Das Gesetz
... und die Bedeutung für den Christen

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© SoundWords, online seit: 20.12.2002, aktualisiert: 17.11.2022

Leitverse: Matthäus 5,18.19; Johannes 14,15; 1. Johannes 5,3

Einleitung

Immer wieder taucht die Frage auf, wie Christen mit dem Gesetz vom Sinai umgehen sollten. Dabei glauben die wenigsten Christen, dass wir nun in allen Punkten das Gesetz, also sowohl das Moral- als auch das Zeremonialgesetz, halten müssten. Man ist sich durchaus bewusst, dass mit einer Nichteinhaltung des Gesetzes der Fluch verbunden ist, und von diesem Fluch hat uns Christus schließlich losgekauft. Dennoch wollen viele Christen das Gesetz auch wiederum nicht ganz loslassen und es weiterhin als eine Art Lebensregel gelten lassen.

In besonderer Weise taucht diese Problematik deshalb auf, weil der Herr Jesus in der Bergpredigt sagte (Mt 5,18.19): „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer irgend nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und also die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer irgend aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel.“

Außerdem hat der Herr Jesus gesagt: „Wer mich liebt, hält meine Gebote“ (Joh 14,15).

Der Apostel Johannes spricht mehrfach von den Geboten Gottes und dass man diese halten sollte; zum Beispiel in 1. Johannes 5,3: „Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer.“

Einleitend kann man vielleicht noch sagen, dass sich auch die allermeisten (wenn nicht alle) Christen darüber einig sind, dass es für Christen niemals darum geht, die zeremoniellen Gesetze zu halten. Die Probleme tauchen in der Regel lediglich bei den Zehn Geboten auf. Und darauf wollen wir uns im Folgenden auch konzentrieren.

Doch bevor wir auf die obigen Schriftstellen eingehen, wollen wir uns überlegen, welche Position wir als Christen dem Gesetz gegenüber einnehmen sollten und welche Position die Apostel eingenommen haben.

Wenn wir bei unserer Untersuchung naturgemäß in der Apostelgeschichte anfangen, dann werden wir hier zwar eine deutliche Linie finden, aber wir können dort auch Bibelstellen finden, die nicht eindeutig sind. Dies lässt sich damit erklären, dass die Apostel sich hier in einer Übergangszeit befanden. In den Lehrbriefen wird das Zeugnis über das Gesetz jedoch sehr deutlich, so dass wir heute nicht in Unwissenheit gelassen sind, welche Position wir dem Gesetz gegenüber einnehmen sollten.

Wir werden jetzt einzelne Bibelstellen zitieren und einen kurzen Kommentar dazu geben (die Bibelstellen sollten im Zusammenhang nachgelesen werden):

Das Gesetz in der Apostelgeschichte

Apg 13,39: Von allem, wovon ihr im Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem jeder Glaubende gerechtfertigt.

Paulus ging nach seiner Gewohnheit an jedem Sabbat in die Synagoge der Juden, um dort das Evangelium zu verkündigen (Apg 17,2.3). Er spricht hier über das Gesetz als eine Sache, die hinter ihm lag, die vorbei war. Er spricht von damals und jetzt. Das zeigt einen gewissen Übergang an. Paulus ging nicht in die Synagoge, um einen „Gottesdienst“ zu feiern, sondern um das Evangelium zu verkündigen. So hatte es auch der Herr bei seiner Himmelfahrt (Apg 1,8) gesagt, dass die Apostel anfangend von Jerusalem das Evangelium verkündigen sollten.

Apg 15,5: Es standen aber etliche von der Sekte der Pharisäer, die gläubig geworden waren, auf und sprachen: Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten! Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, um diese Sache zu untersuchen.

Apg 15,24: Wir haben gehört ,dass etliche, die aus unserer Mitte ausgegangen sind, euch mit Worten beunruhigt haben, indem sie eure Seelen verstören [und sagen, ihr müsstet beschnitten werden und das Gesetz halten] – denen haben wir keine Befehle gegeben.

