Mehr als eine Weihnachtsgeschichte
Lektionen aus Lukas 2

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 20.12.2000, aktualisiert: 06.12.2023

Leitverse: Lukas 2,10-12

Lk 2,10-12: Der Engel sprach zu [den Hirten]: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird; denn euch ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr. Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.

Die Weihnachtsgeschichte aus dem zweiten Kapitel des Lukasevangeliums ist so sehr Teil unserer Kultur und unserer Tradition geworden, dass wir manchmal vergessen, dass sie ein Teil der Heiligen Schrift ist. Wenn wir die bekannten Worte hören, die in der Weihnachtszeit so oft gelesen werden, sehen wir vor unserem geistigen Auge Krippenspiele und kleine Kinder, die für die Aufführungen als Engel und Hirten verkleidet sind. Aber Lukas 2 ist nicht nur eine Geschichte für die Weihnachtszeit; es ist das Wort Gottes und deshalb hat es uns jeden Tag des Jahres etwas zu sagen. Wir wollen uns einige Lektionen aus der Geburtsgeschichte ansehen, die das ganze Jahr über wichtig sind.

1. Der geschichtliche Hintergrund

Zuerst die Lektion des geschichtlichen Hintergrundes. Die Geburt Jesu fand zu einer Zeit statt, als die sogenannte zivilisierte Welt unter der Herrschaft des Römischen Reiches stand. Als erhabener Herrscher regierte Kaiser Augustus (Lk 2,1) die Welt mit eiserner Hand. Seinem Erlass, dass das Volk sich zählen lassen sollte, mussten alle gehorchen (Lk 2,3). Was für eine Macht! Was für eine Autorität! Für das menschliche Auge sah es sicher so aus, als hätte der Kaiser alle Macht auf Erden. Aber wer beherrschte die Situation tatsächlich? Der Kaiser? Keinesfalls! Die Heilige Schrift lässt keinen Zweifel daran, dass Gott in seiner Souveränität das Weltgeschehen lenkte, um die besten Voraussetzungen für die Geburt des Retters zu schaffen. Der mächtige Kaiser Augustus war nichts anderes als eine Schachfigur in der Hand des allmächtigen Gottes (vgl. Spr 21,1)!

Einer der alttestamentlichen Propheten hatte vorausgesagt, dass der Messias in Bethlehem in Judäa geboren werden sollte (Mich 5,1). Aber Bethlehem war nur ein kleines Dorf, und Maria lebte im Norden, in Nazareth in Galiläa (Lk 2,4). Eine Reise von etwa 150 Kilometer über holprige Straßen war für Maria in ihrem Zustand wenig angenehm, ja kaum möglich. Aber Gott benutzte den Kaiser und seine Forderung, damit sie ihre Reise unternahm und der Messias zur rechten Zeit geboren wurde – und zwar in Bethlehem!

Wenn alle Dinge zum Guten mitwirken

Die Lektion des geschichtlichen Hintergrundes ist sicher auch für uns heute von Bedeutung. Gott hat alles in der Welt unter seiner Kontrolle. Weltherrscher und politische Führer können ihre Macht zeigen, aber Gott sitzt immer noch auf seinem Thron und hat die letzte Kontrolle. Nach seinem Plan wird die Weltbühne zu einem festgelegten Zeitpunkt auf die Wiederkunft Jesu Christi vorbereitet werden.

Mit seinem Plan für unser Leben kommt Gott bei jedem von uns ebenfalls zu seinem Ziel. Vielleicht verstehen wir Gottes Handeln mit uns nicht ganz, genauso wenig wie Maria und Joseph verstanden, warum Gott es erlaubte, dass sie so viel durchmachen mussten. Denken wir einmal daran, was diese Geburt für eine Schande unter den lästernden Freunden und Verwandten bedeutete. Denken wir an Marias Erfahrung, als sie trotz ihrer Umstände hören musste: „Kein Platz in der Herberge!“ Denken wir an das Trauma der nächtlichen Flucht nach Ägypten, weil Herodes plante, alle Babys in Bethlehem zu töten (Mt 2,13-16).

