Wenn Corona Familien, Gemeinden und Gruppen zerstört

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© SoundWords, online seit: 07.09.2021, aktualisiert: 23.10.2022

Einleitung

Nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie beherrscht das Thema Corona nicht nur die Medien, sondern auch die Gespräche in der Familie, im Freundeskreis, in der Gemeinde und in christlichen Kleingruppen. Manche Familie wurde durch dieses Thema zerrüttet und manche Gemeinde gespalten oder es herrscht zumindest Zwietracht. Was also tun, wenn wir selbst betroffen sind? Wir möchten mit diesem Artikel einige Denkanstöße und Impulse geben.

Wir wollen uns fragen: Wie gehen wir miteinander um? Bezeichnen wir uns gegenseitig entweder als Coronaleugner oder als Schlafschafe, als unsoziale Mitbürger oder als Politikgläubige? Welche Ausdrücke benutzen wir für den Mund-Nasen-Schutz? Wie betiteln wir den Impfstoff? Wie reden wir über die verantwortlichen Politiker bzw. Wissenschaftler?

Es kann sich hier schnell eine unbiblische Gesinnung allein durch unsere Wortwahl offenbaren. Bedenken wir die alten Worte des weisen Predigers:

  • Pred 10,20: Auch in deinen Gedanken fluche dem König nicht, und in deinen Schlafgemächern fluche nicht dem Reichen; denn die Vögel des Himmels könnten die Stimme entführen, und das Geflügelte das Wort melden.

Sollen wir für unsere Meinung streiten?

Angenommen, in deiner Familie oder deiner Gemeinde kommt es zu verschiedenen „Lagern“: Die einen sehen hinter allen Maßnahmen eine große Verschwörung und die anderen haben vielleicht wirklich Angst und Sorge um ihre Gesundheit; und wiederum andere haben vielleicht keine Angst, wollen sich aber der Regierung unterordnen,[1] solange keine Gebote Gottes übertreten werden, die nicht verhandelbar sind. Wie gehen wir damit um? Soll jede Partei für ihre Meinung kämpfen? Sollen wir jetzt einen wochen- oder monatelangen Kampf um die vermeintliche Coronawahrheit kämpfen?

Wenn wir nur zwei Minuten über diese letzte Frage ernsthaft vor Gottes Angesicht nachdächten, könnten wir nicht allen Ernstes sagen, dass wir uns hier im Willen Gottes befinden. Der Apostel Paulus weist den jungen Timotheus darauf hin:

  • 2Tim 2,24: Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam.

Eines ist klar: Wenn es zu Streit wegen einer Angelegenheit kommt, bei der es weder um eine Frage der Moral noch um fundamentale Lehre geht, dann sind wir nicht im Willen Gottes. Selbst ein Streit mit der Bibel in der Hand verrät lediglich, wie fleischlich man ist:

  • Jak 4,1: Woher kommen … Streitigkeiten unter euch? Nicht daher: aus euren Begierden, die in euren Gliedern streiten?

  • 1Kor 3,3: Ihr seid noch fleischlich. Denn da … Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?

Nun ist nicht jede Meinungsverschiedenheit ein Streit. Wir müssen bereit sein, miteinander in Ruhe zu reden, einander zuzuhören und die Argumente auszutauschen. Es ist sogar nützlich, wenn man in gegenseitiger Wertschätzung die unterschiedlichen Ansichten auf den Tisch legt. Meistens lässt sich dabei für jeden etwas lernen. Jede Seite kann dann darüber nachdenken und wenn gewünscht Rückfragen stellen.

Alles eine Frage der persönlichen Entscheidung?

Was machen wir aber, wenn wir nicht übereinkommen? Man könnte argumentieren, es handle sich bei diesem Thema um eine persönliche Entscheidung und man könne sich deshalb darauf einigen, dieses Thema aus den Gesprächen auszuklammern. Ja, es handelt sich hier tatsächlich um eine persönliche Entscheidung oder auch Meinung, aber die Konsequenzen, die aus einer persönlichen Sichtweise resultieren, bleiben häufig nicht persönlich, sondern betreffen auch andere. Das Thema kommt bei bestimmten Gelegenheiten zwangsweise wieder hoch, weil eine persönliche Entscheidung auch Konsequenzen hat für jemand anderes oder für eine ganze Gruppe.

Stellen wir uns vor, in einer Kleingruppe sind die meisten geimpft, doch ein oder mehrere Risikopatienten in dieser Gruppe möchten sich nicht impfen lassen. Sie erwarten jetzt womöglich von den Geimpften einige Einschränkungen, weil es ja auch sogenannte Impfdurchbrüche gibt, das heißt, die Geimpften könnten trotz ihrer Impfung an Covid erkranken und somit bestünde die Gefahr,  die Nichtgeimpften anzustecken.

Vielleicht lässt sich eine Risikoperson impfen und wünscht sich, dass sich die Teilnehmer einer Kleingruppe vor dem nächsten Treffen dennoch selbst testen. Uns geht es jetzt nicht so sehr darum, wie wir darauf reagieren und ob diese Forderung berechtigt ist oder nicht, sondern es geht darum, dass unsere persönliche Entscheidung Auswirkungen auf andere haben könnte. Meine eigene Freiheit könnte im schlimmsten Fall gesundheitliche Probleme für einen anderen bedeuten. Ja, man hat zwar ein Recht auf eine persönliche Meinung, doch man muss daran denken, was für eine Auswirkung das auf andere haben kann.