Apostelgeschichte 15 berichtet von dem Konzil in Jerusalem, bei dem es in erster Linie um die Frage der Beschneidung ging. Doch es ging auch um das Gesetz Moses, was aus dem fünften Vers deutlich hervorgeht. Was war das Ergebnis dieses Konzils in Jerusalem? Man ging auf die Zehn Gebote gar nicht ein, sondern wollte den Nationen nicht mehr auferlegen, als dass sie sich vom Ersticktem und vom Blut enthalten sollten. Weder das Sabbatgebot noch irgendein anderes Gesetz wurde wiederholt. Das zeigt uns, dass die Apostel das Gesetz hinter sich gelassen hatten. Lediglich Petrus gerät noch mal in den Fallstrick des Gesetzes, was Paulus aber im Galaterbrief klarstellt.

Apg 18,12.13.15: Als aber Gallion Prokonsul von Achaja war, traten die Juden einmütig gegen Paulus auf und führten ihn vor den Richterstuhl und sagten: Dieser überredet die Menschen, Gott anzubeten, dem Gesetz zuwider …, wenn es aber Streitfragen sind über Worte und Namen und das Gesetz, das ihr habt, so seht ihr selbst zu, [denn] über diese Dinge will ich nicht Richter sein.

Apg 21,19-25: Als er sie begrüßt hatte, erzählte er eines nach dem anderen, was Gott unter den Nationen durch seinen Dienst getan hatte. Sie aber, als sie es gehört hatten, verherrlichten Gott und sprachen zu ihm: Du siehst, Bruder, wie viele Tausende der Juden es gibt, welche glauben, und alle sind Eiferer für das Gesetz. Es ist ihnen aber über dich berichtet worden, dass du alle Juden, die unter den Nationen sind, Abfall von Mose lehrst und sagst, sie sollen die Kinder nicht beschneiden noch nach den Gebräuchen wandeln. Was ist es nun? Jedenfalls muss eine Menge zusammenkommen, denn sie werden hören, dass du gekommen bist. Tue nun dieses, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben. Diese nimm zu dir und reinige dich mit ihnen und trage die Kosten für sie, damit sie das Haupt scheren lassen; und alle werden erkennen, dass nichts an dem ist, was ihnen über dich berichtet worden, sondern dass du selbst auch in der Beachtung des Gesetzes wandelst. Was aber die Gläubigen aus den Nationen betrifft, so haben wir geschrieben und verfügt, dass [sie nichts dergleichen halten sollten, als nur dass] sie sich sowohl vor dem Götzenopfer als auch vor Blut und Ersticktem und Hurerei bewahrten.

Apg 21,28: Sie schrien: Männer von Israel, helft! Dies ist der Mensch, der alle allenthalben lehrt wider das Volk und das Gesetz und diese Stätte; und dazu hat er auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte verunreinigt.

Apg 23,29: [Klaudius über Paulus:] Da fand ich, dass er wegen Streitfragen ihres Gesetzes angeklagt war, dass aber keine Anklage gegen ihn vorlag, die des Todes oder der Bande wert wäre.

Diese Stellen zeigen deutlich, dass Paulus dafür bekannt war, dass er nicht lehrte, das Gesetz zu halten.

Das Gesetz in den Lehrbriefen

Röm 2,15: Sie zeigen das Werk des Gesetzes geschrieben in ihren Herzen, indem ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen.

Röm 2,27: Wird die Vorhaut von Natur, die das Gesetz erfüllt, dich richten, der du mit Buchstaben und Beschneidung ein Gesetzesübertreter bist?

In diesen Stellen geht es wohl primär um die Zehn Gebote und hier auch lediglich um die moralischen Gesetze. Das Sabbatgebot wird wohl kaum von Natur aus in einem Heiden vorhanden gewesen sein. Dies lässt den Schluss zu, dass man auch bei vielen anderen Stellen, wo es um das Gesetz geht, sich die Frage stellen muss, ob es wirklich um alle zehn Gebote geht. Wenn Christus zum Beispiel sagt, dass die Summe des Gesetzes die Liebe ist, dann meint das auch in erster Linie die moralischen Gesetze und nicht das Sabbatgebot.

Röm 3,19: Wir wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es denen sagt, die unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei.

Obwohl das Gesetz an sich heilig, gerecht und gut ist, wie es Römer 7,12 sagt, so hat es doch nur eine Bedeutung für solche, die sich unter dieses Gesetz begeben oder unter dieses Gesetz gestellt waren. Weil Christen nicht mehr unter Gesetz, sondern unter Gnade stehen, hat auch das Gesetz dem Christen nichts mehr zu sagen, obwohl sich natürlich die moralischen Maßstäbe Gottes nicht verändert haben. Aber sie werden jetzt, wie von selbst, durch den Heiligen Geist in dem Christen bewirkt (s. Röm 8).

