Leitverse: Markus 8,23-25
Mk 8,23-25: Und er fasste den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Dorf hinaus; und er tat Speichel in seine Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn, ob er etwas sehe. Und aufblickend sprach er: Ich erblicke die Menschen, denn ich sehe sie wie umhergehende Bäume. Dann legte er wieder die Hände auf seine Augen, und er sah deutlich, und er war wiederhergestellt und sah alles klar.
Lies Markus 8,21-38.
Einleitung
Die Ferien und die Aufregung sind vorbei. Nun heißt es wieder: Schule und Arbeit! Wir lieben die Ferien, aber nicht den ganz normalen Alltag. Die Ferien sind etwas Besonderes, aber der Alltag ist nur notwendige „Plackerei“. Aber jeder Ältere wird dir sagen, dass es der tagtägliche Besuch der harten Schule ist, der den Charakter bildet und dich Verständnis und Weisheit lehrt.
Hier ist eine Parallele zum christlichen Leben vorhanden. Der Herr schenkt uns in seiner Gnade spezielle „Aha-Erlebnisse“ am Rande des Weges, aber es ist der tägliche Besuch der „Schule Gottes“, der uns entwickelt und uns wachsen lässt, dass wir standhafte Christen werden. Nur bei einer zuverlässigen und treuen Anwesenheit in dieser Schule lernen wir die Wege Gottes. Ein klares Verständnis seiner Wege geschieht nicht sofort. Kein Schüler kann alles am ersten Tag der ersten Klasse. Es gibt keine Abkürzung zur „Abschlussfeier“ in der Schule Gottes.
Die schrittweise Heilung
In Markus 8,22-26 haben wir ein Wunder, das einzigartig ist – der Herr heilt einen blinden Mann schrittweise! Warum schrittweise? Jesus hätte ihn sicherlich durch ein einfaches Wort heilen können so wie bei anderen Begebenheiten. Aber in allen Wundern des Herrn sind geistliche Lektionen, zum Lernen für uns, enthalten. Die Bedeutung der Anwesenheit in der Schule Gottes ist eine der Lektionen dieses Wunders.
Wir waren, wie der blinde Mann, tastend in der Dunkelheit, bis wir Jesus trafen. Er gab uns das Licht des Lebens. Wir wurden „aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Pet 2,9) gebracht. Aber in vielerlei Hinsicht sind wir noch „Babychristen“. Unsere Augen beginnen gerade erst die ultimative Realität zu erfassen. Wir können „sehen“, aber wir sehen nicht deutlich. Oft müssen wir zugeben: „Ich erblicke die Menschen, denn ich sehe sie wie umhergehende Bäume“ (Mk 8,24). Wie den Jüngern mangelt es uns an geistlichem Verständnis (Mk 8,21). Wie Petrus fällt es uns schwer zu glauben, dass Leiden der Herrlichkeit vorausgehen müssen (Mk 8,31-33). Das Verständnis für Gottes Reden und Handeln nimmt zu und wird deutlicher, wenn der Herr weitermacht, uns seine Hände auf die Augen zu legen (Mk 8,25).
Jeden Tag in unserem Leben besuchen wir eine Klasse der Schule Gottes. Tatsächlich sagt uns 1. Korinther 13,12, dass der Tag des „Schulabschlusses“ erst kommen wird, wenn wir den Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen. „Jetzt sehen wir die Dinge noch unvollkommen, wie in einem trüben Spiegel, dann aber werden wir alles in völliger Klarheit erkennen. Alles, was ich jetzt weiß, ist unvollständig; dann aber werde ich alles erkennen, so wie Gott mich jetzt schon kennt“ (Neues-Leben-Übersetzung). Lasst uns versuchen, bis zum Schulabschluss jeden Kurs so gut wie möglich zu absolvieren.
Kurs für die Nachfolge
Einige der Kurse in Gottes Schule werden in diesem Wunder kurz angerissen. Es gibt eine Lektion, das Nachfolgen zu lernen: „Er fasste den Blinden bei der Hand und führte ihn“ (Mk 8,23). Haben wir die Lektion gelernt, uns vom Herrn an die Hand nehmen und führen zu lassen? Oder versuchen wir immer noch, alles nach unseren Gedanken zu machen? Da ist wirklich ein Unterschied, ob wir unser „eigenes Ding“ machen, mit des Herrn widerwilliger Zustimmung, oder ob wir dem Herrn voll und ganz folgen!
