Die Zukunft Israels
Was sagt die Schrift über die Zukunft des Volkes Israel?

Jacob Gerrit Fijnvandraat

© SoundWords, online seit: 28.12.2011, aktualisiert: 09.11.2023

Leitvers: Römer 11,29

Röm 11,29: Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.

Einleitung

In dieser Rubrik[1] wollen wir uns mit der Zukunft von drei „Gruppierungen“ innerhalb der Menschheit beschäftigen.

Gott hat den Menschen aus einer Person geschaffen. Wir lesen das in 1. Mose 1 und 2. Anfänglich nennt die Bibel den ersten Menschen einfach nur „der Mensch“. Später bekam er den Namen Adam. Aus der Rippe Adams formte Gott eine Frau für Adam, die den Namen Eva bekam. Diesem Ehepaar gab Gott den Auftrag, sich zu mehren und die Erde zu füllen.

Aus diesem Ehepaar ist die Menschheit entstanden. Die Menschen bildeten zunächst eine Einheit. Leider kehrten sie sich von Gott ab und weigerten sich, die Erde zu füllen. Sie bauten einen hohen Turm, um sich einen Namen zu machen und beieinander zu bleiben. Das geschah in der Ebene von Sinear, dem heutigen Irak. Gott griff daraufhin ein. Er verwirrte ihre Sprache und zerstreute sie über die ganze Erde. Ab diesem Moment wurde die Einheit der Menschheit zerbrochen, und es entstanden Völker mit ihren eigenen Sprachen (1Mo 11,1-9).

Diese Völker verfielen in allerlei Götzendienst. Da berief Gott einen Mann aus Ur in Chaldäer. Er hieß Abram und später Abraham. Aus diesem Mann und seinen Nachkommen entstand das Volk Israel, das das Land Kanaan als Wohnort erhielt. Heute sprechen wir über das jüdische Volk.

Leider wurde das Volk Israel untreu und verwarf den Sohn Gottes, Jesus Christus, der gekommen war, um ihr König zu sein und sie von ihren Sünden zu erlösen. Daher machte Gott aus den Menschen, die doch an Jesus Christus glaubten, ein neues „Volk“, jedoch nicht ein gewöhnliches Volk, eine Nation, sondern ein geistliches Volk, das durch die Taufe mit dem Heiligen Geist zu einer Einheit gemacht wurde. In Titus 2,14 lesen wir Folgendes von diesem Volk: „Jesus Christus hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“

So entstanden also drei Gruppierungen unter den Menschen. An die Gläubigen in Korinth schreibt Paulus: „Seid ohne Anstoß, sowohl Juden als Griechen [damit sind die Völker gemeint] als auch der Versammlung Gottes“ (1Kor 10,32).

Hier werden also alle drei Gruppierungen unter den Menschen angedeutet. Gemäß den Aussagen der Bibel gehen diese drei Gruppen jeweils ihrer eigenen Zukunft entgegen. […]

Israel und die Zukunft dieses Volkes

Rückblick

Von alters her gibt es verschiedene Auffassungen über die Zukunft des Volkes Israel:

  • Das Volk Israel hat als Volk zwar noch eine staatliche, jedoch keine gottesdienstliche Zukunft mehr.
  • In der Endzeit werden sich viele Juden bekehren und nach Kanaan zurückkehren. Sie bilden dort kein geistliches Volk mit Tempel und jüdischem Gottesdienst. Ihre Zukunft wird im Rahmen der Kirche verwirklicht (so u.a. Wilhelm à Brakel, geb. 1635).
  • Israel hat eine Zukunft außerhalb des kirchlichen Rahmens. Nach der Aufnahme der Gemeinde nimmt Gott den Faden mit Israel wieder auf und die unerfüllten Prophezeiungen des Alten Testaments werden dann buchstäblich in Erfüllung gehen. Diese Ansicht stammt von ca. 1830 aus Irland und England, wo durch Christen aus allerlei Kirchenverbänden auf Schloss Powerscourt Konferenzen durchgeführt wurden zu der Frage, welche Prophezeiungen des Alten Testaments noch nicht erfüllt worden sind.

