Leitverse: 3. Johannes 8
3Joh 8: Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden.
So wichtig wie es ist, unser Haus dem Irrlehrer gegenüber zu verschließen und die Wahrheit frei von aller Verunreinigung aufrechtzuerhalten (siehe Verschließe dein Haus vor dem Bösen – Teil 1), so dass wir darin zu unserer eigenen Freude und zur Ehre des Herrn unseren Weg gehen können, so ist das doch nicht alles. Ohne Zweifel ist es das Erste, und ohne dieses kommt alles andere, wie beliebt es auch bei den Menschen sein mag, mehr oder weniger unter die Missbilligung des Herrn.
Doch es gibt noch etwas anderes und ist an seinem Platz von gleicher Wichtigkeit, und dies ist der Gegenstand des dritten Johannesbriefes. Das Evangelium muss aktiv und die Wahrheit tätig sein. Sie ist tätig, Gott sei Dank, und solange der Heilige Geist – der nie ermüdende Diener der Herrlichkeit des Herrn Jesus – hierbleibt, wird das Evangelium laufen und verherrlicht werden, und jeder Christ, der die Wahrheit liebt und sie einsichtsvoll nützt, wird von Herzen wünschen, in wirklicher Übereinstimmung mit ihr zu sein.
Der Weg, den Gott in seiner unendlichen Weisheit gewählt hat, die Wahrheit auszusenden, um Siege in der Welt davonzutragen, ist die Predigt. „Gott gefiel es wohl, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten“ (1Kor 1,21). „Wie werden sie nun den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger? Wie aber werden sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind? – wie geschrieben steht: ‚Wie lieblich sind die Füße derer, die das Evangelium des Guten verkündigen‘“ (Röm 10,14.15).
Johannes schreibt seinen dritten Brief an Gajus, um ihm anzuempfehlen, Mitarbeiter der Wahrheit in ihrem aktiven Charakter zu werden und sich solchen zuzugesellen, die mit ihr vorangingen. Nun, Gajus wandelte in der Wahrheit, und sein innerer Mensch wuchs dabei. Dies trat klar zutage in seiner Liebe und seinem Von-Herzen-sich-Einsmachen mit denen, die für sie ausgingen. Er konnte sich nicht damit begnügen, sie zu kennen. Die Wahrheit hatte ihn in Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus gebracht, und in dieser Gemeinschaft hatte er Einsicht in die Gedanken Gottes erlangt. Deshalb hieß er in seinem Haus die fremden Brüder willkommen, die um des Namens des Herrn willen für die Wahrheit ausgegangen waren. Er nahm regen Anteil an ihrer Arbeit und an ihrem Wohlergehen, und er geleitete sie auf eine gotteswürdige Weise auf ihrem Weg. Und indem er dies tat, war er ein Mitarbeiter an der Wahrheit.
In der Gemeinde, zu der er gehörte, herrschte Diotrephes. Es war eine Gemeinde im Verfall, die den Gajus weder unterwies noch ermunterte in dem, was er tat. Dort gab es keine Übereinstimmung mit der Wahrheit in ihrer tätigen Form, ihre Prediger wurden nicht aufgenommen, weder die Apostel noch ihre inspirierten Briefe. Überlieferung und Voreingenommenheit und der menschliche Wille regierten in ihr, und die, die nach der Wahrheit handelten und in der Kraft göttlichen Lebens, wurden ausgeschlossen. Ein trauriger Zustand der Dinge, und das umso mehr, als dies die einzige Erwähnung der Gemeinde in den Schriften des Johannes ist, außer der Offenbarung. Doch auch hier finden wir, dass, wenn die Gemeinde versagt, es das Haus des Christen ist, in dem die Gedanken Gottes zur Ausführung gelangen, und die Folge war, dass in diesem Haus die Seelen Wachstum hatten, während in der Gemeinde der Wille des Menschen herrschte und demzufolge das Böse überhandnahm und geistlicher Stillstand eintrat.
Nicht alle Christen leben in den Umständen des Gajus, und die Gelegenheiten, die er hatte, haben vielleicht nur wenige. Doch alle sollten ein tätiges Interesse in dem Zeugnis des Herrn an den Tag legen, alle sollten mit ganzem Herzen sich mit der Wahrheit in ihren Wirksamkeiten einsmachen und auf diese Weise „Mitarbeiter der Wahrheit“ sein.
Wir dürfen niemals zulassen, dass uns irgendetwas hindert, in der Wärme und Kraft des göttlichen Lebens und der Liebe zu handeln, und diese kurzen Briefe sind uns gegeben, damit wir ermutigt werden, in der Wahrheit zu wandeln, und vor den Dingen gewarnt werden, die uns daran hindern können. Es sind die kürzesten Briefe des Neuen Testaments, und deshalb ist es leicht möglich, dass wir ihnen geringere Wichtigkeit beimessen, doch die darin enthaltenen Belehrungen sind für uns von der größtmöglichen Bedeutung und besonders für den heutigen Tag. Lassen wir sie unbeachtet, dann werden wir aufhören, in der Wahrheit zu wandeln.
Wir sind angehalten, uns dem Bösen gegenüber zu verschließen und dem Guten gegenüber zu öffnen, unbeugsam von unserer Gemeinschaft alle die auszuschließen, die die Lehre des Christus nicht bringen, aber aufrichtig die fremden Brüder aufzunehmen, die um seines Namens willen ausgehen, sein Zeugnis zu tragen, abhängig von Gott und unabhängig von der Welt, keinen Umgang, auch nicht in der förmlichsten Art mit einem Menschen, der unseren allerheiligsten Glauben untergräbt, aber die herzlichste Anteilnahme denen zu erzeigen, die in einer gotteswürdigen Weise tätig sind, das Wort zu verbreiten und die Heiligen darin zu erbauen. Kurz gesagt: Nachdem wir die Wahrheit empfangen haben, sollen wir in der Kraft und der Freude, die sie in uns hervorbringt, für ihren Schutz und ihre Verbreitung eintreten; das sollte eine unserer ersten Lebensbeschäftigungen sein. Nicht in menschlicher Weisheit sind wir fähig, dies zu tun, doch wir haben „die Salbung von dem Heiligen“ (1Joh 2,20). Der Geist Gottes wohnt in uns, um uns in alle Wahrheit zu leiten und um göttliche Zuneigungen in unseren Seelen wachzurufen und uns zu rechten Kanälen zuzurichten, durch die diese Zuneigungen fließen, und das Letztere tut Er, indem Er uns Verständnis über die Dinge gibt, die geschrieben sind. „Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen“ (3Joh 11).
Originaltitel: „Die beiden letzten Briefe. Sei Mitarbeiter der Wahrheit“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 8, 1930, S. 187–190