Heilsungewissheit
Gibt es für mich noch eine Chance?

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© SoundWords, online seit: 21.02.2007, aktualisiert: 02.02.2022

Frage (leicht verändert)

Hallo,

ich bin 27 und Kind gläubiger Eltern. Nach langen Jahren halbherzigen Christentums quält mich zunehmend die Frage, ob ich möglicherweise nicht wirklich errettet bin. Ich bin heute an einem Punkt, dass ich das Heil im Herrn Jesus suche, aber die Angst, die ich habe, ist: Suche ich das Heil wirklich oder habe ich einfach Angst, in die Hölle zu kommen? Es vergeht in der letzten Zeit kein Tag, an dem ich nicht wirklich versuche, Buße zu tun, und den Herrn um Vergebung bitte für meine Sünden. Die Frage, die mich dabei zunehmend quält, ist, ob ich mir die Buße nur versuche einzureden – um es mal so drastisch auszudrücken –, um das Heil zu erschleichen. Ich weiß vom Verstand her, dass ich sündig bin, da ich mit dieser Grundwahrheit des Christentums aufgewachsen bin. Aber genau davor hab ich Angst: dass es eine Sündenerkenntnis ist, die auf Prägung beruht und nicht auf der überführenden Kraft des Heiligen Geistes, wie es die Schrift sagt. Manchmal, wenn die Sünde mich versucht, merke ich, dass ich sie gar nicht hasse, sondern dass sie mir verlockend erscheint. Ich habe in einem Buch von Arthur W. Pink gelesen (Was ist rettender Glaube?), dass ein wahrhaft Wiedergeborener das Gute liebt und die Sünde hasst. Aber ich weiß nicht, ob das immer so bei mir ist. Wie gesagt, ich habe Angst, dass ich mir verzweifelt versuche, die Buße nur einzureden, um gerettet zu werden, und dass hinter allem nur die Angst steckt, verlorenzugehen, und dass das bei Gott nicht reicht. Kann so etwas sein? Ich hoffe, ihr könnt mir trotz der Schwierigkeit der Frage helfen, denn mir geht es zunehmend schlechter und ich bin von Angstzuständen ganz gelähmt. Ich denke manchmal schon, ich bin wie Esau, von dem es heißt, er suchte unter Tränen einen Raum zur Buße und fand keinen. Ich habe Angst, einer von denen zu sein, die es sich, wie Esau, verscherzt haben mit Gott. Das Gebet, in dem ich um Vergebung bitte, geht nur noch zur Zimmerdecke. Ich bin bereit, dem Herrn mein Leben auszuliefern und Ihn als Herrn anzuerkennen. So weit, so gut, aber ist das aus echter Sündenerkenntnis oder aus Angst vor Verdammnis? Wie kann ich das alles beurteilen?

Antwort

Lieber Leser,

allein die Tatsache, dass du dir aufrichtige Buße wünschst, zeigt uns, dass du neues Leben bekommen hast – auch wenn wir dazu sagen müssen, dass natürlich letztendlich nur „der Herr kennt, die sein sind“ (2Tim 2,19), und dass das für uns Menschen manchmal schwer zu erkennen ist. Aber weil du dir aufrichtige Buße wünschst, gehen wir davon aus, dass Gott ein Werk in dir getan hat, denn der natürliche Mensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist (1Kor 2,14). Und noch mehr: Der natürliche Mensch wünscht sich noch nicht einmal Buße.

Es ist unterdessen völlig normal, dass der Grund für die eigene Buße auch darin zu finden ist, dass man Angst vor der Hölle hat – das ist übrigens vielen so gegangen. Diesen Ernst der Hölle hat auch der Herr Jesus seinen Zuhörern nicht vorenthalten. Er wollte damit die Konsequenzen eines Lebens ohne Gott aufzeigen, und wir können nicht erkennen, warum sich ein Mensch nicht auch deshalb bekehren sollte, weil er Angst vor der Hölle hat. Bei einem Mitglied aus der Redaktion ist das auch so gewesen. Wenn man dagegen viele Jahre bekehrt ist und nicht mehr zu sagen weiß, als dass wir uns bekehrt haben, um vor der Hölle bewahrt zu bleiben, dann wäre das sehr schade. Sicher wird man während seines Glaubensleben immer mehr die Liebe Gottes verstehen und Empfindungen entwickeln, die die unfassbare Liebe Gottes nicht fassen können, und man wird dazu geführt, Gott anzubeten für alles, was Er ist und getan hat, indem Er seinen Sohn sandte.

Du weißt nicht so genau, ob du wirklich die Sünde hasst. Wir vermuten, dass du noch nicht richtig erkannt hast, dass zwei Naturen in dir sind (obwohl du die Sache an sich vielleicht schon gehört hast), und dass du nicht unterscheidest, aus welcher Quelle deine Gefühle und Gedanken in deinem Leben kommen. Du magst manchmal den Eindruck haben, dass du die Sünde nicht hasst, weil du hier und da in Sünde gefallen bist und eigentlich sogar noch „Freude“ dabei empfunden hast. Aber wenn neues Leben in dir ist, dann wird diese „Freude“ auch immer mit einem schlechten Gewissen verbunden gewesen sein. Und wenn du in „nüchternem“ Zustand darüber nachgedacht hast, was du getan hast, dann war dir die Sündhaftigkeit deiner Tat sicher durchaus bewusst und du hast deine Schuld eingesehen und bekannt. Die „Freude“ kam aus der alten Natur, die Gewissensbisse und das Bekenntnis aus der neuen Natur.

