Leitverse: Richter 3,21.22; Römer 13,14; Galater 5,16
Ri 3,21.22: Ehud griff mit seiner linken Hand zu, zog das Schwert von seiner rechten Hüfte und rammte es in den Bauch des Königs. Sogar der Handgriff hinter der Klinge, die aus dem Rücken herauskam, sank ein. Ehud zog ihn in nicht heraus, und das Fett schloss sich über ihm, und die Eingeweide kamen heraus.
Röm 13,14: Bekleidet euch selbst mit dem Herrn Jesus Christus, und denkt nicht darüber nach, wie ihr die Wünsche der sündigen Natur befriedigen könnt.
Gal 5,16: Wandelt durch den Geist und ihr werdet den Wünschen der sündigen Natur keinen Gefallen tun.
Lies Richter 3,12-30.
Einleitung
Warum hat Gott die unangenehme Geschichte vom Tod des Königs Eglon von Moab in seinem Wort aufschreiben lassen? Richter 3,22 ist sicherlich nicht die Art von Bibelvers, die man als einen Merkvers wählen würde, oder? Die Gründe, warum Gott die Geschichte von Ehud und Eglon (mit all ihren blutigen Details) in sein Wort eingeschlossen hat, werden klarer, wenn wir sehen, was Gott uns durch diesen Teil der Schrift lehren möchte. Lasst uns zuerst den Hintergrund des Buches der Richter betrachten, und dann lasst uns einige geistliche Lektionen ansehen, die wir in der Geschichte von Ehud und Eglon finden.
Die dunklen Tage der Richter
Das Buch Richter behandelt die Zeit zwischen Israels Eroberung des Landes Kanaan unter der Leitung von Josua und der Zeit der Könige – ungefähr 350 Jahre. Diese dreihunderfünfzig Jahre waren keine angenehme Periode in der Geschichte Israels. Nachdem Josua gestorben war, hörte Israel auf, dem Herrn und seinem Gesetz zu folgen, und betete sogar die heidnischen Götter der umliegenden Nationen an. Als Folge davon musste Gott sein Volk züchtigen, indem Er über einen gewissen Zeitraum einer fremden Macht erlaubte, es zu erobern und schwer zu unterdrücken, bis sein Volk sich dafür entschied, seine bösen Wege zu ändern und zu Gott um Befreiung zu schreien. In seiner Barmherzigkeit brachte Gott dann einen Leiter hervor, der als „Richter“ bekannt war und durch den Er in gnädiger Weise sein Volk rettete und wiederherstellte. Jedoch immer wenn der Richter starb, kehrte das Volk wieder um zu seinen bösen und ungöttlichen Wegen. Dieses Muster der Sünde war so durchgehend zu erkennen, dass Gott die Zeiten der Richter mit dieser Feststellung beschreibt: „Jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 17,6; 21,5).
In Ehuds Zeit war Moab die fremde Nation, die Israel unterdrückte. Eglon, der extrem übergewichtige König von Moab, hatte Israel vernichtend geschlagen und seinen Thron in Jericho aufgestellt, in der „Palmenstadt“. Achte darauf, dass Vers 12 sagt, dass „der HERR Eglon, dem König von Moab, Macht über Israel gab, weil sie übel gehandelt hatten in den Augen des HERRN“ (Ri 3,12). Gott wirkt auf dieselbe Weise im Leben von Gläubigen heute. Wenn wir anfangen, vom Leben mit dem Herrn abzuweichen, wird Gott zulassen, dass wir Druck und sogar Niederlage von der bedrängenden Kraft des Feindes erfahren – bis wir zum Herrn schreien und wieder zu Ihm zurückkehren. Wir müssen vielleicht viele Male durch diesen Kreislauf gehen, bevor wir lernen, dass ein Lebenswandel im Gehorsam zu Gott der beste Weg ist – tatsächlich der einzige Weg – für einen Christen.
Jericho – Festungen
Die Stadt Jericho war die feindliche Festung, die Gott auf wunderbare Weise für Israel besiegt hatte zur Zeit der Eroberung des Landes. Die starken Mauern von Jericho versperrten den Weg in das Land der Segnungen, das Gott seinem Volk versprochen hatte. Die Vernichtung Jerichos öffnete den ganzen zentralen Teil des verheißen Landes für Israel. Siehst du die geistliche Lektion für uns? Jerichos starke Mauern können gewisse größere Blockaden im Leben eines Gläubigen darstellen – vielleicht einen anhaltenden Zweifel oder eine Wurzel der Bitterkeit oder irgendeine versteckte Sünde. Diese „Jerichos“ sind feindliche Festungen, die uns zurückhalten und unseren Fortschritt auf dem Weg in das „Land der Segnungen“ blockieren, das Gott den Christen gegeben hat. Aber diese „Mauern von Jericho“ werden für den treuen Gläubigen fallen, der von ganzem Herzen mit dem Herrn wandelt. „Denn obwohl wir in der Welt leben, führen wir nicht Krieg, wie die Welt es tut. Die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht die Waffen der Welt. Im Gegenteil, sie haben göttliche Macht, um Festungen zu zerstören. Wir zerstören Argumente und jeden Anspruch, der sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und wir nehmen jeden Gedanken gefangen, um ihn Christus gehorsam zu machen“ (2Kor 10,3-5).
