Lektionen auf dem stürmischen See
Matthäus 14,22-33

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 13.03.2002, aktualisiert: 17.02.2022

Leitverse: Matthäus 14,22-33

Mt 14,22-33: Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe. Und als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er auf den Berg für sich allein, um zu beten. Als es aber Abend geworden war, war er dort allein. Das Schiff aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, gehend auf dem See. Als aber die Jünger ihn auf dem See gehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrien vor Furcht. Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf den Wassern und kam zu Jesus. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die aber in dem Schiff waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!

Einleitung

Hier in Matthäus 14,22-36 lernen wir, dass Jesus in eine neue Welt eingetreten ist. Der Berg spricht zu uns von dem Platz, den Er in der Höhe eingenommen hat. Weiter lernen wir, dass, obgleich Er in der Höhe ist, sein Herz der Liebe dennoch mit seinem Volk, das durch diese Welt geht, beschäftigt ist; denn wir lesen: „Er stieg hinauf, … um zu beten.“ An dem Platz der Herrlichkeit verwendet Er sich für sein Volk.

Hilfsquelle in der Not

Und was geschieht mit seinem Volk, für das Er sich verwendet? Sie befinden sich auf einem Schauplatz der immer mehr zunehmenden Dunkelheit; denn wir lesen: „Als es aber Abend geworden war“ (Mt 14,23). Sie sind von einer Welt umgeben, die ihnen entgegensteht; denn sie sind „mitten auf dem See“ und leiden Not von den Wellen, und die Macht des Satans ist gegen sie: „Der Wind war ihnen entgegen“ (Mt 14,24).

Dennoch sind sie nicht zurückgelassen, um allein mit ihren Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Herr kommt zu seinem Volk, wie wir lesen: „In der vierten Nachtwache kommt er zu ihnen.“ An dem öden Ort kam das Volk zu Ihm, wie wir gelesen haben: „Sie folgen ihm.“ Heute handelt Er nicht mehr direkt mit dieser Welt, sondern ist um sein Volk allein bekümmert. Hier kommt Er nicht nur zu seinem Volk, sondern Er kommt auf einem Weg, der für die Jünger neu und sonderbar war. Er kam „wandelnd auf dem See“. Sie hatten Ihn als den kennengelernt, der in dem Boot bei ihnen gewesen war und auf dem See schlief. Und es war wirklich schön, Ihn als den abhängigen Menschen unter Menschen in solchem vollkommenen Vertrauen auf die Liebe des Vaters zu sehen, dass Er im Sturm auf dem See schlafen konnte; aber das verursachte keine Furcht. Jetzt jedoch sehen sie einen Menschen auf dem See in dem Sturm wandeln und sind bestürzt und schreien vor Furcht.

Sie hatten Ihn als den kennengelernt, der im Sturm bei ihnen war, jetzt sehen sie Ihn ohne jede Müdigkeit und über allem Sturm erhaben. Das ist seine Stellung heute. Er ist nicht nur von der Welt getrennt, Er ist über der Welt und hinter der Reichweite ihrer Stürme. Der Sturm von Golgatha war entkräftet, der Tod hatte keine Herrschaft mehr über Ihn. Er wandelte auf den Wellen. Wenn sie jedoch Christus auf einem neuen Weg kennenlernen müssen, werden sie auch erfahren, dass Er derselbe Jesus ist. Der Jesus, der als der demütige Mensch auf dem See geschlafen hatte, ist derselbe, der als der Mächtige auf dem See wandeln kann. So sagt Er zu seinen Jüngern: „Ich bin’s; fürchtet euch nicht!“

Jesus zieht uns zu sich

So kommt der Herr zu den Seinen – seinen jüdischen Jüngern –, die mit Ihm auf dem Weg hier auf der Erde zusammen gewesen waren. Doch wenn Er kommt, geschieht es, um sie aus dem jüdischen System heraus zu sich zu ziehen. Sie befanden sich in dem Schiff, und ein Schiff ist eine Vorrichtung, um Menschen über Wasser zu halten auf einem Element, das sie anders nicht betreten konnten. Derart war das jüdische System, mit dem die Jünger des Herrn verbunden waren; und derart ist jedes menschliche System, das der Mensch nach dem Muster des jüdischen System erdenkt – erdenkt, um die Menschen religiös zu erhalten ohne innige Berührung mit Christus.

