Laodizea – Gleichgültigkeit gegenüber Christus
Offenbarung 3,14-22

Hamilton Smith

© unbekannt, online seit: 22.12.2001, aktualisiert: 06.07.2023

Leitverse: Offenbarung 3,14-22

Off 3,14-22: Und dem Engel der Versammlung in Laodizea schreibe: Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! So, weil du lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund. Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts – und du weißt nicht, dass du der Elende und Jämmerliche und arm und blind und nackt bist –, rate ich dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, damit du reich wirst; und weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und Augensalbe, um deine Augen zu salben, damit du sehen kannst. Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße! Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir. Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt.

Einleitung

Das Sendschreiben an die Versammlung in Laodizea stellt die letzte Phase in der Geschichte der bekennenden Kirche auf der Erde dar. Dass wir diese Phase jetzt erreicht haben, zeigt sich sehr deutlich an dem in den letzten Jahren stark aufkommenden religiösen Liberalismus, den man unter anderem als Modernismus bezeichnet und der durch genau die Wesensmerkmale geprägt wird, die wir hier so plastisch geschildert finden. Die große Bedeutung des Sendschreibens an Laodizea liegt darin, dass wir hier eine ganz eindeutige Enthüllung der Gedanken des Herrn in Bezug auf diese letzte Phase der Christenheit haben, die Haltung, die Er dazu einnimmt, und die Wahrheit, die Er in dieser Phase vorstellen möchte. Der Gläubige wird so vor jenem Zustand gewarnt, den der Herr auf so strenge Weise verurteilt, und zugleich belehrt, wie diesem Zustand zu begegnen ist.

Ist es nicht bemerkenswert, dass der Herr in Philadelphia nichts zu verurteilen hat, während Er in Laodizea nichts gutheißen kann? Es muss das ernsthafte Begehren jedes von Herzen aufrichtigen Heiligen in den letzten Tagen sein, dem Zustand zu entsprechen, den der Herr billigt, und sich vor dem Zustand zu hüten, den Er verurteilt. Wir sollten uns aber sehr wohl daran erinnern, dass in uns keine Kraft ist zu einer Wiederherstellung nach dem Muster von Philadelphia noch Kraft, uns vor dem Zustand von Laodizea zu bewahren. Die Kraft zur Wiederherstellung und zur Bewahrung liegt in Christus. Die Wertschätzung Christi, wie Er uns in Philadelphia gezeigt wird, ist die Kraft zur Wiederherstellung, ebenso wie die Wertschätzung Christi, wie Er Laodizea vorstellt wird, der Weg ist, um der Gefahr zu entgehen. Wir finden also zunächst, wie sich der Herr Laodizea vorstellt.

Christus stellt sich in dreifacher Weise vor: als „der Amen“, als „der treue und wahrhaftige Zeuge“ und als „der Anfang der Schöpfung Gottes“. Es ist bemerkenswert, dass sich der Herr in Philadelphia nicht in seinem offiziellen Charakter in Verbindung mit der Versammlung, sondern in seinen moralischen Herrlichkeiten vorstellt. Noch bemerkenswerter ist, dass sich der Herr in Laodizea – so schlecht ist ihr Zustand – von einer Seite zeigt, die überhaupt nichts mit der Versammlung zu tun hat, sondern in einem Aspekt, der uns eine sehr schöne und vollständige Darstellung Christi in Bezug auf die gegenwärtige Schöpfung gibt.

1. Christus ist „der Amen“

Gott hat sehr weitreichende und kostbare Verheißungen in Verbindung mit dieser Schöpfung gegeben, und diese Verheißungen werden in Christus alle zur Erfüllung kommen. Dass dies die Bedeutung des Titels „Amen“ ist, lässt sich deutlich aus 2. Korinther 1,20 erkennen. Im Zusammenhang mit den Verheißungen Gottes schreibt der Apostel, dass, was immer auch Gott verheißt, in Christus das Ja und in Christus das Amen ist. Wenn Gott Verheißungen gibt, dann wird Er sie ganz gewiss erfüllen. Seine Verheißungen zeichnen sich durch Gewissheit (Ja) und durch Erfüllung (Amen) aus. Es ist aber Christus, der Gewissheit und Erfüllung garantiert. Er ist das „Ja“ und Er ist „der Amen“. Die Verheißungen werden in Ihm und durch Ihn erfüllt. Wenn aber jede Segensverheißung in der künftigen Welt, das heißt im Tausendjährigen Reich, durch Christus erfüllt wird, dann werden auch alle Dinge in dieser künftigen Welt zur Ehre und zur Verherrlichung Christi gereichen. Leider haben die Laodizeer Christus ausgeschlossen und benutzen die gegenwärtige Szene, um sich selbst zu erhöhen. Sie werden durch Christus als den „Amen“ verurteilt.