Seinerzeit habe ich eine Broschüre mit dem Titel Het Israëlprobleem[2] („Das Israelproblem“) geschrieben und fünf Gründe genannt, die meines Erachtens angeben, dass Israel mehr zu erwarten hat als nur eine staatliche Zukunft. Ich nannte dafür:

  • die bedingungslosen Verheißungen Gottes, die den Vätern gegeben sind
  • die Unverbrüchlichkeit des Bundes Gottes mit dem Volk Israel
  • die Wiederherstellungsprophezeiungen aus der Zeit vor der Verbannung, deren Erfüllung unmöglich in der Rückkehr aus Babel unter Josua und Serubbabel gesehen werden kann
  • die Prophezeiungen aus der Zeit nach der Verbannung, deren Erfüllung also nicht die Rückkehr unter Josua und Serubbabel sein kann
  • die Aussagen des Neuen Testaments

Dieser Artikel, der sich vornehmlich mit der Zukunft Israels beschäftigt, lässt es nicht zu, dies näher zu erläutern. Vielleicht komme ich in einem separaten Artikel auf diese Punkte noch zurück. Aber vielleicht ist diese Broschüre auch noch aus zweiter Hand erhältlich. Wir fahren jetzt zunächst mit unserem Thema fort, und zwar mit einem Rückblick auf das, was in der hinter uns liegenden Zeit stattgefunden hat.

Jüngere Geschichte

  • 1870–1871 fand der Deutsch-Französische Krieg statt. Nach diesem Krieg wurde der jüdische Kapitän Dreyfus (1859–1935) des Verrats beschuldigt. Schließlich wurde er zwar freigesprochen, doch durch alle Aufregung kam bei den Juden die Idee einer jüdischen Nation auf. Das Streben, einen jüdischen Staat zu errichten, wurde Zionismus genannt. Schon vor dem Deutsch-Französischen Krieg gab es ein zionistisches Streben. Bereits 1862 war ein Buch eines gewissen Moses Hess [1812–1875] mit dem Titel Rom und Jerusalem erschienen. Der Zionismus wurde allerdings stark vorangetrieben durch Herzl, der bei der Behandlung der Dreyfus-Sache gegenwärtig war. Er schrieb unter anderem ein Buch mit dem Titel Der jüdische Staat (1896). Herzl dachte dabei nicht unbedingt an einen Staat im Land Kanaan.

  • 1914–1918 gab es den Ersten Weltkrieg. Eine wichtige Folge dieses Krieges war, dass das Land Palästina oder Kanaan im Prinzip freikam für Israel, denn die türkische Herrschaft über dieses Land war nach dem Krieg vorbei. Palästina fiel in den Zuständigkeitsbereich von England. Das bedeutete noch nicht die Aufrichtung eines jüdischen Staates, denn dazu gab es noch allerlei Hindernisse. Darüber hinaus waren die Juden selbst allgemein gesprochen dazu noch nicht bereit.

  • 1940–1945 fand der Zweite Weltkrieg statt. Die Folgen des Holocaust in Deutschland und der Antisemitismus in diversen Ländern machte – wie jemand es mal ausdrückte – das Volk frei für das Land. Kurz darauf wurde der Staat Israel errichtet, nämlich im Jahr 1948. Danach fanden alle möglichen Entwicklungen statt, zum Beispiel der Krieg mit den Arabern, der Sechs-Tage-Krieg, der Jom-Kippur-Krieg. Trotz Krieg und Kriegsgefahr nahm die Bevölkerung in dem Land stark zu.

Vorausschau

Wir leben nun ein halbes Jahrhundert später, und in all der Zeit fungiert der Nahe Osten als ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Wir haben den Auftritt Saddam Husseins im Irak miterlebt, der sich als eine Art „Nebukadnezar der Zweite“ betrachtete. So wie es nun scheint, ist seine Rolle so gut wie beendet,[3] jedoch ist die Gegnerschaft der Araber gegen Israel nicht verschwunden, im Gegenteil. Das Problem mit den Palästinensern ist riesengroß. Wenn wir uns allerdings die Frage stellen, wie es mit Israel weitergeht, wagen wir uns nicht an eine politische Prognose. Das ist überhaupt nicht der Ansatz dieses Artikels. Die große Frage ist nämlich: Was sagt die Schrift über die Zukunft des Volkes Israel? Wir wollen durch die Brille der Schrift vorausschauen. Es ist dann allerdings zu beachten, nicht eine durch uns gefärbte Brille daraus zu machen, und das ist gar nicht so einfach.