Ein anderes Beispiel: Eine Schwangere möchte sich unbedingt impfen lassen, auch ohne dass die Sachlage hier eindeutig ist. Auch ihre Entscheidung hat nicht nur eine Bedeutung für sie alleine. Das Ungeborene ist mit eingebunden in die Entscheidung und ebenso die ganze Familie, denn wenn ein Kind durch diese Impfung eine Behinderung davonträgt, was derzeit keiner ausschließen kann, dann sehen wir schnell, dass eine persönliche Entscheidung Auswirkungen auch auf andere haben kann.[2]

Dabei gilt es natürlich auch Abwägungen zu treffen. Es gibt nicht nur Sorgen und Nöte von Risikopatienten oder Ängstlichen. Wenn ich zum Beispiel alte Geschwister besuche oder im Evangelium tätig bin, ist mein Risiko, mich und damit ggf. andere anzustecken, natürlich größer, als wenn ich meine Kontakte weitestgehend herunterfahre. Aber diese Alten, Einsamen oder Verlorenen haben auch Bedürfnisse und die muss ich genauso berücksichtigen; deshalb muss ich abwägen, auf wen ich mehr Rücksicht nehmen muss.

Wir merken an diesen Beispielen, dass eine persönliche Entscheidung durchaus auf andere Einfluss haben kann. Wir leben nicht für uns in einer Blase. Wir müssen lernen, auf die Befindlichkeiten anderer Rücksicht zu nehmen, und vielleicht auch einmal Dinge tun, die wir selbst für unnötig oder unverhältnismäßig halten. Es geht darum, auch die zweite Meile mitzugehen oder demjenigen das Oberkleid zu reichen, der das Untergewand von uns fordert (Mt 5,40.41). Es geht nicht darum, ob ich meine eigene Meinung für durchdachter und besser halte, sondern ob ich willens bin, auf andere Rücksicht zu nehmen, selbst wenn ich noch so sehr davon überzeugt bin, dass der andere im Unrecht ist. (Dabei sind wir jetzt noch nicht auf Themen eingegangen wie das Erreichen der Herdenimmunität oder das Verhindern des Auftretens weiterer Coronamutanten.)

Manche bestehen auf ihrer eigenen persönlichen Entscheidung und möchten dafür respektiert werden, allerdings wollen sie nicht die Konsequenzen ihrer persönlichen Entscheidung tragen. Sie möchten die Vorteile von beiden Seiten genießen. Zum Beispiel möchte man sich verhalten und frei bewegen können wie Geimpfte, aber das Risiko einer Impfung möchte man nicht eingehen. Gesellschaftlich gesehen ist es sehr egoistisch, wenn man die Vorteile beider Seiten für sich beanspruchen möchte, aber nicht bereit ist, selbst entsprechende Verantwortung zu übernehmen. Die Geimpften nehmen das Risiko auf sich, dass sie nicht wissen, was die Impfung in Zukunft (gesundheitlich) bringen wird, und die Nichtgeimpften übernehmen Verantwortung, indem sie sich regelmäßig testen lassen oder auf Dinge verzichten, die ihnen mit einer Impfung möglich wären. So etwas nennt man nicht Zweiklassengesellschaft oder Impfzwang, sondern gesellschaftliche Verantwortung. Das Gute beider Seiten für sich in Anspruch zu nehmen, entspricht zwar dem selbstsüchtigen Geist unserer Zeit, ist aber mit einem christlichen Lebensstil nicht vereinbar.

Wie gehe ich mit Streit innerhalb der Familie um?

Beispiel: In einer Familie möchten die Eltern ihre Kinder[3] gern vor dem Impfen schützen. Sie sind nämlich der Meinung, dass in spätestens zwei Jahren alle Geimpften sterben oder dass sie an der nächsten normalen Grippe sterben, weil das Immunsystem durch den Impfstoff bei den Geimpften nicht mehr richtig funktioniere. Sie sind der Meinung, hinter allem stecke eine riesige Verschwörung, um die Weltbevölkerung zu dezimieren. Die Kinder dagegen haben im Internet recherchiert und kommen zu dem Ergebnis, dass diese Behauptungen haltlos sind und es keine wissenschaftliche Evidenz dafür gibt. Verständlicherweise finden Kinder es furchtbar, wenn die eigenen Eltern Verschwörungstheorien[4] anhängen, diverse Behauptungen ungeprüft übernehmen, etwas als Tatsache darstellen,  wofür es keine Beweise gibt, und Verleumdungen aussprechen.[5]

Solche Eltern oder Menschen, die sich auf so dünnes Eis begeben, sollten Folgendes bedenken: Es gehört zu den christlichen Tugenden, kein falsches Zeugnis über andere auszusprechen. Schon im Alten Testament durfte man eine schwerwiegende Anschuldigung gegen jemand nur aussprechen, wenn die Fakten deutlich gesichert waren:

  • 5Mo 13,14.15: Es sind Männer, Söhne Belials, aus deiner Mitte ausgegangen und haben die Bewohner ihrer Stadt verleitet und gesprochen: Lasst uns gehen und anderen Göttern dienen (die ihr nicht gekannt habt), so sollst du genau untersuchen und nachforschen und fragen; und siehe, ist es Wahrheit, steht die Sache fest.

Wie oft wird heute gegen Menschen und Regierungen das Wort erhoben, ohne dass man genau untersucht, geforscht und gefragt hat; und es ist oft zweifelhaft, ob es Wahrheit ist und „die Sache feststeht“ (vgl. Anschuldigungen gegenüber Regierungen oder Personen wie Bill Gates etc.). Es spielt dabei nicht so sehr die Rolle, ob man bei manchem, was diese Personen und Regierungen tun, wirklich Fragezeichen hat oder ob an manchen Aussagen diverser Verschwörungsideologen nicht etwas Wahres dran ist.[6] Man kann über bestimmte Maßnahmen diskutieren und sicherlich auch anderer Meinung sein, ohne sich an Verleumdungen oder Verschwörungstheorien zu beteiligen. Um jedoch so tiefgreifende Anklagen zu erheben, wie dies heute sehr oft geschieht, auch – und manchmal leider besonders – von bekennenden Christen, sollte man zuvor sehr genau nachgeforscht haben. Würde das mehr beachtet, müsste man bei einer fairen Betrachtung sagen: So klar ist das alles nicht; es steht eben nicht fest, und deshalb sollten wir uns mit einem Urteil als Christen sehr zurückhalten. Dies würde die Hitzigkeit aus mancher Debatte herausnehmen.

