Was Paulus in seinem Dienst motivierte
2. Korinther 5

Stanley Bruce Anstey

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Die Motive eines christlichen Dieners, sich in Hingabe dem Dienst des Herrn zu widmen

In 2. Korinther 5 erläutert Paulus seine Grundsätze im Dienst für den Herrn, die von seinen Gegnern in Frage gestellt werden. Er legt nun die inneren Beweggründe seines Herzens für den Dienst offen. Er spricht von drei großen Dingen, die ihn motivieren, und erwähnt sie hier, weil seine Gegner seine unfassbare Hingabe an den Herrn als Beweis deuteten, dass er psychisch labil wäre. Sie verbreiteten Lügengeschichten, dass er ein fanatischer Verrückter wäre, den man nicht ernst nehmen sollte. Auf diese Anschuldigung spielt Paulus in 2. Korinther 5,13 an (er wäre „außer sich“).

In seiner Antwort zeigt Paulus, dass nicht Wahnsinn, sondern tiefe Hingabe an Christus ihn motivierten. Dabei nutzt er die Gelegenheit, von der treibenden Kraft hinter seinem Leben der Hingabe für die Sache Christi zu sprechen. Dieselben drei Motive sollten alle Christen anspornen, für den Herrn zu leben und Ihm zu dienen.

1. Die Gewissheit der unbeschreiblichen Herrlichkeit, die im Himmel für uns bereitliegt, drängt uns, jetzt für diese ewigen Dinge zu leben (V. 1-9)

Vers 1

In 2. Korinther 4 hat Paulus von ewigen Dingen gesprochen und von der Möglichkeit, sein Leben als Märtyrer für Christus zu verlieren. In diesem Kapitel führt er weiter aus, dass er die Gewissheit hatte, dass er eines Tages in einem völlig verwandelten Leib verherrlicht werden würde, der nicht von Krankheit, Verwesung oder Tod betroffen sein würde. Er ist sich dessen sicher, weil er darüber eine Offenbarung bekommen hat. Deshalb kann er zuversichtlich sagen:

2Kor 5,1: Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus, die Hütte, zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln.

Paulus wusste: Wenn er im Kampf (als Märtyrer) starb, würde eine unvorstellbare Herrlichkeit auf ihn warten. Das gab ihm die Kraft, seine Energie in den Dienst zu stellen.

Paulus verwendet in Vers 1 zwei kurze Formulierungen, die auch in seinen anderen Briefen sehr oft vorkommen: „wir wissen“ und „wir haben“. Diese Ausdrücke bezeichnen christliches Wissen und christlichen Besitz, die das Christentum kennzeichnen. „Wir wissen“ ist nicht das Wissen der Erfahrung oder das Wissen des Lernens, sondern das Wissen, das durch göttliche Offenbarung erworben wird. Den Aposteln wurden Offenbarungen zuteil, durch die der Kirche die Gesamtheit der christlichen Erkenntnis vermittelt wurde (1Kor 2,10-16). „Wir haben“ – das bezieht sich auf den besonderen Teil („Segnungen“), der allen Christen durch das vollbrachte Werk Christi und der innewohnenden Gegenwart des Geistes Gottes zukommt. Wie dankbar sollten wir sein, dass wir wissen, was wir wissen, und dass wir haben, was wir haben!

Paulus hat zuvor von der moralischen Verwandlung gesprochen, die Gott gegenwärtig in uns wirkt (2Kor 3,18), aber hier spricht er von einer körperlichen Verwandlung, die stattfinden wird, wenn der Herr für uns kommt (2Kor 5,1). Paulus verwendet das Bild eines „Hauses“ und stellt damit den jetzigen Zustand unseres Leibes dem gegenüber, den er an einem kommenden Tag haben wird. Er bezeichnet unseren Leib in seinem jetzigen Zustand als eine „Hütte“, was ein Zelt (eine tragbare Behausung) ist, weil es eine vorübergehende Wohnstätte für die Seele und den Geist ist. Dann spricht er davon, dass unser dann verherrlichter Leib „ein Bau von Gott sein wird …, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln“. Das bedeutet, dass unser Körper im verherrlichten Zustand dauerhaft sein wird. Der Unterschied liegt auf der Hand: Ein Zelt ist dazu bestimmt, irgendwann abgebaut zu werden, aber ein Haus ist etwas Bleibendes.

Paulus hatte den Korinthern in seinem ersten Brief gesagt, dass dieser unbeschreibliche Wechsel in den verherrlichten Zustand bei der Ankunft des Herrn – der Entrückung – „in einem Nu“ stattfinden würde (1Kor 15,23.51-57). „Nicht mit Händen gemacht“ bedeutet einfach: „nicht von dieser Schöpfung“ (Heb 9,11). „In den Himmeln“ bedeutet nicht, dass Gott unsere verherrlichten Körper bereits erschaffen hätte und dass sie dort im Himmel säßen und nur darauf warteten, dass wir dorthin kommen, sondern vielmehr, dass der Himmel unsere Bestimmung ist und der verherrlichte Zustand eine himmlische Ordnung und einen himmlischen Charakter hat.

