Drei Tische
1. Korinther 10,14-22

Jacob Gerrit Fijnvandraat

© Bode, online seit: 11.01.2003, aktualisiert: 17.11.2022

Leitverse: 1. Korinther 10,14-22

1Kor 10,14-22: 14 Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst. 15 Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage. 16 Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? 17 Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot. 18 Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? 19 Was sage ich nun? Dass ein Götzenopfer etwas sei, oder dass ein Götzenbild etwas sei? 20 Sondern dass das, was [die Nationen] opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. 21 Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches. 22 Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als er?

Das eine oder das andere …

In 1. Korinther 10,21 finden wir eine zweifache Kontrastierung: Der Kelch des Herrn wird dem Kelch der Dämonen gegenübergestellt, und der Tisch des Herrn steht dem Tisch der Dämonen gegenüber. Die Teilnahme am Kelch und am Tisch des Herrn drückt aus, dass wir Gemeinschaft mit dem Herrn und miteinander haben. Die Grundlage dieser Gemeinschaft ist die gewaltige Tatsache, dass der Herr Jesus Christus für uns sein Blut vergossen hat zur Vergebung unserer Sünden und dass Er seinen Leib, mit dem Er unsere Sünden getragen hat und für uns zur Sünde gemacht worden ist, für uns dahingegeben hat (Eph 1,7; 1Pet 2,21-24). Obwohl es in 1. Korinther 10,14-22 um die Rechte des Herrn und seine Heiligkeit geht, ist es doch auch wahr, dass diejenigen, die am christlichen „Gottesdienst“ teilnehmen, damit anzeigen, dass sie mit Gott versöhnt sind und den Herrn Jesus als ihren Erlöser und Herrn kennen. Diejenigen, die in den Götzentempeln den Kelch der Dämonen trinken und am Tisch der Dämonen (d.h. an Opfermahlzeiten) teilnehmen, drücken dadurch ihre Verbundenheit mit den Götzen – das heißt im Grunde mit den Dämonen – aus. Ihre Opfer haben das Ziel, die Götzen zu ehren und sie günstig zu stimmen. Zwischen diesen beiden „Gottesdiensten“ besteht ein himmelweiter Unterschied. Paulus hält den Gläubigen in Korinth sehr ernst und nachdrücklich vor, dass sie nicht an beiden Gottesdiensten teilnehmen können. Wenn sie am christlichen Gottesdienst teilhaben und sich zugleich an heidnischen Opfermahlzeiten beteiligen, reizen sie den Herrn zur Eifersucht. Wir können nicht zwei Herren dienen. Wir können nicht Gott dienen und den Götzen. Gott will uns ganz für sich haben, und der Herr Jesus will das auch. Gott „lässt es sich nicht gefallen“, dass wir Ihm nicht den Platz einräumen, der Ihm zusteht. Meinen wir vielleicht, dass wir es mit Gott aufnehmen können? Kurzum: Die beiden Gottesdienste sind unvereinbar und unversöhnlich miteinander.

Und der Tisch von …

In der Überschrift dieses Artikels habe ich eine dritte Möglichkeit angedeutet, ohne diese näher zu benennen. Die Frage ist nämlich, ob es nach der Schrift auch noch andere „Kelche“ und „Tische“ gibt. Die Schrift spricht nicht ausdrücklich von anderen Tischen; dürfen wir es dann tun? Es gibt Ausleger, die von einem „Tisch der Menschen“ oder von einem „Tisch dieser oder jener Gruppe oder Versammlung“ sprechen, wenn die Gottesdienste dort nicht mit ihrer Auffassung übereinstimmen. Dieser Sprachgebrauch ist als Folge der Zerrissenheit in der Christenheit aufgekommen, und das ist gut zu verstehen. Man meinte, den Tisch in anderen Kirchen oder Gruppen nicht als Tisch des Herrn bezeichnen zu können, weil dort Dinge stattfanden, mit denen man nicht einverstanden war; andererseits fand man es auch nicht gerechtfertigt, von einem Tisch der Dämonen zu sprechen. Also suchte man nach einer Bezeichnung, die sozusagen dazwischen lag. Die Frage ist jedoch, ob dies biblisch vertretbar ist und, wenn ja, in welchen Fällen man eine solche Bezeichnung gebrauchen darf.

