Allversöhnung (3)

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online seit: 06.04.2017, aktualisiert: 26.12.2018

Lehrt die Bibel eine Allversöhnung?

Die Allversöhner stimmen mit den Anhängern der Allvernichtungslehre darin überein, dass das Wort „ewig“ nicht immer zeitliche Unbegrenztheit bedeute. Dennoch teilen sie nicht deren Vorstellung, dass die Seele am Ende vernichtet werde. Nach Ansicht der Allversöhner werden nach einer mehr oder weniger langen Zeit des Gerichts am Ende alle Menschen mit Gott versöhnt. Wir wollen auch dieser Annahme anhand des Wortes Gottes nachgehen.

Wir stimmen mit den Allversöhnern darin überein, dass die Seele ewig existiert. Die Frage ist: Kommen am Ende alle Menschen in den Himmel, nach dem Motto „Ende gut, alle(s) gut“?

Es ist auch hier unfassbar, dass man beim unbefangenen und vorurteilsfreien Lesen der Bibel auf den Gedanken kommen kann, am Ende werde doch noch für alle alles gut. Bestimmte Verse könnten für sich allein genommen oder bei oberflächlicher Betrachtung durchaus zu falschen Annahmen führen. Wir gehen weiter unten näher darauf ein. Wer ohne vorgefertigte Meinung das Neue Testament liest, wird unter dem Eindruck stehen, dass die Bibel die Lehre einer Versöhnung aller Menschen ausschließt – auch wenn es der erklärte Wille Gottes ist, „dass alle Menschen errettet werden“ (1Tim 2,4), und die Hölle ursprünglich nicht für die Menschen, sondern für den Teufel und seine Engel bereitet wurde (Mt 25,41[1]).

Die Aussagen der Bibel sind eindeutig; es ist vielmehr eine Frage, ob man die klaren Aussagen der Bibel bedingungslos annehmen möchte. Die Lehre über die ewige Pein ist nicht für den Verstand schwer zu verstehen, sondern für das Gefühl schwer zu akzeptieren. Wir mögen es uns sehr wünschen, dass am Ende alle Menschen errettet werden – aber nur deshalb, weil wir noch zu wenig von der Majestät, der Heiligkeit und der Gerechtigkeit Gottes verstanden haben. Wenn unsere Gedanken mit den Gedanken Gottes übereinstimmten und wir in der Beurteilung der Sünde die Empfindungen Gottes teilten, wäre uns der Gedanke an eine ewige Verdammnis sicher nicht mehr so unvorstellbar.

Die Gedanken und Empfindungen Gottes über die Sünde können wir nur dann verstehen, wenn wir eine größere Erkenntnis über das Werk auf Golgatha bekommen, als ein heiliger Gott seinen vielgeliebten Sohn opferte. Dort strafte Gott den, der Ihn während seines ganzen irdischen Lebens aufs Höchste verherrlicht hatte. Jeder Schritt, jede Handlung, jede Geste, jede Zuneigung, die der Herr Jesus empfand, stimmte mit dem Willen seines Vaters überein. Er sagte nur Dinge, die Er vom Vater gehört hatte, und Er tat stets nur das, was der Vater Ihm aufgetragen hatte: „Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue“ (Joh 8,29).

Gott strafte seinen Sohn, weil Er auf dem Kreuz mit den Sünden derer beladen war, die an Ihn glauben würden (1Pet 2,24). Wenn wir darüber nachdenken, wie furchtbar diese Strafe für den Herrn Jesus war, dann erkennen wir, wie schrecklich Sünde in den Augen Gottes sein muss. Lesen wir einmal, was allein schon der Vorgeschmack dieser Leiden in Gethsemane für den Herrn Jesus bedeutete (vgl. Ps 69) und was schließlich Golgatha für Ihn war (Ps 22; Jes 53). Wenn man die ewige Verdammnis nicht mit einem liebenden Gott in Übereinstimmung bringen will – wie will man dann Golgatha, wo Gott die Sünde an seinem eigenen Sohn strafte, mit Gott in Übereinstimmung bringen? Dieser Gedanke führt manche übrigens dazu, dass sie konsequenterweise von einer Versöhnung nur durch das Blut Jesu – von einer „Theologie des Blutes“[2] – nichts wissen wollen.

