„Sei nicht allzu gerecht“
Prediger 7,16.17

Roy A. Huebner

© SoundWords, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 22.12.2018

Leitverse: Prediger 7,16.17

Pred 7,16.17: Sei nicht allzu gerecht und erzeige dich nicht übermäßig weise! Warum willst du dich zugrunde richten? Sei nicht allzu gottlos und sei nicht töricht: Warum willst du sterben, ehe deine Zeit da ist?

Das ist einer der Texte, die aus dem Zusammenhang gerissen und zu einem bestimmten Zweck benutzt werden. Was ist der Zweck? Wenn ein Bruder mir sagt, dass er eine gewisse Sache nicht tun oder eine bestimmte Sache sehr wohl tun wolle, ist es möglich, dass ich die Schwertspitze auf meine Gedanken gerichtet sehe und auf die Wünsche meines Herzens und dass ich dann für einen Augenblick in die Versuchung falle, in schändlicher Weise diese Schriftstelle zu benutzen und ihm zu sagen: „Sei nicht allzu gerecht.“ Ach ja, in der Tat, solche Geschöpfe sind wir. Es sollte selbstverständlich sein für das Kind Gottes, das den Geist besitzt, dass die Aufforderung „Sei gerecht, aber sei nicht zu gerecht“ nicht Gottes Gebot sein kann. Kommt dir das nicht auch als ein ganz merkwürdiger Gedanke vor? Nun, was ist die Antwort?

Wenn man den Zusammenhang gelesen hätte, dann wäre ein schändlicher Gebrauch dieses Verses niemals aufgekommen. Der nächste Vers sagt: „Sei nicht allzu gottlos.“ Bedeutet das, dass „Sei gottlos, aber sei nicht allzu gottlos“ Gottes Gebot ist? Wenn der andere Versteil bedeutet: „Sei nicht allzu gerecht“, dann bedeutet dieser Vers: „Sei nicht allzu gottlos.“ Instinktiv müssten wir wissen, dass es Missbrauch des erstgenannten Ausdruckes ist, wenn wir ihn so benutzen. Das Schwert des Wortes ist dafür gedacht, dass es scharf eindringt (Heb 4,12), nicht dafür, dass es zerschneidet and zerhackt. Solch ein Gebrauch der Schrift ist unkontrolliert, die Schrift wird nicht richtig benutzt und in ungerechter Weise verdreht, hauptsächlich um einen bestimmten Weg zu rechtfertigen. Das Interessante ist, dass diese zwei Ausdrücke genau das bedeuten, aber die Anwendung auf den Christen ist schrecklich.

Prediger 1,13 gibt uns den Schlüssel:

  • Pred 1,13: Und ich richtete mein Herz darauf, alles mit Weisheit zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel geschieht: ein übles Geschäft {das hebr. Wort bedeutet eine Beschäftigung, welche Mühe und Anstrengung kostet}, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich damit abzuplagen.

Salomo suchte durch menschliche Weisheit heraus, was unter dem Himmel passiert. Es ist die Weisheit des Menschen und der Blick des Menschen für den Nutzen des Menschen, den wir im Prediger finden. So ist sein Rat an den natürlichen Menschen: „Sei nicht allzu gerecht und sei nicht allzu gottlos.“ Sei maßvoll! Wenn du zu gerecht bist, wirst du dich selbst vernichten, siehe Vers 15:

  • Pred 7,15: Da ist ein Gerechter, der bei seiner Gerechtigkeit umkommt.

Du wirst auf dem Weg falschen Leuten begegnen, und dann wird es dir nicht gut ergehen. Leute, die zu gerecht sind, sind nicht beliebt. Sei auch nicht zu böse, vermeide die großen Exzesse und verlängere dein Leben.

  • Pred 7,18: Der Gottesfürchtige entgeht allem {d.h. den beiden Extremen und ihren Folgen}.

Die Furcht Gottes wird dich vor allen Auswüchsen bewahren, und so wirst du dir selbst nützen und länger leben.

Was wir dann in diesen Versen haben, ist die Weisheit des Menschen für den Nutzen des Menschen. Es ist inspiriert, wie es der ganze Rest der Schrift ist, und es ist zu unserem Nutzen, aber ist nicht der Maßstab des Christen in Bezug auf die Gerechtigkeit.


Originaltitel: „Be not righteous overmuch“
Present Truth Publishers, um 1980

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