Wann sollte eine Christin eine Kopfbedeckung tragen?
1. Korinther 11,5.10

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Leitverse: 1. Korinther 11,5.10

1Kor 11,5.10: Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt; denn es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre. … Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lass sie sich bedecken. Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen … Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, dass eine Frau unbedeckt zu Gott betet?

Einleitung

„Was?“, sagst du. „Die Frau soll ihren Kopf bedecken? In welcher Zeit lebst du eigentlich? Sind wir hier etwa bei den Muslimen?“ So oder ähnlich kann man es hören, wenn man das Thema „Kopfbedeckung der Frau aus christlicher Sicht“ anschneidet. Es ist daher nicht leicht, in einer Zeit wie heute über solch ein Thema einen Artikel zu verfassen. Aber sollten wir schweigen, wenn die Bibel darüber redet? Sollten wir besser dieses Thema umgehen? Muss man zu allem und jedem Stellung beziehen? Aber immer wieder wird diese Frage unter Christen diskutiert. Und nicht zu Unrecht, wie wir meinen. Schließlich läuft eine Frau Gefahr, durch ein falsches Verhalten in dieser Sache ihr Haupt zu „entehren“ (1Kor 11,5), etwas zu tun, was in Gottes Augen und vor den Engeln „schändlich und unanständig“ (1Kor 11,10) ist. Deshalb wollen wir doch einige Zeilen zu diesem Thema schreiben.

Unmöglich können wir an dieser Stelle auf jede Argumentation eingehen, die im Laufe der Kirchengeschichte vorgebracht wurde. Dennoch wird der Leser merken, dass wir so manche vorgebrachten Überzeugungen für haltlos, hinterfragbar oder auch überdenkbar halten. Dieser Artikel soll allerdings kein neues Gebot einführen, sondern zum Nachdenken über ein nicht unwichtiges Thema anregen.

An wen ist dieser Brief gerichtet?

Um den Geltungsbereich dieses Themas zu verstehen, müssen wir darüber nachdenken, an wen dieser erste Brief an die Korinther geschrieben wurde. Die Beantwortung dieser Frage wird uns bereits zeigen, dass der Gedanke, diese Botschaft gelte nur den Korinthern, haltlos ist. Bereits in den ersten zwei Versen des ersten Korintherbriefes heißt es:

1Kor 1,1.2: Paulus, berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, und Sosthenes, der Bruder, der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn.

Die Belehrungen des ersten Korintherbriefes waren nicht allein an die Gemeinde in Korinth gerichtet, sondern sie waren gleichlautend mit denen, die Paulus durch den Geist Gottes geleitet in allen Gemeinden lehrte. Das erkennen wir nicht nur aus diesen beiden ersten Versen des Korintherbriefes, sondern auch aus vielen anderen Stellen dieses Briefes, zum Beispiel aus 1. Korinther 4,17; 7,17; 14,33.37; 16,1. Es ist schon interessant, zu sehen, dass diese Beweislast in keinem Brief so stark ist wie gerade in jenem Brief, der in der Kirchengeschichte so sehr angefochten wurde – nicht allein wegen der Verse in 1. Korinther 11, wo es um die Kopfbedeckung geht, sondern zum Beispiel auch wegen der Verse in Kapitel 14, wo es um das Schweigegebot für Frauen in der Gemeinde geht (1Kor 14,34-37).

Hat das Kopftuch nur kulturelle Hintergründe?

Der Brief war also nicht nur für die griechischen Zeitgenossen damals, sondern er ist für alle Christen, die sich auf die Bibel als alleinige Quelle von Mitteilungen göttlicher Offenbarungen stützen. Aber, wendest du vielleicht ein, die Kopfbedeckung war nur für die damalige Kultur gedacht. – Wie wir eben gesehen haben, gelten die Anweisungen des ersten Korintherbriefes für alle Orte, wo man den Namen des Herrn anruft. Schon damals gab es Versammlungen in völlig unterschiedlichen Kulturkreisen. Somit ist es völlig unsinnig, hier an Anweisungen für eine ganz bestimmte Kultur in Korinth oder Griechenland zu denken. Bedenkt man zudem, dass Paulus in Vers 10 schreibt: „Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen“, dann wird es noch deutlicher, denn es heißt: „um der Engel willen“. Sind Engel etwa „kulturabhängige“ Wesen?