Die Gerechtigkeit, Heiligkeit und Liebe Gottes

Gehen wir zuerst der Frage nach, warum die Lehre der Allversöhnung Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit antastet und letztlich ein falsches Bild von der Liebe Gottes wiedergibt. Gerade die Tatsache einer ewigen Verdammnis offenbart Gottes Wesen als der heilige und gerechte Gott und zeigt auch die ganze Tragweite der Sünde und das Wesen der Sünde in Gottes Augen. Andererseits zeigt sie aber auch die Liebe Gottes, der die Welt so sehr geliebt hat, „dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).

Allversöhner sehen gerade die Gerechtigkeit Gottes in Frage gestellt, wenn sie annehmen müssten, dass endliche Sünden eine unendliche Strafe zur Folge haben könnten. Eine unendliche Strafe für endliche Sünden sei doch nicht gerecht. Gerade diese Argumentation macht aber deutlich, dass die Allversöhner die Gerechtigkeit Gottes nicht mitberücksichtigen. Man führt menschliche Argumente ins Feld, nur weil man sich bestimmte Dinge nicht vorstellen kann.

Tatsächlich kann man über den Einwand der Allversöhner, ein gerechter Gott könne für endliche Sünden doch keine unendliche Strafe verhängen, zunächst ins Fragen kommen. Wie oben schon bemerkt, kann man sich eine unendliche Strafe nur deshalb nicht vorstellen, weil man über den wahren Charakter der Sünde keine Vorstellung hat. Wenn wir mehr bekümmert wären darüber, was Sünde in Gottes Augen wirklich ist, würden wir erkennen, was für ein schweres Gericht der Herr Jesus in den drei Stunden der Finsternis wirklich getragen hat. Es entsprach völlig der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Liebe Gottes, den zu verlassen, der Ihm in seinem ganzen Leben ohne Unterlass gedient hatte und jede Sekunde zur Freude Gottes gewesen war, der aber am Kreuz zur Sünde gemacht wurde! Können wir uns vorstellen, dass Gott seinen geliebten Sohn deshalb verlassen musste? Das übersteigt bei weitem unsere Vorstellungskraft und doch ist es völlig wahr.

Warum kann man sich nicht vorstellen, dass endliche Sünden unendliche Folgen haben? C.H. Mackintosh schreibt:

Der Frage hinsichtlich der vermeintlich fehlenden Angemessenheit zwischen einigen Jahren der Sünde und einer Ewigkeit der Strafe und des Jammers messen wir nicht die geringste Bedeutung zu. Denn wir sind nicht der Überzeugung, dass dies der wahre Weg ist, diesen Gegenstand abzuwägen. Der einzige Maßstab, der uns die ganze Wahrheit offenbaren kann, ist einzig und allein das Kreuz. Und wir sind der Überzeugung, dass die Leugner der Lehre von der ewigen Verdammnis dem Kreuz dadurch Unehre, ja Schande erweisen, indem sie es zu einem Mittel der Befreiung von einem Gericht, das nicht von ewiger Dauer ist, herabwürdigen.[3]

Ist es nicht schon in unserem Leben so, dass wir manchmal wegen eines kleinen Fehlers das ganze Leben die Folgen tragen müssen? Ein kleiner Fehler im Straßenverkehr kann schwerste Verletzungen mit lebenslangen Behinderungen zur Folge haben oder sogar das Leben auf der Erde beenden und hat somit unvorstellbare, nicht wiedergutzumachende Konsequenzen. Oder denken wir an die Todesstrafe, die das Leben eines Menschen aufgrund einer einzigen Missetat unwiederbringlich beendet. Auch der Sündenfall Adams oder das Kreuz Christi sind zeitlich begrenzte Ereignisse und haben dennoch unendliche Folgen (vgl. Röm 5,17-19). Warum sollten endliche Sünden nicht ewige Folgen nach sich ziehen, wenn wir doch ein ähnliches Prinzip überall beobachten können? Ob man nun diese menschlichen Erklärungen nachvollziehen will oder nicht: Wenn die Schrift von der „ewigen“ Pein spricht, sollten wir diese Pein nicht „vorübergehend und zeitlich begrenzt“ nennen.