2. Christus ist „der treue und wahrhaftige Zeuge“

Diese Schöpfung ist der Bereich, in den der Mensch hineingestellt wurde mit der Verantwortlichkeit, Gott zu bezeugen. Adam, Noah, Israel, die Nationen und die Kirche hatten zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedene Weisen die Verantwortung, Zeugen für Gott zu sein. Leider haben sie alle versagt, sowohl in der Treue Gott gegenüber als auch im Zeugnis vor den Menschen. Adam war ungehorsam; Noah konnte nicht sich selbst beherrschen; Israel wandte sich den Götzen zu und fiel von Jehova ab; die Nationen missbrauchten die ihnen anvertraute Herrschaft; und die Kirche, indem sie ihre erste Liebe verließ, erwies sich als untreu Christus gegenüber und verlor dadurch ihre Stellung als Zeugnis vor den Menschen. Der Leuchter wurde weggerückt. Der letzte und schrecklichste Zustand des Versagens der Kirche wird in Laodizea erreicht, einer Kirche (Versammlung), die statt durch Treue durch Gleichgültigkeit Christus gegenüber geprägt ist und die, statt für Christus zu zeugen, in Wirklichkeit nur sich selbst bezeugt. Dieser schreckliche Zustand wird dadurch getadelt, dass Christus vorgestellt wird als Derjenige, der durch diese Welt ging als „der treue und wahrhaftige Zeuge“. Er allein war Gott treu und war ein wahrhaftiger Zeuge Gottes vor den Menschen.

3. Christus ist „der Anfang der Schöpfung Gottes“

Er ist nicht nur der Amen, derjenige, in dem alle Verheißungen Gottes für diese Schöpfung erfüllt werden, sondern Er ist auch der Anfang. Er ist der Anfang als Quelle, insofern als die gesamte Schöpfung in Ihm ihren Ursprung hat. Er ist auch der Anfang als das Ziel der Schöpfung, denn von Beginn der Schöpfung an hatte Gott Christus vor Augen. „Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen“ (Kol 1,16). Wenn alles aus Ihm hervorgegangen ist, dann doch mit dem Zweck, dass alles zu seiner Ehre gereicht. Wenn Er der Anfang und das Ziel von allem ist, dann doch, damit Er alles erfüllt. So haben alle Gedanken Gottes in Bezug auf diese Schöpfung Christus zum Mittelpunkt. Er ist der Anfang, Er ist der Amen, und Er ist der treue und wahrhaftige Zeuge. Im Licht dieser Darstellung Christi werden die Laodizeer völlig verurteilt. Der, welcher in Gottes Gedanken „alles und in allen“ ist (Kol 3,11), steht außerhalb der „Kirche“ der Laodizeer. Sie sind den Ansprüchen Christi gegenüber gleichgültig und erfüllt vom Gefühl ihrer eigenen Größe und Wichtigkeit.

Hätten die Laodizeer die Wahrheit von Christus als dem Amen, dem treuen und wahrhaftigen Zeugen und dem Anfang der Schöpfung Gottes angenommen, so hätten sie Christus niemals zur Tür hinausgewiesen. Dann hätten sie erkannt, dass sie in Christus alles und ohne Ihn gar nichts hatten. Hätten sie den Brief an die Kolosser beachtet, der nach Kolosser 4,16 „in der Versammlung der Laodizeer gelesen“ werden sollte, dann wären sie, und auch die religiösen Bekenner heute, mit Sicherheit davor bewahrt worden, alles dem Menschen und nichts Christus zuzuschreiben. In diesem Brief hätten sie die Herrlichkeiten Christi kennengelernt, die Er in Verbindung mit allem Geschaffenen hat, und dass „Christus alles und in allen“ ist (Kol 3,11).

Sie hätten auch gelernt, dass man Christus beiseitesetzt, wenn man dem Menschen im Fleisch einen Platz einräumt. Den trügerischen Worten der Menschen Beachtung zu schenken, führt ab von der Festigkeit des Glaubens an Christus (s. Kol 2,4.5). Sich durch die Philosophie der Menschen verführen lassen heißt, dass man dem folgt, was „nicht nach Christus“ ist (Kol 2,8). Gesetzliche Vorschriften zu befolgen bedeutet, dem Schatten zu folgen und das Eigentliche, nämlich Christus, zu verlieren (Kol 2,16.17). Durch die Verführung des Aberglaubens und das Eindringen in Dinge, die man nicht gesehen hat, wird der Mensch aufgeblasen und hält nicht mehr das Haupt fest, nämlich Christus (Kol 2,18.19).

Kennzeichen der Laodizeer

Die Laodizeer hatten die Wahrheit, die Paulus ihnen im Brief an die Kolosser vermittelt hatte, nicht beachtet und mussten deshalb vom Herrn getadelt werden, was durch den Dienst des Apostels Johannes in der Offenbarung geschah. Die überredenden Worte der Menschen, Philosophie und eitler Betrug nach der Überlieferung der Menschen hatten bei ihnen die Oberhand, mit dem Resultat, dass in ihren Augen der Mensch alles und Christus ohne Bedeutung war. Ihr schrecklicher Zustand wird uns gezeigt. Nachdem der Herr sich selbst vorgestellt hat, folgt die Entlarvung der Laodizeer durch den Herrn. Erst nachdem sich der Herr selbst vorgestellt hat, entlarvt Er die Laodizeer. Nur wenn wir Christus vor Augen haben, können wir richtig einschätzen, wie ernst das Abweichen ist.