Nehmen wir an, ein Zug fährt von A nach B. Wenn ich im Zug sitze, hat das für mich eine gewaltige Bedeutung. Ich werde bald in B sein. Aber wenn ich nicht im Zug sitze, fährt der Zug trotzdem (hat sich also nicht in nichts aufgelöst), nur eben ohne mich … so fährt der Zug des Gesetzes eben auch ohne mich …, dadurch wird es aber nicht aufgelöst!

Röm 5,20: Das Gesetz aber kam daneben ein, auf dass die Übertretung überströmend würde. Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden.

Gal 3,23: Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte.

Diese beiden Verse zeigen die Bedeutung des Gesetzes und auch die Tragweite des Gesetzes. Das Gesetz war lediglich die Minimalanforderung Gottes an sein Volk. Christen dürfen durch die Gnade Gottes viel mehr von der Beziehung des Sohnes zum Vater und von unserer Beziehung zu den göttlichen Personen verstehen, so dass wir auch viel mehr verstehen, was Gott, der Vater, was Gott, der Sohn, von uns möchte, ohne dass wir ein spezielles Gebot dafür hätten. Das Geheimnis ist Christus in uns. Christus ist unsere Lebensregel geworden, die wir durch die Kraft des Heiligen Geistes auch vollbringen können. Das Gesetz war die Lebensregel des Juden und konnte nur den Fluch bringen. Das Gesetz war gut, aber der Mensch taugte nichts. So war eben auch das Gesetz in sich kraftlos. Es konnte uns zwar unseren sündigen Zustand aufzeigen (Röm 7), aber es konnte diesen jämmerlichen Zustand nicht beseitigen.

Röm 7,1: Wisst ihr nicht, Brüder (denn ich rede zu denen, die Gesetz kennen), dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt?

Röm 7,4: Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht brächten.

In diesen Versen finden wir die eigentliche Begründung dafür, dass wir als Christen nichts mehr mit dem Gesetz zu tun haben. Christus, der in seinem Leben zu jeder Zeit den Willen des Vaters getan hat und von dem gesagt werden konnte, dass das Gesetz im inneren seines Herzens wohnte, ist nun gestorben und wir mit Ihm. Er hat alle Forderungen des Gesetzes erfüllt. Christus ist gestorben und damit dem Gesetz gestorben. Es hat kein Anrecht mehr an Ihn. Paulus macht hier sehr deutlich, dass dieses Gestorbensein nicht nur auf Christus zutrifft, sondern auch auf jeden, der an Christus glaubt. Wenn wir irgendetwas zum Rühmen haben, dann nur Christus und sein Werk auf Golgatha.

Röm 7,6: Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, in dem wir festgehalten wurden, so dass wir dienen in dem Neuen des Geistes und nicht in dem Alten des Buchstabens.

Röm 8,14.15: So viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft {o. Sklaverei} empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!

Gal 5,18: Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter Gesetz.

Paulus bestätigt hier noch einmal die Losmachung vom Gesetz. Und er führt gleichzeitig den neuen Gedanken ein, dass wir jetzt unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen. Wir sind der Tempel des Heiligen Geistes, eine göttliche Person wohnt in uns (1Kor 6,19). Die Gläubigen unter dem Gesetz waren nicht mehr Knechte. Jeder, der nun an Christus glaubt, ist nicht mehr Knecht, sondern Sohn. Einem Kind muss man enge Grenzen stecken. Es braucht Regeln. Ein Sohn kennt seinen Vater genau und weiß, was er sich wünscht, ohne dass der Vater das ausgesprochen hat. Das ist genau unsere neue Stellung zu unserem himmlischen Vater. Wir sind so nah zum Vater gebracht worden, dass wir sogar „Abba, Vater“ (siehe auch den Artikel „Abba Vater!“) sagen dürfen. Das setzt Kenntnis und Beziehung voraus. Diese Art der Beziehung war im Alten Testament nicht möglich.

Röm 10,4: Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.