Wie können sich die Kinder in unserem Beispiel oder auch Personen, die mit solchen Dingen konfrontiert werden, nun am besten verhalten? Es ist aus Sicht der Kinder oder auch sonstiger Familienangehöriger keine Kleinigkeit, wenn solche Behauptungen in der eigenen Familie vorgetragen werden. Gerade weil man die Eltern bzw. Familienangehörigen so liebhat, möchte man nicht, dass sie in solche Dinge verstrickt werden und mit unnötiger Angst und Sorge durch das Leben gehen und vielleicht sogar für diese Art der Aufklärung mehr missionarischen Eifer entwickeln als dafür, die Menschen, die auf dem Weg in die ewige Gottesferne sind, zu Christus zu rufen.

Was kann man hier tun? Als Erstes sollte Ruhe bewahrt werden. Um auf das Impfbeispiel zurückzukommen: Es ist erst einmal normal, dass sich Eltern über ihre eigenen Kinder Sorgen machen. Sie möchten nicht, dass ihnen etwas zustößt. Es wäre gut, den Eltern zu signalisieren, dass man sie wertschätzt, und dann zu versuchen, deren Bedenken ernst zu nehmen, indem man sich mit den Argumenten sachlich auseinandersetzt. Dabei sollte man nicht versuchen, jedes Argument zu widerlegen; denn dabei würde man sich selbst nur mit unnötigen negativen Gedanken belasten (vgl. Phil 4,8; siehe weiter unten!). Aber man kann sich einige Argumente herauspicken, um dem anderen zu signalisieren, dass man ihn ernst nimmt.

Wenn man dann jedoch feststellt, dass es gar nicht um die Wahrheit geht, sondern darum, am Ende recht zu behalten, sollte man die Diskussion beenden. In der Regel lassen solche Menschen nur noch Informationen aus bestimmten Quellen zu, die ihre eigene Meinung bestätigen. Man steht dann nicht mehr auf der gleichen Ausgangsbasis und deshalb wird man niemals zusammenfinden. Im Gegenteil, der Streit wird nur heftiger:

  • Spr 17,14: Der Anfang eines Zankes ist wie die Entfesselung von Wasser; so lass den Streit, ehe er heftig wird.

Es bleibt in solchen Fällen nur, die Sache dem Herrn im Gebet anzubefehlen und auf die Zeit zu setzen. Viele Dinge werden sich von selbst auflösen, wenn man sieht, dass die Horrorszenarien, die an die Wand gemalt wurden, nicht eintreffen oder deutlich widerlegt werden, wie zum Beispiel die Falschmeldung (hinter der wiederum eine Verschwörungsideologie steckt), man hätte bei der Hochwasserkatastrophe im August 2021 sechshundert Kinderleichen in Ahrweiler gefunden, was kurzzeitig durch alle Social-Media-Kanäle ging. Es kann gut sein, dass sich das Verhältnis nach der Pandemie wieder bessert und normalisiert. Es ist oft sehr schwer, sich einzugestehen, dass man sich verrannt hat und möglicherweise auch missionarischen Eifer an den Tag gelegt hat; dann wird es peinlich, anzuerkennen, dass man sich geirrt hat und einer Verschwörungsideologie auf den Leim gegangen ist.

Wie sollten sich die Eltern in diesem Beispiel verhalten, wenn die Kinder nicht auf sie hören und eine andere Meinung haben? Schließlich halten die Eltern ihre eigene Sicht der Dinge für die Wahrheit. Aber auch dann ist es wichtig, einige Grundregeln des Miteinanders zu beachten. Eltern müssen lernen, dass ihre erwachsenen Kinder für sich selbst verantwortlich sind; und wenn sie ihnen die eigenen (vermeintlichen) Bedenken vorgestellt haben, müssen sie so fair sein, die Kinder ihren eigenen Weg gehen zu lassen. Auch der Vater im Beispiel des verlorenen Sohnes ließ seinen Sohn ziehen. Es führt nur zu Unfrieden und Streit, wenn man ein und dieselbe Sache immer wieder anspricht:

  • Spr 17,9: Wer Liebe sucht, deckt die Übertretung zu; wer aber eine Sache immer wieder anregt, entzweit Vertraute.

Die Eltern sollten sich klarmachen, dass in diesem Fall ihre Meinung nicht mehr wert ist als die Meinung ihrer Kinder. In unserem Beispiel kann keiner in die Zukunft schauen. Die Zeit wird zeigen, ob das Risiko, sich impfen zu lassen, vertretbar war oder nicht. Oft kann man bereits sehen, dass sich etliche wilde „Prophezeiungen“ verschiedenster Verschwörungsideologen nicht erfüllt haben, und für andere wird die Zeit es zeigen. Man nimmt sehr viel Dynamit aus einem Gespräch heraus, wenn jede Seite sich bewusstmacht, dass sie auf Wissenschaftler hört, die sich allzumal und oft auch getäuscht haben – auf beiden Seiten.

„Ich weiß es aber besser …“

Im Übrigen gibt es die o.g. Situation natürlich auch umgekehrt. Manche Kinder sehen endlich einmal die Gelegenheit, mit einer Alternativmeinung aus angeblich besseren und nicht so leicht zu findenden Informationsquellen die „Wahrheit“ entdeckt zu haben. Dieses „Ich-weiß-es-aber-besser“-Prinzip ist übrigens nicht nur für Kinder sehr verlockend. Ich weiß es besser als die Eltern, ich weiß es besser als das Gros der Wissenschaftler, ich weiß es besser als die Ältesten einer Gemeinde usw. – wie schnell kann sich da der Hochmut einschleichen. Damit wollen wir nicht sagen, dass man unbedingt immer eine angepasste Meinung haben sollte, aber insbesondere bei solch einem Thema sollten wir unsere Gesinnung überprüfen. Sehr oft dient dieses „Ich weiß es aber besser“ auch dazu, die eigenen Ängste in der aktuellen Situation in den Griff zu bekommen. Es entsteht dadurch die Vorstellung, die schwierige Lage selbst unter Kontrolle zu haben. Man fühlt sich nicht mehr hilflos ausgeliefert.

