Spricht das Alte Testament bereits vom ewigen Zustand?
Jesaja 65,17; 2. Petrus 3,13; Offenbarung 21,1

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© SoundWords, online seit: 12.09.2015, aktualisiert: 17.10.2018

Leitverse: Jesaja 65,17; 2. Petrus 3,13; Offenbarung 21,1

Jes 65,17: Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde; und an die früheren wird man sich nicht mehr erinnern, und sie werden nicht mehr in den Sinn kommen.

2Pet 3,13: Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.

Off 21,1: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

Frage: Im Alten Testament werden ein neuer Himmel und eine neue Erde verheißen (Jes 65,17; 66,22). Beziehen sich 2. Petrus 3,13 und Offenbarung 21,1 auf diese Verheißung? Und wie erklärt es sich, dass es nach Jesaja 65,20 auf der neuen Erde offenbar noch Sünde gibt und nach Offenbarung 21,4 offenbar nicht?

Antwort: Wenn wir den hier vorhergesagten Wechsel von den jetzigen Dingen zu dem neuen Zustand verstehen wollen, müssen wir bedenken, dass dieser Wechsel mit dem Beginn des „Tages des Herrn“ anfängt, aber nicht zu Ende ist, bevor dieser Tag in die Ewigkeit übergeht. Das bedeutet, dass die Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde in gewisser Weise ihren Anstoß erhält, wenn Christus in seinem Reich (das Tausendjährige Reich) die Regierung beginnt. Sie ist aber erst dann vollendet, wenn das Tausendjährige Reich in den ewigen Zustand übergegangen ist. Alle anderen Auslegungen, die zu diesem Vers vorgebracht werden, führen zu Widersprüchen gegen andere Aussagen der Schrift.[1]

Mit Beginn des „Tages des Herrn“ wird der Herr eine ganz neue Ordnung der Dinge einführen, in der man den Gott anerkennen und preisen wird, der in seiner Treue alle Verheißungen erfüllt hat. An die früheren Dinge wird man nicht mehr denken. Es werden „neue Himmel und eine neue Erde“ da sein. Sie werden zu Beginn des „Tages des Herrn“, wenn Er sein Friedensreich aufrichten wird, (in geologischphysikalischer Hinsicht) noch nicht vollständig neu sein, aber völlig neu in anderer Hinsicht, zum Beispiel hinsichtlich der Zustände auf der Erde: So wird der Fluch über die Schöpfung aufgehoben sein. Es wird zum Beispiel zu großen Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt kommen (Jes 11,6-9; 65,25; Hos 2,24), die das Leben für den Menschen nicht mehr zu einem Kampf gegen die Natur machen. Auch was den atmosphärischen Himmel betrifft, gibt es Veränderungen. Dazu lesen wir in Hosea 2,23, dass der Himmel „die Erde erhören“ wird. Aus dem Zusammenhang können wir schließen, dass das Wetter für Saat und Ernte immer optimal sein wird. Naturkatastrophen, wie wir sie heute erleben, und Hagelschläge, die die Ernte zerstören, wird es nicht mehr geben.

Die größte Erneuerung aber findet auf der moralischen Ebene statt: Auf der Erde wird Gott dann überall gekannt; es wird wahre Gottesfurcht vorhanden sein, und die Menschen werden dem König der Könige untertan sein. Nicht nur auf der Erde wird eine neue Ordnung der Dinge eingeführt. Die Quellen des Einflusses von oben werden ebenfalls verändert, erneuert werden: Weil Satan für tausend Jahre im Abgrund eingeschlossen sein wird, wird er vom Himmel her nicht mehr seinen bösen Einfluss ausüben können so wie heute. Infolgedessen kann diese neue Ordnung auf der Erde nicht mehr wie früher durch die Macht des Bösen verdorben werden. Es wird ein völliger Wechsel stattfinden: Anstatt dass Satan noch vom Himmel her wirkt, wird Gott von dort durch die heilige Stadt (die Gemeinde) seinen Segen auf die Erde ausschütten (siehe z.B. Off 21,24; 22,2).

Das ist eine großartige Vorausschau auf den ewigen Zustand, wenn es weder Tod noch Trauer, Geschrei oder Schmerzen geben (Off 21,4) und Gott „alles in allem“ sein wird (1Kor 15,28). Zwischen dem ewigen Zustand, wie er im Neuen Testament beschrieben wird, und dem Friedensreich, das in Jesaja 65 beschrieben wird, gibt es große Unterschiede:

  • Im Friedensreich gibt es Sünde, dort herrscht die Gerechtigkeit: „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit“ (Jes 32,1; vgl. Jes 65,20), und: „Und ich werde den Frieden setzen zu deinen Aufsehern, und die Gerechtigkeit zu deinen Vögten“ (Jes 60,17). Im ewigen Zustand dagegen gibt es keine Sünde mehr, dort wohnt die Gerechtigkeit: „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2Pet 3,13).