Interessanterweise sagt die Heilige Schrift nicht, dass wir einen „neuen“ Leib erhalten, auch wenn Christen oft davon sprechen. Vielmehr werden unsere sterblichen Leiber in einen verherrlichten Zustand „verwandelt“ (1Kor 15,51.52; Phil 3,21; Hiob 14,14). Dieser verherrlichte Zustand ist ein völlig neuer Zustand; er bedeutet jedoch nicht, dass wir einen anderen (oder neuen) Körper erhalten. Die Behauptung, ein Gläubiger, der stirbt (dessen Körper in der Erde begraben wird), würde einen neuen oder anderen Leib erhalten, wenn der Herr kommt, leugnet die [leibliche] Auferstehung. Die Heilige Schrift weist darauf hin, dass derselbe Leib, in dem wir gelebt und uns bewegt haben und der unser Wesen war, wieder auferweckt werden wird – wenn auch in einem völlig neuen Zustand der Herrlichkeit. Wir haben also die Gewissheit, dass unser Leib verherrlicht wird, nicht aber, dass unser Leib notwendigerweise aufgelöst wird, denn „wir werden nicht alle entschlafen“ (1Kor 15,51). Einige Gläubige werden bei der Ankunft des Herrn „lebendig“ sein und zusammen mit denen „entrückt“ werden, die zu dieser Zeit von den Toten auferweckt werden (1Thes 4,16.17).

Vers 2

Die Erkenntnis der unbeschreiblichen Herrlichkeit, die im Himmel auf uns wartet, motivierte Paulus, für den Herrn zu leben und Ihm mit Eifer zu dienen. Er sagt:

2Kor 5,2: Denn in diesem freilich seufzen wir und sehnen uns, mit unserer Behausung, die aus dem Himmel ist, überkleidet zu werden; …

Wir „seufzen“ in diesem sterblichen Leib, weil er unter den Auswirkungen der Sünde in der Schöpfung leidet. Die Schmerzen, die wir in unserem Körper erleben, erinnern uns ständig daran, dass wir noch nicht zu Hause sind. Nach dem Willen des Herrn sollen solche Erfahrungen dazu führen, dass wir uns weniger an die Dinge hier klammern und unser Geist sich nach dem ewigen Zuhause sehnt. Deshalb spricht Paulus in diesen Kapiteln zwei Dinge an, die den richtigen Wunsch in uns hervorrufen, mit unserem verherrlichten Leib „überkleidet“ zu werden:

  • die „ewigen“ Dinge, die wir im Glauben schauen (2Kor 4,18)
  • das Seufzen, das wir in unserem sterblichen Leib erleben (2Kor 5,2.4)

Wir seufzen hier nicht, weil die Wünsche des Fleisches nicht erfüllt werden können, und auch nicht, weil wir Angst oder Ungewissheit haben, vor Gott in Christus angenommen zu werden, sondern weil das neue Leben sich nach dem endgültigen (verherrlichten) Zustand sehnt. Der Körper in seinem gegenwärtigen Zustand neigt dazu, das neue Leben zu unterdrücken, und das kann die Seele in gewisser Weise daran hindern, sich der Herrlichkeit zu erfreuen, die das neue Leben sieht und ersehnt. Es ist zwar nicht falsch, in diesem Leib zu seufzen, aber es ist falsch, zu murren. Im Christentum ist kein Platz für Murren (Phil 2,14; Jud 16).

Verse 3.4a

2Kor 5,3.4: … 3 sofern wir allerdings, wenn wir auch bekleidet sind, nicht für nackt befunden werden. 4 Denn wir freilich, die in der Hütte sind, seufzen beschwert, weil wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten, …

Da wir mit einem verherrlichten Leib „überkleidet“ werden, haben wir die gesegnete Gewissheit, dass wir nicht „nackt“ sein werden. Den Begriff „nackt“ verwendet Paulus, um jemandes Zustand zu bezeichnen, der ohne eine Bedeckung für seine Sünde ewig verloren ist.

Paulus fügt hinzu, dass wir nicht danach trachten, „entkleidet“ zu werden, sondern vielmehr danach, „überkleidet“ zu werden. „Entkleidet“ ist ein weiterer Begriff, den er verwendet, um die Seele und den Geist des Gläubigen im körperlosen (Zwischen-)Zustand des Todes zu beschreiben. Danach sehnen wir uns nicht, denn der Tod ist nicht unsere Hoffnung. Die richtige christliche Hoffnung ist es, auf das Kommen des Herrn zu warten, damit wir dann in verherrlichte Menschen verwandelt werden. Wir erwarten Christus, damit Er unseren „sterblichen Leib“ lebendig macht, nicht, damit Er unseren toten Leib auferweckt (Röm 8,11). Daher kommt der bekannte Spruch: „Wir warten auf den Auferwecker, nicht auf den Bestatter [We are waiting for the uppertaker, not the undertaker].“

Verse 4b.5

2Kor 5,4b.5: 4 … damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben. 5 Der uns aber eben dafür zubereitet hat, ist Gott, der uns das Unterpfand des Geistes gegeben hat.

In der Zwischenzeit, während wir darauf warten, dass das „Sterbliche verschlungen werde vom Leben“, hat Gott uns „das Unterpfand des Geistes“ gegeben. Dies bezieht sich auf den Geist Gottes, der in unserem Leib wohnt als Unterpfand dafür, dass Gott vollenden wird, was Er bereits begonnen hat (vgl. Phil 1,6). Der Prozess der Verwandlung hat in unserer Seele und in unserem Geist begonnen (2Kor 3,18), aber an jenem Tag wird auch unser Leib verwandelt werden. Der Geist Gottes wohnt nicht nur in uns, um uns die Gewissheit zu geben, dass wir den verherrlichten Zustand erreichen, sondern auch, um uns eine gegenwärtige Freude an den zukünftigen Dingen zu geben. So gibt Er uns – während wir noch hier auf der Erde sind – einen Vorgeschmack auf die himmlischen Dinge, in denen wir in Ewigkeit wohnen werden.

Verse 6-8

2Kor 5,6-8: 6 So sind wir nun allezeit guten Mutes und wissen, dass wir, während wir einheimisch in dem Leib sind, von dem Herrn ausheimisch sind 7 (denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen); 8 wir sind aber guten Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein.

