Othniel – der vorbildliche Richter
Ein Vorbild für Verantwortliche und junge Männer

Arthur Maurice Salway Gooding

© SoundWords, online seit: 15.04.2008, aktualisiert: 07.11.2022

Leitverse: Richter 3,5-11

Einleitung

Die einleitenden Kapitel des Buches Richter machen uns mit jenen drei Feinden Israels bekannt, denen es Gott erlaubte, die Israeliten herauszufordern und zu unterwerfen:

  1. Der erste Feind heißt Kuschan-Rischataims, dessen Name so viel bedeutet wie „Finsternis doppelter Bosheit“, ein passendes Bild für die Verderbtheit der Welt.
  2. Der zweite Feind ist Eglon, König von Moab, der für die „Hässlichkeit des Fleisches“ steht.
  3. Der dritte Feind schließlich, Jabin, ist der König, dessen Platz auf den Hügeln ist und der geringere Könige unter sich hat. Er repräsentiert den Fürsten der Macht der Luft, den Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt. Er hat Unterkönige, die im Epheserbrief „Fürstentümer, Gewalten, Weltbeherrscher dieser Finsternis, geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ genannt werden (Eph 6,12).

Diese drei Feinde – (1) die Welt, (2) das Fleisch, (3) der Teufel – sind die Gegner, mit denen sich Gottes Volk auseinanderzusetzen hat und gegen die es kämpfen muss, wenn es seinen Besitz verteidigen und siegreich für Gott leben will.

Vermischung  führt zu Freundschaft mit der Welt

Ri 3,5-7: Und die Kinder Israel wohnen inmitten der Kanaaniter, der Hetiter und der Amoriter und der Perisiter und der Hewiter und der Jebusiter; und sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen und dienten ihren Göttern. Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des HERRN, und vergaßen den HERRN, ihren Gott, und sie dienten den Baalim und den Ascherot.[1]

Eine bessere Übersetzung ist: „Sie dienten den Baalim und den Ascherim.“ Es geht hier nämlich nicht darum, dass sie eine Ansammlung von Bäumen verehrt hätten; die Bedeutung eines Hains ist vielmehr die, dass sich hier eine Anbetungsstätte befand, an der die Göttin Aschera verehrt wurde.[2] Die Schriften des Alten Testaments nennen diese weibliche Gottheit auch „Gemahlin“ oder „Gefährtin des Gottes Baal“ oder auch „Himmelskönigin“. Dieser „Himmelskönigin“ wurden an den Kultstätten Speiseopfer gebracht.

Ri 3,8-11: Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand Kuschan-Rischataims, des Königs von Mesopotamien; und die Kinder Israel dienten Kuschan-Rischataim acht Jahre. Und die Kinder Israel schrien zu dem HERRN; und der HERR erweckte den Kindern Israel einen Retter, der sie rettete: Othniel, den Sohn des Kenas, den jüngeren Bruder Kalebs. Und der Geist des HERRN kam über ihn, und er richtete Israel; und er zog aus zum Kampf, und der HERR gab Kuschan-Rischataim, den König von Aram, in seine Hand, und seine Hand wurde stark gegen Kuschan-Rischataim. Und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe. Und Othniel, der Sohn des Kenas, starb.

Nachdem die Israeliten es nicht geschafft hatten, die Völker Kanaans zu vernichten, erlaubten sie diesen, gemeinsam mit ihnen dort zu leben. Sie nahmen ihre Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen zu Frauen, was schließlich dazu führte, dass sie auch deren Göttern dienten. – Hierin liegt eine einfache Lektion, die alle Heiligen Gottes (d.h. alle wahrhaft Gläubigen) lernen sollten: Wenn wir uns in die Gesellschaft der Menschen dieser Welt begeben, dann wird das dazu führen, dass unsere Zuneigung sich auch unter ihnen ausbreiten wird. Unsere natürliche Zuneigung wohlgemerkt, nicht eine geistliche. Und das zwangsläufige Resultat einer engen Nachbarschaft ist nun einmal, dass Menschen sich untereinander verlieben und heiraten.

Die Israeliten wussten ganz genau, dass Gott ihnen geboten hatte, sich abzusondern; Er hatte es unmissverständlich gesagt. Selbst Bileam hatte vom Berggipfel aus verkündet, dass Gottes Volk für sich bleiben solle (4Mo 23,9). Sie aber kommen im Land an und – ohne sich um Gottes Gebot zu kümmern – leben unter den dort ansässigen Völkern, bewundern deren Töchter, lieben und heiraten sie. Söhne und Töchter aus Gottes Volk heiraten Gottlose! Der nächste Schritt ist schnell getan; wenn man mit einem Mann oder einer Frau zusammenlebt, die Götzen anbeten, ihre Häuser und ihr Leben mit Götzenbildern und ähnlichen Dingen füllen, so wird das Ergebnis sein: „Und sie dienten ihren Göttern“ (Ri 3,6). Dies ist eine altbekannte Tatsache, es ist schon so oft passiert. Es beginnt mit dem gemeinsamen Essen und Trinken, dann wird geheiratet und schließlich gemeinsam angebetet.