John Nelson Darby schreibt:

Ebenso klar ist, dass Gottes Gericht gerecht sein wird. Wenn Gott Strafe auferlegt, dann weiß Er das rechte Strafmaß zuzumessen und recht zu bestimmen, wer viele und wer „wenige Schläge“ bekommt (Lk 12,47.48). Und Er wird auch in gerechter Weise unterscheiden zwischen denen, die nach dem Gesetz gerichtet werden, und denen, die verlorengehen, ohne unter dem mosaischen Gesetz gestanden zu haben. Alle werden jedoch in dem Gericht, „das die Widersacher verzehren wird“ (Heb 10,27), aus der Gegenwart Gottes vertrieben werden (Ps 68,3; Mt 25,41).

Klar ist aber auch, dass Gott, der in Seiner freien Gnade viele zur Herrlichkeit berufen hat (Heb 2,10; 1Pet 5,10), auch weiß, wann und wie Er ihnen einen Platz gibt zur Rechten oder zur Linken Seines Sohnes in Seinem Reich, und zwar so, wie Er es für sie bereitet hat (Mt 20,23). Jeder erhält dann seinen Lohn entsprechend seinen Werken. Allen gemeinsam ist dabei das ewige Heil und die ewige Glückseligkeit bei Jesus, ja, sie werden Jesus gleich sein (Röm 8,29; 1Joh 3,2). […]

Auf Seine Liebe zu verweisen und zu meinen, es sei deshalb auch Seine unausweichliche Pflicht, dementsprechend in einer ganz bestimmten Weise zu handeln, der Er sich gar nicht entziehen könne, so dass es unmöglich eine ewige Verdammnis geben könne, diese Vorstellung ist nicht nur falsch und unbiblisch, sondern auch unsinnig. Er ist Liebe, ja, aber Er ist vor allem Gott und handelt in Seiner Liebe nicht gezwungenermaßen, sondern frei und entsprechend Seiner Heiligkeit. Natürlich: Gott ist Liebe, aber Der, der Liebe ist, ist GOTT. Liebe ist ein Wesenszug Gottes und sagt uns, was Er ist. Aber die erste Frage lautet nicht: „Was ist Er?“, sondern: „Wer ist Er?“ Er ist Gott und kann daher in Seiner Unumschränktheit handeln, wie Er will. „Alles, was ihm wohlgefällt, tut er“ (Ps 115,3).[4]

Wie schnell geraten wir Menschen in Zorn, wenn unsere Ehre angegriffen wird; wie schnell sind wir dabei, uns zu verteidigen. Aber sollten wir nicht vielmehr um Gottes Ehre, die durch die Sünde angetastet und geschändet wurde, besorgt sein, als zu sagen, wir könnten uns nicht vorstellen, dass ein Gott der Liebe eine ewige Hölle ertragen könne?

Gott zum Lügner machen

Wir möchten fragen, ob die Lehre der Allversöhnung Gott nicht zum Lügner macht: Denn wenn das zeitliche Gericht, das die Ungläubigen angeblich erdulden müssen, nur eine Läuterung ist, die sie zur Einsicht bringen soll, dann sagt Gott offensichtlich nicht die Wahrheit, wenn Er in seinem Wort davon spricht, dass einige „Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn“ (2Thes 1,9), und dass einige „die Strafe des ewigen Feuers erleiden“ (Jud 7) werden.

