Die Reichtümer des Geheimnisses
Epheser 3,1-11

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 28.02.2007, aktualisiert: 06.12.2020

Leitverse: Epheser 3,1-11

In Christus sind auch Gläubige aus den Nationen zu Miterben der göttlichen Verheißung geworden

Wir leben in einer Zeit, die von allen jenen Problemen gekennzeichnet ist, die den Warnungen der Schrift zufolge die letzten Tage charakterisieren werden. Nichtsdestoweniger hat uns die Gnade Gottes in diesen schwierigen Zeiten die großartige Wahrheit über das Geheimnis der Beziehung zwischen Christus und seiner Gemeinde wiederfinden lassen.

Schon in den alten Tagen, seit der Zeit des Exils, befand sich der Großteil von Gottes irdischem Volk in babylonischer Knechtschaft; und ebenso sind heutzutage die meisten bekennenden Christen der babylonischen Korruption der Christenheit verfallen und entweder unwissend oder völlig gleichgültig, was die Wahrheit angeht, die Gott seinem Volk bewahrt hat. Trotzdem hat Gott seinem Volk auch in unserer Zeit eine Tür zur Rückkehr in sein Land geöffnet und hat sich sein Haus erbaut; und ein kleiner Überrest hat sich freudig dieses Auswegs bedient. Deshalb wurden jetzt einigen Gläubigen die Augen und Herzen geöffnet, damit sie jene Wahrheiten erkennen und wertschätzen, die Christus und seine Gemeinde betreffen. Im Gehorsam zu seinem Wort haben diese einen Platz abseits des organisierten Christentums eingenommen, um im Licht dieser Wahrheiten zu wandeln.

Darüber hinaus sah sich der aus Babylon zurückgekehrte Überrest in jenen vergangenen Tagen plötzlich der Gegnerschaft von inneren und äußeren Feinden ausgesetzt. Diese versuchten, den Zweck ihrer Rückkehr in das Gelobte Land zu vereiteln. Ebenso ergeht es heutzutage denjenigen, die nach einer Antwort auf die Frage gesucht haben, was Gottes Wille für sein Volk ist: Sie befinden sich in einer ständigen Auseinandersetzung mit dem Widersacher. Er hat versucht, dem Volk Gottes durch Widerstand von außen und durch Streit von innen diese Wahrheiten zu rauben oder sie wiederum zu verstricken in die Verführungen der Christenheit und menschlicher Organisationen, die in unterschiedlichem Maß diese Wahrheiten verleugnen.

Gottes Wort macht uns Folgendes ganz deutlich: Obwohl der aus Babylon zurückgekehrte Überrest jämmerlich versagt hatte, gab es bei der Ankunft des Herrn auf der Erde trotzdem einige ernsthaft Gläubige, die bei aller menschlichen Schwäche doch dem Auftrag treu waren, um dessentwillen sie aus Babylon befreit worden waren, und die deshalb in der Erwartung des Herrn lebten. Auch heutzutage wird es der eindeutigen Aussage der Schrift zufolge solche Menschen geben, die – wenn auch nur mit kleiner Kraft – das Wort des Herrn bewahren und seinen Namen nicht verleugnen werden, bis Er wiederkommt. Dies gilt ganz unabhängig davon, wie groß das Versagen und der Fall all jener anderen auch sein mag, denen die kostbaren Wahrheiten in Bezug auf Christus und seine Gemeinde ebenfalls offenbart wurden. Jedes aufrichtige Herz in der Schar derer, die das Geheimnis erkannt haben, wird bestimmt den Wunsch verspüren, zu der ersten Gruppe zu gehören.

Wenn wir jedoch Gottes Absichten gehorchen wollen, so müssen wir uns ernsthaft darum bemühen, dieses Geheimnis besser zu verstehen, damit wir, wie Paulus sagt, „zu allem Reichtum an Gewissheit des Verständnisses zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, (das ist) Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind“ (Kol 2,2.3), gelangen.