Dieses Bewusstsein gab Paulus die Kraft, „guten Mutes“ im Dienst für den Herrn zu sein. Die englische KJV-Übersetzung sagt: „zu Hause im Leib“, aber es sollte mit „einheimisch {gegenwärtig} im Leib“ übersetzt werden. Das Leben in unserem sterblichen Körper in seinem gegenwärtigen Zustand ist für den Gläubigen kein Zuhause; wie bereits erwähnt, ist es ein vorübergehender Zustand. Wir sind Fremde und Pilger in dieser Welt, und unser Leib ist nur eine Hütte (ein Zelt); wir sind noch nicht zu Hause. Auch der Zwischenzustand der körperlosen Seelen und Geister bei Christus wird von der Schrift nicht als Heimat bezeichnet. Wir sagen oft: „Soundso ist heimgegangen, um bei dem Herrn zu sein.“ Wir verstehen, was damit gemeint ist, aber die Schrift nennt diesen Zustand der Glückseligkeit nicht Heimat. Die Heimat ist für den Gläubigen der endgültige Zustand, wenn er verherrlicht ist. Diejenigen, die sich im körperlosen Zustand befinden, warten auf diesen Tag genau wie wir – aber sie befinden sich sozusagen in einem helleren „Wartesaal“. Wenn der Herr kommt, werden wir alle gemeinsam in das Haus des Vaters einziehen (Joh 14,2.3).

In einer kurzen Klammer sagt Paulus: „Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen.“ Das bedeutet einfach, dass er jetzt für die ewigen Dinge lebte. Man muss die ewigen Dinge zuerst durch den Glauben sehen (2Kor 4,18), bevor man durch den Glauben in ihnen wandeln kann.

Durch den Tod „abzuscheiden und bei Christus zu sein“ (Phil 1,23) ist zwar nicht die Hoffnung des Christen, aber doch eine Möglichkeit. Wenn Gott dies für uns beschließt, sollten wir „lieber ausheimisch von dem Leib“ sein, denn dann wären wir im körperlosen Zustand „bei dem Herrn“. Und wir wissen, dass dies „weit besser“ ist, als jetzt in unserem sterblichen Leib zu sein (Phil 1,23).

Vers 9

2Kor 5,9: Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein.

Die praktische Auswirkung all dessen ist, dass Paulus sich bemüht (beeifert), dem, der ihn zum Dienst berufen hat, wohlgefällig oder angenehm zu sein. Wiederum gibt die englische KJV-Übersetzung dies als „von ihm angenommen“ wieder. Das ist nicht ganz richtig, denn die Schrift sagt, dass wir „angenehm gemacht sind in dem Geliebten“ (Eph 1,6). Wir müssen uns nicht anstrengen, um angenommen zu werden, denn wir sind bereits angenommen. Richtig müsste es heißen: „ihm wohlgefällig {oder annehmbar} zu sein“ (siehe obige CSV-Übersetzung). Er will damit sagen, dass er sich beeiferte, dem Herrn wohlgefällig oder angenehm zu sein, und der kommende Zustand der Herrlichkeit motivierte ihn zu diesem Ziel. Dies ist eine geeignete Überleitung zu dem nächsten Punkt von Paulus, der sich auf den Richterstuhl Christi bezieht.

In diesem Abschnitt hat Paulus von drei Zuständen des Gläubigen und einem Zustand des Ungläubigen gesprochen. Der erste Zustand ist unser gegenwärtiges Leben auf der Erde in unserem sterblichen Leib: „einheimisch im Leib“. Der zweite Zustand ist der körperlose Zustand, wenn die Seele und der Geist zu Christus gehen: „entkleidet“. Der dritte Zustand ist die Vollendung unserer Erlösung, wenn unser Körper bei der Ankunft des Herrn (der Entrückung) verherrlicht wird: „überkleidet“. Der erste Zustand ist gut (wenn er in Gemeinschaft mit Gott gelebt wird), der zweite ist weit besser, aber der dritte ist der beste. Der vierte Zustand, den er erwähnt („nackt“), bezieht sich ausschließlich auf den Ungläubigen.

Eine Zusammenfassung dieser Begriffe

  • „einheimisch im Leib“:
    das Leben auf der Erde in unserem gegenwärtigen Zustand
  • „entkleidet“:
    die Seele und der Geist des Gläubigen, die im Zwischenzustand der Glückseligkeit körperlos sind
  • „überkleidet“:
    der verherrlichte Gläubige in einem völlig neuen Zustand
  • „nackt“:
    ein Mensch, der ewig verloren ist, ohne eine Bedeckung für die Sünde

Die Vorfreude auf den kommenden Zustand der Herrlichkeit, die für alle Erlösten im Himmel aufbewahrt wird, drängte Paulus dazu, für die ewigen Dinge zu leben, während er hier in dieser Welt war. Das Gleiche wird jeder richtig gesinnte Christ tun. Die Tatsache, dass wir nicht in dieser Welt sind, um zu bleiben, und dass wir die zeitlichen Dinge, die wir überall um uns herum sehen, nicht festhalten können, sollte uns motivieren, für die ewigen Dinge zu leben. Der Zerfallsprozess unseres sterblichen Körpers hat bereits begonnen und sollte uns daran erinnern, dass wir nicht ewig hier sein werden – vor allem, wenn die körperlichen Gebrechen mit dem Alter zunehmen. Wir haben nicht mehr lange in dieser Welt zu leben und sollten mit Mose beten: „So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!“ (Ps 90,12). Weisheit leitet uns, jetzt für die ewigen Dinge zu leben.

