Umgang mit Zweifeln
Johannes 20,25; Lukas 7,20; Matthäus 14,29.30

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 27.02.2013, aktualisiert: 29.06.2021

Leitverse:  Johannes 20,25; Lukas 7,20; Matthäus 14,29.30

Als Christ zweifeln?

Wie gehst du mit deinen Zweifeln im christlichen Glauben um? Du sagst, du hast keine. Niemals?! Nun, es ist schön, wenn du das von dir sagen kannst. Die meisten von uns wachsenden Christen müssen aber zugeben, dass einige Zweifel uns von Zeit zu Zeit einholen. Tatsächlich sind einige Christen so schwer mit Zweifeln beladen, dass sie kaum eine Chance haben, sich an ihrer Errettung zu erfreuen. Gibt es überhaupt eine Lösung für das Problem Zweifel im Leben eines Christen? Ja, die Bibel reicht aus für alles, was wir wissen müssen, um ein gottesfürchtiges Leben zu führen (2Tim 3,16.17). Die Bibel gibt Antworten, wie man mit Zweifeln umgeht.

Der Schlüssel: mehr Glauben

Ganz grundlegend lautet die biblische Lösung, mehr Glauben zu haben. In Epheser 6,16 steht, dass der Schild des Glaubens „alle feurigen Pfeile des Bösen“ auslöschen wird. Zweifel sind einer dieser feurigen Pfeile. Sie sind ein Teil der Strategie Satans, um einen Christen aus dem Gleichgewicht zu bringen, ihm Angst einzujagen und ihn zu entmutigen. Größerer Glaube ist der Schlüssel zum Umgang mit Zweifeln – er ist ein schützender Schild, der Zweifel von uns fernhält. Mehr Glaube bedeutet nicht, dass wir versuchen, uns selbst „hochzuputschen“, oder dass wir unseren Verstand ausschalten oder andere geistige Turnübungen machen. Nein, es bedeutet, mehr auf den Herrn Jesus Christus zu schauen, mehr auf Ihn zu vertrauen und mehr von Ihm abhängig zu sein. Ein kleines Kind mag auf seiner ersten Reise in die große Stadt mit seinem Vater von Ängsten und Zweifeln geplagt sein – sein Schutz, seine Sicherheit, seine Bedeutungslosigkeit etc. Seine Zweifel werden nicht durch irgendwelche subjektiven Gedanken beseitigt („Ich habe keine Zweifel, ich habe keine Zweifel“), sondern dadurch, dass es seine kleine Hand in die große Hand seines Vaters legt. Es spürt den festen Griff.

Drei biblische Beispiele

Die oben angeführten Bibelstellen sind Ausschnitte aus drei Begebenheiten in den Evangelien, in denen der Herr es mit Zweifeln im Leben seiner Jünger zu tun hat. Bevor du den Artikel weiterliest, wäre es hilfreich, wenn du jede Begebenheit liest. Die Begebenheit mit Thomas kannst du in Johannes 20,19-29, die mit Johannes dem Täufer in Lukas 7,18-23 und die mit Petrus in Matthäus 14,22-33 lesen. Gott hat diese Begebenheiten in sein heiliges Wort aufgenommen, damit wachsende Christen lernen sollen, wie man mit Zweifeln umgeht. In jedem Fall gibt es ein Prinzip, das uns zeigt, wie wir mit Zweifeln umgehen sollen. Wenn wir diese Prinzipien anwenden, wird der Glaube wachsen und Zweifel werden sich verringern.

Der zweifelnde Thomas

Joh 20,25: Thomas aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meinen Finger in das Mal der Nägel lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich nicht glauben.