Eine zeitliche Strafe

Vielleicht meinen Sie aber auch, das zeitliche Gericht sei mehr als eine Läuterung, die den Sünder zur Umkehr bringen soll; es sei auch Strafe. Welche Konsequenzen hat diese Aussage nun? Es gibt nur zwei Möglichkeiten:

  1. Der Mensch büßt seine Strafe ganz oder teilweise selbst. Dann wäre Errettung demnach ohne das Werk Christi möglich; wir könnten also dem Werk Christi etwas hinzufügen. Das ist jedoch eine Geringschätzung des Werkes Christi. Wenn es möglich wäre, für die eigene Erlösung die Strafe selbst zu übernehmen, könnte der Mensch doch etwas zur eigenen Errettung beitragen. Doch Gottes Wort sagt: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet …; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Eph 2,8.9).

  2. Christus hat die Strafe zwar getragen, aber derjenige, der in die Hölle kommt, muss sie auch noch einmal – zumindest teilweise – tragen. Doch damit macht man Gott zu einem ungerechten Richter: Gott würde dann nämlich die Strafe für die Sünde zweimal einfordern: einmal von Christus und schließlich noch einmal von dem Sünder selbst. Es ist aber schon im täglichen Leben undenkbar, dass eine Schuld zweimal bezahlt werden muss; diese Praxis würde jeder als ungerecht empfinden. Wollen wir Gott dieser Ungerechtigkeit bezichtigen? Und können wir dann eigentlich noch sicher wissen, ob Gott nicht doch noch einmal auf unsere Sünden (d.h. auf die der Gläubigen) zurückkommt? Wenn Gott zweimal die Strafe für Sünden fordert – was macht uns dann heute sicher, dass Er dies nicht auch von uns Gläubigen fordern wird? Heilssicherheit ist bei dieser Lehre nicht möglich!

Merken wir, dass wir uns in eine unauflösbare Zwickmühle von Widersprüchen verrennen, wenn wir dieses Lehrgebäude akzeptieren?

Wir wollen an dieser Stelle einige Beispiele aus der Schrift anführen, die zeigen, dass wir das Wort Gott verdrehen, wenn wir annehmen, dass am Ende auch die, die verlorengegangen sind, doch gefunden werden (so sehr wir uns dies vielleicht auch wünschen mögen):

  • Der Herr Jesus sagt, dass auf solchen, die nicht geglaubt haben, der „Zorn Gottes bleibt“ (Joh 3,36). Können wir dann einfach das Gegenteil behaupten und sagen: Der Zorn Gottes bleibt nicht?

  • Im gleichen Vers sagt Er: „Wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen.“ Können wir einfach sagen: Er wird das Leben doch sehen?

  • Über jene, die den Heiligen Geist gelästert haben, sagt der Herr, dass sie „keine Vergebung in Ewigkeit“ haben (Mk 3,29). Können wir dennoch behaupten, ihnen werde nach einer mehr oder weniger langen Zeit doch vergeben? Wer gibt uns die Autorität dazu? Sind wir größer als Gott?

  • Der Herr Jesus sagt: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und seine Seele einbüßt?“ (Mk 8,36). Können wir dann sagen: Er wird seine Seele am Ende gewinnen?

  • Wenn der Herr Jesus sagt: „Geht ein durch die enge Pforte; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die durch sie eingehen. … Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Mt 7,13.23), können wir dann behaupten, dass Er diese Menschen doch kennt, so dass der breite Weg am Ende doch noch in die Glückseligkeit des Himmels führt?

  • Der Hebräerbrief sagt, dass „es unmöglich [ist], diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben und abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern“ (Heb 6,4-6). Wenn die Schrift sagt, dass es (für bestimmte Personen) unmöglich ist, zur Buße zu kommen – dürfen wir das einfach beiseiteschieben und das Gegenteil behaupten: Es ist irgendwann doch möglich?