Ist die Rückkehr ins Land eine Erfüllung der Heilsprophezeiungen des Alten Testaments? Bevor wir uns mit der Zukunft Israels beschäftigen, müssen wir zunächst ein anderes Problem besprechen, und zwar, ob die Rückkehr der Juden ins Land und die Aufrichtung des Staates Israel Erfüllungen der Heilsprophezeiungen des Alten Testaments sind.

Für einen immer kleiner werdenden Teil orthodoxer Christen hat, was wir miterlebt haben, nichts mit diesen Prophezeiungen zu tun (s.o. Auffassung). Gemäß diverser – vor allen Dingen evangelischer – Christen haben die Geschehnisse des letzten halben Jahrhunderts alle damit zu tun. Sie sehen in den Ereignissen absolut die Erfüllung der alttestamentlichen Heilsprophezeiungen über die Rückkehr des Volkes in das Land der Väter.

Es mag diesen letzten Mitgläubigen komisch in den Ohren klingen, aber wir sind davon nicht überzeugt. Beachte, wir sagen nicht, dass die Rückkehr nach Palästina nichts mit den Prophezeiungen zu tun hat, aber sie ist nicht die Erfüllung der Heilsprophezeiung bezüglich des Volkes Israel. Wir haben hierfür die folgenden vier Argumente:

  1. Die Rückkehr, über die die Bibel spricht, wird als eine Rückkehr nach der Bekehrung des Volkes angegeben. Dazu kann auf folgende Schriftstellen verwiesen werden: 3. Mose 26,33-46; 4. Mose 4,27-31; 30,6; Jeremia 29,11-14; Hosea 3,3-5.

  2. Diese Rückkehr betrifft nicht nur die zwei Stämme, sondern auch die zehn Stämme, die dabei wieder ein Ganzes bilden werden. Siehe Jesaja 11,12; Jeremia 3,18; 30,3; 37,22.

  3. Bei dieser Rückkehr werden die Völker Israel in das Land zurückbringen und Israel zu Diensten sein. Siehe Jesaja 14,1.2; 49,22.23; 60,9.10; 61,5.6.

  4. Diese Rückkehr wird mit dem Auszug aus Ägypten verglichen. Die mächtige Hand Gottes wird dann von den Völkern gesehen werden, und sein Gericht wird innerhalb des Volkes selbst spürbar sein, denn genau wie in der Wüste damals werden die Gottlosen und Widerspenstigen unter Israel ausgerottet werden (s. Hes 20,35-44).

Wie sehen wir die Rückkehr in das Land denn nun?

Das Obenstehende lässt natürlich die Frage offen, wie wir denn nun die Rückkehr des Volkes und die Aufrichtung des Staates Israels sehen. Es gibt zwei Aspekte, die wir dabei berücksichtigen müssen.

Der erste Aspekt ist, ob möglicherweise eine Wiederherstellung der Juden im Unglauben in der Schrift angezeigt wird, die noch nicht die Erfüllung der Heilsprophezeiungen beinhaltet.
Der zweite Aspekt ist, ob die Rückkehr der Juden in der vergangenen Zeit nicht eine vorausgehende Notwendigkeit ist, um die Prophezeiungen Sacharjas und die des Neuen Testaments in Erfüllung gehen zu lassen.

  1. Was den ersten Aspekt betrifft, so verweist man auf Jeremia 16,16. Die beiden vorhergehenden Verse, Jeremia 16,14.15, zeigen eine Rückkehr auf, aber Vers 16 spricht dann über Fischer und Jäger, die der Herr entbietet, um das Volk ins Land zu jagen, und dann geht es nicht um eine heilsreiche Rückkehr, sondern um eine Rückkehr mit dem Zutun der Völker. Andere vertreten die Auffassung, dass Vers 16 den Versen 14 und 15 vorausgehe, und sehen in diesem Vers die Zerstreuung des Volkes, die der Rückkehr vorausgeht.

    Besser ist, dann auch auf Hesekiel 37,1-14 zu verweisen. Es geht dort um die Sammlung der verdorrten Gebeine, die das Volk Israel darstellen. Das In-Bewegung-Kommen und Wieder-Zusammenfügen ist die eine Sache (Hes 37,8), das Hineinkommen des Odems [oder Geistes] ist eine zweite. Ersteres könnte dann auf die „politische“ Wiederherstellung hindeuten, das Zweite auf die „geistliche“ Wiederherstellung.