Als Christus starb, nahm das Gesetz ein Ende. Das heißt nicht, dass das Gesetz ungültig geworden wäre oder dass Christus nun das Gesetz aufgelöst hätte. Nein! Paulus sagt in 1. Timotheus 1,9: „Für einen Gerechten ist das Gesetz nicht bestimmt, sondern für Gesetzlose und Zügellose, für Gottlose und Sünder, für Heillose {o. Unheilige} und Ungöttliche, Vaterschläger und Mutterschläger, Menschenmörder …“

Das Gesetz erfüllt weiterhin seinen Zweck, aber es ist nicht für einen Gerechten (wiedergeborenen Christen) bestimmt.

Röm 13,8: Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.

Gal 5,14: Das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“.

1Kor 9,21: Ich bin denen, die ohne Gesetz sind, wie ohne Gesetz (wiewohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen) geworden, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne.

Der Apostel Paulus macht klar, dass er nicht mehr unter Gesetz stand, wiewohl er auch solchen kein Anstoß war, die die christliche Freiheit noch nicht recht verstanden hatten (Apg 25,8; 24,14). Das würde aber nicht heißen, dass er nun ein Gesetzloser war. Nein! Paulus war Christus gesetzmäßig unterworfen – und ließ sich in der Kraft des Heiligen Geistes von seinem neuen Herrn leiten.

Gal 2,19: Ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe.

Gal 3,13: Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist (denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holze hängt!“).

Gal 4,5: Gott sandte seinen Sohn …, damit er die, die unter Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen.

Diese Bibelstelle ist sehr interessant, da sie uns angibt, dass wir nicht nur dem Gesetz gestorben sind, weil wir mit Christus gestorben sind, sondern weil wir auch „durchs Gesetz dem Gesetz gestorben“ sind. Das bedeutet, dass das Gesetz in dem Sinn bestätigt wurde, dass das Gesetz diejenigen „tötete“, die sich darunterstellten oder daruntergestellt wurden. Unter Gesetz hieß es: „Tue dies und du wirst leben.“ Aber da war keiner, auch nicht einer, der das Gesetz hätte tun können, bis auf Christus. Er erfüllte das Gesetz und hätte leben können. Aber Er gab sich freiwillig für uns in den Tod, damit wir vom Gesetz losgekauft werden konnten.

Gal 5,3.4: Ich bezeuge aber wiederum jedem Menschen, der beschnitten wird, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. Ihr seid abgetrennt von dem Christus, so viele ihr im Gesetz gerechtfertigt werdet; ihr seid aus der Gnade gefallen.

Jak 2,8: Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, so tut ihr wohl.

Im Galaterbrief offenbart der Apostel Paulus ein falsches Evangelium. Wer meint, durch das Halten der Gesetze gerettet zu werden, bringt ein falsches Evangelium. Und Paulus sagt in Galater 1,9, dass der, der solch ein Evangelium bringt, „der sei verflucht“. Es gibt auch heute noch Christen, die glauben, dass man verlorengehen könnte, wenn man zum Beispiel den Sabbat nicht achtet. Paulus nennt dies ein falsches Evangelium. Wenn es schon ein königliches Gesetz gibt, wie Jakobus schreibt, dann ist es nicht der Sabbat, sondern dieses: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

So schließen wir mit dem Vers ab:

Jak 1,25: Wer aber in das vollkommene Gesetz, das der Freiheit, nahe hineingeschaut hat und darin bleibt, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, dieser wird glückselig sein in seinem Tun.

Die Bedeutung von Matthäus 5

Mt 5,18.19: Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer irgend nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und also die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer irgend aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel.