Wenn wir uns um einen tieferen Einblick in die Erkenntnis des Geheimnisses bemühen, so ist es wichtig, uns daran zu erinnern, dass die Schrift das Wort „Geheimnis“ in unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt. So lesen wir von den „Geheimnissen des Reiches der Himmel“ (Mt 13,11). Von der Verwandlung unseres sterblichen Leibes wird als „einem Geheimnis“ gesprochen (1Kor 15,51). An anderer Stelle lesen wir von dem „Geheimnis der Gottseligkeit“ (1Tim 3,16) oder von dem „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ (2Tim 2,7). Auf der Stirn der Frau in Offenbarung 17 steht geschrieben: „Geheimnis, Babylon, die große“ (Off 17,5). Einige Stellen, in denen von „dem Geheimnis“ die Rede ist, finden sich jedoch nur in den Briefen des Paulus (Röm 16,25; Eph 1,9; 3,3; 4,9; 5,32; Kol 1,26.27; 2,2; 4,3). In allen Abschnitten wird das Wort gebraucht, um die Wahrheit im Verhältnis von Christus und der Gemeinde dazustellen. Wir sollten uns also klarmachen, dass sich der Begriff des Geheimnisses weder ausschließlich auf die Gemeinde noch auf Christus bezieht, so wie Paulus auch sagt: „Dies ist ein großes Geheimnis; ich aber deute es auf Christus und* die Gemeinde“ (Eph 5,32) (*Hervorh. d. Üb.).

Bevor wir gleich die Abschnitte betrachten werden, die von diesem großen Geheimnis sprechen, wollen wir uns in Erinnerung rufen, dass der Begriff „Geheimnis“ in der Schrift nicht bedeutet, etwas sei geheimnisvoll im Sinne von unergründlich oder unverständlich. Der Ausdruck bezieht sich vielmehr auf Wahrheiten, die nur durch eine göttliche Offenbarung verstanden werden können und die nach ihrer Enthüllung nur denjenigen offenstehen, die sich von Gott belehren lassen. Auch beziehen sich die Geheimnisse in der Schrift immer auf die Zeit von Christi Abwesenheit. In der Gegenwart Gottes gibt es keine Geheimnisse. Das zeigt sich besonders deutlich im Hinblick auf die Geheimnisse des Reiches Gottes, die sich ganz offensichtlich auf die Gestalt des Reiches Gottes in der Zeit von Christi Abwesenheit beziehen. Wenn das Reich Gottes errichtet ist, wird es keine Geheimnisse mehr geben. So wird es auch für das Geheimnis der Gottlosigkeit und Babylons am Tag des Herrn keinen Platz mehr geben, wenn diese Übel gerichtet werden.

Und so bezieht sich auch das große Geheimnis von Christus und der Gemeinde nicht nur auf jene Wahrheiten über Christus und die Gemeinde, die in den künftigen Zeiten in Erscheinung treten werden, sondern auch schon auf die Gestalt der Gemeinde vor seiner Wiederkunft. In der Vergangenheit wurde das Volk Israel aus den Nationen herausgerufen und hatte sich unter dem Gesetz von diesen abzusondern. In der Zukunft wird das wiederhergestellte Volk Israel eine eigene Nation mit Christus als seinem König sein. In unserer Zeit sind alle Unterschiede zwischen Juden und den Nationen vorübergehend beiseitegeschoben, und die Gläubigen aus beiden Gruppen sind aufgerufen, den „einen Leib“ zu bilden, dessen Haupt im Himmel Christus ist.

Der Apostel Paulus sagt im fünften Kapitel des Epheserbriefes, wenn er von den natürlichen Beziehungen zwischen den Eheleuten spricht: „Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen und die zwei werden ein Fleisch sein“ (Eph 5,31; vgl. 1Mo 2,24). In dieser Beziehung sieht er ein Bild für das viel bedeutendere Verhältnis zwischen Christus und der Gemeinde, denn unvermittelt fügt er hinzu: „Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde“ (Eph 5,32). Ist dies nicht eine Anspielung auf den Umstand, dass in der Zeit, in der Christus getrennt ist von seinem irdischen Volk, seiner Verwandtschaft im Fleisch, die Gemeinde entsteht, die dann mit Christus in der Herrlichkeit vereint wird? Eine hervorragende Illustration dieser Wahrheit finden wir in der Person des Joseph. Als er von seinen Verwandten getrennt war, wurde er auf den höchsten Ehrenplatz erhoben und Asnat wurde ihm als Braut gegeben (1Mo 41,50). In ähnlicher Art und Weise wird uns das Geheimnis enthüllt, dass zur Zeit von Christi Ablehnung und Abwesenheit eine Gemeinschaft von Gläubigen aus den Juden und den Nationen gebildet und miteinander und mit Christus in der Herrlichkeit vereinigt wird.

