Hindernisse und Widerstand überwinden
Nehemia 4,3-5

David Roderick Reid

© SoundWords, online seit: 05.04.2024

Leitverse: Nehemia 4,3-5

Neh 4,3-5: Da beteten wir zu unserem Gott und stellten aus Furcht vor ihnen Tag und Nacht Wachen gegen sie auf. Und Juda sprach: Die Kraft der Lastträger sinkt, und es ist viel Schutt da, und so vermögen wir nicht mehr an der Mauer zu bauen. Unsere Widersacher aber sprachen: Sie sollen es nicht wissen und es nicht sehen, bis wir mitten unter sie kommen und sie erschlagen und dem Werk ein Ende ma­chen.

Lies Nehemia 3 bis 6.

Als Christen müssen wir mit Hindernissen und Widerstand rechnen

Wie denkst du über Hindernisse und Widerstand, wenn du ein Vorhaben oder eine Aufgabe vor dir hast? Hältst du Hindernisse für unüberwindbar, und lässt du dich von ihnen dazu verleiten, aufzugeben, oder betrachtest du sie als Hürden, die dich dazu herausfordern, gleichsam zu springen und weiterzulaufen?

Als Nehemia vorhatte, die Mauer um die Stadt Jerusalem wiederaufzubauen, sah er sich etlichen Hindernissen und großem feindlichen Widerstand gegenüber. Viele von uns hätten an seiner Stelle das Handtuch geworfen. Manche wären sogar zu dem Schluss gekommen, Gott hätte „die Tür zugemacht“, weil die Hindernisse und der Widerstand ihnen so groß erschienen. Doch Nehemia gab nicht auf – er betrachtete die Hindernisse und den Widerstand als Hürden, die es zu über­winden galt, um Gottes Werk zu vollenden.

Die Hindernisse und der Widerstand, mit denen Nehemia beim Mauerbau zu tun hatte, sind ein Bild für die Hindernisse, mit denen wir als Christen rechnen müssen. Wenn wir dem Herrn dienen und die „Mau­ern“ unseres persönlichen oder des gemeinschaftlichen christlichen Zeugnisses bauen, werden wir ganz sicher auf Hindernisse und Widerstand stoßen. Die Schritte, die Nehemia unternahm, um die Hindernisse zu überwinden, mit denen er es zu tun hatte, hat der Heilige Geist in der Schrift aufgezeichnet, damit wir Gottes Methoden, wie wir den Feind besiegen können, lernen und befolgen.

Wie Nehemia Hindernisse und Widerstand überwand

Nehemia war ein gottesfürchtiger Jude. Er lebte im 5. Jahrhundert v.Chr. in Susa, der Hauptstadt des persischen Reiches, und war der Mundschenk des persischen Königs Artaxerxes I. In der Antike war dies eine sehr wichtige und angesehene Stellung, denn der König schätzte den, der für seine Getränke verantwortlich war, als besonders treu und vertrauenswürdig. Schließlich war es für einen Attentäter am einfachsten, einen König zu beseitigen, indem er sein Getränk vergiftete! Daher war Nehemia wahr­scheinlich einer der vertrauenswürdigsten persönlichen Berater des Artaxerxes. Ob­wohl Nehemia es mit einer so angesehenen und gut bezahlten Stelle „zu etwas ge­bracht“ hatte, sorgte er sich um die Nöte und Schwierigkeiten seines Volkes, das in der Heimat lebte.

Seine Sorge galt vor allem der Stadt Jerusalem, deren Mauern in Trümmern lagen. Die Mauern waren fast eineinhalb Jahrhunderte zuvor von den Babyloniern niederge­rissen worden, als Nebukadnezar Jerusalem eroberte und die Juden in die Gefangen­schaft führte. Das jüdische Volk, das nach dem siebzigjährigen Exil aus Babylon nach Jerusalem zurückgekehrt war, hatte inzwischen zwar den Tempel wiederaufgebaut, doch die Mauern der heiligen Stadt waren nur noch ein Schutthaufen.