Nun, es gibt meines Erachtens Gründe, von „anderen“ Tischen zu sprechen als den beiden, die die Schrift namentlich nennt. Wir können dazu einen Vergleich mit 1. Korinther 11,20.21 ziehen, wo der Apostel nicht vom Tisch des Herrn, sondern vom Mahl des Herrn spricht. Die Korinther hielten miteinander eine Mahlzeit, von der sie meinten, dass sie damit das Mahl des Herrn feierten, aber Paulus bestreitet das ganz entschieden: Es ist „nicht des Herrn Mahl essen“. Er fügt jedoch nicht hinzu, dass es sich somit um das Mahl der Dämonen handele. Wie wir die Mahlzeit, die die Korinther miteinander hielten, nennen können, werden wir später sehen; es geht jetzt nur darum, zu zeigen, dass eine dritte Bezeichnung wie „Abendmahl von Menschen“ oder etwas dergleichen biblisch gesehen nicht unvertretbar ist. Analog dazu ist es auch nicht unvertretbar, von einem „Tisch von Menschen“ zu sprechen. Bleibt noch die Frage, in welchen Fällen man eine solche Bezeichnung gebrauchen darf. Um die Antwort darauf zu finden, wenden wir uns nochmals dem mehr oder weniger vergleichbaren Thema von 1. Korinther 11 über das Essen des Mahls des Herrn zu.

Warum aßen die Korinther nicht „das Mahl des Herrn“?

Die Korinther hatten eine Mahlzeit, bei der sie Brot aßen und Wein tranken wie beim Mahl des Herrn. Offenbar meinten sie – wie gesagt –, dass sie das Mahl des Herrn feierten, aber Paulus bestreitet das und gibt als Grund dafür an, dass jeder „sein eigenes Mahl vorwegnahm“. Sie aßen einfach ihr eigenes mitgebrachtes Brot. An sich war daran nichts Verkehrtes, wenn sie es nicht als Essen des Mahls des Herrn betrachtet hätten. Das taten sie aber, und das war ihr Fehler. Es war jedoch noch etwas mit ihrer Mahlzeit nicht in Ordnung: Wenn man aus dem Mahl des Herrn eine gewöhnliche Mahlzeit macht, um seinen Hunger zu stillen, denkt man doch wenigstens auch an seine Brüder und Schwestern, die nicht genug zu essen mitbringen konnten. Das taten die bessergestellten Gläubigen in Korinth jedoch nicht. Sie aßen und tranken sich satt und kümmerten sich nicht um ihre armen Geschwister: ein beschämendes Schauspiel! Es ist schön, wenn man als Gemeinde zusammenkommt, um zu essen, aber wenn man es so tut, kann man ebenso gut zu Hause essen.

Damit ist aber noch nicht alles gesagt. Der eigentliche Fehler der Korinther war, dass das Brot für sie keine Darstellung des Leibes Christi war, und beim Wein dachten sie nicht an die Tatsache, dass Christus sein Blut vergießen musste, um uns mit Gott zu versöhnen. Dies geht meines Erachtens aus dem, was Paulus in 1. Korinther 11,27-34 schreibt, hervor. Das, was ein Mahl zum Mahl des Herrn macht, fehlte bei ihnen. Nun, wenn bei einer „Abendmahlsfeier“ in der Christenheit dieses Hauptelement fehlt, kann man von einem Abendmahl von Menschen sprechen, aber wenn Gläubige in Aufrichtigkeit (sei es auch mit mangelnder Erkenntnis oder mit praktischen Unzulänglichkeiten) das Mahl des Herrn feiern wollen im Gedenken an das, was Er durch sein versöhnendes Leiden und Sterben getan hat, darf niemand sagen, dass es sich um ein Abendmahl von Menschen handelt, nur weil das eine oder andere Detail nicht mit seinen Erkenntnissen übereinstimmt. In verschiedenen „bibeltreuen“ Kirchen und Kreisen wird durchaus das Mahl des Herrn gefeiert; man trinkt dort den Kelch des Herrn und nimmt am Mahl des Herrn teil.