Christen, die das Gesetz als Lebensregel ablehnen, wird schnell der Vorwurf gemacht, dass sie den Anweisungen des Herrn in der Bergpredigt nicht nachkämen. Man würde gerade das tun, wovor der Herr gewarnt hat: nämlich das Gesetz auflösen. Stimmt das? Natürlich nicht, es wäre tatsächlich schlimm, wollten wir das Gesetz auflösen. Im Gegenteil glauben wir, dass das Gesetz für Israel weiter gilt und noch eine zentrale Bedeutung im Tausendjährigen Reich einnehmen wird. Aber auch in der Gegenwart ist es in vollem Umfang gültig „für Gesetzlose und Zügellose, für Gottlose und Sünder, für Heillose {o. Unheilige} und Ungöttliche, Vaterschläger und Mutterschläger, Menschenmörder“ (1Tim 1,9). Nur ist es eben für einen Gerechten nicht bestimmt, was der eben zitierte Vers ebenso deutlich aussagt. An eine Auflösung des Gesetzes ist also überhaupt nicht zu denken. Im Weiteren sollten jene bedenken, die wie selbstverständlich hier in Matthäus 5 unter dem Gesetz lediglich die Zehn Gebote verstehen, dass dies überhaupt nicht deutlich vom Herrn gesagt wird. Im Gegenteil wird es wohl so sein, dass auch das zeremonielle Gesetz bis in Ewigkeit nicht aufgelöst werden sollte. Denn auch dieses Gesetz hat im Tausendjährigen Reich noch seine volle Kraft und Bedeutung (s. Hes 40–48). Im Weiteren war das Gesetz gültig, bis der Herr am Kreuz auf Golgatha starb, danach hatte das Gesetz die Kraft für Ihn und alle, die mit Ihm gestorben sind, verloren, denn es heißt in Römer 7,1: „Oder wisst ihr nicht, Brüder, dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt?“

Der Herr Jesus war gekommen, um das langersehnte Friedensreich aufzurichten. Der Friedefürst war da. Er verkündigte zu Beginn seines Dienstes auch genau dieses Reich (Mt 4,17), genau wie Johannes der Täufer dieses Reich verkündigte (Mt 3,2). Erst ab Kapitel 13 verkündigt der Herr dieses Reich in seiner geheimnisvollen Gestalt, indem Er symbolisch das Haus Israel (Mt 13,1) verlässt und sich an den See setzt, der ein Bild für die Nationen ist (Jes 17,12; Off 17,15). Erst nachdem es klar war, dass sein Volk im Großen und Ganzen nicht an Ihn glauben würde – was sie dadurch zum Ausdruck brachten, dass sie die eindeutige Wirkung des Heiligen Geistes dem Beelzebub zuschrieben (Mt 12,24) –, wendet Er sich den Nationen zu und verkündigte ab Kapitel 13 das „Reich der Himmel“ in zehn verschiedenen Gleichnissen (Mt 13–25) in seiner verborgenen Gestalt.

Weil der Herr aber zu Beginn des Matthäusevangelium noch das langersehnte Friedensreich verkündigte, sollten auch seine Jünger das lehren, was im Gesetz und in den Propheten geschrieben stand. Nun ist aber nach Römer 7,1 der Tod eingetreten, und das Gesetz hat keine Macht mehr über solche, die mit Christus gestorben sind.

Die Bedeutung von Johannes 14,15 und 1. Johannes 5,3

Joh 14,15: Wer mich liebt, hält meine Gebote.

1Joh 5,3: Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer.

Der Herr sagte: „Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote“; später heißt es dann in Vers 23: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten.“ Der Vers 23 wirft Licht auf den Vers 15. Manche denken in Vers 15 an die Zehn Gebote. Nun, dort steht aber nicht: „So haltet die Zehn Gebote“, noch steht dort: „So haltet das ganze mosaische Gesetz“, sondern es heißt: „So haltet meine Gebote.“ Es ist das Wort aus Vers 23, das wir nun halten. Es ist das Wort, das Er sprach, und es ist das Wort, das Er durch den Heiligen Geist seinen Aposteln in die Feder geben würde (siehe Joh 15,15.26; 16,13; 14,26). Wer in dem Wort „meine Gebote“ die Zehn Gebote sehen möchte, ist verpflichtet, dies nachzuweisen. Es gibt unseres Erachtens allerdings dafür keinerlei Hinweise.

Das Gleiche trifft auf die oben erwähnte Stelle in 1. Johannes 5,3 zu.

Hat das Gesetz dem Christen nun gar nichts mehr zu sagen?

Doch! So weit darf man natürlich nun auch nicht gehen und meinen, dass das Gesetz vom Sinai dem Christen nichts mehr zu sagen hätte. Die moralischen Anforderungen Gottes haben sich nicht verändert. Was sich jedoch verändert hat, ist die Position, in der wir zum Gesetz stehen. Wir haben gesehen, dass Christus des Gesetzes Ende ist und dass das Gesetz jenen nichts zu sagen hat, die gestorben sind. Und wir sind mit Christus gestorben! Gott sei Dank!