  2. Der zweite Aspekt ist klarer anzugeben. Die Prophezeiung Sacharjas spricht über den Zustand des Volkes im Land. Dieser Zustand war und ist jedoch weit vom Ideal entfernt. Es ist die Rede davon, dass Jerusalem ein Laststein sein wird, den alle Nationen tragen müssen, und es ist die Rede von der Belagerung der Stadt, jedoch auch von einer göttlichen Befreiung. Nachdem der Geist der Gnade und des Flehens über sie ausgegossen wurde (s. Sach 12), werden die Einwohner dabei den sehen, „den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10). Wenn die Not am größten ist und die Feinde die Stadt einnehmen wollen, wird der HERR zu ihrer Rettung ausziehen und seine Füße werden auf dem Ölberg stehen (s. Sach 14). Danach wird eine herrliche Zeit für das Volk anbrechen, wobei man von Jahr zu Jahr nach Jerusalem hinaufziehen wird, um sich vor dem König niederzubeugen, dem HERRN der Heerscharen, und um auf eine neue Weise das Laubhüttenfest zu feiern, das von der Ruhe im Land spricht, das Gott ihnen gegeben hat.

    Eigentlich ist damit der zweite Aspekt hinreichend beleuchtet, wir können jedoch auch noch auf Prophezeiungen des Neuen Testaments verweisen, die angeben, dass ein Volk im Land sein muss, wenn sie in Erfüllung gehen sollen. Denk unter anderem an Offenbarung 11, wo von zwei Zeugen geredet wird, die in Jerusalem auftreten, während die Stadt noch durch die Völker zertreten wird.

Verfolgung Israels – Wie müssen wir diese sehen?

Wir können nun zu einer Skizzierung über das kommen, was mit dem Volk geschehen wird, bevor die Heilsprophezeiungen tatsächlich in Erfüllung gehen. Diese Skizzierung beginnt mit der traurigen Tatsache, dass für das Volk Israel noch eine Zeit großer Drangsal anbrechen wird. Darüber sollten wir nur mit Tränen in den Augen sprechen und schreiben. Hat das jüdische Volk denn noch nicht genug durchgemacht? Die äußerst prekäre Frage dabei ist, warum Gott dies zugelassen hat und zulassen wird.

  1. Auf diese Frage sind einige undurchdachte Antworten gegeben worden, die ich hier nicht alle besprechen möchte. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass alles, was über Israel gekommen ist – auch die Zucht seitens Gottes –, beweist, dass Israel Gottes Volk ist! In Jeremia 46,28 steht ein sehr wichtiger Text: „Ich werde allen Nationen, wohin ich dich vertrieben habe, den Garaus machen; aber dir werde ich nicht den Garaus machen, sondern dich nach Gebühr züchtigen und dich keineswegs ungestraft lassen.“ Lies auch Jeremia 30,11. Eine gleichartige Aussage finden wir in Amos 3,2: „Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt; darum werde ich alle eure Ungerechtigkeiten an euch heimsuchen.“

    Eine Illustration kann hier nützlich sein. Einige Jungen drangsalieren eine Familie. Nachbarn schalten sich ein, aber es hilft nichts. Dann radelt ein Mann vorbei, der einen der Jungen herauspickt, ihm eine Ohrfeige gibt und ihn nach Hause schickt. Zuschauer fragen: „Warum fasst du nicht die ganze Bande so an?“ Darauf antwortet der Mann: „Dieser Junge ist mein Sohn, über den ich etwas zu sagen habe. Die anderen sind nicht meine Kinder.“ Nun, Israel ist Gottes Volk, sein „Sohn“ (s. 2Mo 4,22). Aus diesem Bild darf man nicht schlussfolgern, dass die anderen Völker frei ausgehen werden. Jeremia 46,28 deutet das auch schon an, aber es geht ja jetzt um die Zukunft Israels.

  2. Zusätzlich muss gesagt werden, dass Israel sich in dem Zustand befindet, den Hosea beschreibt, wenn er die Worte Gottes zitiert, nämlich dass die Kinder Israel „Lo-Ammi“ sind, das heißt „nicht mein Sohn“. Das bedeutet nicht, dass Gott mit Israel abgeschlossen hat, sondern dass Er sie nicht öffentlich als „seinen Sohn“ anerkennen und öffentlich für sie in die Bresche springen kann. Wir müssen nämlich unterscheiden zwischen der öffentlichen und  der verborgenen Regierung Gottes. Dann regiert Gott nämlich doch und ist mit seinem Volk beschäftigt, Er wirkt jedoch hinter den Kulissen. Das Buch Esther illustriert dies. Auf diese Weise müssen wir die Rückkehr der Juden und die Aufrichtung des Staates Israel sehen. Gott ist am Werk, wählt aber nicht öffentlich die Seite seines Volkes. Das geschieht erst, wenn die Juden sich zu Gott bekehren, was in der Zukunft geschehen wird.

