Wer ist Babylon, die große?
Offenbarung 17 und 18

Elmo Clair Hadley

© EPV, online seit: 19.09.2002, aktualisiert: 30.06.2023

Leitverse: Offenbarung 17,1-7; 18

Off 17,1-7:  1 Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die auf [den] vielen Wassern sitzt, 2 mit der die Könige der Erde Hurerei getrieben haben; und die, die auf der Erde wohnen, sind trunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei. 3 Und er führte mich im Geist weg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, voller Namen der Lästerung, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. 4 Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und wertvollem Stein und Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Gräueln und den Unreinheiten ihrer Hurerei; 5 und an ihrer Stirn hatte sie einen Namen geschrieben: Geheimnis, Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde. 6 Und ich sah die Frau trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich, als ich sie sah, mit großer Verwunderung. 7 Und der Engel sprach zu mir: Warum verwundertest du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. … 16 Und die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier, diese werden die Hure hassen und werden sie öde und nackt machen und werden ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen.

Wer ist mit Babylon gemeint?

Das scharlachrote Tier, „voll Namen der Lästerung“, ist das wiedererstandene Römische Reich. Die große Hure, die auf dem Tier sitzt, ist die bekennende Kirche in ihrer Endphase, nachdem die wahre Kirche (die Gläubigen) entrückt worden ist, um beim Herrn zu sein. In Epheser 5,23-32 sehen wir, wie Christus seine verherrlichte Braut sich selbst darstellt, für die Er sich selbst hingab, „auf dass er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, auf dass er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei“ (Eph 5,25-27). Und in Offenbarung 19,5-9 sehen wir den ganzen Himmel frohlocken über die Hochzeit des Lammes. In Offenbarung 17 aber wird die falsche Kirche gesehen, die auf der Erde gelassen wird nach der Entrückung der wahren Kirche, und ihr Schicksal wird beschrieben. In Offenbarung 19,6-9 wird uns die wahre Kirche gezeigt als „sein Weib“, die Braut des Lammes, gekleidet in feine Leinwand, glänzend und rein, und in Offenbarung 21,9-24 wird sie beschrieben als die himmlische Stadt, „durch deren Licht die Nationen wandeln werden“ während der glorreichen Regierung Christi über die Erde. Genauso haben wir in Offenbarung 17 die falsche Kirche, als die große Hure beschrieben, geschmückt mit aller weltlichen Pracht, und in Offenbarung 18 wird sie als große Weltstadt vorgestellt.

Während des dunklen Mittelalters beherrschte die römische Kirche ganz Europa, setzte Könige ein und ab nach ihrem Gutdünken. Dann kam die Reformation und brach die Macht. Aber der Protestantismus zerstreute sich in zahllose Sekten, und, durchsetzt vom Modernismus und von ungläubigen Pfarrern, die die göttliche Inspiration der Bibel und die Grundlagen des wahren Christentums leugnen, hat er seinen Einfluss verloren. Was wird aus dieser ganzen bekennenden Masse, wenn einmal alle wahren Gläubigen entrückt sind, um bei dem Herrn zu sein? Sie wird zweifellos in der Kirche von Rom aufgehen und ein mächtiges System bilden, das sich seiner weltweiten Größe rühmt. Es wird eine Zeitlang gestützt werden durch die weltliche Regierung und einen gewissen, beherrschenden Einfluss über sie ausüben, wie es durch das Weib angedeutet wird, das auf dem Tiere sitzt. Aber ihre Machtstellung ist von kurzer Dauer, denn das Tier selbst, das sie um seiner eigenen Ziele willen stützte, wird sich gegen sie wenden, und zusammen mit den zehn Königen, die sich seiner Macht unterstellen, werden sie dem ganzen System ein Ende machen (Off 17,16). Dann wird das ganze Reich das Tier und sein Bildnis und den Drachen anbeten (Off 13,4.15; 14,9).

Heute gewinnt die katholische Kirche mächtig an Einfluss, und Offenbarung 17 zeigt uns, dass ein enges Bündnis zwischen der katholischen Kirche und der weltlichen Regierung kommen wird. Das Weib reitet auf dem Tier und das Tier stützt sie. Sie sind wirklich abhängig voneinander und brauchen einer den anderen, um die Vorherrschaft zu erreichen, die beide anstreben.

Wir dürfen aber nicht denken, dass das alles zufällig ist. Gott hat beschlossen, die falsche Kirche zu richten, indem sie durch dieselbe Welt zerschmettert wird, zu der sie sich gewandt hat, als sie sich von Christus abwandte. Er lässt es zu, dass sie den angestrebten Platz weltlicher Größe erreicht, um sie durch sein gerechtes Gericht beiseitezusetzen, wenn ihre Bosheit voll ist.