Kommen wir nun zum Thema „Tisch des Herrn oder Tisch von Menschen“ zurück und wenden darauf dieselbe Richtlinie an. Wir dürfen nur dann von einem Tisch von Menschen sprechen, wenn „der Kelch der Segnung, den wir segnen“, nichts mehr mit der „Gemeinschaft des Blutes des Christus“ zu tun hat und wenn „das Brot, das wir brechen“, nichts mit dem „Leib des Christus“ zu tun hat. Wenn es nicht mehr das Mahl des Herrn ist, sondern ein Mahl von Menschen, kann man auch nicht mehr vom Tisch des Herrn sprechen, denn die beiden Begriffe sind unlöslich miteinander verbunden. Wo vom „Mahl des Herrn“ die Rede ist, ist auch vom „Tisch des Herrn“ die Rede.

Etwas anderes ist es, wenn man, obwohl man es mit dem Mund bekennt, willentlich keine Rücksicht auf die Rechte des Herrn nimmt. Aber dann kann man auch nicht mehr von bibeltreu sprechen. Mit „bibeltreu“ meine ich, dass man die Bibel als unfehlbares Wort Gottes annimmt und danach handeln will. Wenn man das willentlich nicht tut, entsteht eine andere Situation, aber darum geht es mir in diesem Artikel nicht.

Also … kann man überall hingehen …?

Aus dem Obenstehenden könnte jemand schließen, dass es demnach gleichgültig ist, zu welcher Kirche oder Gemeinde man geht, wenn diese nur „bibeltreu“ ist und beim Abendmahl der Tod des Herrn verkündigt wird. Diese Schlussfolgerung ist jedoch nicht richtig. Für unser eigenes Gewissen geht es nämlich um mehr als nur um die Frage, ob dem Hauptmerkmal der Abendmahlsfeier entsprochen wird. So wie Gott im Alten Bund vorgeschrieben hatte, wie es beim Dienst in der Stiftshütte zugehen musste, hat Er auch für das Zusammenkommen der Gemeinde Anweisungen gegeben, auf die wir Rücksicht nehmen müssen. Nun können dabei Unterschiede in der Erkenntnis auftreten, und beim Befolgen dieser Anweisungen kann Schwachheit eine Rolle spielen, aber dass es Anweisungen gibt, steht außer Frage. Denken wir nur an die wiederholte Formulierung im Brief an die Korinther: „Wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt …“ – worauf dann bestimmte Anweisungen folgen. Ohne in einem gesetzlichen Geist Gläubige zu verurteilen, die anders zusammenkommen als wir, müssen wir doch persönlich nach der Erkenntnis handeln, zu der wir durch das Studium des Wortes Gottes gelangt sind. Aber was ist, wenn andere dem nicht entsprechen? Eine Geschichte aus dem Alten Testament kann uns helfen, unsere Haltung in dieser Frage zu bestimmen und dabei vor einem normenlosen und einem sektiererischen Standpunkt gleichermaßen bewahrt zu werden.

Mein Herr Mose, halte sie zurück …

Die Geschichte, die ich meine, hat nichts mit dem „Gottesdienst“ zu tun, sondern dient nur als Vergleich, um zu zeigen, wie langmütig Gott ist, wenn die Dinge nicht genau so geschehen, wie Er es angeordnet hat. Und das gilt auch für Mängel, die den Gottesdienst betreffen, denn Gott ist noch immer derselbe langmütige Gott. In 4. Mose 11,16.17 lesen wir, dass Mose den Auftrag bekommt, 70 Älteste aus dem Volk vor dem Zelt der Zusammenkunft zu versammeln. Einen Teil des Geistes, der auf Mose war, würde Gott auf diese 70 Personen legen, so dass sie Mose helfen könnten, die Last des Volkes zu tragen. Mose ruft die 70 Männer vor dem Zelt zusammen, und tatsächlich empfangen sie einen Teil des Geistes Moses und weissagen dadurch bei dieser Gelegenheit (später tun sie das nicht mehr). Ein gewaltiges Ereignis! Welch eine Fürsorge Gottes für Mose und für sein Volk!

