Die Gebote des Herzens
Moralische Anwendung der Zehn Gebote auf das Leben eines Christen

Clifford Henry Brown

© SoundWords, online seit: 23.03.2002, aktualisiert: 11.05.2022

Leitverse: 2. Mose 20

Gal 2,16.19: Der Mensch wird nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus. … Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe.

Gal 3,10.12: So viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!“ Dass aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn „der Gerechte wird aus Glauben leben“. Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: „Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.“

Röm 6,14: Die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.

Einleitung

In der Folge möchte ich gerne das Thema der Zehn Gebote und deren moralische Bedeutung für den Christen aufgreifen. Der Grund, warum ich die Verse aus den Briefen an die Galater und an die Römer gelesen habe, ist dieser: Wenn man das Thema der Zehn Gebote aufgreift, könnten manche geneigt sein zu denken, dass ich es in gesetzlicher Weise angehe, als ob wir Gläubige dieser Zeitepoche unter dem Gesetz wären. Nein! Wir sind unter Gnade, reiner souveräner Gnade; nichts von Gesetzlichkeit ist damit verbunden.

Wir wollen uns 2. Mose 20 zuwenden. Israel befand sich in der Gegenwart des Gesetzes Gottes, der „zehn Worte“ (2Mo 34,28), die ihnen von Mose am Berg Sinai gegeben waren. Unsere Überlegungen sollen diese „zehn Gebote“ untersuchen, da wir ihren Inhalt im Neuen Testament finden. Von den zehn Geboten sind acht negativ und zwei positiv, neun moralisch und eins zeremoniell.

Gottes Natur ist nicht der Änderung unterworfen; so finden wir, dass die neun Gebote, die vom Charakter her moralisch sind, ihr Ebenbild im christlichen Glauben haben. Lasst uns danach streben, sie zu untersuchen.

Das erste Gebot: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir

Das erste Gebot finden wir in 2. Mose 20,3:

2Mo 20,3: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Dieses steht am Anfang der Liste. Es ist grundlegend. Es war ein wesentlicher Teil der jüdischen Haushaltung.

So bewahrt auch die christliche Offenbarung diese Wahrheit unangetastet. Gehen wir zu 1. Korinther 8,4b: „Keiner ist Gott als nur einer.“ Wie klar und unmissverständlich ist diese Aussage. Lesen wir jetzt den sechsten Vers: „So ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind, und wir für ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind“ (1Kor 8,6; Erklärung zu diesem Vers von J.N. Darby). Wenn also ein Zeuge Jehovas an deine Tür kommt, um dein Bekenntnis von Christus als Gott herauszufordern, lies ihm 1. Korinther 8,4-6 vor. Wir haben nur einen Gott, aber diesem einen Gott hat es gefallen, sich in drei Personen zu offenbaren. Du erinnerst dich daran, dass Philippus den Herrn Jesus fragte: „Herr, zeige uns den Vater.“ Wie wunderbar war die Antwort unseres Herrn: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen … Ich bin in dem Vater und der Vater in mir“ (Joh 14,8-11).

Gehen wir jetzt zu 1. Johannes 5,20: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen kennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Wie klar! Diese Erklärungen sind kristallklar: Jesus ist Gott. Ja, im christlichen Glauben kennen wir nur einen Gott. Manchmal ist Er als der Vater offenbart, manchmal als der Sohn und manchmal als der Geist (vgl. Apg 5,3.4). So befinden wir uns im christlichen Glauben in harmonischer Übereinstimmung mit Moses erstem Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“

Das zweite Gebot: Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen

Wenn wir jetzt zu 2. Mose 20 zurückgehen, greifen wir das zweite Gebot auf. Wir lesen in Vers 4:

2Mo 20,4-6: Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen noch irgendein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen, denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und vierten Glied derer, die mich hassen; und der Güte erweist, auf Tausende hin, an denen, die mich lieben und meine Gebote halten.

