Gebet
Eine Voraussetzung für den Frieden des Herzens

Elmo Clair Hadley

© CSV, online seit: 25.12.2005, aktualisiert: 19.05.2022

Leitvers: Jakobus 4,3

Jak 4,3: Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.

Gott hat alle Macht, nichts ist Ihm unmöglich, und es ist seine besondere Herrlichkeit, zu geben, denn Er ist sowohl allmächtig, wie Er auch die Liebe ist. Aber Er ist auch Licht. Seine Gaben sind reich und groß, denn in ihnen entfaltet Er die Größe seiner Macht und seiner Liebe, aber sie offenbaren auch die Reinheit und Heiligkeit seines Wesens. Er wird nie in solch einer Weise geben, die man als Nachsicht mit den Sünden seines Volkes missdeuten könnte. „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.“ Wir können unmöglich etwas von Gott erbitten, was zur Befriedigung eines sündigen Verlangens oder selbstsüchtiger Absichten dient. Die Liebe Gottes zu uns macht es Ihm unmöglich, solch ein Gebet zu erhören, noch wäre es gut, täte Er es. Viele unserer Gebete werden uns nicht deswegen abgeschlagen, weil Gott nicht Freude daran hätte, zu geben, oder weil Er nicht dazu fähig wäre, sondern weil Er in seiner unendlichen Weisheit weiß, dass das, was wir erbeten haben, nicht zu unserem Guten wäre.

Wie gesegnet für uns, Geliebte, dass es so ist, und wie lieblich ist der Friede, der unser Herz dann erfüllt, wenn wir alles seinem Willen überlassen, wenn wir in dem Geist der Worte des Herrn beten: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ Denn sein Wille ist stets der beste, hat er doch die unendliche Weisheit und unerschöpfliche Liebe Gottes zur Grundlage. Selbst wenn sein Wille für uns im Augenblick Opfer und Leiden bedeuten mag, er ist dennoch der beste, denn in seinem unendlichen Wissen sieht Er nicht nur die Gegenwart, sondern die ganze zukünftige Ewigkeit und erwählt für uns, was uns den tiefsten und dauerhaftesten Segen bringen wird.

Wir sind mit unserem begrenzten Fassungsvermögen und Erkennen nicht imstande, die Zukunft zu sehen oder viel davon zu erkennen, was das Ergebnis einer Sache sein könnte, aber wir können auf die Weisheit eines allmächtigen, allweisen Gottes der Liebe vertrauen. Und welch einen Frieden bringt uns das, wenn wir es tun! „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus“ (Phil 4,6.7). Diese Verse versprechen uns nicht, dass alles, was wir erbitten, uns gegeben werden wird, sondern sie zeigen uns, dass unsere Herzen, indem wir alles zu Ihm bringen, alles seiner Liebe und Sorgfalt überlassen, in den Frieden, seinen eigenen Frieden, eintreten dürfen.

Was immer die Gegenstände oder Umstände sein mögen, die wir der liebevollen und weisen Sorgfalt dessen anvertrauen, dem alle Dinge möglich sind – wenn wir sie Ihm in der Gewissheit anvertrauen, dass Er, wenn es gut für uns ist, antworten wird und dass es, wenn Er die Antwort zurückhält, deswegen geschieht, weil sein Wille der beste ist, so wird uns der tiefe Friede Gottes erfüllen. Wir müssen nicht beten, um Gott zum Geben bereit zu machen. Es ist seine große Freude, zu geben. „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz aufgekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“ (1Kor 2,9). Aber Er möchte, dass wir Ihn bitten, damit wir bei der Erfüllung unserer Gebete das Bewusstsein haben, dass Er der Geber ist. Und wenn Er auf der anderen Seite in seiner unendlichen Weisheit sieht, dass die Sache, um die wir bitten, nicht zu unserem Guten ist, so erfüllt uns doch sein Friede, weil wir Ihm alles gesagt haben und alles seiner Obhut überlassen in dem köstlichen Bewusstsein, dass sein Wille der beste ist. Wenn Er uns etwas vorenthält, so deswegen, weil Er eine tiefere Segnung, ein besseres Teil für uns bereithält, und in diesem Bewusstsein seiner Liebe befähigt Er uns, unseren eigenen Willen aufzugeben, um seinem Willen zu folgen.

Oft sind auch unsere Beweggründe gemischt. Wie viel von unserem eigenen Ich mischt sich unter unser Bitten! Wenn wir in das Licht seiner reinen und heiligen Gegenwart eintreten und unserem Verlangen dort vor Ihm Ausdruck geben, werden wir uns dessen bewusst. Wenn wir in seiner Gegenwart dem Einfluss seiner Liebe ausgesetzt sind, werden wir gern bereit sein, all diese gemischten Beweggründe und Begehren aufzugeben, um allein seinem heiligen und guten und wohlgefälligen Willen zu folgen.

Es ist daher von äußerster Wichtigkeit für uns und zu unserem Guten, wenn wir tun, wozu uns Gott in seiner Weisheit ermuntert: in allem durch Gebet und Flehen mit Danksagung unsere Anliegen vor Gott kundwerden zu lassen. Nichts ist zu gering, dass es uns nicht zum Gewinn würde, wenn wir es in seine heilige Gegenwart bringen und seinem liebenden Herzen anvertrauen; und nichts ist zu groß, dass Er es nicht tun könnte, wenn es für uns gut ist. Beständig in seiner Gegenwart mit Ihm über die kleinen wie über die großen Dinge des Lebens zu reden, wird uns zu einem tieferen Vertrautsein mit Ihm selbst führen und uns befähigen, mehr und mehr seine heilige, liebevolle und weise Sorgfalt für uns zu erkennen. Gebet bedeutet nicht, Gott zu befehlen; auch nicht, etwas von Ihm zu erflehen oder gar zu ertrotzen, was Er uns zu geben nicht bereit ist, sondern es ist das Reden über alles zu dem, der heilig, voll Liebe und Weisheit ist und der ein tiefes und persönliches Interesse an allem hat, was uns betrifft.

Möge der Herr uns beten lehren! Wie oft haben wir Gebete gesprochen, aber wie wenig haben wir wirklich gebetet!


Originaltitel: „Gebet – eine Voraussetzung für den Frieden des Herzens“
aus Ermunterung und Ermahnung, Jg. 41, 1987, S. 47–50


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