„Du hast kein Gottvertrauen …“

Manchmal wird denen, die sich durch gründliche Hygiene und Kontaktbeschränkungen vor dem Virus schützen wollen, gerade von Impfgegnern mangelndes Gottvertrauen vorgeworfen; sie hätten angeblich eine zu große Angst um ihre Gesundheit. Heute zeigt sich: Wer gegen das Impfen votiert, ist von derselben Angst um seine Gesundheit geprägt – nur ist es hier eine Angst vor den Folgen,[7] die meist noch nie eingetreten sind und über die man nur mutmaßen kann.

Wir sollten einander respektieren und den anderen mit seinen Sorgen ernst nehmen. Wir sollten es als Christen unterlassen, mit dem Thema Angst auf den geistlichen Zustand des anderen anzuspielen und ihm mangelndes Gottvertrauen vorzuwerfen. Das Thema Angst hat sehr viel auch mit unserem vegetativen Nervensystem zu tun, das durch Verstandesargumente wenig zugänglich ist. Wer sich impfen lässt, muss nicht mehr oder weniger Gottvertrauen haben als jene, die sich nicht impfen lassen. Beide Seiten müssen lernen anzuerkennen, dass man in dieser Zeit auf verschiedene Art und Weise argumentieren kann und dass es sehr vieles gibt, was wir nicht ganz genau wissen.

Was ist nun der geistliche Weg?

Wir haben bisher einen Weg aufgezeigt, der vielleicht von ganz menschlichen Überlegungen geprägt war. Wir möchten jedoch zeigen, dass dieser Weg von biblischen Grundsätzen geleitet wird.

Bei der Vermeidung von Streit in der Familie, der Gemeinde oder Kleingruppen kommt dem Familienoberhaupt, dem Vater sowie den Ältesten oder in Hauskreisen den Leitern eine besondere Rolle zu. Verantwortliche Personen sollten in der Lage sein, die Stimmung nicht ausufern zu lassen, und milde sein, wie unser obiger Bibelvers aus 2. Timotheus 2,24 es ausdrückt. Wenn wir alle mehr „milde, lehrfähig und duldsam“ wären (was ja an sich nicht nur für Älteste und Familienoberhäupter gilt), würden wir manchen Streit bereits im Keim ersticken. Zu einem Streit kommt es meistens nur dann, wenn eine Seite unbedingt recht haben möchte und man nicht „in Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst“ (Phil 2,3).

Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen …

Das Wort „milde“ ist ein wunderbares Wort. Das griechische Wort epios, das hierfür in 2. Timotheus 2,24 benutzt wird, bedeutet so viel wie „sanft“, „wohlwollend“, „zart zu anderen seiend“. Ein etwas anderes griechisches Wort, epieikes, wird an folgenden Stellen benutzt und ebenfalls mit „milde“ übersetzt:

  • Jak 3,17: Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, dann friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt.

  • Tit 3,2: Erinnere sie daran, … niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, milde, alle Sanftmut zu erweisen gegen alle Menschen.

  • 1Tim 3,3: … nicht dem Wein ergeben, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend.

  • Phil 4,5: Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen; der Herr ist nahe.

Hier bedeutet das Wort „milde“: „nachgiebig“, „bereit, Zugeständnisse zu machen“, „nicht auf eigenen Rechten bestehend“.

Vor allem Philipper 4,5, aber auch die nachfolgenden Verse in diesem Kapitel können uns viel Mut und Hoffnung geben. Im Philipperbrief geht es zuvor um die Streitigkeiten zwischen Evodia und Syntyche. Sie dienten beide dem Herrn, waren also an einem geistlichen Leben interessiert, und trotzdem konnten sie in einer Sache nicht zusammenfinden. Der Apostel gibt hier nicht nur den Rat, gleichgesinnt zu sein (Phil 4,2) – also die Gesinnung zu haben, die auch der Herr Jesus hatte, als Er auf der Erde war –, sondern er sagt zudem, dass wir allen Menschen unsere „Milde“ kundwerden lassen sollten. Zuerst: Welche Gesinnung hatte denn der Herr, als Er auf der Erde war? Der Herr Jesus ging stets den unteren Weg, bestand nicht auf seinen Rechten und ging einen Weg der Niedriggesinntheit. Das finden wir vor allem in Philipper 2,5-8, aber wir lesen auch in 2. Korinther 10 davon:

  • 2Kor 10,1: Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch durch die Sanftmut und Milde des Christus, der ich unter euch anwesend zwar demütig, abwesend aber kühn euch gegenüber bin.

Streitigkeiten sind eine gute Gelegenheit für einen Christen, zu zeigen, ob er sich von Christus hat prägen lassen oder ob er nur ein schönes äußerliches Bekenntnis hat. Christus bringt uns auch in Umstände hinein, in denen wir unter Beweis stellen können, ob wir bereits etwas von Ihm gelernt haben. Einen Christen erkennt man daran, dass er immer mehr wie Christus wird, dass sein Wesen dem Herrn immer ähnlicher wird; deshalb trägt er auch seinen Namen (als Christ!). Kommt es also zu einem Streit in der Familie oder unter den Kindern Gottes, dürfen wir etwas von der „Sanftmut und Milde des Christus“ zeigen.