Beachten wir außerdem noch Folgendes: Wenn wir behaupten, Christus habe uns letztlich nur von einer zeitlichen Strafe erlöst, schmälern wir damit das Werk des Herrn Jesus.

Je tiefer Gott unser Gewissen berührt hat, je mehr wir unsere Sündhaftigkeit und Verdorbenheit im Licht der Heiligkeit Gottes erkannt haben, desto mehr werden wir verstehen, dass wir es verdient haben, für immer aus der Gegenwart Gottes ausgeschlossen zu sein und seinen ewigen Zorn und die ewige Pein zu erleiden. Wenn wir unsere eigene Sündhaftigkeit kaum empfinden, liegt das wohl daran, dass wir nicht erkennen, wie schlimm Sünde in den Augen des heiligen Gottes wirklich ist.

Die Frage ist also: Was verdient die Sünde? Wenn unsere Antwort darauf ist: ewig von Gott zu getrennt sein, dann verstehen wir auch mehr, was Christus auf sich genommen hat, als Er das Sühnungswerk vollbracht hat. Denn Er selbst hat unsere Sünden getragen, ja mehr noch: Er wurde „für uns zur Sünde gemacht“ (2Kor 5,21)! Er hat die ewige Gottesferne für uns erduldet, als Er ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46).

Die Allversöhnungslehre ist ein Schachzug des Teufels, um das Werk des Herrn Jesus zu schmälern. Da er das Sühnungswerk des Herrn nicht mehr rückgängig oder ungeschehen machen kann, will er es wenigstens kleinreden.

Wie muss die Frage der Allversöhnung beurteilt werden?

Die Lehre der Allversöhnung ist deshalb so gefährlich, weil sie in ihrer Konsequenz glaubenszerstörend ist. Das Werk des Herrn am Kreuz wird in vielerlei Hinsicht angegriffen. Je nach Ausprägung der Allversöhnungslehre geht es bis hin zu dem Gedanken, dass der Mensch sich sein Heil doch erwirken könne: indem er nämlich das Gericht über seine Sünden selbst trägt und im Gericht abbüßt. Je nach Art der Argumentation wird Gott zum Lügner gemacht oder Ihm wird Ungerechtigkeit angeheftet. Zudem greift diese falsche Lehre auch die Heiligkeit und die Gerechtigkeit Gottes an und malt von Gott ein einseitiges Bild, als wäre Er nur der „liebe Gott“ und nicht auch ein heiliger Gott, der mit Sünde keine Gemeinschaft haben kann.

Es ist klar: Eine Lehre zerstört den Glauben, wenn sie

  • in ihrer Konsequenz das Wesen Gottes angreift und Gott zum Lügner macht
  • Gott Ungerechtigkeit unterschiebt
  • das Werk des Herrn schmälert
  • ein falsches Evangelium verkündigt (wie oben nachgewiesen).

Alle diese Punkte treffen auf die Allversöhnungslehre zu. Deshalb ist sie eine glaubenszerstörende Lehre.

Wie sollen wir mit Allversöhnern umgehen?

Nach 2. Timotheus 2,20.21[5] sind Menschen, die eine glaubenszerstörende Lehre verkünden (vgl. 2Tim 2,18), „Gefäße zur Unehre“, von denen man sich absondern muss. Solch eine Lehre ist nicht die „Lehre des Christus“ (2Joh 9).

Wir Christen mögen aus der Bibel manches unterschiedlich verstehen und müssen einander hierin ertragen. Aber von einem falschen Evangelium und von einer Lehre, die das Werk des Herrn sowie die Heiligkeit und Gerechtigkeit und Ehre Gottes angreifen, müssen wir uns konsequent distanzieren. Die Schrift gibt uns im Galaterbrief, im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 2, und im zweiten Johannesbrief deutliche Hinweise darauf, wie wir mit Lehrern umzugehen haben, die solche Lehren bringen: indem wir uns konsequent von ihnen absondern. Bei allen Fragen der Zucht im Haus Gottes gibt es durchaus Unterschiede; ein Irrlehrer zum Beispiel ist verantwortlicher als jemand, der durch einen falschen Lehrer verführt wurde.