  1. Das erste und schrecklichste Kennzeichen der Laodizeer ist ihre Gleichgültigkeit gegenüber Christus. Was Christus anlangt, sind sie „weder kalt noch warm“. Sie haben Ihm gegenüber weder den weltlichen Hass eines Ungläubigen noch die brennende Liebe eines wahren Christen. Sie sehen keine Schönheit in seiner Person. Sie schätzen sein Werk nicht hoch ein. In der „Kirche“ der Laodizeer darf man in Bezug auf die Person und das Werk Christi denken, halten und sagen, was man will. Das alles ist völlig einerlei. In den Augen des Herrn ist diese Gleichgültigkeit furchtbar. Um auszudrücken, wie verabscheuungswürdig für Ihn diese tödliche Gleichgültigkeit Ihm gegenüber ist, gebraucht der Herr Worte des Ekels und der Verachtung, wie Er sie nicht einmal gegenüber Thyatira mit all ihrer Verderbtheit gebraucht, noch gegenüber Sardes mit all ihrem toten Formalismus. Die Tatsache, dass der Herr sagen kann, Er werde sie aus seinem Munde ausspeien, zeigt, dass Er sie als bekennende Christen sieht. So spricht Er nie von Heiden. Dass man durch das Bekenntnis des Namens Christi einen Menschen veredeln und erhöhen will, dem Christus völlig gleichgültig ist, das erregt so sehr den Ekel Christi.

  2. Zweitens zeichnet sich der Laodizeer dadurch aus, dass er mit sich selbst beschäftigt ist. „Du sagst: Ich bin“ dies und ich bin das. Weil ihnen Christus gleichgültig ist, sind sie voll von sich selbst. Statt ein Zeugnis für Christus zu sein, wird die Kirche zu einem Zeugnis für sich selbst.

  3. Drittens ist der Laodizeer von Selbstgefälligkeit geprägt. „Du sagst, ich bin reich.“ Aber leider liegen die Reichtümer, deren sich der Laodizeer rühmt, in ihm selbst und nicht in Christus.

  4. Viertens: Der Laodizeer hat es zu etwas gebracht. Er sagt nicht nur: „Ich bin reich …“, sondern: „Ich bin reich geworden.“ Der Reichtum der Laodizeer ist das Resultat ihrer eigenen Arbeit. Sie rühmen sich nicht nur ihres Reichtums, sondern auch ihrer Mühen, durch die sie ihn erworben haben.

  5. Fünftens ist der Laodizeer selbstzufrieden, denn er sagt, dass er nichts bedarf. Sie brauchen Christus nicht persönlich, denn Er steht außerhalb ihrer Kirche. Sie brauchen sein Werk nicht, denn sie sind mit ihren eigenen Werken zufrieden. Sie brauchen weder die Schrift noch den Heiligen Geist, um sie ihnen zu entfalten. In den Augen Christi brauchen sie alles, in ihren eigenen Augen brauchen sie nichts.

  6. Sechstens ist der Laodizeer unwissend über seinen eigenen, wahren Zustand, denn der Herr muss sagen: „Du weißt nicht …“ Wer am meisten von sich selbst redet, weiß am wenigsten von sich. Wer Christus gegenüber gleichgültig ist, muss bezüglich seines eigenen Zustands unwissend sein, denn nur im Licht Christi erkennen wir unseren wirklichen Zustand. In Gegenwart der in Christus geoffenbarten Gnade Gottes sagt Petrus: „Ich bin ein sündiger Mensch.“ Der religiöseste Mensch, der je über diese Erde ging, erkannte durch einen Strahl des Lichtes Christi aus der Herrlichkeit, dass er der erste (größte) von allen Sündern war. In seinem Licht werden wir erleuchtet, und außerhalb von diesem Licht ist alles nur Dunkelheit und Unwissenheit.

  7. Siebtens ist der Laodizeer nicht wiedergeboren, denn der Herr muss sagen: „Du bist der Elende und der Jämmerliche und arm und blind und bloß.“ Bei all ihrem viel gerühmten Reichtum ist doch ihr Zustand jämmerlich und ihre Lage elend, wenn sie, trotz des christlichen Bekenntnisses, für Christus Fremde sind. Das ist leider ihr Zustand, denn sie sind arm. Sie haben weder Christus noch irgendetwas von Christus. Sie sind blind, weil sie keine Schönheit in Christus sehen. Sie sind bloß, ohne Christus und dem Gericht ausgeliefert.

Das ist der schreckliche Zustand der Laodizeer. Sie mögen tatsächlich in den Augen der Welt einen bedeutenden Platz einnehmen, denn sie besitzen in reichem Maße die Reichtümer, die die Welt wertschätzt. Aber in den Augen des Herrn besitzen sie nichts von Christus außer seinem Namen. Sie sind voll von sich selbst, mit sich beschäftigt, selbstzufrieden, selbstgefällig, unwissend und nicht wiedergeborene Bekenner des Christentums.

