 16,15)? Was ist mit unseren Begierden – von denen gesagt wird, dass wir sie fliehen sollen (2Tim 2,22)? Folgen wir nur, wenn es bequem und einfach ist? Was ist mit der Sünde der Kritik an anderen und dem Sichbeschweren über die Umstände? Es ist so bequem und einfach, hier ungehorsam zu sein! Gehorchen wir auch, wenn wir nicht verstehen, was Gott in unserem Leben tun will? Vertrauen wir dem Herrn, selbst wenn Tragödien eintreffen und die Zukunft nicht gerade rosig aussieht (Spr 3,5.6)? Joseph ist für uns alle ein großartiges Vorbild von dem, was es bedeutet, zu vertrauen und zu gehorchen.

Joseph – ein Mann der Geduld

Joseph war schließlich auch ein Mann der Geduld. Wir haben gesehen, dass er nicht vorschnell reagierte. Er überlegte sich seine Handlungen sehr gut (Mt 1,20). In Matthäus 1,25 wird uns gesagt, dass Joseph Maria nicht anrührte, bis Jesus geboren wurde. Ob es ein Befehl des Engels war, wissen wir nicht. Gewiss, die göttliche/menschliche Natur von Christus konnte in keiner Weise beeinflusst werden, da die Empfängnis bereits drei Monate zuvor stattgefunden hatte. Aber vielleicht behielt Joseph der Maria die Jungfrauenschaft bis zu der Geburt von Jesus im Hinblick auf die Prophezeiung, dass eine Jungfrau empfangen und einen Sohn gebären sollte. Wir können wirklich unschwer erkennen, dass Joseph ein Mann war, der seine Leidenschaften beherrschte und geduldig war.

Diese Geduld Josephs brauchen auch wir Christen heute. Die Ungeduld im Bereich der sexuellen Wünsche hat schon viele Gläubige zu Fall gebracht. Wenn Gott dem Joseph Geduld geben konnte, dann kann Er auch uns diese Geduld geben! Erinnern wir uns, dass Geduld in allen Bereichen ein Teil der Frucht des Geistes ist, der in uns wohnt und jedem Christen die Kraft gibt (Gal 5,22).

Während dieser Urlaubstage steht das Bild von dem „gerechten Joseph“ im Schatten vieler Weihnachtsszenen. Wir wollen uns dann daran erinnern, seinem Beispiel der Liebe, des Glaubens, des Gehorsams und der Geduld zu folgen.


Originaltitel: „Just Joseph“
Quelle: www.growingchristians.org

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