Zu Beginn des 17. Jahrhunderts spielte sich in den Niederlanden der bekannte Streit innerhalb der reformierten Kirchen ab zwischen den Theologieprofessoren Arminius und Gomarus und ihren Anhängern. Der Streit drehte sich vor allem um die Auserwählung, den „freien Willen“, die Reichweite der Versöhnung und ähnliche Themen. Während der berühmten Synode von Dordrecht (1618/19) wurden die Arminianer hinausgeworfen, und damit gab es für ihre Denkrichtung keinen Platz mehr innerhalb des niederländischen Calvinismus. Die Arminianer gingen ihren eigenen Weg als die sog. Remonstranten, die heute beinahe ausnahmslos liberal geworden sind. Aber sehr viele typisch arminianische Auffassungen leben auch heute noch in vielen evangelikalen Kreisen weiter.
Die Arminianer hatten eine berühmte Anklageschrift eingereicht unter dem Namen Remonstranz, was so viel bedeutet wie „Protest“ oder „Widerlegung“; daher auch der Name „Remonstranten“. In dieser Protestschrift legten sie fünf Behauptungen vor, auf die die Calvinisten mit fünf Antworten reagierten. Diese Antworten sind bekannt geworden als die „Fünf Punkte des Calvinismus“. Im Englischen beginnen diese fünf Punkte mit den Buchstaben T, U, L, I und P, die zusammen das Wort tulip (= „Tulpe“) bilden.[1]
Diese fünf Punkte kann man wie folgt beschreiben:
Calvinistischer Standpunkt |
Arminianischer Standpunkt |
1) Totale Verdorbenheit des Menschen | 1) Freier Wille des Menschen |
2) Bedingungslose Auserwählung | 2) Bedingte Auserwählung |
3) Beschränkte Versöhnung | 3) Unbeschränkte Versöhnung |
4) Unwiderstehliche Gnade | 4) Widerstehliche Gnade |
5) Ausharren der Heiligen | 5) Abfall der Heiligen |
Weitere Punkte des calvinistischen Standpunktes | |
6) Christus trug die Sünden bereits in seinem Leben | |
7) Gesetzeserfüllung notwendig zur Rechtfertigung | |
8) Die Lehre von der doppelten Prädestination | |
9) Neue Geburt vor der Bekehrung |
Zu diesen neun Punkten haben wir folgende Artikel veröffentlicht:
Anmerkungen
[1] Die Einleitung stammt aus einem Artikel von W.J. Ouweneel, der 1994 in der holländischen Monatszeitschrift Bode van het heil in Christus erschien.