Versagen ist nicht das Ende
Am Beispiel von Petrus und Markus

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 08.02.2014, aktualisiert: 19.01.2024

Leitverse:  Lukas 22,56-62; Apostelgeschichte 15,36-40

Hast du versagt?

Hast du am Anfang des Jahres gute Vorsätze gefasst? Hast du sie schon aufgegeben? Aller Wahrscheinlichkeit nach sind deine Vorsätze, Diät zu halten und regelmäßig Sport zu treiben, schon vor einigen Wochen gescheitert. Vielleicht sind auch deine frommen Vorsätze, wie zum Beispiel in einem Jahr die Bibel durchzulesen, auf der Strecke geblieben, und jetzt bist du entmutigt, weil du keine Disziplin hast.

Vielleicht kämpfst du jedoch gegen ein noch größeres Versagen in deinem Leben – gegen ein Versagen, das weitaus ernster ist als ein Neujahrsvorsatz, bei dem du gescheitert bist. Hast du Gott in einer Art und Weise enttäuscht, dass du denkst, Gott könnte das nicht vergeben? Fühlst du dich deshalb schuldig und hast du allen Mut verloren? Bist du verzweifelt? Und denkst du, du wirst es nie schaffen, ein Leben zu führen, das Gott gefällt? Dass du im Dienst für den Herrn nie mehr nützlich sein wirst?

Es gibt ein Zurück!

Schöpfe Hoffnung – Versagen ist nicht das Ende! Selbst ernstes Versagen im Leben eines Christen muss nicht notwendigerweise bedeuten, dass ein Punkt erreicht ist, von dem es kein Zurück mehr gibt. Versagen kann zwar niemals gerechtfertigt oder stillschweigend hingenommen werden, aber Versagen kann eine Gelegenheit sein, dass Gottes Liebe und Gnade groß werden. Der Herr weiß, dass wir schwach sind und zum Versagen neigen, und in seiner Gnade bietet Er dem bußfertigen Gläubigen Wiederherstellung an (s. Ps 103,8-14). Gott hat eine wunderbare Art, die Scherben aufzusammeln und aus dem zerbrochenen Leben eines Gläubigen etwas Wunderschönes zu machen. Viele Beispiele in der Bibel zeigen, dass Versagen im Leben eines Gläubigen nicht das Ende der Wirksamkeit für den Herrn ist. Was könnte alles geschrieben werden über das Versagen von Abraham, von den anderen Patriarchen oder auch von Mose, David, Elia, Jona und von anderen Glaubenshelden! Wir wollen uns aus Platzgründen auf zwei Gläubige aus dem Neuen Testament beschränken: auf Petrus und auf Markus.

Petrus

Lk 22,56-62: Es sah ihn aber eine gewisse Magd bei dem Feuer sitzen und blickte ihn unverwandt an und sprach: Auch dieser war mit ihm. Er aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. Und kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch du bist einer von ihnen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin es nicht. Und nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein anderer und sagte: In Wahrheit, auch dieser war mit ihm, denn er ist auch ein Galiläer. Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und sogleich, während er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Sein Versagen

Eine der bekanntesten Begebenheiten im Leben des Apostels Petrus ist seine Verleugnung des Herrn Jesus. Wir fragen uns, wie Petrus so etwas tun konnte – aber wären wir in ähnlichen Umständen treuer gewesen als er? Beim letzten Abendmahl war Petrus von seiner Treue so sehr überzeugt, dass er erklärte: „Wenn alle an dir Anstoß nehmen werden, ich werde niemals Anstoß nehmen.“ Der Herr Jesus entgegnete ihm: „Ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst.“ Und Petrus erwiderte voreilig: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen“ (Mt 26,33-35).