Wenn man argumentiert, die Kopfbedeckung der Frau sei nur kulturabhängig gewesen – wer gibt uns dann die Garantie, dass nicht viele Dinge in diesem Brief und überhaupt in der Bibel auch lediglich „kulturabhängig“ sind? Warum war es noch bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts völlig selbstverständlich, dass eine Frau ihren Kopf im Gottesdienst bedeckte? Mal bewusst ganz extrem gefragt: War der Weg zur Erlösung vielleicht auch nur „kulturabhängig“, und können wir heute das Heil auch auf einem anderen Weg erlangen? Im gleichen Brief warnt der Apostel Paulus vor vielen Dingen: vor Götzendienst, vor Gleichgültigkeit gegenüber moralisch bösen Menschen, vor Missbrauch der Gaben usw. Waren diese Dinge nun wirklich nur für die korinthischen Gläubigen gedacht? Waren diese Dinge nur „kulturabhängig“ und sind sie für uns heute nicht mehr relevant? Sicher ist der Götzendienst heute in der Regel ein anderer als damals, sicher ist das moralisch Böse heute oftmals anderer Art als damals, und sicher sollte sich die Frau in ihrem ganzen Leben fragen, wo sie eventuell ihre Position als Frau verlässt und die des Mannes einnimmt (oder umgekehrt!). Aber der gleiche Götzendienst würde auch heute noch verwerflich sein, das gleiche moralisch Böse würde heute genauso böse sein. Würde Paulus, wenn er heute diesen Brief zu schreiben hätte, wirklich auf diesen Abschnitt in 1. Korinther 11 verzichten? Bestimmt nicht!

Warum haben wir keine Probleme mit den allermeisten Äußerungen und Ermahnungen des Apostels Paulus in diesem Brief, nur bei dem Thema „Kopfbedeckung“ und „Schweigen der Frauen in der Gemeinde“ fangen wir an zu zweifeln? Müssen wir uns nicht ehrlich eingestehen, dass die Frage der Kopfbedeckung und das Schweigegebot für Frauen einfach völlig unzeitgemäß sind und wir innerlich dagegen widerstreben? Vielen fällt es nicht leicht, diese Prinzipien in einer Zeit wie heute zu praktizieren, wo die Kultur dem völlig entgegengesetzt ist. Wollen wir nicht einfach versuchen, ehrlich zu unserem Gott zu gehen und Ihm zu sagen: „Herr, unser Gott, du siehst unsere Zeit, in der wir leben. Es war für unsere Vorfahren viel einfacher, diese Dinge zu praktizieren, weil früher alle Frauen mit Kopfbedeckung in die Kirche gingen; aber heute, Herr, werden wir komisch angesehen und sogleich als Muslime kategorisiert. Herr, bitte hilf uns, dein Wort auch heute noch ernst zu nehmen. Bitte hilf uns, wenn wir in diesen Punkten oft Angst haben, wirklich dem biblischen Muster zu entsprechen.“ Wäre solch ein Gebet nicht aufrichtiger als die ganzen theologischen Versuche, die wir Gott anbieten, nur damit wir unsere Gewissen beruhigen?

Exkurs: Die Einbettung dieses Themas in die allgemeine Schöpfungsordnung

An dieser Stelle möchten wir einen Auszug aus einer Betrachtung von F.B. Hole zitieren, da wir es für sehr wichtig halten, zu verstehen, dass es sich nicht um irgendein nebensächliches Detail handelt, sondern um die Darstellung der Schöpfungsordnung Gottes.