Schlagen wir jetzt 1. Korinther 10,14 auf: „Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst.“ Lesen wir auch den Vers 7: „Werdet auch nicht Götzendiener wie einige von ihnen, wie geschrieben steht: ,Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um sich zu vergnügen‘“ (1Kor 10,7). Wir leben in einer Zeit, die sich für den „Menschen der Sünde“ (2Thes 2,3) vorbereitet. Die Welt wird in den schrecklichsten Götzendienst tauchen, den sie jemals kannte. Die Juden selbst werden siebenfach tiefer in Götzendienst verstrickt sein als jemals zuvor (s. Mt 12,43-45). Der Rest der Welt folgt geradewegs. Diese Tendenz ist heute offensichtlich. Hast du die rasche Zunahme des Vorrates an Figürchen und Statuen zum Verkauf in vielen verschiedenen Arten von Geschäften bemerkt? Unter diesen siehst du genaue Nachbildungen von heidnischen Götzen. Man meint, dass sich dies alles in die Richtung bewegt, wo alles vorhanden ist, um zur Götzenanbetung und zur Anbetung des Bildes des Tieres (Off 13) bereit zu sein. Wenn der Mensch das wahre Wissen über Gott aufgibt, wie im Wort Gottes offenbart, fällt er bereitwillig in Götzendienst. So ist seine Geschichte gewesen. Hinter dem scheinbar unschuldigen Götzen aus Lehm oder Holz ist die finstere Kraft und die Anwesenheit eines Dämons! Es ist wirklich Dämonenanbetung. Vergleiche mit 1. Korinther 10,20 (s. Off 9,20). Deshalb finden wir in diesem 10. Kapitel des ersten Korintherbriefes eine ernste Warnung an uns Christen, allem zu fliehen, das an Götzendienst grenzt. Sich niederzubeugen vor Bildern, hat keinen Platz im christlichen Glauben. Dieses ist in voller Übereinstimmung mit dem zweiten Gebot.

Das dritte Gebot: Du sollst den Namen des HERRN nicht zu Eitlem aussprechen

Kehren wir zurück zu 2. Mose 20: Dieses Mal lesen wir Vers 7:

2Mo 20,7: Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen; denn der HERR wird den nicht für schuldlos halten, der seinen Namen zu Eitlem ausspricht.

Gehen wir zu Jakobus 5,12: „Vor allem aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit irgendeinem anderen Eid; es sei aber euer Ja ja und euer Nein nein, damit ihr nicht unter Gericht fallt.“ Wie vollständig bestätigt dieses das dritte Mosegebot. Lasst uns hier ein wenig mehr ins Detail gehen. Ich glaube nicht, dass es heute jemand in diesem Raum gibt, der absichtlich den Namen des Herrn zu Nichtigem ausspricht. Aber beachten wir, dass Jakobus in der Sache über dieses Minimalverbot hinausgeht: „Es sei aber euer Ja ja und euer Nein nein, damit ihr nicht unter Gericht fallt.“ Ich frage mich, wie viele von uns hier sich unschuldig erklären können, während wir diese Ermahnung hören? Wenn du das Wort mince („sich zieren“) im Webster’s Dictionary (Lexikon) nachschlägst, findest du die Bezeichnung minced oaths („verniedlichte Flüche“) … Dieses meint, auf eine feine Weise zu schwören; eine raffinierte Methode der Gotteslästerung. Es ist eine schmerzliche Tatsache, dass viele vom Volk Gottes in die Gewohnheit fallen, so die heilsame Warnung von Jakobus zu ignorieren. 

Hier bei mir habe ich eine kleine Schrift aus dem Verlag Good News, Wells St., Chicago. Sie hat den Titel Minced Oaths. Ich dachte, dass ihr mir vielleicht erlauben würdet, wenn ich einen Abschnitt dieses Traktates lese:

Ein üblicherweise gebrauchter Ausruf ist Gee [etwa im deutschen Jargon mit „Herrje“ zu vergleichen; Anm. d. Üb.]. In großen Buchstaben steht es im Webster’s New International Dictionary 71 und hat diese Definition: „Eine Form von Jesus, benutzt als verniedlichter Fluch.“ Zwei allgemeine Wörter und ihre Definitionen sind diese: Golly [etwa „Gottchen“], ein Euphemismus [beschönigender Ausdruck; Anm. d. Üb.] für Gott, als verniedlichter Fluch verwendet; Gosh – ein Ersatz für Gott, benutzt als verniedlichter Fluch. Darn, darned, darnation (flicken, geflickt, Geflickte) soll „das umgangssprachliche Euphemismus für ,verdammen, verdammt, Verdammnis‘ sein“.