Aber gleichzeitig tat Gott durch all diese widrigen Umstände hindurch in Marias Leben und in Josephs Leben etwas Großes und Wunderbares. Und ebenso hat Gott auch die Kontrolle über jede Situation in unserem Leben heute. Trotz aller Not und Mühsal dürfen wir wissen, dass letztlich „alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm 8,28.29). Es ist wichtig, zu beachten, dass Maria und Joseph sich nie beklagten oder den Wegen Gottes widerstanden. Sie fügten sich demütig unter die mächtige Hand Gottes in allen ihren Umständen. Wie sieht das bei uns aus?

2. Gottes Maßstab für „große Persönlichkeiten“

Außerdem können wir aus diesem Bibelabschnitt auch von den Hirten Lektionen  lernen. Bedenken wir, dass Hirten damals nicht gerade an der Spitze der Gesellschaft standen. Tatsächlich standen sie auf der sozialen Leiter ziemlich unten, sie waren nur „einfache Leute“. Aber Gott wählte gerade sie aus, um die größte gute Nachricht der Geschichte zuerst diesen einfachen Leuten zu bringen. Die gute Nachricht vom Retter der Menschen wurde nicht zuerst dem großen Kaiser Augustus und den „wichtigen Persönlichkeiten“ in Rom verkündet. Und auch die religiösen Führer der Juden waren nicht die Ersten, die diese gute Nachricht erfuhren, obwohl Gottes Stimme durch Propheten oder Engel vierhundert Jahre lang geschwiegen hatte. Es waren einfache Hirten, die in der Nacht ihre Schafe hüteten; Gott wählte gerade sie aus, um ihnen die beste Nachricht aller Zeiten zu verkündigen. Gottes Maßstab darüber, wer eine „wichtige Persönlichkeit“ ist, ist ganz anders als unser Maßstab.

Gott bringt seine guten Nachrichten noch immer den einfachen Leuten. Erlösung wird nicht nur den Intellektuellen oder der Elite der Gesellschaft angeboten. Die gute Nachricht ist für jeden, weil Gott sich um jeden kümmert. Tun wir das auch? Geben wir die gute Nachricht von unserem Herrn Jesus an jeden weiter? Müssen wir nicht bekennen, dass wir es oft vernachlässigt haben oder es gar widerwillig getan haben, Christus den sozial schwächeren Menschen oder dem „einfachen Volk“ zu bringen? Vergessen wir nicht, dass Gott seine größte und beste Nachricht zuerst an die Hirten weitergab.

3. Der „Glaube“ der Hirten

Eine weitere Lektion finden wir in der Reaktion der Hirten auf die gute Nachricht. Die Hirten zweifelten nicht, dass die Botschaft von Gott kam. Sie zögerten auch nicht, dieser Botschaft zu folgen. Sie machten sich sofort „eilends“ auf nach Bethlehem (Lk 2,15.16). Kein Wunder, dass ihr Glaube belohnt wurde. Wer heute Zweifel an Gottes Wort hat, hat es nötig, die Lektion der Hirten zu lernen. Ist das vielleicht der Grund, warum dein Glaube in letzter Zeit so freudlos ist (Joh 15,11) – weil du an Gottes Wort zweifelst? Beachte: Der Glaube der Hirten war mehr als „Gott hat es gesagt – ich glaube es – damit hat sich’s“. Sie handelten danach, was Gott sagte.

Wie oft schrecken Christen heute davor zurück, wenn es darum geht, im Glauben zu handeln! Sie stellen die Bibel keinen Moment in Frage, aber sie handeln nicht nach Gottes Wort. Nehmen wir zum Beispiel das Wort des Herrn in Matthäus 6,25-34. Dort heißt es, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, weil Gott sich um uns kümmert und uns all das gibt, was wir zum Leben brauchen, wenn wir Ihm vertrauen und Ihn ehren. Glauben wir das? Selbstverständlich! Aber warum sind wir dann immer so ängstlich und machen uns solche Sorgen? Weil wir nicht wirklich nach dem Wort Gottes handeln. Wir können von den Hirten viel lernen, wenn es darum geht, im Glauben zu handeln. Im Glauben zu handeln, ist Glaube in Aktion.