Nehemia lebte räumlich gesehen zwar weit entfernt von dem Problem, doch war er entschlossen, etwas gegen die Misere in Jerusalem zu unternehmen. Er erkannte, dass die Not des jüdischen Volkes größtenteils darauf zurückzuführen war, dass die Hauptstadt schwach und wehrlos war. Deshalb legte er die Sache dem HERRN vor und beschloss, nach Jerusalem zurückzukehren und mit Gottes Hilfe die „Operation Mauer“ zu lei­ten. Beachten wir: Laut dem biblischen Bericht bekam Nehemia keine spezielle per­sönliche Offenbarung oder Anweisung von Gott, die Mauer Jerusalems wiederaufzu­bauen. Dennoch war Nehemia mit seinem Vorhaben auf dem richtigen Weg, denn er wusste: Der HERR wollte nicht, dass das Volk Gottes schwach und wehrlos war. Jeru­salem sollte nach der Rückkehr des Volkes aus der Gefangenschaft allen Hindernissen zum Trotz als wehrhafte Stadt wiederaufgebaut werden. Dies wusste Nehe­mia aus der Prophezeiung Daniels, die etwa hundert Jahre vor seiner Zeit geschrieben worden war (Dan 9,25).

So wie Gott Nehemia dazu berief, bestimmte Hindernisse und Widerstand zu über­winden, damit er einer bestimmten Not abhalf, so kann Er auch uns dazu berufen. Wir sollten keine besonderen Visionen oder Anweisungen von Gott erwarten. Wenn wir überzeugt sind, dass ein bestimmtes Bedürfnis, ein bestimmter Dienst oder ein christ­liches Hilfsvorhaben mit Gottes Wort übereinstimmt, sollten wir, so wie Nehemia, im Glauben handeln und Schritte tun, um Hindernisse und Widerstand zu überwinden, damit wir dieses Bedürfnis stillen, diesen neuen Dienst beginnen oder dieses christli­che Hilfsvorhaben umsetzen. Gott wird unseren Glaubensschritt bestätigen, indem Er uns Kraft und Gelingen schenkt.

Zunächst musste Nehemia die notwendigen Genehmigungen und königlichen Voll­machten beschaffen – doch durch Gebet, Hingabe an Gott und Entschlossenheit über­wand er alle Hindernisse, die damit verbunden waren. Vielleicht musste er sogar den Widerstand der eigenen Familie und von Freunden in Persien überwinden: „Hör zu, Nehemia, Gott hat dich gesegnet und dich hoch in die Reihen der Regierung des persischen Kai­sers gestellt! Es ist viel wichtiger, dass du deine Position hier in Susa behältst! Diese trägen Juden in Jerusalem sollen sich um ihre eigenen maroden Mauern kümmern!“

Sei darauf vorbereitet! Solche Hindernisse sind normal ­– sie gehören zu jeder Arbeit, die du für den Herrn tun möchtest.

Spott und Hohn

Mit diesen Hindernissen im Nacken machte Nehemia sich auf die lange Reise nach Jerusalem – etwa tausend Meilen zu Pferd! Und noch bevor er in Jerusalem ankam, lesen wir, dass zwei Feinde, Sanballat und Tobija, sehr verärgert darüber waren, dass jemand gekommen war, „um das Wohl der Kinder Israel zu suchen“ (Neh 2,10). Ihre Verärgerung war ein Vorgeschmack auf die Hindernisse und den Widerstand, die noch kommen würden. Sanballat und Tobija waren die Herrscher zweier persischer Provinzen, die die Provinz Juda umgaben. Sie wollten nicht, dass Jerusalem eine starke und gut befestigte Stadt wurde. Der Wohlstand ihrer eigenen Provinzen würde beein­trächtigt, wenn sich Handelswege und wirtschaftliche Vorteile in Richtung Jerusalem verlagerten. Nachdem Nehemia in Jerusalem angekommen war und das Volk erfolg­reich aufgefordert hatte, sich zu erheben und zu bauen (was an sich schon ein großes Hindernis darstellte!), begannen Sanballat, Tobija sowie ein anderer feindlicher Herr­scher, Geschem, mit ihrem Widerstand: Sie fingen an, die angehenden Baumeister zu verspotten und zu verachten (Neh 2,18.19). Als die Juden anfingen, die Mauer zu bauen (Neh 3), wurden die Feinde wütend. Ihr Hohn wurde immer lauter und ging sogar so weit, dass sie spotteten: „Wenn ein Fuchs hinaufstiege, so würde er ihre stei­nerne Mauer auseinanderreißen!“ (Neh 3,33-35).