Als Bileam Gottes Volk nicht verfluchen konnte, lehrte er „den Balak …, einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben“ (Off 2,14; vgl. 4Mo 31,16). Das Erfolgsgeheimnis gegen Israel war nicht der Fluch von außen, sondern der Verfall von innen. Zweifellos empfahl Bileam dem Barak, die Töchter Moabs auszusenden, und sie aßen, tranken, begingen Unzucht und dienten ihren Göttern. Vierundzwanzigtausend starben unter der strafenden Hand Gottes (4Mo 25,9). So einfach, nicht wahr? Esst und trinkt zusammen, heiratet und schon seid ihr geradewegs auf dem Weg in den Götzendienst. Das zehnte Kapitel des ersten Korintherbriefs ist sehr interessant: Es dreht sich dort alles um Essen und Trinken. Es sagt uns, dass Essen und Trinken immer mit bestimmten Assoziationen einhergehen. Es heißt dort (1Kor 10,1b-4): „Unsere Väter waren alle unter der Wolke und sind alle durch das Meer hindurchgegangen und wurden alle auf Mose getauft in der Wolke und in dem Meer und aßen alle dieselbe geistliche Speise und tranken alle denselben geistlichen Trank; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. (Der Fels aber war der Christus.)“

Paulus lehrt hier, dass Menschen, die diese Art geistlicher Nahrung zu sich nehmen, sich in einer bestimmten Weise verhalten sollten. Doch stellt er fest: „Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen“ (1Kor 10,5). Warum nicht? Lesen Sie die folgenden zwölf Verse und schlagen Sie die Verweise auf die Stellen im Alten Testament nach: Es geht immer um Essen und Trinken und das damit verbundene Verhalten! Sie verachteten das Manna und zogen sich das göttliche Gericht zu. Sie gossen ein goldenes Kalb, und in der Schrift heißt es (2Mo 32,6): „Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um sich zu belustigen.“ Und sie waren auf dem Weg in den Götzendienst. Der nächste Vorfall ereignet sich mit den Töchtern der Moabiter: Sie aßen, sie tranken, sie begingen Unzucht. Sie waren auf dem Weg in den Götzendienst.

1. Korinther 10 zeigt uns, dass es zwei Orte gab, an denen Männer und Frauen aßen: Da war zum einen der Tisch der Dämonen im Götzentempel. Zum anderen gab es den Tisch des Herrn in Verbindung mit dem Brot und dem Kelch, die für das Herrenmahl (Abendmahl) stehen. Diejenigen, die am Tisch der Dämonen saßen, führten ein Leben voller Unzucht und Götzendienst. Das Leben der Menschen, die am Tisch des Herrn Platz genommen hatten, war gekennzeichnet von Heiligkeit und Anbetung Gottes. – Essen und Trinken führen auf bestimmte Wege und zu bestimmten Konsequenzen. Wenn Menschen zusammen leben, essen und trinken, dann heiraten ihre Söhne und Töchter, und die Abkehr vom Herrn ist die Folge. Selbstverständlich trifft ihre Eltern die Schuld hieran, weil sie sich unter den Ungläubigen niedergelassen haben oder den Ungläubigen erlaubten, bei ihnen zu wohnen.

Ri 3,6: Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen.

Wir hören hier von zwei Generationen. Die Generation, die beschloss, sich aufzumachen und unter den Heiden zu leben – was machte sie? Sie heirateten die Töchter der Ungläubigen und gaben ihre Töchter deren Söhnen. Auch sie verheirateten sich also mit den Gottlosen? Muss dann der Vorwurf nicht den Eltern gelten? – Wir können hieraus eine erste Lehre ziehen: Liebe christliche Eltern, esst und trinkt ihr mit den Gottlosen? Damit ist nicht gemeint, dass ihr auf gemeinsame Mahlzeiten mit Unbekehrten verzichten müsstet. Vielmehr ist die Frage: Habt ihr rein weltlich ausgerichtete soziale Kontakte? Seid ihr fortwährend um einen engen Austausch mit Ungläubigen bemüht? Fühlt ihr euch in ihrer Gesellschaft rundum wohl? Wenn ihr sie zu euch nach Hause einladet, macht ihr so starke Abstriche in göttlichen Dingen, dass sie sich bei euch ebenso zu Hause fühlen wie bei sich selbst? Herrscht zwischen euch und ihnen, euren Töchtern und Söhnen, ihren Töchtern und Söhnen, völlige Übereinstimmung? Wohin wird das wohl führen? Nun, erst wird gemeinsam gegessen, dann wird gemeinsam geheiratet, und so werden die Herzen von Gottes Volk dem Herrn entfremdet, zu den Geschäften der Welt hingelenkt, die denen Gottes entgegenstehen. Diese Erkenntnis ist so naheliegend wie einfach. So manches Mal müssen sich die Eltern den Vorwurf gefallen lassen, dass sie verantwortlich sind, wenn ihre Kinder Ungläubige heiraten.

Ich kannte liebe Mitchristen, die aus ihrem Stadtteil fortzogen, weil in einem anderen Teil der Stadt Menschen mit höherem sozialen Status lebten. Mitunter heirateten dann ihre Söhne und Töchter in die Nachbarschaft ein. Oder ich habe erlebt, dass Eltern ihre Kinder aus der gewöhnlichen Sonntagsschule herausnahmen, um sie in eine größere Gemeinde mit vermeintlich attraktiveren Angeboten zu bringen. Warum? Weil man dort auf der sozialen Leiter eine Stufe höher stand, weil dort Leute aus unseren Verhältnissen – oder gar besseren! – waren, mit denen sich unsere jungen Leute treffen konnten. So kommen sie dort zusammen, heiraten die Menschen, die sie dort kennenlernen und die oft eine bessere gesellschaftliche Position haben, aber nicht bekehrt sind.

Wer trägt dann hierfür die Verantwortung? Die gesellschaftlichen Aufsteiger! Die gesellschaftlichen Aufsteiger in Gottes Volk, die die soziale Karriereleiter heraufklettern wollten. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sie ihre Frauen und Familien in eine Gesellschaft einführen, in der sie ganz selbstverständlich für den eigenen Vorteil mit den Ungläubigen essen und trinken und bei ihnen zu Hause sein werden. Am Ende sitzen sie dann da und heulen, wenn ihre Kinder ungläubige Partner heiraten und ihr Leben allein weltlichen Dingen gilt.

