Psalm 118

Hamilton Smith

© Soundwords, online seit: 18.09.2017

Die wiederhergestellte Nation Israel ist berufen, den Herrn für seine anhaltende Barmherzigkeit zu preisen. Die Prüfungen des Volkes wiesen auf die Verwerfung Christi hin, ihre Wiederherstellung auf ihre Annahme Christi.

Verse 1-4

Ps 118,1-4: 1 Preist den HERRN, denn er ist gut, denn seine Güte währt ewig! 2 Es sage doch Israel: Denn seine Güte währt ewig. 3  Es sage doch das Haus Aaron: Denn seine Güte währt ewig. 4 Es sagen doch, die den HERRN fürchten: Denn seine Güte währt ewig.

Israel, das Haus Aaron und die Heiden, die Gott fürchten: Diese drei Gruppen, die in Psalm 115 aufgerufen wurden, dem Herrn zu vertrauen, werden nun aufgefordert, den Herrn für seine unendliche Barmherzigkeit zu preisen.

Verse 5-9

Ps 118,5-9: 5 Aus der Bedrängnis rief ich zu Jah; Jah erhörte mich und setzte mich in einen weiten Raum. 6 Der HERR ist für mich, ich werde mich nicht fürchten; was sollte der Mensch mir tun? 7 Der HERR ist für mich unter meinen Helfern, und ich werde mit Genugtuung auf meine Hasser sehen. 8 Es ist besser, bei dem HERRN Zuflucht zu suchen, als sich auf den Menschen zu verlassen. 9 Es ist besser, bei dem HERRN Zuflucht zu suchen, als sich auf Fürsten zu verlassen.

Der Moment des Lobpreises ist gleichzeitig der Moment der Befreiung Israels. Der Heilige Geist benutzt die Erfahrungen eines befreiten Einzelnen und veranschaulicht daran Gottes Weg, für die Befreiung seines Volkes einzuschreiten. Jener gottesfürchtige Mensch rief den Herrn in seiner Bedrängnis an, und Gott antwortete ihm und brachte ihn in einen weiten Raum. So lernte er in seiner Bedrängnis, dass Gott an seiner Seite war und seinen Teil übernimmt. Und wenn der Herr für ihn ist, wer kann dann gegen ihn sein? Deshalb fragt er: Was sollte der Mensch mir tun? Er lernt außerdem, dass es besser ist, dem Herrn zu vertrauen als einem Menschen oder einem Fürsten.

Verse 10-21

Ps 118,10-21: 10 Alle Nationen hatten mich umzingelt; gewiss, im Namen des HERRN vertilgte ich sie. 11 Sie hatten mich umringt, ja, mich umzingelt; gewiss, im Namen des HERRN vertilgte ich sie. 12 Sie hatten mich umringt wie Bienen; sie sind erloschen wie Dornenfeuer; gewiss, im Namen des HERRN vertilgte ich sie. 13 Hart hast du mich gestoßen, um mich zu Fall zu bringen; aber der HERR hat mir geholfen. 14 Meine Stärke und mein Gesang ist Jah, und er ist mir zur Rettung geworden. 15 Die Stimme des Jubels und der Rettung ist in den Zelten der Gerechten; und die Rechte des HERRN tut mächtige Taten. 16 Die Rechte des HERRN ist erhoben, die Rechte des HERRN tut mächtige Taten. 17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten Jahs erzählen. 18 Hart hat mich Jah gezüchtigt, aber dem Tod hat er mich nicht übergeben. 19 Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit: Ich will durch sie eingehen, Jah will ich preisen. 20 Dies ist das Tor des HERRN: Die Gerechten werden dadurch eingehen. 21 Ich will dich preisen, denn du hast mich erhört und bist mir zur Rettung geworden.

Dann berichtet der Psalmist über die Prüfungen, die er durchgemacht hat, und  ebenso, wie der Herr ihn aus all dem befreit hat. Beides weist vorbildhaft auf die Prüfungen und die Befreiung Israels hin. Zunächst wird Israel von allen Nationen umzingelt, aber im Namen des Herrn werden sie vertilgt (Ps 118,10-12). Dann hat der Feind seiner Seele, d.h. der Teufel, der alle Nationen angestachelt hat (Off 12,15-17), ihn hart gestoßen. Aber der Herr kam ihm zu Hilfe und ist seine „Stärke“, sein „Gesang“ und seine „Rettung“ geworden (Ps 118,13.14). Und dieses Lied wird in den Zelten der Gerechten gehört. Die „Stärke“ wird in der Rechten des Herrn gesehen, die „Rettung“ in der Befreiung vor dem Tod (Ps 118,15-17). Schließlich wird offenbar, dass hinter all dem Widerstand der Nationen und der Macht Satans in all diesen Prüfungen die Züchtigung Gottes stand. Der Feind hatte beabsichtigt, ihn zu Fall zu bringen (Ps 118,13), aber der Herr hat ihn zu seinem Besten „hart“ gezüchtigt. Der Feind hat sich ihm entgegengestellt, um ihn zu töten. Der Herr jedoch hat ihn gezüchtigt, um ihn vom Tod zu erretten. Wenn also der Herr züchtigte, dann nur deshalb, um alles wegzunehmen, was Ihm in seinem Volk entgegensteht. Dies tut Er, um so einen gerechten Weg hinein in seine Gegenwart zu öffnen, damit sie Ihn lobpreisen (Ps 118,18-20). Der Teufel steht hinter den äußerlich sichtbaren Feinden des Volkes Gottes, aber der Herr steht hinter der Macht des Teufels; hinter dem Herrn jedoch steht niemand mehr.  