  3. Ein anderer Punkt zum Nachdenken ist die Aktivität Satans. Dieser große Gegner Gottes will sein Werk vernichten und hat dazu zwei Pfeile in seinem Köcher. Der eine Pfeil richtet sich gegen den „Samen der Frau“ (1Mo 3,15), was schlussendlich auf den Herrn Jesus abzielt, auf den Messias Israels. Satan wollte Ihn vernichten. Wir sehen das sehr stark in dem Kindermord in Bethlehem. Herodes war das Instrument, dessen Satan sich bediente. Seine Absicht misslang jedoch. Also richtete sich Satan gegen Jesus von Nazareth, und er bekam die Führer der Juden und Pilatus, den Führer aus den Nationen, so weit, dass Jesus Christus gekreuzigt wurde. Was nach Satans Sieg aussah, wurde allerdings gerade seine Niederlage (s. Heb 2,14). Christus stand aus den Toten auf und setzte sich zur Rechten Gottes, und Er wird einmal wiederkommen, um seine königliche Herrschaft auf der Erde zu befestigen.

    Der erste Pfeil richtete sich gegen den Messias des Volkes, sein zweiter Pfeil richtete sich gegen das Volk des Messias. Satan versucht, das Volk zu vernichten. Ein lebendiges Beispiel davon ist das Auftreten Hamans, so wie das im Buch Esther beschrieben wird. Der Anschlag misslang.

    Ein scheußliches Beispiel für den Versuch Satans, das jüdische Volk auszurotten, ist das Auftreten der Nazis während des Zweiten Weltkriegs; in dem schrecklichen Holocaust wurden sechs Millionen Juden ermordet. Das Auftreten Hitlers und seiner Trabanten war darauf ausgerichtet, das jüdische Volk auszurotten, und er war zweifellos ein Instrument in der Hand Satans.

  4. Verschiedene Christen haben in der Vergangenheit und heute das schreckliche Leiden Israels mit der Verwerfung von Christus begründet und zitieren dabei die Worte: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“ (Mt 27,25). Die Verwerfung von Christus ist eine schreckliche Tatsache, und die Worte der Führer des Volkes waren sehr ernst. Der Zorn Gottes ist deswegen seinerzeit über die widerspenstigen Juden gekommen, wie Paulus es ausdrückt: „Der Zorn ist völlig über sie gekommen“ (s. 1Thes 2,16b und lies dann 1Thes 2,14-16a). Paulus spricht über das, was geschehen ist und was sein Ende fand in der Verwüstung Jerusalems im Jahr 70 n.Ch. Aber man darf das nicht durch die Jahrhunderte weiterführen, wie Chrysostomos und Luther das in der Vergangenheit getan haben und manche das noch tun. Wir müssen bedenken, dass Gott die Sünde eines Vaters nicht ohne Weiteres auf die Kinder umlenkt. Lies dazu Hesekiel 18 in Gänze! Des Weiteren müssen wir bedenken, dass 2. Mose 20,5, wo steht, dass „Gott die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern“, nur für die Kinder gilt, die in den Spuren der Väter leben und auf dieselbe Weise sündigen wie sie. Schlage dann Matthäus 23,35.36 auf, wo wir sehen, wie dieser Grundsatz in geistlicher Hinsicht funktioniert, denn die jüdischen Führer werden als mitverantwortlich für das Blut Abels gesehen, denn in geistlicher Hinsicht sind sie Söhne Kains und handeln genau so, wie er es tat, indem er seinen Bruder ermordete. Lies dazu Apostelgeschichte 7,52.53.

  5. Dennoch gibt es eine Sache, die wir berücksichtigen müssen, und das ist die Frage nach dem Bund, den Gott mit Israel geschlossen hat, woran zwei Dinge verknüpft sind: Einerseits gab es die Verheißung von Segen, wenn Israel in den Wegen des Herrn wandeln würde (s. 3Mo 26,1-13); andrerseits gab es den Fluch, der kommen würde, wenn das Volk dies nicht tat (s. 3Mo 26,14-46). Nun, die Dinge, die in den letztgenannten Versen aufgezählt sind, sind über das Volk gekommen, und der Fluch wird aufgehoben werden, wenn sich das Volk zu Gott bekehrt (3Mo 26,40-42!). Lies auch 3. Mose 26,44.45, wo steht, dass Gott seinen Bund mit dem Volk nie endgültig brechen wird, sondern dass Er ihrer zum Guten gedenken wird.