Menschen, die ihre Lippen ziemlich frei gosh­darned aussprechen lassen, wären entsetzt, wenn sie die eigentliche Bedeutung des Wortes verstünden. Um den vollen Sieg in dieser Angelegenheit des Gehorsams dem Wort Gottes gegenüber zu erringen, müssen wir das Gebet Davids zu unserer täglichen Bitte machen: „Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, HERR, mein Fels und mein Erlöser“ (Ps 19,15). Ich denke besonders an euch, ihr jungen Leute. Wie sieht es mit euren Redegewohnheiten aus? Es ist die Zeit, wenn ihr jung seid, alles aus euren Redegewohnheiten zu beseitigen, was an das Grobe, Ungehobelte oder Profane [Gottlose] grenzt. Erlaubt nie, dass sich etwas von dieser Art in eure Äußerungen einschleicht. Lasst uns diese Warnung des Wortes beachten. Lasst uns auf unser Reden im Haus, in der Schule, in der Fabrik, im Büro wachen; lasst es anständig und sauber sein. Lasst es so sein, dass es der Untersuchung des Herrn am Richterstuhl des Christus standhält.

Das vierte Gebot: Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen

In 2. Mose 20,8 haben wir das vierte Gebot:

2Mo 20,8: Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen.

Sofort muss ich zugeben, dass ich absolut nicht imstande bin, irgendetwas hervorzubringen, was diesem Gebot im christlichen Glauben entspricht. Das gibt es nicht. Erinnern wir uns, dass das Wort „Sabbat“, das „Ruhe“ bedeutet, zuerst in 2. Mose 16,23 im Zusammenhang mit den Kindern Israel gebraucht wird, die das Manna sammelten. Am Sabbat, dem siebten Tag, wurde nicht gesammelt. Dieser Tag war deutlich als ein Ruhetag verordnet. Aber wenn wir zur christlichen „Haushaltung“ – oder wenn man will „Verwaltung“ – übergehen, finden wir keine Anweisungen der Beachtung irgendeines solchen Tages. Es gibt nur eine einzige Erwähnung in allen neutestamentlichen Briefen; das ist Kolosser 2,16: „So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder hinsichtlich eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten.“ Aber beachten wir jetzt die erläuternde Erklärung im nächsten Vers: „die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist des Christus“ (Kol 2,17). Der einzige Grund, den Sabbat hier zu erwähnen, ist offensichtlich, dass er kein Teil der christlichen Offenbarung bildet. Im Gegenteil, er ist nichts anderes als ein Schatten von dem, was folgen sollte. Soweit es unseren Ruhetag betrifft, lernen wir aus dem Hebräerbrief, dass „also eine Sabbatruhe dem Volk Gottes bleibt“ (Heb 4,9). Wir können nicht sagen, dass der Sabbat zum Sonntag geändert wurde. Der Sabbat war immer der siebte Tag der Woche; der Sonntag ist der erste Tag der Woche, so kann dieser unmöglich der Sabbat sein. So erwarten wir unseren Ruhetag, wenn der Herr uns in das Haus seines Vaters holt, damit wir in seiner Liebe ruhen dürfen. Die Ruhe steht am Ende der Reise.

Manche mögen hinterfragen: Was ist mit dem Sonntag, dem ersten Tag der Woche; ist dieser nicht unser Ruhetag? Auf dieses müssen wir antworten: Nein! Dann: Welchen Platz erhält er in unserem Leben? Beantwortet der Ausdruck „des Herrn Tag“ [wörtl. Lord’s Day – unter englischsprachigen Gläubigen gebräuchlicher als Sunday; Anm. d. Üb.] nicht selbst diese Frage? Der Tag gehört dem Herrn. Er sollte für Ihn verwendet werden. An diesem Tag kommen wir zusammen, um das Brot zu brechen. Die Bezeichnung „des Herrn Tag“ wird nur ein Mal gefunden, das ist in Offenbarung 1,10. Das Wort im Griechischen hier kann mit „dem Herrn gehörend“ übersetzt werden. Also können wir diesen Vers in Offenbarung 1,10 übersetzen: „Ich war an des Herrn Tag im Geist.“ Wenn wir jetzt nach 1. Korinther 11 zurückgehen, finden wir dasselbe griechische Wort, das im Zusammenhang mit dem „Mahl des Herrn“ gebraucht wird. Oder es könnte „das dem Herrn gehörende Mahl“ genannt werden. Ist es jetzt nicht von Bedeutung, dass derselbe Gebrauch dieses griechischen Wortes im Neuen Testament im Zusammenhang steht mit dem Mahl und dem Tag? Das Mahl des Herrn wird so an dem Tag des Herrn beachtet.