Gott loben in unserem Verantwortungsbereich

Lukas 2,20 zeigt uns eine andere Reaktion der Hirten auf die gute Nachricht: Sie kehrten zurück. Wohin kehrten sie zurück? Natürlich zu ihren Häusern und zu ihren Familien und zu ihren Schafen. Obwohl sie den Erlöser gesehen und die große Freude erfahren hatten, die von den Engel vorhergesagt worden war (Lk 2,10), gingen sie zurück in ihren Verantwortungsbereich als Ehemänner und Väter und Hirten. Der Unterschied war: Sie kehrten zurück in ihren Verantwortungsbereich und „verherrlichten und lobten Gott“ dabei (Lk 2,20).

Manche Christen meinen, es müsste sich nun alles dramatisch und drastisch ändern, wenn man gläubig geworden ist oder eine besondere Erfahrung mit dem Herrn gemacht hat. Man verlässt die Schule, man kündigt den Arbeitsplatz, man gibt alle weltlichen Verpflichtungen auf, damit man nun ganz frei ist, dem Herrn zu dienen und Ihn zu loben! Solch ein Denken ist ganz sicher unbiblisch! Wenn wir uns Christus hingeben, sollte sich das darin zeigen, dass wir bessere Schüler und Arbeitnehmer und verantwortungsvollere Menschen sind. Wir schieben Dinge nicht mehr auf, wir zahlen unsere Schulden schnell zurück und wir sind da, wenn und wo wir gebraucht werden. Vielleicht führt der Herr uns in neue Verantwortungsbereiche hinein, wenn sich unsere Prioritäten ändern und wir in Ihm wachsen. Aber wir loben und verherrlichen Gott nicht, indem wir unseren derzeitigen Verantwortlichkeiten den Rücken zukehren. Wir loben und verherrlichen Gott so wie die Hirten, wenn wir als veränderte Menschen in unsere Verantwortlichkeiten zurückkehren.

4. Das Zeichen: Gott wurde Mensch!

Zuletzt gibt es dann noch eine Lektion in dem Zeichen; das Zeichen dafür, dass Gott sein Volk besucht hatte und dass der Retter, der gekommen war, ein kleines Baby war, das in Tücher gewickelt in einer Krippe lag. Wie einzigartig! Warum gab es nicht Blitz und Donner? Warum kein großes Erdbeben? Warum keine Schrift am Himmel? Und warum nicht wenigstens ein Heiligenschein über dem Baby? Weil das Zeichen selbst die gute Nachricht darstellte: Gott wurde Mensch! Der ewige Sohn Gottes, der Eine, der das Universum geschaffen hat, legte alle äußerliche Kennzeichen der Herrlichkeit und der Majestät ab und nahm die Gestalt der Menschen an, indem Er als menschliches Baby geboren wurde: von der höchsten Herrlichkeit des Himmels zu den niedrigsten Zuständen auf der Erde – gewickelt in Stofftücher wie das Baby eines Bauern und gebettet in einen steinernen Futtertrog für Tiere.

Das Zeichen besiegelte nicht nur Gottes Botschaft, sondern es bewies auch die Tiefe und das Ausmaß der Liebe Gottes zu den Menschen. Und wir wissen, dass diese Erniedrigung nicht bei dem Futtertrog endete. Um unsere Sünden zu sühnen, ging unser Herr Jesus weiter und nahm die Schande auf sich, an einem römischen Kreuz zu sterben – der größte Beweis der Liebe Gottes (vgl. Phil 2,5-8).

Das Zeichen heute

Welches Zeichen gibt Gott heute, um seine gute Botschaft zu bestätigen und seine unaufhörliche Liebe zu den Menschen zu beweisen? Dieses Zeichen ist nicht in großartigen Himmelserscheinungen zu suchen oder in großen Wundern hier auf der Erde. Nein, das Zeichen heute ist ähnlich wie das Zeichen damals – es ist das Leben des Herrn Jesus in unserem ganz normalen Alltag. Christus lebt in jedem Christen. Unsere Körper sind wie die Windeln damals. Je demütiger, niedriger und bescheidener wir Christen werden, desto mehr wird das Leben und die Liebe unseres Retters in uns gesehen werden (vgl. 2Kor 4,7-11). Das ist der Weg, den Gott gewählt hat, damit Er heute von der Welt gesehen wird. Ist dein Leben ein Zeichen, das die Liebe Gottes beweist?


Originaltitel: „More than a Christmas Story“ 
Quelle: www.growingchristians.org

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