Hiermit ist nicht alles gesagt. Es bleiben noch genügend Fragen übrig, jedoch können wir mit den oben genannten Punkten im Hinterkopf vor undurchdachten Aussagen bewahrt bleiben. Wir können also jetzt dazu übergehen, zu untersuchen, was die Schrift über die zukünftige Zeit der großen Drangsal sagt.

Die Zeit der großen Drangsal

Über diese Zeit, die manchmal auch mit anderen Ausdrücken benannt wird, ist in den nachfolgenden Schriftstellen die Rede:

  1. Jesaja 10,22; 28,22: In diesen Schriftstellen ist die Rede von einer „Vertilgung“ im Land, „die fest beschlossen ist“. Diese Vertilgung wird nicht für ganz Israel gelten, es wird einen Überrest geben (Jes 10,20). Das ist ein tröstliches Wort, aber auch ein ernstes Wort: Es wird nur ein Rest übrigbleiben (Jes 10,22a). Diese Vertilgung wird in der Zeit stattfinden, in der sich der Rest Israels bekehrt, was auf die Endzeit hindeutet. Lies Jesaja 28,14, um hierzu eine Erklärung zu haben.

  2. Jeremia 30,1-11: Die Worte, die hier stehen, sprechen von einer Wende hinsichtlich des Schicksals des Volkes und von Rettung vonseiten Gottes. Dies wird allerdings an einem Tag geschehen, an dem Schreckliches eintreten wird: „Wehe, denn groß ist jener Tag, ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob!“ Die Verse 8 bis 11 zeigen, dass dies unmittelbar vor der glorreichen Wiederherstellung Israels stattfinden wird.

  3. Daniel 9,27: Dieser Abschnitt handelt von der letzten der 70 Wochen, die über das Volk und die Stadt bestimmt sind. In der 70. Jahrwoche wird der Bund für viele schwer [fest beschlossen] werden. In der Mitte dieser „Woche“ werden in dem wiederhergestellten Tempel Schlachtopfer und Speisopfer aufhören, und auf Gräuel-Flügeln wird ein Verwüster kommen. Diese Verwüstung ist fest beschlossen. In gewissem Sinn hat diese Prophezeiung in Antiochus Epiphanes von Syrien eine Vorerfüllung erhalten. Dies ist aber nicht die endgültige Erfüllung, wie aus Matthäus 24,15 und Markus 13,14 (vgl. auch Lk 21,20-28) ersichtlich ist, denn der Herr Jesus kündigt diese Geschehnisse als eine zukünftige Tatsache an. Auch wurden diese Worte nicht endgültig erfüllt, als Titus Jerusalem einnahm, denn der Text in den genannten Schriftstellen verbindet diese Ereignisse mit der Endzeit und dem Kommen von Jesus Christus (Mt 24,30.31 und Lk 21,27).