Es ist bemerkenswert, dass bis vor kurzem Kommentatoren der Offenbarung Mühe hatten, irgendjemanden zu finden, auf den der Zustand Laodizeas genau zutraf. Sie mussten sich damit zufriedengeben, darauf hinzuweisen, dass ein solches Stadium in der letzten Zeit der Kirche auftreten würde. Heute besteht diese Schwierigkeit nicht mehr. Eine Klasse von Menschen ist aufgekommen unter der Bezeichnung „Modernismus“ und Ähnliches, in der nicht nur ein bestimmter Wesenszug der Laodizeer, sondern die genaue Entsprechung ihres schrecklichen Zustands zu finden ist.

Der Modernismus zeichnet sich durch völlige Gleichgültigkeit gegenüber der Herrlichkeit und der Ehre Christi aus. Seine Göttlichkeit mag bestritten, seine Menschwerdung belächelt, sein Sühnungswerk geringgeachtet, seine Auferstehung geleugnet werden, das ist dem Modernisten gleichgültig. Ob du glaubst oder nicht glaubst, darauf kommt es gar nicht an. Wenn die Jungfrauengeburt Christi, die Wunder Christi oder die Aussprüche Christi dir nicht einleuchten, dann kannst du sie ruhig ablehnen. Einem Modernisten ist das alles gleichgültig. Wenn er aber Christus gegenüber gleichgültig ist, so hat er doch viel von sich selbst zu sagen, denn es mangelt ihm keineswegs an religiösem Dünkel und an intellektuellem Hochmut. Nach seiner eigenen Einschätzung ist er reich an menschlichen Fähigkeiten und besitzt das Monopol intellektueller Kultur und großer Bildung. Er ist reich geworden durch die Fülle dessen, was in mühevoller Forschungstätigkeit von Generationen zusammengetragen wurde. Ausgerüstet mit der Weisheit von Jahrhunderten, macht sich der Modernist daran, die Schrift mit grenzenloser Selbstsicherheit zu kritisieren. Er maßt sich an, mehr über das Wort Gottes zu wissen als Christus und die Apostel. Er gibt vor, die Originalquellen der Schrift entdeckt zu haben, und erlaubt sich, uns darüber zu belehren, wie viel als Mythos gestrichen werden kann und wie wenig als echt festgehalten werden darf.

Der Eigendünkel des modernen Menschen geht so weit, dass er nichts braucht, was außerhalb seines eigenen geistigen Fassungsvermögens liegt oder über seine eigenen Bemühungen hinausgeht. Er braucht die Liebe Gottes nicht, der seinen eingeborenen Sohn gab. Er braucht Christus nicht, den großen Mittler, der sich selbst hingegeben hat. Er braucht das große Werk der Wiedergeburt nicht, das der Heilige Geist bewirkt. Während er das alles nötig hat, braucht er nach seiner eigenen Meinung überhaupt nichts. Solche Menschen mögen allen Reichtum an Gelehrsamkeit besitzen, aber ohne Christus sind sie „arm“. Sie mögen ein ausgeprägtes, kritisches Unterscheidungsvermögen haben, aber wenn sie keine Schönheit in Christus wahrnehmen, sind sie „blind“. Sie mögen sich in eine Decke intellektuellen Stolzes einwickeln, aber ohne Christus sind sie „bloß“ und dem Gericht ausgeliefert.

Der Modernismus entspricht tatsächlich genau dem letzten Stadium der verderbten Christenheit. Seine verderblichen Grundsätze haben sich weit in die Landeskirchen vorgearbeitet und sind auch von vielen großen Freikirchen begierig aufgenommen worden. Sie regieren an vielen theologischen Hochschulen und sind in das Missionsfeld eingedrungen. Sie werden von unzähligen Kanzeln herab gepredigt, beherrschen religiöse Konferenzen und haben den Applaus der weltlichen Presse.

Da ist es wohl angebracht, dass wir fragen: Wie soll diesem schrecklichen Übel begegnet werden? Die Antwort darauf finden wir in dem Rat, den der Herr den Laodizeern gibt.

Der Rat, den der Herr den Laodizeern gibt

Der Herr stellt nicht nur diese letzte Phase der Christenheit mit ihrem ganzen schrecklichen Niedergang bloß, sondern Er erteilt in seiner wunderbaren Gnade auch seinen Rat. Wenn wir wissen wollen, was der Herr den Bibelkritikern, den Modernisten und jeder anderen Form religiösen Unglaubens zu sagen hat, müssen wir uns an das Sendschreiben an Laodizea halten.

  1. Der Herr rät den Laodizeern, von Ihm zu kaufen. Er kann sagen: Kaufe von mir. – Was der Laodizeer am nötigsten hat, ist, mit Christus persönlich in Kontakt zu kommen. Das liegt gewiss in dem Gedanken des Kaufens. Wir wissen, wenn wir aufgefordert werden, zu Christus zu kommen und zu kaufen, dann geschieht dies „ohne Geld und ohne Kaufpreis“. Das Verborgene des Zustands von Laodizea wird aufgedeckt. Sie sind Christus gegenüber gleichgültig und voll von sich selbst, weil sie Christus nie persönlich kennengelernt haben.