Verse 22-24

Ps 118,22-24: 22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. 23 Von dem HERRN ist dies geschehen; wunderbar ist es in unseren Augen. 24 Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat; frohlocken wir, und freuen wir uns in ihm.

In den nun folgenden, äußerst wichtigen Versen untersucht der Psalmist die Wurzel all der Leiden, durch welche die Nation gegangen ist. Ebenso zeigt er den gerechten Grund ihrer Errettung und ihrer Segnung auf. Ihre lange Leidensgeschichte, als sie unter die Nationen zerstreut waren, wird auf ihre Verwerfung Christi zurückgeführt, während ihre Wiederherstellung durch ihr Bekenntnis zu Christus herbeigeführt wird. Das Tor des Herrn, durch welches die Gerechten zu ihrem Segen hindurchgehen werden (Ps 118,20), stellt  Christus dar. Er allein ist der Weg in alle Segnungen hinein. Jesaja prophezeite im Hinblick auf Christus: „Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs Festeste gegründet“ (Jes 28,16). Der Psalmist schildert uns, dass dieser Stein von den Bauleuten verworfen wurde.

Im Neuen Testament wendet der Herr selbst (und der Heilige Geist, der durch die Apostel spricht) diese Worte auf seine eigene Verwerfung durch die Führer Israels an und warnt sie, dass dies zum Gericht über die Nation führen würde. Dennoch wird der von Israel Verworfene von Gott erhöht. Es wird zuletzt offenbar werden, dass Derjenige, der von den Menschen verworfen wurde, gleichzeitig Derjenige ist, durch den alle Segnungen auf Israel kommen werden, so wie auch ein Eckstein das Gewicht, die Last des ganzen Gebäudes trägt. Und so wie die Verwerfung Christi das Werk des Menschen war, so ist die Erhöhung Christi das Werk des Herrn. Diese ist ebenso der ewiggültige Beweis von Gottes Wohlgefallen und der Annahme Christi – die Grundlage aller Segnungen der Menschen, ob nun Israel, die Gemeinde oder die Heiden. Die Zeit wird kommen, in der es in den Augen des jüdischen Überrests genauso wunderbar sein wird wie in den Augen des Gläubigen heute. So wird also der Tag der Herrlichkeit mit Freude und Frohlocken eingeleitet.

Verse 25-27

Ps 118,25-27: 25 Bitte, HERR, rette doch! Bitte, HERR, gib doch Gelingen! 26 Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN. Vom Haus des HERRN aus haben wir euch gesegnet. 27 Der HERR ist Gott, und er hat uns Licht gegeben; bindet das Festopfer mit Stricken bis an die Hörner des Altars!

Da Christus zur Rechten Gottes erhöht ist, kann der gottesfürchtige Mensch nun sein Hosanna oder „Rette“ zu Gott hin erheben. Er kann den Herrn ebenfalls anflehen, Segen durch den Einen zu senden, der im Namen des Herrn kommt. In den Tagen seines Fleisches hat der Herr diese Worte auf sich selbst angewandt, indem Er dem Volk Israel sagte, dass sie Ihn von nun an nicht mehr sehen werden, bis sie in der Zeit ihres großen Elends dahin gebracht werden, auszurufen: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Mt 21,9; 23.39).

Verse 28.29

Ps 118,28.29: 28 Du bist mein Gott, und ich will dich preisen; mein Gott, ich will dich erheben. 29 Preist den HERRN, denn er ist gut, denn seine Güte währt ewig!

Wenn die Nation dahin gebracht wird, in Dem, den sie einst verworfen haben, ihre einzige Rettung zu erkennen, dann ist es Gott, der sie darüber erleuchtet. Sich im Lichte Christi erfreuend, werden sie anbeten und die Vorhöfe seines Hauses mit Opfern bis an Hörner des Altars füllen. So schließt dieser Psalm mit Lobpreis und der Erhebung des Herrn, denn Er ist gut und seine Gnade währt ewig.

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Übersetzung: Frank Cisonna


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