Für uns ist heute nicht mehr das „Gesetz vom Sinai“ relevant, sondern das „Gesetz des Christus“. Wir fragen nicht mehr: Was steht in dem Gesetz des Mose?, sondern wir fragen: Was steht in dem „Gesetz des Christus“?, denn so wird es einmal in Galater 6,2 genannt. Auch der Jakobusbrief spricht von dem „königlichen Gesetz“ (Jak 2,8).

Wenn es um das erste und zweite Gebot geht, dann ist nicht mehr zuerst relevant, dass es heißt: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, und: „Du sollst dich vor keinem Götzenbild niederbeugen“, sondern dann ist von Bedeutung, dass wir anerkennen, dass Christus der „wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist“ (1Joh 5,20b). Interessanterweise heißt es im Anschluss an diesen Vers: „Kinder, hütet euch vor den Götzen.“ Wir sollen also sicherstellen, dass der Christus, der wahre Gott, auf dem Thron unseres Herzens sitzt.

Wenn wir das dritte Gebot lesen, dann geht es nicht nur darum, den Namen Gottes zu Uneitlem auszusprechen, sondern dann geht es im Gesetz des Christus viel weiter. Der Herr Jesus sagt uns nämlich, dass wir von jedem Wort, das wir sprechen, einmal Rechenschaft ablegen werden. Außerdem werden wir im Hebräerbrief angeleitet, die Opfer des Lobes zu bringen, die seinen Namen bekennen (Heb 13). Für „bekennen“ könnte man auch übersetzen: „Gutes reden über …“ Wir sollten nicht nur den Namen Gottes nicht zu Eitlem aussprechen, sondern wir sollten über den Herrn und über Gott vor allen Dingen „Gutes reden“.

Wenn wir das vierte Gebot lesen, dann geht es nicht darum, den Sabbat zu feiern, sondern darum, dem Herrn zu dienen, so wie auch der Herr Jesus am Sabbat nicht ruhte, sondern sowohl durch die Saaten ging mit einen Jüngern als auch am Sabbat heilte. Der Herr Jesus verlegte diesen Tag nicht auf den Sonntag. Dass der Sabbat keine neutestamentliche Einrichtung mehr ist, macht auch Römer 14,5 sehr deutlich, wenn Paulus schreibt: „Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Ein jeder aber sei in seinem eigenen Sinne völlig überzeugt.“

Wenn wir das fünfte Gebot lesen, dann ehren wir Vater und Mutter ebenso, wie das im Alten Testament schon galt, denn dieses Gebot wird zweimal im Neuen Testament wiederholt und genauso vom Herrn Jesus und vom Apostel Paulus bestätigt. Wir halten uns allerdings nicht mehr in einer gesetzlichen Haltung daran, sondern weil Christus unser Vorbild ist und wir dazu berufen sind, dem Herrn Jesus gleichförmig zu werden. Wir wollen ein Brief Christi sein, und deshalb werden wir auch seinen Fußspuren folgen und uns ein Beispiel daran nehmen, wie der Herr Jesus seinen irdischen Eltern untertan war und wie Er sich auch unter den Willen Gottes (Joh 4,34) und das Gebot des Vaters gestellt hat (Joh 10,18).

Wenn wir zum sechsten Gebot kommen und lesen: „Du sollst nicht töten“, dann denken wir nicht nur daran, dass wir nicht töten sollen, sondern dass wir jemandem nicht einmal ein Schimpfwort beilegen, wie der Herr in Matthäus 5 sagt. Wir wollen uns darin erinnern, Gutes übereinander zu reden und nicht den anderen zu verleumden. Auch erinnern wir uns an Christus, wie Er dieses Gebot erfüllt hat. Er hat nicht nur niemanden getötet, sondern Er hat sein Leben gegeben als Lösegeld für viele. Er hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben. Wir lesen im 1. Johannesbrief 3,15, dass jemand ein „Menschenmörder“ genannt wird, wenn er seinen Bruder hasst. Hingegen steht ein Vers weiter in Vers 16, dass wir schuldig sind, „für die Brüder das Leben darzulegen“. Das ist das „Gesetz des Christus“. Er ist unser Vorbild. Ihm sollen wir folgen. Wir fragen nicht: Was hat Mose geschrieben?, sondern: Was hat uns Christus vorgelebt?