  2. Sie brauchen das „Gold, geläutert im Feuer“. Das Gold stellt den ganzen Reichtum an Segnungen dar, der dem Gläubigen aufgrund des Todes Christi zugesagt ist. Die Reichtümer, deren die Laodizeer sich rühmen, die umfassenden Errungenschaften des Menschen und das durch menschliches Bemühen angehäufte Wissen, stellen sich vor den Menschen imponierend dar, aber in den Augen Gottes sind sie wertlos. Sie werden der Prüfung des Gerichts nicht standhalten und daher den Anforderungen eines heiligen Gottes nicht genügen, der ein verzehrendes Feuer ist. Wie jeder Sünder, brauchen die Laodizeer das im Feuer geläuterte Gold, das nur durch den Glauben an Christus erworben werden kann. Sie müssen ihre eigenen Reichtümer hinter sich lassen und mit leeren Händen zu Christus kommen, arm und hilflos, um die wahren Reichtümer zu empfangen.

    Abraham hatte einst den verheißenen Samen einzig und allein durch das Eingreifen Gottes empfangen. Was Abraham betraf, so war er so gut wie erstorben (s. Heb 11,12). Es ist für einen Sünder ebenso unmöglich, sich durch seine eigenen Anstrengungen vor den Augen Gottes von seiner Schuld zu reinigen, wie es das für einen Toten wäre. Was unser eigenes Bemühen um Rechtfertigung anlangt, sind wir so gut wie tot. Wir sind für das Werk eines anderen, nämlich Christi, völlig verschlossen. Aber der Sünder, der an den auferstandenen Christus glaubt, wird in den Augen Gottes in jeder Hinsicht gerechtfertigt (Apg 13,38.39). Ein solcher hat, wie Paulus, seine „eigene Gerechtigkeit“ aufgegeben, um die Gerechtigkeit zu empfangen, „die durch den Glauben an Christum ist die Gerechtigkeit aus Gott durch den Glauben“ (Phil 3,9). Er steht gerechtfertigt vor Gott, als Folge dessen, was Gott durch Christus am Kreuz getan hat, und nicht dessen, was der Mensch getan hat. Diese Stellung der Gerechtigkeit wird uns durch die Gerechtigkeit Gottes zuteil, nicht durch menschliche Gerechtigkeit. Dass wir vor Gott als Gerechte stehen, kommt darin zum Ausdruck, dass Christus jetzt in der Herrlichkeit ist. Er ist unsere Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit ist das „Gold, geläutert im Feuer“.

  3. Der Laodizeer wird ferner ermahnt, „weiße Kleider“ zu kaufen, damit er bekleidet wird und die Schande seiner Blöße nicht aufgedeckt wird. Wenn das Gold von der göttlichen Gerechtigkeit redet, in der der Gläubige vor Gott erscheint, so sprechen die weißen Kleider von der Gerechtigkeit der Heiligen, in der sie vor den Menschen erscheinen. Nackt zu sein bedeutet, ohne Christus vor Gott zu stehen und vor anderen nichts von dem Wesen Christ! Darzustellen. Die Beschäftigung mit sich selbst, die Selbstverherrlichung und die Selbstzufriedenheit der Laodizeer stehen in direktem Gegensatz zu der Demut, Sanftmut und Freundlichkeit des Herrn. Menschliche Weisheit und intellektuelle Errungenschaften, deren sich die Laodizeer rühmen mögen, können in der Tat, wie auch die eleganten Kleider der Modewelt, für die große Masse der gedankenlosen Menschen beeindruckend sein, aber in den Augen des Volkes Gottes werden solche Dinge die Schande ihrer Blöße nur noch vermehren. Wie wir nur dadurch, dass wir im Glauben zu Christus kommen, vor Gott als Gerechte dastehen, als das im Feuer geläuterte Gold, so können wir auch nur durch persönliche Vertrautheit mit Christus das Wesen Christi erwerben, das das Fleisch mit all seiner Schande ausschließt.

  4. Der Herr rät dem Laodizeer, seine Augen mit Augensalbe zu salben, auf dass er sehen möge. Die Augensalbe schenkt das geistliche Unterscheidungsvermögen, das nur durch den Glauben an Christus und das Empfangen des Heiligen Geistes erlangt wird.