Wenn wir dem Herrn dienen und die „Mauer“ des christlichen Zeugnisses aufbauen, werden wir es wahrscheinlich in der einen oder anderen Form mit Hohn und Spott zu tun haben. Bist du schon einmal ausgelacht worden, weil du die Bibel als verbindliche Richtschnur für dein tägliches Leben benutzt? Bist du schon einmal verspottet worden, weil du auf Gott vertraust? Bist du schon einmal als „Hinterwäldler“ bezeichnet wor­den, weil du an die Schöpfung glaubst? Rechne damit, dass du als Christ verspottet wirst – das ist Teil der Strategie des Feindes! Leider können viele Christen mit Hohn und Spott nicht umgehen. Schon bei der geringsten Ablehnung oder Anfeindung ge­ben sie auf. Selbst „ein kleiner Fuchs, der hinaufsteigt“, kann ihre Mauer zum Einsturz bringen!

Wie ging Nehemia mit dem Hohn und der Verachtung des Feindes um? Er betete ge­zielt für sein Anliegen – und baute weiter (Neh 3,36-38). Beachte, dass das Volk nicht aufhörte zu bauen, während es betete – das hätte den Feinden nur in die Hände ge­spielt! Beachte auch ihre positive Einstellung: „Das Volk hatte Mut zur Arbeit“ (Neh 3,38). Als der Feind anfing zu spotten, waren sie entschlossen, „sich aufzumachen und zu bauen“ (Neh 2,18). Diese Entschlossenheit zeichnete das Volk auch weiterhin aus. Kein Wunder, dass die Mauer trotz des Widerstands bis zur Hälfte ihrer Höhe fertig­gestellt wurde (Neh 3,38)!

Wenn wir verspottet werden, weil wir Christen sind, sollten wir entschlossen bleiben und weiterhin solide geistliche Mauern weiterbauen – während wir gleichzeitig beten.

Entmutigung

Die weitverbreitete Entmutigung unter denen, die an der Mauer bauten, war ein wei­teres Hindernis, dem Nehemia sich gegenübersah. Obwohl die Mauer zur Hälfte fer­tiggestellt war, gab es noch viel zu tun. Müdigkeit und Erschöpfung forderten ihren Tribut (Neh 4,4). Außerdem machte das Gerücht die Runde, der Feind plane einen Großangriff auf Jerusalem, bevor die Mauer fertiggestellt werden konnte (Neh 4,2). Diese Bedrohung entmutigte das Volk noch mehr, als sich Gerüchte und Pa­nikmache verbreiteten (Neh 4,5.6).

Halbe Wegstrecken sind immer kritisch. Einerseits kann man sich sehr ermutigt füh­len, wenn ein Vorhaben zur Hälfte abgeschlossen ist. Andererseits kann man auch sehr entmutigt sein, weil man „nur halb fertig“ ist. Wenn man auf halbem Weg entmutigt ist und dazu noch ein Kampf droht, ist die Zahl der Burnout-Opfer und derjenigen, die ihren Dienst aufgeben, groß! Nehemia wusste, dass halbe Sachen besonders heikel sind, und so wurde er aktiv, als er sah, dass Entmutigung, Zweifel und Furcht unter dem Volk um sich griffen. Zunächst sorgte er natürlich dafür, dass das Volk weiterbe­tete (Neh 4,3). Dann stellte er nicht nur eine bewaffnete Wache auf (Neh 4,7), sondern forderte das Volk auch auf, „des großen und furchtbaren Herrn zu gedenken“. Er er­mutigte sie, sich nicht zu fürchten, und forderte sie auf, bereit zu sein, für ihre Familien zu kämpfen (Neh 4,8).