Der Sonntag wird eindeutig von anderen Tagen durch einige bedeutsame Schriftstellen unterschieden. Unser Herr Jesus Christus stand am ersten Tag der Woche aus den Toten auf; Er erschien seinen Jüngern an diesem Tag; wieder erschien Er ihnen am zweiten Sonntag nach seiner Auferstehung. Wir bemerken, dass der Heilige Geist am „Tag der Pfingsten“ herniederkam, der auch der erste Tag der Woche war; die Jünger kamen am ersten Tag der Woche zusammen, um Brot zu brechen; der Apostel sagte den Korinthern, dass sie am ersten Tag der Woche ihren Beitrag für die Sammlung für die armen Heiligen zurücklegen sollten. Alle diese Schriftstellen wollen uns zeigen, dass im christlichen Glauben der erste Tag der Woche vollständig den jüdischen Sabbat ersetzt hat. Wie inkonsequent wäre es für die Kirche Gottes, einen Tag als den ihren zu feiern, an dem ihr Herr und Heiland unter der Macht des Todes im Grab lag. Aber wie herrlich, an dem ersten Tag der Woche, dem Tag seines Sieges über das Grab, zusammenzukommen. Wie schön und wertvoll ist es, Ihm diesen ersten Tag der Woche, seinen Tag, zu schenken.

Ich wünsche, heute etwas zu euch jungen Leuten hier zu sagen. Es bekümmert mich, wenn ich herumgehe und so viele von euch jungem Volk finde, die den Tag des Herrn für ihre gewöhnlichen Lebensaufgaben verwenden. Ihr sagt mir, dass ihr nicht daran denkt, am Sonntag auszugehen oder den Rasen zu mähen, noch würdet ihr daran denken, eure Wäsche am Sonntag zu machen. Aber lasst uns nun dem Zuhause näherkommen. Ihr sagt, dass ihr in der Schule seid. Schön und gut; das ist ein richtiger und rechtmäßiger Teil eures Lebens. Ich hoffe, dass ihr eure Schularbeiten gut macht. Aber aufgepasst: Sind eure Schularbeiten von solcher Wichtigkeit, dass sie euch daran hindern, den Sonntag dem zu geben, dem er gehört? Vielleicht antwortest du: Wenn ich nicht am Sonntag lerne, bekomme ich keine gute Note. – Vielleicht nicht, aber selbst wenn nicht, was hat mehr Bedeutung für dich: eine gute Note oder die Zustimmung des Herrn? Lasst uns durch die Gnade Gottes danach trachten, dem Herrn seinen Tag zu schenken.

Vielleicht sagt irgendeine junge Person: Nun, wie soll ich denn den Sonntag verbringen? – Ich weiß zufällig, wie manche von euch jungen Geschwistern ihre Freizeit am Sonntag gebrauchen. Sie finden verschiedene Wege, das Evangelium weiterzugeben. Möglicherweise ist es der Besuch von Anstalten, um Traktate auszuteilen und mit Menschen persönlich über den Herrn zu sprechen. Vielleicht ist es Straßenverkündigung. Bei anderen ist es der Besuch von Kranken und Hoffnungslosen. Manche nutzen ein Teil des Sonntags, um christlichen Freunden oder unerretteten Verwandten und Freunden hilfreiche Briefe zu schreiben. Andere nutzen einen Teil des Tages, um Literatur solchen zu senden, denen – wie sie denken – durch irgendeinen Artikel oder eine Schrift geholfen werden könnte. Nein, es gibt keinen Sabbat, keinen Ruhetag im christlichen Glauben, aber es gibt einen Tag, an dem wir frei sein dürfen, um dem Herrn zu dienen. Möge der Herr uns ein zartes Gewissen schenken, dass es wirklich sein Tag sein kann.

Das fünfte Gebot: Ehre deinen Vater und deine Mutter

Wenn wir jetzt zu 2. Mose 20 zurückgehen, lesen wir Vers 12. Hier haben wir das fünfte Gebot:

2Mo 20,12: Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage verlängert werden in dem Land, das der HERR, dein Gott dir gibt.