2. Der Richterstuhl Christi drängt uns, unser Leben für ewige Dinge einzusetzen (V. 10-13)

Vers 10

2Kor 5,10: Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses. 

Die vorangegangenen Verse führen Paulus dazu, vom „Richterstuhl Christi“ zu sprechen. Dies war ein weiterer wichtiger Punkt, der ihn motivierte, dem Herrn zu dienen. Er sagt: „Wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden.“

Dies ist ein Hinweis auf die weiteste Anwendung. „Alle“ bezieht sich in diesem Vers auf die gesamte Menschheit, also auch auf die Ungläubigen. Er sagt: „es sei Gutes oder Böses“. Die Gläubigen werden das „Gute“ in Form von Belohnungen erhalten und die Ungläubigen das „Böse“, indem sie aus der Gegenwart Gottes in den Feuersee verbannt werden. Die Gläubigen werden unmittelbar nach ihrer Entrückung in den Himmel vor den Richterstuhl treten, aber die Ungläubigen, die in ihren Sünden sterben, werden erst tausend Jahre später, nach dem Tausendjährigen Reich, gerichtet werden (Off 20,11-15).

Für den Gläubigen ist es die Zeit, wenn der Herr unser Leben prüfen und uns für das, was wir für Ihn getan haben, belohnen wird. Die ernste Seite dieser Prüfung ist die Gefahr, dass wir um unseren Lohn gebracht werden, wenn wir unser Leben nur für zeitliche Dinge gelebt haben (1Kor 3,15). Der Gedanke daran spornte Paulus zu eifrigem Dienst für den Herrn an und sollte die gleiche Wirkung auf uns haben.

So wie es in der Gesellschaft zwei Arten von Richtern gibt, wird der Herr die gesamte Menschheit auf die eine oder die andere Weise richten. Erstens gibt es Richter, die mit der Autorität der Gerichtshöfe des Landes ausgestattet sind. Sie haben die Macht, ein Urteil über einen Verbrecher zu fällen und ihn ins Gefängnis zu stecken. Der Herr wird mit den Ungläubigen auf diese traurige und ernste Weise verfahren (Off 20,11-15). Der Gläubige wird nie mit dieser Art von Gericht konfrontiert werden, denn sein Fall wurde geregelt, als er den Herrn Jesus als seinen Retter annahm und im Glauben auf seinem vollbrachten Werk am Kreuz Ruhe fand. Der Herr sagt: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24). Daher hat der Gläubige „Freimütigkeit am Tag des Gerichts“ (1Joh 4,17).

Zweitens gibt es einen Richter (einen Preisrichter) bei einer Ausstellung, das heißt einer Kunstausstellung. Diese Art von Richter verfügt über Kenntnisse in einem bestimmten Fachgebiet, um über die Vorzüge der ausgestellten Objekte zu entscheiden. Er ist bei der Ausstellung, um die Qualität und die Verarbeitung der ausgestellten Gegenstände zu beurteilen. In ähnlicher Weise wird der Herr das Leben der Gläubigen nach dem Vorbild dieses Richters prüfen und die Dinge in unserem Leben beurteilen, die wir für Ihn getan haben, und uns entsprechend belohnen. Der Charakter der gesamten Sitzung für Gläubige wird sein: Beurteilung (reviewing), Belohnung (rewarding) und anschließende Freude (rejoicing).

Bezeichnenderweise wird der Richterstuhl Christi jedes Mal, wenn er im Neuen Testament erwähnt wird, unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtet. Wenn wir sie alle zusammennehmen, lernen wir, dass der Herr jeden Aspekt unseres Lebens prüfen wird. Die verschiedenen Bereiche der Prüfung sind:

  • unser Verhalten im Allgemeinen (2Kor 5,9.10)
  • unsere Worte (Mt 12,36)
  • unsere Werke des Dienstes (1Kor 3,12-15)
  • unsere Gedanken und Beweggründe (1Kor 4,3-5)
  • unsere persönlichen Gewissensübungen (Röm 14,10-12)

Eine Frage, die sich viele Christen in Bezug auf den Richterstuhl Christi stellen, lautet: „Warum müssen wir das durchmachen? Ist es wirklich notwendig, dass der Gläubige auf diese Weise beurteilt wird?“ Die Antwort lautet: Ja, denn der Herr wird nichts tun, was nicht notwendig ist. Es gibt zwei Hauptgründe für dieses Gericht: Der eine bezieht sich auf die Zukunft und der andere auf die Gegenwart.

Es gibt zwei Hauptgründe, warum es notwendig ist, dass wir vor dem Richterstuhl Christi erscheinen:

  1. Es wird den ewigen Lobpreis Gottes vergrößern.
  2. Es motiviert uns, für Christus zu leben.

1. Es wird den ewigen Lobpreis Gottes vergrößern

Erstens wird die künftige Wirkung des Richterstuhls dazu führen, dass das Lob Gottes im Himmel zunimmt. Alle Gläubigen sind sich einig, dass der Herr von jedem Erlösten den höchsten Lobpreis verdient; das unmittelbare Ergebnis der Überprüfung des Richterstuhls wird genau das bewirken. Es gibt drei Möglichkeiten, wie dies erreicht werden kann:

A | Der Herr wird die Gnade Gottes vor unseren Augen verherrlichen, so dass unsere Wertschätzung für sie erheblich vertieft wird und somit ein größeres Maß an Lobpreis in unseren Herzen entsteht.