Ermahnung, Ermutigung, Ansporn sowie Gebet – das sind die einzig sicheren Mittel gegen Entmutigung und Zweifel. Bist du gerade entmutigt, wenn du an die missliche Lage in deiner Gemeinde denkst oder an deinen Dienst für den Herrn? Fängst du an zu zweifeln? Gibt es so viel Schutt von den niedergerissenen Mauern der Vergangen­heit, dass die Sache unüberwindlich erscheint? Verlassen einige deiner Mitgläubigen aus Furcht vor feindlichen Bedrohungen das Schiff? Bete insbesondere für diese Situ­ation. Tu, was du kannst, um deine Mitstreiter zu ermutigen und anzuspornen. Ermu­tige sie, „des Herrn zu gedenken“ (Neh 4,8) und sich an die „Zeichen und Wunder“ zu erinnern (Neh 9,10), die Gott in der Vergangenheit gewirkt hat. Bemitleide dich nicht selbst, sonst kannst du die Hindernisse und den Widerstand, die dir auf halbem Weg zum Ziel begegnen, womöglich nie überwunden.

Die feindliche Verschwörung, der Nehemia sich gegenübersah, ist sicherlich ein Bild für den verstärkten Widerstand Satans, der versucht, unseren geistlichen Mauerbau zu stoppen. Wenn er unser christliches Zeugnis nicht mit Spott und Hohn niederreißen kann, müssen wir damit rechnen, dass er uns angreift. Es könnte zu juristischen Schrit­ten gegen deine Gemeinde oder deinen Dienst kommen. Deine Arbeit oder deine Kar­riere könnte in irgendeiner Weise gefährdet sein, weil du dich zu Christus bekennst. Deine Zensuren und dein Studienabschluss könnten gefährdet sein, wenn du als Student ent­schlossen bist, Christus auf einem weltlichen Universitätscampus zu dienen. Jeder Christ, der den Sturm feindlicher Ablehnung und Verachtung überstanden hat, kennt die Bedrohung durch eine feindliche Verschwörung.

Nehemia 4,9-17 macht deutlich, dass wir niemals aufhören sollten zu bauen – egal, wie groß die Bedrohung durch feindliche Angriffe ist. Nehemia bemühte sich sehr darum, eine bewaffnete Verteidigung Jerusalems rund um die Uhr zu organisieren, aber nie hörte er auf, die Mauer zu bauen. Bauen und Kämpfen gehören in der geistlichen Kriegsführung zusammen. Wie wichtig es ist, bewaffnet zu bleiben, wird auch in die­sen Versen deutlich. Obwohl Gott den Angriffsplan der Feinde durchkreuzt hatte, hielt das Volk Waffen und Rüstung bereit (Neh 4,9.10). Wir erkennen leicht, welche geistliche Lektion darin für uns liegt: dass nämlich die geistliche Waffenrüstung sehr wichtig für uns ist. In Epheser 6,10-18 werden wir aufgefordert, „die ganze Waffenrüs­tung Gottes“ anzuziehen und „das Schwert des Geistes“ zu nehmen, damit wir bereit sind, den Hindernissen und dem Widerstand des Feindes zu begegnen und sie zu überwinden.

Selbstsucht und Egoismus

In Nehemia 5 sehen wir ein weiteres Hindernis und eine andere Form des Wider­stands, dem Nehemia ausgesetzt war: Einige der wohlhabenderen Leute waren selbst­süchtig und weigerten sich, den Armen zu helfen. Viele Arme mussten ihre Häuser mit Hypotheken belasten, um über die Runden zu kommen, und sich Geld leihen, um ihre persischen Steuern zu zahlen. Die Zeiten waren besonders hart aufgrund einer Hungersnot (Neh 5,3) und weil von allen erwartet wurde, dass sie sich an der „Operation Mauer“ beteiligten. Für einige war die Situation so dramatisch, dass sie gezwungen waren, sich und ihre Kinder als Sklaven zu verkaufen – ähnlich wie bei den Schuldknechten [Neh 5,5; vgl. 5Mo 15,12]. Anstatt zu versuchen, diesen armen Menschen zu helfen und sie zu unterstützen, nutzten die Reichen und Wohlhabenden die Situation aus. Sie besaßen das Land ihrer jüdischen Landsleute und verlangten entgegen dem jüdischen Gesetz hohe Zinsen. (Siehe 3. Mose 25,35-43.) Ihr Gewissen war abgestumpft gegenüber der Notlage ihrer Mitbrüder.