Wenn wir dann zum siebenten Gebot kommen, dann finden wir etwas Ähnliches. Wir sollen nicht nur die Ehe nicht brechen – und das war zuerst deswegen gemeint, weil man dadurch seinen Nächsten missachtete, dessen Frau ein Mann sich nahm (und umgekehrt) –, sondern im Neuen Testament im Gesetz des Christus geht dieses Gebot wiederum viel weiter. Die Männer sind schuldig, ihre Frauen so zu lieben, wie Christus die Gemeinde geliebt hat (Eph 5). Das geht wiederum weit über das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ hinaus. Die Liebe ist die Summe des Gesetzes (Röm 13): Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen.

Kommen wir zum achten Gebot: „Du sollst nicht stehlen.“ Auch hier wird der Christ sich nicht unter dieses Gesetz stellen, sondern fragen, was das „Gesetz des Christus“ uns zu sagen hat. Christus hat uns nicht nur ein Vorbild darin gegeben, dass wir nicht stehlen sollten, sondern dass wir dem Nächsten Gutes tun sollten. Der Psalmist sagt von dem Herrn Jesus: „Was ich nicht geraubt habe, muss ich alsdann erstatten“ (Ps 69,5). Jakobus sagt, wenn wir unseren Nächsten Mangel leiden sehen, dann sollen wir ihm helfen. Wir sollten nicht einfach sagen: Der Herr segne dich!, sondern wir sollten ihm mit der Tat helfen. Der Apostel Paulus sagt: „Denn das: ,Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, lass dich nicht gelüsten‘, und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Worte zusammengefasst: ,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“ Und konkret in Bezug auf das Stehlen: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe“ (Eph 4,28). Wir fragen uns also nicht lediglich ab und stellen fest: Nein, gestohlen habe ich nie, sondern wir fragen uns, ob wir den Nächsten so geliebt haben wie uns selbst. Dann erfüllen wir das „königliche Gesetz“ des Christus.

Das neunte Gebot – „Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wieder deinen Nächsten“ – erinnert uns dann daran, dass die Liebe sich nicht nur nicht freut an der Ungerechtigkeit, sondern dass sie sich über die Wahrheit freut (1Kor 13). Der Herr Jesus war auch hier unser vollkommenes Vorbild, gegen Ihn sind mehrere falsche Zeugen aufgetreten, aber Er schwieg. Wenn es darum ging, dass der Herr Jesus Gottes Sohn war, dann schwieg Er durchaus nicht, aber wenn es um den Vorteil für seine Person ging, dann schwieg Er. Wie können wir doch noch viel von unserem vollkommenen Vorbild lernen!

Das letzte und zehnte Gebot forderte auf, nicht nach den Dingen des Nächsten Ausschau zu halten, und zwar ging es dort um jeden Bereich des Lebens (dafür stehen Ochse, Esel, Frau, Sklave usw.). Heute werden wir nicht nur aufgefordert, uns nicht nach den Dingen des Nächsten umzusehen, sondern wir werden auf Christus selbst hingewiesen, um Ihn anzuschauen, damit wir uns nach Ihm sehnen und Ihn „begehren“. Christus begehrte in seinem Leben nichts, was seinem Nächsten gehörte, doch begehrte Er auf allen seinen Wegen stets, im vollkommenen Willen Gottes zu leben. Das sollte auch unsere Ausrichtung sein!

Nun könnte man vielleicht sagen: Wenn die Israeliten nicht einmal die Zehn Gebote vom Sinai halten konnten, wie sollten wir heute das tausendmal schwerere „Gesetz des Christus“ erfüllen können? Das ist zwar eine berechtigte Frage, doch lässt sie sich auch genauso leicht beantworten, und die Antwort ist überaus großartig. Das „Gesetz vom Sinai“ richtete sich an den natürlichen Menschen in seinem sündigen Fleisch. Aber das „Gesetz des Christus“ richtet sich an den neuen Menschen, der in Christus ist. Wir haben das Leben des Herrn Jesus erhalten, wir sind mit einer göttlichen Person – dem Heiligen Geist – versiegelt worden. In uns lebt eine Person und eine Kraft, so dass zwar nicht durch uns, aber in uns das „Gesetz des Christus“ erfüllt wird. Wenn der Geist uns erfüllt und wir in einer lebendigen Beziehung zum Herrn Jesus leben, dann sind seine Gebote nicht schwer, wie der erste Johannesbrief es sagt (1Joh 5,3).

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