Gottes Zucht ist unsere Lektion

Was unternahm Gott dagegen? Es heißt:

Ri 3,7.8: Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des HERRN {Sie, lieber Leser, wissen jetzt, was die Kinder Israel getan hatten: Sie hatten sich mit Ungläubigen verheiratet}, und vergaßen den HERRN, ihren Gott, und sie dienten den Baalim und den Ascherot {die zwangsläufige Folge}. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er verkaufte sie.

Durch diesen „Verkauf“ machte Gott keinerlei Gewinn. Er verkaufte sie nicht für Geld, nicht, um sich zu bereichern, sondern Er verkaufte sie wie Sklaven in die Knechtschaft. – Wer hat dies getan? Der Teufel, meinen Sie vielleicht? In meiner Bibel steht es anders; Gott tat es getan. Er verkaufte sein Volk in die Hände seiner Feinde – jawohl! Warum aber tat Er so etwas? Um sein Volk zu bestrafen. An dieser Stelle gibt es eine Lektion, die wir begreifen sollten: Heutzutage neigen wir bei Problemen im Leben von Gläubigen leicht zu Aussagen wie: So etwas kommt schon mal vor; es steckt nichts weiter dahinter; es passiert mir genauso wie Tausenden anderen Menschen auch.

Warum passiert mir das?

Im Hebräerbrief können wir sehen, dass es nicht richtig ist, Versuchungen und Schwierigkeiten im Leben der Gläubigen mit einem Schulterzucken zu beantworten und zu sagen: So etwas kommt schon einmal vor. Weder sollen wir die Bestrafung verachten noch an ihr zerbrechen. Trotzdem: „Alle Züchtigung aber scheint für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein; danach aber gibt sie die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt worden sind“ (Heb 12,11). Missverstehen Sie mich bitte nicht. Niemand würde behaupten, dass jede Versuchung oder Krankheit bei Gläubigen ihre Ursache in einer nicht bekannten oder unvergebenen Sünde hätte. So ist es nicht. Aber bei jeder Krankheit oder Schwierigkeit sollten wir uns fragen: Warum? Warum ist mir das zugestoßen? Warum wird mir diese Erfahrung zugemutet?

Vielleicht müssen Sie diese Erfahrung machen, damit ein anderer Christ etwas dabei lernen kann. Vielleicht erleben Sie eine bestimmte Sache, damit Jesu große Gnade an Ihnen sichtbar werden kann und Gott durch die geduldige Art und Weise verherrlicht wird, in der Sie diese Probe bestehen. Oder Gott stellt Sie auf die Probe, um Sie näher zu sich zu ziehen, als Sie es im Moment gerade sind. Andrerseits kann es auch die strafende Hand Gottes sein. Gott möchte vielleicht, dass Sie zuhören und Ihm antworten. Immer, wenn Er auf diese Weise handelt, benutzt das Alte Testament den Ausdruck: „Der Zorn Gottes entbrannte gegen sein Volk Israel und er verkaufte sie.“ Gott ist also betroffen, getroffen von unserem Verhalten Ihm gegenüber, und in väterlichem Zorn kann Er seine Hand erheben und uns zu unserem Besten und unserer Besserung bestrafen, damit wir „Teilhaber der Heiligkeit“ (1Pet 5,1) werden können.

Wollen wir genauer betrachten, worin die Strafe bestand? Worin bestand ihre Schuld? Sie waren schuldig, inmitten der Ungläubigen gelebt, sich mit ihnen verheiratet und ihre Götter angebetet zu haben. Sie wurden dann von einer weltlich geprägten, äußeren Erscheinung angezogen; der junge Mann würde alles tun, um dem fremden Mädchen zu gefallen, und sie dann heiraten. In das neue Zuhause bringt das weltliche Mädchen dann weltliche Dinge, die das Herz des jungen Mannes ausfüllen werden, der Gott zwar noch kennt, aber mehr und mehr werden diese Dinge in seinem Herzen überhandnehmen. Sein Haus wird immer weltlicher, bis dort die Götter dieser Welt zu Hause sind. Ist es nicht so? Spielt es sich nicht genauso ab? Du heiratest jemand, der nicht errettet ist, und kurze Zeit später bemühst du dich um weltliche Verlockungen und schon öffnest du weltlichen Dingen Tür und Tor in deinem Haus. Nicht lange und dein Herz wird sich nach weltlichen Dingen sehnen, und die Sache Gottes wird immer weniger Platz einnehmen, bis Er plötzlich draußen ist und auch das Bibellesen der Vergangenheit angehört. Weltliche Interessen werden Jesu Platz einnehmen.

Wenn dies die Erfahrung des Volkes Gottes ist, wie wird Gott sie bestrafen? Achten wir auf die Antwort:

Ri 3,8: Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand Kuschan-Rischataims, des Königs von Mesopotamien (oder Aram).

An ebendiesem Ort hatte Abraham seine Berufung von Gott erhalten. Es ist jener Ort, an dem wir den herrlichen Gott sagen hören: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde“ (1Mo 12,1). Wie sah die Welt aus, aus der er errettet wurde? Und stellen wir uns selbst eine Frage: Aus welcher Welt bin ich errettet worden? Wer war Ihr König und wie lautete sein Name? – „Finsternis.“ Kuschan bedeutet „Schwärze“ oder „Finsternis“.