Der neue Abschnitt beginnt mit 1. Korinther 11,2, der in direktem Gegensatz zu 1. Korinther 11,17 steht. … hier gab es etwas, worüber die Korinther unwissend waren. Anscheinend hatten sie die Überlieferungen beachtet, die ihnen über das Verhalten von Männern und Frauen in Verbindung mit Gebet und Weissagung gegeben worden waren, ohne die Wahrheit zu verstehen, die diesen Weisungen zugrunde lag. Dass der Mann diese geistlichen Tätigkeiten mit unbedecktem Haupt verrichten sollte und die Frau mit bedecktem Haupt, war nicht etwa ein launenhafter Einfall oder eine willkürliche Anordnung. Es stand im Gegenteil in Einklang mit der göttlichen Ordnung, die in Verbindung mit Christus errichtet ist. 1. Korinther 11,3 erwähnt drei Beziehungen, in denen das jeweilige Haupt eine Führungsfunktion hat.

Die höchste [Führungsfunktion] von ihnen beruht darauf, dass der Herr Jesus, als Er Mensch wurde, um den Dienst des Mittlers antreten zu können, den Platz der Unterwürfigkeit einnahm. Jesaja hatte von dem kommenden Knecht des HERRN geweissagt, dass Er das Ohr eines Belehrten haben und nie von der göttlichen Weisung abweichen würde. Also würde der HERR sein Haupt und sein Leiter in allen Dingen sein. Dies war in Christus vollkommen erfüllt, und die Tatsache, dass Er jetzt auferstanden und verherrlicht ist, hat seine Stellung nicht verändert. Er ist noch immer der Diener des Willens Gottes (obwohl Er niemals geringer ist als Gott selbst), und in Ewigkeit wird das Wohlgefallen des HERRN in seiner Hand gedeihen. In dieser Hinsicht ist Gott das Haupt des Christus.

Aber dann ist Christus das Haupt des Mannes, als von der Frau unterschieden. Eine gewisse Ordnung wurde bereits in der Schöpfung errichtet, weil „Adam zuerst gebildet wurde, danach Eva“. Auf diese Ordnung wird auch in den Versen 8 und 9 dieses Kapitels hingewiesen. Sie teilte mit ihm seinen Platz und seine Würde, doch selbst in den Tagen der Unschuld war die Führung Adam übertragen. Die Sünde hat diese Führerschaft nicht verändert und die in Christus erschienene Gnade Gottes auch nicht. So ist Christus das Haupt des Mannes, und zwar jedes Mannes. Und das Haupt der Frau ist der Mann.

Jedes Glied des menschlichen Körpers wird vom Haupt aus gesteuert. Das Bild ist darum sehr einfach und ausdrucksvoll. Es ist eine Frage der Führung. Die Frau soll sie vom Mann annehmen.

Der Mann soll die Führung von Christus annehmen. Und Christus nimmt die Führung von Gott an, und Er tut das in vollkommener Weise. Bei allen anderen geschieht das sehr unvollkommen. Der größte Teil der Menschheit erkennt Christus überhaupt nicht an, und in der gegenwärtigen Zeit ist viel Aufruhr in der Frauenwelt gegen die Leitung und Führerschaft der Männer, und das – bezeichnend genug – besonders in der Christenheit. Doch keine dieser Erscheinungen verändert das göttliche Ideal und die göttliche Ordnung.

Wenn nun irgendein Gläubiger, Mann oder Frau, mit Gott und seinen Dingen zu tun hat, sei es beim Beten (das heißt, wenn er sich an Ihn wendet) oder im Weissagen (das heißt, wenn er Worte von Ihm ausspricht), dann sind diese Weisungen hinsichtlich des unbedeckten oder bedeckten Hauptes zu beachten als Zeichen dafür, dass Gottes Ordnung anerkannt und befolgt wird. Die Verse 14 und 15 zeigen ferner, dass in Verbindung damit der Mann kurzes und die Frau langes Haar trägt.[1]

Pro und Contra

Nun aber zu den eigentlichen Argumenten für bzw. gegen die Kopfbedeckung. Diese Argumentation müssen wir in drei Kategorien einteilen:

A) Die Kopfbedeckung der Frau beim öffentlichen Beten außerhalb der Gemeinde
B) Die Kopfbedeckung der Frau in den Gemeindestunden
C) Die Kopfbedeckung der Frau beim persönlichen Gebet