    Das Augenlicht und die Gabe des Heiligen Geistes stehen bei der Bekehrung des Saulus von Tarsus in auffallender Weise miteinander in Zusammenhang. Ananias wird zu diesem Mann gesandt, der durch das Licht Gottes für alles auf der Erde blind geworden war, um ihm zu sagen: „Der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Wege, den du kamst, damit du wieder sehend und mit Heiligem Geiste erfüllt werdest“ (Apg 9,17). Saulus war ein Mann, dessen hervorragender natürlicher Verstand bis zum höchsten Grade ausgebildet war, und zweifellos dachte er, wie die Laodizeer, er sei absolut kompetent, alle Dinge zu beurteilen. Und doch war dieser religiöse Mensch so völlig blind, ohne Kenntnis seiner eigenen Bedürftigkeit, ohne Kenntnis von Christus und all dem, was Gott durch Christus tut, dass er tatsächlich danach trachtete, die Erde von allem zu befreien, was den Namen Christi trug. Aber dieser hochintellektuelle religiöse Fanatiker, der für alles, was mit Christus in Verbindung stand, so blind war, kommt durch die Gnade Gottes in die Gegenwart Jesu und sofort wird er blind für alle Dinge dieser Erde, damit seine Augen in Verbindung mit der Gabe des Heiligen Geistes geöffnet werden. Von da an sieht er alles auf der Erde und im Himmel in der Kraft des Heiligen Geistes. Das heißt, er hat geübte Sinne„zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen“ (Heb 5,14). Er erkennt, was nach den Gedanken Gottes ist, denn er wird vom Heiligen Geist dazu geführt, alles in Verbindung mit Christus zu sehen.

    In ihrem überheblichen Vertrauen auf die menschlichen Verstandeskräfte lassen die Laodizeer Christus völlig außer Acht, von dem allein sie die Salbung des Heiligen Geistes empfangen können. Ihr Selbstvertrauen und ihre Gleichgültigkeit gegenüber Christus halten sie in äußerster geistlicher Blindheit. In einem Brief an Gläubige dagegen sagt der Apostel: „Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis …“ (1Thes 5,4). Und an anderer Stelle: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn“ (Eph 5,8). Die Salbung, die wir von Christus empfangen haben, bleibt in uns und befähigt uns, „alles zu wissen“ (1Joh 2,20.27).

Das also ist der Rat des Herrn an die Laodizeer. Er begnügt sich aber nicht damit, nur Ratschläge zu erteilen und sie dann ihren Weg gehen zu lassen, denn auf die Ratschläge des Herrn folgt das Handeln des Herrn mit den Laodizeern.

Trotz des ernsten Zustandes der Laodizeer tragen sie noch den Namen Christi und standen einst als Zeugnis für Christus in der Welt. Daher kann der Herr zu ihnen sagen: „Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe.“ Er trauert in Liebe über die selbstzufriedenen Laodizeer, wie Er zu einer anderen Zeit in Liebe über das selbstgerechte Jerusalem weinte. Doch es ist hier nicht die Liebe aus Wohlgefallen, die mit Freude auf ihrem Gegenstand ruht, sondern die Liebe des Bedauerns, die genötigt ist zurechtzuweisen und zu züchtigen. Wenn die Zeit auch nicht mehr fern ist, wo Er sie mit Ekel verwerfen muss, so sucht Er sie doch noch durch Liebe zu gewinnen und durch Tadel aufzuwecken. Wenn sie ihre Herzen stahlhart machen gegenüber der Liebe seines Herzens und ihr Gewissen gegenüber dem Tadel seiner Lippen verhärten, dann wird Er versuchen, sie durch die Züchtigung seiner Hand zu erreichen. Es kann sein, dass der eine oder andere selbstzufriedene Laodizeer unter den Schlägen der züchtigenden Hand des Herrn erkennt, dass intellektuelle Spekulationen, geistige Kultur und moderne Gedanken keinen Trost bei Kummer, keine Erleichterung für ein belastetes Gewissen, keinen Balsam für ein gebrochenes Herz und keine Hilfe in der Stunde des Todes geben können. Dann werden sie merken, dass sie ohne Christus und ohne die wahren Reichtümer in der Tat elend, jämmerlich und „arm und blind und bloß“ sind.

Tue Buße

Im Folgenden sehen wir die Gnade des Herrn. Wenn durch das Handeln des Herrn in Liebe ein Laodizeer zur Buße gebracht wird, dann wird er sofort die Gnade des Herrn für den Laodizeer erkennen. Der Zustand Laodizeas mag in der Tat seinen Ekel hervorrufen, aber die Laodizeer persönlich rufen seine zärtliche Gnade auf den Plan. Wenn wir wissen wollen, welche Haltung der Herr den selbstzufriedenen, religiösen Sündern gegenüber einnimmt, die sich in diesen letzten Tagen ihrer ungläubigen modernen Gedanken rühmen, so erfahren wir das ganz klar aus seinen Worten der Gnade: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an.“ Diese Worte sprechen in der Tat von der Krönung der Sünde der Laodizeer; denn haben sie nicht Christus ausgeschlossen? Es sind aber auch Worte seiner unendlichen Gnade, denn steht Er nicht an der Tür und klopft, um einzutreten? Sie mögen ihre Tür vor Ihm verschließen, aber sie können nicht sein Herz gegen sie verschließen. Wenn sie Ihn in völliger Gleichgültigkeit hinausweisen, dann wird Er in vollkommener Geduld an ihrer Tür warten. Er klopft nicht ein oder zweimal und geht dann fort, sondern Er kann sagen: „Ich stehe an der Tür und bin am Klopfen“ (so die englische Übersetzung von J.N.D). Er klopft an und wird auch weiter anklopfen, bis die Zeit der Gnade zu Ende ist.