In Epheser 6,2 finden wir, dass dieses Gebot Wort für Wort zitiert wird. Der christliche Glaube verlangt nicht weniger von den Kindern, als das Gesetz tun würde. Wie gesegnet ist es, wenn wir die Kinder christlicher Eltern sehen, die danach trachten, diesen Wunsch Gottes gewissenhaft auszuführen, wie es hier in dem Brief an die Epheser mitgeteilt wird. Solche werden nie bedauern, dass sie ihren Eltern diesen Platz der Achtung zu geben wünschten. Gott wird nicht ihr Schuldner sein. Sie ernten den Segen davon in ihrem eigenen Leben.

Das sechste Gebot: Du sollst nicht töten

In Vers 13 von 2. Mose 20 haben wir das sechste Gebot:

2Mo 20,13: Du sollst nicht töten [o. morden].

Wenn wir nun zu 1. Petrus 4,15 gehen, lesen wir: „Niemand von euch leide als Mörder.“ Gottes Norm in dieser Angelegenheit, menschliches Leben zu nehmen, ist in der christlichen Offenbarung nicht weniger streng, als es im Judentum war. Mord kann nicht in der christlichen Haushaltung zugelassen werden.

Das siebte Gebot: Du sollst nicht ehebrechen

Das nächste Gebot in der Reihenfolge ist das gut bekannte siebte Gebot:

2Mo 20,14: Du sollst nicht ehebrechen.

Lasst uns hier Hebräer 13,4 aufschlagen. Wir lesen diesen Vers in der Version des Neuen Testamentes von J.N. Darby: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Bett unbefleckt, aber Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.“ Dann zu 1. Korinther 6,9: „Wisst ihr nicht, dass Ungerechte das [König-]Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Hurer noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Weichlinge noch Knabenschänder [zwei Begriffe für solche, die Homosexualität betreiben] noch Diebe noch Habgierige noch Trunkenbolde noch Schmäher noch Räuber werden das [König-]Reich Gottes erben. Und solches sind einige von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Einige jener Heiligen in Korinth, an die Paulus schrieb, hatten Gottes Moralgesetz gebrochen. Aber ist es nicht eine wundervolle Sache, dass Gott durch das Opfer seines geliebten Sohnes auf Golgatha einen Weg gefunden hat, um das Widerlichste jeder Spur von Sünde zu reinigen und uns zu Kindern Gottes zu machen? Wir sind geheiligt, abgesondert [beiseitegesetzt] für Gott, gerechtfertigt; erachtet, als ob wir nie schuldig gewesen wären. An der Definition des kleinen Mädchens von justified („gerechtfertigt“) habe ich mich so sehr erfreut. Sie antwortete ihrem Lehrer, der sie hinsichtlich der Bedeutung dieses Wortes „gerechtfertigt“ gefragt hatte: „Es bedeutet, dass ich „just-as-if-I’d“ („gerade so, als ob ich hätte“) [ähnliche Aussprache wie justified; Anm. d. Üb.] niemals gesündigt.“ Sie hatte recht. Gott sieht das so. Siehe Vers 11: „Ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes“ (1Kor 6,11). Beachte, dass die ganze Dreieinheit an dieser Umsetzung beschäftigt ist. Aber lasst uns nie den Ernst von Unmoral in Gottes Sicht herabsetzen. In seiner Einstellung hat Er nicht ein einziges Jota von der ernsten Äußerung geändert, die am Sinai gemacht wurde. Höre heute auf seine Warnung: „Hurer und Ehebrecher wird Gott richten!“

Wir leben in den letzten Tagen, dem Ende der gegenwärtigen Haushaltung der Gnade ganz nahe vor dem Kommen des Herrn. Es gibt einen allgemeinen Zusammenbruch in den Normen der Ethik auf der ganzen Linie. Einige von uns, die älter sind, haben eine ungeheure Veränderung in unserem Leben gesehen. Einige jüngere von euch meinen vielleicht, dass die gegenwärtige moralische Laxheit immer so ausgelassen war, wie sie heute ist. Aber dieses ist nicht der Fall! Ich sage nicht, dass diese Dinge früher nicht auftraten; es gab sie, aber zu dieser Zeit gab es ein öffentliches Auftreten dagegen. Wer sich solcher Dinge schuldig gemacht hatte, wurde als schändlich betrachtet. Aber jetzt, wenn wir Hollywood als unsere Richtschnur annehmen, werden solche Verstöße des Moralgesetzes fast als Abzeichen der Ehre angesehen. Solche Hollywoodhelden und -heldinnen büßen wegen ihres Benehmens nicht ihre Akzeptanz in sozialen Kreisen ein. Aber liebe junge Leute, erinnert euch daran, solange ihr lebt, dass Gottes Normen in diesen Angelegenheiten sich nicht ein bisschen verändern. Er ist ein dreimal heiliger Gott, der Sünde keinesfalls übersieht. Geschwister, lasst uns nicht die Schranken in diesen Angelegenheiten niederreißen. Haltet die Norm so, wie Gott sie gesetzt hat, und wir werden nie auf Abwege kommen. Je länger wir hier noch auch dieser Erde gelassen werden, desto schwieriger wird es, sich an Gottes Urteil in dieser bedeutsamen Angelegenheit zu halten. Gott spricht immer noch mit der Würde und der Autorität eines Gottes, der das Ende vom Anfang her kennt. Sein Wort lautet: „Fliehe diese Dinge“ (1Tim 6,11).