Der Herr wird unser Leben überprüfen und wir werden unsere Sünden im Licht von Gottes unendlicher Heiligkeit sehen. Dinge, die wir jetzt vielleicht für nicht so schlimm halten, werden wir dann als Sünde erkennen. Wir wissen, dass unsere Sünden jetzt ein ziemlich hässlicher Haufen sind – und wir sind sicher nicht stolz darauf –, aber an jenem Tag wird Er uns zeigen, dass sie ein großer Berg waren! Alles wird dann in seinem wahren Licht gesehen werden, und wir werden die wahre Bösartigkeit unserer gefallenen Sündennatur erkennen.

Es heißt: „was er in dem Leib getan hat“ – und wir waren alle in diesem Leib, bevor wir errettet wurden. Das Offenbarwerden wird sich auf unser ganzes Leben beziehen, nicht nur auf die Zeit nach unserer Bekehrung. Wenn Gott bestimmte Situationen des Versagens und der Scham in unserem Leben nicht überprüfen würde, gäbe es eine gewisse Zurückhaltung unsererseits, und das will Gott nicht – und wir auch nicht. Die glänzende Ewigkeit, die vor uns liegt, würde zum Teil durch das Gefühl getrübt, dass diese Dinge eines Tages ins Licht gerückt werden könnten. Deshalb ist es Gottes Weg, dass alles aufgenommen und für immer aus dem Weg geräumt wird. (Wir kennen fünf oder sechs angesehene Bibelausleger, die erklären, dass dieses Offenbarwerden keine öffentliche Angelegenheit vor allen Heiligen im Himmel sein wird, sondern eine private Sache mit dem Herrn.)

B | Der Herr wird die Weisheit seiner Wege mit uns auf der Erde offenbaren.

Das wird auch das Ausmaß des Lobpreises erhöhen. Wir alle haben schon schwierige und verwirrende Dinge in unserem Leben erlebt und uns oft gefragt, warum der Herr sie zugelassen hat. Die Untersuchung vor dem Richterstuhl wird Gott in seinen Wegen mit uns rechtfertigen. Der Herr wird uns Schritt für Schritt durch unser Leben führen und uns zeigen, dass Er keinen Fehler bei dem gemacht hat, was Er uns hat durchmachen lassen. An jenem Tag wird Er jede schwierige Frage beantworten, die wir bezüglich unseres Lebens haben, und Er wird uns zeigen, dass dahinter eine göttliche Absicht der Liebe stand und dass alles „nötig“ war (1Pet 1,6). Am Richterstuhl wird der Herr uns zeigen, dass wir nicht eine einzige unbemerkte Träne vergossen haben. Wir werden erfahren, dass jedes Quäntchen Leid und Kummer, das wir durchmachen mussten, in seiner göttlichen Waage in zärtlichster Liebe abgewogen wurde, bevor es auf uns gelegt wurde. Er wird uns zeigen, dass es dazu diente, uns in sein Bild zu verwandeln (Röm 8,28.29). Und wir werden sagen: „Gott – sein Weg ist vollkommen“ (Ps 18,31). Infolgedessen werden wir Ihn in einer viel größeren und tieferen Weise preisen, als wir es jemals getan hätten, wenn wir nicht die Erfahrung des Richterstuhls gemacht hätten.

C | Der Herr wird uns Belohnungen für Dinge gewähren, die wir um seines Namens willen getan haben.

Er wird die Gelegenheit des Richterstuhls nutzen, um unsere Belohnungen im Reich Gottes zu bestimmen. Wenn wir für die kleinste Sache, die wir für Ihn getan haben, eine Belohnung erhalten – selbst für etwas so Unbedeutendes, wie einen Schluck Wasser in seinem Namen zu geben (Mt 10,42) –, werden wir davon überrascht sein und Ihn umso mehr preisen. An jenem Tag wird Er etwas finden, um jeden Gläubigen zu belohnen: „Dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott“ (1Kor 4,5). Er wird Dinge finden, die wir längst vergessen haben, und wir werden erstaunt sein, dass Er uns dafür eine Belohnung gibt.

Noch weniger können wir glauben, dass Er uns loben wird, wenn wir dort ankommen! „Dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott.“ Wir denken vielleicht, dass wir in den Himmel kommen, um Ihn zu loben – was sicherlich stimmt –, aber wenn wir dort ankommen, wird Er auch uns loben! Das ist erstaunlich. Natürlich nicht im üblichen Sinne der Anbetung, aber Er wird zu jedem von uns sagen: „Wohl, du guter und treuer Knecht!“ (Mt 25,21). Wir werden durch seine Gnade und Güte zutiefst beschämt sein, und das großartige Ergebnis wird sein, dass wir den Himmel mit seinem Lobpreis füllen werden, weil Er würdig ist.

2. Es motiviert uns, für Christus zu leben

Ein anderer Zweck des Richterstuhls Christi ist es, uns zu motivieren, jetzt für Christus zu leben. Das ist der Kontext, in dem Paulus in 2. Korinther 5 schreibt. Es ist Gottes Absicht, dass dieses zukünftige Ereignis eine gegenwärtige Wirkung auf uns hat. Wenn wir erkennen, dass alles, was wir für den Herrn tun, am kommenden Tag belohnt wird, und dass wir unseren Lohn verlieren könnten, wenn wir jetzt für uns selbst leben, sollte uns das motivieren, für diesen Tag einen Schatz im Himmel zu sammeln (Mt 6,20.21).

Es ist gesagt worden, dass wir nichts tun sollten, nur um eine Belohnung zu bekommen; alles sollte aus dem Wunsch heraus geschehen, dem Herrn zu gefallen. Das ist wahr; unser wichtigstes Motiv für die Dinge, die wir tun, sollte sein, dass wir den Herrn lieben und Ihm gefallen wollen. Bruder Kohler pflegte jedoch zu sagen: „Ich will alle Kronen bekommen, die ich bekommen kann, denn an jenem Tag werde ich mehr haben, um sie Ihm zu Füßen zu legen!“ (Off 4,10).