Es gibt einen Grund, aus der Stadt hinauszugehen: „Er führte ihn aus dem Dorf hinaus“ (Mk 8,23). In vielerlei Hinsicht ist die Stadt Bethsaida vergleichbar mit der heutigen Welt. In Matthäus 11,20-24 sehen wir, dass Bethsaida sich weigerte, Buße zu tun und die Herrschaft des Herrn anzuerkennen. Und die heutige Welt hört nicht auf, die Forderungen des Herrn abzulehnen. Und so ruft uns der Herr zu, Ihm „aus dem Dorf“ zu folgen. Das „Dorf“ ist dort, wo die meisten Menschen leben, und das Leben „im Dorf“ ist mehr ichbezogen und luxuriös. Christus ruft uns zu, Ihm zu folgen, „heraus aus dem Dorf“ und weg von allen anderen (Mt 7,13.14) hin zu einem Leben, das alles von uns fordert (Mk 8,34). In Hebräer 13,13 werden wir ermahnt, „zu ihm hinauszugehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“. Du kannst erfahren, was es bedeutet, seine Schmach zu tragen „außerhalb des Dorfes“, indem du es alle wissen lässt, dass du ein Anhänger des Herrn Jesus bist: in der Schule, in deinem Studentenwohnheim, in deinem Job oder in deiner Nachbarschaft.
Grundkurs in Bescheidenheit
In Gottes Schule gibt es immer einen Grundkurs in Bescheidenheit. „Und er tat Speichel in seine Augen“ (Mk 8,23). Warum Speichel? Ist das nicht ein ziemlich ungehobelter Weg, etwas zu tun? Tatsächlich war der Speichel eines Rabbis etwas hoch Geschätztes bei den Juden in der Zeit Jesu, aber was können wir aus diesem Wunder lernen? Wie sehe ich mich selbst im Verhältnis zu einem heiligen und rechtschaffenen Gott? Denke ich, dass ich viel zu gut bin für den „Speichel“ Gottes? Erst wenn wir erkennen, dass wir nichts als „blinde“ Sünder sind, kann Gottes Heilung kommen. Und die kommt erst, wenn wir immer mehr begreifen, dass wir nur Sünder sind, die durch Gottes Gnade, die unser geistliches Sehvermögen erhellt, errettet sind.
Kurs im Aufblicken
Zum Schluss finden wir hier noch den Kurs im Aufblicken: „Und aufblickend sprach er …“ (Mk 8,24). In welcher Richtung suchen wir nach Hilfe, Weisheit und Verständnis in unserem Leben? So oft wenden wir uns an einen Ratgeber, einen Professor oder an Selbsthilfebücher, die von menschlichen „Experten“ geschriebenen sind, wenn wir die Antworten auf unsere Fragen und Probleme finden wollen. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn unser Verständnis für wichtige Themen im Leben vernebelt ist und wir unser Leben scheinbar nicht auf die Reihe kriegen!
Obwohl Gott die Meinungen der Menschen benutzen kann, müssen wir immer zum Herrn aufblicken. Er hat wirklich die Antworten und Lösungen für alles. Er ist die Quelle aller Kraft und Weisheit. Manchmal zwingt uns der Herr auch aufzublicken: „Er … machte, dass er aufblickte“ (Mk 8,25)[1]. Gott kann eine Krise, eine Krankheit oder eine Tragödie zulassen, um uns zu Boden zu schlagen, so dass wir zu Ihm aufblicken müssen!
In der Schule Gottes werden wir immer mit Liebe und Geduld belehrt. Der Herr blieb bei dem blinden Mann und hielt seine liebenden Hände auf ihm, bis sein Sehvermögen klar und vollständig war. Die Schule Gottes hat immer noch geöffnet und arbeitet heute noch mit denselben Grundsätzen.
Originaltitel: „The School of God“
Quelle: www.growingchristians.org
Übersetzung: Ruben Isenberg
Anmerkungen
[1] Anm. d. Red.: In der Elberfelder Üb. heißt es hier: „Dann legte er wieder die Hände auf seine Augen, und er sah deutlich.“