Wer eine solche Gnade verwirft und seine Tür vor dem wartenden Heiland verschlossen und verriegelt hält, muss leider erfahren, dass die Verwerfung der Gnade in der Ausführung des Gerichts endet. Wer Christus verwirft, den wird Christus hinauswerfen und den schrecklichen Ernst jener unwiderruflichen Worte erfahren lassen: „Weil ich gerufen, und ihr euch geweigert habt, meine Hand ausgestreckt, und niemand aufgemerkt hat, und ihr all meinen Rat verworfen, und meine Zucht nicht gewollt habt: so werde auch ich bei eurem Unglück lachen, werde spotten, wenn euer Schrecken kommt; wenn euer Schrecken kommt wie ein Unwetter, und euer Unglück hereinbricht wie ein Sturm, wenn Bedrängnis und Angst über euch kommen. Dann werden sie zu mir rufen, und ich werde nicht antworten; sie werden mich eifrig suchen, und mich nicht finden: darum, dass sie Erkenntnis gehasst und die Furcht des HERRN nicht erwählt, nicht eingewilligt haben in meinen Rat, verschmäht alle meine Zucht. Und sie werden essen von der Frucht ihres Weges, und von ihren Ratschlägen sich sättigen“ (Spr 1,24-31).

Es kann jedoch sein, dass einige wenige, die zur Buße gebracht worden sind, auf die Stimme des Herrn hören und die Tür auftun. Solche werden sich daran erfreuen wie sich der Herr selbst offenbart.

Das Wirken Gottes in der Seele, das zur Buße führt, bahnt den Weg dafür, dass die Stimme Christi gehört wird. Und das Hören des Glaubens, das auf diese Stimme achtet, wird das Herz öffnen, um Ihn aufzunehmen. Die wahre Antwort auf allen Unglauben, alle weltoffene Toleranz und alle Selbstzufriedenheit des Modernismus liegt nicht im Rückfall in die Orthodoxie der Glaubensbekenntnisse, sondern darin, dass man Christus in sein Herz einlässt. Die Antwort auf den Modernismus und die Bewahrung vor allem, was in diese Richtung geht, wird in Christus selbst gefunden und in der herzlichen Liebe zu Ihm. Welch ein reicher Segen kommt hervor, wenn Christus seinen Platz in der Zuneigung hat! Der Herr kann sagen: „Zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir.“

Christus den ersten Platz einräumen

Wenn ich Christus in meinen Zuneigungen den ersten Platz einräume, so hat jemand zu Recht gesagt, dann wird Er mit mir fühlen in meinen Angelegenheiten und mich in die Gemeinschaft mit allem, was Ihn betrifft, einführen, und die praktische Folge ist, dass ich mit der überaus gesegneten, innigen Vertrautheit mit Christus belohnt werde. Wie schön ist das in der kleinen Jüngerschar zu sehen, die im Obersaal an dem letzten Abendmahl teilnahm mit dem Herrn in ihrer Mitte. Er lässt sie sich in seiner Gegenwart so sehr zu Hause fühlen, dass Johannes in seinem Schoß liegen kann. Er geht auf ihre Betrübnis ein, indem Er gleichsam sagt: Ich kenne die Macht, die gegen euch ist; ich weiß um die Treulosigkeit des Judas, der mich mit einem Kuss verraten wird; ich kenne die Schwachheit des Petrus, der mich mit einem Eid verleugnen wird, aber„euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an mich“. – Er weiß, dass sie in der Welt Drangsal haben werden, aber Er sagt: „Seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ Er weiß, dass die Welt sie hassen wird, aber Er sagt: „Wenn die Welt euch hasst, so wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat.“ Er weiß, dass die Weit sie verfolgen wird, aber Er sagt:„Und dies werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben“ (Joh 16,3). Er weiß, dass sie mit Sorgen erfüllt sind, weil Er im Begriff ist, sie zu verlassen. Trotzdem kann Er sagen: „Es ist euch nützlich, dass ich weggehe.“

Aß Er nicht in all seiner zärtlichen Anteilnahme und seinem Mitgefühl für die Seinen mit ihnen das Abendbrot? Aber Er tut mehr: Er lässt sie das Abendbrot mit Ihm essen. Er nimmt nicht nur an ihren Dingen Anteil, sondern Er führt sie in die Gemeinschaft mit Ihm in seinen Dingen ein. Er lenkt ihre Gedanken weg zum Haus des Vaters und zum Herzen des Vaters. Er spricht von einem neuen Kreis der Liebe, der aus seinen „Freunden“ besteht, wo sein Friede genossen, seine Liebe erkannt, seine Gebote geliebt werden und wo seine Freude bleibt. Und Er sagt zu ihnen, dass Einer kommen wird, der sie in die ganze Wahrheit leiten, ihnen das Zukünftige verkündigen und von dem Seinen nehmen wird, um es ihnen zu zeigen. Noch einmal dürfen wir fragen: Führt Er sie nicht dadurch, dass Er ihre Herzen mit sich und dem Seinen beschäftigt, dahin, mit Ihm das Abendbrot zu essen, wie Er es vorher mit ihnen gegessen hatte?