Wenn du nicht den rechten Hass über die Sünde empfindest, so dass du auch dazu geführt wirst, ein Überwinderleben zu führen, dann deshalb, weil du dem sündigen Fleisch – dem alten Menschen – erlaubt hast, wieder groß zu werden. Die alte sündige Natur haftet uns bis zum Lebensende an, und wir müssen lernen, uns so viel mit Christus zu füllen, dass wir Kraft empfangen, ein Überwinderleben zu führen. (Wie das noch konkreter geht mit dem Überwinderleben, kannst du in dem Artikel „Wie man es schafft, von der Sünde zu lassen“ nachlesen.) Wenn du den Eindruck hast, dass du die Sünde nicht wahrhaftig hasst, dann liegt das nicht daran, dass du nicht wirklich Buße getan hast, sondern dass deine sündige Natur doch wieder zu viel Macht bekommen hat in deinem Leben. Denke auch daran, dass diese alte Natur nicht anders kann; sie freut sich über die Sünde und möchte darin leben. Die Freude über die Sünde kommt also nicht von deiner neuen Natur, sondern von der alten Natur. Die neue Natur in dir kann nicht sündigen und wird die Sünde immer hassen, wie stark oder weniger stark du das auch empfinden magst (1Joh 3,9). Lies dazu auch den Artikel „Vier Wahrheiten über die Errettung, die jeder Christ kennen sollte“.

Es ist wirklich sehr wichtig, dass du dich viel mit Christus beschäftigst, das ist die wahre Nahrung für das neue Leben in dir. Und wir meinen damit, dass du dich nicht einfach mit christlichen Dingen beschäftigst, sondern mit Christus selbst. Zum Beispiel könntest du dich einmal intensiv mit den Leiden Christi beschäftigen. Dann wird dir Christus groß werden und du wirst lernen, von dir weg- und auf Christus zu schauen. Hier einmal einige Artikel zu diesem Thema: „Die Leiden des Herrn“.

Eine Sündenerkenntnis, die auf Prägung beruht, ist trotz alledem eine Sündenerkenntnis – und das ist die Hauptsache. Die Frage ist, was du mit dieser Erkenntnis machst. Es heißt in 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Hier steht nicht: Wenn jemand die Sünden mit tiefer Reue und vielen Tränen bekennt, dann ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt. – Wichtig ist, dass wir uns unserer Sünden bewusst werden und sie vor den Herrn bringen und uns bewusstmachen, dass die schrecklichen Leiden des Kreuzes für diese Sünden zwingend erforderlich waren. Und hättest du als einziger Mensch nur eine Sünde getan, dann hätte Christus auf die Erde kommen müssen und für dich leiden und sterben müssen.

Du musst lernen, von dir (das heißt in diesem Fall: von der Größe deiner Buße, von der Tiefe deiner Reue, von der Kraft deines Glaubens) wegzublicken und auf Christus zu schauen. Wir werden nicht errettet durch irgendetwas aus uns selbst (aus unserem Fleisch). Die Errettung ist einzig und allein das Werk Gottes. Dieses Wegschauen von dir selbst kannst du auch dadurch fördern, dass du Gott dem Vater und dem Herrn Jesus dankst für das, was für dich alles geschehen ist.

„Das Heil erschleichen“ will sich übrigens niemand, und das geht auch weder mit der alten noch mit der neuen Natur. Unser Fleisch ist so böse, dass es das Angebot Gottes ablehnt, so groß es auch ist (Lk 14,18). Wir mussten alle genötigt werden (Lk 14,23). Wenn du das 14. Kapitel des Lukasevangeliums einmal in Ruhe durchliest, wirst du sehen, dass Gott es ist, der quasi darum „bittet“, dass wir kommen. Nicht wir müssen bitten und dies und das (genügend Buße, entsprechende Reue usw.) vorweisen, damit Er uns endlich eintreten lässt. Nein, die alte Natur ist so böse, dass sie sich noch nicht einmal wünschen kann, sich das Heil zu „erschleichen“. Der Teufel, der in unserem Fleisch einen Bundesgenossen findet, kann uns durchaus vormachen, dass man das Heil dennoch bekommt, obwohl man nicht bereit ist, seine Schuld einzusehen und sie zu bekennen. Aber darum kann es ja bei dir nicht gehen.