A) Die Kopfbedeckung der Frau beim Beten außerhalb der Gemeinde

Schon bei diesem ersten Punkt stellt sich die Frage: Wie müssen wir den Abschnitt über die Kopfbedeckung in 1. Korinther 11 verstehen? Schreibt Paulus hier allein im Hinblick auf die Gemeindestunden oder galt das, was er schreibt, auch für das normale tagtägliche Leben einer christlichen Frau? Die Ansicht, der Abschnitt beschränke sich auf die Gemeindestunden, wird von einigen damit begründet, dass er im Kontext steht mit 1. Korinther 10, wo es um die Bedeutung der Zusammenkunft zum Brotbrechen geht, und mit dem weiteren Verlauf des Kapitels 11, das von den Zusammenkünften als Versammlung handelt. Auch die 1. Korinther 12 und 14 hätten die Gemeindezusammenkunft im Blick. Hierbei wird aber übersehen, dass bereits der Abschnitt 1. Korinther 10,23-33 sich nicht auf die Gemeinde, sondern auf die tägliche Praxis des Christen bezieht, nämlich ohne Anstoß zu wandeln.

Das gilt ebenso für den hier untersuchten Abschnitt 1. Korinther 11,3-16, der eine generelle Ordnung Gottes beschreibt: Gott als Haupt des Christus, Christus als Haupt des Mannes, der Mann als Haupt der Frau (1Kor 11,3). Es ist ganz gewiss nicht auf die Gemeindezusammenkunft beschränkt, dass Gott das Haupt des Christus ist, dass Christus das Haupt des Mannes und dass der Mann das Haupt der Frau ist. Erst in dem folgenden Abschnitt ab Kapitel 11,17 kommt der Apostel wieder auf die Gemeindezusammenkünfte zu sprechen: „wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt“.

In 1. Korinther 11,7 bis 9 wird in Bezug auf den Mann – dass er beim Beten sein Haupt nicht bedecken soll – auf die Schöpfungsordnung Gottes verwiesen: der Mann als „Gottes Bild und Herrlichkeit“ (1Kor 11,7; s. 1Mo 1,27), und: „Der Mann wurde … nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen“ (1Kor 11,9; s. 1Mo 2,18). Und aufgrund dieser Schöpfungsordnung wird in Vers 10 („Darum“) angeordnet, dass die Frau sich bedecken soll („eine Macht auf dem Haupt haben“; 1Kor 11,10). Weiter wird in den Versen 13 und 14 als Argument für die Beurteilung, ob es anständig sei, wenn „eine Frau unbedeckt zu Gott betet“ das angeführt, was uns schon die Natur lehrt: dass ein Mann kurzes Haar und eine Frau langes Haar haben soll, als Schleier bzw. Bedeckung, wie es ihrer natürlichen Veranlagung (Natur) entspricht, das heißt wie Gott sie geschaffen hat (1Kor 11,13.14). Die ganze Argumentation in 1. Korinther 11,3-16 zeigt so deutlich die allgemeine Gültigkeit der Anweisungen zur Kopfbedeckung der Frau, wenn sie betet oder weissagt.

Ob die Frage der Kopfbedeckung überhaupt etwas mit der Gemeinde zu tun hat, werden wir unter Punkt (B) versuchen zu klären. Jedenfalls zeigt der untersuchte Abschnitt, dass Paulus hier nicht von den Zusammenkünften als Gemeinde spricht, sondern dass die Anweisungen zur Kopfbedeckung der Frau generelle Bedeutung besitzen, auch für das normale tägliche Leben.

Manchmal kann man das Argument hören, die Frau solle in der Gemeinde nicht lehren, beten und weissagen sei ihr aber erlaubt. Wir bezweifeln aber ernsthaft, dass diese Auslegung richtig ist. Diese Ansicht wird oft aus dem soeben untersuchten Abschnitt 1. Korinther 11,3-16 abgeleitet, weil übersehen wird, dass sich dieser Abschnitt nicht auf die Ordnung in den Gemeindestunden beschränkt. Auch wenn man sich 1. Korinther 14,34 genauer ansieht, bleibt dort eigentlich kein Raum für die Möglichkeit, dass eine Frau in der Gemeinde beten oder weissagen kann. Interessant ist hier auch, dass es in 1. Timotheus 2,8 heißt, dass die Männer an jedem Ort beten sollten. Auf diese Problematik können wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen; das haben wir an anderer Stelle bereits ausführlich getan (siehe unseren Artikel: „Das Schweigegebot der Frauen“).