So stellt sich der Herr als der da, der sich für sein Volk verwendet, der sich persönlich mit ihnen beschäftigt, der über allem Sturm ist, der über jeder Macht steht und als der, welcher sich außerhalb jeder Einrichtung befindet, die den Menschen in dieser Welt religiös erhält. Wenn Er sich seinem Volk zeigt, dann geschieht es, um sie zu sich zu ziehen an den Platz außerhalb. Wenn sie jedoch von den Systemen der Menschen gelöst werden sollen, dann kann das nur sein, wenn wir Christus selbst als unseren einzigen Gegenstand und das Wort des Christus als unsere alleinige Autorität vor unseren Seelen haben. Das wird sehr schön in Petrus vorgestellt. Es ist so, als ob er sagte: „Wenn ich das Schiff verlassen und auf dem Wasser wandeln soll, dann nur, wenn du mein Ziel und dein Wort meine Autorität ist. – „Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, zu dir zu kommen.“ Er hatte einen Gegenstand gefunden, der sein Herz anzog, und er empfängt ein Wort, das ihm Vollmacht gab; denn der Herr sagte: „Komm!“

Dieses schöne Bild stellt die Wahrheit von der Kirche dar, die den Gläubigen, nachdem der Herr seinen Platz in der Höhe eingenommen hatte, enthüllt worden war und durch die die Versammlung Christi von einem weltlichen, religiösen System getrennt ist, um sich zu Christus als dem neuen Mittelpunkt zu versammeln. Diese Wahrheit ist für uns in dem Brief an die Hebräer zusammengefasst, wenn wir ermahnt werden, „zu ihm hinauszugehen, außerhalb des Lagers“ (Heb 13,13).

Christus der einzige Mittelpunkt

Wie träge sind wir, zu verwirklichen, dass Christentum eine Gemeinschaft von Gläubigen darstellt, die mit Christus als ihrem Mittelpunkt, ihrem Gegenstand, der sie fesselt, ihrem Ein und Alles zusammenkommt.

Der natürliche Mensch kann verstehen, dass es eine Gemeinschaft von Menschen gibt, die durch religiöse Artikel verbunden und von einer zentralen sichtbaren Autorität organisiert sind; aber die Natur kann sich keine Gemeinschaft von Menschen vorstellen, die in Einheit ohne irgendwelche menschlich erdachten, religiösen Artikel, ohne irgendeine sichtbare, menschliche Autorität zusammengehalten wird – durch ein unsichtbares Haupt angesichts allen Widerstands zusammengehalten geführt und unterstützt wird. Für den natürlichen Menschen ist das ebenso unmöglich, wie auf dem Wasser zu wandeln.

Als Petrus einen Augenblick auf dem Wasser ging, befand er sich in einer Lage, in der er nicht mehr länger die Hilfe des Schiffes hatte, um ihn aufrechtzuerhalten. Weder alle zusammengefasste Energie des Menschen noch aller Weisheit des Zeitalters würde ihn in den Stand setzen, auf dem Wasser zu wandeln. Derjenige, der eine solche Stellung einnimmt, ist völlig und gänzlich von Christus abhängig. Wir können uns in einem Boot über Wasser halten, aber wir können nicht ohne Christus auf dem Wasser wandeln.

Ferner sehen wir den Beweggrund, der Petrus leitete, das Schiff zu verlassen und auf dem See zu wandeln: Es war, wie wir lesen, „um zu Jesus zu kommen“. Sein Ziel war nicht einfach, von dem Schiff loszukommen, noch weniger, auf dem Wasser zu wandeln, sondern bestimmt und einzig, „um zu Jesus zu kommen“. Er verließ das Schiff nicht, weil es „von den Wellen Not litt“ oder wegen der Bestürzung in dem Schiff. Der Herr war außerhalb des Schiffes und die Liebe wollte gerne in seiner Gemeinschaft sein, und der Glaube verwirklichte, dass der Herr, als Er die Zusage gab zu kommen, imstande sein würde, den zu unterstützen, der seinem Wort folgte.