Erinnern wir uns an Noahs drei Söhne: einer hieß Ham und dessen ältester Sohn war Kusch, was so viel bedeutet wie „der Schwarze“, „der Dunkle“. Der zweite Namensteil lautet „Rischataim“, was „doppelte Bosheit“ bedeutet. Dieser Mann ist also der König von Mesopotamien, und er wird „Finsternis doppelter Bosheit“ genannt. Im ersten Kapitel des Kolosserbriefs lesen wir: „Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13). Es gibt also ein Reich der Finsternis im Gegensatz zu einem „Reich des Sohnes seiner Liebe“. Wir sind jetzt Kinder des Lichts, aber gehörten davor zum Reich der Finsternis. Abraham gehörte einst zum Land Aram (Mesopotamien), das jetzt von der „Finsternis doppelter Bosheit“ beherrscht wurde. Genauso gehörten wir einmal zu jener alten Welt, dem Reich der Finsternis, das beherrscht wird vom Gott jener Welt, dem Satan selbst. Gott bestrafte sein Volk, weil Er zornig auf es war. Wie bestrafte Er es? Er sagte nicht: Ich werde euch an den Ort zurückschicken, von dem Abraham kam. Ihr seid nicht mehr geeignet, dieses Land zu bewohnen. Geht zurück nach Ur in Chaldäa! Nein, Er schickte sie nicht dahin zurück, woher sie ursprünglich stammten. Er ließ sie im Land, aber Er brachte den Königs jenes Landes, aus dem Abraham herausgerufen worden war, als Herrscher in ihr Land. Er schickte sie nicht nach Ur in Chaldäa zurück, sondern schickte den König von Ur in Chaldäa in ihr Land. Und dieser König von Aram (Mesopotamien) überschritt die Grenze, kam in das Land, herrschte über Gottes Volk in dem Land und unterjochte sie.

Gott lässt Finsternis zu

Was will Gott uns damit zeigen? Nun dies, lieber Bruder, liebe Schwester, wenn du so enge Verbindungen zur Welt hast und dein Leben, dein Herz und dein Haus von weltlichen Dingen erfüllt sind, dann wird Gott dich nicht abtrennen. Du bist errettet, du bist für den Himmel errettet. Gott wird dich nicht in die Welt zurückschicken und sagen: Du bist nicht geeignet, Teil meines Volkes zu sein.

Was also wird Er tun? Nimm dich in Acht: Wenn du zulässt, dass die Welt einen so großen Raum in deinem Leben und Haus sowie deinem Gefühl einnimmt, dann wird die Welt, aus der du errettet worden bist, die Grenze zu dem Ort überschreiten, an dem du dich jetzt befindest, und dich dort versklaven. Vor deiner Errettung herrschte die Welt über dich im Reich der Finsternis. Wenn du dich dann als Christ – bildlich gesprochen – mit der Welt an einen Tisch setzt, dich mit ihr verbindest, sie heiratest, die Dinge dieser Welt vergötterst, dann kann Gott es zulassen, dass jene Welt, das System der Finsternis doppelter Bosheit, über dich triumphiert, in dein Haus, dein Herz, dein Leben eindringt, bis jene Welt, aus der du zuvor errettet wurdest, wieder dein Beherrscher wird. Obwohl es also richtig ist, dass du aus dieser Welt für den Himmel errettet worden bist, erlaubt Gott der Welt, sein Volk zu unterjochen, wenn sich dieses ganz der Welt verschrieben hat – bis es sich mit dem Hilferuf an Gott wendet, sie von der Welt zu erlösen.

In diesen Versen aus Richter 3 ging es ihnen zuallererst um die Welt; sie wollten gut Freund mit ihr sein, sie wollten sich mit ihr verbinden, wollten gemeinsam mit der Welt anbeten. Dann sagt Gott: Ihr wollt diese Welt? Ich werde sie euch bis zu eurer Haustür bringen. Die Finsternis doppelter Bosheit werde Ich zu eurem Haus bringen, und ihr werdet unter der Last des Herrschers dieser Welt stöhnen, bis ihr ruft: O Herr, errette mich von meiner weltlichen Gesinnung!

Liebe Geschwister im Herrn, vielleicht gab es auch in eurem Leben einen Tag, als ihr als frisch verheiratetes Paar zusammen auf den Knien wart, um Gott für seine Güte zu danken. Auf dem Boden lag kein weicher Teppich, es gab nur wenige Möbel in eurer Wohnung. Ihr wusstet, dass Gott euch führt, dass ihr in Ihm als Eheleute verbunden wurdet, und das wenige, das ihr hattet, gehörte Gott; Jesus Christus war der Mittelpunkt eures Lebens. Damals spielten weltliche Dinge in eurem Leben keine Rolle. Doch dann vergingen die Jahre, Gott war gut zu euch. Im Laufe der Zeit kamt ihr in den Genuss von immer mehr Wohltaten Gottes in eurem Leben. Und zur gleichen Zeit, ganz unmerklich, war da eine schleichende Anpassung an die Welt. Eine anfangs kleine Tür wurde in eurem Haus für die Welt geöffnet. Je größer die Rolle der Welt, desto geringer wurde die Rolle Gottes in eurem Leben. Bis die Familienandacht und das gemeinsame Gebet wegfielen. Auch das persönliche Bibelstudium fiel der Veränderung zum Opfer. Und an ihrer Stelle nahmen nach und nach die Dinge dieser Welt ihren Platz ein. Bis zu jenem Moment – wenn du in Gottes Gegenwart ehrlich zu dir selbst bist –, in dem du erkennst, dass das eigentliche Problem deines Lebens in deiner weltlichen Einstellung liegt.

