Die Lehre des Paulus (6)
Epheser 4,2; 2. Timotheus 2,20-22; 3,16.17; 2. Timotheus 4,10

Clifford Henry Brown

© SoundWords, online seit: 20.10.2011, aktualisiert: 01.05.2021

Leitverse: Epheser 4,1.2; 2. Timotheus 2,20-22; 3,16.17; 2. Timotheus 4,10

In Epheser 4,2 spricht der Apostel von der Verantwortung eines jeden Kindes Gottes:

Eph 4,1.2: Wandelt würdig der Berufung …, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens.

Ich komme zurück zu meinem Beispiel. Ich kann mich zwar darüber freuen, dass Christus in einem bestimmten Ort gepredigt wird, aber ich kann die Schwelle nicht mit gutem Gewissen überschreiten. Ich kann keine Gemeinschaft haben mit jemand, der behauptet, dass er an das ganze Wort Gottes glaubt – außer an die eine kleine Sache in den Schriften des Apostel Paulus. Ich kann keine Gemeinschaft haben mit einer Institution, die die Lehre des Paulus ablehnt, denn in dem Kapitel, auf das sich diese Person bezog, sagt der Apostel, dass seine Worte ein Gebot des Herrn sind: „Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist“ [1Kor 14,37]. Wehe dem Diener Christi, Mann oder Frau, der sich erhebt und vorsätzlich einen Teil des heiligen Wortes Gottes beiseiteschiebt! Ich möchte nicht an seiner Stelle sein vor dem Richterstuhl Christi! Ich vertraue Gott, dass Er mich durch seine Gnade vor solchem schwerwiegenden Abirren bewahrt.

„Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren.“ Hier spricht Gott über eine bestimmte Einheit, die Er als „Einheit des Geistes“ bezeichnet. Wenn Gott sie erwähnt, muss es sie auch geben. Aber wo ist sie?

Gestern ist mir etwas ziemlich Ungewöhnliches passiert. Ich traf einen meiner früheren Klassenkameraden auf der kleinen Konferenz, wo ich mich befand. Er kam nur gerade mal reinschauen, ein bekehrter Mann, den ich seit fünfundvierzig Jahren kenne. Am Schluss unserer Konferenz gedachten wir des Todes des Herrn. Die Frau dieses Mannes war in großer Aufregung und wollte unbedingt wissen, wer wir waren und in welchem Namen wir uns versammelten. Sie fand es merkwürdig, dass wir von keinem besonderen Ort sprachen und von keinem anderen Namen als dem Namen Jesu. Das kam ihr eigenartig vor. Ihr Mann trägt stolz ein D.D. nach seinem Namen – Doctor of Divinity, was auch immer das bedeutet. Doch sollte es seltsam sein, dass wir keinen anderen Namen anerkannten als den Namen des Herrn Jesus Christus! Geliebte, das ist der einzige Name, den es im Himmel geben wird, der einzige Name, für den es sich zu kämpfen lohnt! Wenn wir anfangen, uns eines Menschen zu rühmen, tun wir dem Einen Unrecht, der alles Lob verdient, was deine und meine Lippen Ihm bringen können.

Vielleicht werden einige von uns durch evangelistische Einsätze angezogen, so wie man sie heutzutage organisiert und die die Welt eine großartige Show nennt. Riesige Veranstaltungen können Stadien füllen – zwanzigtausend Menschen, die begeistert der Verkündigung des Evangeliums zuhören und deren Emotionen aufgepeitscht werden durch geschulte Bands, Chöre und allerlei Musikinstrumente. Manche unserer jungen Leute werden von diesen Dingen angezogen. Unsere Antwort ist wieder: Wenn irgendjemand dadurch zu Christus findet, freuen wir uns. Wir freuen uns über einen jeden, der gerettet wird. Untersagt nicht diese Veranstaltungen! Der Slogan „Es kostet Tausende von Dollars“ soll einen weiteren Anreiz bieten für diese evangelistischen Veranstaltungen, für die so viel geworben wird. Brüder, vergessen wir nie die Ermahnung: „So rühme sich denn niemand der Menschen“ [1Kor 3,21].