„Der zweifelnde Thomas“ ist ein Beispiel für einen Christen, der Zweifel hat, weil er nicht genügend sichtbare und greifbare Beweise für Gott hat. „Wenn ich nicht sehe und berühre“ ist eine unvernünftige Haltung für einen Christen und bringt nicht den Segen des Herrn (Joh 20,29). Beachte die Umstände! Thomas war nicht bei den anderen Jüngern, als Jesus kam (Joh 20,24). Wir wissen nicht, ob er Angst oder mangelndes Interesse hatte oder zu beschäftigt war, aber es mag für uns hier eine Belehrung sein. Wenn wir nicht mit anderen Christen zur Gemeinschaft, zum Bibelstudium und zum Gebet zusammenkommen, wird es nicht lange dauern, bis sich Zweifel in unseren Weg stellen. Wir sind nicht immun gegen Zweifel, die die Grundlagen des Glaubens betreffen – Thomas zweifelte an der Auferstehung Jesu Christi. Thomas gab seine Zweifel schließlich auf, aber erst als er wieder dort war, wo er mit den anderen Christen hingehörte.

Das Prinzip des wachsenden Glaubens und der sinkenden Zweifel, das uns in diesem Bericht gezeigt wird, ist, dass wir in enger Gemeinschaft mit unseren Brüdern und Schwestern bleiben müssen. Eine der großen Wahrheiten des Neuen Testaments ist in den Worten unseres Herrn in Matthäus 18,20 enthalten: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.“ Es gibt nichts, was unsere Zweifel schneller vertreiben wird als die lebendige Gegenwart des Herrn. Obwohl Thomas das einmalige Privileg hatte, den auferstandenen Herrn physisch „in ihrer Mitte“ (Joh 20,26) zu sehen, versichert uns der Herr, dass dies unnötig ist (Joh 20,29). Jesus sagt weiter, dass Er schon heute durch seinen Heiligen Geist in der Mitte seines Volkes wohnt. (Vergleiche Epheser 2,22.) Kein Wunder, dass wir in Hebräer 10,25 ermahnt werden, „unser Zusammenkommen nicht zu versäumen“. Der christliche „Einsiedler“ ist anfälliger für Zweifel als die Christen, die die Gegenwart des Herrn in der Mitte seines Volkes genießen.

Der fragende Johannes der Täufer

Lk 7,20: Als aber die Männer zu ihm gekommen waren, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dir sagen: Bist du der Kommende oder sollen wir auf einen anderen warten?

Im Fall von Johannes dem Täufer haben wir das Beispiel eines Christen, der Zweifel hat, weil er nicht richtig verstehen kann, was Gott tut. Zu dieser Zeit war Johannes im Gefängnis (Mt 11,2) und konnte nicht verstehen, warum Jesus (der Messias, den er verkündet hatte) nicht schneller handelte, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Warum war dieser böse Herodes immer noch auf dem Thron, und warum hatte das gottlose Rom immer noch die Herrschaft über das Land Israel? Warum saß Johannes im Gefängnis, wo er nicht aktiv sein konnte? Kein Wunder, dass er Boten zu Jesus sandte und fragte: „Bist du der eine, der kommen wird, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Beachte, dass Johannes nicht den Herrn verleugnete oder seinen Glauben aufgab. Er hinterfragte Dinge, die er nicht verstehen konnte. Erinnere dich daran, dass das Wort „Zweifel“ nicht unbedingt eine Verleugnung mit einschließt; es kann bedeuten, etwas zu hinterfragen oder etwas für fragwürdig zu halten. Man sollte sich intellektuellen Fragen aber so nähern, dass sie uns in der Beziehung zu unserem Herrn nicht ins Stolpern bringen (Lk 7,23).

Die biblische Herangehensweise schwieriger Fragen ist, sie vor den Herrn zu bringen und Ihn zu fragen. Ohne Gebet Vermutungen aufzustellen und zu philosophieren, bedeutet eher, an Gott zu zweifeln, als Gott zu fragen, und genau das ist die falsche Herangehensweise. Beten ist keine faule Ausrede; es ist die Anerkennung unserer Abhängigkeit von dem einen, bei dem man alle Antworten findet. Johannes der Täufer hatte einige schwierige Fragen. Deshalb sandte er Boten zu dem Herrn und wartete. Der Herr antwortete Johannes, indem Er ihn auf die Bibel verwies. Johannes der Täufer kannte nämlich die Prophezeiungen des Alten Testaments so gut wie seine Westentasche. Alles, was Jesus tat, war, dass Er Johannes zeigte, dass die Prophezeiungen Jesajas in Bezug auf den kommenden Messias bereits erfüllt waren. (Vergleiche Jesaja 35,5.6.) Johannes wurde nicht aus dem Gefängnis befreit (er wurde dort enthauptet), aber Gottes Wort war ausreichend, um Johannes’ Zweifeln eine Antwort zu geben. Der Herr wird oft sein Wort benutzen, um unseren intellektuellen Zweifeln eine Antwort zu geben. Hier ist also ein anderes Prinzip für den Umgang mit Zweifeln. Leg sie im Gebet vor dem Herrn nieder und warte auf seine Antwort durch sein Wort.