Liebe Freunde, sieht es vielleicht so bei dir oder bei mir zu Hause aus? Blickt zurück auf euer Leben: Es gab da eine Zeit, als Gott euch zum ersten Mal errettet hatte (vielleicht war es die Zeit, bevor ihr verheiratet wurdet), als Jesus in eurem Leben das Ein und Alles war. Das ging womöglich so weit, dass euch manche Dinge, die ihr damals getan habt, heute lächerlich übertrieben vorkommen. Ihr habt so gehandelt, weil ihr den Herrn lieb hattet. Im Laufe der Jahre stumpfte euer Gewissen immer mehr ab, die Welt nahm einen immer größeren Raum ein, ihr gingt zunehmend Kompromisse ein, bis euer vormals empfindliches Gewissen wie mit einem glühenden Eisen versengt worden war. Und in eurem Herzen, euren Gedanken und euren Hoffnungen war die Welt eingezogen.

Ich wiederhole mich: Es gab einen Tag, an dem der Herr euch Kinder anvertraute, die ihr für Ihn aufziehen solltet, und ihr habt sie vor der Welt beschützt. Aber dann gab es im Laufe der Jahre immer mehr Kompromisse; damit sie keine Sonderlinge in den Augen der Welt wären und um ihnen Ansehen in weltlichen Kreisen zu verschaffen; damit du voller Wohlwollen an deine Familie und ihren Wohlstand denken konntest, daran, was sie erreicht hat. Aber die Bitterkeit liegt hierin: Sie haben sich der Welt angeschlossen. Wenn wir die Welt in unser Leben als Individuen oder als Gemeinschaft (wie die von Mann und Frau) hereinlassen, so bestraft uns Gott, indem Er dem weltlichen Reich der „Finsternis doppelter Bosheit“ erlaubt, uns zu versklaven – jenem Reich, aus dem Er uns zuvor bereits errettet hatte.

Meiner Meinung nach kann es passieren, dass im Leben eines Gläubigen oder der Gemeinde eine Zeit liegen kann, in der Gott der Welt den Eintritt gewährt, zumindest in geringem Maße. Und dann ein bisschen mehr, man will ja nicht zu weltlich gesinnt sein! Aber an einem bestimmten Punkt wird Gott die Bestrafung durch das Reich „doppelter Bosheit“ zulassen und Er sagt: Ihr habt die Welt gewollt – hier habt ihr sie! Der Mann oder die Frau, die vorher mit Gott lebten, mit der Welt liebäugelten, sie befinden sich plötzlich im festen Griff der Welt und können ihm nicht entkommen. Dies ist die Strafe Gottes. Wenn wir uns an die Welt klammern, wird Gott der Welt erlauben, uns zu umklammern. Wenn wir mit den Dingen spielen, die man „Welt“ nennt, dann wird Gott ihr erlauben, uns zu verschlingen. Er wird es einfach dadurch tun, indem Er uns das gibt, was wir wollen. Eine furchtbare Strafe, oder nicht?

Womöglich liest ja jemand diesen Text, der – während sein Partner schläft – allein dasitzt und sich nach jenen Tagen der Gottesnähe von damals zurücksehnt, nach jener Distanz zur Welt, die er einmal hatte? Gibt es da vielleicht einen Mann oder eine Frau, die dies lesen und es sehr schwierig finden, aufrichtig zueinander zu sein und zu sagen: Hör mal, Liebling, wir haben etwas verloren. Wir haben zwar alle diese Dinge, aber wir haben auch die Welt in unser Leben gelassen und die Gegenwart Jesu verloren. Wer ist aufrichtig genug, um in Gottes Gegenwart einzugestehen, dass man der Welt den ersten Platz eingeräumt hat und die Folgen katastrophal sind?

Wollen wir befreit werden?

Wir sehen, wie Gott sein Volk an diesen Punkt brachte, als sie für acht Jahre unter der Herrschaft Kuschan-Rischataims standen. Acht ist, wie wir wissen, die Zahl der neuen Schöpfung, die Zahl des Neubeginns. Nachdem sie unter der Last der Welt gestöhnt hatten, von der Abraham befreit worden war, schrien sie zum Herrn um Erlösung. Was wäre das für ein Tag in unserem Leben, wenn die Gläubigen zu Gott rufen würden um Erlösung von ihrer weltlichen Verstrickung. Wenn sie laut ausrufen würden, dass die Welt die Herrschaft in ihren Herzen, Leben und Häusern verlieren möge, damit sie so frei von der Welt wären, wie es Gott beabsichtigt hat: „Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt“ (Gal 6,14).

Haben wir nicht alle tief in unseren Herzen diesen Wunsch, von unseren weltlichen Fesseln befreit zu werden? Niemand in der Gemeinde Gottes lebt so fromm, wie er sollte; niemand so getrennt von der Welt, wie er sollte. Jeder von uns kann im Rückblick auf sein Leben feststellen, dass die Welt bei ihm eingedrungen ist, obwohl sie es nie gedurft hätte. Wenn Gott uns dahin bringen könnte, wohin Er sein Volk brachte: „Sie schrien zum Herrn.“ Das wäre ein großartiger Moment in unseren Kirchen des Neuen Bundes, wenn wir zum Herrn um Befreiung von unserer weltlichen Gesinnung rufen würden, damit wir wieder erkennen, dass das Kreuz zwischen uns und der Welt liegt.

Als Gottes Volk an diesem Punkt angekommen ist, heißt es:

Ri 3,9: Der HERR erweckte den Kindern Israel einen Retter, der sie rettete.

