Zwei Spezialfragen bezüglich der Teilnahme am Tisch des Herrn
Gastweise Teilnahme und die Frage der Versiegelung

John Nelson Darby

© SoundWords, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 02.01.2018

Lieber Bruder,

ich bin noch nicht ganz fertig, um wieder nach England zurückzukehren, und der Herr hat mich geschont und mich aufrechterhalten. Ich habe gerade eine Eisenbahnfahrt gemacht – 96 Stunden, ohne anzuhalten –, und ich fühle mich ganz gut. Meine Gedanken wenden sich nach England, sobald ich hier fertig bin. Wäre ich jung und hätte menschlich gesprochen das Leben noch vor mir, würde es Grund geben zu bleiben, denn die Türen für das Werk öffnen sich. Es ist in vieler Hinsicht auf einer neuen Grundlage, und die Frage dieser Stellung und die Wahrheiten der Schrift in Bezug auf die volle Stellung und den Wandel des Christen ist überall bekannt. Aber ich bin nicht jung und kann nicht daran denken, das Werk selber auszuführen; und Gott, so vertraue ich, wird Werkzeuge aufwecken, und Er hat auch einige wenige. Es ist nicht nach seinen Gedanken, so glaube ich, [uns, das ist die Kirche; Anm. d. Red.] aus Schwachheit herauszubringen. Der Zustand der Kirche ist so, dass es sich für uns gehört, an ihrer Trauer teilzunehmen.

Gastweise Teilnahme

Was deine erste Frage betrifft, so denke ich, dass hier ein Fehler gemacht wird in Bezug auf die Stellung der Versammlung, sowohl bei der Schwester als auch bei dem Bruder, der widersprochen hat, vielleicht bei allen. Wenn Leute Brot brechen, dann sind sie in der einzigen Gemeinschaft, die ich kenne – sind anerkannt als Glieder des Leibes Christi. In dem Moment, in der du eine andere „volle Gemeinschaft“ aufbaust, machst du die Leute zu Gliedern deiner Versammlung, und die ganzen Grundsätze des Zusammenkommens werden verdreht. Die Versammlung muss zufriedengestellt werden in Bezug auf die teilnehmende Person, aber in Bezug auf den Empfang zum Brotbrechen sollte sie zufrieden sein mit dem Zeugnis der Person, die sie einführt. Diese Person ist natürlich in dieser Hinsicht der Versammlung verantwortlich. Dieses Verfahren oder zwei oder drei, die einen Besuch machen – für mich ist das eine Frage des passenden Zeugnisses für das Gewissen der Versammlung. Im Anfang war es nicht so, das heißt, es gab solch eine Untersuchung nicht. Jetzt, glaube ich, ist es eine Pflicht nach 2. Timotheus 2. Niemand kommt herein als nur als Gläubiger. Das macht den Unterschied aus zu der Mitgliedschaft bei einer speziellen Versammlung [oder Kirche; Anm. d. Red.].

Doch glaube ich nicht, dass solch eine Praxis, wie diese Schwester sie ausgeübt hat, zufriedenstellend ist. Ich gestehe voll ein, dass jeder Fall nach Lage der Dinge beurteilt und entsprechend behandelt werden muss. Wo die Teilnahme am Brotbrechen unterbrochen wird, dann sollte man das ruhig erwähnen, obwohl es auch in einigen Fällen nicht nötig ist, wenn die Versammlung darüber Bescheid weiß und zufrieden ist. Aber wenn Leute gelegentlich Brot brechen, sind sie genauso der Zucht unterworfen, als wenn sie immer dort wären, weil es die Kirche Gottes ist, um die es geht, obwohl sie repräsentiert wird durch zwei oder drei [Mt 18,20; Anm. d. Red.]: Christus ist dort. Wenn es nur eine gelegentliche Sache ist, dass jemand als Fremder kommt, und die Person nicht bekannt ist, dann sollte man das wohl erwähnen.

Was nicht zufriedenstellend in solchen Fällen ist, ist,

  1. die Person durch die Versammlung [in einer Weise; Anm. d. H.] zuzulassen, als wenn es noch eine weitere Gemeinschaft neben der Gliedschaft am Leibe Christi gäbe. Dies erkenne ich überhaupt nicht an.

  2. Zweitens habe ich Angst, dass solche eine Abneigung haben, wirklich ehrlich die Schmach der Stellung einzunehmen – der wahrhaft abgesonderten Stellung der Heiligen –, und man will vielleicht anderen sagen können, ich gehöre nicht zu denen, ich gehe nur als ein Gläubiger – ich gehe [zwar auch; Anm. d. Red.] nur als Gläubiger, nur ich akzeptiere auch die Stellung. Wenn man in solchen Fällen wartet, dass sie das einsehen, ist ganz in Ordnung.

