Mehr als ein Weihnachtsgeschenk
Geben ist seliger als nehmen ...

David R. Reid

© SoundWords, online seit: 14.12.2004, aktualisiert: 30.06.2021

Leitvers: 2. Korinther 8,9

2Kor 8,9: Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.

Lies das ganze Kapitel.

Einleitung

Wir alle wissen, dass der wahre Geist von Weihnachten „Nicht nehmen, sondern geben“ ist. Unsere Erfahrung beweist, dass es wirklich mehr Freude bereitet, Weihnachtsgeschenke zu geben, als selbst welche zu erhalten (das ist doch unsere Erfahrung?). Trotzdem sehen unsere Geschenke oft nicht nach einem Geschenk aus. Zum einen kostet es uns normalerweise nicht viel und zum anderen stillt es meist nicht die wahren Bedürfnisse des Beschenkten. Aber wahres Schenken ist anders – es geht weiter. Wie weit? Schenken geht so weit, wo es anfängt, dem Geber weh zu tun, und dem Beschenkten wirklich hilft. Hast du in letzter Zeit so geschenkt?

Hintergrund des 8. Kapitels

In Kapitel 8 des zweiten Briefes an die Korinther finden wir sieben Prinzipien des Gebens. Der Hintergrund und der Kontext dieses Kapitels ist folgender: Die Gemeinde in Jerusalem war zu der Zeit sehr bedürftig. Der Apostel Paulus sammelte auf seinen Missionsreisen in verschiedenen Gemeinden im Mittelmeerraum für die Jerusalemer Christen. Die Gemeinden in Mazedonien (der Norden des heutigen Griechenlands) hatten bereits äußerst großzügig gegeben (2Kor 8,1.2). Nun drängte Paulus die Christen in Korinth (das Zentrum des heutigen Griechenlands), dem Beispiel der mazedonischen Christen zu folgen und die Sammlung zu vervollständigen, die sie ein Jahr vorher begonnen hatten (2Kor 8,6.10.11.24). In Paulus’ Nachricht an die Korinther tauchen die sieben Prinzipien auf. Sie fordern auf, nicht nur Geld zu geben, sondern sie betreffen alle Bereiche: unsere Zeit, unsere Gaben, unser Vermögen. Alles, was man geben kann, lässt sich in eine dieser drei Kategorien einordnen. Gott hat diese sieben Prinzipien in seinem Wort mit eingeschlossen, damit Christen gebende Christen werden.

Sich selbst geben

Das erste Prinzip, das wir betrachten wollen, ist die Grundlage für alle weiteren: Gib dich als Erstes selbst (2Kor 8,5). Die Mazedonier hatten zuerst sich selbst gegeben und dann ihr Vermögen. Wenn ich nicht hinter meiner Gabe stecke, dann ist es kein wirkliches Geben. Schließlich hat der Herr Jesus mich und mein Vermögen nicht nötig. Er könnte Geld an Bäumen wachsen und Engel die Arbeit tun lassen! Aber Er möchte mich! Das ist grundlegend. Beachte die Richtung, in die wir uns selbst geben sollen: „dem Herrn und uns“ (2Kor 8,5). Manche Christen meinen, dass sie sich dann selbst geben, wenn sie weglaufen und abgeschieden „in Hingabe an den Herrn“ leben. Keinesfalls! Die Vertikale („dem Herrn“) muss die Horizontale („uns“) mit einschließen. Wir sind hier auf der Erde mit Menschen konfrontiert, die Bedürfnisse haben. Das ist „durch Gottes Willen“ (2Kor 8,5).

Geben heißt Opfer bringen

Ein weiterer Grundsatz ist: Gib ein Opfer (2Kor 8,3). Die Mazedonier gaben nicht ihren Überfluss oder was am Ende des Monats noch übriggeblieben war! 2. Korinther 8,2 zeigt uns, dass diese Christen arm waren und unter Druck standen. Sie hatten angefangen und gaben auch jetzt inmitten ihrer Probleme und trotz der Armut. Sie gaben, bis es wirklich weh tat! Unser mickriger Beitrag von fünf Euro oder einer Stunde pro Woche zielt an diesem göttlichen Grundsatz vorbei. Wie weit geht dieses Prinzip des Opfers? Die nächsten zwei Grundsätze geben uns Richtlinien.

Alles geben – aber wie?

Gib nach dem Vorbild unseres Herrn (2Kor 8,9). Wie viel gab der Herr Jesus? Alles! Und nicht für seine Freunde: Er gab sein ganzes Leben für seine Feinde, für solche wie dich und mich. Warum? Damit „wir durch seine Armut reich würden“!

Aber wie gibt man alles? Sollen wir alles verkaufen, in alten Jeans und einem T-Shirt in einer billigen Wohnung leben? Das mag nicht die schlechteste Reaktion auf diesen Grundsatz sein und mancher wird dazu berufen, so zu leben. Aber die Heilige Schrift ist immer ausgewogen. Das finden wir in den Versen 2. Korinther 8,13-15: Gib nach der Gleichheit. Obwohl die Mazedonier nicht wohlhabend waren, hatten sie mehr als die Christen damals in Jerusalem, und so war es richtig, dass sie nach Gleichheit strebten. Das Ziel war nicht, dass die Jerusalemer Christen Erleichterung, sie aber Bedrängnis erfuhren (2Kor 8,13). Es ging um Gleichheit. Wenn wir andere sehen, die größere Bedürfnisse haben als wir, dann sollten wir anfangen, etwas für die Gleichheit zu unternehmen. Es ist etwas nicht in Ordnung, wenn wir zu bequem leben, während andere in Not sind! Loben wir Gott für die christlichen Organisationen, denen die Grundbedürfnisse der Menschen auf der ganzen Welt ein Anliegen sind. Wir sollten diese Werke freigebig unterstützen.

