Der Ort, wo unsere Bedürfnisse gestillt werden
Matthäus 14,13-21

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 26.04.2002, aktualisiert: 16.02.2023

Leitverse: Matthäus 14,13-21

Mt 14,13-21: Als aber Jesus es hörte, zog er sich in einem Schiff von dort zurück an einen öden Ort für sich allein. Und als die Volksmengen es hörten, folgten sie ihm zu Fuß aus den Städten. Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Schwachen. Als es aber Abend geworden war, traten die Jünger zu ihm und sprachen: Der Ort ist öde, und die Zeit ist schon vergangen; entlass die Volksmengen, dass sie hingehen in die Dörfer und sich etwas zum Essen kaufen. Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nötig wegzugehen; gebt ihr ihnen zu essen. Sie aber sagen zu ihm: Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische. Er aber sprach: Bringt sie mir her. Und er befahl den Volksmengen, sich auf dem Gras zu lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel und segnete sie; und er brach die Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie den Volksmengen. Und sie aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf, was an Brocken übrigblieb, zwölf Handkörbe voll. Die aber aßen, waren etwa fünftausend Männer, ohne Frauen und Kinder.

Einleitung

Die in Matthäus 13,53–14,1 geschilderte Welt (die Vaterstadt des Herrn und der Königshof) kann die Gegenwart Christi nicht ertragen und ist für Christus völlig unpassend. Sie verwirft Christus und wird von Christus verworfen. Er nahm den Mord an seinem Vorläufer als ein sicheres Zeichen seiner eigenen Verwerfung auf, und indem Er Vaterstadt und Hof verließ, „zog er sich von dort zurück an einen öden Ort für sich allein“.

Anziehungspunkt der Armen

An diesem Platz außerhalb wird Er der Anziehungspunkt der Armen: „Sie folgten ihm zu Fuß aus den Städten.“ Von ihrer Not getrieben und seiner Gnade gezogen folgten sie Ihm zu diesem öden Ort. So ist es mit uns. Wir haben Bedürfnisse als Sünder und Bedürfnisse als Heilige, und niemand in der ganzen Welt kann das eine noch das andere Bedürfnis stillen. Als Sünder bedürfen wir eines Heilands, der uns von unseren Sünden befreit und von allem, was als einem gefallenen Geschlecht auf uns liegt. Als Gläubige bedürfen wir eines Gegenstandes, der unsere Herzen zufriedenstellt. So werden wir zu Ihm außerhalb dieser Welt gezogen, die infolge der geistlichen Bedürfnisse, die in unseren Seelen wach geworden sind, für uns ein öder Ort geworden ist, und finden in Jesus den, der die Steppe frohlocken und aufblühen macht wie eine Narzisse (vgl. Jes 35,1). Wenn wir zu Ihm an den Platz außerhalb kommen, entdecken wir wie jene bedürftige Volksmenge seine tiefen Vollkommenheiten. Wie sie nehmen wir wahr, dass Er nicht einer ist, der zum Segnen gezwungen werden muss, sondern einer, der willig und bereit ist zu segnen, wie wir lesen: „Jesus ging hinaus“, um ihnen zu begegnen. Der Vater lief, um dem zurückkehrenden verlorenen Sohn zu begegnen, und „Jesus ging hinaus“, um diesen bedürftigen Seelen zu begegnen (Mt 14,14).

Der Herr Jesus nimmt unsere Bedürfnisse wahr

Ferner befinden wir uns in seiner Gemeinschaft in der Gegenwart dessen, der unsere Bedürfnisse völlig würdigt; denn wir lesen: „Er sah eine große Volksmenge.“ Wir sehen nur wenig von unserer Not oder der der anderen, aber sein Blick nimmt „eine große Volksmenge“ wahr. Er sieht unsere Not in ihrem weiten Ausmaß. Sodann hat Er nicht nur göttliche Kenntnis von unserer Not, sondern auch göttliches Mitgefühl für uns in unserem Elend: „Er wurde innerlich bewegt über sie.“ Sein Herz der Liebe fühlt mit uns, wie kein anderes Herz sie fühlen kann.