Das achte Gebot: Du sollst nicht stehlen

Für das achte Gebot kehren wir wieder zu 2. Mose 20,15 zurück:

2Mo 20,15: Du sollst nicht stehlen.

Dann zu Epheser 4,28: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas mitzuteilen habe.“ Stehlen wird in der christlichen Haushaltung genauso verurteilt wie in der jüdischen. Die Gemeinde in Ephesus erhielt die höchste Wahrheit, die Gott einer Versammlung gab. Sie muss in einem solchen Zustand gewesen sein, dass sie dafür geeignet war, der „Verwahrungsort“ einer solch wundervollen Wahrheit zu werden. Und doch, nachdem Er sie in die himmlischen Örter gesetzt hatte, muss Gott auf das erniedrigende Niveau des Fleisches herunterkommen und zu ihnen über das Stehlen sprechen. So ist der Mensch! Das Gesetz endete mit stumpfen Verbot: „Du sollst nicht stehlen“, aber der christliche Glaube geht über dieses hinaus und sagt, dass wir arbeiten sollen, das Gute wirken, damit wir dem Bedürftigen mitteilen können. Wie schön! Aber beachte, dass es „das Gute“ heißt. Nur weil du arbeiten und dein Brot ehrlich verdienen kannst, reinigt es dich nicht in sich selbst. Wirkst du das Gute, die Sache, die Gottes Zustimmung haben kann?

Vor Jahren kannten wir einen Bruder in Christus. Er ist nun beim Herrn. Als er sich bekehrte, war er ein Barkeeper in einer Kneipe. Er verdiente auf diese Weise ehrlich seinen Lebensunterhalt, aber er meinte, dass er nicht das Gute wirkte, und so suchte er andere Arbeit und fand sie. Wir stehlen nicht; das ist negativ; wir wirken das Gute, aber wofür? Damit wir anderen etwas mitgeben können. Das ist christlicher Glaube. Du weißt, dass das Wort Gottes über „arme Heilige“ spricht. Es gibt keine biblische Widersprüchlichkeit in jenen zwei Wörtern „arm“ und „Heilige“. Lasst sie uns im Gedächtnis halten und so den Willen Gottes erfüllen.

Das neunte Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen

Jetzt kommen wir zum neunten Gebot:

2Mo 20,16: Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten.

Das Gegenstück zu diesem Gebot können wir in Epheser 4,25 finden: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten.“ Siehe auch Römer 13,9: „Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen [in Neuen Testamenten, wo hier dem textus receptus gefolgt wird; Anm. d. Üb.] … Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes.“ Die christliche Forderung in dieser Sache ist dieselbe wie im Gesetz, aber sie geht über die Forderung des Gesetzes hinaus und kommt in Liebe zum Nächsten hervor.

Das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren …

Unser letztes Gebot finden wir in 2. Mose 20,17:

2Mo 20,17: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus; du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau … noch alles, was dein Nachbar hat.