Ein wahrer Gläubiger hat ein Anrecht an den Tisch; aber wenn man zusammenkommt als Glieder des Leibes Christi, sind alle ein Leib als solche, die teilhaben an dem einen Brot. Ich selbst kann niemand das Recht dazu geben. Ich erkenne ihr Anrecht an und warte auf ihren Wunsch, Licht darüber zu bekommen, aber werde ihnen nicht erlauben, mich in die Stellung einer Sekte zu bringen (und „volle Gemeinschaft“ bedeutet das). Ich stehe ihnen Ihre Unwissenheit zu und warte ab. Sie kommen nicht wirklich, um das Brot mit uns zu brechen auf der Grundlage der Einheit des Leibes, wenn sie denken, dass sie nicht eins mit uns sind, wenn sie kommen. Denn wenn wir wahrhaftig sind und richtig stehen [und sie dann nicht eins sind mit uns; Anm. d. Red.], sind sie nicht eins mit dem Leib Christi, und das ist das einzige Prinzip des Zusammenkommens, das ich überhaupt kenne. Ich wiederhole, im gegenwärtigen Zustand der Kirche müssen wir Geduld haben, denn ihre Gedanken sind geformt worden in der Kirchenmitgliedschaft. Aber ich sollte nicht meine eigene Stellung verfälschen und auch nicht das unterstützen, was die anderen darüber denken mögen. Wenn die Person allen bekannt ist und bekannt ist, dass sie dort ist, um Brot zu brechen, dann ist eine [offizielle; Anm. d. Red.] Bekanntgabe nicht nötig; es ist ein Zeugnis von der Einheit des Leibes: Wenn es eine gelegentliche Sache ist, ist die Person, die die Einführung vornimmt, verantwortlich.

Ich erinnere mich an einen Fall, wo jemand, der in der Wahrheit wuchs, manchmal kam, um in einer Sonntagsschule zu helfen. Er kam von der anderen Seite Londons und fragte die Brüder, ob er nicht, wenn er dort bei ihnen wäre, wohl Brot brechen könnte – allein die Zeit erlaubte ihm nicht, zurückzugehen zu seinen Baptistenzusammenkünften, und er genoss die Gemeinschaft der Heiligen. Die Brüder erlaubten ihm das freudig; und, wenn meine Erinnerung richtig ist, er wurde nicht wieder neu vorgeschlagen, wenn er danach noch einmal kam. Sehr bald war er ganz unter den Brüdern, aber seine Gemeinschaft war so vollständig wie zu der Zeit, als er noch nicht dabei war, und wenn er dazu Anlass gegeben hätte, wäre er unter Zucht gestellt worden, gerade so, als wenn er jeden Sonntag da gewesen wäre.

Teilnahme ohne Versiegelung

Die andere Frage ist für mich schon heikler, weil es dabei um den Zustand der Seele geht wie auch von der Kirche, wenn Dunkelheit sie bedeckt. Viele Seelen rufen „Abba, Vater“ (das heißt, sie haben den Geist der Sohnschaft), aber obwohl sie Vertrauen auf Christus und nur auf sein Werk haben, besitzen sie keine Klarheit: Und da Zweifel in der Kirche gelehrt wird und ein klares, volles Evangelium unbekannt ist und selbst abgewiesen wird durch die Lehrer, ist dieser Zustand eine natürliche Konsequenz davon. Und es erfordert oft Geistlichkeit, zu entscheiden, wie der wahre Zustand Seele ist, ob er wirklich noch unbefreit unter Gesetz steht oder ob er durch Belehrung gesetzlich geprägt ist. Hartes, kaltes Wissen der Lehre ist nicht, was ich suche. Dann gibt es die Gefahr, eine Seele zurückzuwerfen, gerade dann, wenn sie Ermunterung braucht. Zweifel, die durch Zwiespalt kommen, wenn eine Seele wirklich Abba“ sagen kann, sind nicht ein Grund, jemand zurückzuweisen, obwohl sie zeigen, dass eine Seele nicht gut gegründet ist. Aber eine geübte Seele, die noch nicht ruht auf dem Werk Christi, ist nicht in dem richtigen Zustand für Gemeinschaft. So ist es mit jungen Bekehrten: Es ist weit besser für sie, zu warten, bis sie Frieden haben; nur man muss sorgfältig aufpassen, dass man ihnen klarmacht, dass man sie nicht zurückweisen will, sondern dass es zu ihrem eigenen Nutzen ist. Ich suche nicht ein Verständnis über die Befreiung, sondern dass jemand wirklich fähig ist, Abba, Vater“ zu sagen. Das Wissen über die Befreiung ist die Konsequenz der Versiegelung. Aber wenn jemand nicht versiegelt ist, ist er nicht in der christlichen Stellung: „Wer Christi Geist nicht hat, ist nicht sein.“ Frieden durch Vergebung ist, in Bezug auf das Werk Christi, der Beweis des Glaubens an das Werk Christi, und dieses Werk durch den Glauben aufzunehmen, ist die Grundlage der Versiegelung: Dann ist man befreit. Aber das Wissen über diese Sache ist eine andere Geschichte. Als Israel aus Ägypten heraus zu Gott gebracht war, waren sie befreit. Durch den Jordan traten sie in das Land ein, wurden beschnitten und aßen das Korn des Landes. Aber nur eine versiegelte Person allein ist in der wahren christlichen Stellung und die ist gegründet auf die Besprengung mit dem Blut – das heißt Glaube an das Werk Christi, durch das wir die Erlösung haben, nicht das Wissen um die Befreiung: Das ist die Auswirkung.

San Francisco, August 1875


Übersetzt aus Letters of J.N.D., Bd. 2, S. 349 (1875)

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