Gerade Corona hat wie wohl kein anderer Einfluss in den letzten sechzig Jahren gezeigt, wie schlecht bei uns die christlichen Tugenden ausgebildet sind. Kaum etwas anderes hat so viel Sanftmut und Milde gefordert wie Corona. Doch wie anders erleben wir es in unseren Tagen und wie viel zeigt das über den Zustand des christlichen Zeugnisses und auch über unsere eigene seelische und geistliche Verfassung. Sobald uns irgendwelche Rechte genommen werden – es sei mal dahingestellt, ob zu Recht oder Unrecht –, stehen sofort etliche auf und wollen für ihr Recht kämpfen. Anstatt stillzustehen, ernstlich darüber nachzudenken, wie sich Christus in dieser oder jener Situation verhalten hätte, poltern wir oft los und bestehen auf Dingen, die wir durchaus ertragen könnten. Oftmals versteckt man sich dann hinter dem Argument, dass es die Rechte des Herrn wären.[8] Selbst wenn man uns ein (vermeintliches) Recht nimmt – ist es dann für einen Christen richtig, sich dagegen aufzulehnen? Kommen wir nicht viel zu schnell mit dem Bibelvers um die Ecke: „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen“ (Apg 5,29)? Haben wir nicht gerade gelesen, dass wir auf eigene Rechte verzichten sollten? Ja, Paulus schreibt sogar:

  • 1Kor 6,7: Warum lasst ihr euch nicht lieber unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?

Warum können wir es uns als Christen leisten, uns übervorteilen zu lassen? Die Antwort finden wir im Philipperbrief:

  • Phil 4,5: Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen; der Herr ist nahe.

Den gleichen Zusammenhang finden wir im Jakobusbrief:

  • Jak 5,7: Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn.

Wenn wir den Eindruck haben, dass wir ungerecht behandelt werden, dann blicken wir auf das baldige Kommen des Herrn. Wir können es uns leisten, auf unsere eigenen (vermeintlichen) Rechte zu verzichten, weil der Herr Jesus kommen und alle Dinge an ihren richtigen Platz stellen wird. Wir brauchen diese Arbeit nicht für Ihn zu übernehmen. Denselben Gedanken finden wir in Römer 12:

  • Röm 12,19.20: Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.“ „Aber wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken; denn wenn du dieses tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“ Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.

Lasst eure Anliegen Gott kundwerden …

Solange der Herr noch nicht gekommen ist, dürfen wir alle Sorgen und Anliegen „Gott kundwerden lassen“. Ist es nicht schön, zu sehen, dass wir in Philipper 4,5 unsere „Milde“ allen Menschen „kundwerden lassen“ und in Philipper 4,6 alle Sorgen und Anliegen „Gott kundwerden lassen“ dürfen? Wenn wir ungerecht behandelt werden, bringen wir diese Dinge im Gebet zu Gott. Wir gehen nicht auf die Straße oder zu allen möglichen Leuten und versuchen nicht, für unser Recht einzustehen und auch andere für unsere Position zu gewinnen. Nein, wir sollten unsere Milde allen Menschen kundtun, aber unsere Sorgen und Ängste dürfen wir getrost „Gott kundwerden lassen“.

Wenn wir nach diesen „einfachen“ Anweisungen des Wortes Gottes leben würden, dann würde das zu vermehrtem Frieden führen: für uns selbst, aber sicherlich auch in unserem Umfeld in Familie und Gemeinde, und das ist es doch, was wir uns alle wünschen, oder?

  • Phil 4,6.7: Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.

Der „Friede Gottes“ bedeutet hier nicht der Friede mit Gott (Röm 5,1); den erhalten wir, wenn wir uns im Blick auf unsere Sünden auf das vollbrachte Werk des Herrn Jesus stützen. Der „Friede Gottes“ ist hier auch nicht der Friede des Christus (Kol 3,15), den Er in den Umständen seines Lebens genoss, indem Er alles aus der Hand eines liebenden Vaters annahm, ohne zu murren.

Es geht um den Frieden Gottes, den wir nur an dem Platz finden, wo Gott ruht. Gott hat über alles, was passiert, ein vollkommenes Wissen. Er sieht die Pandemie und wird davon nicht überrascht. Er weiß, warum diese Dinge passieren und welchen Sinn sie am Ende haben. Er sieht, wie sich hier auf der Erde vieles immer weiter abwärts entwickelt, aber nichts kann Ihn auf seinem Thron in seinem heiligen Palast aus der Ruhe bringen (vgl. Ps 11,4; Mich 1,2; Hab 2,20). Alle Dinge werden am Ende dazu beitragen, dass Gott seine Ziele mit der Schöpfung erreicht. Gott möchte uns diese Ruhe in allen Umständen des Lebens geben, aber dann müssen wir auch tun, was Er uns sagt. Unsere Milde lassen wir allen Menschen kundwerden und unsere Sorgen und Ängste lassen wir Gott kundwerden. Wie oft scheitern wir an diesen einfachen Dingen – für unsere vermeintlichen Rechte kämpfen wir, während wir unsere Anliegen, Sorgen und Ängste allen Menschen kundwerden lassen, anstatt sie bei Gott abzulegen.

Was wir erwägen sollten …

Du fragst: Wie soll das ganz konkret funktionieren? Wie kann ich diesen Frieden Gottes erhalten? Wie gelangen wir dorthin – auch in dem täglichen Miteinander und trotz unterschiedlicher Ansichten –, friedlich voranzugehen? Der nächste Vers in Philipper 4 gibt uns darauf eine Antwort:

  • Phil 4,8: Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt.

Gott möchte uns seinen Frieden in allen Umständen des Lebens schenken. Er möchte, dass wir quasi seine erhöhte Position einnehmen und lernen, die Dinge mit seinen Augen zu sehen und zu verstehen.