Wie gesegnet werden die Grundsätze, die den Weg zu Ihm und mit Ihm kennzeichnen, für uns in Vers 29 zusammengefasst. Im Gehorsam auf das Wort Christi „Komm“ stieg Petrus aus dem Schiff. Im Glauben „wandelte er auf den Wassern“. Wenn wir in unseren Tagen einen Platz außerhalb der Großkirchen einnehmen, außerhalb der von aufrichtigen Menschen nach dem Muster des Judentum gebildeten religiösen Systems, werden wir erfahren, dass es ein Weg ist, der unbedingten Gehorsam unter das Wort fordert, der Glauben an Christus verlangt und Zuneigungen hat zu Christus.

Lektionen, die nur außerhalb des Schiffes gelernt werden

Ferner gibt es für Petrus in dem, was folgt, drei Lektionen und durch Petrus auch für uns. Lektionen sind es, die nur an dem Platz außerhalb gelernt werden können. Petrus hat Glauben, das Schiff zu verlassen, „um zu Jesus zu kommen“. Aber ist der Glaube von Petrus ausreichend, um einem Sturm zu begegnen? Und ist der Herr, der imstande war, Petrus zu unterstützen, als er auf dem See wandelte, bereit, Petrus, wenn er schwach wird und zu sinken beginnt, zu retten, wenn er unterzugehen droht?

Petrus hat gelernt, und wir mit ihm, dass an dem Platz außerhalb alles von dem Herrn abhängt, und sobald das Auge von dem Herrn abblickt, fangen wir an, in der Gegenwart des Sturms zu sinken. So kommt es, dass Petrus auf die Probe gestellt wird, um seine eigene Schwachheit und die Allgenugsamkeit des Herrn zu erfahren. Um diese heilsame Aufgabe zu lernen, muss Petrus dem Sturm begegnen. Der Wind wurde heftig, die Wogen schlugen hoch, und als Petrus „den starken Wind sah“, fing er an zu sinken. Als er auf Jesus blickte, wandelte er auf dem Wasser; als er auf den Sturm sah, begann er zu sinken. Petrus musste erfahren, dass, wenn Jesus auf dem Wasser wandelt und spricht: „Komm“, Er auch der Einzige ist, der uns unterstützen kann, wenn wir kommen. Es war für Petrus sowohl in der Stille als auch im Sturm unmöglich, auf dem Wasser zu wandeln. Für den Herrn war es sowohl im Sturm als auch in der Stille leicht, Petrus zu unterstützen.

So erfahren wir unsere Schwachheit; aber dabei lernen wir die Allgenugsamkeit Christi kennen. Als Petrus sank, schrie er zu dem Herrn, ihn zu retten, und sofort ist die Hand des Herrn ausgestreckt zu retten. Wenn die Liebe des Herrn zu Ihm an den Platz außerhalb zieht, dann kann die Hand des Herrn trotz jedes Sturmes unterstützen. Nichtsdestoweniger mag Er, wenn seine gnädige Hand bereit ist, uns vom Versinken zu retten, unseren Kleinglauben schelten müssen.

Was man im Schiff nicht lernen kann

Diejenigen in dem Schiff mögen es für irrige Begeisterung vonseiten des Petrus gehalten haben, das Schiff zu verlassen und das zu versuchen, was noch nie jemand zuvor getan hatte. Sie mögen ihn verurteilt haben, so etwas der Natur und Vernunft Zuwiderlaufendes zu tun, und selbst froh gewesen sein, nicht wie Petrus zu versinken und wie Petrus gescholten zu werden. Doch es ist zu bedenken, dass sie, weil sie nicht wie Petrus ins Wasser sanken, auch nicht wie Petrus auf dem Wasser wandelten und weil sie nicht den Tadel der Worte des Herrn erduldeten, sie auch nicht die Unterstützung der Hand des Herrn erlangten.

Wenn die Stürme vorüber sind

Die Schlussverse des Kapitels, wo der Herr mit Petrus in das Schiff zurückkehrt, zeigen das Bild des kommenden Tages, wenn der Herr mit seinen Heiligen auf die Erde zurückkehren und seine Bande mit Israel erneuern wird. Dann werden in der Tat die Stürme der Erde vorüber sein, und Friede wird endlich in die Welt kommen. Jesus, der einst verworfen war, wird als der Sohn Gottes anerkannt und die Segnungen des Tausendjährigen Reiches werden eingeführt werden.


Originaltitel: „The Path of Separation; 4. The Stormy Sea“—Mt 14:22-36“
aus The Path of Life and  Separation
Quelle: www.stempublishing.com


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