Aber „zwei Männer blieben im Lager zurück, der Name des einen war Eldad und der Name des anderen Medad“. Sie gehörten zu den 70 Mann, die als Älteste vorgesehen waren, aber sie waren „nicht zum Zelt hinausgegangen“. Sie waren also ungehorsam! Auf sie kommt natürlich kein Teil des Geistes!? Das kann ja nicht sein, denn sie waren nicht an dem Ort, wo sie sein mussten. So würden wir argumentieren. Was geschieht jedoch? Sie empfangen sehr wohl einen Teil des Geistes! Das geht aus der Tatsache hervor, dass sie ebenso weissagen wie die 68 Männer vor dem Zelt der Zusammenkunft. Ein junger Mann, der dies bemerkt hat, rennt voller Eifer für den Herrn zu Mose und erzählt ihm, was im Lager los ist. Josua, der Diener Moses, steht dabei, als der Junge seine Geschichte erzählt, und sagt empört: „Mein Herr Mose, halte sie zurück!“ Das ist doch ein vorbildliches Verhalten von Josua! Er tritt standhaft für die Wahrheit ein. Zum Zelt der Zusammenkunft kommen – das war der Auftrag, und das haben Eldad und Medad nicht getan. Diesem Ungehorsam muss Einhalt geboten werden!

Eiferst du für mich?

Wir können uns die Empörung Josuas gut vorstellen. Wir sind oft genau wie er. Wenn man Gottes Wort (oder unserer Erkenntnis über das Wort) nicht hundertprozentig entspricht, ist das Ungehorsam, und der muss bestraft werden. Kommt eine Gruppe auf etwas andere Weise zusammen, als wir es in unserer Kirche oder unserem Kreis tun, muss da eingegriffen werden. Doch Josua bekommt eine Abfuhr. Mose bestraft ihn mit den Worten: „Eiferst du für mich?“ He, Josua eiferte doch für den Herrn? Nun, Mose erkennt einen tieferen Beweggrund bei seinem Diener. Er eiferte für seinen Meister Mose. Dieser war ja von Eldad und Medad lächerlich gemacht worden. Und er, Josua, war der Diener Moses, so dass die seinem Meister angetane Unehre auch ihn ein wenig traf. Wie schauen wir hier in einen Spiegel! Wenn es nicht nach unseren Erkenntnissen geht (und die können richtig sein, ebenso wie die Josuas), empfinden wir das als Unehre für uns selbst, für unsere Gruppe oder für unsere Führer. Natürlich, unserer Meinung nach geht es um die Ehre des Herrn, und das mag auch wahr sein, aber unsere Ehre, die Ehre „unserer“ Gruppe, steht doch im Vordergrund (ohne dass wir dies vielleicht selbst merken). Und wir gehen mit eiserner Hand vor. Wir stoßen Menschen, die nicht genau im Gleichschritt mit uns gehen, aus unserer Kirche oder unserem Kreis hinaus. Wir brechen Verbindungen mit Gläubigen, die jahrelang bestanden haben, ab, obwohl bei diesen Gläubigen von wirklichem Bösen keine Rede sein kann.

Mögen doch alle im Volk des Herrn Propheten sein …

Anstatt Josua recht zu geben und Eldad und Medad zu bestrafen, spricht Mose den Wunsch aus, dass doch alle im Volk des Herrn Propheten sein möchten, wobei er die Frage des Kommens zum Zelt der Zusammenkunft und des Weissagens im Lager nicht berührt. Josua hätte merken müssen, dass der Herr selbst Eldad und Medad für ihre Abwesenheit nicht bestraft hatte, indem Er ihnen den Geist vorenthielt. Er gab ihnen von dem Geist, und diese Tatsache hätte Josua etwas sagen müssen, aber leider machte sie keinen Eindruck auf ihn. Josua betrachtete diese Männer nicht als Mitkämpfer, sondern als Gegner. So laufen auch wir Gefahr, Gläubige, die woanders zusammenkommen, als Gegner statt als Mitkämpfer zu betrachten. Wir achten dann nicht darauf, welchen Segen Gott ihnen gibt. Sie sind in unseren Augen dem Wort Gottes „nicht völlig“ gehorsam, aber das ist etwas anderes als „überhaupt nicht gehorsam“.

Das Obenstehende bedeutet allerdings nicht, dass die 68 Ältesten ebenso gut im Lager hätten bleiben können. Jeder der 70 war dafür verantwortlich, da zu sein, wohin ihn der Herr gerufen hatte.

Wo ist für uns das Zelt der Zusammenkunft?

Für die 70 Ältesten war es kein Problem, zu wissen, wo sie sein mussten. Der Ort, wohin der Herr sie gerufen hatte, war das Zelt der Zusammenkunft. „Unterschiede in der Auslegung“ der Anweisung Gottes, Unterschiede in der Erkenntnis oder etwas dergleichen spielte bei ihnen keine Rolle. Bei uns ist dies aber sehr wohl der Fall, wenn wir die Frage stellen, wie und wo der Herr will, dass wir zusammenkommen. Darum arbeite ich das Beispiel hier nicht weiter aus und gehe nicht auf die typologische Bedeutung des Zeltes der Zusammenkunft ein. Es geht jetzt ausschließlich darum, dass jeder für sich selbst in der Schrift nachprüfen muss, was der Herr darin über das Zusammenkommen der Gläubigen offenbart.