Diese große Wahrheit wird uns im 3. Kapitel des Epheserbriefes vorgestellt. Dieses Kapitel stellt einen Einschub zwischen den Lehraussagen am Ende des 2. Kapitels und den praktischen Schlussfolgerungen aus dieser Lehre im 4. Kapitel dar. Das Kapitel gliedert sich grob in zwei Abschnitte: Die ersten dreizehn Verse enthüllen uns die Wahrheiten über das Geheimnis, während die folgenden Verse Paulus’ Gebet enthalten, dass unsere geistliche Einstellung es uns ermöglichen wolle, dieses Geheimnis zu verstehen.

Verse 1.2

Eph 3,1.2: Deshalb ich, Paulus, der Gefangene Christi für euch, die Nationen – (wenn ihr nämlich gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist …

Der Apostel eröffnet diesen Briefteil, indem er uns sagt, dass die Verkündigung dieser großen Wahrheit Widerstand gegen seine Person hervorgerufen und ihn schließlich ins Gefängnis gebracht hat. Die Juden lehnten jede Lehre ab, die die Unterscheidung zwischen ihnen und den Nationen aufhob, eine Unterscheidung, die von Gott gemäß ihren eigenen Schriften eingerichtet und bestätigt war. Sie erkannten nicht, dass Israel in dem Moment, als es seinen eigenen Messias verwarf, selbst dem göttlichen Gericht verfallen war. Es war offensichtlich geworden, dass „alle … gesündigt (haben) und … nicht die Herrlichkeit Gottes (erlangen)“ (Röm 3,23). Juden und Nationen standen gemeinsam auf einer Stufe vor Gott. Dann erfahren wir, dass Gott in seiner unendlichen Weisheit den äußersten Ruin des Menschen dazu benutzt hat, sich seiner Souveränität zu bedienen und uns seine eigenen Ratschlüsse zu offenbaren, wonach Er ein himmlisches Volk aus Juden und Nationen herausrufen und bewahren will, bis es einst mit Christus in der Ewigkeit vereint werden wird. Die Verwaltung dieses bedeutenden Geheimnisses war dem Apostel Paulus aufgetragen worden.

Verse 3.4

Eph 3,3.4: … dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden ist – wie ich es zuvor in kurzem beschrieben habe, woran ihr beim Lesen merken könnt mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus …

Diese große Wahrheit, deren Verwalter er war, hatte Paulus nicht von Menschen erhalten. Sie war ihm vielmehr durch direkte Offenbarung gezeigt worden, wie er es bereits in einem kurzen Brief erklärt hatte, damit die nichtjüdischen Gläubigen, denen er geschrieben hatte, verstehen konnten, woher er sein Wissen über dieses Geheimnis bezog. Aus diesem Grund können wir es auch als direkt von Gott stammend und mit aller göttlichen Autorität ausgestattet annehmen, obwohl es uns vom Apostel überliefert wurde (2Tim 3,14).

Vers 5

Eph 3,5: … das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist: …

In anderen Zeitaltern war den Menschen diese große Wahrheit nicht bekannt gemacht worden, die uns heute durch die Offenbarung an seine heiligen Apostel und Propheten gegeben ist. Der Apostel spricht deutlich von Propheten des Neuen Bundes. Offensichtlich wurde diese Wahrheit auch anderen enthüllt, aber der Apostel war als ein besonderes Gefäß auserwählt, diese Wahrheit auszuteilen. Darum wird dieses Geheimnis auch ausschließlich in seinen Briefen erwähnt.