Generell bezieht sich 1. Korinther 11,5 mindestens auf alle Veranstaltungen bzw. Zusammentreffen mit anderen Personen auch außerhalb der Gemeinde, zum Beispiel  in seelsorgerlichen Gesprächen, in Kinderstunden, bei Frauentreffen, wenn die Mutter mit den Kindern betet usw. Die Frau sollte immer dort, wo sie durch öffentliches Beten oder Weissagen eine repräsentative oder führende Stellung, das heißt die Stellung eines Mannes, einnimmt, ihr Haupt bedecken (zum öffentlichen Charakter siehe Punkt C). Damit zeigt sie vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt bzw. vor der Engelwelt, dass sie ihre von Gott gegebene Position wertschätzt und damit zufrieden ist. Das gilt natürlich besonders dann, wenn Männer anwesend sind.

Natürlich wissen wir, wie schwer es ist, dies in der Praxis umzusetzen. Wir haben selbst Frauen, die nicht weniger Schwierigkeiten mit diesen Dingen haben. Doch gebt diese Frage nicht auf, macht nicht zu schnell einen Haken dahinter, sondern versucht immer wieder, auch in dieser Frage nach dem Willen des Herrn zu fragen und um Kraft zu bitten, ihn dann auch zu tun. Aber so wie die Männer aufgefordert sind, an jedem Ort zu beten – und viele Männer sind dieser Aufgabe noch nicht nachgekommen –, so wäre es aber fatal, wenn diese Männer für sich ein für alle Mal beschließen würden, ihrer Aufgabe grundsätzlich nicht nachzukommen. So solltet auch ihr, liebe Schwestern, euch nicht grundsätzlich vor diesen Gedanken verschließen. Sprecht es doch einfach einmal offen an, wenn ihr Frauenkreis oder dergleichen habt und ihr fürchtet, dass ihr komisch angesehen werdet, wenn ihr auf einmal beim Beten den Kopf bedeckt oder beim Weissagen, das heißt, wenn ihr von Gott etwas zu den Menschen sagt. Oft hat man auch ganz unbegründet Angst. Also, wir wollen nicht entmutigen, wir wollen euch Mut machen.

B) Die Kopfbedeckung der Frau in den Gemeindestunden

Wie wir bereits oben dargelegt haben, beinhaltet der Abschnitt 1. Korinther 11,3-16 generelle Anweisungen zur Kopfbedeckung beim öffentlichen Gebet und Weissagen. Allerdings müssen wir die Frage stellen, ob die Verse 5 und 10 auch auf die Gemeindestunden zutreffen. Die Gemeindestunden stellen einen ganz originären Bestandteil unseres Lebens als Christ dar. Und was die göttliche Ordnung für unser tägliches Leben betrifft, gilt gleichermaßen für die Ordnung in den Gemeindestunden, wobei in den Gemeindestunden noch weitere Anordnungen zum Beispiel zum Reden der Frauen gelten (1Kor 14,34), die öffentliches Beten und Weissagen ausschließen.

Kontra Kopfbedeckung in der Gemeinde

Demnach könnte eine Frau argumentieren, dass sich das Beten und Weissagen auf hörbare Äußerungen beziehen müsse, was sie in den Gemeindestunden nicht tun dürfe. Wie will man auch im Geiste oder in der Stille weissagen? Das mag mit dem Beten funktionieren, aber mit dem Weissagen wird es doch sehr schwierig.

Weiter wird gegen die Kopfbedeckung im Gottesdienst noch das kulturelle Argument gebracht, das wir aber weiter oben bereits widerlegt haben.