Ich wiederhole: Ich freue mich, dass Christus gepredigt wird. Aber Brüder, wir haben eine wunderbare Gelegenheit, jetzt, wo die Zeit der Gemeinde auf Erden ihrem Ende entgegengeht, den Weg der Ablehnung zu wählen und in die Fußstapfen desjenigen zu treten, der gesagt hat: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi“ [1Kor 11,1]. Dieser Mann, Paulus, war einer der größten Heiligen, die jemals gelebt haben. Gott hatte ihm das Geheimnis Christi und der Gemeinde offenbart. Die Gemeinde liegt Christus sehr am Herzen (ist Ihm teuer, kostbar); die Verkündigung des Evangeliums liegt Ihm sehr am Herzen. Das stimmt, ich weiß das; ich hoffe, dass das auch mir am Herzen liegt. Ich weiß, dass ich mich jedes Mal freue, wenn das Evangelium gepredigt wird.

Einmal waren meine Frau und ich in Jacksonville in Florida gestrandet und wir kannten absolut niemand in der Stadt. Da sahen wir einen Vater und seinen Sohn Gitarre spielen und Jesuslieder singen. Unsere Herzen wurden warm, als wir sie das Lob unseres Heilands singen hörten, obwohl sie uns völlig unbekannt waren. Ich jubiliere, wenn ich andere den Namen Jesu preisen höre. Aber es gibt etwas, was Christus noch mehr am Herzen liegt als die Verkündigung des Evangeliums.

„Der Christus hat die Versammlung [Gemeinde] und sich selbst für sie hingegeben“ (Eph 5,24). Wie sehr lieben wir die Gemeinde? Wenn wir die Gemeinde lieben, wird es unser Wunsch sein, in dieser Lehre zu bleiben und uns zu befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens. Glaubst du, dass es Christus egal ist, dass es so viele Spaltungen in der Christenheit gibt? Glaubst du, dass es einen Unterschied macht, wenn ich sage: Ich bin des Paulus oder des Apollos oder des Kephas? Wie sehr hatte Paulus die Korinther gewarnt! Wie sehr hatte er sie angefleht, solche Unterscheidungen beiseitezulassen!

Lies 1. Korinther 3,21: „So rühme sich den niemand der Menschen, denn alles ist euer. Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.“ – „Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus“ (1Kor 12,12). „… damit keine Spaltung in dem Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten“ (1Kor 12,25).

So wird es gelehrt. Ist diese Aussage wichtig oder können wir einfach unsere eigene Wahl treffen? Jemand hat mir erzählt, dass er neulich eine Sendung der größten Fundamentalisten in Amerika hörte und der Redner erklärte, wie man seine Gemeinde wählt: Sich mal umsehen, wo das reine Evangelium gepredigt wird, und dort hingehen. Sich umsehen und einfach entscheiden! Dann ist es deine eigene Wahl.

Als Israel keinen König hatte, tat jeder, was recht war in seinen eigenen Augen. Ist das auch hier der Fall? Interessiert es Gott nicht mehr, welchen Weg seine Kinder einschlagen? Sagt mir: Ist der Herr ein harter Mann, der erntet, wo Er nicht gesät hat? Hat Er nicht gesagt, dass Gespaltensein Sünde ist, und hat Er nicht befohlen, die Einheit des Geistes zu bewahren?

Gibt es in der jetzigen Zeit, kurz bevor Er wiederkommt, für die Heiligen einen Weg? Gibt es eine Möglichkeit, wie ich die Sünde der Spaltungen in der Gemeinde Gottes vermeiden kann? Wenn nicht, dann zerstreuen wir uns doch, damit jeder findet, was ihm passt – nach seinem Geschmack, nach Lust und Laune! Wir sind alle unterschiedlich veranlagt, wir haben alle unsere Vorliebe, was dieses Thema anbetrifft. Wahrscheinlich würdest du eine ganz andere Gemeinde wählen als die, die ich bevorzuge. Nein, Brüder, es steht uns nicht zu, dahin zu gehen, wohin wir wollen. Gott bereitet uns inmitten der Verwirrung einen Weg.