Das klingt gut, oder? Willst du, mein Bruder im Herrn, von der Welt befreit werden? Und du, liebe Schwester im Herrn, willst du es auch? Ich spreche jetzt nicht von deiner ewigen Errettung, sondern von der weltlichen Lebenseinstellung. Gott lässt einen Retter erstehen. Diese Richter sind eine Vorschau auf den Herrn Jesus. Wie wir des Weiteren im Buch der Richter sehen können, sind diese Richter auch ein Bild für die Ältesten in unserer Zeit. Und, liebe Mitälteste, ich möchte euch und mich gleichermaßen ansprechen. Bist du ein Retter von weltlicher Einflussnahme? Gottes Volk braucht Retter, Befreier, Führer. Retter, Befreier, Führer aus weltlicher Knechtschaft.

Eigenschaften Othniels und eines Ältesten

1. Erlebte Gnade

Wen ließ Gott erstehen? Othniel. Othniel hat eine sehr interessante Vorgeschichte. Wir können finden, dass Othniel der Sohn des Kenas war, das heißt aus der Familie des Kenas stammte. Wenn wir ins erste Buch Mose zurückgehen, dann stellen wir fest, dass dies der Name eines Verwandten von Esau war (1Mo 36,11). Hatten diese Verwandten Esaus in eine Familie aus dem Stamm Juda eingeheiratet und waren so ein Bestandteil von Juda geworden? Ich finde, das ist ein passendes Bild für dich und mich. Bist du nicht in Kontakt zu Esau gekommen, lieber Bruder? Und trotzdem gehörst du zum Stamm Juda, dem Stamm des Lobes, der Gott Loblieder singt. Und so ist hier zuallererst die Rede von Kaleb und Othniel, der mit ihm verwandt war: Sie gehörten zu Kenas. Sie haben verwandtschaftliche Beziehungen zu Esau, dem Mann des Fleisches, wurden aber durch Gottes Gnade mit dem Stamm Juda verbunden, um mit ihm Loblieder zu singen. – Jeder von uns hat diese Verbindung mit Esau, dem alten Fleisch. Durch unverdiente Gnade haben wir Jesus Christus als unseren Retter erkennen dürfen, und auch wir singen Loblieder zum Dank für unsere Befreiung.

Betrachten wir die Person Othniels in Richter 1,10:

Ri 1,10: Und Juda zog gegen die Kanaaniter, die in Hebron wohnten; der Name Hebrons war aber vorher Kirjat-Arba; und sie schlugen Scheschai und Achiman und Talmai.

2. Gemeinschaft mit Gott

Er wird in Verbindung mit Hebron gebracht. Hebron ist der Platz des Bundes, der Ort der Gemeinschaft, des Kontaktes zu Gott. Welche Erfahrungen über die Gemeinschaft mit Gott hast du, lieber Mitältester, gemacht? Was weißt du über die echte Nähe zu Gott, das Einssein mit Ihm? Du erinnerst dich, dass Abraham ein großer Befreier war: Er holte Lot aus Sodom heraus und rettete ihn so vor der Schlacht zwischen den Beherrschern dieser und jener Welt. Wo war er zuvor gewesen? In Hebron, dem Ort der Gemeinschaft. Wie, lieber Mitältester, sieht es mit deiner Beziehung zum Herrn aus? Damit meine ich nicht, dass du in Gemeinschaft mit den Geschwistern bist; denn ohne diese Art von Gemeinschaft könntest du ja überhaupt kein Ältester sein. Nein, was ich meine, ist Folgendes: Was hast du an enger Gemeinschaft mit Gott erfahren? Was über die Erfahrung, mit Gott eins zu werden? Hast du einen wirklich tiefen Austausch mit dem Herrn? Stehst du auch während des Tags in stetem Kontakt zum Herrn? Bist du in diesem Sinne auch ein Mann aus Hebron? Um ein wirklich nützlicher Aufseher über Gottes Gemeinde zu sein, musst du wissen, was es bedeutet, Gott zu gehorchen, Jesus Christus zu gehorchen. Du musst wissen, was Gemeinschaft mit Gott zu haben, was ein geheiligtes Leben zu führen, bedeutet, wie du in seiner Gegenwart zu Hause sein kannst. Lieber Bruder, ohne diese Voraussetzung wirst du Gottes Gemeinde niemals aus ihrer weltlichen Orientierung herausführen können. Nur der Mann, der im Heiligtum dient, kann den Wert göttlicher Dinge ermessen. Abraham konnte das. Was war Lot wichtig? Die Städte in der Ebene, die später gerichtet wurden. Liebe Älteste, habt ihr eure geistige Heimat in Hebron? Wenn ihr in die Gemeinde kommt, dort oder im Alltag die Glaubensgeschwister trefft, kommt ihr dann als Männer, die die Gemeinschaft mit Gott kennen?

3. Liebe zum Herrn

Eine dritte Sache gibt es über Othniel zu entdecken. Er war ein Mann, der herausgefordert wurde, eine Stadt einzunehmen, und er eroberte sie, weil er ein Mädchen namens Aksa liebte. Durch reine und wahrhaftige Liebe gelang ihm die Eroberung der Stadt:

Ri 1,10-15: Und Juda zog gegen die Kanaaniter, die in Hebron wohnten; der Name Hebrons war aber vorher Kirjat-Arba; und sie schlugen Scheschai und Achiman und Talmai. Und er zog von dort gegen die Bewohner von Debir; der Name von Debir war aber vorher Kirjat-Sepher. Und Kaleb sprach: Wer Kirjat-Sepher schlägt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Aksa zur Frau. Da nahm es Othniel ein, der Sohn des Kenas, der jüngere Bruder Kalebs; und er gab ihm seine Tochter Aksa zur Frau. Und es geschah, als sie einzog, da trieb sie ihn an, das Feld von ihrem Vater zu fordern. Und sie sprang vom Esel herab. Und Kaleb sprach zu ihr: Was hast du? Und sie sprach zu ihm: Gib mir einen Segen; denn ein Mittagsland hast du mir gegeben, so gib mir auch Wasserquellen! Da gab ihr Kaleb die oberen Quellen und die unteren Quellen.