Doch damit ist auch eine Verantwortung auf unserer Seite verbunden. Wenn wir uns immer und immer wieder mit den negativen Coronanachrichten auf allen möglichen Social-Media-Kanälen beschäftigen oder recherchieren, ob es irgendwo wieder einen Toten nach einer Impfung gegeben hat, werden wir niemals den Frieden Gottes genießen. Der menschliche Geist braucht immerzu Nahrung; deshalb sind wir so empfänglich für die Flut von Nachrichten, Videos oder Chatnachrichten, mit denen wir täglich bombardiert werden. Es ist nahezu unmöglich, sich irgendwo hinzusetzen und an nichts zu denken. Wir bewegen immer irgendwelche Gedanken, sobald wir Raum dazu finden: beim Joggen, Autofahren oder Bügeln. Deshalb müssen wir uns entscheiden, ob wir unser Denken auf die negativen Nachrichten ausrichten oder ob wir uns mit allem beschäftigen wollen, was uns zu Christus zieht, was uns Ihm ähnlicher macht. Deshalb sagt Paulus uns in Philipper 4,8, dass wir Folgendes „erwägen“ sollten:

  • Wir sollen alles erwägen, was „wahrist. Dabei geht es um Dinge, an denen es keinen Zweifel gibt. Besonders die Verschwörungstheorien sind zweifelhaft und tragen nicht den Stempel „Und steht es fest“ (vgl. 5Mo 13,14-16). Diese Dinge können wir gleich aussortieren! Wer die Pandemie als ungefährliche Grippe bagatellisiert, wird den mehr als 4,5 Millionen Coronatoten[9] und der Qual derer, die als Intensivpatienten behandelt werden müssen sowie dem Elend derer, die an Long Covid leiden, nicht gerecht. Solche Bagatellisierungen entsprechen einfach nicht der Wahrheit. In manchen Ländern gibt es kaum Familien, die keinen Coronatoten zu beklagen oder keinen Long-Covid-Fall haben. Wenn wir in Deutschland das nicht in diesem Ausmaß erleben, sollten wir nur dankbar sein.

  • Wir erwägen alles, was „würdig ist, was also zur Würde unseres christlichen Standes passt. Passt es zum Beispiel zu unserer himmlischen Berufung, wenn wir uns übermäßig mit Politik beschäftigen oder mit den Machenschaften der Politiker? Was erwarten wir eigentlich von der Politik oder von den Politikern? Passt es zu unserer Stellung als geistliche und königliche Priester (vgl. 1Pet 2), wenn wir am Sonntag zwar allen die neuesten Coronamitteilungen weitergeben können, aber nichts haben, was wir Gott als „geistliches Schlachtopfer“ bringen können? Oder wenn wir den Menschen nicht mehr „die Tugenden dessen verkündigen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Pet 2,9)? Oder wenn wir die Menschen vor dieser oder jener großen Verschwörung warnen statt vor dem ewigen Gericht?

  • Wir sollen alles in Erwägung ziehen, was „gerecht ist. Wir sollten uns also recht verhalten und nicht mitmachen, wenn Politiker oder Virologen verleumdet werden. Ein faires und gerechtes Urteil soll den Christen kennzeichnen; er sollte sich nicht zu schnell auf eine Seite stellen, wenn die Lage undurchsichtig ist. Gerecht sein bedeutet hier auch, den Fakten gegenüber gerecht zu sein. Wer bei zehn Toten nach Impfung,[10] von denen er weiß, nicht die über 4,5 Millionen Coronatoten (Stand: 6.9.2021) und die fast 5,5 Milliarden (Stand: 6.9.2021) Coronaimpfungen berücksichtigt, handelt einfach nicht gerecht.

  • Wir erwägen auch alles, was „rein ist. Wenn irgendwo schmutzige Wäsche gewaschen wird, dann beteiligen wir uns nicht daran. Oftmals sind die Beweggründe sehr offensichtlich und Personen suchen Aufmerksamkeit, Anerkennung oder wollen finanziell aus einer Sache Kapital schlagen. Das Wort „rein“ weist uns vielleicht auch auf die Tatsache hin, dass ein Israelit im Alten Testament nur reine Tiere als Nahrung aufnehmen durfte. Es war also wichtig, welche Nahrung er zu sich nahm. So ist es auch für uns Christen wichtig, wovon wir uns ernähren. Aus welchen Quellen schöpfst du deine Nahrung? Bist du mal bis zum Anfang der Quelle zurückgegangen? Ist die Quelle rein oder unrein? Man kann immer wieder beobachten, wie davor gewarnt wird, dass sich Politiker oder die Pharmaindustrie an irgendetwas bereichern wollen, und leider ist das in der Vergangenheit immer wieder passiert und geschieht auch in der Gegenwart. Dabei übersieht man jedoch, dass die Verschwörungstheorien meistens von solchen kommen, die mit diesen Dingen manchmal sehr viel Geld verdienen. Beispielsweise hat ein Rechtsanwalt bereits im Jahr 2020 eine Sammelklage gegen einen bekannten Virologen angestrebt und seinen Mandanten etliche Versprechungen gemacht. All diese Mandanten haben diesem Rechtsanwalt vertraut und viel Geld an ihn überwiesen.  Nun werden sie Monat für Monat vertröstet und neue Verschwörungstheorien werden erfunden. Andere sammeln Spenden ein oder preisen Bücher an, die man nun unbedingt kaufen solle, und jeder Youtube-Klick bringt diesen Leute eine Menge Geld durch Werbeeinblendungen. Diese Quellen sind also nicht so rein, haben nicht so reine Beweggründe, wie es oft dargestellt wird.

  • Wir sollen Dinge erwägen, die es wert sind, geliebt zu werden. Es heißt: „alles, was lieblich ist“. Der Apostel Johannes fordert uns auf, den Herrn Jesus und die Kinder Gottes zu lieben (Joh 14,15.21; 1Joh 3,11; 5,2). Wenn wir den Herrn Jesus lieben, dann werden wir wie die Braut im Hohenlied sehen, dass „alles an ihm lieblich ist“ (Hld 5,16). Egal, mit welcher Seite des Herrn Jesus wir uns beschäftigen – wir werden immer wieder feststellen: „Alles an ihm ist lieblich.“ Wenn wir die Kinder Gottes lieben, dann werden wir uns bemühen, einander zu ertragen und friedlich miteinander umzugehen. Wir werden uns auf das Liebenswerte in ihnen konzentrieren und auf das gute Werk, das Gott in ihnen begonnen hat (Phil 1,6).