Liebäugeln mit der Welt

Hüten wir uns vor irgendeinem Liebäugeln mit der Welt. Die Kirche war Christus verlobt als eine keusche Jungfrau (2Kor 11,2); die ganze Zuneigung ihres Herzens sollte Christus gehören, der sich selbst für sie hingab. Freundschaft mit der Welt ist geistlicher Ehebruch (Jak 4,4). Der Niedergang der Kirche setzte ein, als sie ihr Herz von Christus abwandte und es den Dingen dieser Welt zuwandte. Gott hat offenbart, welch schreckliches Gericht Er durch die Hände der Welt über die bekennende Kirche bringen wird, damit wir gewarnt würden vor irgendeiner Verbindung mit ihr. Das Weltsystem ist immer ein Feind Christi. Es sagte: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche (Lk 19,14), und tauchte die Hände in sein Blut. Wenn ein Christ beginnt, mit der Welt zu liebäugeln, so ist sein Niedergang gewiss, es sei denn, er tut Buße und entrinnt ihrem Griff durch einen vollständigen Bruch mit ihr. Es ist ein unermesslicher Verlust für einen Christen, in irgendeiner Weise einen Kompromiss mit der Welt zu schließen.

Warum der Name Babylon?

Offenbarung 17 gibt eine kurze, doch gut verständliche Beschreibung des Bösen und des Endgerichtes der bekennenden Kirche. Wir wollen uns den Charakter ihres Verderbens ansehen, zuvor aber die Ursache, weswegen sie Babylon genannt wird. Babylon bedeutet nicht nur Verwirrung, sondern aus ihrer Mitte ging auch unter satanischem Einfluss der Götzendienst aus und durchdrang alle Teile der alten Welt. Wie erschütternd ist es, dass in der bekennenden Kirche selbst, in ihrem abtrünnigen Endzustand, der Sitz und die Quelle eines Götzendienstes gefunden wird – wie man es ja schon längst von der römischen Kirche weiß –, der an Verschlagenheit und Verderbnis den des alten Babylon übertrifft, und dass sie so Erbe dieses Namens und wie Babylon in alten Zeiten ein Instrument Satans wird, das die Welt verdirbt und den gottesfürchtigen jüdischen Überrest, der Zeugnis für Christi kommendes Reich ablegt, bis zum Tod verfolgt. Wie es bei Israel war, so wird es bei der Kirche sein. Gott erwählte Israel zu seinem Volk, sie aber wandten sich von ihrer wahren Aufgabe ab und wurden das Instrument Satans, um den Sohn Gottes zu töten und die zu verfolgen, die für Ihn zeugten, indem sie ihnen verboten, in seinem Namen zu predigen (1Thes 2,15). So heute die Kirche. Sie versagt in ihrer göttlichen Mission an eine verlorene Welt und wird schließlich Satans Werkzeug, um den gottesfürchtigen, jüdischen Überrest zu verfolgen, der, gesandt von Gott, ausgehen wird, um Zeugnis abzulegen von der kommenden Regierung und Herrlichkeit Christi im Gegensatz zu der Abtrünnigkeit ihrer Tage. Lasst uns nun eingehen auf einige besondere Merkmale Babylons, der großen.

Merkmale Babylons

  1. Es ist ein in der Hauptsache irdisches, religiöses System, das den Alleinanspruch erhebt, die wahre Kirche Gottes zu sein. Sie ist irdisch in ihrem Ursprung, ihren Verbindungen, ihrem Charakter; sie ist „die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde“ (Off 17,5), die schuldbeladene Genossin und Freundin der „Könige der Erde“ (Off 18,9-11); sie erstrebt irdischen Glanz, „herrscht über die Könige der Erde“ (Off 17,18) und „verdirbt die Erde durch ihre Hurerei“ (Off 19,2).

    Welch ein Gegensatz zur wahren Kirche! „Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich nicht von der Welt bin“, sagt unser Herr, (Joh 17,14). Himmlisch in ihrer Bürgerschaft – „unser Bürgertum ist in den Himmeln“ (Phil 3,20) –, himmlisch in ihren Segnungen – „gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3), mit himmlischen Herzenszuneigungen – „suchet, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,1.2) –, ist sie vereinigt mit Ihm, „der sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt“ (Gal 1, 4); Er ist jetzt von der Welt verworfen, im Himmel aber verherrlicht, von wo Er wiederkommen wird, um sie zu sich zu holen an jenen Platz, den Er im Vaterhause droben für sie bereitet hat (Joh 14,1-3). Kurz – die Erde charakterisiert die falsche Kirche, der Himmel die wahre.