Vers 11

2Kor 5,11: Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen, Gott aber sind wir offenbar geworden; ich hoffe aber, auch in euren Gewissen offenbar geworden zu sein.

Die reale Vorstellung von der bevorstehenden Beurteilung vor dem Richterstuhl Christi hat bei Paulus und seinen Mitstreitern eine zweifache Wirkung ausgelöst. Sie sollte dasselbe in uns bewirken. Erstens wurden sie durch „den Schrecken des Herrn“ motiviert. Der Gedanke an Gottes „Schrecken“ gegen die Sünde ließ sie an die Ungläubigen und ihr Los vor dem Richterstuhl denken. Das veranlasste sie, all ihre Energie darauf zu verwenden, die Menschen „zu überreden“, vor dem kommenden Zorn zu fliehen. So widmete sich Paulus mit voller Kraft dem Werk des Herrn. Beachte: Er war eifrig in seinem Dienst – nicht, um eine Belohnung zu erhalten, sondern vielmehr aus Sorge um diejenigen, die ohne Bezug zur Ewigkeit lebten. Zweitens führte ihn der Gedanke an den Richterstuhl dazu, jetzt als vor Gott „offenbar geworden“ und auch „in den Gewissen“ der Gläubigen offenbar geworden zu sein. Mit anderen Worten: Er wollte vor Gott und den Menschen transparent sein, was seine Motive für den Dienst anbetraf. Er wünschte sich, dass alle sehen würden, dass seine Motive rein waren:

  • In Bezug auf die Welt versuchte Paulus, die Menschen „zu überreden“.
  • In Bezug auf sich selbst wandelte Paulus bewusst unter dem allsehenden Auge des Herrn als vor „Gott offenbar geworden“.
  • In Bezug auf die Gläubigen suchte Paulus so zu handeln, dass er vor ihren Gewissen „offenbar (transparent)“ leben wollte.

Das Bewusstsein, dass wir bald vor dem Richterstuhl Christi „offenbar werden“, sollte uns anspornen, unsere Energie in den Dienst des Herrn zu stellen und auch offen und ehrlich vor Gott und den Menschen zu leben.

Verse 12.13

2Kor 5,12.13: 12 Wir empfehlen uns selbst euch nicht wiederum, sondern geben euch Anlass zum Ruhm unsertwegen, damit ihr ihn habt bei denen, die sich nach dem Ansehen rühmen und nicht nach dem Herzen. 13 Denn sei es, dass wir außer uns sind, so sind wir es für Gott; sei es, dass wir vernünftig sind – für euch.

Paulus erkennt, dass das, was er gerade gesagt hat, als Eigenlob missverstanden werden könnte, und stellt seine Aussagen klar, indem er sagt, dass er nicht versucht hat, sich selbst zu „empfehlen“. Vielmehr wollte er die Gläubigen über die gottgefällige Aufrichtigkeit seines Lebens und seines Dienstes informieren, damit sie denen, die ihn mit ihren verleumderischen Berichten angriffen, etwas zu erwidern hätten.

Der Eifer, mit dem Paulus dem Herrn mit all seiner Energie diente, veranlasste seine Kritiker, ihn als Fanatiker abzustempeln, der „außer sich“ war. Sein leidenschaftliches Predigen und Lehren wurde als das eines psychisch labilen Mannes gedeutet, dem man nicht trauen dürfte. Paulus entgegnet auf diese Unterstellung, dass seine Hingabe an den Herrn in jedem Fall (ob verzückt oder nüchtern) nur deshalb so aussah, weil seine Motive völlig uneigennützig waren. Er liebte Gott und sorgte sich sehr um die Heiligen Gottes.

3. Die Liebe Christi drängt uns, für Christus zu leben, der für uns gestorben und auferstanden ist (V. 14-21)

Vers 14

2Kor 5,14: Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind.

Dies veranlasst Paulus, von einer dritten großen Triebkraft in seinem Leben und Dienst zu sprechen: Er wurde von „der Liebe des Christus gedrängt“. Was für eine mächtige Kraft ist das! Sein Leben der Hingabe und des unermüdlichen Dienstes mag seinen Kritikern wie Wahnsinn erschienen sein, aber in Wirklichkeit war es das Ergebnis der drängenden Kraft der Liebe Christi.

Paulus spricht nicht von seiner Liebe zu Christus, sondern von der Liebe Christi zu ihm. Die Macht dieser Liebe hatte ihn so ergriffen, dass sie den Lauf seines Lebens völlig veränderte. Hier geht es nicht um die Herrlichkeit Christi zur Rechten Gottes (wie in 2Kor 3,18), sondern um „die Liebe des Christus“, die Ihn bewegte zu sterben. Er starb nicht nur, um unsere Sünden zu tilgen, sondern auch, um den eigentlichen Grund unserer Existenz in dieser Welt zu verändern. Wenn Paulus sagt: „dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind“, dann ist das ein Beweis dafür, dass sich das gesamte Menschengeschlecht in einem Zustand des geistlichen Todes befand – alle waren vor Gott tot (Eph 2,1.5), denn Christus musste für die gesamte Menschheit sterben. Obwohl Er „für alle gestorben ist“, hat sein Tod die Wirkung, das Leben derer zu verändern, die glauben.

Vers 15

2Kor 5,15: Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.