Diese Mauern verschwinden vielleicht nicht über Nacht, aber wenn wir weitermachen und in geduldigem Glauben um diese Mauern herumlaufen, wie Israel es tat, wird Gott uns den Sieg über hartnäckige Sünden geben. Ein konsequentes, ausgewogenes christliches Leben mit regelmäßigem Bibelstudium, Gebet, Anbetung und Gemeinschaft mit anderen Gläubigen (s. Apg 2,42) ist der Schlüssel zu einem geduldigen Glauben, der die Jerichos niederwirft. Es gibt keine feindlichen Mauern, die für unseren Gott zu hoch oder zu stark sind.
Aber in den Tagen Ehuds war Jericho (ausgerechnet!) wieder in die Hand des Feindes gefallen. Der heidnische König von Moab hatte seinen Thron genau an dem Ort aufgerichtet, wo Gott seinem Volk solch einen gigantischen Sieg geschenkt hatte! Unglücklicherweise können besiegte „Jerichos“ wieder unter die Kontrolle des Feindes kommen. Das ist eine der wichtigen Lektionen von Richter 3. Wenn wir nicht weitermachen und nicht fest im Glauben bleiben, können die Jerichos, die einmal erobert waren, wieder zu Problemen werden. Der Feind ist hartnäckig und hat in sadistischer Weise seine Freude daran, „aus den Zähnen des Sieges eine Niederlage herauszuschnappen“! Wurzeln der Bitterkeit können wieder auswachsen. Versteckte Sünden können wieder an die Oberfläche kommen. Große Zweifel haben die Angewohnheit, von selbst wieder aufzuerstehen.
Die gute Nachricht ist, dass der Feind wieder aus Jericho vertrieben werden kann. Diese Lektion finden wir auch in Richter 3. Das Gebiet von Jericho war ein Teil des „verheißenen Landes“, das Gott Israel gegeben hatte. Und „besiegte Jerichos“ sind ein Teil des „Landes der Segnungen“, das Gott Gläubigen gegeben hat. Keine feindliche Macht kann einen berechtigten Anspruch auf dieses Territorium erheben noch sollte sie einen ständigen Stützpunkt im Leben eines Gläubigen etablieren. Wie Ehud den Eglon von seinem illegalen Thron in Jericho entfernte, so können Gläubige durch Glauben sehen, wie die besitzergreifende Macht des Feindes in ihrem Leben zerbrochen wird. Aber das geht nicht automatisch, weil wir eben Gläubige sind! Wir müssen sein wie Ehud: hingegeben und entschlossen, dem Herrn zu folgen, trotz der vielen kompromissbereiten Ansichten um uns herum. Gott sucht nach „Ehuds“, die sich weigern, den Status quo zu akzeptieren, und es ablehnen, zuzulassen, dass der Feind von neuem Gebiete in ihrem Leben besetzt, in denen der Sieg schon gewonnen war.
Ehud, der Mann, der etwas unternahm
Warum hat der Herr Ehud ausgewählt? Wenn wir in den Himmel kommen, werden wir wahrscheinlich herausfinden, dass es dafür viele Gründe gab, aber zwei Gründe gehen deutlich aus dem Text hervor. Erstens war Ehud ein Mann, der verstand, wie man die Umstände zu seinem Vorteil nutzt. Ehud hatte den Auftrag, die israelische Delegation mit dem jährlichen Tribut oder der Steuer zum König von Moab zu führen. Wie alle alten Königreiche, wenn sie die Macht über andere Nationen erlangten, hatte Moab sich dafür entschieden, Israel in einer Stellung von Unterworfenen zu halten und sie zu zwingen, ihnen Tribut zu zahlen, anstatt sie einfach auszulöschen. In jenen Tagen war der jährliche Tribut ein gewisser Prozentsatz des „Bruttonationalprodukts“ der besiegten Nation, die der herrschenden Macht in Silber oder Gold bezahlt wurde.
