Psalm 51

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 30.10.2013, aktualisiert: 29.01.2018

Die Erfahrungen einer reumütigen Seele, die das Sündenbekenntnis des gottesfürchtigen jüdischen Überrestes in den letzten Tagen vorwegnimmt, wenn diese Übriggebliebenen sich vor Gott für die Verwerfung Christi und den Mord an Ihm demütigen (siehe Ps 51,16)

Psalm 49 warnt uns vor dem weltlichen Menschen, der auf seinen Reichtum vertraut. Psalm 50 rügt den religiösen Menschen, der auf äußerliche Formen der Religion vertraut, wie zum Beispiel auf Opfer und Brandopfer. Psalm 51 stellt uns den reumütigen Menschen vor, der anerkennt, dass Schlachtopfer und Brandopfer nutzlos sind (Ps 51,18), sich deshalb vor Gott demütigt und von Gottes Barmherzigkeit seine Reinigung erhofft.

Verse 3-5

Ps 51,3-5: 3 Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte! Nach der Größe deiner Erbarmungen tilge meine Übertretungen! 4 Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit, und reinige mich von meiner Sünde! 5 Denn ich kenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist beständig vor mir.

Der Psalm beginnt mit einem reumütigen Menschen, der sich an die Gnade und Barmherzigkeit Gottes wendet. Er sieht, dass es bei Gott einen „Überfluss“ (nach Darbys Übersetzung) an Barmherzigkeit gibt und dass daher Gottes Barmherzigkeit größer ist als seine Sünde. So kann der verlorene Sohn in dem Gleichnis sagen: „Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot“ [Lk 15,17].

Im Licht der Gnade Gottes kann der reumütigen Mensch seine Schuld und seine Sünde bekennen, auf Gott schauen und hoffen, dass Er seine Sünden vor seinem Angesicht auslöscht und ihn von der Sünde, die stets vor ihm ist, reinigt.

Vers 6

Ps 51,6: Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt wirst, wenn du redest, für rein befunden, wenn du richtest.

So sehr wir uns auch an einem Menschen versündigen können, so geht doch alle Sünde gegen Gott. Der reumütige Mensch hat die feste Überzeugung, dass das wahre Wesen der Sünde gegen Gott gerichtet ist, und er weiß, wie die Sünde in den Augen Gottes aussieht. Die Sünde ist eine Missachtung Gottes und Trotz gegen Ihn, und weil das so ist, ist Gott im Recht, wenn Er den Sünder richtet.

Verse 7.8

Ps 51,7.8: 7 Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen. 8 Siehe, du hast Gefallen an der Wahrheit im Innern, und im Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun.

Des Weiteren wird die Sünde zu ihrem Ursprung zurückverfolgt, und es wird festgestellt, dass sie nicht einfach aus sündigen Handlungen besteht, sondern aus einer sündigen Natur. Daher bedarf der Sünder nicht nur der Reinigung von konkreten Sünden, sondern einer neuen Natur „im Innern“.

Verse 9.10

Ps 51,9.10: 9 Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. 10 Lass mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden die Gebeine frohlocken, die du zerschlagen hast.

Nachdem er seine Sünde bekannt hat, schaut der reumütige Mensch auf Gott und bittet, dass Er ihn mit Ysop reinigen möge. Dies bezieht sich auf die Reinigung von Leprakranken und von Menschen, die sich durch die Berührung einer Leiche verunreinigt hatten. Der Ysop wurde in Blut getaucht, und damit wurde dann die zu reinigende Person besprengt. Dies spricht sicher von der gerechten Grundlage, auf der Gott reinigen kann – von dem kostbaren Blut Christi. Nach der Reinigung würde die Seele wieder in Fröhlichkeit und Freude versetzt werden.

Verse 11-15

Ps 51,11-15: 11 Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden, und tilge alle meine Ungerechtigkeiten! 12 Schaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in meinem Innern einen festen Geist! 13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir! 14 Lass mir wiederkehren die Freude deines Heils, und mit einem willigen Geist stütze mich! 15 Lehren will ich die Übertreter deine Wege, und die Sünder werden zu dir umkehren.

Überdies hat der reumütige Sünder nicht nur das Verlangen, gereinigt zu werden, sondern dass Gott selbst seine Sünden nicht länger sehen möge, und weiter, dass die Reinigung nicht nur äußerlich, sondern innerlich geschehen möge, so dass er „ein reines Herz“ und einen erneuerten festen Geist haben möge. Wenn er nun so für Gottes Gegenwart geeignet gemacht und mit dem Geist erfüllt wäre, würde er wieder in die Freude des Heils geführt werden. Gestützt von einem willigen Geist würde der reumütige Sünder, im Gegensatz zu seiner vergangenen Sünde in Missachtung und Trotz gegen Gott, jetzt, wo er wiederhergestellt wäre, andere die Wege Gottes lehren können, so dass die Sünder zu Gott umkehren würden.

Verse 16.17

Ps 51,16.17: 16 Errette mich von Blutschuld, Gott, du Gott meines Heils, so wird meine Zunge jubelnd preisen deine Gerechtigkeit. 17 Herr, tu meine Lippen auf, und mein Mund wird dein Lob verkünden.

Nachdem er sich um die Reinigung von seinen eigenen Sünden bemüht hat, begehrt der Psalmist die Errettung von der Blutschuld des Volkes, nämlich der Schuld, das Blut seines eigenen Messias vergossen zu haben (Mt 27,25). Dann würde er die Gerechtigkeit Gottes bejubeln und preisen, die sich, wie wir wissen, im Tod Christi ausdrückte. Die Verkündigung der Gerechtigkeit Gottes wird zum Lob und Preis des Herrn führen.

Verse 18.19

Ps 51,18.19: 18 Denn du hast kein Gefallen an Schlachtopfern, sonst gäbe ich sie; an Brandopfern hast du kein Wohlgefallen. 19 Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.

Die Seele, die aus dem Zeugnis Gottes im Psalm 50 gelernt hat, lehnt nun alles Vertrauen auf gesetzliche Opfer ab. Die Seele erkennt, dass, wenn sie auf die Gnade Gottes schaut und hofft, von ihr gereinigt zu werden, dann die einzig richtige Voraussetzung für die Reinigung ein „zerbrochener Geist“ und ein „zerschlagenes Herz“ ist. Solches wird Gott nicht verachten.

Verse 20.21

Ps 51,20-21: 20 Tu Zion Gutes in deiner Gunst, baue die Mauern Jerusalems! 21 Dann wirst du Gefallen haben an Opfern der Gerechtigkeit, an Brandopfern und Ganzopfern; dann wird man Stiere opfern auf deinem Altar.

Die Reue des Überrestes aus den Juden, auf die der Psalm vorgreift, bereitet den Weg für die Wiederherstellung Zions nach Gottes Wohlgefallen. Dann wird Gott tatsächlich Gefallen an den Opfern finden, die dann dargebracht werden, und zwar nicht in der gesetzlichen Absicht, Segen zu erwerben, sondern als Zeugnis für die Grundlage, auf der das Volk gesegnet ist (vgl. Hes 43,18.27; 45,15-25).

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Übersetzung: S. Bauer


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