Psalm 35

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 31.12.2012, aktualisiert: 29.01.2018

Eine Bitte an Gott, mit den Feinden seines Volkes so umzugehen, wie der Feind mit den Gottesfürchtigen umgegangen ist

Verse 1-3

Ps 35,1-3: 1 Von David. Streite, HERR, mit denen, die gegen mich streiten, kämpfe mit denen, die mich bekämpfen! 2 Ergreife Tartsche und Schild, und steh auf zu meiner Hilfe! 3 Und zücke den Speer und versperre den Weg gegen meine Verfolger; sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Rettung!

Der Psalm beginnt mit einer Bitte an Gott, Er möge mit den Gottlosen auf die Weise umgehen, auf die diese mit den Gerechten umgegangen sind. „Streite, Herr, mit denen, die gegen mich streiten; kämpfe mit denen, die mich bekämpfen.“ Der Gottesfürchtige betet, Gott möge aktiv gegen seine Verfolger eingreifen, zu Gunsten desjenigen, der verfolgt wird.

Verse 4-10

Ps 35,4-10: 4 Lass beschämt und zuschanden werden, die nach meinem Leben trachten; lass zurückweichen und mit Scham bedeckt werden, die Böses gegen mich ersinnen! 5 Lass sie sein wie Spreu vor dem Wind, und der Engel des HERRN treibe sie fort! 6 Ihr Weg sei finster und schlüpfrig, und der Engel des HERRN verfolge sie! 7 Denn ohne Ursache haben sie mir ihr Netz heimlich gelegt, ohne Ursache meiner Seele eine Grube gegraben. 8 Über ihn komme Verderben, ohne dass er es wisse, und sein Netz, das er heimlich gelegt hat, fange ihn; zum Verderben falle er hinein! 9 Und meine Seele wird frohlocken in dem HERRN, sie wird sich freuen in seiner Rettung. 10 Alle meine Gebeine werden sagen: HERR, wer ist wie du, der du den Elenden errettest von dem, der stärker ist als er, und den Elenden und Armen von dem, der ihn beraubt.

In den Versen 4 bis10 breitet der Psalmist seine Bitte um die Vernichtung seiner Feinde aus. Sie haben nach dem Leben des Gottesfürchtigen getrachtet und ihm Unheil ersonnen; sie haben zum Verderben seiner Seele ein Netz in einer Grube versteckt. Und all dies haben sie grundlos getan. Wenn das Verderben über sie kommt, werden sich die Gerechten über die Hilfe des Herrn freuen und werden den Herrn verherrlichen. Es wird heißen: „Herr, wer ist wie du!“

Verse 11-16

Ps 35,11-16: 11 Ungerechte Zeugen treten auf; was ich nicht weiß, fragen sie mich. 12 Sie vergelten mir Böses für Gutes; verwaist ist meine Seele. 13 Ich aber, als sie krank waren, kleidete mich in Sacktuch; ich kasteite mit Fasten meine Seele, und mein Gebet kehrte in mein Inneres zurück; 14 als wäre es mir ein Freund, ein Bruder gewesen, so bin ich umhergegangen; wie trauernd um die Mutter habe ich mich Leid tragend niedergebeugt. 15 Aber sie haben sich über meinen Fall gefreut und sich versammelt; Schmäher haben sich gegen mich versammelt, und ich kannte sie nicht; sie haben gelästert und nicht aufgehört. 16 Wie ruchlose Schmarotzer knirschten sie gegen mich mit ihren Zähnen.

In den folgenden Versen, 11-16, breitet der Psalmist vor dem Herrn die Umstände und das Verhalten des gottesfürchtigen Menschen in dieser Widrigkeit aus. Falsche Zeugen legten ihm Dinge zur Last, die er nicht getan hatte. Sie vergalten ihm Böses für Gutes. Unter diesen harten Umständen bekundete der Leidende keine Empörung; kein Schimpfen, kein Aufbegehren gegen die Umstände. Im Gegenteil: Er unterwarf sich Gott – „Ich kasteite mit Fasten meine Seele“ – und er war seinen Verfolgern gegenüber gnädig: Er verhielt sich, „als wäre es mir ein Freund, ein Bruder gewesen“. Dennoch hörte die Feindschaft seiner Verfolger nicht auf, und weil ihre Feindschaft ganz vergeblich war, knirschten sie gegen den Gottesfürchtigen mit ihren Zähnen.