Es gab eine Zeit, wo die Verse aus 2. Timotheus 2,20-22 ernst zu mir sprachen – ich hoffe, sie tun es noch –, denn es war Christi Stimme.

2Tim 2,20-22: In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre. Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet. Die jugendlichen Begierden aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glaube, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.

In den angeführten Versen ist von den letzten Tagen die Rede, wenn das äußerliche Bekenntnis nicht mehr gilt. Das Haus Gottes wird verglichen mit einem großen Haus, in dem sich verschiedene Gefäße befinden. Alle möglichen unreinen Vögel haben in den Verzweigungen der heutigen bekennenden Kirche Unterschlupf gefunden. Ich habe die schlimmsten, gotteslästerlichen Aussagen gelesen, die schändlichsten, Christus entehrenden Lehren und die doch alle zusammenhingen mit einem gewissen Bekenntnis des Namens Christi. Was für ein schmutziges Haus ist es geworden! Hört dieses Wort: „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet“ (2Tim 2,21).

Hat man dir schon einmal gesagt, dass du keine Gelegenheit zum Dienst und Zeugnis mehr haben wirst, wenn du dich abtrennst? Ich habe das oft gehört. Was sagt Gott? Er sagt, wenn du dich absonderst, wirst du bereitet sein zu jedem guten Werk. Heißt das, dass du von jedem wichtigen Dienst ausgeschlossen bist? So sieht Er es nicht. Die Menschen sagen: „Du ruinierst deine Karriere. Du schneidest dich selbst ab von allen guten Gelegenheiten!“ Hast du jemals darüber nachgedacht, dass es einen Herrn der Ernte gibt? „Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende“ [Mt 9,38]. Wer kümmert sich darum, dass alle Garben sicher unter Dach und Fach kommen? Wer sorgt sich darum, dass aller Weizen in der Scheune ist? Natürlich der Herr der Ernte! Wenn Er mir einen kleinen Auftrag gibt, den ich mit Ihm ausführen soll, dann sehe ich es als eine große Ehre und ein Vorrecht an; doch weiß ich, dass Er auch gut ohne mich auskommt. Er kann alle seine gnädigen, segensreichen Pläne ausführen ohne dich und ohne mich. Der Dienst ist nicht das Wichtigste, sondern der Gehorsam: „Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder“ (1Sam 15,22). So sagt Gottes Wort. Hat der Herr mehr Gefallen daran, dass wir Ihm Schlachtopfer bringen, als dass wir auf seine Stimme hören?

Wir kommen zum nächsten Kapitel im Timotheusbrief:

2Tim 3,16.17: Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.

Was macht ein Kind Gottes geschickt zu jedem guten Werk? Das Wort Gottes! Kann ich mich durch das Wort Gottes rechtfertigen, wenn ich von der klaren Aufforderung abweiche, dass wir uns „befleißigen sollen, die Einheit des Geistes zu bewahren“? Darf ich das übertreten? Darf ich darauf herumtrampeln, meinen eigenen Weg gehen und denken, dass ich Gott besser diene, indem ich diese Anweisung ignoriere?