  2. Babylon sucht die Stellung der Oberhoheit über die Welt, im Gegensatz zu der wahren Kirche, die Christus unterworfen ist (Eph 5,24) und deren Teil es ist, hier mit Christus zu leiden und seine Zeugen zu sein in einer Welt, die Ihn verworfen hat, während sie die Zeit erwartet, da sie mit Ihm herrschen wird (Röm 8,17). Die große Hure „sitzt auf vielen Wassern“ (Off 17,1) und es wird erklärt, dass diese Wasser Völker und Völkerscharen, Nationen und Sprachen sind (Off 15), das heißt, dass sich ihre Herrschaft ausdehnt über viele Nationen. Sie sitzt auf dem Tier, „voll von Namen der Lästerung“ und herrscht über die Könige der Erde (Off 17,3.18). Wie groß muss ihre Bosheit sein, wenn sie solche Gewalt über ein so böses Tier ausübt. Kein Wunder, dass wir lesen: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und gehassten Vogels“ (Off 18,2). Statt wie im Anfang ein Gefäß zu sein, durch das der Heilige Geist wirkt in göttlicher Macht und Gnade, wird sie zur Wohnung von Dämonen und das Werkzeug Satans, um jede Stimme zum Schweigen zu bringen, die sich für Christum und die Wahrheit erhebt.

  3. Einen weiteren schrecklichen Charakterzug finden wir in Offenbarung 17,6: „Und ich sah das Weib trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu.“ Anstatt ein Botschafter Christi zu sein, um die lebenspendende Botschaft Gottes einer verlorenen Welt zu bringen, vergießt sie das Blut der Heiligen und unterdrückt jede Stimme eines wahren Zeugnisses für Gott.

  4. Eine unerlaubte Verbindung mit der Welt ist ein anderer Charakterzug Babylons, der großen, während das Teil der wahren Kirche die Vereinigung mit Christus ist. „Die Könige der Erde haben Hurerei mit ihr getrieben“ (Off 17,2).

  5. Weltlichkeit jeder Art wird in und an ihr gefunden. „Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen“ (Off 17,4; auch Off 18,12-16). Babylon, die große, ist nicht nur ein religiöses, sondern auch ein weitreichendes weltliches System, das durch Reichtum, Luxus und Großartigkeit die Könige und Kaufleute der Erde blendet und durch ihre verführerischen Reize die Nationen berauscht.

  6. Zum Schluss sehen wir, dass sie der Urquell des schlimmsten Götzendienstes ist, den Satan je in sein Reich der Finsternis einführte. „Sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei; und an ihrer Stirn einen Namen geschrieben: Geheimnis, Babylon die große“, die Raum für tieferen und vollständigeren Abfall, denn die Anbetung des Tieres und seines Bildes sowie des Drachens wird bei Todesstrafe erzwungen werden (Off 13).

Aber hat Gott uns dies alles nur geoffenbart, um uns Einblick in die Zukunft zu geben? Nein, Er möchte auf unser Gewissen wirken, um uns absolut und vollständig von den üblen Grundsätzen religiöser Verderbnis und Weltlichkeit zu trennen, die jetzt in der Christenheit wirksam sind und ausreifen werden zu diesem furchtbaren Abfall. „Kindlein, hütet euch vor den Götzen!“ (1Joh 5,21). Lasst uns auf der Hut sein vor allem, was unsere Herzen von Christus abziehen könnte. Den Niedergang der Christenheit können wir nicht aufhalten. Das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ wirkte schon in den Tagen der Apostel (2Thes 2,7). Gott hat es zurückgehalten bis zu der Zeit, da Gott selbst die Christenheit „der wirksamen Kraft des Irrwahns“ und der Verführungen Satans überlassen wird.

Was sollen wir aber tun, wenn wir den Niedergang nicht aufhalten können? Mit Christus und für Ihn wandeln, getrennt von allem Bösen, mit einem demütigen und gebeugten Geist und mit einem weiten Herzen, das den Verlorenen mit Liebe nachgeht, die Schwachen unterstützt, die Unwissenden belehrt. Denn lasst uns nicht vergessen, dass trotz des Niedergangs der Christenheit Gott in Gnade wirkt, um eine Braut für seinen Sohn herauszurufen, bis die letzte Seele gewonnen ist, die die wahre Kirche, die Braut des Lammes, vollendet. Und während Er in Gnaden wirkt, möchte Er, dass die Seinen Kanäle dieser Gnade seien und dass sie den demütigen Wandel Christi, seine Heiligkeit, Liebe und Gnade ausstrahlen inmitten des Abfalls unserer Tage. Christus siegte darüber und setzte sich auf seines Vaters Thron, und die, die Überwinder sind, haben jetzt seine besondere Verheißung, mit Ihm auf seinem Thron zu sitzen (Off 3,21).


Aus Umriss der prophetischen Ereignisse, die bald geschehen müssen
Ernst-Paulus-Verlag

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