Diejenigen, die aus dem Zustand des geistlichen Todes (wie in 2Kor 5,14 erwähnt) auferweckt worden sind, sollen in dem auferstandenen Christus das Ziel und den Zweck des neuen Lebens finden, das sie nun leben. Vor der Bekehrung dreht sich im Leben eines Menschen alles um seine eigenen Interessen, aber wenn Christus sein Retter und Herr ist, gibt es ein völlig neues Lebensmotiv in seinem Leben. Das Ziel und der Zweck seines Lebens sind die Interessen Christi. So war es bei Paulus und denen, die mit ihm zusammenarbeiteten, und so sollte es bei jedem rechtgläubigen Christen sein. Die mächtige Liebe Christi drängte Paulus, nicht für sich selbst zu leben, sondern für den, der gestorben und auferstanden ist. Daran sehen wir, dass es für Christen eigentlich nur zwei Möglichkeiten gibt, zu leben: „für sich selbst“ oder „für Ihn“. Wir können nichts an der Art und Weise ändern, wie wir unser christliches Leben in der Vergangenheit gelebt haben. Wenn wir für uns selbst gelebt haben, können wir das, was wir getan haben, nicht ändern, aber wir haben alle ein „Von-nun-an“ (2Kor 5,16). Wir haben „die noch übrige Zeit“ (1Pet 4,2); die große Frage für uns ist, was wir damit anfangen. Die Entscheidungen, die wir in unserem Leben von nun an treffen, werden zeigen, wo unsere Zuneigung liegt.

Daher haben wir in diesen Kapiteln Folgendes erfahren:

  • die Verwandlung unseres moralischen Charakters (2Kor 3,18)
  • die Verwandlung unseres Leibes (2Kor 5,1-4)
  • die Verwandlung unseres Lebensziels (2Kor 5,14.15)

Verse 16.17

2Kor 5,16.17: 16 Daher kennen wir von nun an niemand dem Fleisch nach; und wenn wir Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so. 17 Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Paulus zeigt, dass das Leben, das er jetzt führt, in einer völlig neuen Sphäre stattfindet. Als der Herr von den Toten auferstand, verließ Er die Sphäre, die zur natürlichen Existenz des Fleisches gehörte, und wurde zum Haupt einer „neuen Schöpfung“ des Menschengeschlechts (Kol 1,18; Off 3,14). Als Gläubige gehören wir zu diesem neuen Geschlecht, und unsere Beziehungen zueinander in dieser neuen Sphäre sind nicht auf der Grundlage natürlicher Beziehungen und natürlicher Interessen aufgebaut. Paulus sagt: „Daher kennen wir von nun an niemand dem Fleisch nach.“ Das bedeutet nicht, dass wir keine natürlichen Beziehungen und Interessen mehr hätten, sondern dass unsere Beziehungen zueinander in geistlichen Dingen (christliche Gemeinschaft und Dienst) auf geistlichen Grundlagen beruhen. Unsere Gemeinschaft in der neuen Schöpfung beruht also nicht darauf, dass wir ähnliche natürliche Interessen in Bezug auf Freizeitgestaltung, Kunst und Musik, familiäre Beziehungen, nationale Unterschiede usw. haben.

Außerdem ist unsere Beziehung zum Herrn als Christen nicht irdischer Natur – so wie Er es für Israel als ihr Messias war. Paulus sagt: „Wenn wir Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so.“ Als Haupt eines neuen Schöpfungsgeschlechts kennen wir den Herrn auf eine neue und andere Weise. Der Herr wies Maria darauf hin, als Er von den Toten auferstand und sagte: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“ (Joh 20,17). Die Beziehung, die Maria und die anderen Jünger mit dem Herrn vor seinem Tod (als Messias Israels) hatten, sollte nun nicht mehr bestehen. Im Zusammenhang mit seiner Auferstehung und Himmelfahrt würde für die Gläubigen eine neue Beziehung zu Ihm entstehen. Paulus bringt diese Tatsache hier ins Spiel, weil die falschen Apostel, die unter den Korinthern verkehrten, auf jüdische Weise mit einer jüdischen Hoffnung nach der alten Ordnung der Dinge dienten.

Innerhalb des christlichen Zeugnisses entstehen Probleme, weil die Christen nicht verstehen, dass sie eine neue Schöpfung in Christus sind. Sie gründen kirchliche Gemeinschaften, in denen ihre Beziehungen zueinander auf der Grundlage der „alten Dinge“ und der natürlichen Interessen beruhen. Das Ergebnis ist die Bildung von Parteien und Gruppen innerhalb der Kirche Gottes, die sich ausschließlich an unseren natürlichen Vorlieben und Antipathien orientieren.

In Epheser 2 erklärt Paulus, dass wir „geschaffen sind in Christus Jesus“ (Eph 2,10). Paulus führt das hier weiter aus und sagt: „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung“ – alles Alte ist „vergangen“ und „Neues ist geworden“. Das bedeutet nicht, dass ein Mensch, wenn er gerettet ist, keine gefallene Sündennatur und die damit verbundenen Begierden und alten Gewohnheiten mehr hätte. Viele Neubekehrte glauben fälschlicherweise, dass dies mit ihrer Errettung geschehen würde, und sind enttäuscht, wenn sie feststellen, dass sie immer noch diese sündigen Begierden haben. Aber das ist nicht das, was Paulus hier beschreibt. Er spricht von der neuen Stellung und Sphäre, in der sich der Gläubige jetzt befindet; der moralische Zustand und die moralische Praxis des Gläubigen sind eine ganz andere Sache. Das Missverständnis entsteht durch die Verwechslung von christlicher Stellung und christlicher Praxis.