Nehemia sah sich dazu gezwungen, sich einem anderen Hindernis zu stellen: dem Egoismus der menschlichen Natur. Wir sollten Nehemias Vorgehensweise sorgfältig beachten, denn es ist ein biblisches Vorbild für uns, wenn wir mit ähnlichen Auswüch­sen der menschlichen Natur zu tun haben! Nachdem Nehemia zunächst sein Vorge­hen geplant hatte (was immer ein guter Rat ist), distanzierte er sich öffentlich von de­nen, die an diesen gesetzeswidrigen Praktiken beteiligt waren (Neh 5,7-9)! Er appel­lierte an ihr Gewissen und forderte sie auf, damit aufzuhören und zurückzugeben, was sie sich unrechtmäßig angeeignet hatten (Neh 5,10.11). Als sie versprachen, sich zu fügen, ließ Nehemia sie ihr Versprechen mit einem Eid bekräftigen und betonte, wie ernst es wäre, ein solches Versprechen zu brechen (Neh 5,12.13).

Schließlich ging Nehemia selbst mit gutem Beispiel voran: Während seiner zwölfjährigen Amtszeit als Statthalter nahm er „aus Furcht vor Gott“ nichts von dem ihm zustehenden Geld für „die Speise des Statthalters“, weil er wusste, dass es letztlich aus der Tasche des Volkes kam (Neh 5,14.15.18). Tatsächlich zahlte er die täglichen Essensausgaben (die den Lebensunterhalt vieler Menschen deckten) und alle Kosten für diplomatische Zwecke aus eigener Tasche (Neh 5,17)! Au­ßerdem nutzte er sein Volk nicht aus, indem er ihr Land zu niedrigen Preisen auf­kaufte (Neh 5,16). Nehemia war kein Führer, der nach dem Motto handelte „Tu, was ich sage, nicht, was ich tue“! Er ist ein hervorragendes Vorbild für geistliche Leiter von heute.

Persönliche Angriffe

In Nehemia 6 griff der Feind Nehemia persönlich an. Persönliche Angriffe sind ge­wöhnlich die härteste und subtilste Form von Widerstand. In Nehemia 6,1-4 sehen wir, dass Nehemia versucht wurde, Kompromisse einzugehen. Die Führer der umliegen­den feindlichen Provinzen, Sanballat und Geschem, schlugen eine „Friedenskonfe­renz“ in der Ebene von Ono vor und luden Nehemia ein. Reden ist zweifellos besser als Krieg! Doch die Ebene von Ono war eine ganze Tagesreise von der Mauer entfernt und lag auf einem schmalen Streifen Land zwischen den feindlichen Provinzen Sama­ria und Aschdod. Der Feind hoffte, Nehemia von seinem gottgegebenen Auftrag, die Mauer zu bauen, abzubringen und ihm „Böses zu tun“ (Neh 6,2). Nehemia vermutete ein falsches Spiel und sagte: „O nein, ich werde mich nicht mit dem Feind in der Ebene von Ono treffen!“

Beachten wir: Nehemia änderte seine Meinung nicht und schlussfolgerte auch nicht, es müsse Gottes Wille sein, weil sich die Gelegenheit viermal bot (Neh 6,3.4)! Manch­mal gehen Christen davon aus, eine Sache wäre von Gott, wenn sich „Gelegenheiten“ mehrmals bieten. Dieser Abschnitt in Nehemia erinnert uns daran, dass Satan in sei­nen subtilen persönlichen Angriffen sehr gerissen und hartnäckig ist.

In Nehemia 6,5-7 griff der Feind Nehemia persönlich an, indem er ihn offen verleum­dete. Der Feind drohte damit, einen Brief an König Artaxerxes zu schicken und Nehe­mia darin zu beschuldigen, nicht nur einen Aufstand zu planen, sondern sich selbst zum König von Jerusalem zu ernennen. Wenn wir zu Unrecht beschuldigt und verleum­det werden, sollten wir dem biblischen Vorbild Nehemias folgen: Er wies die falschen Anschuldigungen entschieden zurück und überließ seinen Fall Gott – und er baute weiter (Neh 6,8.9)! Er verschwendete nicht viel Zeit damit, sich zu verteidigen.