Leider stellt man in der Praxis oft fest, dass solche, die gegen eine Kopfbedeckung im Gottesdienst sind, dies nicht aus biblischer Überzeugung sind, sondern weil die Kopfbedeckung einfach nicht mehr zeitgemäß erscheint. Die Gefahr, dass wir biblische Anweisungen als „nicht mehr zeitgemäß“ abtun, ist natürlich in vielen Bereichen unseres christlichen Lebens sehr groß, und wir müssen uns, ob Mann oder Frau, fragen, inwieweit wir uns durch den Zeitgeist statt durch den Geist Gottes leiten lassen.

Pro Kopfbedeckung in der Gemeinde

Drei Argumente sind gegen dieses „Kontra Kopfbedeckung in der Gemeinde“ angeführt worden:

  1. Eine Schwester betet in der Gemeindestunde doch hoffentlich im Stillen.
  2. Ein Schwester betet doch auch dadurch mit, dass sie die Lieder mitsingt, die oft Gebetscharakter haben.
  3. Ein Bruder, der ein Gebet laut ausspricht, tut dies als Mund der Gemeinde, und dadurch betet die Schwester mit.

Einwände zu diesen Pro-Argumenten von der Kontra-Seite und Erwiderung

  1. Eine Schwester betet in der Gemeindestunde doch hoffentlich im Stillen. 
    Gegen Punkt 1 kann man anführen, dass eine Schwester doch sicherlich auch bei ihrer täglichen Arbeit öfter im Stillen betet und sie dann doch auch dort – also sicherheitshalber immer – eine Kopfbedeckung tragen müsse. Wer also Punkt 1 vertritt, müsse, um konsequent zu sein, den ganzen Tag eine Kopfbedeckung tragen. Das kann unseres Erachtens jedoch nicht nach den Gedanken Gottes sein, weil der Apostel Paulus dann nicht die Einschränkung gegeben hätte: „wenn sie betet oder weissagt“. Diese Bemerkung wäre überflüssig gewesen, wenn die Frauen sowieso den ganzen Tag das Haupt bedecken müssten. Andererseits wissen wir, dass unser Herr ständig in Gemeinschaft mit seinem Gott und Vater war, und doch lesen wir von speziellen Zeiten, wo Er im Gebet war – wie wir zum Beispiel auch von Daniel lesen, dass er dreimal täglich betete. Wir müssen hier also auch aufpassen, dass wir nicht in die Falle geraten, ein Argument bewusst ad absurdum zu führen.

  2. Eine Schwester betet doch auch dadurch mit, dass sie die Lieder mitsingt, die oft Gebetscharakter haben.
    Gegen Punkt 2 kann man anführen, dass das Singen von Liedern doch sonst in der Schrift auch vom Gebet getrennt besprochen wird.

  3. Ein Bruder, der ein Gebet laut ausspricht, tut dies als Mund der Gemeinde, und dadurch betet die Schwester mit.
    Gegen Punkt 3 kann man anführen, dass wir es nicht deutlich in der Schrift finden, dass, wenn ein Bruder betet, er dies grundsätzlich als Mund der Versammlung tut. Allerdings denken wir, dass es so sein sollte. Gemeinschaftliches Gebet, das Anlässe oder Anliegen hat, über die alle „übereingekommen“ sind, hat eine große Verheißung: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater, der in den Himmeln ist“ (Mt 18,19). Derjenige, der das Gebet in der Versammlung spricht, bringt es als Repräsentant oder „Mund der Versammlung“ vor Gott, aber alle Anwesenden, Männer und Frauen, beten gemeinsam. Wenn dann aber Männer und Frauen gemeinsam beten, sollten sicher Unterschiede deutlich werden. Das ist doch ziemlich klar der Tenor dieses Kapitels. Und die Frauen sollten mit bedecktem Haupt, die Männer mit unbedecktem Haupt beten.

    In Apostelgeschichte 4,24-31 und Apostelgeschichte 12,5 finden wir Beispiele, wie von der Versammlung (da sind auch die Schwestern unbedingt mit eingeschlossen) einmütiges oder anhaltendes Gebet zu Gott emporstieg. Persönliche und individuelle Gebete, die nicht Anliegen der Versammlung sind, gehören nicht in die Gemeindestunden, sondern in die eigene „Kammer“ (Mt 6,6).