Nur wenige Stunden später erfüllte sich die Vorhersage Jesu: Petrus erklärte unter Flüchen und Schwüren (Mk 14,71), er würde Jesus noch nicht einmal kennen! Kannst du dir vorstellen, welche Schuldgefühle und Gewissensbisse er hatte, als plötzlich der Hahn krähte und der Herr Jesus, der inzwischen gefangengenommen worden war, ihn traurig ansah? Als Petrus den Hof des Hohenpriesters verließ und bitterlich weinte, muss er gedacht haben, dass sein Versagen das Ende wäre. Immerhin hatte er nicht nur geleugnet, einer der Freunde des Herrn zu sein, er hatte auch geschworen, Ihn sogar niemals gekannt zu haben! Als Jesus zum Prozess und zur Kreuzigung abgeführt wurde, dachte Petrus wahrscheinlich, nun wäre für immer jede Gelegenheit vorbei, seine Trauer und seine Reue zu zeigen und den Herrn um Vergebung zu bitten.

Seine Wiederherstellung

Aber sein Versagen war nicht das Ende. Der Herr hatte in seiner Gnade große Pläne mit Petrus. Beim Frühstück am See Genezareth war Petrus ein besonderer Gegenstand der Liebe Jesu. Der Herr kannte alle seine Gedanken und Schuldgefühle, und Er wusste genau, wie Er Petrus liebevoll wiederherstellen konnte. (Lies Johannes 21.) Seine sanfte und behutsame Wiederherstellung von Petrus war zweifellos eine Erfüllung der wunderbaren messianischen Prophezeiung Jesajs: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“ (Jes 42,3).

Es wird oft darauf hingewiesen, dass Jesus zwei verschiedene wohlbekannte griechische Wörter für Liebe benutzte, als Er Petrus fragte: „Liebst du mich?“ (Joh 21,15-17). Das griechische Wort phileo bedeutet „zärtliche Zuneigung“, und das Wort agape ist eine Liebe, „die sich zum Wohl des geliebten Menschen freiwillig selbst verleugnet und hingibt“. In seiner ersten und zweiten Frage an Petrus benutzt der Herr das Wort agape, in seiner dritten Frage das Wort phileo. Aber Petrus antworte alle drei Male mit phileo. Wahrscheinlich sprach der Herr mit Petrus Aramäisch, das keine entsprechenden Wörter und Feinheiten für diese griechischen Wörter für „Liebe“ kennt. Aber unter der Inspiration des Heiligen Geistes benutzte der Apostel Johannes (der bei dem Gespräch dabei war) genau diese besonderen griechischen Wörter, um den Kern des wiederherstellenden Gesprächs des Herrn mit Petrus auszudrücken.

Nachdem Petrus erst kurz vorher erfahren hatte, wie auf seine unbesonnene Aussage unmittelbar sein Versagen folgte, war er wahrscheinlich zu beschämt, um „Agape“-Liebe (diese starke Liebe, die bereitwillige Selbsthingabe bedeutet) zum Herrn zu bekennen. Aber der Herr Jesus hatte noch große Pläne mit ihm. Er sagte dem Petrus, dass sein Versagen nicht das Ende war. Und Petrus war für Gott weiterhin sehr nützlich! Seine Liebe zu Christus machte aus ihm bis zum Ende seines Lebens einen aufopferungsvollen Diener – bis hin zu Gefangenschaft und bis zum Märtyrertod. Wenn der Herr nun dem Petrus vergab und ihn wiederherstellte – wird Er dasselbe dann nicht auch mit uns tun? Dies ist die wunderbare Lektion, die Gott uns lehrt durch den biblischen Bericht des Versagens und der Wiederherstellung von Petrus.

Markus

Apg 15,36-40: Nach einigen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns nun zurückkehren und in jeder Stadt, in der wir das Wort des Herrn verkündigt haben, die Brüder besuchen und sehen, wie es ihnen geht. Barnabas aber wollte auch Johannes, genannt Markus, mitnehmen. Paulus aber hielt es für recht, den nicht mitzunehmen, der sich in Pamphylien von ihnen getrennt hatte und nicht mit ihnen zu dem Werk gegangen war. Es entstand aber eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten und Barnabas den Markus mitnahm und nach Zypern absegelte. Paulus aber erwählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen.