Ehud nutzte die Umstände aus, als ihm klar wurde, dass Gott ihm eine einzigartige Möglichkeit gegeben hatte, mit dem Feind von Angesicht zu Angesicht konfrontiert zu sein. Ehuds Einstellung war nicht: Was kann ich denn tun? Es ist ja so, ich bin nur ein Einzelner, und der Gegner ist so groß! Er machte sich klar, dass Gottes Volk kein unterworfener Knecht sein und an einen heidnischen Feind Tribut zahlen sollte, gerade in dem Land, das Gott seinem Volk gegeben hatte. Ehud wollte diese Gelegenheit, dem Herrn zu dienen, nicht vorbeigehen lassen, daher machte er sich selbst einen besonderen zweischneidigen Dolch und plante kreativ und genau, wie er aus dieser einzigartigen Möglichkeit, die Kraft des Feindes zu brechen, Kapital schlagen könnte.
Wir müssen mehr wie Ehud denken und die Gelegenheiten ausnutzen, die der Herr uns gibt. Epheser 5,16 sagt uns: „Macht das Beste aus eurer Zeit, denn die Tagen sind böse.“ Kolosser 4,5 sagt: „Verhaltet euch in Weisheit gegenüber den Ungläubigen, indem ihr das Beste aus den Gelegenheiten macht.“ Wie Ehud lasst uns nachdenken, wie wir auf kreative Weise der Macht der Kontrolle durch den Feind widerstehen können. Zum Beispiel sind Christen, die Internetwebseiten erstellen, um die Propaganda des Feindes mit dem Wort Gottes zurückzuschlagen, ein Beispiel für die „Ehuds“ unserer Tage. Zu viele Christen sind unwillig, die Konfrontation mit dem Feind einzugehen aufgrund von Furcht, Faulheit oder weil sie eben mit dem Status quo zufrieden sind. Wie Ehud sollten wir willig sein, das Salz der Erde zu sein. Wir können uns wenigstens deutlich gegen die Bosheiten in unserer Gesellschaft äußern! Wir wollen uns nicht damit zufriedengeben, weiterhin dem Feind Tribut zu zahlen durch Schweigen und Inaktivität.
Ehud der Linkshänder
Ein anderer Grund, warum Gott Ehud auswählte, war der, dass er „anders“ war. Ehud war Linkshänder. Linkshänder sind anders – sie sind nicht „normal“. Frage einfach mal irgendjemand, der Linkshänder ist (wie ich) nach den Problemen, denen wir begegnen, weil wir „anders“ sind! Auf jeden Fall benutzte Gott Ehuds „Anderssein“ auf eine positive Weise. Ein Rechtshänder hätte den Dolch an seiner linken Hüfte befestigt, um ihn in einem günstigen Moment mit der rechten Hand zu greifen, und Eglon wäre gewarnt gewesen, wenn er gesehen hätte, wie die rechte Hand eines Mannes unter seinen Mantel greift. Aber der Linkshänder Ehud erregte keinen Verdacht, als er seine linke Hand unter seinen Mantel schlüpfen ließ, um sein Kurzschwert zu greifen!
Hast du das Gefühl, dass du „anders“ bist als normale Leute? Wir sind alle unterschiedlich auf die eine oder andere Weise, aber Gott kann diese Unterschiede zu seiner Ehre benutzen. Was aus unserer begrenzten Perspektive wie ein Nachteil erscheint, kann zu einem einzigartigen Vorteil werden, wenn es dem Herrn geweiht ist! Denke niemals, dass du zu schüchtern oder zu schwer mit der Zunge, zu jung oder zu alt, zu dumm oder zu langsam, zu populär oder zu „was auch immer“ bist, um von Gott gebraucht zu werden. Was du als ein „Anderssein“ ansiehst, kann benutzt werden, um im Reich Gottes eine Änderung hervorzubringen!
Eglon und das Fleisch
Jetzt kommen wir zurück auf die blutigen Details von Eglons Tod. Welche mögliche geistliche Lektion können wir aus dieser brutalen Beschreibung ziehen? Die geistliche Lektion steckt in dem geistlichen Bild, das Gott uns in diesem Kapitel gegeben hat. Wenn wir die Geschichte von Moab als einem Feind von Gottes Volk verfolgen, ist es auffallend, zu sehen, wie oft „das Fleisch“ (die sündige Natur) darin vorkommt. Wir wurden mit der sündigen Natur geboren, und wir tragen sie durch unser ganzes Leben hindurch – sogar als Christen (s. Gal 5,16-26). In diesem geistlichen Bild ist der König von Moab eine Illustration für „das Fleisch, das nicht unter Kontrolle ist“. Die Nation Moab entstand aufgrund einer inzestuösen Beziehung zwischen Lot und seiner Tochter – das Fleisch wurde nicht in Schach gehalten. In 4. Mose 25 lesen wir, dass moabitische Frauen in der Lage waren, die Männer von Israel zu einer götzendienerischen sexuellen Orgie zu verführen – wieder das Fleisch, das nicht in Schach gehalten wurde. Und in Richter 3, was könnte da wohl ein lebendigeres geistliches Bild sein für das Fleisch, das nicht unter Kontrolle gehalten wird? Die Beschreibung des extrem fetten, sich selbst mästenden Königs von Moab, der luxuriös auf dem Thron sitzt, im kühlen Dachraum seines Sommerpalastes in Jericho, ist keine Verschwendung inspirierter Worte!