Vers 6

Eph 3,6: … dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium …

In diesem kurzen Vers fasst der Apostel die Wahrheit des Geheimnisses zusammen: „Die Nationen sollen nämlich Miterben und Miteinverleibte sein und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium“ (rev. Elb.). Dieser Vers spricht von „Miterben“, von „Miteinverleibten“ und von Gottes „Verheißung in Christus Jesus“.

An dieser Stelle wollen wir eine Pause machen und uns fragen: Was ist das Erbe, dessen „Miterben“ die Gläubigen aus Judentum und Nationen sind? Was ist unter dem Leib zu verstehen, in den beide als „Miteinverleibte“ aufgenommen werden? Worin besteht die „Verheißung“, deren Mitteilhaber sie sind?

  1. Das Erbe

    Erinnern wir uns daran, dass Paulus zu den Nationen gesandt wurde, „um ihre Augen zu öffnen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Macht des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbe unter denen, die durch den Glauben an Christus geheiligt sind“ (Apg 26,17.18). Im ersten Kapitel erinnert er die Gläubigen aus den Nationen in Ephesus daran, dass sie die Sündenvergebung durch Gottes reiche Gnade empfangen und dass sie in Christus ein Erbe erhalten haben (Eph 1,7.11). Darüber hinaus sagt uns Paulus genau, worin dieses Erbe besteht. In der Fülle der Zeiten – im Tausendjährigen Reich – werden alle Dinge „im Himmel“ und „auf Erden“ unter dem Haupt des Christus zusammengefügt werden, sagt Paulus. Das Geheimnis bedeutet für uns, dass Gläubige aus den Juden und den Nationen Miterben dieses unermesslich großen Erbes der himmlischen und irdischen Dinge sein werden. Außerdem besitzen wir den Heiligen Geist als das „Unterpfand unseres Erbes“, damit wir bereits jetzt Zutritt zur Seligkeit dieses Erbes erhalten (Eph 1,14).

    Dann betet Paulus, dass wir die Reichtümer der Herrlichkeit erkennen mögen, die uns durch das Erbe zufallen (Eph 1,18). Zu diesem Zweck lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf Christus. Wir sehen Christus in einer Stellung höchster Macht zur Rechten Gottes. Wir sehen Ihn höher als jede geistliche Macht („alle Gewalt und Macht“), stärker als jede weltliche Macht („Kraft und Herrschaft“). Wir sehen, dass sein Name höher ist als alle anderen Namen und dass sein Name nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird, und wir sehen, dass alle Dinge seinen Füßen unterworfen sind. Wenn wir Christus in seiner Herrlichkeit sehen, werden unsere Augen erleuchtet, und wir werden die Reichtümer der Herrlichkeit des Erbes erkennen, das wir als Miterben mit Christus teilen werden. Deshalb wird sich zeigen, dass das im Geheimnis verborgene Erbe jenes irdische Erbe, das Abraham und dem Volk Israel versprochen wurde, bei weitem übersteigt.

  2. Die zweite große Wahrheit des Geheimnisses liegt in der Betrachtung der Gemeinde als Christi Leib.

    Im Himmel ist Christus das Haupt dieses Leibes. Deshalb kann Paulus von Christus sagen: „Er ist das Haupt des Leibes der Gemeinde“ (Kol 1,18), und von der Gemeinde: „Ihr seid der Leib des Christus“ (1Kor 12,27). Weiter erfahren wir: „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen“ (Kol 1,18; 1Kor 12,13.27). Im Zusammenhang mit dem Bild der Gemeinde als Leib des Christus stehen drei große Wahrheiten vor uns:

    • Erstens lesen wir, dass Gott „uns hat mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus“ (Eph 2,6). Gläubige aus den Juden und Nationen sind in Christus miteinander vereint und in Ihm dargestellt, ihrem auferstandenen und erhöhten Haupt im Himmel. Alles, was Gott mit uns beabsichtigt hat, findet seine Fortsetzung in Christus im Himmel. Sehen wir auf Christus in seiner Herrlichkeit, so sehen wir, dass Gott die Absicht hat, die Gemeinde in seiner Nähe, in der Himmelswelt zu haben, gemeinsam mit Christus, und wie Christus zu seiner eigenen Freude und Zufriedenheit, „damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus“ ( Eph 2,7).