Jeder Gläubige ist persönlich dafür verantwortlich, da zusammenzukommen, wo die Schrift ihn haben will. Niemand darf sagen: „Ich kann hingehen, wo ich will, wenn es mir nur gefällt“, oder etwas dergleichen. Nein, wir müssen da sein, wo der Herr uns nach unserer Überzeugung haben will, ohne dass wir damit andere Gläubige von uns wegstoßen oder sie verketzern.

Wir wehrten ihm

Im Neuen Testament wird ein Ereignis berichtet, das einige Übereinstimmungen mit dem aufweist, was in 4. Mose 11 steht. Wir lesen nämlich in Markus 9,38-41 und Lukas 9,49.50, dass die Jünger des Herrn Jesus jemandem begegnet waren, der im Namen Jesu Dämonen austrieb. Anstatt sich darüber zu freuen und den Mann zu ermutigen, hinderten sie ihn daran, seine segensreiche Arbeit fortzusetzen. Sie gaben dabei folgenden Grund an: „weil er uns nicht nachfolgt“. Was dieser Mann tat, konnte in ihren Augen niemals gut sein. Ihr größter Einwand war nicht, dass er dem Herrn nicht nachfolgte, sondern dass er ihnen nicht nachfolgte. Kennen wir das nicht auch sehr gut?! Der Herr tadelt sie jedoch. Jemand, der wirklich im Namen des Herrn Wunder tut, wird nicht kurz darauf schlecht von ihm reden. Die Jünger mussten folgende Lektion lernen: „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“

Diese Lektion müssen auch wir uns zu Herzen nehmen. Wir kennen freilich einen anderen Ausspruch viel besser, da dieser unseren Neigungen eher entgegenkommt. Es ist der Ausspruch: „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich“ (Mt 12,30; Lk 11,23). Wir vergessen dabei, dass es in diesem Fall um die Pharisäer ging, die sagten, dass Jesus die Dämonen durch den Obersten der Dämonen austrieb. Wir mussten einmal etwas mehr auf die positiven Aussprüche des Herrn achten und bei den negativen etwas genauer nachprüfen, was der Herr meint.

Der Mann, der von den Jüngern belästigt wurde, folgte dem Herrn nicht so, wie die Zwölf dies taten. Mussten die Zwölf nun ihre Berufung vergessen und sich wie dieser Mann ganz allein auf den Weg machen? Nein, sie mussten ihrer Berufung gehorsam sein. So müssen auch wir den Weg gehen, den der Herr uns gezeigt hat. Das gilt auch für unser Zusammenkommen und für die Feier des Abendmahls. Wir müssen das so tun, wie wir es in Gottes Wort gefunden haben. Jeder ist verantwortlich, nach dem Licht zu handeln, das er hat, aber lasst uns im Umgang mit Gläubigen, die „einen anderen Weg gehen“, einmal etwas mehr auf das achten, was uns verbindet, als auf das, was uns trennt.

Anmerkung der Redaktion:
In 1. Korinther 10,14-22 gibt es neben dem „Tisch des Herrn“ und dem „Tisch der Dämonen“ auch noch den alttestamentlichen Tisch, den Altar. Dieser Altar wird in Maleachi 1,7 und Hesekiel 41,22; 44,16 der „Tisch Jahwes“ genannt. Dieser Umstand zeigt einmal mehr, dass man Gemeinschaft mit den hinter einem Tisch liegenden Grundsätzen hat. Denn der Israelit, der zum Altar kam, war – wie uns der Apostel Paulus belehrt – in Gemeinschaft mit dem Altar, das heißt natürlich nicht mit Kupfer überzogenem Holz, sondern mit den alttestamentlichen Prinzipien, die mit diesem Altar verbunden waren.


Originaltitel: „Drie tafels“.
Übersetzt aus Bode van het heil in Christus, 140 (1997) 10/11, S. 200–204, 226–228
http://www.schneid9.de

Übersetzung: Michael Schneider

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