  4. Daniel 12,1: Dieser Vers enthüllt, dass es eine Zeit der Drangsal geben wird, wie es sie nicht gegeben hat, seitdem Völker existieren. In dieser Zeit wird das Volk Daniels entkommen, die, die in dem Buch geschrieben stehen. Lies das ganze Kapitel, um ein Bild von dieser besonderen Zeit zu erhalten. Diese Zeit wird gekennzeichnet sein von dem Auftreten des falschen Messias in Israel, der gleichzeitig der Antichrist ist, der durch den Apostel Johannes angekündigt wird. Kennzeichnend sind die Stellen, die die Zeitspanne dieser Drangsal angeben:
    • In Daniel 7,25 wird angegeben, dass das „Horn“, das ist der falsche König, das Messias-Plagiat, die Heiligen der höchsten Örter vernichten wird: eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit.
    • In Daniel 9,27 wird über die Zeitspanne einer halben Woche gesprochen. Darunter müssen wir eine Woche von 7 Jahren verstehen.
    • In Daniel 12,7 wird genau wie in Daniel 7,25 über eine Zeit gesprochen, Zeiten und eine halbe Zeit, dass ein Ende für die vernichtende Macht des heiligen Volkes kommt.
    • In Offenbarung 11,2 wird gesagt, dass die heilige Stadt 42 Monate durch die Nationen zertreten werden wird. In derselben Zeit treten zwei Zeugen auf, die 1260 Tage prophezeien werden. Wenn sie getötet werden, liegen ihre Körper in den Straßen der Stadt, in der auch ihr Herr gekreuzigt wurde (Off 11,8). Unverwechselbar ein Hinweis auf Jerusalem.
    • In Offenbarung 12,6 finden wir denselben Hinweis über 1260 Tage, da allerdings in Verbindung mit der Ernährung der Frau, die deutlich Israel darstellt, denn ihr Kind, das entrückt wird, ist der Herr Jesus. Er ist aus Israel entsprossen.
    • In Offenbarung 12,14 treffen wir wieder auf die Zeitangabe aus Daniel 7,25, nämlich dass die Frau in der Wüste ernährt wird, in Sicherheit gebracht vor der Schlange: Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit.
    • In Offenbarung 13,5 finden wir wieder die Nachricht von 42 Monaten, womit die Freimacht des Drachens gegen Gott angegeben wird.

Die Zeit der großen Drangsal ist also 3 ½ Jahre.

  1. Nebst dem Auftreten des Antichristen gibt es auch umliegende Völker, die Israel bedrängen werden. Ich beschränke mich mit dem Hinweis auf Sacharja 12–14 und Hesekiel 20.

Wichtige Aussagen der Schrift über die Zukunft Israels

In Verbindung mit diesem ernsten Zukunftsaspekt ist es äußerst wichtig, den folgenden Kernaussagen Aufmerksamkeit zu schenken.

„Nicht ewig rechten“

Wir begegnen dieser Aussage[4] in verschiedenen Schriftstellen, die über die Tatsache sprechen, dass Gottes Zorn das Land und das Volk treffen wird. Die Textstellen unterstreichen, was oben gesagt wurde über die ernste Zucht Gottes über Israel. Doch dann folgt die tröstliche Mitteilung, dass Gott nicht für immer rechten wird mit seinem Volk. Letzteres widerlegt die Behauptung derer, die sagen, dass Israel keine geistliche Zukunft mehr hätte. In dieser Hinsicht siehe:

  • Jeremia 4,22-26 und achte dabei auf die Verheißung des Nicht-endgültig-Abrechnens in Jeremia 4,27
  • Jeremia 5,1-9 mit der Verheißung des Nicht-endgültig-Abrechnens in Jeremia 5,10
  • Jeremia 5,5-17 und die Verheißung in Jeremia 5,18
  • Jeremia 30,7, worauf oben schon hingewiesen wurde, und beachte die Verheißung in Jeremia 30,11
  • Jeremia 46,27.28, wo die Rede ist von dem Land ihrer Gefangenschaft (V. 27) mit der Verheißung des Nicht-endgültig-Abrechnens (V. 28)

Wiederherstellung nach Bekehrung

Die Schrift spricht durchaus von einer Rückkehr und Wiederherstellung des Volkes im Land, was aber erst nach der Bekehrung des Volkes stattfindet. Das richtet sich gegen die, die in der politischen Wiederherstellung des Volkes nach 1948 eine göttliche Wiederherstellung zu sehen meinen, über die die Propheten geredet hätten. Sieh zur Untermauerung dieses Gedankens, dass es Wiederherstellung erst nach der Bekehrung gibt, die folgenden Schriftstellen: 5. Mose 4,27-31; 30,1-4; Jesaja 1,27; 10,21.22; 59,20; Jeremia 3,14-18.22; 29,14; 31,18; Hosea 3,4.5; 5,15.

„Die Gefangenschaft wenden“

Eine sehr wichtige Aussage ist die Verheißung des Herrn, dass Er das Schicksal seines Volkes wenden wird. Ich verweise auf folgende Texte, in denen wir dem Ausdruck „die Gefangenschaft wenden“ begegnen: 5. Mose 30,3.4; Jeremia 29,14; 30,3.18; 31,23; 32,44; 33,7.11.26; Hesekiel 39,25; Hosea 6,11; Joel 3,1; Amos 9,14; Zephanja 2,7; 3,20. Viele dieser Texte haben in der Vergangenheit eine teilweise Erfüllung erfahren. Wenn wir sie jedoch im Zusammenhang lesen, wird klar, dass sie sich schlussendlich auf die Wende beziehen, die Gott seinem Volk in der Endzeit bereiten wird. Das gilt auch für die Texte im nachfolgenden Abschnitt.