Sein Versagen

Johannes Markus war kein Apostel, aber er stand seit den ersten Tagen der Christenheit mit den Aposteln in Verbindung. Womöglich war Markus der junge Mann, der in der Nacht der Gefangennahme Jesu wegrannte (Mk 14,51.52). Die ersten Gläubigen kamen im Haus von Maria, der Mutter von Markus, zusammen. Petrus ging in dieses Haus, nachdem er durch ein Wunder aus dem Gefängnis befreit worden war (Apg 12). In seinem ersten Brief spricht Petrus von Markus als von seinem Sohn im Glauben (1Pet 5,13). Wir wissen nicht, wann, wo oder ob er Markus zum Glauben an Christus geführt hatte, aber zweifellos bestand zwischen ihnen eine geistliche Vater-Sohn-Beziehung.

Markus war der Neffe des Apostels Barnabas (Kol 4,10), und es war Barnabas, der Markus dem Apostel Paulus vorstellte. Barnabas und Paulus waren von Antiochien nach Jerusalem gekommen, um wegen der großen, ausgedehnten Hungersnot der Gemeinde in Judäa eine Hilfeleistung zu überbringen (Apg 11,27-30). Als Barnabas und Paulus nach Antiochien zurückkehrten, reiste Markus mit ihnen. Er war also zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als Paulus und Barnabas zu ihrer ersten Missionsreise aufbrachen. Markus schloss sich ihnen an und war an ihrem Dienst auf der Insel Zypern beteiligt. Doch als die Missionsmannschaft bereit war, ins Innere Kleinasiens aufzubrechen, verließ Markus sie und ging zurück nach Jerusalem (Apg 13,13). Warum? Wir wissen es nicht genau. Vielleicht hatte er Heimweh. Vielleicht war er krank. Vielleicht mochte er die Entbehrungen einer Missionsreise nicht – schließlich mussten auf der Reiseroute felsige, zerklüftete Berge überwunden werden, wo Räuber auf der Lauer lagen. Vielleicht mochte er es nicht, dass sich ein fast unmerklicher Wechsel in der Führung vollzog: von seinem Verwandten Barnabas hin zu dem jüngeren Paulus. Vielleicht hatte Markus mit Paulus Meinungsverschiedenheiten in Glaubensfragen.

Auf jeden Fall gab Markus seine Hingabe zum Herrn und zur Missionsmannschaft auf. Dieses Versagen machte Markus in den Augen des Apostels Paulus unbrauchbar für seine Mitarbeit bei der zweiten Missionsreise (Apg 15,38). Paulus und Barnabas gerieten wegen der Frage, ob sie Markus noch einmal mitnehmen sollten, in so heftigen Streit, dass die beiden altgedienten Missionare sich schließlich trennten. Paulus fuhr mit Silas nach Kleinasien ab, während Barnabas seinen Neffen Markus mit nach Zypern nahm. Die Tatsache, dass nun eine zweite Missionsmannschaft entstand, weil Markus Paulus und Barnabas verlassen hatte, rechtfertigt oder entschuldigt das Versagen von Markus nicht, aber sie zeigt: Gott kann durch unser Versagen wirken, um seine Ziele zu erreichen.

Seine Wiederherstellung

Über die Ergebnisse des Dienstes von Barnabas und Markus auf Zypern berichtet die Bibel nichts, aber die spätere Wirksamkeit von Markus beweist: Sein Versagen war nicht das Ende. Der Herr entfernte Markus nicht aus seinem Dienst für Ihn. Ungefähr zehn Jahre später war Paulus in Rom unter Hausarrest und schrieb von dort aus Lehrbriefe und Briefe der Ermunterung an einzelne Christen und örtliche Gemeinden. In diesen Briefen lesen wir, dass Markus inzwischen nicht nur die Gunst von Paulus wiedererlangt hatte, sondern dass er erneut ein geschätzter Mitarbeiter von Paulus war. In seinem Brief an Philemon erwähnt Paulus in seinen persönlichen Grüßen Markus zusammen mit seinen anderen Mitarbeitern (Phlm 24). Grüße von Markus finden wir auch in dem Brief an die Kolosser (Kol 4,10), und Paulus bat die Gemeinde, Markus willkommen zu heißen, wenn er zu einem Besuch käme. Offensichtlich diente Markus dem Herrn weiterhin unter der Anleitung von Paulus, nachdem Paulus von seinem Hausarrest in Rom freigekommen war. In seinem letzten Brief, den Paulus während seiner zweiten Gefangenschaft in Rom schrieb, empfahl er Markus erneut. Er schrieb an Timotheus: „Nimm Markus und bring ihn mit dir, denn er ist mir nützlich zum Dienst“ (2Tim 4,11)! Markus früheres Versagen war nur ein vorübergehender Rückfall auf seinem Glaubensweg.

Ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass das Versagen von Markus nicht das Ende war, ist die Tatsache, dass Gott ihn dazu auswählte, eines der Bücher der Bibel zu schreiben; und das Thema des Evangeliums, das Markus schrieb, ist: Christus, der vollkommene Diener. Wie wunderbar, dass Gott gerade Markus auswählte, damit er Ihm als inspirierter Schreiber über dieses erhabene Thema diente! Sind noch mehr Beweise nötig, damit wir erkennen, dass Gott in der Lage ist, die Scherben im Leben eines Christen, der versagt hat, aufzuheben?

Wir können aus dieser Begebenheit eine wertvolle Lektion für uns lernen: Der Apostel Paulus schloss Markus nicht für immer von seinem Dienst mit ihm aus.

Den Mitgläubigen zurechtbringen

Einige Christen halten bußfertigen Mitgläubigen immer wieder ihr Scheitern und ihr Versagen in der Vergangenheit vor und bewirken damit, dass diese Geschwister den Mut verlieren. Andere Christen betrachten solche, die versagt haben, aufgrund ihrer Fehler in der Vergangenheit unbewusst als „Christen zweiter Klasse“. Aber wenn ein Bruder oder eine Schwester versagt, dann ist das nicht automatisch ein Zeichen einer dauernden Charakterschwäche. Wir wollen vorsichtig sein und nicht den Charakter Gottes schmähen, indem wir Mitgläubigen, die aufrichtig Buße tun, die Vergebung verweigern – solchen, denen Gott gerne vergibt! (Lies Epheser 4,32 und 1. Johannes 1,9.) Wir sollten bereit sein, ihnen zu vergeben und sie wieder in die Gemeinschaft und zu einem nützlichen Dienst zurückzubringen.

Obwohl bestimmte Arten von Versagen den Dienstbereich eines Christen auf Dauer beeinträchtigen, schreibt Gott einen Christen niemals ab – weder was seine Errettung noch was seinen Dienst in der Zukunft betrifft. Wir wollen mit unseren Mitgläubigen nicht härter sein, als Gott es ist! Einen Gläubigen, der versagt hat und gescheitert ist, zu einem nützlichen Dienst wiederzustellen, ist eine wichtige Aufgabe für geistliche Mitgeschwister. Paulus schreibt: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht“ (Gal 6,1). Das griechische Wort katartizo für „zurechtbringen“ ist dasselbe Wort, das an anderen Stellen (Mt 4,21; Mk 1,19) verwendet wird für „zerrissene Netze ausbessern“ – ein klarer Hinweis darauf, dass der wiederhergestellte Gläubige in der Zukunft nützlich sein wird im Dienst für Christus!

Versagen ist nicht das Ende!

Gott hat diese Begebenheiten aus dem Leben von Petrus und Markus in der Bibel festhalten lassen, und diese Tatsache sollte uns alle ermutigen. Kein Christ kann von sich behaupten, dass er in seinem Leben nie versagt. Wenn wir versagen, können Entmutigung und Zweifel überhandnehmen. Wir ziehen zu Unrecht den voreiligen Schluss, Gott wäre mit uns fertig. Wir wollen vorsichtig sein und den Charakter Gottes nicht herabsetzen, indem wir uns weigern, daran zu glauben, dass Er unsere Fehltritte und unser Versagen vergibt  – egal, wie schwerwiegend sie waren. Vergebenes Versagen mag durchaus Konsequenzen in unserem Leben haben; viele biblische Beispiele belegen diese Wahrheit. Aber Versagen ist nicht das Ende! Das zeigen die Lebensläufe von Petrus und von Markus. Versagen ist nicht das Ende.


Engl. Originaltitel: „Failure is Not Final“
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: Gabriele Naujoks

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