    • Zweitens wird von der Gemeinde gesprochen als „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,23). Die Segnungen des Leibes werden im Haupt nicht nur fortgesetzt, sondern Gottes Ziel ist es ebenso, dass sich die moralische Vollkommenheit und Güte Christi, des Hauptes, auch in seinem Leib, der Gemeinde, fortsetzt. An einem künftigen Tag werden Israel und die Nationen in diesen Segen durch Christus eingehen, aber nur in der Gemeinde selbst wird Christus vollkommen dargestellt.

    • Drittens wird die Gemeinde als Leib Christi im ersten Korintherbrief als Ausdruck der verschiedenen Wirkungen des Heiligen Geistes in dieser Zeit gesehen (1Kor 12).

  3. Die dritte große Wahrheit des Geheimnisses, die uns in diesem Abschnitt vorgestellt wird, hängt mit Gottes Verheißungen zusammen.

    Diese Verheißungen sind, wie uns der Apostel Petrus erinnert, „die größten und kostbaren“, denn durch sie werden wir in die göttliche Herrlichkeit und Teilhabe an der göttlichen Natur berufen (2Pet 1,3.4; 3,13). Paulus sagt uns, dass wir durch das Geheimnis erfahren, dass Gläubige aus den Juden und Nationen Mitteilhaber dieser Verheißungen in Christus sind. So wird offenbar werden, dass Gottes „Verheißung in Christus“ die Verheißungen Gottes an Abraham bei weitem übersteigt, dem Gott sagte: „Ich will dich zu einer großen Nation machen … und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“ (1Mo 12,2.3). Die Verheißung für Abraham ist auf die Nation und auf die Erde beschränkt und betrachtet die Nationen als vollständig von Israel getrennt.

Leider hat die bekennende Christenheit, als sie die Wahrheit dieses Geheimnisses verloren hatte, versucht, das Christentum zu benutzen, um sogenannte christliche Nationen zu formen und unseren Segen dadurch irdisch zu machen. Auf diese Weise wurde das Christentum ein rein moralisches System zur Verbesserung einer Welt, die Christus ablehnte. Wir erfahren durch die große Wahrheit des Geheimnisses jedoch, dass Gläubige als Pilger und Fremdlinge aus der Welt herausgerufen werden – mit Verheißungen, die sie mit Christus in Herrlichkeit verbinden und die himmlischer und nicht irdischer Natur sind und die uns über die Zeit hinaus in den neuen Himmel und die neue Erden bringen werden. So lernen wir durch die große Wahrheit dieses Geheimnisses, dass Gläubige aus den Juden und Nationen mit der größten Herrlichkeit im Tausendjährigen Reich als „Miterben“ verbunden sind, in den Himmel aufgenommen werden als „Miteinverleibte“ und als Mitteilhaber von Gottes „Verheißung in Christus“ in den neuen Himmel und die neue Erde gebracht werden. In dem Moment, in dem wir die Unermesslichkeit dieser Segnungen mit dem Herzen voll erfassen, beginnen wir zu verstehen, warum in diesem Geheimnis „der unausforschliche Reichtum des Christus“ (Eph 3,8) gefunden wird und weshalb der Apostel vom „Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses“ (Kol 1,27) spricht.

Vers 7

Eph 3,7: … dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist nach der Wirksamkeit seiner Kraft.

Zum Diener dieser großen Wahrheit gemacht, sagt uns der Apostel nun, dass die Ausübung eines solchen Dienstes Gottes Gnade und seine Kraft erfordern. Wenn wir in unserem kleineren Maßstab diese großen Wahrheiten weitergeben wollen, die wir vom Apostel erhalten haben, werden auch wir mit Sicherheit diese göttliche Gnade und Kraft brauchen. Deshalb kann Paulus in einem anderen Brief Timotheus auffordern: „Sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist!“ (2Tim 2,1), damit dieser anderen Menschen die großen Wahrheiten weitergeben kann, die er selbst vom Apostel erfahren hat. Der natürliche Mensch hätte die Wahrheit hinter diesem Geheimnis niemals entdeckt; wenn sie ihm offenbart worden wäre, hätte er sie nicht verstanden; und selbst wenn er sie verstanden hätte, so wären seine natürlichen Gaben nicht ausreichend gewesen, um der Wahrheit zu dienen. Die Gnade Gottes offenbart das Geheimnis; durch das Wirken des Heiligen Geistes verstehen wir es und nur durch Gottes Gnade können wir ihm dienen (Eph 3,2.3.7.16-18).