  • Es ist wichtig, sich mit Dingen zu beschäftigen, die „wohllauten. Dabei handelt es sich um Nachrichten, von denen es gut ist zu hören. Müssen wir denn jede Nachricht, die wir irgendwo aufgeschnappt haben, gleich auf unseren Social-Media-Kanälen posten und ungeprüft weiterleiten? Wie schnell behaupten wir, dass es sich um zuverlässige Quellen oder Zeugen handelt!

  • Wir sollten erwägen, was als „tugendhaft“ bekannt ist. Es sind die wertvollen sittlichen und moralischen Eigenschaften eines Menschen. Verhalten wir uns so, dass andere den Eindruck bekommen, dass wir ein gutes Vorbild für andere sind? Üble Nachrede und das Weiterleiten ungeprüfter Nachrichten gehört sicherlich nicht dazu.

  • Zuletzt dürfen wir alles erwägen, wofür wir Gott danken und wofür wir Ihm unser „Lob bringen können. Wie wäre es, wenn wir zumindest in Deutschland dafür dankbar wären, dass wir im Ländervergleich bisher sehr gut durch die Pandemie gekommen sind; dass sich die Politiker dafür eingesetzt haben, dass möglichst wenig Menschen zu Schaden gekommen sind, selbst wenn wir der Überzeugung sind, das ein oder andere hätte auch besser laufen können? Hätten wir selbst es denn wirklich so viel besser gemacht? Wollen wir nicht lieber dafür dankbar sein, dass wir als Christen (in den meisten Fällen) immer noch die Möglichkeiten hatten zusammenzukommen, wenn auch in geringerer Zahl oder unter bestimmten Auflagen? Vielen Branchen (z.B. Gastronomie, Vergnügungsstätten usw.) wurde es untersagt, weiter fortzufahren. Wie wäre es, wenn wir all denen unseren Dank aussprechen würden und Gott für die Menschen loben, die sich in der Zeit der Pandemie besonders verdient gemacht haben?

Sicherlich beantwortet dieser Artikel viele spannende Fragen nicht. Wenn wir jedoch in allen Fragen diese „einfachen“ Impulse aus dem Philipperbrief zu Herzen nähmen, wäre in vielen Fällen schon viel gewonnen. Es geht auch gar nicht immer darum, welche Maßnahme zum Beispiel in einer Gemeinde jetzt richtig war und welche falsch. Es geht vielmehr um die Frage: Wie sind wir bei aller Unterschiedlichkeit miteinander umgegangen? Am Richterstuhl Christi werden wir uns für unser Verhalten verantworten müssen, nicht dafür, ob wir eine Zeitlang Lieder trotz Verbot gesungen haben oder sie nur vorgelesen haben.[11] Glauben wir wirklich, dass es dort eine Rolle spielen wird, ob wir uns haben impfen lassen oder nicht? Aber es wird sehr wohl darum gehen, ob wir bei diesen Fragen Christus ins Zentrum unseres Denkens gestellt haben. Die Frage wird sein: Haben wir in all den Fragen die Gesinnung des Herrn gezeigt? Waren wir bereit, Dinge zu erdulden, auf vermeintliche Rechte zu verzichten, wenn die Verantwortlichen einer Gemeinde eine Entscheidung getroffen haben, mit der wir selbst vielleicht nicht einverstanden waren? Oder haben wir uns beleidigt zurückgezogen oder womöglich sogar zu Parteiungen und Spaltung in der Gemeinde beigetragen?

Sicherlich ist an manchen Orten einiges falschgelaufen, und es hat sich offenbart, welch einen Stellenwert verschiedene Aspekte des Gemeindelebens in unserer Haltung haben. Das Zusammenkommen zum Namen des Herrn, das Verkündigen des Todes des Herrn, die Darstellung des einen Leibes in dem einen Brot, das Lob Gottes oder die Gemeinschaft der Kinder Gottes sind nur einige solcher Themen. Auch die Prioritäten, die wir diesen Punkten einräumen, sind wichtig. Und natürlich müssen solche Punkte, wenn sie eine falsche Einstellung offenbart haben, besprochen und geordnet werden. Aber auch hier ist die Frage besonders: Auf welch eine Art und Weise soll dies geschehen? Unterhalten wir uns als Geschwister vielleicht nur noch per E-Mail oder gar Whatsapp über solche Fragen? Zeigt sich unsere Gereiztheit bei diesen Themen schon in unserer Wortwahl, wenn wir uns darüber austauschen?

Was wir tun sollten …

Nachdem der Apostel Paulus uns vorgestellt hat, was wir „erwägen“ sollen, sagt er uns, was wir tun sollten:

  • Phil 4,9: Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, dies tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

Nach dem Erwägen kommt das Tun: Es kommt darauf an, dass wir das Gelernte umsetzen. Wenn sich zum Beispiel jemand aus dem engeren Freundeskreis nicht impfen lassen möchte und ich selbst es nicht nachvollziehen kann – bin ich dann bereit, aus Liebe zu dieser Person meine eigenen Kontakte einzuschränken oder einmal mehr einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, als ich es vielleicht unter „normalen“ Umständen für nötig halten würde oder gesetzlich verpflichtet wäre? Oder lasse ich mich vielleicht doch impfen, weil ich sehe, dass jemand in der näheren Familie sehr viel unter Menschen ist und so eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass auch ich – vielleicht als besonders gefährdete Person – schwer erkranke? Werde ich bereit sein, meine Meinung für mich zu behalten, wenn ich sehe, dass es andernfalls lediglich zu Streit und Zwietracht führt? Bin ich bereit, für eine Zeit meine Social-Media-Kanäle abzuschalten und mich mit positiveren Dingen zu beschäftigen?