Meine Frage an dich ist nicht, ob du deine Frau aufrichtig liebst, sondern ob du den Herrn Jesus Christus wirklich liebst? Dies ist die Grundvoraussetzung für jeden Aufseher in der Gemeinde! Am Ende des Johannesevangeliums heißt es: „Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb?“ (Joh 21,17). Weide meine Schafe, weide meine Lämmer. Das war die Grundbedingung: Hast du mich lieb? Niemand sollte dazu überredet, gedrängt oder gezwungen werden, ein Aufseher zu sein. Der wahre Aufseher wird es aus Liebe tun. Und an erster Stelle sollte nicht die Liebe zu den Glaubensgeschwistern, sondern die Liebe zum Herrn stehen. „Hast du mich lieb?“ – dann weide meine Schafe! Bist du wirklich ein Ältester, weil du Gefallen an dem Amt gefunden hast? Weil dir der Titel schmeichelt oder du gut organisieren kannst? Oder hast du den Herrn wirklich lieb? Mach dir klar, dass alle Gemeindemitglieder Schafe des Herrn sind. Du wirst sehr nachsichtig mit ihnen umgehen, wenn du dir vor Augen hältst, welchen Preis Er für sie bezahlt hat. Jedes einzelne Schaf ist kostbar.

4. Das Buch kennen

Und noch eine Sache fällt mir auf. Othniel schlug die Stadt mit Namen Kirjat-Sepher durch die Kraft seiner Liebe zu Aksa und benannte diese Stadt dann um in Debir (Ri 1,11). Kirjat-Sepher bedeutet „Stadt des Buches“. Ihr Name wurde dann geändert in Debir, „Wort Gottes“.

Aufseher in der Gemeinde, Älteste, müssen Männer sein, die die „Stadt des Buches“ einnehmen. Lieber Mitbruder, wenn du die Stadt des Buches für dich eingenommen hast, dann muss dieses Buch für dich das Wort Gottes sein. Sei ehrlich! Hast du die Stadt des Buches schon erobert? Alle Ältesten im Sinne des Neuen Testaments müssen zur Lehre fähig sein. Das muss nicht bedeuten, dass jeder auch die Gabe der Predigt besitzen muss. Aber du musst das Buch erobern, du musst es kennen. Wie willst du die Gemeinde richtig führen, wenn du es nicht kennst? Wie willst du sie aus ihrer weltlichen Verstrickung befreien, wenn du das Buch nicht kennst? Jeder Aufseher muss das Buch kennen!

Wie sieht es bei euch jungen Leuten aus, wie weit seid ihr in eurer Bibelkenntnis gekommen? Wie viele Stunden am Tag verbringst du mit ihr, wie eifrig studierst du sie? Bist du in der Lage, mit ihr umzugehen, sie zu verstehen, eine Bibelstelle zutreffend auszulegen, sie im Zusammenhang einzuordnen? Was wäre, wenn plötzlich ein Gemeindeglied auf dich zukäme und sagte: Ich habe gerade ein Problem. Kannst du mir anhand von Gottes Wort weiterhelfen? Du kennst doch die Bibel.

Weltliche Weisheit alleine wird nicht ausreichen. Zu sagen: Tu das, was wir schon immer in dieser Lage getan haben – das wird nicht ausreichen. Zu sagen: Unsere Väter haben es auf diese oder eine andere Weise getan – auch das wird nicht ausreichen. In der Christenheit heißt es oft: Das haben wir schon immer so gemacht. Du musst das Buch kennen und auf dieser Grundlage aufzeigen können, was richtig ist. – Othniel nahm die Stadt des Buches ein.

Habe ich nicht recht, ihr jungen Männer, wenn ich sage, dass wir ein Problem haben, nämlich einen Mangel an Männern, die das Buch für sich erobert haben? Nehmt das Buch zur Hand, verbringt Zeit mit ihm, arbeitet mit ihm, strengt euch an, das Buch wirklich kennenzulernen. Wenn ihr im Zusammenhang darlegen könnt, was dieses Buch aussagt, dann ist dies elementar wichtig, aber es ist nicht alles. Wenn ihr so weit seid, dass ihr Bedeutung und Absicht der Bibelabschnitte wiedergeben könnt, dann muss noch etwas anderes hinzukommen. Dieses Buch muss für euch zu Gottes Wort werden. Ihr könntet dieses Buch wie eine Abhandlung über Algebra oder das neuste Lehrbuch über Mathematik betrachten. Aber es steckt mehr in diesem Buch. Es ist Gottes Wort für deine Seele. Aus ihm heraus spricht Gott zu dir. Vor seinen Seiten musst du zittern. Gott ist denjenigen nah, die vor seinem Wort erzittern.

Meine Geschwister, ist das auch die Bedeutung des Buches für euch? Für mich? Nur Männer, die das Wort so schätzen und einschätzen, können Gottes Gemeinde von ihrer Weltlichkeit erretten.