    Auch die Gedanken über den Priesterdienst der Gläubigen bringen uns dazu, einen Repräsentationscharakter in vielen Diensten/Gebeten der Brüder in den Gemeindestunden zu erkennen.

Weitere Pro-Kopfbedeckungs-Argumente in der Gemeinde

Zusätzlich gibt es weitere Argumente, die auch für die Kopfbedeckung der Frau in der Gemeinde sprechen.

  • Zum einen heißt es in 1. Korinther 11,10: „Darum soll eine Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen.“ Verbinden wir diesen Vers mit der Belehrung des Epheserbriefes, dass die Engel in der Gemeinde die mannigfache Weisheit Gottes sehen, so können wir sagen: Auch wenn die Gläubigen als Gemeinde zusammenkommen und die Frauen nicht oder nicht laut beten, sollten die Engel sehen können, wie die Frauen durch das Tragen einer Kopfbedeckung ihre Zustimmung zur Schöpfungsordnung Gottes ausdrücken. Wenn auch die Existenz der Gemeinde unabhängig von dem Zusammenkommen ist, so gilt es doch zu bedenken, dass der Charakter der Gemeinde besonders dann deutlich wird, wenn man auch als Gemeinde zusammenkommt. Der Gedanke, dass die Schwestern dann ein besonderes Zeichen für die Engel haben sollten, passt sicherlich in diesen Zusammenhang.

  • Ein weiterer Gedanke in diesem Zusammenhang: Beim Beten und Weissagen handelt es sich um die zwei Eckpunkte der christlichen Tätigkeit. Beim Beten wenden wir uns zu Gott hin und beim Weissagen wenden wir uns von Gott zu den Menschen hin. Somit ist der Gedanke nicht von der Hand zu weisen, dass alle die Handlungen, die irgendwo dazwischen liegen, dann sicher auch mit eingeschlossen sind. Dazu würde dann auch der Besuch der Zusammenkünfte, das Brotbrechen, das Singen geistlicher Lieder usw. gehören.

  • Ein weiteres Argument könnte sein, dass das Haupt des Mannes schließlich Christus ist (1Kor 11,3), weswegen der Mann sein Haupt nicht bedecken sollte (übrigens im Gegensatz zu den Juden, wo die Männer bei religiösen Verpflichtungen stets eine Kopfbedeckung tragen mussten, was wohl daran lag, dass Christus noch nicht offenbart war!), und dass das Haupt der Frau der Mann ist. Doch sollte eben in der Gemeinde, wo Christus ja das Haupt ist, nicht das Haupt der Frau, also der Mann, gesehen werden. Deshalb die Schlussfolgerung: „So lass sie sich bedecken.“

  • Auch – an das vorige Argument anknüpfend – ist die Frau des Mannes Herrlichkeit (1Kor 11,7), und es soll in der Gemeinde eben nicht des Mannes Herrlichkeit gesehen werden, sondern allein die Herrlichkeit des Herrn Jesus.

  • Auch werden die langen Haare der Frau ihre „Ehre“ genannt (1Kor 11,15). Hier wird für „Ehre“ das gleiche griechische Wort benutzt wie weiter oben für „Herrlichkeit“. Also könnte man auch sagen, dass die langen Haare die „Herrlichkeit“ der Frau ist. So könnte man auch hier argumentieren, es sollte in der Gemeinde nicht die Herrlichkeit der Frau gesehen werden, sondern allein die „Herrlichkeit“ des Herrn. Ihm allein gebührt alle „Ehre“.

  • Die Frau ist zudem stets das Bild der Gemeinde. Der Herr Jesus hat die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben, lesen wir in Epheser 5. Dort heißt es, dass der Mann seine Frau lieben sollte wie Christus die Gemeinde. Es ist also deutlich, dass die Frau ein Bild der Gemeinde darstellt. Und weil die Gemeinde stets ihre Unterordnung unter ihr Haupt deutlich machen sollte, so schlagen manche vor, zeigt die Frau auch – besonders wenn wir als Gemeinde zusammenkommen – ihre Unterordnung dadurch, dass sie ihr Haupt bedeckt.