Auch dem Einzelnen, der in unseren Tagen Christus seine Tür öffnet, geht es nicht anders. Auch er findet jemanden, der mit unendlicher Zärtlichkeit und vollkommenem Mitgefühl auf alle seine Übungen eingeht, während er zugleich in den Bereich der Interessen des Herrn eingeführt wird, so dass er, obwohl er als Einzelner Christus die Tür geöffnet hat, nicht mehr isoliert oder unabhängig von anderen bleibt, sondern dazu gebracht wird, seine Interessen dort zu finden, wo der Herr die Seinen findet, gemeinsam mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen.

Wenn wir den Weg des Herrn mit den Laodizeern verfolgen, können wir angesichts dieser vollkommenen Liebe und Weisheit, die die Wahrheit aufrechterhalten und dabei dennoch solchen Sündern eine solche Gnade erweisen kann, nur staunen und anbeten. In absoluter Treue zur Wahrheit stellt der Herr ihren Zustand bloß; und nachdem Er das getan hat, rät Er ihnen in seiner grenzenlosen Weisheit, das im Feuer geläuterte Gold, die weißen Kleider und die Augensalbe von Ihm zu kaufen. Und damit diese Bloßstellung und sein Rat nicht ohne Wirkung bleiben, handelt Er mit ihnen in Überführung und Züchtigung. Und wenn irgendjemand durch dieses Handeln zur Buße kommt, dann offenbart Er sich ihm als der, der bereitsteht und darauf wartet zu segnen. Wenn schließlich jemand auf seine Stimme hört und Ihm die Tür öffnet, dann offenbart Er sich in Mitgefühl und Gemeinschaft. So sehen wir staunend an uns vorüberziehen

  • die Wahrheit Christi, die bloßstellt,
  • die Weisheit Christi, die Rat erteilt,
  • die Liebe Christi in seinem Handeln,
  • die Gnade Christi, die bereit ist zu segnen,
  • die Freude Christi, sich selbst zu offenbaren.

Wie in den letzten Tagen des jüdischen Abfalls die Dunkelheit des Kreuzes durch die Liebe Gottes erleuchtet wurde, so wird auch in diesen letzten Tagen des christlichen Bekenntnisses der schwarze Hintergrund des modernen religiösen Unglaubens dazu dienen, die Herrlichkeiten Christi deutlich hervortreten zu lassen.

Ein Überwinder werden

Sich erfreuen in der Gegenwart Christi bereitet den Weg zum Überwinden. Das Böse der großen bekennenden Masse zu überwinden, das sich in dieser Welt so sehr ausbreitet, ist kein geringes Werk. Die Kraft zu solch einem Überwinden wird nur in der Gemeinschaft mit Christus gefunden, und da erfahren wir, dass Er der große Überwinder ist, der sagen kann: „… wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“ Am Ende seines Weges konnte der Herr zu seinen Jüngern sagen: „Ich habe die Welt überwunden“, und dazu hat ein Bruder treffend gesagt: Die Welt, die der Herr überwunden hat, war die „jüdische Welt“ mit ihrer weltlichen Religiosität und ihrer Selbstgerechtigkeit in ihren letzten und finstersten Tagen. Wer mit Christus das Abendbrot gegessen hat, überwindet die Welt des christlichen Bekenntnisses in seinen letzten Tagen der Lauheit und der Selbstzufriedenheit. Das bedeutet in der Tat, dass der Überwinder, der den Zustand in Laodizea verurteilt und sich von dem absondert, was Christus ausgesperrt hat, sich dort wiederfindet, wo Christus ist, nämlich an dem Platz außerhalb. Er geht hinaus zu Christus, „außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“. Aber wer seine Schmach trägt, wird auch seine Herrlichkeit mit Ihm teilen, wie der Herr sagt: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen.“ Der Tag wird kommen, an dem Christus der ganzen Welt zeigen wird, wie Er den Überwinder schätzt, ebenso wie der Vater Christus als den großen Überwinder wertschätzt, was durch den Platz, den Er jetzt auf dem Thron des Vaters einnimmt, bezeugt wird.

Das Sendschreiben schließt mit einem eindringlichen Appell an den, der ein Ohr hat, zu hören, was der Geist den Versammlungen sagt. Nicht alle mögen im vollen Sinne Laodizeer sein, aber alle stehen in der Gefahr des laodizeischen Geistes, und deshalb auch die Warnung, auf die Stimme des Geistes zu hören. Wer darauf hört, wird jede Tendenz zur Gleichgültigkeit gegenüber Christus, zur Anmaßung und zur Selbstzufriedenheit verurteilen. Er wird seinen Platz außerhalb dessen einnehmen, was sehr bald aus dem Munde Christi ausgespien werden muss, und wird Christus Raum machen, um am Tage seiner Verwerfung mit Ihm das Abendbrot zu essen, und darauf warten, am Tage seiner Herrlichkeit mit Ihm zu herrschen.

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