Der Herr Jesus hat Kraft, unseren Bedürfnissen zu begegnen

Darüber hinaus ist bei Christus Kraft, um der Not zu begegnen; denn wir lesen: „Er heilte ihre Schwachen.“ Bei Christus ist nicht Mitgefühl ohne Kraft noch Kraft ohne Mitgefühl wie bei anderen. Sein Herz und seine Hand sind zu unserer Verfügung, und die Hand, die heilt, wird von einem Herzen, das liebt, in Bewegung gesetzt. Wie gesegnet, einen Platz außerhalb in Christus gefunden zu haben, der bereit ist zu segnen, der göttliche Kenntnis hat von unserer Not, der ein Herz hat, das von dem Gefühl unserer Schwachheit berührt ist, und der eine Hand hat, die imstande ist, unsere Bedürfnisse zu stillen. Und diese Hilfsquellen in Christus entdecken wir an dem Platz unserer Not. Am Tag der Herrlichkeit werden wir uns noch immer seiner unendlichen Vollkommenheit erfreuen; aber an diesem dunklen und wolkenbedeckten Tag erfahren wir seine Vollkommenheiten; wir erfahren sie da, wo wir sie bedürfen wie die Volksmenge; denn es war Abend geworden, der Ort war öde und das Volk hungrig.

Die Jünger wenden sich an Ihn

Jedoch Christus ist bei ihnen und die Jünger schlagen den richtigen Weg ein; sie „traten zu ihm“. Sie wenden sich an den Einen mit vollkommener Erkenntnis, unendlicher Liebe und göttlicher Kraft. Wer könnte sich vergeblich zu Ihm wenden, obgleich Er uns zuweilen Lektionen aufgeben muss, um uns zu belehren, ehe Er sich für uns verwendet. Er möchte, dass wir aus unserer Not Nutzen ziehen, und was ist schwieriger, als unsere gänzliche Schwachheit und unsere gänzliche Unfähigkeit zu erfahren, um unserer Not zu begegnen. So war es bei den Jüngern. Um ihnen ihre eigene Schwachheit zu verstehen zu geben, kann der Herr sagen: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Sogleich müssen sie bekennen, dass sie nur fünf Brote und zwei kleine Fische haben. Sie erfassen nicht nur, dass sie bedürftige Menschen an einem dunkel werdenden Platz und öden Ort sind, sondern dass ihre eigenen Hilfsquellen gänzlich unzureichend sind, um ihre Not zu stillen. Sie sind Christus ausgeliefert. Und dahin möchte Christus uns immer in all unseren Schwierigkeiten bringen; denn hier kann Er uns begegnen und für uns handeln. So sagt der Herr sofort: „Bringt sie mir her.“ „Mir“, dem Einen, der weiß, der liebt und der Kraft hat, unserer Not zu begegnen. Und noch immer sagt Er in all unseren Schwierigkeiten, unseren Prüfungen, unseren Betrübnissen, unseren Übungen und unserem Versagen: „Bringt sie mir her.“ Er lädt uns ein, in all unserer Schwachheit zu Ihm selbst zu kommen.

Wie gesegnet ist das Ergebnis: Zuerst werden sie alle zum Lagern gebracht. Dann nimmt Er gerade das, was das Zeugnis ihrer Schwachheit war, und bringt Erdenschwachheit mit Himmelsfülle in Berührung mit dem Ergebnis, dass das Volk nicht nur gespeist, sondern gesättigt wurde und „zwölf Handkörbe voll übrigblieben“. Seine Gnade kann unserer Not begegnen; aber unsere Not wird niemals seine Gnade erschöpfen.


Hinweis der Redaktion:

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