Verse 18-20

2Kor 5,18-20: 18 Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat: 19 Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. 20 So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Deshalb sagt Paulus: „Alles aber von Gott“ – das heißt, alles in der neuen Schöpfung hat seinen Ursprung in Gott selbst. Die Gläubigen heute warten auf die Fülle der neuen Schöpfung. Die Seele und der Geist sind in der neuen Schöpfung, aber der Leib wartet darauf, bei der Ankunft des Herrn (der Entrückung) in diese Schöpfung aufgenommen zu werden. Paulus hat bereits in diesem Kapitel von dieser bemerkenswerten Veränderung unseres Leibes gesprochen und tut dies auch in 1. Korinther 15,51-57 und Philipper 3,20.21.

Das Christentum soll allen Menschen durch das veränderte Leben der Gläubigen bekannt gemacht werden (2Kor 3,18) und auch durch die Verkündigung der großen Wahrheiten des Evangeliums (2Kor 5,18-21). Indem Gott die Menschen mit sich versöhnt, hat Er uns „den Dienst der Versöhnung“ gegeben. Als Christus hier auf der Erde war, wirkte Gott durch Ihn mit dem Ziel, „die Welt mit sich selbst zu versöhnen“ (vgl. Joh 5,17). Damals „rechnete er ihnen ihre Übertretungen nicht zu“, denn Christus war nicht gekommen, „damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde“ (Joh 3,17). Da Christus nun aber in den Himmel zurückgekehrt ist, hat Gott den Gläubigen „das Wort der Versöhnung“ aufgetragen. Erlöste Menschen sind die Einzigen, die die Botschaft der Versöhnung in die Welt tragen können, weil sie die Gnade Gottes persönlich erfahren haben. Den auserwählten Engeln ist dieses Privileg nicht zuteilgeworden, weil sie Gottes Gnade nie auf diese Weise erfahren haben. Diese Dinge waren für Paulus so dringlich, dass er sie anderen mit Nachdruck verkündigte.

Als „Gesandte für Christus“ benutzte Gott Paulus und seine Mitarbeiter, um die Botschaft „Lasst euch versöhnen mit Gott“ zu verkünden. Vers 20 gibt uns:

  • die Botschafter: „Wir sind Gesandte“
  • die Mittel: „als ob Gott durch uns ermahnte“
  • die Botschaft: „Lasst euch versöhnen mit Gott“

[…]

Vers 21

2Kor 5,21: Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.

Der Apostel erklärt dann die Grundlage, auf der Gott die Sünder mit sich versöhnt; sie ist das Ergebnis seiner eigenen Tat, die im Tod Christi vollbracht wurde. Gott ließ den Herrn Jesus an die Stelle des Gläubigen treten, wodurch Er „für uns zur Sünde gemacht“ wurde. Er wurde unter dem Urteil Gottes wie die Sünde selbst behandelt. Wie das möglich ist, entzieht sich jeder logischen Erklärung und wird daher am besten so belassen, wie die Schrift es sagt. Was wir wissen, ist, dass Er am Kreuz zum großen Sündopfer wurde (Jes 53,10: „ein Opfer für die Sünde“; Röm 8,3), das den Ansprüchen der göttlichen Gerechtigkeit genügte und somit das Mittel ist, durch das Gott dem Menschen mit Segen entgegentreten kann. Das Ergebnis ist, dass die Gläubigen „Gerechtigkeit Gottes würden in ihm“. Dieser Vers hat einen zweifachen Gegensatz: Der Sündlose wird zur Sünde gemacht und die Ungerechten werden in Christus gerecht gemacht.

Wenn wir auf diesen dritten motivierenden Faktor im Leben und Dienst des Paulus zurückblicken, können wir sehen, dass „die Liebe des Christus“ ihn so ergriffen hatte, dass sie den Verlauf seines Lebens völlig veränderte. Sie drängte ihn dazu, für die Sache Christi zu leben – und sie kann dasselbe mit uns tun. Wir sehen vielleicht nicht im Leben aller Gläubigen den Beweis für die drängende Kraft der Liebe Christi so wie bei Paulus, aber das liegt nicht daran, dass die Liebe Christi nicht die Kraft hätte, sie zu bewegen; es liegt daran, dass sie nicht nahe genug bei Ihm leben, um ihre drängende Wirkung zu spüren. Wie ein großer Magnet, der viel Anziehungskraft hat, wird er das kleinste Eisenobjekt nicht anziehen, wenn es zu weit vom Magneten entfernt ist. Wenn wir in der Nähe des Herrn wandeln, werden wir die überwältigende Kraft seiner mächtigen Liebe spüren, und sie wird uns anziehen, so wie es beim Apostel Paulus der Fall war. Sie wird uns dazu bringen, unsere eigenen Ambitionen aufzugeben und einen Weg der Selbstverleugnung einzuschlagen, der dazu führt, dass wir uns für die Sache Christi in dieser Welt einsetzen.

Eine Zusammenfassung der drei großen Dinge, die Paulus zu seinem Dienst motivierten

  • Die Gewissheit über die wunderbare Herrlichkeit, die im Himmel aufbewahrt wird, veranlasste Paulus, dem Herrn im Hinblick auf diese ewigen Dinge zu dienen (2Kor  5,1-9).
  • Die Realität des Richterstuhls Christi gebot ihm, seine Zeit im Dienst für den Herrn weise zu nutzen (2Kor 5,10-13).
  • Die Macht der Liebe Christi drängte ihn, nicht für sich selbst zu leben, sondern für den, der für ihn gestorben und auferstanden war, und so die Menschen zu bitten, sich mit Gott versöhnen zu lassen (2Kor 5,14-21).

Quelle: The Second Epistle of Paul to the Corinthians
E-Book Version 1.2 (Februar 2019)

Übersetzung: Stephan Isenberg

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