Manchmal möchte man sich in der Gemeinde damit behelfen, dass man einem Allversöhner verbietet, über seine Sicht des Heils zu reden. Man erlaubt ihm zu predigen und zu schreiben, doch er möge bitte kein Wort über die Allversöhnung verlauten lassen. A.E. Wilder-Smith schreibt dazu:

Man drückt sie, die lieben Armen, in eine schreckliche Zwangsjacke. Sie müssen eine Rolle spielen, die sie eigentlich nicht spielen können, – denn durch das Verbot können sie nie unbekümmert das sein, was sie sind, und das verkündigen, was ihnen selbst, wie sie meinen, ein Segen gewesen ist. Diese Tatsache ist gemeinschaftsstörend, denn sie fördert Versteckspielerei und wirkt auch vertrauensstörend. […] Wenn mein Bruder von ganzem Herzen an die Allversöhnung glaubt, helfe ich ihm nicht, wenn ich ihn in den „Untergrund“ treibe. […] Ich soll ihn unter keinen Umständen zwingen, eine Rolle zu spielen, der er nicht entspricht. Ich werde ihm den Charakter verbiegen, wenn ich das tue.[6]

Wenn man sich von einem Allversöhner nicht distanziert, schadet man nicht nur der eigenen Gemeinde, sondern auch dem Allversöhner selbst. Für Wilder-Smith hat das Festhalten an der Allversöhnung Auswirkungen auf die christliche Gemeinschaft:

Denn eine Basis christlicher Gemeinschaft ist der Wandel im Wort. […] In solchen Gemeinden muss man – wie die Franzosen sagen – „Ventilation“ durchführen, damit die geistliche Luft wieder „atmungsfähig“ wird. Wahrheit und Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Offenheit sind Grundbedingungen für gesunde „Luft“ in der Gemeinde. Allversöhnung in der Gemeinde erzeugt sie nicht, weil sie der Wahrheit des Wortes nicht entspricht – und weil „Versteck“ gespielt wird.[7]

Passt dieser „versöhnlichere Ton“ zum Anfang dieses Abschnitts (Absonderung)? Das milde Zitat von Wilder-Smith kommt für den Leser etwas überraschend, nachdem klar Stellung bezogen wurde. Wir wissen nicht, was Wilder-Smith mit „Ventilation“ genau gemeint haben könnte, aber wir haben oben versucht nachzuweisen, dass die Allversöhnung ein falsches Evangelium ist. Gottes Wort spricht in diesem Fall davon, dass „ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert“ (Gal 5,9) und fordert uns auf: „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seiet“ (1Kor 5,7).

Gemeindezucht kann nicht immer pauschal beurteilt werden, jeder Fall muss für sich behandelt und beurteilt werden. Doch eine lasche Behandlung dieses Problems ist für alle Beteiligten von Schaden und nicht zur Ehre unseres Herrn.

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Anmerkungen

[1] „… das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.“

[2] Vor allem feministische Theologinnen wenden sich gegen eine „Theologie des Blutes“.

[3] Aus Hilfe und Nahrung, Neustadt (Ernst-Paulus-Verlag) 1971, S. 339. Siehe auch den Artikel „Ist die ewige Verdammnis wirklich ,ewig‘?“ von C.H. Mackintosh.

[4] J.N. Darby, Es gibt eine ewige Verdammnis, Neustadt/Weinstraße (Ernst-Paulus-Verlag) 3. Auflage, S. 29–31.     
Siehe auch den Artikel „Ist die ,ewige Verdammnis‘ ewig?“ von J.N. Darby.

[5] „In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und die einen zur Ehe, die anderen aber zur Unehre. Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.“

[6] A.E. Wilder-Smith, Allversöhnung: Ausweg oder Irrweg?, Hänssler, 2. Auflage 1985, S. 42.

[7] Ebd., S. 43.

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