Was für eine Lektion für uns! Der Feind ist in der Lage, riesige Mengen unserer Zeit und geistlichen Energie abzuschöpfen, wenn wir unsere gottgegebene Arbeit – geist­liche Mauern zu bauen – unterbrechen und Zeit damit verschwenden, uns zu vertei­digen! Manchmal geht die rhetorische Selbstverteidigung sogar so weit, dass wir uns rächen. Währenddessen geht viel Zeit und Mühe verloren, die wir für eine sinnvolle Arbeit für den Herrn einsetzen könnten. Warum folgen wir nicht einfach dem bibli­schen Muster, das hier vorgestellt wird – indem wir falsche Anschuldigungen einfach zurückweisen und den ganzen Schlamassel in die Hände Gottes legen? In Römer 12,19 heißt es: „Gebt Raum dem Zorn {Gottes} … ,Ich will vergelten, spricht der Herr.‘“ Wir müssen uns nicht selbst rächen! So wie Gott Nehemia verteidigte, so wird Er auch uns gegen alle Verleumdungen und falschen Anschuldigungen verteidigen.

Der wahrscheinlich subtilste Widerstand sind persönliche Angriffe, wenn es um geist­liche Einsicht und Urteilsvermögen geht. Dieser Widerstand ist am schwierigsten zu erkennen, und nur wenn wir die Bibel genau kennen, bleiben wir davor bewahrt, auf so einen Angriff hereinzufallen. In Nehemia 6,10 lesen wir, dass ein Prophet namens Schemaja vorschlug, Nehemia solle seinen Verwaltungssitz im Tempel einrichten. Hier wäre Nehemia in der Nähe der Mauer und könnte das ganze Vorhaben des Mau­erbaus erfolgreich leiten. Außerdem wäre er auf der Mauer nicht länger eine „leichte Beute“ – im Tempel wäre er sicher vor jedem Pfeil, der sich zufällig in seine Richtung „verirren“ würde! Dankte Nehemia Gott dafür, dass Er einen freundlichen Propheten mit einem solch plausiblen Ratschlag geschickt hatte? Keineswegs! Er erkannte, dass Schemaja ein falscher Prophet war, den der Feind angeheuert hatte (Neh 6,12). Wie war Nehemia in der Lage, einen solchen Plan zu durchschauen? Nehemia wusste aus dem Wort Gottes, dass nur Priester den Tempel betreten durften – und Nehemia war kein Priester. Nehemia wusste, dass eine Vorgehensweise, die gegen das Gesetz Gottes verstieß, niemals von Gott sein konnte!

Wie gut kennen wir Gottes Wort? Kennen wir es gut genug, um subtile Ideen, die im Widerspruch zu biblischen Lehren stehen, zu erkennen und zurückzuweisen? Sind wir in der Lage, Satans persönliche Angriffe zu erkennen, wenn es um geistliche Ein­sicht und Urteilsvermögen geht?

Auf Gott schauen

Weil Nehemia anhaltend auf Gott schaute und jeglichen Widerstand und alle Hinder­nisse, denen er begegnete, erfolgreich überwand, wurde die Mauer in nur zweiundfünfzig Tagen fertiggestellt! Das sind weniger als zwei Monate – eine enorme Leistung und ein Zeugnis dafür, was Gott durch einen Gläubigen tun kann, der sich Gott vorbehalt­los und völlig hingibt.

Lasst uns dem Vorbild Nehemias folgen und mit Gottes Hilfe feindliche Hindernisse und feindlichen Widerstand überwinden und zugleich in Treue solide Mauern des christlichen Zeugnisses bauen.


Originaltitel: „Obstacles and Opposition“
Quelle: www.growingchristians.org
Online nur noch im Webarchiv aufrufbar.

Übersetzung: Gabriele Naujoks

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