Wird das Tausendjährige Reich ein Rückschritt sein?

Roy A. Huebner

© SoundWords, online seit: 04.12.2005, aktualisiert: 28.12.2020

Frage

Bedeutet das Tausendjährige Reich der Dispensationalisten ein Rückschritt in den Wegen Gottes?

Antwort

Solche, die an dispensationaler Wahrheit festhalten, werden oft angeklagt, dass sie lehren würden, dass Gott zwei Pläne habe. Vielleicht gibt es solche, die so etwas gesagt haben, aber Tatsache ist, dass Gott einen Plan hat: sich selbst in Christus zu verherrlichen. Aber diese Entfaltung seiner Herrlichkeit in Christus beinhaltet zwei Sphären: die irdische und die himmlische. Israel steht besonders in Verbindung mit der Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in Christus in den „irdischen Örtern“, während der Leib Christi speziell verbunden ist mit der Offenbarung seiner Herrlichkeit in Christus in den „himmlischen Örtern“. Psalm 8 spricht davon, dass der Sohn des Menschen in der irdischen Sphäre herrschen wird. Das ist also nicht eins der neutestamentlichen Geheimnisse. Aber Epheser 1,10 sagt uns, dass Christus Haupt über alle Dinge sein wird, sowohl über die der irdischen als auch über die der himmlischen Dinge. Dass Christus auch Haupt über die himmlische Sphäre sein würde, war im Alten Testament nicht offenbart.

Die Berufung der Gläubigen heute ist nicht Teil der Entwicklung der Wege Gottes bezüglich seiner Regierung in den „irdischen Örtern“. Israel war mit dieser Regierung in einer besonderen Weise verbunden und wird es sein. Weder hat der Leib Christi Israel ersetzt noch ist er der geistliche Nachfolger von Israel. Der Leib Christi ist nicht ein irdisches Volk, wie Israel es war und sein wird, sondern ein himmlisches Volk, gesetzt in die himmlischen Örter, in Christus Jesus (Eph 2,6), mit einer himmlischen Hoffnung (Joh 14,1-3; Phil 3,20.21).

Der Herr Jesus war „ein Diener der Beschneidung für die Wahrheit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen; und damit die Nationen Gott verherrlichen sollten aufgrund von Barmherzigkeit“ (Röm 15,9). So werden sowohl Israel als auch die Nationen gesegnet. Bemerke gut, dass Israel – die Nation als solche – gesegnet werden wird. Sagt die Schrift nicht ganz ausdrücklich und sagt sie das nicht auch, nachdem Christus erhöht worden war, dass die Bündnisse Israel gehören, den Verwandten des Paulus nach dem Fleisch (Röm 9,4.5)?! Doch direkt gegen die ausdrücklichen Worte Gottes behaupten Anti-Dispensationalisten, dass der Neue Bund für die Gemeinde ist. Der Tod Christi traf besondere Vorsorge für die Zukunft Israels als gerettete Nation (Joh 11,51.52). Dann werden die Rebellen weggereinigt sein (Hes 20), ganz Israel wird gerettet sein (Röm 11,26). Und so wird es unter dem Messias im Tausendjährigen Reich einen großen Schritt nach vorne geben bezüglich der Wege Gottes in den „irdischen Örtern“. Bezüglich der Errettung wird Israel unter dem Neuen Bund stehen mit der Erkenntnis der Vergebung der Sünden (Jer 31,31-34; Heb 8,10-13). Betreffs der Regierung wird derjenige herrschen, dessen kostbares Blut die Basis für ihren Segen unter dem Neuen Bund sein wird. Gott wird in Ihm verherrlicht werden in direkter Regierung in den „irdischen Örtern“ in Israel. Christus wird herrschen vor seinen Ältesten in Herrlichkeit (Jes 24,23), und so wird Israel Haupt sein, während die Nationen Schwanz sein werden (5Mo 28,13.44).

Die Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reich ist also ein großer Schritt nach vorne, ein großer Schritt nach oben, verglichen mit der Stellung Israels und der Nationen in den Zeiten des Alten Testamentes, wenn man es betrachtet vom Standpunkt der Entwicklung der Wege Gottes in seiner Regierung auf der Erde und der Erkenntnis Israels bezüglich des Heils. Es wird nämlich „ganz Israel“ gerettet sein (Röm 11,26) und „ganz Israel“ vor Gott stehen in nationaler Sohnschaft (Röm 9,4), wenn die Erkenntnis des Herrn die Erde bedecken wird wie die Wasser das Meer (Jes 11,9), wenn der Herr allein erhoben sein wird (Jes 2,11) usw. Das wird leicht verstanden von solchen, die sich nicht der geistlichen Alchemie prophetischer Aussagen hingegeben haben. Lass bloß die himmlische Einschaltung außen vor und es ist klar, dass wir es mit einem immensen Schritt nach oben zu tun haben.

Anti-Dispensationalisten meinen, dass das Tausendjährige Reich, so wie es von Dispensationalisten verstanden wird, ein Schritt nach unten ist, ein Rückschritt, ein Schritt, der judaisiert – weil die Vorrechte niedriger sind als die christlichen Vorrechte (die sie auch nicht richtig verstehen). Aber dieses Argument gründet sich auf die Weigerung, anzuerkennen, dass die Wahrheit des Leibes Christi verbunden ist mit einer himmlischen Einschaltung in der Entwicklung der Wege Gottes in der Regierung auf der Erde. Solche denken, die Gemeinde sei das „geistliche Israel“ und deshalb werde es auch nichts nach der Gemeinde geben. Aber gerade dieses Konzept von der Gemeinde als neues Israel ist es, was in Wirklichkeit judaisiert – nicht die dispensationalistische Wahrheit.


Aus „The Designation ,The Heavenly Parentheis‘“
J.N. Darbys Teaching Regarding Dispensations, Ages, Administrations and the Two Parenthesis, Jackson (Present Truth Publishers) S. 44–45
www.presenttruthpublishers.com

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