Es gibt so viele Möglichkeiten, in dieser Zeit echte Bruderliebe zu zeigen. Wir müssen es nur auch tun! Dann gilt uns die Verheißung: „Und der Gott des Friedens wird mit euch sein“ (Phil 4,9). Was für ein Vorrecht haben wir als Kinder Gottes! Wir dürfen in schwieriger Zeit ein Gespür für die Gegenwart Gottes haben wie die drei Freunde Daniels, als sie im brennenden Feuerofen waren. Dort konnte Nebukadnezar sehen, dass der „Gott des Friedens“ bei ihnen war (Dan 3,24.25). Die Ägypter erkannten, dass im Schmelztiegel der Leiden des Volkes Gottes in Ägypten sich der Gott des Friedens zu den Israeliten bekannte. Der HERR war mitten im brennenden Dornbusch. Es ist wahr, was Jesaja schreibt:

  • Jes 43,2: Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen.

Lasst uns die Coronazeit als eine Zeit begreifen, in der wir besonders Gelegenheit haben, die Charakterzüge Christi zu offenbaren und Gott dadurch zu ehren, dass unser Verhalten anders ist als in der uns umgebenden Welt.

Anmerkungen

[1] Übrigens bedeutet Unterordnung nicht, dass man alle Maßnahmen der Regierung für gut oder verhältnismäßig hält!

[2] Wir geben hier keine Empfehlung gegen oder für das Impfen. Wir möchten nur zeigen, dass eine persönliche Entscheidung Auswirkungen auf andere haben kann. Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass Kinder wegen einer Impfung behindert zur Welt kommen könnten.

[3] Es geht hier um erwachsene Kinder, nicht um minderjährige Kinder, für die die Eltern noch verantwortlich sind. Im letzteren Fall müssen sich Kinder unterordnen, solange kein biblisches Gebot eindeutig übertreten wird. Die Folgen der Handlungsweise der Eltern können sie Gott überlassen. Gehorsam den Eltern gegenüber wird Gott ehren.

[4] Wenn wir von einer Verschwörungstheorie sprechen, dann meinen wir Thesen, die offensichtlich nicht auf Fakten und Beweisen beruhen. Nicht jede gegenteilige Meinung darf als Verschwörungstheorie bezeichnet werden! Wir sprechen im Allgemeinen deshalb von einer Verschwörungstheorie, weil deren Anhänger selbst davon sprechen, dass irgendwo eine großangelegte Verschwörung im Gang ist. Wir möchten mit diesem Wort niemand diffamieren.

[5] Manche sind vielleicht nicht so extrem, haben aber Sorge, dass sie vielleicht in sieben Jahren an einer dadurch ausgelösten Autoimmunkrankheit oder Krebs zu leiden hätten.

[6] Gerade das macht diese Theorien ja so gefährlich, denn wenn alles daran Lüge wäre, würden es ja die allermeisten sofort durchschauen. Es ist hier so wie mit vielen Irrlehren auch: Nicht die oft 95 Prozent Wahrheit sind das Problem, sondern die 5 Prozent Lüge oder Unwahrheit!

[7] Zum Beispiel: Das Immunsystem würde für die Zukunft zerstört sein, wir würden alle nach spätestens zwei Jahren sterben oder in sieben Jahren Krebs bekommen usw.

[8] Tatsächlich müssen wir auf den Rechten des Herrn bestehen und sollten dafür in geistlicher Weise kämpfen. Wenn es um die Rechte Gottes ging, kämpfte und eiferte der Herr Jesus. Nur wenn es um unsere Rechte als Person oder als Gruppe geht, sollen wir bereit sein, auf eigene Rechte zu verzichten. Oft machen wir es genau umgekehrt: Wir sind sehr großzügig, wenn es um die Rechte des Herrn geht, und zeigen uns sehr kämpferisch, wenn es um unsere eigenen Rechte oder um die unserer Gruppe geht.

[9] Manche werden wohl einwenden, diese Zahl an Coronatoten sei viel zu hoch, denn hier würden auch solche mit eingerechnet, die bereits bestimmte Vorerkrankungen gehabt hätten und vielleicht auch ohne Covid-19 gestorben wären; in Wirklichkeit sei die Zahl der tatsächlich an Covid-19 verstorbenen Menschen sehr viel geringer. Doch wir sollten bedenken: In vielen Ländern gibt es keinen halb so guten Informationsprozess beim Zählen der Toten wie in den hochentwickelten Ländern, so dass die Dunkelziffer der Covid-19-Toten doch deutlich höher liegen wird. In anderen Ländern wiederum dürfen aus politischen Gründen nicht alle Coronatoten als solche gerechnet werden, so dass die Anzahl der Coronatoten dort wahrscheinlich sogar deutlich höher ist als offiziell dargestellt. Ein weiteres Problem: Oft wird gesagt, dass ja nur eine gewisse Risikogruppe mit Vorerkrankungen gefährdet sei, also ein relativ geringer Teil der Bevölkerung. Doch dabei sollte man bedenken: In Deutschland leiden Millionen von Menschen an Diabetes, Bluthochdruck oder an einer Krebserkrankung oder deren Folgen. Es ist einfach nicht so, als wäre die überwiegende Mehrheit der Deutschen kerngesund und als wäre nur eine kleine Gruppe der Bevölkerung aufgrund von Vorerkrankungen gefährdet; nein, nicht nur eine Minderheit ist gefährdet, sondern ein großer Teil der Bevölkerung. Es geht bei diesen Fragen nicht darum, wer recht hat, sondern dass es sehr schwer ist, die Situation wirklich mit Augenmaß zu beurteilen.

[10] Hierbei ist in den meisten Fällen sicher gar nicht bewiesen, dass der Tod ursächlich auf die Impfung zurückzuführen ist.

[11] Für beide Positionen gab es ein Für und ein Wider!

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