So wie du haben schon viele Christen aus der Stelle in Hebräer 12,17 falsche Schlussfolgerungen gezogen, weil diese Stelle in den meisten Bibeln falsch übersetzt ist.[1] Diese Stelle lautet dann zum Beispiel: „Denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.“ Die falsche Übersetzung rührt daher, dass das griechische Fürwort sich rein grammatikalisch sowohl auf die Buße als auch auf den Segen beziehen kann. Wenn man diese Stelle aber im Zusammenhang mit 1. Mose 27,34-41 liest, wird völlig klar, dass es sich nur auf den Segen beziehen kann. Das Problem Esaus lag nicht darin, dass er versucht hätte, Buße zu tun, aber nicht gekonnt hätte, weil es zu spät oder seine Sünde zu groß gewesen wäre. Das große Problem bei Esau war, dass er verworfen wurde, weil er zwar den Segen haben, aber nicht Buße über seine Sünde (dass er den vorübergehenden zeitlichen Vorteil vorzog und für ein Linsengericht sein Erstgeburtsrecht verkaufte; siehe 1. Mose 25,29-34) tun wollte. Die Tränen vergoss er nicht, weil er die Buße suchte und sie nicht gefunden hätte, sondern weil er den Segen suchte. Das kam auch dadurch zum Vorschein, dass er Jakob in der Folge anfeindete (1Mo 27,41), anstatt seine Schuld einzusehen und sich selbst die Schuld zu geben. Er hatte aber nur Augen für die Schuld Jakobs – das war sein großes Problem.

Das würde bedeuten: Wenn du zwar den Segen des Himmels ererben möchtest, aber gleichzeitig nicht bereit bist, über deine Sünden Buße zu tun, dass heißt deine Sünden zu bekennen, dann und nur dann würde dich das gleiche Schicksal ereilen wie Esau. Aber das Gegenteil ist ja bei dir der Fall: Du bist dir bewusst, dass du den Himmel nicht verdient hast, weil deine Sünden eine Trennung gemacht haben zwischen dir und der Herrlichkeit des Himmels. Und du suchst jetzt nicht in deinem Umfeld die Schuld, sondern du suchst die Schuld bei dir selbst – gerade das aber tat Esau nicht.

Lies doch einmal Lukas 14,16-24. Dann wirst du sehen, dass du nicht Sorge haben musst, ob du vielleicht kommen darfst und ob Gott dich annimmt; nein, ganz im Gegenteil: Gott sucht, ob nicht doch noch jemand kommt, damit sein „Haus voll werde“. Danach lies Lukas 5,12-14. Da war jemand, der ebenfalls nicht davon überzeugt war, dass das Heil auch für ihn war. Er musste, in der Sprache von 3. Mose, „außerhalb des Lagers“ sein; das hieß für ihn, von den Vorrechten der Israeliten ausgeschlossen zu sein. Niemand wollte mit so jemand zu tun haben. Von dem Herrn Jesus lesen wir hier auf der Erde nur zweimal von seinem „Willen“. Und das eine Mal ist hier: „Ich will, sei gereinigt.“ Wenn du die Evangelien einmal in Ruhe liest, wirst du sehen, dass du ein falsches Gottesbild hast, wenn du so über Ihn denkst. Der Herr Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37). Du aber fügst hinzu: „außer mich“. Glaubst du nicht, dass es den Herrn Jesus tief schmerzt, dass du denkst, Er wollte dich nicht, wo Er für dich gestorben ist? Einen größeren Beweis seiner Liebe kann Er dir nicht mehr geben.

Wir wünschen dir von Herzen, dass du allein in dem vollbrachten Werk des Herrn Ruhe findest.
Wenn du noch weitere Fragen hast, kannst du dich gerne wieder an uns wenden.

Liebe Grüße
die SoundWords-Redaktion

Anmerkungen

[1] Falsch übersetzen zum Beispiel:

  • Luther 1984 (und auch alle älteren Luther-Übersetzungen):
    „Denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.“

  • Bruns:
    „Er fand keine Möglichkeit mehr zur Umkehr, obwohl er sie mit Tränen suchte.“

  • Einheitsübersetzung:
    „Ihr wisst auch, dass er verworfen wurde, als er später den Segen erben wollte; denn er fand keinen Weg zur Umkehr, obgleich er unter Tränen danach suchte.“

  • Neue evangelistische Übertragung (Vanheiden):
    „Er wurde von Gott verworfen und fand keine Möglichkeit mehr, das rückgängig zu machen, obwohl er sich unter Tränen darum bemühte.“

  • Revidierte Elberfelder:
    „Denn er fand keinen Raum zu Buße, obwohl er sie mit Tränen eifrig suchte.“ (Hier weist die Fußnote immerhin darauf hin, dass auch „ihn“ (= den Segen) übersetzt werden kann.)

Richtig übersetzen:

  • Elberfelder 2003 (und auch die nicht bearbeitete Elberfelder):
    „Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde (denn er fand keinen Raum zu Buße), obgleich er ihn [Fußnote: d.i. den Segen (vgl. 1Mo 27,34-38)] mit Tränen eifrig suchte.“

  • Schlachter 1951:
    „Denn ihr wisset, dass er nachher, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obschon er den Segen mit Tränen suchte.“

  • Schlachter 2000:
    „Denn ihr wisst, dass er nachher verworfen wurde, als er den Segen erben wollte, denn obgleich er ihn unter Tränen suchte, fand er keinen Raum zur Buße.“

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