Heil für Zion

Als vierte bemerkenswerte Aussage fällt die regelmäßig wiederkehrende Verheißung Gottes bezüglich des Heils für Zion, für Jerusalem, für das Volk und für das Land auf. Dieses Heil wurde weder in der Vergangenheit noch bis heute verwirklicht. Man denke an folgende Bibelstellen: Jesaja 2,1-5; 4,3.4; 9,1-6; 11; 14,1.2; 19,18-25; 24,23; 27,6.12.13; 29,22-24; 30,23-26; 32,15-20; 33,17-24; 35; 49,8-12.18-23; 50,11; 54,3.9.10; 60; 66. Das sind alles Abschnitte aus dem Buch Jesaja, das schon mal „das Evangelium des Alten Testaments“ genannt wird, besonders von denjenigen, die diese Heilsprophezeiungen auf die Kirche anwenden. Die Beschreibungen sind jedoch so israelitisch, dass man so eine Anwendung nicht durchziehen kann.

Nicht nur Jesaja redet über das zukünftige Heil Israels, auch andere Propheten tun das. Ich verweise auf Jeremia 30 und 33. Beachte dabei, dass Gott in diesen Kapiteln die Unverbrüchlichkeit seines Bundes mit dem Volk mit der Verordnung von Tag und Nacht und von Sonne und Mond vergleicht. Sieh dazu Jeremia 31,35.36 und 33,19-26. Sieh ebenfalls Hesekiel 36,22-38; 37,15-28; Zephanja 3,9-20 und Sacharja 14.

In Matthäus 24,29 und Markus 13,19 wird über die große Drangsal in Verbindung mit dem Volk Israel gesprochen. Das heißt aber nicht, dass die Gläubigen aus den Nationen mit dieser Drangsal nichts zu tun haben werden. Offenbarung 7,1-8 schildert uns nämlich einerseits das Versiegeln von 144.000 Personen aus allen Stämmen Israels. Allerdings reden die folgenden Verse in Offenbarung 7,9-16 über eine große Schar aus den Nationen, die niemand zählen kann; sie kommen aus der großen Drangsal und haben demnach diese Zeit auch miterlebt. Welche das sind, erfordert eine ausführliche Abhandlung und würde meinen Artikel zu lang werden lassen. Ich will aber darauf hinweisen, dass es in Offenbarung 7 deutlich um zwei verschiedene Sorten Jünger geht, wie oben beschrieben. Das beweist, dass wir uns dann in der nachchristlichen Zeit befinden, denn in der heutigen Zeit gibt es keine zwei Sorten getrennter Gläubige, sondern alle Gläubigen – ob sie aus dem Volk Israel zum Glauben gekommen sind oder aus den Nationen – bilden eine ungeteilte Gemeinde, die der Leib Jesu Christi ist (siehe u.a. 1Kor 12,13).

Hiermit bin ich ans Ende dieses Artikels gekommen. Ich hoffe und bete, dass er dazu dient, ein etwas klareres Bild von der Situation des Volkes Israel jetzt und in der Zukunft zu bekommen, und das zur Ehre des Herrn. Seine Treue uns gegenüber, aber auch seinem Volk Israel gegenüber, ist unverbrüchlich.


Originaltitel: „De toekomst van Israël“
Quelle: www.jaapfijnvandraat.nl

Übersetzung: Stephan Winterhoff

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Gemeint ist die Rubrik „Artikelen toekomst“ auf der Website von J.G. Fijnvandraat. Die Einleitung stammt aus „00 Artikelen over de Toekomst“.

[2] Anm. d. Red.: „Het Israëlprobleem“ erschien 1971/2 als Artikelserie in Bode van het Heil (Jahrgänge 114 und 115) und wurde später von Uitgevereij Medema in mehreren Auflagen herausgegeben. Siehe auch: www.verhoevenmarc.be.

[3] Anm. d. Red.: Saddam wurde 2006 im Irak hingerichtet.

[4] Anm. d. Red.: Die Aussage, dass Gott mit seinem irdischen Volk „nicht ewig rechten“ will, finden wir wörtlich in Jesaja 57,16.

Weitere Artikel zur Bibelstelle Matthäus 24 (24)

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Hinweis der Redaktion:

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