Jericho war noch einmal ein Problem für Israel, weil Moab hier die Macht in den Händen hielt. Siehst du die geistliche Lektion? Genauso wie Jericho noch einmal ein Problem für Israel geworden war, weil das heidnische Moab die Macht hatte, so können einmal besiegte Gebiete in unserem Leben wieder zum Problem werden, wenn wir unserer sündigen Natur erlauben, die Kontrolle in unserem Leben zu erlangen. Wenn das Fleisch nicht unter Kontrolle ist, können die Festungen Satans wieder aufgerichtet werden und den Gläubigen davon abhalten, das Land der geistlichen Segnungen zu genießen. Wenn das Fleisch nicht in Schach gehalten wird, kann jede der Sünden in Galater 5,19-21 ein wieder aufgebautes Jericho im Leben des Gläubigen werden. Unsere sündige Natur muss unter Kontrolle gehalten werden oder der Feind wird sicher die Überlegenheit in unserem Leben gewinnen. Geistlicher Kampf beinhaltet es, das Fleisch in Schach zu halten, und Gott hat uns ein Bild für diesen Aspekt des geistlichen Kampfes in Richter 3 gegeben.
Das Schwert des Geistes
Wie können wir das Fleisch unter Kontrolle halten? Römer 13,14 erklärt uns: „Bekleidet euch selbst mit dem Herrn Jesus Christus, und denkt nicht darüber nach, wie ihr die Wünsche der sündigen Natur befriedigen könnt.“ Und im Tod des Königs von Moab sehen wir das Prinzip, „das Messer am Fleisch anzusetzen“. Wie setzen wir das Messer an der sündigen Natur an? Wir benutzen Gottes Wort! In dem geistlichen Bild, das Gott uns hier gegeben hat, kann man leicht sehen, dass Ehuds zweischneidiges Schwert das Wort Gottes darstellen kann. Hebräer 4,12 sagt: „Das Wort Gottes ist lebendig und aktiv. Schärfer als jedes zweischneidige Schwert dringt es durch, um sogar Seele und Geist, Gelenke und Mark zu trennen. Es richtet die Gedanken und Haltungen des Herzens.“ Wenn das Wort Gottes wie ein Schwert auf das Fleisch angewendet wird, das außer Kontrolle geraten ist, sind die unmittelbaren Ergebnisse nicht sehr angenehm. Tatsächlich ist das manchmal ziemlich hässlich (wie beim Tod von Eglon ausgemalt), weil das Wort Gottes eben offenbart, wie ekelhaft das außer Kontrolle geratene Fleisch wirklich ist! Wenn der Chirurg ein Messer benutzt, um ein Problem in unserem physischen Körper zu entfernen oder zu korrigieren, kann dieser Prozess ziemlich schmerzhaft und nicht gerade angenehm sein, aber eine gute physische Gesundheit ist der gewünschte Erfolg. Wenn das Messer des Wortes Gottes auf Sünde in unserem Leben angewandt wird, ist der Erfolg die geistliche Gesundheit, auch wenn der Prozess vielleicht schmerzhaft ist.
Das Buch der Richter gibt uns einige großartige Lektionen in Bezug auf den geistlichen Kampf. Die Geschichte von Ehud und Eglon in Richter 3 ist mehr als nur ein ganz ausführlicher Bericht darüber, wie Israel im 14. Jahrhundert v.Chr. das Joch seines Feindes Moab abschüttelte. Diese Geschichte, mit all ihren blutigen Details, wurde aus sehr guten Gründen in die Heilige Schrift aufgenommen. Obwohl sie nicht angenehm zu lesen ist, haben wir gesehen, dass es in der Geschichte von Ehud und Eglon einige wichtige Lektionen für den wachsenden Christen gibt.
Originaltitel: „Ehud and Eglon“
Quelle: www.growingchristians.org
Die Bibelzitate wurden vom Übersetzunger aus einer vom Autor benutzten modernen englischen Übersetzung ins Deutsche zurückübertragen.
Online nur noch im Webarchiv verfügbar.
Übersetzung: Frank Schönbach