Der sinkende Petrus

Mt 14,29.30: Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf den Wassern und kam zu Jesus. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich!

Im Fall von Petrus, der auf dem Wasser läuft, sehen wir das Beispiel eines Christen, der Zweifel hat, weil die Situation aussichtslos zu sein scheint, sogar für Gott. In dem ganzen Bericht haben wir ein Bild vom Wandel des Glaubens, zu dem uns unser Herr im stürmischen und unbeständigen „Meer des Lebens“ aufruft. Petrus fing an zu sinken, weil er seine Augen von dem Herrn abwandte und auf den Sturm schaute. Genau an diesem Punkt ging sein Glaube zurück und er begann zu zweifeln (Mt 14,31). Der Blick auf die stürmischen Winde und auf die gefährlichen Wellen des Lebens wird immer zur Entmutigung und Angst führen. Der schützende Schild des Glaubens ist dann gesenkt und Zweifel im Bezug auf Gottes Fähigkeit überkommen einen. Das einzige Heilmittel für diese Zweifel ist, dass wir unsere Augen in völliger Abhängigkeit wieder auf den Herrn richten, wozu auch Petrus aufgefordert wurde (Mt 14,30).

Das Prinzip vom Umgang mit Zweifeln, das uns in diesem Bericht begegnet, lautet nicht nur: „Halte deine Augen auf den Herrn gerichtet“, sondern auch: „Befinde dich dort, wo du deine Augen auf den Herrn gerichtet haben musst.“ Die anderen Jünger waren nämlich im Boot sicher und geschützt und befanden sich nicht in solch einer Situation, dass sie die Beseitigung von Zweifeln auf die gleiche Art wie Petrus erfuhren. Obwohl Petrus das „Sinken“ erlebte, erlebte er auch das „Gehen auf dem Wasser“. Nur wenn wir das „Risiko“ eingehen, mehr im Glauben als im Schauen zu wandeln, werden Zweifel an Gottes Fähigkeit, „unmögliche“ Situationen zu bewältigen, beseitigt. Bist du schon einmal in einer Situation gewesen, wo du aufschreien musstest: „Herr, rette mich!“ (Mt 14,30)? Wenn wir in solch einer Situation die Kraft des Herrn sehen und erleben, lässt das unsere Zweifel schwinden. Vielleicht möchte der Herr, dass du Ihm diesen Sommer bei einem Missionseinsatz dienst oder als Mitarbeiter einer Freizeit oder als Teammitglied eines evangelistischen Einsatzes. Hältst du dich vielleicht zurück, weil du dich an irgendeinem „Boot“ festklammerst? Die ausgestreckte Hand des lebendigen Gottes ist bereit, dich festzuhalten und deinen Glauben wachsen zu lassen (Mt 14,31).

Gottes Prinzipien anwenden

Wir haben in diesen Bibelstellen gesehen, dass Zweifel für Christen nicht ungewöhnlich sind. Wir sollten als wachsende Christen nicht überrascht sein, wenn wir uns ab und zu in der gleichen Situation wie Thomas, Johannes der Täufer und Petrus wiederfinden. Allerdings lobt der Herr diese Situation gerade nicht. Tatsächlich richtet Er in jedem Fall eine milde Ermahnung an den Zweifelnden. (Siehe Matthäus 14,31; Lukas 7,23 und Johannes 20,29.) Gott möchte nicht, dass wir uns in den Zweifeln verlieren, sondern Er erwartet von uns, dass wir mit ihnen nach den Prinzipien umgehen, die Er uns in seinem Wort zeigt.


Originaltitel: „Dealing with doubts“
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: Sabine Krestel

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