Vers 8

Eph 3,8: Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unergründlichen Reichtum des Christus zu verkündigen …

Des Weiteren teilt uns Paulus mit, welche Auswirkungen diese große Wahrheit auf denjenigen hat, der sie kennt und ihr dient. Je mehr wir uns die Unermesslichkeit der „unausforschlichen Reichtümer“ des Christus vor Augen halten, die wir in dem Geheimnis erkennen, desto mehr wird uns unsere eigene Bedeutungslosigkeit bewusst. Deshalb spricht der Apostel, der vor allen anderen die Größe des Geheimnisses erkannt hat, auch von sich selbst als „dem geringsten der Apostel“ (1Kor 15,9). Derjenige, der eine Ahnung von seiner eigenen Kleinheit hat, ist auch derjenige, dem Gott Gnade gibt, der Wahrheit zu dienen. Obwohl also Paulus der geringste der Apostel war, war ihm dennoch die Gnade verliehen, zu den Nationen von den unausforschlichen Reichtümern des Christus zu predigen.

Verse 9-11

Eph 3,9-11: … und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat; damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die mannigfaltige Weisheit Gottes, nach dem ewigen Vorsatz, den er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn …

Zusätzlich zur Ausübung oder „Verwaltung“ durch den Apostel möchte Gott, dass wir lernen, auf welche Art und Weise Er die großen Ziele verfolgt, die im Geheimnis offenbart werden. Uns wird gesagt, dieses große Geheimnis sei seit Anbeginn der Welt in Gott verborgen gewesen. Das Geheimnis war also nicht etwa ein späterer Einfall Gottes. Es bestand als göttlicher Ratschluss schon vor Zeit und Schöpfung. Tatsächlich wurden alle Dinge auch geschaffen, um dieses große Geheimnis zu erhellen.

In der Ewigkeit beschlossen, wird die Gemeinde in dieser Zeit gebildet, um in der zukünftigen Ewigkeit zur Herrlichkeit {s. Eph 3,21} Gottes in Christus zu sein. Durch die Entstehung der Gemeinde in dieser Zeit und durch ihren Weg in dieser Welt sollen alle Herrschaften und Kräfte der Himmelswelt die mannigfaltige Weisheit Gottes erkennen – die Weisheit, durch die Gott in einer verdorbenen und zerstörten Welt über alle Kräfte des Bösen triumphiert und seinen ewigen Plan in Christus ausführt, um die Gemeinde zu seinem ewigen Ruhm in Christus Jesus zu haben.

Dies also ist das Geheimnis, um dessentwillen Paulus zu seiner Zeit eine so heftige Auseinandersetzung führen musste, damit die Heiligen es mit völliger Gewissheit verstehen konnten. Dies ist das Geheimnis, das der Kirche für viele Jahrhunderte verlorenging. Es ist auch das Geheimnis, das uns in diesen Tagen wiederentdeckt worden ist und das uns der Teufel wieder rauben will – entweder indem wir uns überhaupt nicht damit beschäftigen und es außer Acht lassen oder indem wir Gewohnheiten annehmen, die mit ihm unvereinbar sind, oder aber indem er uns in Kreise führt, in denen es unmöglich ist, im Licht dieser Wahrheit zu leben.

So kann es also für uns nur gut sein, das Gebet des Paulus nachzusprechen, mit dem diese Betrachtung schließen soll, „damit ihre Herzen getröstet werden, vereinigt in Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit des Verständnisses zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, Christus“ (Kol 2,2).


Originaltitel: „The Riches of the Mystery“
aus der Zeitschrift An Outline of Sound Words, Edinburgh (Hrsg. W.C. Reid), Jg. 21–30 (ab 1949)
Quelle: www.stempublishing.com

Übersetzung: Dr. Andreas Blings


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