Diese Argumente sind natürlich in erster Linie Schlussfolgerungen, und das müssen wir einfach fairerweise dazusagen. Wenn sich allerdings eine Frau aufgrund dieser Überlegungen nicht nur beim gemeinsamen Gebet, sondern während der gesamten Gemeindestunden bedeckt, handelt sie nach unserem Dafürhalten jedoch sicherlich in Harmonie mit den Gedanken anderer Bibelstellen und damit eher zur Ehre des Herrn als zu seiner Unehre.

Auch die Argumentation, dass sich Ungläubige eventuell abgestoßen fühlen könnten, wird durch manche Erweckungsbewegungen widerlegt, wo Menschen reihenweise zum Glauben kamen, obwohl man in diesen Gemeinden an der Kopfbedeckung der Frau festhielt (und das auch in unser Zeit!).

C) Die Kopfbedeckung der Frau beim persönlichen Gebet

Manche Ausleger glauben, dass es sich in diesem Abschnitt nur um öffentliches Beten handelt und dass diese Vorschrift keine Anwendung findet, wenn eine Frau ganz allein persönlich vor ihrem Gott steht und betet. Hauptargumente dafür sind, dass erstens das Weissagen eigentlich nur öffentlich geschehen kann und dass es zweitens dem Apostel Paulus darum ging, jene Begebenheiten anzusprechen, wo die Frau eine repräsentative oder führende Stellung, das heißt die Stellung des Mannes einnimmt (wo sie also öffentlich betet oder weissagt, was in erster Linie die Aufgabe des Mannes ist; siehe 1Tim 2,8). Und das ist ja im persönlichen Gebet ausgeschlossen.

Andere halten das für eine nicht beweisbare und nicht akzeptable Einschränkung. Auch solche, die im Beten und Weissagen der Frau, wie oben bereits erwähnt, die Eckpunkte unserer christlichen Tätigkeit sehen, glauben, dass die Frau sich bei jeglichem Beten oder Weissagen – persönlich oder öffentlich – bedecken sollte.

Schluss

Unser Wunsch war es, einige Punkte, die uns in diesem Zusammenhang wichtig waren, einmal vorzustellen. Jede gläubige Frau sollte ernstlich vor dem Herrn erwägen, wie sie den eingangs zitierten Versen aus 1. Korinther 11 am besten gerecht wird. Dazu sollten die oben untersuchten Argumente eine Hilfestellung bieten. Unser Ziel ist es nicht, Forderungen zu stellen oder Gesetze anzuordnen, die wir nicht eindeutig aus der Schrift erkennen können. Dennoch halten wir jede Leichtfertigkeit in dieser Frage, die die Schöpfungsordnung Gottes berührt, für fahrlässig. Wir wollen Mut machen, den Gedanken Gottes zu entsprechen, anstatt dieses Thema mit wenigen und unseres Erachtens eher fragwürdigen Argumenten vom Tisch zu fegen.

Es ist noch zu bedenken, dass es in der ganzen Kirchengeschichte bis zum 20. Jahrhundert hierüber anscheinend überhaupt keine Frage gab, dass sich eine christliche Frau in der Gemeinde bedeckte. Noch heute sieht man ältere Frauen zur Kirche gehen und den Hut nicht an der Garderobe abgeben. Die älteren Männer hingegen geben ihren Hut an der Garderobe ab – die jüngere männliche Generation lässt die in Mode gekommenen Schlägerkappen beim Beten oftmals auf. Diese Eigenart sollte auch einmal in paralleler Weise überdacht werden, da es doch heißt, dass der Mann sein Haupt beim Beten nicht bedecken sollte.

Wir wünschen uns und jedem Leser, dass er sich in diesen Fragen durch Gottes Geist und nicht durch den Zeitgeist leiten lässt.

Anmerkungen

[1] F.B. Hole, Grundzüge des Neuen Testaments, Hückeswagen (CSV) 1995, Bd. 3: Römerbrief – Korintherbriefe, S. 149–151.

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