Verse 17.18

Ps 35,17.18: 17 Herr, wie lange willst du zusehen? Bring meine Seele zurück aus ihren Verwüstungen, meine einzige von den jungen Löwen! 18 Ich werde dich preisen in der großen Versammlung, unter zahlreichem Volk dich loben.

Nachdem er seine Sache vor dem Herrn ausgebreitet hat, fragt der Gottesfürchtige: „Herr, wie lange willst Du zusehen?“ Er weiß, dass der Verfolgung eine Grenze gesetzt sein muss. Der Glaube schaut auf den Herrn und erwartet, dass dieser die Seele von der zerstörerischen Gewalt der Gottlosen rettet. Dann werden die Gottesfürchtigen den Herrn „in der großen Versammlung“ – dem wiederhergestellten Israel – und „unter zahlreichem Volk“ – den Heidenvölkern – preisen.

Verse 19-28

Ps 35,19-28: 19 Lass sich nicht über mich freuen, die mir ohne Grund Feind sind, nicht zwinkern mit den Augen, die mich ohne Ursache hassen! 20 Denn nicht von Frieden reden sie; und gegen die Stillen im Land ersinnen sie trügerische Dinge. 21 Und sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt; sie haben gesagt: Haha! Haha! Unser Auge hat es gesehen! 22 Du hast es gesehen, HERR; schweige nicht! Herr, sei nicht fern von mir! 23 Wache auf und erwache zu meinem Recht, mein Gott und Herr, zu meiner Rechtssache! 24 Verschaffe mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, HERR, mein Gott! Und lass sie sich nicht über mich freuen! 25 Lass sie nicht in ihrem Herzen sagen: Haha, so wollten wir es! Lass sie nicht sagen: Wir haben ihn verschlungen! 26 Lass sie beschämt und mit Scham bedeckt werden allesamt, die sich über mein Unglück freuen! Lass mit Scham und Schande bekleidet werden, die gegen mich großtun! 27 Lass jubeln und sich freuen, die Gefallen haben an meiner Gerechtigkeit, und lass sie stets sagen: Erhoben sei der HERR, der Gefallen hat am Wohlergehen seines Knechtes! 28 Und meine Zunge wird reden von deiner Gerechtigkeit, von deinem Lob den ganzen Tag.

In den folgenden Versen bittet der Psalmist aus zwei Gründen um das Eingreifen des Herrn: erstens aufgrund der Ungerechtigkeit der Gottlosen; zweitens, um die Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten – sei es die Gerechtigkeit des Herrn (Ps 35,24) oder die gerechte Sache der Gottesfürchtigen (Ps 35,27).

Die Ungerechtigkeit der Feinde wird dadurch offenbar, dass sie die Gottesfürchtigen ohne Grund hassen (Ps 35,19). Sie schüren Konflikte gegen diejenigen, die für den Frieden sind – die „Stillen im Land“ (Ps 35,20). Sie legen falsches Zeugnis ab und geben laut an, sie hätten etwas Böses an den Gottesfürchtigen gesehen (Ps 35,21).

Der Herr jedoch hat die Bosheit dieser Feinde gesehen und kann dem Bösen nicht gleichgültig gegenüberstehen. Daher bittet die Seele darum, dass der Herr eingreifen und die Sache der Gottesfürchtigen nach seiner Gerechtigkeit richten möge und den Gottlosen nicht erlauben möge, über die, deren Sache gerecht ist, zu triumphieren (Ps 35,22-26).

Das Eingreifen des Herrn würde zur Verherrlichung des Herrn und zum Wohlergehen seines Knechtes führen, der zum Zeugen für die Gerechtigkeit des Herrn und zum Vorsänger seines Lobpreises werden würde (Ps 35,27.28).

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Übersetzung: S. Bauer


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