Auf dem Weg zu meiner kleinen Heimatgemeinde begegne ich manchmal anderen lieben Christen mit ihrer Bibel unter dem Arm. Das erfreut mein Herz, und ich hoffe, es sind Kinder Gottes. Ich hoffe, sie lieben Gottes Wort. Es sieht so schön aus, wenn jemand das Wort Gottes liebevoll unter dem Arm trägt! Aber wenn ich in die eine Richtung gehe und mein Bruder in die andere, denke ich an den Vers: „Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren“ – die Einheit des Geistes. Sendet derselbe Geist, der in mir und in ihm wohnt, mich in die eine Richtung und den anderen in die entgegengesetzte? Müssen wir aneinander vorbeigehen, uns fast mit den Ellenbogen berühren und jeder geht woanders hin? Ist das die Einheit des Geistes? Es gibt nur einen Heiligen Geist! Epheser 4 sagt uns, dass es nur einen Geist gibt, einen einzigen. In diesem einen Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden. Wenn wir seiner Führung folgen, seinem Leiten durch das Wort Gottes, werden wir dann nicht sein Angesicht sehen? Ich antworte: „Wenn du ein Kind Gottes bist und der Geist Gottes in dir wohnt, dann wird der Geist dir die Dinge Christi zeigen und dich zu dem richtigen Ort führen.“ Mit anderen Worten: Der Geist Gottes kann Spaltungen in der Gemeinde Gottes nicht gutheißen. „Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren.“

In 2. Timotheus 4,10 lesen wir von einem Mann namens Demas:

2Tim 4,10: Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.

Es hat nichts zu sagen, wohin Demas ging, er ging weg. Er hätte nach Thessalonich gehen können, nach Los Angelos oder Chicago – jedenfalls verließ er Paulus! „Demas hat mich verlassen.“ Es steht nicht da, dass er Christus verlassen hätte, auch nicht, dass er vom Glauben abgefallen wäre, aber er hatte Paulus verlassen. Warum? Weil er die Welt liebgewonnen hatte! Hätte er heute gelebt, hätte er möglicherweise einen D.D. [Doctor of Divinity = Doktor der Theologie] erlangen wollen oder das Amt eines Vorstehers oder er hätte eine Evangelisationskampagne organisiert. Vielleicht wollte er auch nicht in die Fußstapfen eines Mannes wie Paulus treten. „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi“ [1Kor 11,1]. Diese Gemeinschaft war ihm zu eng; er liebte die Welt. Vielleicht suchte er nach frommem Beifall; es war nicht so, dass er „das Weltlichsein“ liebte, aber er liebte die Welt! Man kann in die Welt gehen und großen Erfolg auf religiösem Gebiet haben. Man kann seinen Namen in den Zeitungen finden oder die Schlagzeilen erobern, wenn man das unbedingt anstrebt. Strengt man sich genügend an, kann man das erreichen.

Aber, Geliebte, eines Tages wird dies alles kritisch geprüft am Richterstuhl Christi. Nach welchen Kriterien werden diese Dinge geprüft werden? Welchen Maßstab wird der Herr an jenem Tag anlegen, wenn dein und mein Dienst bewertet wird? Hat Er überhaupt einen Maßstab? Den einzigen Maßstab, den ich kenne, ist das „Wort Gottes“. Du und ich, wir sind vor Gott und vor den Engeln aufgefordert, sein Wort zu halten und seinen Namen nicht zu verleugnen. Ist das etwas Geringfügiges?

Dies ist vorläufig meine letzte Predigt, und ich möchte, dass sie euch ins Herz dringt. Denkt gut darüber nach! Ich hoffe, dass ich heute Abend nicht ein einziges Wort gebraucht habe, das als prahlerisch ausgelegt werden könnte. Wenn das aber doch der Fall ist, dann tut es mir leid, es geschah keinesfalls absichtlich. Gott ist mein Zeuge: Ich glaube fest, dass es in der gegenwärtigen Verwirrung und dem Chaos der Christenheit einen gangbaren Weg gibt zur Verherrlichung Gottes und zur Ehre des Namens Christi. Sollte ich nicht auf dem richtigen Weg sein, bitte ich euch, mich dahin zu führen. Ich sage vor Gott: Ich möchte dort gefunden werden bei seiner Wiederkunft!

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Teil 2 des dritten Vortrags Paul’s Doctrine

Übersetzung: Christel Schmidt

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