Jetzt zu Hebräer 13,5: „Der Wandel sei ohne Geldliebe; begnügt euch mit dem, was vorhanden ist, denn er hat gesagt: ,Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen.‘“ Dieses ist das einzige der Zehn Gebote, das den Apostel Paulus „erschlug“. Mit den anderen neun schien er zurechtzukommen, aber in Römer 7,7 gibt er zu: „Von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: ,Du sollst nicht begehren.‘ Die Sünde aber, durch das Gebot Anlass nehmend, bewirkte jede Begierde in mir; … (als aber das Gebot kam,) lebte die Sünde auf; ich aber starb.“ Paulus fand heraus, was wir alle entdeckt haben: dass es genauso naturgemäß ist, zu begehren wie zu atmen. Aber dennoch verurteilt die offenbarte Wahrheit des christlichen Glaubens die Begehrlichkeit nicht weniger streng als das Gesetz Moses. Oh! Die traurigen Tragödien, die wir von den Heiligen Gottes gesehen haben, die alles opferten, um in der Welt vorwärtszukommen. Begehrlichkeit ist Egoismus.

„Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist.“ Nun bedeutet das nicht, dass, wenn du zurzeit in Armut lebst, du immer in Armut leben musst. Nein, so ist es nicht; die Bedeutung dieser Ermahnung ist, dass wir uns unter unsere Umstände beugen sollen und uns in ihnen begnügen bis zu einem solchen Zeitpunkt, an dem Gott versteht, sie zu ändern. Mit anderen Worten: Bedaure dich nicht ständig selbst, weil die Dinge nicht so laufen, wie du sie gern hättest. Stöhne und klage nicht; sei zufrieden. Wenn es Gott gefällt, deine gegenwärtigen Umstände zu bessern, danke Ihm dafür. „Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit ist ein großer Gewinn; denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. Die aber, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele schändliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang. Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben. Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge“ (1Tim 6,6-11). 

Wie wahr ist das Wort des Gottes! Haben wir nicht alle die obengenannten Feststellungen der Schrift im Leben der Heiligen bestätigt gesehen? Manchmal meinen unsere jungen Leute, dass sie mit dem Standard des Lebens Schritt halten müssen, den sie im Leben anderer sehen. Und so schnell wird eine Sache nach der anderen begehrenswert. Die Tatsache, dass wir im wohlhabendsten Zeitalter und Land leben, das die Welt jemals gekannt hat, hat dazu beigetragen, dieses Begehren, mehr zu haben, zu beschleunigen. Je mehr wir haben, desto mehr begehren wir zu besitzen. Es gibt keinen Halt! Aber wie anders ist der Geist des Christus! Ihm entsprach der Geist des Gebens, nicht des Nehmens. So unterrichtete Er uns, dass „Geben seliger ist als Nehmen“ (Apg 20,35). Nun sage ich nicht, dass wir alles, was wir haben, weggeben sollen. Es gab nur einen Mann in der Bibel, an den der Herr solch einen Rat richtete; das war der reiche Oberste in Lukas 18,18-23. Aber der Herr sagt dieses zu ihm, damit der junge Mann dahin gebracht werden könnte, zu erkennen, was der Krebs war, der seine eigene Seele auffraß: Begehrlichkeit. Nein, Geschwister, weltliche Besitztümer sind nicht das Geheimnis des Glücks. Glück ist ein Zustand der Seele. Glück ist der Genuss von Christus, seiner Person und seinem Werk, der das Herz in Ruhe und Frieden hält.

Nun, um zusammenzufassen: Im christlichen Glauben sind wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. Wir sind nicht unter dem Buchstaben der Zehn Gebote. Wir sind unter dem moralischen Gegenstück derselben, wie in den Briefen bekanntgemacht wird, außer im Fall des Gebots, das zeremoniell war, das ist der Sabbat. Dieses Gebot hat kein rituelles Gegenstück im christlichen Glauben. Die anderen neun Gebote haben wir als einen Gegenstand ihres moralischen Inhalts, aber nicht im Sinne von „Du sollst“ und „Du sollst nicht“. Aber wir haben sie als Ausdruck der neuen Natur, die wir haben, dass wir aus Gott geboren sind. Wenn wir sie so beachten, Geliebte, werden wir das nie bedauern. Es wird zu unserem Guten sein für Zeit und Ewigkeit. „Damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt werde in uns“ (s. Röm 8,4; vgl. JNDs Übersetzung), und so wird die Frucht des Geistes in der Liebe zu Gott und zu allen, die aus Gott geboren sind, hervorkommen. „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes“ (Röm 13,10).


Originaltitel: „Moral Content of the Ten Commandments: Application to Christians“ 
aus Christian Truth for the Household of Faith, Jg. 27, 1975, S. 29–36, 57–63
Quelle: www.bibletruthpublishers.com

Übersetzung: Karsten S. Boerstoel


Hinweis der Redaktion:

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