  • Im Friedensreich gibt es noch den Tod, wenn auch als Ausnahme (Jes 65,20; Ps 101,8), doch im ewigen Zustand wird „der Tod nicht mehr sein“ (Off 21,4).

  • Im Friedensreich gibt es noch das irdische Volk Gottes mit seiner irdischen Hauptstadt Jerusalem. Was den ewigen Zustand angeht, so wird nicht mehr zwischen einem irdischen Volk und den Nationen unterschieden.[2] Dort finden wir nur noch Menschen, und eine Sonderstellung hat nur noch die Gemeinde, das neue Jerusalem, deren Glieder bereits „vor Grundlegung der Welt“ auserwählt wurden (Eph 1,4), also in der Ewigkeit vor Beginn der Zeit; damit sind sie in gewisser Weise nicht von der Zeit. Im Gegensatz dazu stehen die irdischen Auserwählten, die „von Grundlegung der Welt an“ auserwählt sind (Off 13,8; 17,8; vgl. Mt 25,34) und im ewigen Zustand vermutlich keine Sonderstellung mehr einnehmen werden.

Der Prophet Jesaja wird durch den Geist geleitet, auf die ersten Anzeichen dieses Segens einzugehen, wenn die Morgendämmerung dieser Neuschöpfung über der Erde aufgeht. Doch über die Zeit nach dem Friedensreich berichtet das Alte Testament nichts, ebenso wenig, dass die Dauer des Friedensreiches auf tausend Jahre beschränkt ist; das lehrt uns erst das Neue Testament. Das ist darin begründet, dass das Alte Testament in erster Linie die Offenbarung der Wege Gottes mit Israel ist, die Offenbarung seines Ratschlusses hinsichtlich dieses Volkes. Da Christus vor allem in Verbindung mit Israel dargestellt wird, geht das Alte Testament in seiner Prophezeiung nicht über das Friedensreich hinaus, weil dessen Ende zugleich das Ende Israels als Volk ist. Es geht also nicht weiter als bis zum „siebten Tag“, dem Sabbat, dem Ruhetag Gottes, der ein Vorbild des Tausendjährigen Reiches ist.[3]

Erst das Neue Testament erklärt uns, was mit dem „achten Tag“ gemeint ist: Er ist zugleich „der erste Tag“, der auf den Abschluss einer Periode von „sieben“ Tagen folgt. Er ist das Bild eines neuen Anfangs, der unter anderem folgende Merkmale trägt: die Auferstehung Christi, die Erscheinung für seine Jünger, die Ausgießung des Heiligen Geistes, der Tag, an dem in Troas das Brotbrechen angesagt war und die Korinther ihre Gaben zurücklegen sollten.[4] Der ewige Zustand ist der Tag, der folgt, wenn die Periode des Ratschlusses Gottes in Bezug auf die Erde zu Ende ist. Wenn das Neue Testament von der neuen Erde und dem neuen Himmel spricht, legt es den Schwerpunkt auf diesen achten Tag, der durch das Ende des „Tages des Herrn“ eingeleitet wird: Dann wird die alte Erde aufgelöst und eine völlig neue Erde erscheinen (z.B. 2Pet 3,12.13).


Auszug aus dem Buch Der vergessene Reichtum von D. Schürmann | S. Isenberg
Kapitel 22.18: „Fragenbeantwortung:  Was ist mit dem neuen Himmel und der neuen Erde gemeint?“, S. 677–680
(Die Hinweise auf bestimmte Kapitel in diesem Artikel beziehen sich jeweils auf das Buch.)

Anmerkungen

[1] Dann muss man zum Beispiel – so wie R. Senk in Das Israel Gottes, Hamburg (Reformatorischer Verlag Beese) 2006, S. 37 – den Tod des Sünders aus Jesaja 65,20 „weginterpretieren“, indem man den Vers zu einer Metapher macht, ohne aber zu erläutern, wovon er eine Metapher sein soll. Sünde und Tod sind jedoch Realitäten, die sich als Metapher kaum eignen.

[2] Die Aufteilung der Welt in Völker ist eine Folge der Sünde; diese Aufteilung wird es im ewigen Zustand nicht mehr geben (1Mo 10,32; 11,1-9; 5Mo 32,8).

[3] Siehe zum Beispiel das siebte Fest von sieben Tagen, nämlich das Laubhüttenfest, das ein Vorbild des Tausendjährigen Reiches ist (3Mo 23; Sach 14); der achte Tag des Laubhüttenfestes ist das Bild eines neuen Anfangs (3Mo 23,36; vgl. Joh 7,37).

[4] Johannes 20,19.26; 3. Mose 23,16 in Verbindung mit Apostelgeschichte 2,1; 20,7; 1. Korinther 16,2

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