Versteckter Kommunismus?

Aber ist dieser Gleichheitsgrundsatz nicht indirekter Kommunismus? Nein! 2. Korinther 8,15 beugt solchem Denken vor. Es ist ein Zitat aus dem Alten Testament (2Mo 16,18) in Bezug auf das Manna. Lesen wir einmal die Geschichte, wie Gott auf wunderbare Weise sein Volk mit Nahrung versorgte, und uns wird deutlich, dass dadurch Gleichheit geschaffen wurde, gemessen an den Bedürfnissen, nicht an der Menge. Kommunismus strebt nach Gleichheit, aber in der Art, dass jeder die gleiche Menge erhält. Christliches Geben strebt danach, den Bedürfnissen zu begegnen. Vers 15 lehrt ebenfalls etwas in Bezug auf Gleichheit beim Geben. Es ist etwas, womit wir Christen zu kämpfen haben, und es ist hart. Wir sollen nicht mehr haben, als wir benötigen. Genug, um unsere Bedürfnisse zu stillen, ja! Dicke Bankkonten, nein! Wir müssen uns vor dem Herrn mit unseren Neigungen zur Bevorratung befassen.

Freiwillig geben

Ein fünftes Prinzip sehen wir in 2. Korinther 8,12: Gib bereitwillig. Das Verlangen zu geben wird auch in 2. Korinther 2,3.4.8 betont. Hier sehen wir auch, dass Paulus ihnen nicht befahl zu geben. Es sollte vollkommen freiwillig geschehen als Zeichen ihrer echten christlichen Liebe (2Kor 8,8). Die Mazedonier hatten völlig bereitwillig gegeben. Eigentlich hatten sie Paulus um das Privileg gebeten, den Geschwistern in Jerusalem zu helfen. Was für ein Beispiel für die Korinther! Was für eine Botschaft an uns!

Gib, was du hast

Ein weiterer Grundsatz findet sich ebenfalls in Vers 12: Gib, was du hast. Der Punkt hierbei ist, dass der Herr nicht erwartet, dass wir geben, was wir nicht haben, sondern das, was wir haben. Hast du die Möglichkeit, mit Kindern zu arbeiten (oder mit Teenagern oder in Bibelstunden)? Wie viele von diesen Möglichkeiten geben wir dem Herrn, und wie viel davon bleiben ungenutzt, unterentwickelt oder vorenthalten? Hast du Zeit, um mit deinem Arbeitskollegen (oder Nachbarn) zu sprechen? Wie viel Zeit bringen wir auf, um zu versuchen, diese Menschen mit der Liebe Christi zu erreichen, und wie viel Zeit geht für oberflächlichen Small Talk drauf? Diese sechs Prinzipien kann man folgendermaßen zusammenfassen: Der Herr schaut nicht so sehr auf das, was wir geben, sondern auf das, was wir ungenutzt lassen!

Der Wunsch zu geben reicht nicht aus

Für das letzte Prinzip lesen wir in 2. Korinther 8,11: Vollbringe das Geben. Der Wunsch zu geben ist nicht genug. Bewusstes Einplanen von Zeit, Gaben und Geld, die dann auch dementsprechend eingesetzt werden, ist notwendig. Die Korinther waren in ihren guten Absichten nicht zu bremsen, sie wollten ihren Vorsatz vollenden. Viele von uns haben gute Absichten und den Wunsch, zu geben. Wir mögen sagen: „Na los!“ Aber wir nehmen nie Papier und Stift zur Hand und planen bewusst, wie viel von der Zeit, in der wir fernsehen oder Zeitschriften lesen, wir „opfern“ wollen, um stattdessen uns selbst dem Werk des Herrn hinzugeben. Christliches Geben wird nicht durch den bloßen Wunsch zustande kommen. Wir müssen nach einem Plan geben.

Schluss

Das sind nun einige wenige Grundsätze eines einzigen Kapitels aus Gottes Wort zum Thema „Geben“. Es gibt noch andere, aber sicher genügen diese Grundsätze, um Papier und Stift zur Hand zu nehmen und zu planen, was und wie viel wir geben. Vielleicht ist der Jahreswechsel dafür gerade der richtige Zeitpunkt. Bis dahin wollen wir beten, dass der Herr Jesus unsere Augen dafür öffnet, wo wir mit unserer Zeit, unseren Gaben und unserem Vermögen Bedürfnisse stillen können. Dann wollen wir planen, wie wir geben können – bereitwillig und als Opfer. Ja, wahres Geben ist viel mehr als ein übliches Weihnachtsgeschenk.


Originaltitel: „Christian Giving is More Than Christmas Giving“
Quelle: www.growingchristians.org
Online nur noch im Webarchiv verfügbar.

Übersetzung: SM

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