5. Eine Ehefrau nach Gottes Sinn

Noch etwas ist über Othniel zu sagen: Er ging nicht unter einem „fremdartigen Joch“ (vgl. 2Kor 6,14). Er heiratete nicht nur eine Frau aus dem Volk Israel, sondern auch eine Frau, die geistlich dachte und empfand. So sagte sie zu ihrem Mann: Bitte du für mich!, und sie ermutigte so ihren Mann zum Gebet [bezieht sich auf Richter 1,14a: „Es geschah, als sie (Achsa) einzog, da trieb sie ihn an {nach anderen Übersetzern: da trieb er sie an}, das Feld von ihrem Vater zu fordern“]. Doch nicht nur das, denn als sie ihren Vater traf, sagte sie: „Ein Mittagsland hast du mir gegeben, so gib mir auch Wasserquellen!“ (Ri 1,15).

Was für eine Frau hast du, lieber Mitbruder? Wie soll das Mädchen sein, das du heiraten willst? Wenn man die Stellen im Neuen Testament betrachtet, die von den Ältesten sprechen, so werden dort immer ihre Frauen erwähnt. Sag mir, hast du eine gläubige Christin geheiratet? Mehr noch, hast du eine geistlich gesinnte Frau geheiratet? Ermutigt dich deine Frau zu beten? Hast du dich einer Frau verheiratet, die sich schon der Gaben des Südlandes erfreute, aber noch mehr wollte, sich sehnte nach den Wasserquellen? Hast du so eine Frau? Wenn ja, dann bist du ein wahrhaft glücklicher Mann und bringst eine der Voraussetzungen zum Ältestenamt mit. Der Mann, dem dies fehlt, hat in seinem Leben einen ausgesprochenen Nachteil, wenn es darum geht, Gottes Gemeinde als Ältester zu leiten.

So wird also der Mann Othniel in Richter 3 beschrieben, den Gott erstehen ließ, um sein Volk zu retten. Wo sind die Othniels unserer Tage? Die Othniels, die Männer mit seinen Eigenschaften, die Gott heutzutage schicken wird, um sein Volk aus seiner weltlichen Gebundenheit zu befreien?

Othniels herausragende Eigenschaft war diese: Er hatte nicht getan, was das Volk getan hatte. Sie waren hingegangen und hatten die Söhne und Töchter des Landes geheiratet, und darin lag der Anfang ihrer Verbindung mit der Welt. Er hatte seine Frau nach Gottes Wort und für Gott ausgewählt. Er und seine Frau gingen auf dem rechten Weg. Dieser Mann, der das Wort Gottes kannte, konnte Gottes Volk führen. Er hatte das Buch „erobert“. Für ihn war es Gottes Wort geworden.

Wie wird man ein Othniel?

Wenn du über diese Dinge nachdenkst, dann stelle doch einmal eine Verbindung zwischen Othniel und diesem Kapitel aus dem Buch Richter mit einer Stelle aus 1. Johannes 2,14-17 her. Dort wirst du die Othniels des Neuen Testaments finden. Da lesen wir: „Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben“ – das ist Othniel, oder nicht? Sein Name bedeutet „Löwe Gottes“, das heißt „starker Mann für Gott“ –, „weil ihr stark seid“ – was machte die jungen Männer stark? – „und das Wort Gottes in euch bleibt.“ Wie bei Othniel. Er nahm die Stadt des Buches ein, das Wort Gottes. Es blieb in ihm. Es geht hier nicht so sehr um körperlich junge Männer, sondern darum, ob man das Buch als Gottes Wort erkannt und anerkannt hat. Hat es uns stark gemacht und uns dabei geholfen, den Widersacher zu besiegen? Othniel war so ein Mann. Männer wie ihn kann Gott gebrauchen, um sein Volk aus der Fesselung an die Welt zu befreien.

Johannes spricht immer noch zu den jungen Männern, wenn er fortfährt: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ Diesen wie Othniel gesinnten Männern wird gesagt: „Liebt nicht die Welt!“ Sie werden als geistlich gesinnte junge Männer in seiner Gemeinde stehen und als Befreier wirken können. Und junge wie ältere Männer sind dadurch stark geworden, dass das Wort Gottes in ihnen geblieben und der Widersacher überwunden worden ist, sie nein zur Welt gesagt haben. Solche Männer wird Gott erstehen lassen, um sein Volk aus der Knechtschaft der Welt zu befreien.

Ein Wort noch an die anderen Geschwister und Ältesten. Nur einige von euch sind Älteste, aber alle Gläubigen stehen in der Gefahr, sich der Welt zu verschreiben, und wir alle sind aufgefordert, die Welt zu überwinden. Was also tun? – Verbringt Zeit in Hebron! Prüft eure Liebe zum Herrn. Lernt das Buch kennen. Erzittert vor ihm als dem Wort Gottes. Dann wird die belehrende Kraft dieses Buches wie bei Othniel erfüllt durch den Heiligen Geist die weltliche Gesinnung aus unseren Herzen, aus unseren Familien und aus unseren menschlichen Beziehungen vertreiben.

Nachdem Othniel das Volk Gottes aus seiner Knechtschaft befreit hatte, genoss das Land bis zu seinem Tod vierzig Jahre Frieden. – Wenn das Volk Gottes unserer Tage von seiner weltlichen Versklavung befreit wird, dann werden auch die Gemeinden Frieden, Wohlstand und Gottes Segen erfahren. Wir werden Gottes Nähe in nie gekannter Weise erleben und Jesus Christus wird unser Ein und Alles sein.


Originaltitel: „Othniel—The Ideal Judge“,
übersetzt aus The 13 Judges, Glasgow (Gospel Tract Publications) 1986, S. 8–26

Übersetzung: Dr. Andreas Blings

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Manche Bibelübersetzungen haben: „Sie dienten den Baalim und den Hainen.“

[2] Anm. d. Red.: Aschera: Muttergöttin der Kanaaniter; Plural Ascherim: Kultpfahl oder Abbild dieser Göttin.


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